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Impressum INFORMATIK Zeitschrift der schweizerischen Informatikorganisationen INFORMATIK ist das Verbandssorgan der Schweizer Informatiker Gesellschaft (SI) und des Wirtschaftsinformatik-Fachverbands (WIF). INFORMATIQUE Revue des organisations suisses d’informatique INFORMATIQUE est l’organe de la Société suisse des informaticiens (SI) et du Wirtschaftsinformatik-Fachverband (WIF). Herausgeber Editeur SVI/FSI Schweizerischer Verband der Informatikorganisationen Fédération suisse des organisations d’informatique Postfach 71, 8037 Zürich Projektgruppe Zeitschrift Helmut Thoma, Walter Wüst, Prof. Dr. Carl August Zehnder Beirat Comité consultatif Dr. Martin Dürst (Universität Zürich), Martin Egli (Osys AG, Zürich), Dr. Stefan Klein (Hochschule St. Gallen), Dr. Rudolf Marty (Schweiz. Bankgesellschaft, Zürich), Prof. Dr. Jean-Daniel Nicoud (EPF Lausanne), Prof. Dr. Jürg Nievergelt (ETH Zürich), Prof. Dr. Hans-Jörg Schek (ETH Zürich), Dr. Reinhold Thurner, Rudolf Weber (RWC Consulting, Binz Zh), Roland Wettstein (Schweiz. Nationalbank, Zürich) Redaktion Rédaction François Louis Nicolet Schwandenholzstr. 286, 8046 Zürich Telefon 01 371 73 42, Telefax 01 371 23 00 e-mail nicolet@clients.switch.ch English proof-reading: Mary Jo Kostya Titelblatt Frontispice: Cedric Barco Druck, Versand Impression, expédition Stulz AG, 8942 Oberrieden Inseratenverwaltung Régie des annonces Geschäftsstelle SVI/FSI Postfach 71, 8037 Zürich Telefon 01 - 632 72 81 (Frau Messerli) Jahrgang Année de parution 1. Jahr 1ère année Erscheinungsweise Parution Jährlich 6 mal 6 fois par an Auflage Tirage: 4’000 Exempl. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. La revue ainsi que toutes les contributions et figures qu’elle contient sont protégées par la loi sur les droits d’auteur. Inhalt Sommaire Fachbeiträge Contributions techniques Software-Qualität Qualité du logiciel 2 Editorial – Karol Frühauf 3 Software-Qualitätsmanagement, eine Einführung – Karol Frühauf 6 Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung – Ernest Wallmüller 19 “Wir haben kein Q-System – Wir sind eines!” – Stefan Brantschen und Stefan Zeder 30 Ein QS-System für objektorientierte Softwareentwicklung – Simon Moser 36 Standortbestimmung und Vorbereitung der ISO 9001-Zertifizierung – Thomas Frühauf und Ernst Lebsanft 43 Objektorientierte Programmierung verteilter Systeme – Silvano Maffeis 50 Verwaltung heterogener Systeme – Michael Abel Aktualitäten Actualités 40 Zum 60. Geburtstag von Prof. Hansjürg Mey – Hanspeter Bieri 41 Tagungsbericht: Mustererkennung 1994 – Bruno T. Messmer Mitteilungen der Schweizer Informatiker Gesellschaft (SI) Communications de la Société Suisse des Informaticiens (SI) 42 SI-Generalversammlung 1994: Beschlussprotokoll 43 Assemblée Générale Si 1994: Procès-verbal 43 CHOOSE – Object-Oriented Systems and Environments 46 DBTA – Data Bases – Theory and Application 46 I&G – Informatik und Gesellschaft 48 Security 48 SGAICO – Swiss group for artificial intelligence and cognitive science 49 SIPAR – SI Group on parallel systems 49 SI-SE – Software-Engineering Mitteilungen des Wirtschaftsinformatik-Fachverbands 50 Verwaltung heterogener Systeme – Michael Abel 52 Tagungsankündigung: Gestaltung von Client/Server-Anwendungen 53 Ankündigung: Betriebsbesichtigung Sihlpost 53 Höhere Prüfung für Wirtschaftsinformatik-Fachleute 1994. Ergebnisse 54 Index 1994 INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 1

<strong>Impressum</strong><br />

INFORMATIK<br />

Zeitschrift der schweizerischen<br />

Informatikorganisationen<br />

INFORMATIK ist das Verbandssorgan der<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft (SI)<br />

und des Wirtschaftsinformatik-Fachverbands<br />

(WIF).<br />

INFORMATIQUE<br />

Revue des organisations suisses<br />

d’informatique<br />

INFORMATIQUE<br />

est l’organe de la Société<br />

suisse des informaticiens (SI) et du<br />

Wirtschaftsinformatik-Fachverband (WIF).<br />

Herausgeber <strong>•</strong> Editeur<br />

SVI/FSI Schweizerischer Verband der Informatikorganisationen<br />

<strong>•</strong> Fédération suisse des<br />

organisations d’informatique<br />

Postfach 71, 8037 Zürich<br />

Projektgruppe Zeitschrift<br />

Helmut Thoma, Walter Wüst, Prof. Dr. Carl<br />

August Zehnder<br />

Beirat <strong>•</strong> Comité consultatif<br />

Dr. Martin Dürst (Universität Zürich), Martin<br />

Egli (Osys AG, Zürich), Dr. Stefan Klein<br />

(Hochschule St. Gallen), Dr. Rudolf Marty<br />

(Schweiz. Bankgesellschaft, Zürich), Prof.<br />

Dr. Jean-Daniel Nicoud (EPF Lausanne),<br />

Prof. Dr. Jürg Nievergelt (ETH Zürich),<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Schek (ETH Zürich),<br />

Dr. Reinhold Thurner, Rudolf Weber (RWC<br />

Consulting, Binz Zh), Roland Wettstein<br />

(Schweiz. Nationalbank, Zürich)<br />

Redaktion <strong>•</strong> Rédaction<br />

François Louis Nicolet<br />

Schwandenholzstr. 286, 8046 Zürich<br />

Telefon 01 371 73 42, Telefax 01 371 23 00<br />

e-mail nicolet@clients.switch.ch<br />

English proof-reading: Mary Jo Kostya<br />

Titelblatt <strong>•</strong> Frontispice: Cedric Barco<br />

Druck, Versand <strong>•</strong> Impression, expédition<br />

Stulz AG, 8942 Oberrieden<br />

Inseratenverwaltung <strong>•</strong> Régie des annonces<br />

Geschäftsstelle SVI/FSI<br />

Postfach 71, 8037 Zürich<br />

Telefon 01 - 632 72 81 (Frau Messerli)<br />

Jahrgang <strong>•</strong> Année de parution<br />

1. Jahr <strong>•</strong> 1ère année<br />

Erscheinungsweise <strong>•</strong> Parution<br />

Jährlich 6 mal <strong>•</strong> 6 fois par an<br />

Auflage <strong>•</strong> Tirage: 4’000 Exempl.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. <strong>•</strong> La revue ainsi que<br />

toutes les contributions et figures qu’elle<br />

contient sont protégées par la loi sur les<br />

droits d’auteur.<br />

<strong>Inhalt</strong> <strong>•</strong> <strong>Sommaire</strong><br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Software-Qualität <strong>•</strong> Qualité du logiciel<br />

2 Editorial – Karol Frühauf<br />

3 Software-Qualitätsmanagement, eine Einführung – Karol Frühauf<br />

6 Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung – Ernest Wallmüller<br />

19 “Wir haben kein Q-System – Wir sind eines!”<br />

– Stefan Brantschen und Stefan Zeder<br />

30 Ein QS-System für objektorientierte Softwareentwicklung – Simon Moser<br />

36 Standortbestimmung und Vorbereitung der ISO 9001-Zertifizierung<br />

– Thomas Frühauf und Ernst Lebsanft<br />

43 Objektorientierte Programmierung verteilter Systeme – Silvano Maffeis<br />

50 Verwaltung heterogener Systeme – Michael Abel<br />

Aktualitäten <strong>•</strong> Actualités<br />

40 Zum 60. Geburtstag von Prof. Hansjürg Mey – Hanspeter Bieri<br />

41 Tagungsbericht: Mustererkennung 1994 – Bruno T. Messmer<br />

Mitteilungen der Schweizer Informatiker Gesellschaft (SI)<br />

Communications de la Société Suisse des Informaticiens (SI)<br />

42 SI-Generalversammlung 1994: Beschlussprotokoll<br />

43 Assemblée Générale Si 1994: Procès-verbal<br />

43 CHOOSE – Object-Oriented Systems and Environments<br />

46 DBTA – Data Bases – Theory and Application<br />

46 I&G – Informatik und Gesellschaft<br />

48 Security<br />

48 SGAICO – Swiss group for artificial intelligence and cognitive science<br />

49 SIPAR – SI Group on parallel systems<br />

49 SI-SE – Software-Engineering<br />

Mitteilungen des Wirtschaftsinformatik-Fachverbands<br />

50 Verwaltung heterogener Systeme – Michael Abel<br />

52 Tagungsankündigung: Gestaltung von Client/Server-Anwendungen<br />

53 Ankündigung: Betriebsbesichtigung Sihlpost<br />

53 Höhere Prüfung für Wirtschaftsinformatik-Fachleute 1994. Ergebnisse<br />

54 Index 1994<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 1


Das Besondere dieser Ausgabe von IN-<br />

FORMATIK<strong>•</strong>INFORMATIQUE besteht<br />

darin, dass die gleichen Fachbeiträge<br />

auch in der Januar-Nummer der neuen<br />

Fachzeitschrift Qualität erscheinen<br />

werden. Qualität wird das SAQ-Bulletin<br />

der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Qualitätsförderung (SAQ) ersetzen.<br />

Sie haben also mit diesem Heft<br />

eine gemeinsame Arbeit der Redaktoren<br />

der schweizerischen Informatikorganisationen<br />

und der Schweizer Arbeitsgemeinschaft<br />

für Qualitätsförderung<br />

(SAQ) vor sich. Es wäre zu wünschen,<br />

dass diese Zusammenarbeit Schule<br />

macht. Informatik und Qualitätssicherung<br />

sind bezüglich ihrer Anwendung<br />

bereichsüberschreitende, universelle<br />

Disziplinen. Es gibt kaum einen<br />

Lebensbereich, in den die Informatik<br />

nicht hineinwirkt und es gibt keinen, in<br />

dem nicht die Qualität eine Rolle spielt.<br />

Also sind auch die Zeitschriften, die<br />

sich mit diesen Themen befassen dazu<br />

prädestiniert, ihre Grenzen zu sprengen<br />

und zusammenzuarbeiten. Zu dieser Tat<br />

möchte ich den beiden Redaktionen<br />

gratulieren und auch in Ihrem Namen,<br />

werte Leserschaft, herzlich danken.<br />

In meiner Funktion als Leiter der SAQ-<br />

Arbeitsgruppe “Qualitätssicherung von<br />

Software” und SAQ-Vorstandsmitglied<br />

möchte ich Ihnen die SAQ vorstellen.<br />

Die SAQ wurde vor mehr als 25 Jahren<br />

gegründet und zählt heute gegen 2’000<br />

Firmenmitglieder und einige Dutzend<br />

Einzelmitglieder. Lange Jahre dominierten<br />

die Maschinen- und die Elektroindustrie<br />

die Mitgliedschaft. Mit der<br />

Diffusion des Qualitätsmanagements in<br />

andere Bereiche kamen immer mehr<br />

Mitgliedsfirmen aus anderen Gebieten<br />

hinzu. Vor allem die Dienstleistungsund<br />

Informatikunternehmen finden in<br />

ihrem Streben nach Qualität zunehmend<br />

den Weg zur SAQ.<br />

2 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Editorial<br />

Software-Qualität<br />

Die Schulung nimmt im Leistungsangebot<br />

der SAQ den wichtigsten Platz ein.<br />

Mit rund 15’000 Teilnehmertagen bietet<br />

die SAQ in der Schweiz das grösste<br />

Schulungsangebot auf dem Gebiet der<br />

Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements.<br />

Es umfasst alle Anwendungsgebiete,<br />

inklusive Software. Erst<br />

kürzlich hat der SAQ-Schulrat den<br />

Grundsatzentscheid gefällt, die Schulung<br />

auf dem Gebiet des Software-Qualitätsmanagements<br />

auszubauen.<br />

Mit ihrer zehnmal jährlich erscheinenden<br />

Zeitschrift und anderen Publikationen,<br />

Tagungen und Seminaren versteht<br />

sich die SAQ als Informations-Drehscheibe<br />

in Sachen Qualität. Durch die<br />

gemeinsame Organisation von Tagungen<br />

und Seminaren mit anderen Verbänden<br />

werden die Ideen des Qualitätsmanagements<br />

neuen Kreisen zugänglich<br />

gemacht. Auf dem Gebiet der Software<br />

veranstaltet die SAQ Workshops, bei<br />

denen Erfahrungsaustausch und Gruppenarbeit<br />

im Vordergrund stehen. Die<br />

erarbeiteten Ergebnisse werden publiziert.<br />

Die erste SAQ-Konferenz zum<br />

Thema Software-Qualitätssicherung hat<br />

1987 rund 450 Teilnehmer aus der ganzen<br />

Schweiz verzeichnen dürfen.<br />

Im vergangenen Oktober ist die SAQ<br />

zusammen mit ihrem europäischen<br />

Dachverband European Organisation<br />

for Quality (EOQ) Veranstalter der<br />

Fourth European Conference on Software<br />

Quality in Basel gewesen. Hier haben<br />

wir leider zu spät an eine Zusammenarbeit<br />

mit der SI und dem WIF<br />

gedacht. Die 250 Teilnehmer aus 30<br />

Ländern haben durchwegs positiv über<br />

die Konferenz berichtet. Die Proceedings<br />

der Konferenz können bei der<br />

SAQ-Geschäftsstelle bezogen werden.<br />

Die nächste grosse Herausforderung für<br />

die SAQ ist der 39th EOQ Annual Congress<br />

im Juni 1995. Gegen 1000 Experten<br />

und solche, die es werden wollen,<br />

werden in Lausanne erwartet. In früheren<br />

Kongressen kamen bis zu 10% der<br />

Teilnehmer aus der Informatik. Die<br />

Konzepte und Hilfsmittel des Qualitätsmanagements<br />

sind universell anwendbar;<br />

es ist für Informatiker also durchaus<br />

lohnenswert, Berichte darüber zu<br />

hören und anschliessend zu versuchen,<br />

diese in der eigenen Umgebung auszuprobieren.<br />

Ich durfte als Gast dieses Editorial<br />

schreiben. Als Gründungsmitglied der<br />

SI bin ich aber kein echter Gast. Als<br />

Mitglied beider Gesellschaften hoffe<br />

ich natürlich, dass die Beschäftigung<br />

mit dem Thema Software-Qualität nicht<br />

einmalig bleibt, sondern auf den Seiten<br />

der<br />

INFORMATIK<strong>•</strong>INFORMATIQUE<br />

regelmässig wiederkehren wird. Das<br />

Thema hat viele diskussioswürdige<br />

Aspekte: rein technische (z.B. Feststellen<br />

der Qualität), technologische (z.B.<br />

qualitätsfördernde Methoden und Werkzeuge),<br />

juristische (z.B. Urheberrecht),<br />

philosophische (was ist Qualität?), soziale<br />

(z.B. Einfluss auf die Beschäftigung<br />

– durch Automatisierung vernichten<br />

wir Arbeitsplätze anderer, durch<br />

schludrige Arbeit erhalten wir die eigenen)<br />

und ethische (dürfen wir mit dem<br />

gegenwärtigen Stand der Praxis gewisse<br />

Anwendungen überhaupt in Angriff<br />

nehmen?).<br />

Ich weiss, dass die Redaktoren, Herr<br />

Hohl und Herr Nicolet, Beiträge zu diesen<br />

Themen gern entgegen nehmen.<br />

Lassen Sie sich von den folgenden inspirieren.<br />

Karol Frühauf,<br />

Gastredaktor


Vom Kunsthandwerk zum<br />

Ingenieurwesen<br />

Die Entwicklung von Computerprogrammen<br />

ist eine junge Disziplin. Das<br />

Programmieren war in seinen Anfängen<br />

die Domäne von Naturwissenschaftlern,<br />

die ihre Probleme mit Hilfe des Computers<br />

schneller und nachvollziehbar lösen<br />

konnten. Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse<br />

hing stark von ihren Programmierfähigkeiten<br />

ab.<br />

Ende der fünfziger Jahre begann man<br />

dann Computer zur Unterstützung der<br />

administrativen Führung der Unternehmen<br />

sowie zur Überwachung und<br />

Steuerung von Maschinen, Anlagen und<br />

Prozessen einzusetzen. Betriebswissen-<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Software-Qualitätsmanagement, eine Einführung<br />

Karol Frühauf<br />

Die Normenreihe ISO 9000 ermöglicht die Zertifizierung von Unternehmen durch eine unabhängige Partei.<br />

BOOTSTRAP begnügt sich nicht mit der Beurteilung, sondern bietet auch Hilfe für die Verbesserung.<br />

Beim Total Quality Management (TQM) hat die Optimierung des Arbeitsablaufs (Prozess) grosse Bedeutung;<br />

die Organisation muss sich ihr unterordnen. Das Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung.<br />

Karol Frühauf,<br />

Dipl. El. Ing. war 12 Jahre<br />

bei BBC Brown Boveri AG in Baden<br />

auf dem Gebiet der Netzleittechnik tätig.<br />

1987 einer der Gründer der INFOGEM<br />

AG, Informatiker Gemeinschaft für Unternehmensberatung<br />

in Baden. Dort in<br />

Beratungsprojekten und Schulung in<br />

den Bereichen Software-Qualitätssicherung<br />

und Projektmanagement tätig.<br />

Mitglied des Vorstands und des Lenkungsausschusses<br />

der Arbeitsgruppen<br />

der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Qualitätsförderung (SAQ); Vizepräsident<br />

der European Organisation<br />

for Quality (EOQ) – Software Committee.<br />

Koautor der Bücher “Software-Projektmanagement<br />

und Qualitätssicherung”<br />

und “Software-Prüfung, eine Fibel”,<br />

beide erschienen im vdf Verlag der Fachvereine<br />

Zürich.<br />

schaftler und Ingenieure gesellten sich<br />

zur elitären Schar der Computer-Beherrscher.<br />

Die Programme waren noch<br />

immer Ausdruck individueller Begabung,<br />

keine Handelsgüter. Mit jedem<br />

Programm nahm die Abhängigkeit der<br />

Wirtschaft vom Computer mehr als proportional<br />

zu. Die Unzufriedenheit mit<br />

dem Stand der Technik in der Programmentwicklung<br />

war 1968 Ausgangspunkt<br />

für die Working Conference<br />

on Software Engineering der NATO, wo<br />

der Begriff “Software Engineering” eingeführt<br />

wurde. Dies war der Schritt vom<br />

kunsthandwerklichen zum ingenieurmässigen<br />

Vorgehen.<br />

Vor allem im militärischen Sektor<br />

entdeckte man die Qualitätssicherung<br />

von Software. Die Anforderungen an<br />

die Rückverfolgbarkeit der Änderungen,<br />

die damit eng verbundene Kennzeichnung<br />

von Software-Einheiten und<br />

-Konfigurationen und ihre Verwaltung<br />

ebneten den Weg für die Qualitätssicherung<br />

in den Software-Werken. Paradoxerweise<br />

wird die Disziplin des Software-Konfigurationsmanagements<br />

erst<br />

in den letzten Jahren ernst genommen;<br />

wohl unter dem Druck der wachsenden<br />

Software-Halden.<br />

Eine weitere Domäne der Software-<br />

Qualitätssicherung war die Prüfung.<br />

Auch bei der Herstellung materieller<br />

Güter hat man sich zunächst auf die Prüfung<br />

der Endprodukte konzentriert. Erst<br />

nach vielen Jahren ging man dazu über,<br />

die zur Herstellung verwendeten Werkzeuge<br />

in Ordnung zu halten und das<br />

verwendete Material einer Eingangsprüfung<br />

zu unterziehen. Die beste Fer-<br />

tigung produziert nur Ausschuss, wenn<br />

die von der Entwicklung bereitgestellten<br />

Fertigungsunterlagen fehlerhaft<br />

sind. Die Entwicklung ist in das Gesichtsfeld<br />

der Qualitätssicherung geraten.<br />

Bei der Software – auch bei den Massengütern,<br />

die wir auf unseren PCs installieren<br />

– ist die Fertigung ein trivialer<br />

Prozess, nämlich eine Reproduktion.<br />

Man kümmerte sich deshalb bei der<br />

Software relativ schnell um den Entwicklungsprozess<br />

und die Fehlerverhü<br />

tung.<br />

Mit einer gewissen Berechtigung<br />

kann man behaupten, dass in diesem<br />

Bereich die Software-Industrie die traditionelle<br />

befruchtet hat.<br />

Immer mehr Kunden verlangten von<br />

den Lieferanten ein wirksames Netz von<br />

Massnahmen zur Verhütung der Produktfehler.<br />

Und immer mehr Kunden<br />

begnügten sich nicht mehr mit der Behauptung<br />

der Lieferanten, dass sie dies<br />

tun; die Abnehmer begannen mit der<br />

Prüfung der Arbeitsabläufe bei ihren<br />

Lieferanten. Die Lieferanten sahen sich<br />

mit einer Vielzahl von Kundenaudits<br />

konfrontiert, und die Abnehmer mit<br />

einer Vielzahl von Qualitätssystemen,<br />

weil es keine international anerkannte<br />

Norm gab. Bei der zunehmenden Globalisierung<br />

der Märkte eine unerfreuliche<br />

Situation.<br />

Ein Wendepunkt in der Geschichte der<br />

Qualitätssicherung war das Erscheinen<br />

der Normen ISO 9000 ff im Jahre 1987.<br />

Die darin formulierten Anforderungen<br />

an das Qualitätssystem eines Unternehmens<br />

sind weltweit akzeptiert. Gleich-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 3


