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Skorpion - media 4ways

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Hat das Bild das Wort verdrängt?<br />

Das Bild hängt über dem Wort wie ein Gesetz<br />

Von Jan Causa<br />

Als ich vor einigen Jahren in London eine Ausstellung von Magnum Photographers besuchte,<br />

folgte ich den Spuren einer Gruppe von Besuchern, die vor einem „künstlerischen Bild“ von<br />

Burton Glinn innehielten und den Ausführungen eines Mannes lauschten, den ich nach kurzer Zeit<br />

mit den Worten unterbrach: „Glinns Bilder sprechen für sich. Sie sagen mehr und Endgültigeres<br />

aus, als Worte, ein Buch oder eine Abhandlung es könnten.“ „Ich bin der Fotograf“, sagte der<br />

Angesprochene. „Ich möchte den Siegeszug des Bildes etwas aufhalten“, fügte er schmunzelnd<br />

hinzu.<br />

Lässt sich der Siegeszug aufhalten?<br />

Die Behauptung, das Wort sei in unserer Epoche durch das Bild verdrängt worden, hat fast den<br />

Rang eines allgemeinen Gesetzes angenommen. Leo Lania sah in dieser Entwicklung einen<br />

Niedergang des Geistes, die Verführung zur Denkfaulheit, einen Triumph der Primitivität. Liegt<br />

nicht in dieser Verallgemeinerung nur eine sehr bedingte Gültigkeit? Entscheidend erscheint mir<br />

aber der Hinweis, dass das angeblich in seiner Position erschütterte Wort nicht ganz schuldlos an<br />

seiner Entthronung ist.<br />

Das siegreiche Vordringen des Bildes war nur möglich, weil das Wort viel von seiner Ursprünglichkeit<br />

und Lebendigkeit verloren und die Farbe des Klischees angenommen hat. Leo Lania:<br />

„Wie eine abgegriffene Münze wird es in Umlauf gesetzt, man kann oft nur schwer seinen<br />

ursprünglichen Wert entziffern, nimmt es aus Faulheit oder Gleichgültigkeit an – eine konventionelle<br />

Floskel, mit der man kaum noch einen tieferen Sinn verbindet. Immer größere<br />

Schlagzeilen, anreißerische Phrasen können die blutleere Sprache der Zeitungen, ja der meisten<br />

heutigen literarischen Erzeugnisse nicht verdecken.“<br />

Nun hat aber nicht jedes Bild das „künstlerische Attribut“ der Magnum Photographers verdient,<br />

es strotzt vor Banalität, ist billiger Abklatsch, ihm fehlen der Stempel der eigenen Persönlichkeit<br />

und Originalität.<br />

Es ist müßig, darüber einen Streit zu entfachen, wem denn nun der Vorzug gebührt – dem Bild<br />

oder dem Wort. Wichtig ist allein: Bilder können das Wort des schlechten Dichters zwar ersetzen,<br />

niemals jedoch das Wort des wahren Dichters. Auch Bilder von Meisterfotografen nicht. Und<br />

dennoch gibt es Bilder, die langen Schilderungen und Berichten überlegen sind und die ihren<br />

Funken der Menschlichkeit, das wahre Wesen der Wirklichkeit und ihre Eindringlichkeit aus dem<br />

Brunnen der Inspiration und Erkenntnis schöpfen, der auch dem Dichter zugänglich ist. Bilder,<br />

die zu denken geben.<br />

Besuchen Sie die Ölbildgalerie des Wiener<br />

Künstlers Helmut Schida:<br />

http://www.oelbildgalerie.at/<br />

Jürgen Preuss…<br />

…ist wieder zweimal (wie im letzten Jahr) für<br />

den Bücherbummel-auf-der-Kö in Düsseldorf<br />

engagiert: Am 12.6.09 um 19:30 Uhr beim<br />

Ess-Theater im Theatermuseum mit dem<br />

Solo-Programm "Weinrich Weines<br />

Weinprobe" und am 13.6.09 um 22:00 Uhr im<br />

Lesezelt auf der Kö mit "Alles in Buddha".<br />

Goldrausch<br />

Anton G. Leitner<br />

Autor<br />

Kritiker<br />

Herausgeber<br />

Verleger<br />

Im Juni erscheint seine neue dtv-Lyrik-Serie mit<br />

drei Büchern. ← Klicken Sie bitte hier!<br />

Sie hatten uns das Haus weggenommen<br />

einfach unterm Arsch weggezogen<br />

wegen so einer Kreditgeschichte.<br />

Dazu die drei Brände in den letzten fünf Jahren.<br />

Der Ort lag genau auf einer Bruchlinie<br />

typische Erdbebenzone.<br />

Es rumpelte oft in der Nacht,<br />

die Gläser klirrten im Wandschrank,<br />

die Scheiben krachten in den Fensterrahmen,<br />

manchmal fiel ein Bild von der Wand.<br />

Und jetzt macht noch das Werk dicht – arbeitslos.<br />

Alles total trostlos, so beschissen,<br />

dass wir das ganze Zeug auf den Hänger laden<br />

und uns des Nachts davonmachen.<br />

Nach Norden, 170 km bis Sacramento.<br />

Unterwegs schließen sich uns an:<br />

Verzweifelte, Verrückte, Verbrecher<br />

und sonstige Verdammte.<br />

Hunderte kommen jeden Tag am Fluss an,<br />

stecken ihre Claims ab und beginnen<br />

den harten, lehmfarbenen Boden zu durchwühlen.<br />

Wir suchen alle verzweifelt nach Gold<br />

an den Ufern des Sacramento-River.<br />

Kaum einer erwischt ein Metallkorn,<br />

kein einziger wird reich, etliche verrecken im Wasser<br />

oder in den Schächten oder bekommen in der<br />

Dunkelheit ein Messer rein.<br />

Weltwirtschaftskrise, Goldrausch<br />

Kalifornien, Frühjahr 2009<br />

H. Schida, 2009<br />

www.schida.at/<br />

Politiker sind Menschen, die früher<br />

mal Menschen waren.<br />

Frage<br />

Soll ich die Partei der Nichtwähler<br />

wählen oder lieber doch nicht wählen,<br />

damit sie meine Stimme bekommt?<br />

© Dirk Werner<br />

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