zeitig betrat das Qualitätsmanagement<br />

die Bühne. Mit dem früheren Bedeutungsinhalt<br />

des Begriffs Qualitätssicherung<br />

ausgestattet, ist es eine universelle<br />

Management-Disziplin geworden, wie<br />

die Betriebswissenschaften. Universell<br />

im Sinne der Anwendbarkeit auf alle<br />

Gebiete des wirtschaftlichen aber auch<br />

gesellschaftlichen Wirkens (z.B. Schulen,<br />

Verwaltungen). Seit 1991 gibt es<br />

auch die Norm ISO 9000-3, die Anleitungen<br />

für die Anwendung des Qualitätsmanagements<br />

im Software-Bereich<br />

gibt.<br />

Das gegenwärtige Umfeld<br />

Die Normenreihe ISO 9000 ermöglicht<br />

die Beurteilung von Unternehmen<br />

durch eine unabhängige Partei. Mit<br />

einem Zertifikat wird einem Unternehmen<br />

bescheinigt, dass es ein Qualitätsmanagementsystem<br />

gemäss ISO-Norm<br />

unterhält. Für Unternehmen, die selbst<br />

Software herstellen, gilt die Norm ISO<br />

9001. Nach ISO 9000-3 kann man sich<br />

nicht zertifizieren lassen, weil diese<br />

Norm nur ein Leitfaden für die Anwendung<br />

von ISO 9001 ist. Reine Rechenzentren,<br />

die keine neue Dienstleistungen<br />

entwickeln, können sich nach ISO<br />

9002 zertifizieren lassen. Noch weniger<br />

Anforderungen stellt ISO 9003; sie ist<br />

anwendbar auf Unternehmen, die sich<br />

ausschliesslich mit Prüfen von Software<br />

beschäftigen.<br />

Die Zertifikate können von akkreditierten<br />

Zertifizierungsgesellschaften erstellt<br />

werden. In der Schweiz beauftragt das<br />

Gesetz das eidgenössische Amt für<br />

Messwesen (EAM) mit dem Akkreditieren.<br />

Heute sind nach meinem<br />

Wissensstand die Gruppe für Rüstungsdienste<br />

(GRD), die Schweizerische Vereinigung<br />

für Qualitätssicherungs-Zertifikate<br />

(SQS), das Bureau Veritas Quality<br />

International (BVQI) Switzerland, Det<br />

Norske Veritas (DNV), TÜV Schweiz<br />

und SGS International Certification Services<br />

AG (SGS) akkreditiert. Im Rahmen<br />

des Zertifizierungsaudits wird von<br />

den Auditoren geprüft, ob das Qualitätsmanagementsystem,<br />

so wie es dokumentiert<br />

ist, alle Anforderungen der<br />

Norm erfüllt und als Stichprobe, ob im<br />

Unternehmen gemäss der vorliegenden<br />

4 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Dokumentation verfahren wird. Ende<br />

1994 dürften in der Schweiz ca. 1’000<br />

Unternehmen zertifiziert sein.<br />

In Grossbritannien will eine Initiative<br />

unter dem Namen TickIT eine Zertifizierung<br />

nach ISO 9000-3 einrichten.<br />

Mit der Unterstützung des Industrieund<br />

Handelsministeriums hat man erreicht,<br />

dass Unternehmen, die auch<br />

Software in ihren Produkten einsetzen,<br />

nur dann ein Zertifikat erhalten, wenn<br />

sie auch ein TickIT-Audit erfolgreich<br />

bestehen. Die Briten sind sehr emsig<br />

dran, dieses Schema auch in anderen<br />

Europäischen Ländern und in den USA<br />

zu vermarkten.<br />

1987 erschien das Capability Maturity<br />

Model (CMM) des Software Engineering<br />

Institute (SEI) in USA.<br />

Ursprünglich nur für die Beurteilung<br />

der Software-Lieferanten des Verteidigungsministeriums<br />

gedacht, erlangt<br />

CMM mit seinen fünf Reifegraden immer<br />

mehr Popularität. Die europäische<br />

Reaktion heisst BOOTSTRAP.<br />

Es begnügt<br />

sich nicht mit der Beurteilung<br />

sondern bietet auch Hilfe für die Verbesserung.<br />

Andere ähnliche Modelle<br />

entstanden anfangs der neunziger Jahre.<br />

Um dem Wildwuchs vorzubeugen, wurde<br />

1993 das Projekt SPICE gestartet,<br />

mit dem Ziel, eine ISO-Norm für die<br />

Beurteilung der Reife und der Möglichkeiten<br />

zur Verbesserung eines Unternehmens<br />

zu definieren.<br />

Die Zertifizierung und die ISO Normen<br />

sind, vor allem in USA und Japan, Gegenstand<br />

von Kontroversen. Die grosse<br />

Konkurrenz heisst Total Quality Mana-<br />

gement<br />

(TQM). Eine Philosophie aus<br />

USA, die in Japan auf fruchtbaren Boden<br />

gefallen und nun auch in Europa an<br />

Bedeutung gewinnt. Aus den vielen inkohärenten<br />

Ansichten darüber, was<br />

TQM ist, kann man folgendes herausdestillieren:<br />

der Kunde, der Mensch steht<br />

im Mittelpunkt. Wichtig ist die Optimierung<br />

des Arbeitsablaufs (Prozesses)<br />

und die Aufbauorganisation muss sich<br />

ihr unterordnen. Die Gestaltung der Arbeitsabläufe<br />

wird Teams übertragen, deren<br />

Mitglieder aus verschiedenen Bereichen<br />

des Unternehmens stammen. Das<br />

übergeordnete Ziel ist die kontinuierliche<br />

Verbesserung.<br />

Statt Zertifizierung bietet die TQM-Bewegung<br />

Preise als Anreiz an. Der älteste<br />

ist der Deming Award in Japan, der seit<br />

den frühen fünfziger Jahren vergeben<br />

wird. Grosses Prestige geniesst der seit<br />

Mitte der achtziger Jahre in USA vergebene<br />

Baldrige Award.<br />

In Europa wird<br />

seit Anfang der neunziger Jahre der European<br />

Quality Award von der European<br />

Foundation for Quality Management<br />

(EFQM) erteilt. EFQM wird<br />

finanziell von ihren Mitgliedern, die<br />

sich aus der europäischen Industrie rekrutieren,<br />

getragen. Einige Länder in<br />

Europa haben bereits in Anlehnung an<br />

das EFQM-Modell ihre nationalen Qualitäts-Preise<br />

ins Leben gerufen. Bei<br />

allen Awards werden die Preisträger<br />

anhand einer unabhängigen Bewertung<br />

durch Assessoren erkoren. Sie verwenden<br />

einen Fragenkatalog, dem ein<br />

Modell zugrunde liegt. Im Vergleich zur<br />

ISO-Zertifizierung spielen bei den Preisen<br />

die betriebswirtschaftlichen und<br />

führungstechnischen Aspekte eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Die kontinuierliche Verbesserung stösst<br />

dort auf Grenzen, wo Märkte austrocknen<br />

oder Arbeitsabläufe nicht mehr zeitgemäss<br />

sind. Also dort, wo Innovation<br />

oder radikales Umdenken nötig ist. Das<br />

ist das Feld für das Business Process<br />

Reengineering.<br />

Nach vollzogenem Umbau<br />

kann man wieder inkrementell verbessern.<br />

Was heisst Software-<br />

Qualitätsmanagement?<br />

Das Feld des Software-Qualitätsmanagements<br />

abzustecken, ist schwierig.<br />

Je nach Standpunkt kann man es als Teil<br />

der Disziplin Software Engineering ansehen<br />

oder umgekehrt. Offen ist auch<br />

die Frage, ob Konfigurationsmanagement<br />

oder Softwareprüfung ein Teil des<br />

Software-Qualitätsmanagements ist<br />

oder nicht.<br />

Ich neige dazu, Qualitätsmanagement<br />

eng zu sehen. Zu ihrer eigentlichen Domäne<br />

zähle ich folgende Aufgabengebiete<br />

bzw. Verfahren:


Vision, Grundsätze und Ziele schaffen<br />

Ein Unternehmen erfüllt in der Regel<br />

eine Mission, sie strebt einer Vision<br />

nach. In dieser muss auch die Qualität<br />

ihrer Produkte und Dienstleistungen<br />

Platz finden. Mit den Grundsätzen wird<br />

umschrieben, wie sich die Mitarbeiter<br />

im Tagesgeschäft verhalten müssen, damit<br />

sie der Vision nachleben. Mit den<br />

Zielen, die jährlich neu gesetzt werden,<br />

schafft sich das Unternehmen eine<br />

Messlatte für das Beurteilen der Entfernung<br />

zwischen der Realität und der Vision.<br />

Beschreibung der Verfahren<br />

Das Modellieren der Softwareprozesse<br />

und die Methoden zur Verbesserung der<br />

Prozesse bzw. die Schaffung neuer Prozesse<br />

soll den Konsens über die zweckmässige<br />

Arbeitsweise sichtbar machen,<br />

als Anleitung zur Verfügung stehen und<br />

die Möglichkeit haben, sich einen Spiegel<br />

vorhalten zu können.<br />

Messen von Softwareprozessen<br />

Eine unabdingbare Voraussetzung für<br />

Verbesserungen ist die Fähigkeit, das<br />

Potential hierfür objektiv erkennen zu<br />

können und die erfolgte Verbesserung<br />

(oder Verschlechterung) ausweisen zu<br />

können. Dies kann man am besten mit<br />

dem Messen des Softwareprozesses bewerkstelligen.<br />

Beurteilen von Software-Prozessen<br />

Neben dem Messen sind die Audits das<br />

wichtigste Verfahren zur Beurteilung<br />

der Prozesse. In den Audits wird geprüft,<br />

ob die Prozesse gemäss ihrer Definition<br />

angewendet werden und ob sie<br />

in der jeweiligen Situation zweckmässig<br />

sind. Das Assessment-Verfahren hat<br />

zum Ziel, Verbesserungspotentiale aufzuzeigen.<br />

Durchgeführt wird es wie ein<br />

Audit.<br />

Messen von Softwareprodukten<br />

Die Suche nach Kennzahlen, mit denen<br />

die Software-Produkte charakterisiert<br />

werden können, d.h. die Anforderungen<br />

eindeutig spezifiziert und ihre Erfüllung<br />

objektiv belegt werden kann, ist ein<br />

langgehegter Wunsch der Softwerker.<br />

Experimentelle Forschung in diesem<br />

Feld ist eine wichtige Aufgabe der Praxis<br />

des Qualitätsmanagements.<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Erfahrung schriftlich festhalten<br />

Erfahrungen in einem Unternehmen für<br />

alle greifbar und interpretierbar festhalten<br />

ist eine Voraussetzung für Prävention.<br />

Auch hier gilt es, neue Wege zu<br />

begehen versuchen.<br />

Regelkreise bilden und erhalten<br />

Mechanismen in Gang setzen und halten,<br />

damit Erfahrungen auch wirklich<br />

genutzt werden, damit nicht immer wieder<br />

die gleichen Fehler wiederholt werden<br />

(und mehr Zeit für das Erfinden<br />

neuer Fehler bleibt, aus denen man wieder<br />

lernen kann).<br />

Diese Regelkreise haben unterschiedlichen<br />

Wirkungsbereich. Einerseits wirken<br />

sie auf das in Entwicklung befindliche<br />

Produkt (Quelle der Erkenntnisse<br />

sind die Prüfungen in Form von<br />

Reviews und Tests), andererseits auf das<br />

Projekt zu ihrer Herstellung (anhand<br />

Fortschrittskontrollen und Audits). Erkennt<br />

man Gesetzmässigkeiten über<br />

mehrere Produkte bzw. Projekte hinweg,<br />

dann kann ein Regelkreis auf den<br />

Prozess wirken, der die Rahmenbedingungen<br />

für alle Projekte festlegt.<br />

Ausblick<br />

Im Laufe dieses Jahrzehnts wird die<br />

Zertifizierung selbstverständlich werden.<br />

Das Zertifikat wird ein “Qualitäts-<br />

Führerschein”. Die TQM-Bewegung<br />

wird die Orientierung der Normenreihe<br />

ISO 9000 stark beeinflussen und radikal<br />

ändern. Die den Preisen zugrundeliegenden<br />

Modelle werden grundsätzlich<br />

überarbeitet oder auf eine ganz neue Basis<br />

gestellt werden. Dies ist das pessimistische<br />

Szenario.<br />

Im optimistischen Szenario werden die<br />

Unternehmen mündig. Die Selbstbeurteilung<br />

und das Funktionieren der<br />

Regelkreise wird ernsthaft betrieben.<br />

Anstelle von Zertifikaten und Preisen<br />

tritt die Publikation von allgemein interpretierbaren<br />

Kennzahlen, die eindeutigen<br />

Aufschluss geben über die Güte der<br />

Softwareprodukte und -prozesse der<br />

einzelnen Unternehmen; die Preise vergibt<br />

dann der Markt.<br />

Damit das optimistische Szenario eintreffen<br />

kann, muss sich ein radikaler<br />

Wandel bei den Abnehmern von Software<br />

vollziehen. Die Kunden müssen<br />

einsehen, dass sie mit ihren Vorstellungen<br />

darüber, was in welcher Zeit zu welchem<br />

Preis machbar ist, weit neben dem<br />

heute Möglichen liegen. Niemand würde<br />

bei einem Autohersteller ein massgeschneidertes<br />

Modell mit der Auflage zu<br />

bestellen, dieses innerhalb von einer<br />

Woche zum Preis eines Fahrzeugs aus<br />

der Serienfertigung auszuliefern. Bei<br />

Software ist dies heute der Normalfall.<br />

Wenn die Kunden die Möglichkeiten<br />

der Software-Industrie richtig einschätzen<br />

lernen, erwerben sie auch das<br />

Recht, gleiche Ansprüche an Software<br />

geltend zu machen, wie an alle andere<br />

Gebrauchsgüter. Dann werden auch die<br />

Softwarelieferanten bestrebt sein müssen,<br />

ihre Zusagen an ihre Kunden in allen<br />

Belangen zu erfüllen und, was noch<br />

wichtiger ist, nur Zusagen zu machen,<br />

die sie erfüllen können.<br />

Spezifikation der Anforderungen, Abnahme<br />

von Software-Produkten, Kosten<br />

und Dauer von Software-Entwicklungen<br />

sowie Kosten und Dauer der Einführung<br />

von Informatik-Lösungen sind<br />

Themen, die dermassen an Bedeutung<br />

gewinnen, dass sie in allen Disziplinen<br />

der höheren Ausbildung werden gelehrt<br />

werden müssen, weil alle Abgänger potentielle<br />

Software-Beschaffer sind. Diese<br />

Themen haben im engen Sinne nur<br />

am Rande mit Software-Qualitätsmanagement<br />

zu tun, aber sehr viel mit der<br />

Qualität im weitesten Sinne.<br />

Schlussbemerkung<br />

Die Arbeitsgruppe “Qualitätssicherung<br />

von Software” der Schweizerischen<br />

Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsförderung<br />

(SAQ) beschäftigt sich seit 1983<br />

mit allen Aspekten der Software-Qualität.<br />

Etwa die Hälfte der 90 Mitglieder<br />

arbeitet in kleineren Teams, in denen ein<br />

spezifisches Thema bis zur Publikationsreife<br />

bearbeitet wird und Erfahrungen<br />

ausgetauscht werden. Interessenten<br />

sind herzlich willkommen. Information<br />

ist bei der SAQ-Geschäftsstelle, Postfach,<br />

4603 Olten, Fax 062 32 93 30, Telefon<br />

062 32 93 29.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 5


Bedeutung der Qualität<br />

im Unternehmen<br />

“Die weltweite Qualitätsrevolution hat<br />

permanent die Art und Weise verändert,<br />

wie wir unsere Geschäfte betreiben.<br />

War Qualität einst nur auf technische<br />

Belange beschränkt, so ist Qualität<br />

heute ein dynamischer Verbesserungsprozess,<br />

der alle Bereiche unserer Geschäftswelt<br />

durchdringt.”<br />

Dieses Zitat von R.C. Stempel [Munro-<br />

Faure 92], dem Vorsitzenden der Gene-<br />

6 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung<br />

Ernest Wallmüller<br />

Unsere Wirtschaft und unser gesellschaftliches Leben wird in einem solchen Masse von rechnergestützten<br />

Informationssystemen beherrscht, dass jeder von uns von diesem fundamentalen Veränderungsprozess<br />

direkt oder indirekt betroffen ist. Nicht nur, dass Information und ihre Verarbeitung neben Kapital und<br />

Arbeit zum bestimmenden Faktor geworden ist, sondern auch der innovative und zugleich verändernde<br />

Einfluss auf alle uns umgebenden Arbeits-, Geschäfts-, ja sogar Lebensprozesse zeigt quantitative, aber<br />

auch qualitative Wirkung. Mit dem vorliegenden Qualitätsmanagementansatz soll auch eine kritische Einstellung<br />

aller Informationsnutzer und -erzeuger zu Information Engineering-Produkten und -Dienstleistungen<br />

geschaffen werden.<br />

Der vorliegende Ansatz trägt mit einem offenen und umfassenden Qualitätskonzept für die Informationsverarbeitung<br />

dem Bedarf und der Notwendigkeit Rechnung, das Erstellen und die Evolution von Informationssystemen<br />

auf einem qualitativ hohem Niveau durchführen zu können.<br />

Ernest Wallmüller,<br />

Dr. sc. techn. ist Prokurist<br />

der Firma ATAG Ernst & Young<br />

Consulting AG, Abteilung Information<br />

Technology, in Zürich. Beratungsschwerpunkte:<br />

Information- und Software<br />

Engineering, insbesondere<br />

Einführung von Prozessmodellen, Qualitätssicherung<br />

und -management, kontinuierliche<br />

Verbesserung im Bereich<br />

Informatik-Prozesse.<br />

Bücher: Software Engineering in der<br />

Anwendungsprogrammierung (Wien<br />

1984), Software-Qualitätssicherung in<br />

der Praxis (München-Wien 1992), Umfassendes<br />

Qualitätsmanagement in Informationsverarbeitung<br />

(erscheint im<br />

Dezember 1994 bei Hanser).<br />

ral Motors Corporation, kennzeichnet<br />

treffend unsere heutige Situation. Qualität<br />

und deren Verbesserung ist zu einer<br />

fundamentalen Geschäftsstrategie der<br />

90er Jahre geworden. Keine Unternehmensfunktion,<br />

auch nicht die Informationsverarbeitung,<br />

kann sich dieser Strategie<br />

entziehen.<br />

Die Globalisierung des Welthandels,<br />

der Abbau der politischen Ost-West-<br />

Polarisierung und das Ende des komplementären<br />

Warenangebots in den drei<br />

grossen Regionen USA, Europa und<br />

Ferner Osten lassen geschützte Märkte<br />

verschwinden. Dies führt in diesen<br />

Regionen zu einer dramatischen Verschärfung<br />

des Wettbewerbs, wobei Qualität,<br />

Lieferzeit, Innovation und<br />

Kundendienst ständig an Bedeutung gewinnen.<br />

Qualitätsmanagement zielt darauf ab,<br />

den Wert des Produkts oder der Dienstleistung<br />

für den Kunden und Benutzer<br />

zu steigern. Im Wettbewerb ist die Produktqualität<br />

oft der zentrale Erfolgsfaktor.<br />

Sie ist ein ausschlaggebendes Kriterium<br />

für den Käufer, erlaubt in der<br />

Regel höhere Preise und ist vielfach mit<br />

strategischen Wettbewerbsvorteilen verbunden,<br />

die durch Konkurrenten nicht<br />

kurzfristig aufzuholen sind (z.B. amerikanische<br />

Autoindustrie).<br />

Durch qualitätsorientierte Gestaltung<br />

der Leistungsprozesse sowie der Leistungspotentiale<br />

lassen sich die Fehlerkosten<br />

vermindern, Entwicklungszeiten<br />

verkürzen und Schäden am Image vermeiden.<br />

Bei der Entwicklung von Betriebssystemen<br />

der Firma Siemens [Freund 89]<br />

wurde festgestellt, dass ein Fehler, der<br />

in der Entwicklung gefunden wird, Kosten<br />

in der Höhe von DM 2.000,– verursacht.<br />

Wird der Fehler erst während des<br />

Systemtests entdeckt, so entstehen pro<br />

Fehler Kosten in der Höhe von DM<br />

6.000,–. Wenn der Fehler erst während<br />

des Feldeinsatzes des Produktes auftritt,<br />

so kostet die Beseitigung des Fehlers bis<br />

zu DM 20.000,–.<br />

Nach einer MIT-Studie [Scott Morton<br />

91] haben die Einflussgrössen auf<br />

Unternehmensziele in bezug auf die<br />

Wettbewerbsposition unterschiedliche<br />

Bedeutung. Die Möglichkeiten eines<br />

traditionellen Kostensenkungsprogramms<br />

(z.B. durch Personaleinsparungen)<br />

sind begrenzt. Die Sicherung und<br />

Steigerung der Qualität, sowie die<br />

Sicherstellung schneller Reaktionszei-


ten auf Kunden- und Marktanforderungen<br />

nehmen an Bedeutung zu. Im Zuge<br />

dieser Schwerpunktverlagerung haben<br />

sich auch die Aktionsfelder des Informationsmanagements<br />

und der Anwendung<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

verlagert. Von den<br />

ursprünglichen Buchhaltungs- und<br />

Rechnungswesenanwendungen ausgehend<br />

verlagert sich das Interesse über<br />

die Produktion (PPS-System) hin zu<br />

Anwendungen in den Bereichen Marketing,<br />

Logistik, Produktentwicklung und<br />

Kundenservice. Mit dieser Schwerpunktverlagerung<br />

hat auch eine Veränderung<br />

der durch die Informatik unterstützten<br />

Personengruppe stattgefunden.<br />

Waren es anfänglich die ausführenden<br />

Mitarbeiter der operativen Ebenen (Production<br />

Worker), so sind es heute immer<br />

mehr die qualifizierten Planer und Entscheidungsträger<br />

in der dispositiven<br />

Ebene (Knowledge Worker).<br />

Informationsmanagement und der Einsatz<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

leisten einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Schaffung von<br />

Wettbewerbsvorteilen und zur Sicherung<br />

von Marktpositionen.<br />

Informationsmanagement und der Einsatz<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

können einen<br />

essentiellen Beitrag zur Schaffung von<br />

Wettbewerbsvorteilen und zur Sicherung<br />

der Marktposition leisten, wenn sie<br />

umfassend und dem Unternehmensziel<br />

gerecht eingesetzt werden.<br />

Beispiele von Qualitätsproblemen in<br />

der Informationsverarbeitung<br />

Einige Beispiele aus der internationalen<br />

Softwareszene und aus der Beratungspraxis<br />

des Autors zeigen die Vielfältigkeit<br />

der Qualitätsprobleme und ihre Folgen<br />

für die Unternehmen.<br />

Ein internationaler Softwarehersteller<br />

Der Direktor von Ashton Tate forcierte<br />

die Freigabe einer neuen Version<br />

eines Datenbanksystems, ohne zu<br />

erkennen, dass es stark fehlerbehaftet<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

war. Das Produkt musste vom Markt<br />

zurückgenommen werden. Die<br />

daraus resultierenden finanziellen<br />

Schwierigkeiten führten zur Entlassung<br />

des Direktors und zur Übernahme<br />

des Unternehmens durch Borland.<br />

Eine Schweizer Grossbank<br />

Die Einführung von Wertpapieren an<br />

den Börsen von New York und Tokio<br />

kann nicht direkt über die Konzernfirma<br />

mit Hauptsitz Zürich informationstechnisch<br />

geplant und kontrolliert<br />

werden, da die dazu nötigen<br />

Informationssysteme fehlen. Das<br />

Grossprojekt zur Entwicklung der<br />

Basisapplikationen für das Auslandsgeschäft<br />

der Bank ist innerhalb von<br />

10 Jahren dreimal gescheitert. Der<br />

Verlust beträgt mehrere hundert Millionen<br />

Franken.<br />

Beim kleinen Börsenkrach im Oktober<br />

1987 kam es zu einer Häufung<br />

von Mängeln und Fehlern im Börseninformationssystem,<br />

die bei der<br />

Wochenverarbeitung begannen und<br />

bis zu einer vierstündigen Abschaltung<br />

des Informationssystems vier<br />

Tage später führte. Das Börsengeschäft<br />

musste rein manuell durchgeführt<br />

werden. Die informationstechnische<br />

Aufarbeitung der<br />

Geschäftsfälle dauerte mehrere Wochen.<br />

Ein internationaler Computerhersteller<br />

Die Firma beschäftigt ca. 400 Mitarbeiter<br />

im Softwarebereich, denen<br />

eine Palette von ungefähr 300 Softwareprodukten<br />

gegenübersteht. Ein<br />

Grossteil der Produkte ist veraltet<br />

und muss mit grossem Aufwand<br />

gewartet werden. Durch die rasante<br />

Hardwareentwicklung ist der Bedarf<br />

an Applikationen für neue Hardwareproduktlinien<br />

extrem gross. Eine<br />

Portierung kommt aus technischen<br />

Gründen nicht in Frage. Es besteht<br />

die Gefahr, dass ein Grossteil der Alt-<br />

Kunden die Migration zu den neuen<br />

Produkten nicht mitmacht, da die dafür<br />

notwendigen neu zu entwickeln-<br />

den Softwarelösungen nicht rechtzeitig<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Ursachen von Qualitätsproblemen<br />

Die Ursachen von schlechter Softwarequalität<br />

lassen sich nach Rathbone<br />

([Rathbone/Vale 88], [Rathbone 90])<br />

auf drei Einflussgrössen zurückführen:<br />

Management, Technologie und Mitarbeiter.<br />

Alle drei Einflussgrössen wirken<br />

auf der normativen, taktischen und<br />

operativen Unternehmensebene. Im einzelnen<br />

lassen sich folgende Probleme<br />

erkennen:<br />

Management<br />

<strong>•</strong>Kurzfristiges Reagieren verhindert<br />

eine geplante mittelfristige Umsetzung<br />

von Zielen.<br />

<strong>•</strong> Es ist keine strategische Planung vorhanden,<br />

oder bei vorhandener strategischer<br />

Planung fehlt die konsequente<br />

Umsetzung (Management der<br />

Umsetzung), oder die Ergebnisse der<br />

Planung werden nicht mit den Mitarbeitern<br />

besprochen (fehlende Kommunikation).<br />

<strong>•</strong> Die Informationstechnik unterstützt<br />

nur geringfügig die Unternehmensziele.<br />

Die kritischen Erfolgsfaktoren<br />

werden entweder gar nicht oder mit<br />

veralteten Informationssystemen unterstützt.<br />

<strong>•</strong> Managementprozesse werden nicht<br />

als solche gesehen und ausgeführt.<br />

<strong>•</strong> Die Führung ist entweder autoritär<br />

oder chaotisch, oder sie fehlt ganz.<br />

<strong>•</strong> Die Qualifikation der Mitarbeiter<br />

wird weder systematisch gepflegt<br />

noch weiterentwickelt.<br />

<strong>•</strong> Die Aufgaben der Organisationsentwicklung,<br />

die für Unternehmen in extrem<br />

dynamischen Märkten entscheidend<br />

sind, werden entweder gar nicht<br />

oder nur unzureichend wahrgenommen.<br />

Eine dieser Aufgaben, das Management<br />

von technologiebedingten<br />

Veränderungen, gehört gegenwärtig<br />

zu den grössten Problemen.<br />

<strong>•</strong> Nichtbeherrschen von Projekten und<br />

Prozessen, insbesondere bei der Erstellung<br />

von Informations- bzw. Softwaresystemen,<br />

ist eine wesentliche<br />

Ursache für die schlechte Qualität der<br />

Ergebnisse.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 7


Technologie<br />

<strong>•</strong> Durch den raschen Wandel in der<br />

Informationstechnologie müssen sich<br />

die Unternehmen verstärkt mit dem<br />

parallelen Umgang unterschiedlicher<br />

Generationen von Technologie beschäftigen.<br />

Applikationsportfolios,<br />

die in Assembler, COBOL, PL/1, C<br />

und C++ geschrieben sind, sind keine<br />

Seltenheit mehr. Das heute in den<br />

Unternehmen praktizierte Technologiemanagement<br />

berücksichtigt dies<br />

nicht oder nur schlecht.<br />

<strong>•</strong> Die Zeitspanne vom Vorliegen von<br />

Forschungsergebnissen bis zu deren<br />

Einführung und Umsetzung wird immer<br />

kürzer. Technologiebeobachtung<br />

und Technologieerprobung werden<br />

zu einem kritischen Wettbewerbsfaktor.<br />

Unternehmen besitzen gegenwärtig<br />

kaum oder nur schlecht die Fähigkeit,<br />

neue Technologien zu<br />

beobachten, zu erproben, einzuführen<br />

oder zu beherrschen.<br />

<strong>•</strong> Die qualitative Voraussetzung, um<br />

Geschäftsziele durch Informationssysteme<br />

flexibel unterstützen zu<br />

können, ist eine Informationssystemarchitektur,<br />

die auf den Pfeilern Applikationen,<br />

Daten, Technologie und<br />

Management/Organisation beruht.<br />

Bei vielen Unternehmen ist diese Architektur<br />

einseitig auf Applikationen<br />

ausgerichtet. Die Ergebnisse der strategischenInformationssystemplanung,<br />

die diese Architekturen etablieren<br />

soll, werden – wenn überhaupt<br />

vorhanden – nicht umgesetzt.<br />

<strong>•</strong> Derzeit wird die Bedeutung guter<br />

rechnergestützter Werkzeuge unterschätzt,<br />

und mit veralteten Hilfsmitteln<br />

werden Ergebnisse mit niedriger<br />

Qualität produziert. Der Anteil an<br />

Überarbeitung und Ausschuss ist<br />

demzufolge hoch (ca. 40% [Boehm<br />

81]). Qualität im Informatikbereich<br />

wird wesentlich von den eingesetzten<br />

Werkzeugen, Fehlerbehebungsmechanismen,<br />

dem Grad der Wiederverwendung<br />

von Bauteilen, den<br />

Programmiersystemen und dem Entwicklungsprozess<br />

mit seiner Methodik<br />

beeinflusst.<br />

Mitarbeiter<br />

<strong>•</strong> Mangelnde Qualifikation ist ein Problem<br />

mit zunehmender Bedeutung.<br />

8 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Insbesondere wird der Vorbereitung<br />

auf neue Aufgaben zu wenig Aufmerksamkeit<br />

geschenkt.<br />

<strong>•</strong> Persönliche Qualifikation hat mit<br />

persönlichem Einsatz und Aufwand,<br />

Neigungen und Fähigkeiten, Erziehung<br />

und Ausbildung, Weiterbildung<br />

und Einstellung zu tun. Ein Grossteil<br />

dieser Einflussgrössen wird in einem<br />

Berufsleben nicht bewusst gestaltet,<br />

und somit werden Potentiale nicht genutzt.<br />

<strong>•</strong> Die Mitarbeiter haben Angst, in einer<br />

Informationsgesellschaft zu leben<br />

und zu arbeiten, in der die Verfallszeit<br />

des Wissens auf fünf Jahre geschrumpft<br />

ist.<br />

<strong>•</strong> Die Mitarbeiter haben immer grössere<br />

Schwierigkeiten, sich mit der Arbeit<br />

zu identifizieren und somit den Erfolg<br />

des Unternehmens zu sichern.<br />

<strong>•</strong> Die Stabilität eines qualifizierten Mitarbeiterstabes<br />

wird für Unternehmen<br />

Qualität ist zweifelsohne eine der zentralen<br />

Grössen für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg von Unternehmen. Der rasche<br />

Wandel in unserer Gesellschaft, begleitet<br />

oder verursacht von Technologieund<br />

Innovationsschüben, die in immer<br />

kürzeren Zeitabständen auftreten, erfordert<br />

eine umfassende Diskussion des<br />

Themas Qualität, die nicht nur rein technisch<br />

geführt werden darf. Im folgenden<br />

gehen wir auf die Begriffe Qualität, Management<br />

und Qualitätsmanagement<br />

näher ein.<br />

Begriff Qualität<br />

Was verstehen wir unter Qualität? Der<br />

Qualitätsbegriff ist seit dem Altertum<br />

bekannt. In der lateinischen Sprache<br />

wird<br />

qualitas<br />

Grundlagen des Qualitätsmanagements<br />

mit der Beschaffenheit<br />

(eines Gegenstands) übersetzt. So alt<br />

wie der Begriff selbst ist auch die Diskussion<br />

um seine <strong>Inhalt</strong>e, die bis heute<br />

andauert. Alle Standpunkte und Abstufungen<br />

dieser fachlichen Diskussion<br />

sind unmöglich wiederzugeben.<br />

zu einer Überlebensfrage. Durch die<br />

hohe Fluktuationsrate im Informatikbereich<br />

verlieren Unternehmen jährlich<br />

einen wesentlichen Anteil ihres<br />

Know-hows.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt<br />

werden, dass die Qualitätskultur und<br />

das Qualitätsbewusstsein im Informatikbereich<br />

mangelhaft sind. Gegenwärtige<br />

Anstrengungen, die zu einer qualitativ<br />

besseren Leistung führen sollten,<br />

sind meist nur lokal und stark an neuen,<br />

noch nicht ausgereiften Technologien<br />

orientiert. Die Einflussgrösse “Mitarbeiter”<br />

wird nur geringfügig strategisch<br />

geplant, schlecht operativ geführt und<br />

erbringt meistens mangelhafte Leistungen.<br />

Die Realität von heutigen Informatikorganisationen<br />

sind in der Folge<br />

schlecht qualifizierte Mitarbeiter, die<br />

den Unternehmen viel Geld und Zeit<br />

kosten.<br />

Nach ISO 8402 (Entwurf 1992) ist Qualität<br />

die Gesamtheit von Merkmalen eines<br />

Produktes oder einer Dienstleistung<br />

bezüglich der Eignung, festgelegte oder<br />

vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen.<br />

Der Begriff Gesamtheit kann beispielsweise<br />

Service, Güter/Waren, Informationen<br />

oder Interaktionen mit Kunden<br />

umfassen. Der Kunde erlebt primär<br />

Qualität rein subjektiv. Bei Erleben von<br />

negativer Qualität spielen häufig die<br />

vorausgesetzten Bedürfnisse eine Rolle.<br />

Zwar sind Kundenerwartungen und<br />

Kundenbedürfnisse Zielgrössen bei der<br />

Qualitätsgestaltung, doch ist die Beurteilung<br />

der Qualität durch den Kunden<br />

oftmals undurchsichtig und die Auswertung<br />

seiner Aussagen eine schwierige<br />

Aufgabe. Der Kunde misst zwar die<br />

Qualität an seinen Erwartungen, aber<br />

welche Qualität misst er denn wirklich?<br />

Die versprochene Qualität, die gelieferte<br />

Qualität, die in Anspruch genommene<br />

Qualität?


Empfehlungen<br />

Erfahrungen<br />

Nach derzeitigem Erkenntnisstand kann<br />

man davon ausgehen, dass der Kunde<br />

nur einen Teil der in Anspruch genommenen<br />

Qualität wahrnimmt (Abb. 1).<br />

Diese wahrgenommene Qualität ist es,<br />

mit der er seine Qualitätserwartungen<br />

vergleicht und sich aus diesem Vergleich<br />

sein Urteil über die Qualität bildet<br />

[Zeithaml 91]. Ist die Differenz zwischen<br />

wahrgenommener Qualität und<br />

den Erwartungen klein oder gar null<br />

(Abb. 1, ∆1),<br />

so fällt das Urteil günstig<br />

aus. Wird zudem der Preis als fair angesehen<br />

und stimmt der Liefertermin,<br />

wird der Kunde zufrieden sein.<br />

Für den Anbieter kann die Differenz<br />

zwischen in Anspruch genommener und<br />

wahrgenommener Qualität von erheblichem<br />

Nachteil sein (Abb. 1, ∆2).<br />

So<br />

kann beispielsweise ein Kunde nicht erkennen,<br />

dass ein neuer Anbieter wesentliche<br />

Teile seiner Qualitätserwartungen<br />

nicht erfüllt, die der bisherige Lieferant<br />

erfüllte, ohne dass er dies wahrgenommen<br />

hat. In Unkenntnis dieses Sachverhaltes<br />

kann er bei günstigen Preisangeboten<br />

des neuen Anbieters<br />

möglicherweise den Lieferanten wechseln.<br />

Beispiele für nicht wahrgenommene<br />

Teile der in Anspruch genommenen<br />

Qualität sind die Nähe einer Servicestelle<br />

zum Kunden, die Fehlerfreiheit<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Kunde Anbieter<br />

Wettbewerbsangebote<br />

Erwartungen<br />

∆1<br />

∆10<br />

Spezifizierte<br />

Q-Forderung<br />

Wahrgenommene<br />

∆2 ∆3<br />

Qualität<br />

In Anspruch genommene<br />

Qualität<br />

Gelieferte Qualität<br />

Bedürfnisse<br />

Abb. 1: Qualitätsbeurteilung, Differenzen und Defizite<br />

∆4<br />

∆5<br />

∆9<br />

Vorstellungen<br />

über<br />

Erfordernisse<br />

Versprochene<br />

(zugesicherte)<br />

Qualität<br />

Erstellte<br />

Ausführungsqualität<br />

∆8<br />

∆6<br />

Definierte<br />

Qualitäts-<br />

Anforderungen<br />

bisheriger Interaktionen zwischen dem<br />

Kunden und dem Lieferanten oder der<br />

Umfang der erbrachten Serviceleistung.<br />

Infolge Gewöhnung werden solche Teile<br />

der in Anspruch genommenen Qualität<br />

nicht mehr richtig wahrgenommen.<br />

Ihr Wert wird oftmals erst bewusst,<br />

wenn der Lieferant bereits gewechselt<br />

wurde. Um dies zu verhindern, tut der<br />

Anbieter gut daran, dem Kunden die<br />

Qualität seiner Leistungen in vollem<br />

Umfang ins Bewusstsein zu bringen.<br />

Der Kunde wird normalerweise nur<br />

einen Teil der gelieferten Qualität tatsächlich<br />

in Anspruch nehmen, während<br />

der übrige Teil für ihn unwichtig ist<br />

(Abb. 1, ∆3).<br />

Ganz lässt sich ein solcher<br />

Überschuss an Qualität der Lieferung<br />

nur im Falle von Einzelanfertigungen<br />

und einmaligen Dienstleistungen vermeiden.<br />

Bei allen Serienprodukten, die<br />

auf die Bedürfnisse und Erwartungen<br />

von Kundengruppen und nicht von Einzelkunden<br />

ausgerichtet sein müssen,<br />

kann für den einzelnen Kunden ein<br />

Überschuss zwischen gelieferter und in<br />

Anspruch genommener Qualität auftreten.<br />

∆7<br />

Gestaltete<br />

Entwurfsqualität<br />

Wenn jedoch für alle Kunden ein solcher<br />

Überschuss besteht, liegt Overengineering<br />

vor. Das heisst, das Produkt<br />

kann zuviel, der Entwickler hat weniger<br />

die Kundenbedürfnisse und -erwartun-<br />

gen als seine eigenen Qualitätsvorstellungen<br />

im Auge gehabt und sich am<br />

technisch Machbaren begeistert. Dies<br />

führt in der Regel zu der Situation, dass<br />

die Konkurrenz die Kunden kostengünstiger<br />

beliefern kann, weil ihre Produkte<br />

kein Overengineering aufweisen. Um<br />

dennoch im Geschäft zu bleiben, muss<br />

der Anbieter mit Overengineering auf<br />

Deckungsbeiträge verzichten und niedrigere<br />

Preise einräumen.<br />

Ebensogut kann das Gegenteil eintreten:<br />

nicht Overengineering, sondern<br />

ungenügende Erfüllung der Kundenerwartungen.<br />

Für beide Erscheinungen<br />

kommen mehrere Ursachen in Frage. So<br />

ist es dem Anbieter möglicherweise<br />

nicht gelungen, die Erwartungen der<br />

Kunden richtig zu erfassen, so dass seine<br />

Vorstellungen von den Kundenerwartungen<br />

nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen<br />

(Abb. 1, ∆9).<br />

Als Folge<br />

davon wird die Spezifikation, welche<br />

der Produktentwicklung zugrundegelegt<br />

wird, Lücken aufweisen oder übertriebene<br />

Forderungen enthalten (Abb. 1,<br />

∆8).<br />

Aber auch im Falle eines guten und<br />

vollständigen Pflichtenheftes kann ein<br />

Qualitätsdefizit zustandekommen, weil<br />

die gestaltete Entwurfsqualität des Produktes<br />

ungenügend ist (Abb. 1, ∆7).<br />

Man spricht in diesem Fall von<br />

ungenügender Treffsicherheit der<br />

Entwicklung.<br />

Weitere wohlbekannte Defizite können<br />

bei der Produktion des Produktes entstehen,<br />

wobei man von mangelnder<br />

Ausführungsqualität spricht. Die hergestellten<br />

Produkte sind nicht konform mit<br />

der spezifizierten Entwurfsqualität und<br />

müssen nachbearbeitet werden (Abb. 1,<br />

∆6).<br />

Ein weiterer Fall eines Qualitätsdefizits<br />

liegt vor, wenn die versprochene Qualität<br />

nicht mit der gelieferten Qualität<br />

übereinstimmt (Abb. 1, ∆4).<br />

Dies führt<br />

zu Reklamationen, weil zugesicherte<br />

Qualitätsmerkmale nicht vorliegen<br />

(Nicht-Konformität).<br />

Diese Darstellung der Übererfüllung<br />

und der Defizite betraf primär materielle<br />

Produkte. Ähnliche Abweichungen sind<br />

aber auch bei den Informationen (Soft-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 9


ware), bei Service und bei den Interaktionen<br />

zu beobachten. Bei diesen Teilen<br />

des Leistungsangebots wird die Auseinandersetzung<br />

über Qualitätsdefizite<br />

häufig noch schwieriger, weil in der Regel<br />

die Erfordernisse weniger sorgfältig<br />

erfasst und umgesetzt sind als bei Hardware.<br />

Grundlegende Arbeiten zum Verständnis<br />

des Begriffs Qualität hat Garvin von<br />

der Harvard Business School geliefert<br />

[Garvin 88]. Er unterscheidet fünf Ansätze,<br />

um zu einer Qualitätsvorstellung<br />

zu kommen:<br />

Der “transzendente” Ansatz<br />

Danach ist Qualität universell<br />

erkennbar und ein Synonym für kompromisslos<br />

hohe Standards und Ansprüche<br />

an die Funktionsweise eines<br />

Produkts. Die Vertreter dieses Ansatzes<br />

glauben allerdings, dass sich<br />

Qualität in diesem Sinne nicht präzise<br />

definieren oder messen lässt.<br />

Ebenso meinen sie, dass Qualität nur<br />

durch Erfahrung bewertet werden<br />

kann. Der Begriff der Qualität kann<br />

genauso wenig implizit definiert<br />

werden wie jener der “Schönheit”.<br />

Der produktbezogene Ansatz<br />

Die Vertreter dieses Ansatzes glauben,<br />

dass die Qualität präzise<br />

messbar ist. Danach spiegeln Qualitätsdifferenzen<br />

Unterschiede in der<br />

vorhandenen, beobachtbaren Quantität<br />

bestimmter Eigenschaftsausprägungen<br />

wider, die in einem Produkt<br />

festgestellt werden können. Dieser<br />

Ansatz erlaubt es im Prinzip, eine<br />

Rangordnung von verschiedenen<br />

Produkten der gleichen Kategorie anzugeben.<br />

Der anwenderbezogene Ansatz<br />

Hierbei liegt die Auffassung vor, dass<br />

die Qualität durch den Produktbenutzer<br />

festgelegt wird und weniger<br />

durch das Produkt selbst. Danach haben<br />

verschiedene Produktbenutzer<br />

unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse,<br />

und diejenigen Produkte,<br />

die diese Bedürfnisse am besten<br />

befriedigen, werden als qualitativ<br />

hochstehend angesehen.<br />

10 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Der konstruktive Ansatz<br />

Vertreter dieses Ansatzes gehen davon<br />

aus, dass durch Einhaltung von<br />

Spezifikationen und Standards bei<br />

der Produktentwicklung und -fertigung,<br />

sowie durch die geistige Einstellung,<br />

eine Tätigkeit zur Produkterstellung<br />

gleich das erste Mal<br />

richtig auszuführen, die Qualität entsteht.<br />

Diese Vorstellung von Qualität<br />

ist auf die heutige Wirtschaft und Industrie<br />

ausgerichtet. Im Mittelpunkt<br />

steht der Entwicklungs- und Produktionsprozess,<br />

der kontrolliert wird,<br />

um die Ausschuss- und Nachbearbeitungskosten<br />

zu verringern. Dabei<br />

spielt der Automatisierungsgrad eine<br />

grosse Rolle. Durch rechnergestützte<br />

Werkzeuge soll der Produktionsprozess<br />

soweit als möglich mängelfrei<br />

und reibungslos abgewickelt werden.<br />

Auch in der immer stärker werdenden<br />

Diskussion um die Produkthaftpflicht<br />

bietet dieser Ansatz eine gute<br />

Ausgangsbasis, um die Seriosität und<br />

die Verantwortlichkeiten der Prozessausführung<br />

nachzuweisen.<br />

Der wertbezogene Ansatz<br />

Bei diesem Ansatz wird eine Qualitätsvorstellung<br />

durch die Begriffe<br />

Preis und Kosten gebildet. Ein Qualitätsprodukt<br />

ist in dieser Denkweise<br />

ein Erzeugnis, das einen bestimmten<br />

Nutzen zu einem akzeptablen Preis<br />

oder eine Übereinstimmung mit Spezifikationen<br />

zu akzeptablen Kosten<br />

erbringt.<br />

Begriff Management<br />

Der Begriff Management ist in der Literatur<br />

vielfach erörtert worden. In dieser<br />

Arbeit werden nur jene Aspekte des<br />

Managements erläutert, die dem integrativen<br />

Charakter und der Multidimensionalität<br />

des Begriffs Qualität entsprechen.<br />

Bleicher [Bleicher 91, Seite 52–<br />

58] spricht im Zusammenhang mit der<br />

Multidimensionalität von normativem,<br />

strategischem und operativem Management.<br />

Das normative Management beschäftigt<br />

sich mit den generellen Zielen der<br />

Unternehmung, mit Prinzipien, Normen<br />

und Spielregeln, die darauf ausgerichtet<br />

sind, die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit<br />

der Unternehmung sicherzustellen.<br />

Entwicklungsfähigkeit umschliesst<br />

auch eine qualifizierte Veränderung in<br />

Richtung eines positiven, sinnvollen<br />

Wandels. Ausgehend von einer unternehmerischen<br />

Vision ist unternehmungspolitisches<br />

Handeln und Verhalten<br />

zentraler <strong>Inhalt</strong> des normativen<br />

Managements. Ein wesentliches Gestaltungselement<br />

des normativen Managements<br />

ist die Unternehmenspolitik, die<br />

durch die Unternehmenskultur und die<br />

Unternehmensverfassung getragen<br />

wird.<br />

Strategisches Management ist auf den<br />

Aufbau, die Pflege und die Ausbeutung<br />

von Erfolgspotentialen gerichtet, für die<br />

Ressourcen eingesetzt werden müssen.<br />

Erfolgspotentiale sind die Menge aller<br />

jeweils produkt- und marktspezifischen,<br />

erfolgsrelevanten Voraussetzungen, die<br />

spätestens dann bestehen müssen, wenn<br />

es um die Realisierung geht. Bestehende<br />

Erfolgspotentiale drücken die im<br />

Im St. Galler Informationssystemmanagement<br />

wird Management als Regelkreis<br />

gesehen, der die Teilfunktionen<br />

Planen, Verabschieden, Umsetzen und<br />

Kontrolle umfasst.<br />

Zeitablauf gewonnenen Erfahrungen einer<br />

Unternehmung mit Märkten, Technologien<br />

und sozialen Strukturen und<br />

Prozessen aus. Neue Erfolgspotentiale<br />

zielen auf die Entwicklung von zukünftigen<br />

Wettbewerbsvorteilen. Im Mittelpunkt<br />

strategischer Überlegungen<br />

stehen neben Programmen die grundsätzliche<br />

Auslegung von Strukturen und<br />

Systemen des Managements sowie das<br />

Problemlösungsverhalten ihrer Träger.<br />

Normatives und strategisches Management<br />

finden ihre Umsetzung im operativen<br />

Management, das sich durch<br />

Aktivitäten (Prozesse), Strukturen und<br />

Verhalten charakterisieren lässt.<br />

Operatives Management ist aus wirtschaftlicher<br />

Sicht auf leistungs-, finanzund<br />

informationswirtschaftliche Pro-


Qualitätssicherung<br />

zesse ausgerichtet. Aktivitäten (Prozesse)<br />

entstehen durch die Konkretisierung<br />

von Normen über Missionen zu Programmen,<br />

die schliesslich in Aufträge<br />

umgesetzt werden. Strukturen werden<br />

in Form der Unternehmensverfassung<br />

konkretisiert, beispielsweise über Organisations-,<br />

Management- und Dispositionssysteme.<br />

Beide Aspekte, Prozesse<br />

und Strukturen, dienen der Beeinflussung<br />

menschlichen Verhaltens im<br />

Wechselspiel von Wertvorstellungen,<br />

strategischem Denken und Lernen. Für<br />

die Leistungsorientierung ist das Leistungs-<br />

und Kooperationsverhalten im<br />

Arbeitsprozess durch geeignete Führungsmassnahmen<br />

zu fördern.<br />

Unter Management verstehen wir nach<br />

Ulrich [Ulrich 84] das Gestalten, Lenken<br />

und Weiterentwickeln produktiver<br />

sozialer Systeme. Die Funktionen des<br />

Managements sind Entscheiden, Ingangsetzen<br />

und Kontrollieren.<br />

Ein für Wirtschaftsinformatiker wichtiges<br />

Konzept ist das St. Galler Informationssystemmanagement<br />

[Österle et al.<br />

92]. In diesem Konzept wird Management<br />

als Regelkreis gesehen, der die<br />

vier Teilfunktionen Planen (Ziele setzen,<br />

Pläne entwickeln), Verabschieden<br />

(entscheiden), Umsetzen und Kontrolle<br />

(Kontrolle der Zielerreichung) umfasst.<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Qualitätsplanung<br />

Führung<br />

in<br />

Sachen<br />

Qualität<br />

Qualitätsförderung<br />

(Qualitätsverbesserung)<br />

Abb. 2: Funktionen des Qualitätsmanagements<br />

Qualitätslenkung<br />

(Prozeßmanagement)<br />

Begriff Qualitätsmanagement<br />

Nach dem Entwurf DIN ISO 8402 vom<br />

März 1992 verstehen wir unter Qualitätsmanagement<br />

folgendes:<br />

Alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe,<br />

welche die Qualitätspolitik,<br />

Ziele und Verantwortungen festlegen,<br />

sowie diese durch Mittel der Qualitätsplanung,<br />

Qualitätslenkung, Qualitätssicherung<br />

und Qualitätsverbesserung<br />

im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems<br />

verwirklichen.<br />

Qualitätsmanagement gehört in den<br />

Verantwortungsbereich aller Führungskräfte.<br />

Bei der Umsetzung des<br />

Qualitätsmanagements, die unter dem<br />

Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit<br />

erfolgt, sind alle Mitarbeiter der Organisation<br />

involviert.<br />

Seghezzi [Seghezzi 92] rundet die obige<br />

Definition praxisnahe ab, indem er dem<br />

Qualitätsmanagement vier Fachfunktionen<br />

und eine Führungsfunktion zuordnet<br />

(Abb. 2).<br />

Von den vier Fachfunktionen hat die<br />

Qualitätsplanung die Aufgabe, Bedürfnisse<br />

zu ermitteln und diese in Form von<br />

Produkt- und Prozessmerkmalen umzusetzen.<br />

Im Rahmen der Qualitätslen-<br />

kung (Prozessmanagement) sind sämtliche<br />

Prozesse einer Unternehmung so<br />

durchzuführen und zu beherrschen, dass<br />

die Spezifikationen eingehalten werden<br />

und fehlerfreie Produkte entstehen. Die<br />

Qualitätssicherung nimmt ausschliesslich<br />

die Aufgabe wahr, Qualitätsrisiken<br />

zu ermitteln und Massnahmen zu treffen,<br />

um sie zu vermindern oder zu eliminieren.<br />

Schliesslich werden durch die<br />

Qualitätsförderung (Qualitätsverbesserung)<br />

Anstrengungen unternommen, die<br />

Qualität der Produkte, der Prozesse und<br />

somit des Unternehmens zu steigern,<br />

um damit die Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erhöhen.<br />

Diese vier Fachfunktionen lassen sich<br />

nicht einzelnen Organisationseinheiten<br />

zuordnen, sondern sind als Querschnittsaufgaben<br />

auf eine Vielzahl von<br />

Unternehmenseinheiten verteilt. Damit<br />

tritt auch eine beachtliche Schnittstellenproblematik<br />

auf. Aus diesem Grund<br />

definiert Seghezzi eine fünfte Funktion,<br />

die Führung in Sachen Qualität, die weit<br />

bedeutsamer geworden ist, als dies in<br />

der Vergangenheit der Fall war. Im folgenden<br />

werden einige der bekanntesten<br />

Qualitätskonzepte untersucht und weiterführende<br />

Konzepte diskutiert.<br />

Lösungsansatz<br />

Das hier vorgestellte Lösungskonzept<br />

einer umfassenden Methodik des Qualitätsmanagements<br />

für die Informationsverarbeitung<br />

soll die oben erwähnten<br />

Probleme zufriedenstellend lösen.<br />

Gleichzeitig ist dieser Ansatz in eine<br />

umfassende Qualitätskonzeption für das<br />

gesamte Unternehmen integriert (Bezugnahme<br />

auf ISO 9000, Prozessmanagement,<br />

Total Quality Management).<br />

Das Lösungskonzept beruht auf drei<br />

Ebenen (Abb. 3):<br />

Normative Lösungsebene<br />

Die erste Ebene umfasst die Entwicklung<br />

einer (Qualitäts-)Vision<br />

und einer (Qualitäts-)Politik im Rahmen<br />

der strategischen Informationsplanung.<br />

Vision und Politik sind im<br />

strategischen Planungsprozess mit<br />

den Zielen für die Informationsinfra-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 11


1<br />

struktur [Heinrich 92] abzustimmen.<br />

Strategische Lösungsebene<br />

Die zweite Ebene legt die Rahmenbedingungen<br />

für die kritischen Einflussgrössen<br />

Management, Technologie<br />

und Mitarbeiter fest.<br />

Operative Lösungsebene<br />

Die dritte Ebene (“Prozessmanagement”)<br />

zielt auf die Beherrschung<br />

der Prozesse ab, um eine Informationsinfrastruktur<br />

zu entwickeln und<br />

zu pflegen.<br />

Wir stützen unseren Qualitätsmanagementansatz<br />

durch eine Reihe von Thesen<br />

ab, die wir durch Beobachtung von<br />

Unternehmen, durch Literaturstudien<br />

und Expertenbefragung gewonnen haben:<br />

T1) Qualität ist in der Vision des<br />

Unternehmens zu verankern und<br />

durch eine geeignete Politik umzusetzen.<br />

Ausgehend von der (Qualitäts-)Politik<br />

sind qualitative Ziele<br />

1. Unter Informationsinfrastruktur werden<br />

Einrichtungen, Mittel und Massnahmen<br />

verstanden, welche die Voraussetzungen<br />

für die Produktion von Information<br />

und Kommunikation in einer Organisation<br />

schaffen (z.B. Software, Hardware,<br />

Personal, etc.).<br />

Normative<br />

Ebene<br />

Strategische<br />

Ebene<br />

Operative<br />

Ebene<br />

Abb. 3: Qualitätsmanagementkonzept<br />

12 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

(Qualitäts-)<br />

Vision, Politik und Ziele<br />

Rahmenbedingungen<br />

<strong>•</strong> Management<br />

<strong>•</strong> Technologie<br />

<strong>•</strong> Mitarbeiter<br />

Prozeßmanagement<br />

und Subziele mit den Organisationseinheiten<br />

zu entwickeln. Im<br />

Rahmen einer qualitätsorientierten<br />

strategischen Informationssystemplanung<br />

wird eine Informationssystemvision<br />

gemeinsam erarbeitet,<br />

aus der unter anderem auch<br />

qualitative Informationssystemziele<br />

und -grundsätze abgeleitet<br />

werden.<br />

Die Thesen für die strategische<br />

Lösungsebene sind:<br />

T2) Für die Umsetzung der Vision und<br />

der Politik über Ziele und das Führen<br />

von qualitätsorientierten informationsverarbeitenden<br />

Prozessen<br />

sind die Rahmenbedingungen in<br />

den Schlüsselbereichen Management,<br />

Technologie und Mitarbeiter<br />

entscheidende Einflussgrössen.<br />

Diese Rahmenbedingungen sind<br />

bewusst durch das Management zu<br />

gestalten.<br />

T3) Die Verpflichtung des Managements<br />

auf Qualität ist entscheidend<br />

für die Motivation der Mitarbeiter.<br />

Wesentliches Werkzeug<br />

des Qualitätsmanagements ist das<br />

Qualitätsmanagementsystem. Es<br />

ist als aktives Führungssystem zu<br />

gestalten.<br />

T4) Der Umgang mit Innovations- und<br />

Veränderungsprozessen ist eine<br />

Führungsaufgabe und ist insbesondere<br />

zu planen. Für jeden Veränderungsprozess<br />

ist ein Sponsor<br />

verantwortlich. Die Wirksamkeit<br />

eingeführter Innovationen und<br />

neuer Technologien hängt vom<br />

Reifegrad der Projekte, der Prozesse<br />

und der Information Engineering-Organisation<br />

ab.<br />

T5) Die Beteiligung der Mitarbeiter an<br />

den Prozessen und im speziellen<br />

am (Qualitäts-) Verbesserungsprozess<br />

ist eine notwendige Rahmenbedingung,<br />

um effizient Information-<br />

/ Software Engineering-<br />

Prozesse betreiben zu können.<br />

Die Thesen für die operative Lösungsebene<br />

sind:<br />

T6) Die Qualität von Informationssystem-<br />

und Softwareprodukten ist<br />

eng mit deren Erstellungs- und<br />

Führungsprozessen verknüpft.<br />

T7) Die Definition eines Information-/<br />

Software Engineering-Prozesses<br />

ist Voraussetzung, um ihn zu führen.<br />

Die Bewertung (Messung) ist<br />

Voraussetzung, um ihn zu lenken<br />

und zu verbessern.<br />

T8) Die Reife und Qualität von Prozessen<br />

hat auf die effektive Nutzung<br />

der eingesetzten Technologie Einfluss.<br />

Normative Lösungsebene<br />

Ausgangspunkt für den Lösungsansatz<br />

sind die heute bekannten Ansätze des<br />

Qualitätsmanagements im Unternehmen,<br />

beginnend mit den Programmen<br />

von Deming und Juran bis hin zum Total<br />

Quality Management (TQM). Die bekannten<br />

Qualitätsprogramme und der<br />

TQM-Ansatz werden aus der Sicht des<br />

Information Engineering betrachtet und<br />

diskutiert.<br />

Ziel ist ein Qualitätskonzept, das im<br />

Rahmen der strategischen Planung der<br />

Informationsinfrastruktur entsteht und<br />

speziell auf die Belange des Informa-


tion Engineering ausgerichtet ist. Es<br />

müssen dabei Vorstellungen entwickelt<br />

werden, wie die Zukunft der Informationsverarbeitung<br />

in Form von Vision,<br />

Mission, Zweck und Grundsätzen aussehen<br />

soll.<br />

Dieses Qualitätsmanagementkonzept<br />

stellt einen Beitrag im Rahmen des normativen<br />

Managements dar [Bleicher<br />

91]. Es legt damit den Grundstein für<br />

eine Qualitätsvorstellung, die sich primär<br />

am Markt und an den Bedürfnissen,<br />

Wünschen und Erwartungen der Kunden<br />

ausrichtet.<br />

Strategische Lösungsebene<br />

Das Qualitätsmanagementkonzept wird<br />

durch drei Kategorien von Rahmenbedingungen<br />

auf strategischer sowie<br />

taktischer Ebene umgesetzt. Es sind<br />

dies Rahmenbedingungen für<br />

<strong>•</strong> ein qualitätsorientiertes Management,<br />

das sich als Führungsinstrument<br />

eines Qualitätsmanagementsystems<br />

und als Arbeitstechnik der<br />

Qualitätskostenanalyse bedient,<br />

<strong>•</strong> einen qualitätsorientierten Umgang<br />

mit Technologien und Innovationen,<br />

sowie für<br />

<strong>•</strong> einen qualitätsorientierten Umgang<br />

mit den Mitarbeitern.<br />

Die Gestaltung der Rahmenbedingungen<br />

für die Schlüsselgrösse Management<br />

umfasst die Verbesserungen der<br />

Führungsarbeit selbst, den Einsatz eines<br />

Qualitätsmanagementsystems, die Benutzung<br />

von Qualitätskostenanalysen,<br />

sowie die Anwendung von organisationsbezogenemÄnderungsmanagement.<br />

Zuerst diskutieren wir Massnahmen<br />

zur Verbesserung der eigentlichen<br />

Führungsarbeit. Die Begründung für die<br />

Verbesserung der Führungsarbeit besteht<br />

in folgenden Fakten:<br />

<strong>•</strong> Qualität bedeutet Managementverantwortung<br />

und kann nicht delegiert<br />

werden.<br />

<strong>•</strong> Vorbildfunktion (leadership) wird<br />

durch sichtbares, persönliches Engagement<br />

für Qualität wahrgenommen.<br />

<strong>•</strong> Um aktive Führungsarbeit in Sachen<br />

Qualität zu leisten, sind das Verständnis<br />

und die Kenntnisse von Qualitätskonzepten,<br />

-methoden und -werkzeu-<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

gen bei Führungskräften zu fördern<br />

(daher ist die Information, die Ausund<br />

Fortbildung für Führungskräfte<br />

in Sachen Qualität unerlässlich).<br />

Anschliessend fordern wir, dass informationsverarbeitende<br />

Organisationen<br />

ein Qualitätsmanagementsystem nach<br />

ISO 9001 betreiben. Die Begründung<br />

für den Einsatz eines Qualitätsmanage-<br />

Qualität bedeutet Managementverantwortung<br />

und kann nicht delegiert werden.<br />

mentsystems beruht auf folgenden Fakten:<br />

<strong>•</strong> Verbesserung der Kundenzufriedenheit,<br />

da Produkte und Dienstleistungen<br />

entsprechend ihrer Anforderungen<br />

entwickelt und produziert<br />

werden.<br />

<strong>•</strong> Die Zertifizierung nach ISO 9001 ist<br />

ein Marketinginstrument.<br />

<strong>•</strong> Bereits vorliegender und zu erwartender<br />

Druck durch Kunden. Immer<br />

mehr Unternehmen fordern von ihren<br />

Auftragnehmern den Nachweis der<br />

Qualitätsfähigkeit in Form eines ISO-<br />

9001-Zertifikats.<br />

<strong>•</strong> Die Internationalisierung der Märkte<br />

schreitet unaufhaltsam fort. Immer<br />

mehr Unternehmen in den USA und<br />

in Fernost sind durch den globalisierten<br />

Wettbewerb gezwungen, ein Qualitätsmanagementsystem<br />

auf der Basis<br />

von ISO 9001 zu betreiben.<br />

<strong>•</strong> Gesteigerte Mitarbeitermotivation,<br />

da die Mitarbeiter effizienter arbeiten<br />

können.<br />

<strong>•</strong> Vorteile im Bereich der Produkthaftung.<br />

<strong>•</strong> Reduktion der Qualitätskosten durch<br />

Reduktion der Nonkonformitätskosten<br />

(insbesondere durch Reduktion<br />

der Ursachen von Reklamationen und<br />

des Anteils an Überarbeitung).<br />

<strong>•</strong> Reduktion der Häufigkeit von Audits<br />

durch den Auftraggeber.<br />

Die Begründungen basieren auf einer<br />

Studie, die von Price Waterhouse durchgeführt<br />

wurde ([Englert/Pfriem 93],<br />

[Friedrich 94]). Darüber hinaus bietet<br />

ein effizient betriebenes Qualitätsmana-<br />

gementsystem eine ideale Basis, um<br />

kontinuierliche Verbesserung zu betreiben.<br />

Die Norm ISO 9001 verlangt, dass<br />

jedes Jahr ein internes Systemaudit auf<br />

Veranlassung der Geschäftsleitung<br />

durchgeführt und alle drei Jahre das<br />

ISO-9001-Zertifikat durch ein externes<br />

Systemaudit erneuert wird. Diese Bedingungen<br />

stellen sicher, dass Qualitätsmanagement<br />

keine einmalige Aktion<br />

bleibt.<br />

Als weiteres Gestaltungsmittel werden<br />

Qualitätskostenanalysen als essentielles<br />

Managementwerkzeug vorgestellt, um<br />

die Umsetzung der Qualitätspolitik und<br />

der daraus abgeleiteten Qualitätsziele in<br />

der Informationsverarbeitung zu fördern.<br />

Die Begründung für die Messung<br />

und Analyse der Qualitätskosten beruht<br />

auf folgenden Fakten:<br />

Idee Produkt<br />

Prozess<br />

Projekt<br />

Abb. 4: Zusammenhang<br />

Produkt – Projekt – Prozess<br />

<strong>•</strong> Die Grösse der Qualitätskosten kann<br />

benutzt werden, um die Aufmerksamkeit<br />

der Geschäftsleitung zu gewinnen<br />

und ihre Verpflichtung zur<br />

aktiven Umsetzung des Qualitätsmangementansatzes<br />

zu bekommen.<br />

<strong>•</strong> Die Berichterstattung über qualitätsrelevante<br />

Aktivitäten in Form von<br />

finanziellen Grössen steigert die Bedeutung<br />

von Qualität in der Geschäftsleitung<br />

und stellt sicher, dass<br />

die gleiche Aufmerksamkeit erreicht<br />

wird wie andere Aktivitäten mit grosser<br />

Auswirkung auf die Unternehmensleistung.<br />

<strong>•</strong> Das Aufzeigen von Bereichen mit hohen<br />

Qualitätskosten liefert eine gute<br />

Ausgangsbasis für Verbesserungsprojekte<br />

und -massnahmen.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 13


<strong>•</strong> Das Wissen um Qualitätskosten und<br />

deren Entstehungsgründe ermöglicht<br />

Entscheidungen, die faktenbasiert<br />

sind. Der Nutzen von jeglichen Entscheidungen<br />

oder Massnahmen kann<br />

entsprechend ihrer Wirkung auf die<br />

Qualitätskosten bewertet werden.<br />

Abschliessend werden die Grundlagen<br />

eines organisationsbezogenen Änderungsmanagements<br />

diskutiert. Die<br />

Begründung für das Änderungsmanagement<br />

besteht darin, dass Qualitätsmanagement<br />

mit folgenden Unternehmensbedingungen<br />

konfrontiert ist:<br />

<strong>•</strong> grossflächiger Einsatz neuer Technologien,<br />

<strong>•</strong> Deregulierung und Globalisierung<br />

der Märkte,<br />

<strong>•</strong> Intensivierung des Wettbewerbs,<br />

<strong>•</strong> stark erhöhte Innovationsdynamik<br />

und drastisch verkürzte Produktlebenszyklen,<br />

<strong>•</strong> Diskontinuitäten und Turbulenzen in<br />

Politik und Wirtschaftsleben,<br />

<strong>•</strong> gestiegene Ansprüche der verschiedensten<br />

Interessensgruppen der Unternehmung,<br />

<strong>•</strong> verschärfter Kampf um begrenzte<br />

Ressourcen,<br />

<strong>•</strong> Zerfliessen bisheriger Unternehmensgrenzen<br />

(Fusionen, Allianzen,<br />

Ventures).<br />

Diese Ebene regelt die Voraussetzungen<br />

und Bedingungen, damit die operative<br />

Ebene wirkungsvoll funktionieren<br />

kann, insbesondere wird ein effizienter<br />

Ressourceneinsatz sichergestellt.<br />

Operative Lösungsebene<br />

Auf dieser Ebene stehen die Prozesse<br />

im Zentrum. Durch Managementverantwortung<br />

und mit ingenieurmässigen<br />

Methoden werden die Prozesse zur Entwicklung<br />

und Pflege der Informationsinfrastruktur<br />

gestaltet. Dafür hat sich<br />

der Begriff Prozessmanagement ([Imai<br />

86], [Humphrey 89], [Harrington 91],<br />

[Chroust 92]) durchgesetzt. Die wesentlichen<br />

Aufgaben sind:<br />

<strong>•</strong> Prozess-Definition<br />

<strong>•</strong> Prozess-Verantwortung festlegen<br />

<strong>•</strong> Prozess-Messungen<br />

<strong>•</strong> Prozess-Kontrolle<br />

<strong>•</strong> Prozess-Benchmarking<br />

14 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

<strong>•</strong> Prozess-Verbesserung<br />

<strong>•</strong> Prozess-Innovation<br />

Durch die Anwendung des Prozessmanagements<br />

wird eine qualitativ hochwertige<br />

Erstellung und Pflege von<br />

Produkten und Dienstleistungen der Informationsverarbeitung<br />

sichergestellt.<br />

Bevor wir auf Prozesse und deren<br />

Management sowie Engineering näher<br />

eingehen, wird der Zusammenhang<br />

zwischen Produkt, Projekt und Prozess<br />

geklärt (siehe Abbildung 4). Zu Beginn<br />

eines Projekts steht die Idee mit der Formulierung<br />

des Projektziels, das in der<br />

Erstellung eines auftraggerechten Produkts<br />

besteht. Hierfür ist in einem geordneten<br />

Projektablauf, dem Prozess,<br />

eine Fülle von Projektaufgaben zu bewältigen.<br />

Produkt<br />

Ein Produkt wird im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch als Erzeugnis oder<br />

Ertrag einer Menge von Tätigkeiten<br />

verstanden. Es ist das Resultat von Entwicklungs-<br />

und Projektierungsanstrengungen.<br />

Wichtig für ein Produkt ist,<br />

dass es eine Beschaffenheit hat, die für<br />

den Auftraggeber und den Anwender<br />

nützlich ist – so nützlich nämlich, dass<br />

er es erwerben will.<br />

Input-<br />

Anforderungen<br />

Input<br />

Abb. 5: Erweitertes Prozessmodell<br />

(Aktivität/<br />

Ergebnis)*<br />

Ein Produktmodell beschreibt die<br />

Struktur und die Eigenschaft von Komponenten<br />

eines Software- oder Informationssystems.<br />

Darunter verstehen wir<br />

nicht nur den Code, sondern sämtliche<br />

Artefakte, die bei der Entwicklung oder<br />

Pflege anfallen oder benötigt werden.<br />

Projekt<br />

Ein Projekt ist demgegenüber das zielorientierte<br />

Vorhaben zur Herstellung<br />

dieses Produktes. Ein Projekt ist notwendigerweise<br />

immer in seinem zeitlichen<br />

Ablauf klar umgrenzt, d.h. es hat<br />

einen Anfangs- und Endtermin. Es umfasst<br />

dabei alle Aktivitäten, die für das<br />

Erreichen des gesetzten Projektziels,<br />

d.h. für die Erbringung des Produkts<br />

erforderlich sind.<br />

Prozess<br />

Kunden-Lieferanten-Anforderungsfluss<br />

Prozess<br />

Arbeitspaket<br />

Der Prozess kennzeichnet das eigentliche<br />

Vorgehen im Projekt zur Herstellung<br />

des Produkts. Er beschreibt also<br />

den Planungs- und Realisierungsablauf.<br />

Im Prozess werden die für die Zielerreichung<br />

notwendigen Aktivitäten –<br />

gemeinhin als Arbeitspakete bezeichnet<br />

– in definierte Abläufe eingeordnet, wobei<br />

die jeweils notwendigen Vorgaben,<br />

sowie die zu erreichenden Ergebnisse<br />

bindend festgelegt sind. Innerhalb der<br />

Prozessstruktur sind Entscheidungs-<br />

Output<br />

Output-<br />

Anforderungen<br />

Lieferant Prozeßgrenzen<br />

Kunde<br />

* … n-mal<br />

Lieferanten-Kunden-Leistungsfluss


punkte definiert. An diesen wird der<br />

Prozess durch Soll-Ist-Abfragen gesteuert.<br />

Ein Prozessmodell ist eine Repräsentation<br />

der Aktivitäten (und der damit assoziierten<br />

Input- und Outputbedingungen)<br />

eines Projekts.<br />

Haist und Fromm [Haist/Fromm 89]<br />

verstehen unter einem Prozess das Zusammenwirken<br />

von Menschen, Maschinen<br />

(z.B. Rechnern), Informationen<br />

und/oder Materialien und Verfahren,<br />

das darauf ausgerichtet ist, eine<br />

bestimmte Dienstleistung zu erbringen<br />

oder ein bestimmtes Endprodukt zu<br />

erzeugen.<br />

Rombach [Rombach 90] definiert einen<br />

Prozess im Kontext des Software Engineering<br />

als jede Aktivität, die ein Eingabeprodukt<br />

konsumiert und ein Ausgabeprodukt<br />

erzeugt. Als Beispiele nennt er<br />

den gesamten Lebenszyklus, jede Aktivität<br />

des Lebenszyklus oder die Ausführung<br />

eines Übersetzungsprogramms.<br />

Unter Produkt versteht er jedes Dokument,<br />

das in einem Projekt erzeugt wird,<br />

unbeschadet der Frage, ob es zur direkten<br />

Auslieferung an den Kunden<br />

bestimmt ist.<br />

Wir erweitern diese Aussagen zu einer<br />

Arbeitsdefinition mit dem Fokus Planung,<br />

Kosten und Qualität:<br />

Ein Prozess umfasst jede Aufgabe, die<br />

innerhalb eines geplanten und budgetierten<br />

Arbeitspakets auszuführen ist.<br />

Jedes Arbeitspaket (und somit jeder<br />

Prozess) konsumiert ein Eingabeprodukt<br />

mit bestimmten Anforderungen<br />

und führt zu einem (Ergebnis-)Produkt<br />

oder einer Dienstleistung, welches/welche<br />

definierten Anforderungen genügt.<br />

Ein Prozess erzeugt einen Mehrwert<br />

und ist wiederholbar.<br />

Jeder Prozess kann in eine Folge von<br />

Aktivitäten zerlegt werden, die dadurch<br />

charakterisiert sind, dass sie messbare<br />

Eingaben und Ergebnisse (Ausgaben)<br />

besitzen und seine Werterhöhung gemessen<br />

werden kann.<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Wir charakterisieren einen Prozess als<br />

Summe von Aktivitäten, die in einem<br />

Arbeitspaket ausgeführt werden und zu<br />

einem Produkt oder einer Dienstleistung<br />

führen. Er hat messbare Eingaben<br />

(Input) und Ergebnisse (Output), an die<br />

Anforderungen gestellt werden, schafft<br />

einen Mehrwert für den Prozesskunden<br />

und ist wiederholbar. Er ist gekennzeichnet<br />

durch einen Kunden-Lieferanten-Anforderungsfluss<br />

und einen Lieferanten-Kunden-Leistungsfluss.<br />

Das<br />

erweiterte Prozessmodell ist in Abbildung<br />

5 dargestellt.<br />

Beispiele für Prozesse und Subprozesse<br />

bei der Erstellung und Pflege von Informationssystemen:<br />

<strong>•</strong> Strategischer Planungsprozess für<br />

Software-/Informatikprodukte<br />

<strong>•</strong> Projektmanagementprozess<br />

– Strukturieren<br />

– Planen<br />

– Steuern und Kontrollieren<br />

– Berichten und Kommunizieren<br />

– Änderungen bewerten<br />

– Abschliessen<br />

<strong>•</strong> Entwicklungsprozess<br />

– Sammeln von Benutzerinformationen<br />

– Ermitteln von Anforderungen<br />

– Design<br />

– Code erzeugen<br />

–Testen<br />

– Abnehmen<br />

– Ausbilden<br />

<strong>•</strong> Evolutionsprozess<br />

<strong>•</strong> Qualitätsmagement-/Risikomanagementprozess<br />

<strong>•</strong> Konfigurationsmanagementprozess<br />

<strong>•</strong> Pflege der Kunden-/Benutzerbeziehung<br />

<strong>•</strong> Lieferantenmanagement<br />

<strong>•</strong> Finanzmanagement<br />

Die Kundenorientierung eines Prozesses<br />

führt dazu, dass der Kunde/Benutzer<br />

als Empfänger der Prozessergebnisse<br />

gesehen und die Zufriedenheit des Benutzers/Kunden<br />

als primärer Faktor zur<br />

Bewertung des Prozesses herangezogen<br />

wird.<br />

Rollen<br />

Der Mensch als Benutzer, Mitarbeiter<br />

oder als Manager ist integraler Bestand-<br />

teil von Prozessen. Es stellt sich die Frage,<br />

wie die Zuordnung der Prozesse zu<br />

den “ausführenden” Menschen geschieht.<br />

Man fasst kleine Mengen von Aktivitäten<br />

zu Aufgaben zusammen. Die zusammengehörigen<br />

Aufgaben einer oder<br />

mehrerer Personen in einem Projekt<br />

werden als Rollen bezeichnet. Eine Rolle<br />

besitzt eine funktionale Verantwortung<br />

zur Erreichung eines gegebenen<br />

Ziels.<br />

Es wird deutlich, dass die Zuordnung<br />

Mensch – Prozess durch die beiden Zuordnungen<br />

Mensch–Rolle und Rolle–<br />

Prozessbeschreibung vorgenommen<br />

wird. Eine Rolle ist also, entsprechend<br />

dieser Sichtweise, eine Abstraktion von<br />

Aktivitäten.<br />

Beispiele für Rollen bei der Erstellung<br />

und Pflege von Informationssystemen<br />

sind:<br />

a) Projektteamrollen<br />

– Applikationsdesigner<br />

– Applikationsentwickler<br />

– Analytiker<br />

– Benutzer<br />

– Informationsarchitekt<br />

– Informationsplaner<br />

– Projektleiter<br />

–Technischer Spezialist<br />

–Tester<br />

–Wissensbasiskoordinator<br />

b) Projektunterstützungsrollen<br />

– Abnahmetester<br />

– Auditor<br />

– Information Engineering-<br />

Manager<br />

– Moderator<br />

– (Prozess-)Qualitätsberater<br />

–Reviewer<br />

– Sponsor<br />

–Trainer<br />

Unter Prozessengineering verstehen<br />

Haist und Fromm [Haist/Fromm 89] die<br />

Anwendung von Ingenieur- und Informationstechniken<br />

auf Prozesse (Geschäftsprozesse,informationsverarbeitende<br />

Prozesse). Insbesondere durch<br />

zunehmende Rechnerunterstützung und<br />

Automatisierung gewinnt das Prozess-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 15


Mitarbeiter<br />

Abb. 6: Softwareprozess<br />

engineering als Methode zur Formalisierung<br />

und Systematisierung von Prozessen<br />

an Bedeutung. Ein besonderes<br />

Interesse erlangt die explizite Modellierung<br />

einer Teilklasse von Information<br />

Engineering-Prozessen, die sich mit der<br />

Entwicklung, Lieferung und der Evolution<br />

von Software beschäftigen. Die Relevanz<br />

einer expliziten Repräsentation<br />

und Standardisierung der in einer Projektumgebung<br />

existierenden Tätigkeiten<br />

wird besonders durch die vermehrte<br />

Bewertung von Softwareorganisationen<br />

mittels Capability-Maturity-Modellen<br />

deutlich. Beispiele solcher Modelle<br />

sind:<br />

<strong>•</strong> SEI-Modell,<br />

<strong>•</strong> BOOSTRAP-Modell [Maiocchi 92],<br />

<strong>•</strong> Software Assessment Method (SAM)<br />

von British Telecom,<br />

<strong>•</strong> Software Development Capability<br />

Assessment Method (SDCAM) von<br />

Bell Canada,<br />

<strong>•</strong> Software Quality and Productivity<br />

Analysis (SQPA) von Hewlett Packard<br />

und<br />

<strong>•</strong> ISO-9001-Modell.<br />

Das ISO-Projekt SPICE [Dorling 93]<br />

entwickelt einen internationalen Standard<br />

für Software-Prozessbewertungen<br />

und -Verbesserungen, der die Erkenntnisse<br />

der obigen Modelle und Methoden<br />

berücksichtigt.<br />

Erste Werkzeuge und Hilfsmittel zur<br />

Modellierung von Softwareprozessen<br />

16 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

A<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Management<br />

B<br />

C<br />

PROZESS<br />

D<br />

Technologie<br />

sind Arcadia, HFSP, MVP und Process<br />

Weaver [Rombach et al. 93]. Ein Beispiel<br />

einer rechnergestützten Werkzeugumgebung<br />

für Prozessmodellierung,<br />

aber auch für die Projektabwicklung ist<br />

das Automated Methods Environment<br />

(AME) von Ernst & Young [Ernst&<br />

Young 93].<br />

Zum ingenieurmässigen Vorgehen gehört<br />

unter anderem auch, dass ein Prozess<br />

geplant und entworfen wird, dass<br />

eine vollständige Beschreibung existiert,<br />

Kontrollpunkte zur Einrichtung<br />

von Messungen festgelegt und Auswertungen<br />

der Messungen für die Prozessverbesserung<br />

verwendet werden.<br />

Merkmale von Prozessen<br />

Für die Bewertung von Prozessen sind<br />

die Auswahl und Zuordnung von Merkmalen<br />

von Bedeutung. Nachfolgend<br />

sind einige Merkmale angeführt, die zur<br />

praktischen Bewertung von Prozessen<br />

eingesetzt werden [Haist/Fromm 89].<br />

Der Prozess ist<br />

<strong>•</strong> effektiv (wirksam), d.h. vorgegebene<br />

Aufgaben und Ziele sind erfüllt,<br />

<strong>•</strong> effizient (wirtschaftlich), d.h. die<br />

Aufgaben werden durch ein Minimum<br />

an Ressourcen erfüllt,<br />

<strong>•</strong> kontrollier- und steuerbar, d.h. der<br />

Prozesszustand ist jederzeit erkennbar<br />

und korrektive Massnahmen sind<br />

einleitbar,<br />

<strong>•</strong> adaptiv (anpassbar), d.h. Veränderungen<br />

der Prozessumgebung, die Änderungen<br />

am Prozess erfordern, sind<br />

einfach durchführbar.<br />

Der Begriff Prozessmanagement umfasst<br />

die Führung, die Kontrolle und<br />

Steuerung, aber auch die Verantwortung<br />

für den Prozess. Prozessengineering<br />

und Prozessmanagement helfen, Prozesse<br />

in einen Zustand der Effektivität,<br />

Kontrollierbarkeit, Steuerbarkeit, Effizienz<br />

und Anpassbarkeit überzuführen<br />

und zu halten.<br />

Humphrey [Humphrey 89] vom Software-Engineering-Institut<br />

(SEI) der<br />

Carnegie Mellon University und seine<br />

Mitarbeiter haben die Charakteristiken<br />

von einem wirklich effizienten Softwareprozess<br />

untersucht und analysiert.<br />

Ein wirklich effektiver Softwareprozess<br />

muss die Beziehungen zwischen allen<br />

notwendigen Aufgaben, Werkzeugen<br />

und Techniken, die benutzt werden, und<br />

die Fähigkeiten der Entwickler, das<br />

Training und die Motivation der Mitarbeiter<br />

berücksichtigen.<br />

Humphrey definiert einen Softwareprozess<br />

wie folgt (Abb. 6). Ein Softwareprozess<br />

ist eine Menge von Aktivitäten,<br />

Methoden, Arbeitstechniken und Transformationen,<br />

die Managern und Softwareingenieuren<br />

hilft, Informationstechnologie<br />

(insbesondere Werkzeuge)<br />

einzusetzen, um Software zu entwikkeln<br />

und zu pflegen, die definierte Qualitätsziele<br />

erfüllt.<br />

Prozessfähigkeit<br />

Die Prozessfähigkeit beschreibt das<br />

Ausmass der erwarteten Ergebnisse, die<br />

durch Prozessausführung erreicht werden<br />

können. Die Prozessfähigkeit einer<br />

Organisation ist eine der Möglichkeiten,<br />

um mit grosser Wahrscheinlichkeit das<br />

Resultat der nächsten Projekte vorauszusagen,<br />

die die Organisation durchführen<br />

will. Die Leistung eines Softwareprozesses<br />

umfasst die aktuellen<br />

Ergebnisse, die durch Befolgen des Prozesses<br />

entstehen.<br />

Um Softwareprozessverbesserung zu<br />

betreiben, ist es notwendig, den Unter-


schied zwischen unreifen und reifen<br />

Softwareorganisationen zu verstehen.<br />

Unreife Softwareorganisationen<br />

In einer unreifen Softwareorganisation<br />

werden die Prozesse innerhalb von Projekten<br />

von Mitarbeitern und ihren<br />

Managern improvisiert. Sogar wenn ein<br />

Softwareprozess spezifiziert wurde,<br />

wird er nicht rigoros befolgt oder verbessert.<br />

Die Softwareorganisation ist reaktionär,<br />

d.h. ihre Manager sind gewöhnlich mit<br />

der Bewältigung von Krisen beschäftigt<br />

(auch als “Feuerwehreinsatz” bekannt).<br />

Zeitpläne und Budgets werden routinemässig<br />

überschritten, weil sie nicht auf<br />

realistischen Bewertungen und Schätzungen<br />

beruhen. Wenn strenge Terminanforderungen<br />

vom Auftraggeber verlangt<br />

werden, werden häufig Abstriche<br />

und Kompromisse bei der Produktfunktionalität<br />

und anderen Qualitätsmerkmale<br />

zugunsten der Termintreue in Kauf<br />

genommen.<br />

Eine unreife Organisation hat kein<br />

nachvollziehbares Verfahren, um Produktqualität<br />

zu bewerten oder die Pro-<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

dukt-/Prozessprobleme zu lösen. Daher<br />

ist auch die Voraussage der Produktqualität<br />

schwierig oder nicht möglich.<br />

Aktivitäten, um die Qualität zu bewerten<br />

und dann zu verbessern, wie z.B.<br />

Reviews und Testen, werden stark reduziert<br />

oder überhaupt eliminiert, wenn<br />

Projekte im Zeitplan zurückliegen.<br />

Reife Softwareorganisationen<br />

Eine reife Softwareorganisation besitzt<br />

eine die ganze Organisation umfassende<br />

Fähigkeit, Entwicklung und Wartung zu<br />

managen. Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

sind in der Lage, über Softwareprozesse<br />

zu kommunizieren, und die Projektarbeit<br />

wird entsprechend den<br />

geplanten Prozessen ausgeführt. Diese<br />

definierten Prozesse werden, wenn<br />

nötig, aktualisiert, wobei die Verbesserungen<br />

zuvor durch Pfadfinderprojekte<br />

und Kosten-Nutzen-Analysen entwickelt<br />

wurden. Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

sind innerhalb der Projekte<br />

und organisationsweit klar definiert.<br />

In einer reifen Organisation kontrollieren<br />

und überwachen die Führungskräfte<br />

die Produkt-/Prozessqualität. Es gibt<br />

objektive, quantifizierbare Grundlagen,<br />

um die Produktqualität zu bewerten und<br />

Produkt-/Prozessprobleme zu analysieren.<br />

Zeitpläne und Budgets beruhen auf Vergangenheitswerten<br />

und sind realistisch.<br />

Die erwarteten Zielwerte für Planungsgrössen<br />

wie Kosten, Zeit, Funktionalität<br />

und für andere Produktqualitätsmerkmale<br />

werden gewöhnlich erreicht.<br />

Generell wird ein definierter Prozess<br />

konsistent befolgt, da alle Beteiligten<br />

den Wert eines solchen Prozesses verstehen<br />

und eine Infrastruktur besteht,<br />

um den Prozess zu unterstützen.<br />

Prozessreife<br />

Die Reife eines Softwareprozesses ist<br />

das Ausmass, inwieweit ein konkreter<br />

Prozess explizit definiert, geführt, gemessen,<br />

gesteuert, kontrolliert und verbessert<br />

wird und effektiv ist.<br />

Die Reife impliziert ein potentielles<br />

Wachstum in bezug auf die Prozessfähigkeit<br />

und zeigt die Güte eines organisationsbezogenen<br />

Softwareprozesses<br />

auf, sowie dessen Konsistenz, mit der er<br />

Reifestufe Merkmale Verbesserungen Ergebnis<br />

5<br />

optimierend<br />

4<br />

geführt<br />

3<br />

definiert<br />

2<br />

wiederholbar<br />

1<br />

initial<br />

<strong>•</strong> kontinuierliche Prozeßverbesserung und -evolution<br />

<strong>•</strong> automatisierte Datensammlung, um<br />

Schwachpunkte zu finden<br />

<strong>•</strong> rigorose Defekt-Analyse und -Verhütung<br />

(quantitativ)<br />

<strong>•</strong> gemessener Prozess<br />

<strong>•</strong> Minimum von Qualitäts- und Produktivitätsmetriken<br />

<strong>•</strong> Prozeßerfahrungsbasis<br />

(qualitativ)<br />

<strong>•</strong> Prozess definiert und institutionalisiert<br />

<strong>•</strong> Prozessgruppe etabliert<br />

(intuitiv)<br />

<strong>•</strong> Prozess hängt von Einzelpersonen ab<br />

<strong>•</strong> minimale Prozesskontrolle/-führung<br />

<strong>•</strong> hohes Risiko bei neuen Herausforderungen<br />

(ad hoc, chaotisch)<br />

<strong>•</strong> Vorgehen, Schätzungen, Planung nicht formalisiert<br />

<strong>•</strong> keine wirksamen Führungsmechanismen<br />

<strong>•</strong> Schlüsselaufgaben nicht verstanden<br />

Abb. 7: Das SEI-Reifegradmodell mit Verbessungsmassnahmen<br />

Prozeßpflege auf<br />

hohem Niveau<br />

<strong>•</strong> Technologie-Change-<br />

Management<br />

<strong>•</strong> Problemanalyse<br />

<strong>•</strong> Problemverhütung<br />

<strong>•</strong> Prozeßmessungen<br />

<strong>•</strong> Prozeßanalyse<br />

<strong>•</strong> Qualitätsplan mit<br />

quantitativen Zielen<br />

<strong>•</strong> Training<br />

<strong>•</strong> Reviews/Testen<br />

<strong>•</strong> Prozeßgruppe/<br />

-standards<br />

<strong>•</strong> Projektmanagement<br />

<strong>•</strong> Qualitätssicherung<br />

<strong>•</strong> Konfigurationskontrolle<br />

Produktivität<br />

&<br />

Qualität<br />

Risiko<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 17


in Projekten innerhalb der Organisation<br />

angewandt wird.<br />

Je mehr eine Softwareorganisation an<br />

Reife zunimmt, desto stärker institutionalisiert<br />

sie ihren Softwareprozess<br />

durch Regeln, Standards und organisationsbezogene<br />

Strukturen. Institutionalisieren<br />

bedeutet auch den Aufbau einer<br />

geeigneten Infrastruktur und einer Unternehmenskultur,<br />

um den Fortbestand<br />

der Prozesse zu sichern.<br />

Um die Prozessfähigkeit und -reife<br />

einer Softwareorganisation zu verbessern,<br />

empfiehlt Humphrey folgende<br />

Massnahmen:<br />

<strong>•</strong> Der gegenwärtige Zustand des Entwicklungsprozesses<br />

ist zu analysieren<br />

und zu verstehen.<br />

<strong>•</strong> Es ist eine Vision des gewünschten<br />

Prozesses zu entwickeln.<br />

<strong>•</strong> Es ist eine Liste von notwendigen<br />

Massnahmen zur Prozessverbesserung<br />

mit Prioritäten abzuleiten.<br />

<strong>•</strong> Es ist ein Plan zu erstellen, um diese<br />

Massnahmen umzusetzen.<br />

<strong>•</strong> Es ist die Zustimmung für den Einsatz<br />

von Ressourcen einzuholen, um<br />

diesen Plan auszuführen.<br />

Dieses Prozess-Reifegradmodell, das<br />

am amerikanischen Software Engineering-Institut<br />

entwickelt worden ist, unterstützt<br />

kontinuierliche Verbesserungen.<br />

Es beruht auf den Prinzipien und<br />

Erfahrungen anerkannter Qualitätsexperten,<br />

wie W. Shewart, E. Deming, J.<br />

Juran und P. Crosby. Die fünf Reifegrade<br />

von Prozessen sind:<br />

<strong>•</strong> der Initial- oder chaotische Prozess,<br />

<strong>•</strong> der wiederholbare Prozess,<br />

<strong>•</strong> der definierte Prozess,<br />

<strong>•</strong> der geführte Prozess und<br />

<strong>•</strong> der optimierende Prozess.<br />

Die fünf Grade definieren eine Ordinalskala,<br />

die zur Messung der Prozessreife<br />

und zur Bewertung der Prozessfähigkeit<br />

verwendet wird. Sie helfen einer<br />

Softwareorganisation, für ihre<br />

Verbesserungsaufwände und -anstrengungen<br />

Prioritäten festzulegen. Jeder<br />

Reifegrad umfasst eine Menge von Prozesszielen,<br />

die bei Erfüllung wesentliche<br />

Elemente eines Softwareprozesses<br />

stabilisieren.<br />

18 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Das Erreichen jedes Reifegrades etabliert<br />

unterschiedliche, aufeinander aufbauende<br />

Elemente eines Softwareprozesses.<br />

Dies führt zu einer Zunahme an<br />

Prozessfähigkeit einer Softwareorganisation.<br />

In Abb. 7 sind Merkmale und Verbesserungsmassnahmen<br />

des SEI-CMM dargestellt.<br />

Literatur<br />

[Bleicher 91] Bleicher K.: Das Konzept<br />

Integriertes Management; Das St.<br />

Galler Management Konzept, Band 1,<br />

Campus 1991<br />

[Boehm 81] Boehm B.: Software Engineering<br />

Economics; Prentice-Hall 1981<br />

[Chroust 92] Chroust G.: Modelle der<br />

Software-Entwicklung; Oldenbourg<br />

1992<br />

[Dorling 93] Dorling A.: SPICE: Software<br />

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Determination; Software Quality Journal<br />

2, 1993, pp. 209–224<br />

[Englert/Pfriem 93] Englert N., Pfriem S.:<br />

Studie über den Nutzen von ISO 9000;<br />

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1993<br />

[Ernst&Young 93] Ernst&Young: Automated<br />

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Einführungsbeschreibung, 1993<br />

[Freund 89] Freund B.: Mit Qualität die<br />

Zukunft gestalten; Vortrag bei der<br />

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4. 1989<br />

[Friedrich 94] Friedrich J.: Zertifizierung<br />

von Software-Qualitätsmanagementsystemen;<br />

in: Software Process<br />

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1994<br />

[Garvin 88] Garvin D.A.: Managing Quality;<br />

Free Press 1988<br />

[Haist/Fromm 89] Haist F., Fromm H.J.:<br />

Qualität im Unternehmen; Hanser 1989<br />

[Harrington 91] Harrington H.J.: Business<br />

Process Improvement; McGraw-Hill<br />

1991<br />

[Heinrich 92] Heinrich L.J.: Informationsmanagement;<br />

4. Aufl., Oldenbourg<br />

1992<br />

[Humphrey 89] Humphrey W.S.: Managing<br />

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1989<br />

[Imai 86] Imai M.: Kaizen; Random House<br />

1986<br />

[Maiocchi 92] Maiocchi M.: Esprit Project<br />

BOOTSTRAP: The European Kickoff<br />

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Development; in: “Lean Software Development”,<br />

Proceedings, H. Woda, W.<br />

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1992<br />

[Munro-Faure 92] Munro-Faure L.: Implementing<br />

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Pitman 1992<br />

[Österle et al. 92] Österle H., Brenner W.,<br />

Hilbers K.: Unternehmensführung und<br />

Informationssystem; Teubner 1992<br />

[Rathbone/Vale 88] Rathbone M.P., Vale<br />

J.M.: Software Quality Management;<br />

Quality Assurance, Vol. 14, No. 3, 1988<br />

[Rathbone 90] Rathbone M.P.: The Cost and<br />

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of a Quality System; Proc. of Sec.<br />

Int. Conf. on Software Quality Assurance,<br />

1990<br />

[Rombach 90] Rombach H.D.: Software<br />

Specifications: A Framework; SEI Curriculum<br />

Module SEI-CM-11-2.1, January<br />

1990<br />

[Rombach et al. 93] Rombach H.D.,<br />

Bröckers A., Lott C., Verlage M.: Entwicklungsumgebungen<br />

zur Unterstützung<br />

von qualitätsorientierten Projektplänen;<br />

Softwaretechnik-Trends, Band<br />

13, Heft 3, August 1993<br />

[Scott Morton 91] Scott Morton M.S.: The<br />

Corporation of the 1990s; Oxford University<br />

Press 1991<br />

[Seghezzi 92] Seghezzi H.D.: Bewirtschaftung<br />

der Qualität – eine betriebswirtschaftliche<br />

Aufgabe; Dokumentation<br />

Betriebswirtschaft 1, 1992<br />

[Ulrich 84] Ulrich H.: Management; Haupt<br />

1984<br />

[Wallmüller 94] Wallmüller E.: Umfassendes<br />

Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung;<br />

Hanser, Dezember<br />

1994<br />

[Zeithaml 91] Zeithaml V.A., Parasuraman<br />

A., Berry L.L.: Qualitätsservice;<br />

Campus 1991<br />

Dank<br />

Der Autor dankt den Herren Prof. Segezzi,<br />

Prof. Österle, Prof. Pomberger, Prof. Heinrich<br />

und Prof. Rombach für Anregungen zu<br />

dieser Arbeit und den Erfahrungsaustausch.


Risikobasiertes Qualitätsmanagement<br />

Das Dilemma des Q-Leiters<br />

Die Geschäftsleitung einer Firma, die<br />

Softwaresysteme für Kunden oder für<br />

den eigenen Gebrauch entwickelt, hat<br />

sich entschlossen, die Unternehmung<br />

nach ISO 9001 zertifizieren zu lassen.<br />

Der Verantwortliche für Qualitätssicherung<br />

(Q-Leiter) erhält den Auftrag,<br />

unternehmensweit ein normgerechtes<br />

Qualitätssystem (Q-System) einzuführen.<br />

Der Q-Leiter findet sich in einem Spannungsfeld:<br />

Auf der einen Seite steht die<br />

Norm, die es zu verstehen und zu interpretieren<br />

gilt. Der Q-Leiter wird feststellen,<br />

dass er die Norm für die Entwicklung<br />

von Software nicht direkt<br />

umsetzen kann, da der Norm ein anderes<br />

betriebliches Umfeld und andere<br />

Denkmuster zugrunde liegen.<br />

Auf der anderen Seite präsentiert sich<br />

die Firma mit vielfältigen Arbeitskulturen,<br />

die über die Jahre entstanden sind<br />

und sich gefestigt haben. Es gilt nun,<br />

diese Arbeitskulturen den Erfordernissen<br />

der Norm anzupassen. Gerade Veränderungen<br />

der Arbeitskultur stossen<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

«Wir haben kein Q-System – wir sind eines!»<br />

Stefan Brantschen und Stefan Zeder<br />

Das vorgestellte prozessorientierte, umfassende und ISO-zertifizierte Qualitätssystem kann durch die<br />

Umsetzung geeigneter Prinzipien flexibel und wirtschaftlich an die laufend veränderten Anforderungen<br />

und Rahmenbedingungen angepasst werden.<br />

Stefan Brantschen, dipl. Ing. ETH, ist<br />

Geschäftsbereichsleiter Unternehmensentwicklung<br />

und Qualitätssicherung bei<br />

der GfAI Gruppe für Angewandte Informatik<br />

AG, 3037 Herrenschwanden.<br />

Stefan Zeder, dipl. Wirtschaftsinformatiker,<br />

ist Q-Leiter und Senior Consultant<br />

bei der gleichen Unternehmung.<br />

aber bei den Betroffenen auf Widerstand;<br />

sie sind nicht bereit, die vertrauten,<br />

“historisch gewachsenen” Strukturen<br />

und Arbeitsabläufe zu verändern,<br />

und betonen, wie wichtig “pragmatische<br />

Lösungen ohne bürokratischen<br />

Overhead” sind, da die zur Verfügung<br />

stehende Zeit schon für die “normale<br />

Arbeit” kaum reiche.<br />

Der verantwortungsvolle Q-Leiter wird<br />

sich früher oder später die Frage stellen,<br />

ob die Aufwände zur Überwindung<br />

der Schwierigkeiten beim Aufbau eines<br />

Q-Systems alleine aus dem Blickwinkel<br />

der ISO-Zertifizierung gerechtfertigt<br />

werden können.<br />

Die unterschwellige Angst der Mitarbeiter<br />

vor Verlust notwendiger Freiheitsgrade<br />

zur Erledigung der Arbeit ist<br />

verständlich. Sie befürchten, dass die<br />

Festlegung und Beschreibung ihrer<br />

Arbeitsabläufe dazu führt, dass sie nicht<br />

mehr situationsgerecht und flexibel handeln<br />

können. Dazu kommt die Gefahr,<br />

dass eine “Standardisierung” und damit<br />

Vereinheitlichung der Arbeit zur Folge<br />

hat, dass der Einzelne seine persönliche<br />

Arbeitsweise im beschriebenen, standardisierten<br />

Ablauf nicht mehr wiedererkennt<br />

und so die notwendige Identifikation<br />

mit dem Q-System verliert.<br />

Gerade die Betroffenen sind es jedoch,<br />

welche die notwendigen Beschreibungen<br />

erarbeiten und verantwortlich umsetzen<br />

müssen.<br />

Der Q-Leiter muss in diesem Spannungsfeld<br />

Lösungen und Wege finden.<br />

Er muss die Betroffenen motivieren und<br />

sie bei der Umsetzung des Q-Systems<br />

unterstützen. Er muss Möglichkeiten<br />

finden, der Heterogenität der Firma in<br />

ihren verschiedenen Dimensionen gerecht<br />

zu werden. Dabei sind ihm finanzielle<br />

und terminliche Rahmenbedingungen<br />

vorgegeben.<br />

Der verantwortungsbewusste Q-Leiter<br />

wird sich daher früher oder später die<br />

Frage stellen, ob die Aufwände zur<br />

Überwindung dieser Schwierigkeiten<br />

beim Aufbau eines Q-Systems alleine<br />

aus dem Blickwinkel der ISO-Zertifizierung<br />

gerechtfertig werden können.<br />

Erweiterte Ziele<br />

Die Zertifizierung ist ein wichtiger Meilenstein<br />

bei der Erarbeitung eines konsistenten<br />

Q-Systems; sie ist ein erster<br />

Prüfpunkt auf dem Weg zu einem System,<br />

das jedoch umfassendere Ziele im<br />

Bezug auf die gesamte Unternehmung<br />

und die geschäftlichen Tätigkeiten verfolgen<br />

sollte:<br />

<strong>•</strong> Das Q-System dient dem gezielten<br />

Abbau von Risiken.<br />

<strong>•</strong> Das Q-System ist die Basis für die<br />

Beherrschung sowie die laufende<br />

Verbesserung und Anpassung aller<br />

Geschäftsprozesse – und damit die<br />

Basis für den Unternehmenserfolg.<br />

<strong>•</strong> Das Q-System bedeutet nicht zusätzliche,<br />

parallele Arbeitsprozesse, sondern<br />

es ist der Inbegriff tagtäglichen<br />

professionellen Arbeitens. Eine Fir-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 19


ma hat kein Q-System, sondern sie ist<br />

eines.<br />

<strong>•</strong> Das Q-System muss der Heterogenität<br />

der Unternehmung gerecht werden.<br />

Insbesondere die Skalierbarkeit<br />

auf die verschiedenartigen Aufgabenstellungen<br />

muss gewährleistet sein.<br />

Im folgenden wird dargelegt, wie mittels<br />

eines geeignet konzipierten Q-Systems<br />

diese erweiterten Zielsetzungen<br />

erreicht werden können, und wie es darüber<br />

hinaus möglich ist, die Mitarbeiter<br />

laufend direkt in die Weiterentwicklung<br />

zu integrieren, um so die Identifikation<br />

mit den Q-Massnahmen sicherzustellen.<br />

Die Ausführungen sind in die folgenden<br />

Teile gegliedert:<br />

Dimensionen der Heterogenität einer<br />

Unternehmung<br />

Konzipierung und Aufbau eines umfassenden<br />

Q-Systems bedingen die Auseinandersetzung<br />

mit den verschiedenen<br />

Gegebenheiten in einer Unternehmung.<br />

Wichtige Dimensionen dieser hier als<br />

Heterogenität bezeichneten Vielfalt<br />

sind:<br />

<strong>•</strong> Unterschiedliche Tätigkeitsfelder<br />

und Marktsegmente: Auch Softwarefirmen<br />

entwickeln nicht nur Software,<br />

sondern erbringen zusätzliche<br />

Leistungen wie Beratung, Support<br />

und Ausbildung. Vermehrt gehören<br />

auch Standardprodukte und ihre Integration<br />

in bestehende oder neue<br />

applikatorische Lösungen zum Angebot.<br />

<strong>•</strong> Verschiedenartige Vorhaben innerhalb<br />

der einzelnen Tätigkeitsfelder:<br />

Verschiedenartige Vorhaben (Dauer,<br />

Umfang, Komplexität, Technologien,<br />

Marktpartner etc.) bedingen eine laufende<br />

Neueinschätzung der vorhandenen<br />

Risiken.<br />

<strong>•</strong> Unterschiedliche Arbeitskulturen: In<br />

allen Unternehmen gibt es unterschiedliche<br />

lokale Arbeitskulturen,<br />

20 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Erweiterte Zielsetzungen<br />

<strong>•</strong> Vertiefte Beschreibung der erweiterten<br />

Zielsetzungen.<br />

<strong>•</strong> Aufzeigen eines Weges zum Aufbau<br />

eines Q-Systems, mit dem diese<br />

erweiterten Ziele erfüllt werden können.<br />

<strong>•</strong> Vorstellung grundlegender Prinzipien<br />

zur Realisierung des umfassenden Q-<br />

Systems.<br />

<strong>•</strong> Beschreibung eines in der Praxis realisierten,<br />

ISO 9001-zertifizierten Q-<br />

Systems, welches die Ziele durch<br />

Umsetzung der grundlegenden Prinzipien<br />

erreicht.<br />

<strong>•</strong> Erfahrungen und Erkenntnisse aus<br />

der Praxis.<br />

die in der Regel über viele Jahre gewachsen<br />

sind und damit nicht einfach<br />

durch Einführung eines Q-Systems<br />

verändert werden können.<br />

<strong>•</strong> Verschiedenartige Qualitätsmassnahmen:<br />

In den Unternehmen bestehen<br />

bereits verschiedenartig ausgeprägte<br />

lokale Qualitätsmassnahmen<br />

oder gar Teile von Q-Systemen.<br />

<strong>•</strong> Laufende Projekte: Es gibt laufende<br />

Projekte, die im Sinne der Anforderungen<br />

des zukünftigen Q-Systems<br />

noch nicht genügend definiert sind.<br />

Jedes Q-System muss mit dieser Heterogenität<br />

zurecht kommen. Die Anforderungen<br />

an die Art und Weise, wie dies<br />

geschehen soll, bestimmen den Erstellungsweg,<br />

die dazugehörigen Prinzipien<br />

und letztlich die Ausgestaltung der Lösung.<br />

Ziele für ein umfassendes Q-System<br />

Die in der Einleitung aufgeführten Ziele<br />

eines umfassenden Q-Systems werden<br />

hier noch einmal aufgegriffen, erläutert<br />

und ergänzt.<br />

<strong>•</strong> Ein Q-System muss der Heterogenität<br />

einer Firma gerecht werden: Ein<br />

wichtiger Aspekt sind hierbei die Kosten<br />

für die Erstellung und Aktuellhaltung<br />

des Q-Systems. Dies bedeutet<br />

beispielsweise, dass bei neuen<br />

oder veränderten Geschäftsprozessen<br />

eine flexible, schnelle und auf die<br />

situativen Bedürfnisse abgestimmte<br />

Anpassung der Festlegungen und Beschreibungen<br />

möglich sein muss.<br />

<strong>•</strong> Identifikation: Eine Firma hat kein Q-<br />

System, sondern sie ist eines: Die<br />

Verantwortung für die Qualität der<br />

Arbeit liegt immer beim zuständigen<br />

Manager bzw. Mitarbeiter, so dass<br />

dieser die Möglichkeit und die Kompetenz<br />

haben muss, die notwendigen<br />

präventiven und korrigierenden Q-<br />

Massnahmen selbst festzulegen, Beachtung<br />

der Norm vorausgesetzt.<br />

Die Festlegung der Q-Massnahmen<br />

muss laufend und einfach vorgenommen<br />

werden können. Damit ist<br />

sichergestellt, dass die Massnahmen<br />

situationsadäquat sind und daher von<br />

den Betroffenen verstanden, akzeptiert<br />

und umgesetzt werden.<br />

<strong>•</strong> Vollständigkeit des Q-Systems: Das<br />

Q-System ist die Basis für die Beherrschung<br />

und Verbesserung aller<br />

Geschäftsprozesse: Die Qualität der<br />

Prozesse bestimmt in direkter Weise<br />

die Qualität der resultierenden Produkte<br />

und Dienstleistungen. Nur definierte<br />

Prozesse lassen sich gezielt<br />

verbessern. Die Beherrschung der<br />

Prozessqualität erfordert somit die<br />

Beschreibung der Prozesse, deren<br />

konsequente Befolgung und Überwachung.<br />

Das Schliessen dieses Regelkreises<br />

ist eine notwendige Grundlage<br />

für die laufende Verbesserung der<br />

Prozesse.<br />

Zur Sicherstellung der Gesamtqualität<br />

und des unternehmerischen Erfolges<br />

müssen daher alle geschäftlichen<br />

Aktivitäten solche geregelten Prozesse<br />

sein. Dies bedeutet, dass neben den<br />

“kleinen” Prozessen, beispielsweise<br />

im Rahmen von Projekten, auch<br />

“grosse” Prozesse existieren, welche<br />

die unternehmensweiten Regelkreise<br />

sicherstellen. Beispiele sind Unternehmensplanung<br />

und -steuerung,<br />

Finanz- und Projekt-Controlling. Der<br />

Einbezug dieser Prozesse geht über


die Normforderungen hinaus, ist aber<br />

zwingend notwendig, wenn die Qualität<br />

und damit der Unternehmenserfolg<br />

über den Prozess definiert wird.<br />

<strong>•</strong> Risikoabbau: Das Q-System dient<br />

dem gezielten Abbau von Risiken:<br />

Qualitätssichernde Massnahmen sollten<br />

auf der Basis von Risikoüberlegungen<br />

festgelegt werden: Q-Massnahmen,<br />

die immer die grössten<br />

vorstellbaren Risiken abfedern sollen,<br />

gehen im Durchschnitt viel zu<br />

weit und sind somit zu teuer – wenn<br />

auch das Ziel der Qualitätssicherstellung<br />

erreicht wird.<br />

Die Erfüllung der Forderungen von ISO<br />

9001 stellt im Rahmen einer Zertifizierung<br />

das absolute Minimum dar. Um<br />

dies zu erreichen, müssen die Anforderungen<br />

der Norm also verstanden und<br />

in den unternehmensspezifischen Festlegungen<br />

konkretisiert werden. Mit anderen<br />

Worten gilt es, zuerst den Grundgehalt<br />

(Essenz 1 ) der Norm zu erkennen,<br />

um diese danach in ein konkretes Q-System<br />

abzubilden (Instanzierung).<br />

Für diese Umsetzung der Norm in ein<br />

Q-System existieren drei prinzipiell<br />

unterschiedliche Wege, die einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Qualität<br />

des entstehenden Q-Systems haben. Im<br />

folgenden werden diese drei Wege beschrieben<br />

und bewertet.<br />

Software-Entwicklung und ISO 9001<br />

– der “structure clash”<br />

ISO 9001 ist eine Norm, welche im Hinblick<br />

auf bestimmte Unternehmungstypen<br />

im Bereich der Produktion und<br />

Montage definiert wurde. Die Strukturen<br />

solcher Firmen prägen denn auch<br />

1. Unter Essenz werden hier – gemäss der<br />

“Essentiellen Systemanalyse” (ESA)<br />

nach McMenamin and Palmer [McMenamin/Palmer<br />

84] – die von der Art und<br />

Weise der (späteren) Implementierung<br />

unabhängigen Eigenschaften eines<br />

Systems verstanden.<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Von der Norm zum Q-System<br />

Qualität um jeden Preis kann sich<br />

keine Unternehmung leisten. Es gilt<br />

vielmehr, diejenigen qualitätssicherstellenden<br />

Massnahmen zu finden<br />

und anzuordnen, mit denen die in der<br />

Situation bestehenden bzw. voraussehbaren<br />

Risiken kostenoptimal abgesichert<br />

werden. Von einer solchen<br />

Qualitätsphilosophie profitieren sowohl<br />

Kunde als auch Unternehmer.<br />

Diese vier wesentlichen Ziele definieren<br />

zusätzliche, über die Norm hinausgehende<br />

Anforderungen an ein Q-System.<br />

die Gliederung und den <strong>Inhalt</strong> von ISO<br />

9001, so dass sich diese primär auf eine<br />

bestimmte Unternehmensimplementation<br />

bezieht. In einer Softwareunternehmung<br />

wird diese Ausrichtung der Norm<br />

eklatant sichtbar und führt zu dem, was<br />

Michael Jackson im Rahmen von<br />

Datenstrukturen als “structure clash”<br />

bezeichnet, also einer strukturellen Inkompatibilität,<br />

welche geeignet behandelt<br />

werden muss ([Jackson 75]).<br />

Dieser Sachverhalt ist in der Softwarebranche<br />

bekannt. ISO 9000-3 zeigt, dass<br />

sich auch die Normengremien dieses<br />

“structure clashs” durchaus bewusst<br />

sind. Der Leitfaden ISO 9000-3 gibt<br />

dem verantwortlichen Q-Leiter zwar<br />

einige Hilfestellung für die Strukturierung<br />

des Q-Systems; die postulierten<br />

weitergehenden Zielsetzungen können<br />

jedoch auch mit der Umsetzung von<br />

ISO 9000-3 alleine noch nicht erreicht<br />

werden. Auch ISO 9000-3 stellt letztlich<br />

eine Instanzierung dar, deren essentieller<br />

Gehalt analysiert und vervollständigt<br />

werden muss.<br />

Konventioneller Weg der Umsetzung<br />

der Norm<br />

In der konventionellen Weise der Realisierung<br />

eines Q-Systems ( Abb. 1a) wird<br />

die ISO-Norm direkt auf der “Realisierungsebene”<br />

umgesetzt, ohne die ei-<br />

gentliche Essenz der Norm zuerst systematisch<br />

zu ermitteln, um sodann diese<br />

auf die lokalen Anforderungen und<br />

Bedingungen der Unternehmung anzupassen.<br />

Der “structure clash” wird somit in<br />

einer impliziten Weise direkt während<br />

der Realisierung aufgelöst. Dies ist vergleichbar<br />

mit der Programmierung<br />

eines Systems auf der Basis von Programmiervorgaben<br />

für eine andere<br />

Technologie (Programmierumgebung,<br />

Datenbank etc.) als die effektiv eingesetzte,<br />

so dass der Programmierer diese<br />

Vorgaben laufend implizit in das neue<br />

System umzusetzen hat. Richtig wäre<br />

jedoch, in einem ersten Schritt die<br />

technologiefreien (essentiellen) Anforderungen<br />

zu ermitteln, welche in den<br />

technologiebelasteten Programmiervorgaben<br />

stecken. Erst diese essentiellen<br />

Anforderungen sind dann in neue Programmiervorgaben<br />

für die effektiv zum<br />

Einsatz gelangende Technologie einzuarbeiten;<br />

letztere können dann direkt,<br />

also ohne implizite Umsetzung, programmiert<br />

werden. Dies ist im übrigen<br />

im Rahmen des Re-Engineerings von<br />

Softwaresystemen ein Standardverfahren.<br />

Umsetzung der Norm via Essenz<br />

Abb. 1b zeigt schematisch, wie ein Q-<br />

System in einer Unternehmung via Essenz<br />

definiert und erarbeitet werden<br />

kann. Es können dabei die folgenden<br />

groben Schritte unterschieden werden:<br />

<strong>•</strong> Befreiung der Normforderungen von<br />

der implizite vorhandenen Abbildung<br />

auf bestimmte Branchen und Organisationsformen.<br />

<strong>•</strong> Ergänzung dieser essentiellen Normforderungen<br />

um die lokalen, also für<br />

die eigene Unternehmung relevanten<br />

essentiellen Anforderungen.<br />

<strong>•</strong> Abbildung dieser nun umfassenden,<br />

für die eigene Branche wirklich<br />

essentiellen Anforderungen auf die<br />

eigene Unternehmung.<br />

Essenz von ISO 9001: Zu den wichtigen<br />

essentiellen Anforderungen von ISO<br />

9001 (ISO 9000-3) gehören:<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 21


<strong>•</strong> Verankerung des gesamten Q-Systems<br />

auf höchster Managementebene.<br />

<strong>•</strong> Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten<br />

am richtigen Ort.<br />

<strong>•</strong> Prozesse müssen beschrieben und geplant<br />

sein (Entwicklungs- und Qualitätsprozesse).<br />

<strong>•</strong> Die Aktualität der Prozessanweisungen<br />

muss sichergestellt sein.<br />

<strong>•</strong> Arbeitsresultate müssen definiert und<br />

verfolgbar sein.<br />

<strong>•</strong> Arbeitsresultate müssen nachweisbar<br />

geprüft worden sein.<br />

<strong>•</strong> Das Q-System muss laufend überprüft<br />

und verbessert werden, die entsprechenden<br />

Massnahmen müssen<br />

belegbar sein.<br />

ISO 9000<br />

Q-System-<br />

Festlegung<br />

ISO 9000<br />

Essentielle<br />

Anforderungen<br />

Abb. 1: Drei prinzipielle Wege der Umsetzung von ISO 9000.<br />

22 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

<strong>•</strong> Folgende Schnittstellen des Q-Systems<br />

gegen aussen müssen definiert<br />

sein: Vertragsprüfung, Beschaffungen,<br />

Beistellungen, Kundendienst.<br />

Bemerkungen:<br />

<strong>•</strong> Ein Q-System darf bezüglich seiner<br />

Struktur sehr wohl vom Aufbau der<br />

Norm abweichen, die strikte Beschreibung<br />

entlang der 20 Kapitel<br />

gemäss ISO 9001 oder der drei<br />

Hauptteile von ISO 9000-3 ist nicht<br />

gefordert. Das Vorgehen nach Abb.<br />

1b unterstützt das Finden von Q-Systemstrukturen,<br />

die den Unternehmensstrukturen<br />

und -prozessen besser<br />

angepasst sind.<br />

<strong>•</strong> Anforderungen, die auf der essentiellen<br />

Ebene zu ergänzen sind, betreffen<br />

beispielsweise Prozesse, die der<br />

ISO 9000<br />

Erkennen der essentiellen Normforderungen<br />

Vervollständigung der essentiellen Normforderungen<br />

Essentielle<br />

Anforderungen<br />

Abbildung der Normforderungen auf die Unternehmensanforderungen<br />

Q-System-<br />

Festlegung<br />

Risiken<br />

Ziele<br />

Nutzung des Q-Systems zur Leistungserbringung<br />

“Essentielle<br />

Firma”<br />

a) b) c)<br />

Lösungsbausteine<br />

Risiko-/zielbasierte, skalierte Instanzierung<br />

“Operative<br />

Firma”<br />

Q-System-Festlegung<br />

unternehmensweiten Planung und<br />

Steuerung dienen.<br />

Bei der Ermittlung und Beurteilung der<br />

Essenz von ISO 9001 stellt man fest,<br />

dass gewisse Anforderungen nicht das<br />

notwendige Gewicht haben, erweitert<br />

oder gar eingefügt werden müssen.<br />

Dazu gehören:<br />

<strong>•</strong> Das Q-System – und damit die gesamte<br />

Unternehmung – wird nicht<br />

konsequent als System aufgefasst und<br />

modelliert, bei welchem klar zwischen<br />

Innerem (dem “domain of control<br />

and change”) und Äusserem<br />

unterschieden wird, mit allen jeweils<br />

notwendigen, klar definierten<br />

Schnittstellenprozessen, welche die<br />

interne Integrität sicherstellen ([Mc-<br />

Menamin/Palmer 84]).<br />

<strong>•</strong> Das Denken in Prozessen und vollständigen<br />

Regelkreisen ist nicht<br />

systematische konzeptionelle Grundlage<br />

aller Festlegungen.<br />

<strong>•</strong> Prüfungen sollten als fester Teil eines<br />

jeden Prozesses gefordert werden,<br />

nicht losgelöst oder nur in bezug auf<br />

Arbeitsresultate.<br />

<strong>•</strong> Der Einbezug des Risikos als Massstab<br />

zur Festlegung kostenoptimaler<br />

Qualitätsmassnahmen fehlt.<br />

<strong>•</strong> Es fehlen wichtige geschäftliche Prozesse<br />

wie Unternehmensplanung und<br />

-steuerung, Projekt-Controlling, Finanz-Controlling:<br />

“Die zertifizierten<br />

Prozesse kümmern sich nicht um den<br />

Unternehmenserfolg.”<br />

<strong>•</strong> Die Prozesse und Aufgaben werden<br />

zu starr auf eine feste Organisation<br />

aufgeteilt.<br />

Die hauptsächliche Leistung von ISO<br />

9001 ist, dass Firmen, die sie umsetzen,<br />

wichtige Prozesse der Entwicklung und<br />

der Produktion beherrschen. Es findet<br />

eine Sicherstellung der Qualität statt, indem<br />

diese Prozesse definiert, befolgt<br />

und kontrolliert werden. Dies ist bereits<br />

ein beachtlicher erster Schritt.


Beurteilung der ersten zwei Wege der<br />

Norm-Umsetzung<br />

Konventioneller Weg der Umsetzung der<br />

Norm (Abb. 1a):<br />

<strong>•</strong> Die Norm kann auf diesem Weg umgesetzt<br />

werden, so dass die hauptsächliche<br />

Leistung von ISO 9001<br />

effektiv zum Tragen kommt.<br />

<strong>•</strong> Weitergehende Ziele können auf diesem<br />

Weg jedoch nicht systematisch,<br />

sondern nur dank grossem Geschick<br />

des verantwortlichen Q-Leiters erreicht<br />

werden – wenn überhaupt. Die<br />

Erweiterung und Anpassung der<br />

essentiellen Anforderungen wird<br />

höchstens implizit gemacht und ist<br />

damit nicht nachvollzieh- und prüfbar.<br />

<strong>•</strong> Die so entstehenden Q-Systeme sind<br />

nicht flexibel und anpassbar. Sie haben<br />

statischen Charakter und werden<br />

in grossen Schritten via wiederholte<br />

Abbildung der Normforderungen<br />

verbessert. Dies bedeutet, dass das Q-<br />

System ganz oder in Teilen immer<br />

wieder neu gebaut werden muss.<br />

Umsetzung der Norm via Essenz (Abb.<br />

1b):<br />

<strong>•</strong> Alle Errungenschaften des konventionellen<br />

Weges der Umsetzung werden<br />

auch durch die Umsetzung via<br />

Essenz erreicht.<br />

<strong>•</strong> Weitergehende Ziele können systematisch<br />

verfolgt und erreicht werden:<br />

Die essentiellen Anforderungen werden<br />

ermittelt und können gezielt um<br />

unternehmensspezifische Anforderungen<br />

ergänzt werden.<br />

<strong>•</strong> Dies ermöglicht prinzipiell die systematische<br />

Erreichung von zwei der<br />

vier postulierten erweiterten Zielsetzungen<br />

für ein Q-System:<br />

–Vollständigkeit des Q-Systems<br />

– Heterogenität der Firma<br />

<strong>•</strong> Die Zielsetzungen die die Identifikation<br />

mit dem Q-System und die Risikobasierung<br />

der Q-Massnahmen betreffen,<br />

können auch erreicht werden.<br />

Nur wird diese Zielerreichung nicht<br />

systematisch durch die Prinzipien des<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Vorgehens unterstützt, sondern hängt<br />

– wie bereits beim konventionellen<br />

Weg – vom Geschick des Q-Leiters<br />

ab.<br />

<strong>•</strong> Auch die auf diesem Weg entstehenden<br />

Q-Systeme sind nicht flexibel<br />

und anpassbar. Der statische Charakter<br />

ist immer noch dominant, die Verbesserung<br />

in grossen Schritten ist<br />

auch hier das Grundprinzip. Es müssen<br />

immer noch ganze Teile des Q-<br />

Systems neu gebaut werden, obschon<br />

es nun möglich ist, auf die essentiellen<br />

Anforderungen zurückzugreifen,<br />

was eine wesentliche Verbesserung<br />

darstellt.<br />

<strong>•</strong> Die ganze für die Abdeckung der<br />

Heterogenität der Firma notwendige<br />

Typisierung der Prozesse muss<br />

bereits fest im Q-System vorgesehen<br />

werden und ist damit statisch. Eine<br />

neue Ausprägung eines Prozesses<br />

erfordert damit eine Überarbeitung<br />

von Teilen des Q-Systems.<br />

Umsetzung via risikobasierte,<br />

skalierbare Instanzierung<br />

Abb. 1c zeigt, wie das Vorgehen zur Implementierung<br />

eines Q-Systems via Essenz<br />

um das entscheidende Konzept der<br />

risikobasierten, skalierbaren Instanzierung<br />

erweitert werden kann.<br />

Analog der Umsetzung via Essenz<br />

(Abb. 1b) werden die essentiellen<br />

Normforderungen um die unternehmensspezifischen<br />

Anforderungen ergänzt.<br />

Die Erreichung des Zieles der<br />

Vollständigkeit des Q-Systems kann<br />

damit gewährleistet werden. Darüber<br />

hinaus können nun auch den anderen<br />

der vier postulierten Zielsetzungen<br />

systematisch anvisiert werden.<br />

Als entscheidende Neuerung gegenüber<br />

Abb. 1b werden die essentiellen Anforderungen<br />

nicht bereits in ein konkretes<br />

Q-System abgebildet. In einem ersten<br />

Schritt wird eine “essentielle Firma”<br />

beschrieben. Diese besteht aus “generischen<br />

Prozessen”, in denen die einzelnen<br />

Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />

nicht bereits Personen oder Stellen zugewiesen<br />

werden, sondern klar definierten<br />

“Rollen”.<br />

Ein Instanzierungsprozess führt diese<br />

“essentielle Firma” in das konkrete Q-<br />

System über (die “operative Firma”).<br />

Dieser Prozess ist – im Gegensatz zu<br />

den generischen Prozessen – bereits<br />

konkret festgelegt und den einzelnen<br />

Verantwortlichen in der Organisation<br />

(Manager, Abteilungsleiter, Gruppenchefs,<br />

Projektleiter) zugewiesen. Diese<br />

konkretisieren die generischen Prozesse<br />

unter Berücksichtigung der situativen<br />

Risiken und Ziele und benutzen dabei<br />

bestehende Lösungsbausteine, z.B. in<br />

Form von Richtlinien, Checklisten und<br />

Templates. Diese Bausteine sind entweder<br />

bereits vorhanden oder müssen bei<br />

der Instanzierung erarbeitet werden.<br />

Vorteile der risikobasierten,<br />

skalierbaren Instanzierung<br />

Mit Hilfe der risikobasierten, skalierbaren<br />

Instanzierung können die vier Zielsetzungen<br />

erreicht werden:<br />

<strong>•</strong> Vollständigkeit des Q-Systems: Dieses<br />

Ziel wird durch das Vorgehen<br />

über die essentiellen Anforderungen<br />

und die vollständigen Modellierung<br />

der essentiellen Firma erreicht.<br />

<strong>•</strong> Identifikation: Der verantwortliche<br />

Mitarbeiter instanziert und konkretisiert<br />

die Prozesse bei Bedarf selbst.<br />

Dies setzt zum einen das Verständnis<br />

für die Grundkonzepte und die Struktur<br />

der essentiellen Firma voraus.<br />

Zum anderen ist die Beschreibung<br />

von Prozessen ein willkommenes Arbeitsinstrument<br />

zur bedarfsgerechten<br />

Konkretisierung und Konfiguration<br />

generischer Vorgaben. Der Mitarbeiter<br />

findet dadurch Lösungen, die seine<br />

spezifischen Bedürfnisse abdekken;<br />

die Identifikation mit den Q-<br />

Massnahmen ist damit gewährleistet.<br />

<strong>•</strong> Heterogenität: Die verschiedenen<br />

Tätigkeitsfelder der Unternehmung<br />

werden bereits in der “essentiellen<br />

Firma” berücksichtigt. Dadurch, dass<br />

die durch das Q-System vorgesehene<br />

Instanzierung die lokale, situative<br />

Anpassung zum Prinzip erhebt, können<br />

auch die anderen Dimensionen<br />

der Heterogenität abgedeckt werden:<br />

–verschiedenartige Vorhaben innerhalb<br />

eines Geschäftsfeldes (beispiels-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 23


weise Projektgrösse)<br />

–verschiedene Arbeitskulturen<br />

– bestehende Q-Massnahmen<br />

– laufende Projekte<br />

<strong>•</strong> Risikoabbau: Durch die systemimmanente,<br />

bedarfsorientierte Instanzierung<br />

ist gewährleistet, dass Risikoüberlegungen<br />

bei jedem Aufstarten<br />

eines Prozesses mit einbezogen werden.<br />

Die jeweiligen Risiken werden<br />

analysiert und beurteilt und sind das<br />

Mass für die Q-Massnahmen, die gezielt<br />

zum Zweck des Risikoabbaus<br />

festgelegt werden.<br />

Für das Erkennen und Beurteilen von<br />

Risiken können sehr feine Instrumente<br />

zur Verfügung gestellt werden,<br />

welche die Wirksamkeit des Q-Systems<br />

erheblich erhöhen.<br />

<strong>•</strong> Die auf diesem Weg entstehenden Q-<br />

Systeme sind äusserst flexibel und<br />

Um die Umsetzung nach Abb. 1c realisieren<br />

zu können, müssen einige grundlegende<br />

Prinzipien beachtet werden, die<br />

im folgenden beschrieben werden. Es<br />

handelt sich dabei um:<br />

<strong>•</strong> Essentielle Firma<br />

<strong>•</strong> Vollständig geregelte Prozesse (Regelkreise)<br />

<strong>•</strong> Risiko- und Zielbasierung<br />

<strong>•</strong> Subsidiarität<br />

Essentielle Firma<br />

Auf der Stufe der Q-Systembeschreibung<br />

werden alle geschäftlichen Aufgaben<br />

und die damit verbundenen<br />

Verantwortlichkeiten in einer von der<br />

konkreten, momentanen Organisationsform<br />

unabhängigen Form beschrieben<br />

durch<br />

<strong>•</strong> generische Prozesse<br />

<strong>•</strong> die dazugehörigen Rollen<br />

Generische Prozesse: Festlegung und<br />

Beschreibung aller geschäftlichen Prozesse<br />

in einer von einer momentanen,<br />

24 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Prinzipien<br />

anpassbar. Die Verbesserungen werden<br />

nicht in grossen Schritten durchgeführt,<br />

sondern können nach Bedarf<br />

immer wieder und schnell im Rahmen<br />

der Instanzierung in die jeweilige<br />

Umsetzung einfliessen. Solche Q-<br />

Systeme sind damit in hohem Masse<br />

wartungsfreundlich.<br />

Die Instanzierung ist also nicht ein Prozess,<br />

der bei der Einführung des Q-Systems<br />

gemäss Abb. 1b einmal abläuft,<br />

sondern ist selbst auch ein wichtiges<br />

Element des Q-Systems (Abb. 1c). Die<br />

Ausgestaltung des Instanzierungsprozesses<br />

muss die Erfüllung der Norm<br />

sicherstellen: Lokale Festlegungen dürfen<br />

keine Abschwächungen von Anforderungen<br />

aus den Vorgabedokumenten<br />

bedeuten.<br />

konkreten Aufgabenstellung losgelösten<br />

Implementationsform. Diese Vorgaben<br />

sind im Rahmen der gewählten<br />

Detaillierung für die spätere Konkretisierung<br />

verbindlich.<br />

Rollen: Im Rahmen der generischen<br />

Prozesse können, obschon diese per definitionem<br />

personen- und damit stellenunabhängig<br />

sind, trotzdem einzelne<br />

Aufgaben definiert und Verantwortlichkeiten<br />

zugewiesen werden: Diese werden<br />

den sogenannten Rollen zugeteilt,<br />

eigentlichen “fiktiven Stellen”, die für<br />

jeden der generischen Prozesse bzw.<br />

Subprozesse definiert sind. Beispiele<br />

von Rollen sind Kursreferent, Konfigurationsverantwortlicher,<br />

Gutachter oder<br />

Projektleiter. Diese Beispiele zeigen,<br />

dass die Rollenbeschreibungen die<br />

Grundlage bilden für die konkreten Stellenbeschreibungen<br />

der einzelnen Mitarbeiter.<br />

Vollständig geregelte Prozesse<br />

Planen Durchführen<br />

Analysieren &<br />

Entscheiden<br />

Abb. 2: Geregelter Prozess (Grundprinzip).<br />

Rückkopplung: Kontrollierte Prozesse<br />

müssen über eine geeignete Rückkopplung<br />

verfügen (vgl. Abb. 2). Häufig werden<br />

jedoch nur Ausschnitte aus dem<br />

vollständigen Regelkreis betrachtet.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Vorteile eines<br />

Q-Systems gar nicht zum Tragen<br />

kommen, weil die gewonnenen Erkenntnisse<br />

nicht systematisch in den<br />

nächsten Ablauf des Prozesses zurückfliessen.<br />

Eine gezielte laufende Verbesserung<br />

des Prozesses findet nicht statt.<br />

Prozesshierarchien: Das Denken in Regelkreisen,<br />

in Abb. 2 in seiner einfachsten<br />

Form auf nur einer Ebene dargestellt,<br />

kann konsequent erweitert<br />

werden, wenn die Betrachtung auf die<br />

verschiedenen Ebenen der Hierarchie<br />

der Geschäftsprozesse ausgedehnt wird,<br />

die zumindest implizit immer vorhanden<br />

ist:<br />

<strong>•</strong> Operationelle Ebene: Alle Prozesse,<br />

die direkt oder unterstützend der Erbringung<br />

der Marktleistung dienen.<br />

<strong>•</strong> Controlling-Ebene: Prozesse, welche<br />

die operationellen Prozesse überwachen.<br />

Controlling-Prozesse greifen<br />

nur im Ausnahmefall direkt in die<br />

Prozesse der operationellen Ebene<br />

ein. Die für die Aufgaben des Controllings<br />

notwendigen Daten und<br />

Informationen werden in der Regel<br />

für übergeordnete Planungs- und<br />

Steuerungsaufgaben verwendet, beispielsweise<br />

auf Unternehmens- oder<br />

Abteilungsebene.<br />

Prüfen<br />

Leistung


<strong>•</strong> Metaprozess-Ebene: Prozesse, die<br />

die Qualität der Prozesse der beiden<br />

anderen Ebenen beurteilen und wenn<br />

nötig eine Verbesserung bzw. Aktualisierung<br />

des Q-Systems durchführen<br />

oder anstossen. Metaprozesse definieren<br />

also die anderen Prozesse in<br />

grundsätzlicher, nicht planerischer<br />

Weise.<br />

Bemerkungen:<br />

<strong>•</strong> Im unternehmerischen Sinn ist die<br />

Metaprozess-Ebene der unternehmensweiten<br />

Controlling-Ebene unterstellt.<br />

<strong>•</strong> Auch innerhalb einer einzelnen Ebene<br />

kann selbstverständlich wieder<br />

eine analoge Hierarchie gebildet werden<br />

(rekursive Struktur). Die hier<br />

vorgestellten Ebenen sind die aus<br />

einer globalen unternehmerischen<br />

Sicht relevanten.<br />

Risiko- und Zielbasierung<br />

Alle Q-Massnahmen werden – im Rahmen<br />

der Forderungen der Norm – durch<br />

Analyse und Beurteilung der Risiken so<br />

festgelegt, dass die Summe der Aufwände<br />

für die Vermeidung von Qualitätsmängeln<br />

(präventive Q-Massnahmen)<br />

und der Aufwände für die<br />

Behebung dieser Mängel (korrigierende<br />

Q-Massnahmen) minimal wird (Abb.<br />

3). Die Beurteilung, ob ein Qualitäts-<br />

Im folgenden werden Teile eines Q-Systems<br />

vorgestellt, welches die risikobasierte,<br />

skalierbare Instanzierung realisiert.<br />

Das Q-System wird aktuell<br />

genutzt und ist erfolgreich nach ISO<br />

9001 zertifiziert worden.<br />

Struktur der Q-Dokumentation<br />

In seiner Dokumentation offenbart sich<br />

ein Q-System: Die gesamte Dokumentationsstruktur<br />

muss so angelegt sein,<br />

dass die Zielsetzungen erreicht werden,<br />

und dass sich die grundlegenden Prinzi-<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Kosten<br />

Praktische Umsetzung<br />

Aufwand für<br />

korrigierende<br />

Q-Massnahmen<br />

(Behebung von Qualitätsmängeln)<br />

Wenig präventive<br />

Q-Massnahmen<br />

mangel vorliegt, ergibt sich aus den<br />

(Qualitäts-) Zielsetzungen.<br />

Subsidiarität<br />

Innerhalb des Gefüges von Festlegungen<br />

in einer Unternehmung gilt, neben<br />

der Risikobasierung, das Prinzip der<br />

Subsidiarität: Es werden nur dann Aufgaben<br />

an die nächste übergeordnete<br />

organisatorische Einheit abgegeben,<br />

wenn sie durch die untergeordnete nicht<br />

mehr sinnvoll wahrgenommen werden<br />

können, oder wenn dies der ganzen Firma<br />

Vorteile bringt, beispielsweise durch<br />

umfassendere Optimierungsmöglichkeiten<br />

und Entscheide.<br />

pien realisieren lassen. Im vorgestellten<br />

Q-System finden sich folgende drei<br />

Ebenen der Q-Dokumentation (vgl.<br />

Abb. 4):<br />

1. Q-Systemdokumentation: Die Q-Systemdokumentation<br />

ist ihrerseits in<br />

zwei Ebenen gegliedert:<br />

<strong>•</strong> Qualitätshandbuch (QHB), das den<br />

Bereich der Qualitätssicherung thematisch<br />

absteckt, indem es alle essentiellen<br />

Elemente des Q-Systems definiert<br />

und beschreibt, und damit die<br />

Schnittstelle zwischen den Anforde-<br />

Summe der Aufwände<br />

für präventive und korrigierende<br />

Q-Massnahmen<br />

Bereich des<br />

wirtschaftlichen<br />

Optimums<br />

Abb. 3: Wirtschaftlichkeit von Q-Massnahmen.<br />

Aufwand für präventive<br />

Q-Massnahmen<br />

(Vermeidung von Qualitätsmängeln)<br />

Viele präventive<br />

Q-Massnahmen<br />

rungen von ISO 9001 und deren spezifischen<br />

Umsetzung in der Unternehmung<br />

bildet. Das QHB enthält im<br />

wesentlichen die Beschreibung der<br />

essentiellen Firma und die konkrete<br />

Festlegung des Instanzierungsprozesses.<br />

<strong>•</strong> Dem Qualitätshandbuch nachgeordnete<br />

Dokumente (QND), also alle das<br />

QHB ergänzenden und konkretisierenden<br />

Vorgabedokumente.<br />

2. Operative Q-Dokumente: Diese sind<br />

das Resultat der Instanzierung und zeigen<br />

auf, wie die generischen Prozesse<br />

aus den Q-Systemdokumenten zu jedem<br />

Zeitpunkt situationsspezifisch umgesetzt<br />

werden. Erst mit diesen operativen<br />

Q-Dokumenten wird das Q-System<br />

konkret und greifbar, da erst hier die<br />

spezifischen, geplanten und angeordneten<br />

Q-Massnahmen für den jeweiligen<br />

Gültigkeitsbereich beschrieben werden.<br />

Die operativen Q-Dokumente sind daher<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

3. Q-Nachweisdokumente: Es werden<br />

folgende Kategorien von Nachweisdokumenten<br />

unterschieden:<br />

<strong>•</strong> prozessbelegende Dokumente zeigen<br />

die korrekte Anwendung des Q-Systems;<br />

<strong>•</strong> prozess- bzw. produktqualifizierende<br />

Dokumente machen Aussagen über<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 25


die Qualität der Prozesse bzw. Produkte.<br />

Die Nachweisdokumente dienen der internen<br />

und externen Auditierung sowie<br />

der Verbesserung der geschäftlichen<br />

Prozesse.<br />

Die verschiedenen operativen Q-Dokumente:<br />

Bei den operativen Q-Dokumenten<br />

kann unterschieden werden zwischen<br />

(Abb. 4):<br />

<strong>•</strong> Unternehmensplan:<br />

– Gilt für die gesamte Firma und bildet<br />

die Grundlage aller geschäftlichen<br />

Aktivitäten eines Jahres.<br />

“Essentielle Firma”<br />

“Operative Firma”<br />

Geschäftsbereich A<br />

Projekt 1<br />

Projekt 2<br />

Ziele<br />

Risiken<br />

Ziele<br />

Aufgaben<br />

Ziele<br />

Aufgaben<br />

Ziele<br />

Aufgaben<br />

Abb. 4: Struktur der Q-Dokumentation.<br />

26 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Geschäftsleitung<br />

Risiken<br />

Risiken<br />

Risiken<br />

–Konzentration auf Strategie, Qualitätsziele,<br />

Marketingziele, Budget und<br />

Entscheidungsfindung auf Unternehmensebene.<br />

– Enthält nur wenige konkrete Festlegungen<br />

von Q-Massnahmen.<br />

<strong>•</strong> Bereichspläne:<br />

– Es wird ein Bereichplan pro sogenanntem<br />

Geschäftsbereich und pro<br />

Stabsbereich erarbeitet, den organisatorischen<br />

Einheiten der betrachteten<br />

Firma.<br />

– Strategie, Ziele, Risiken und Organisation<br />

auf Bereichsebene.<br />

Qualitätshandbuch (QHB)<br />

Projektplan<br />

1<br />

Nachgeordnete<br />

Vorgabedokumente (QND)<br />

Bereichsplan<br />

A<br />

Subsidiarität<br />

Subsidiarität<br />

Projektplan<br />

2<br />

Unternehmensplan<br />

prozessbelegend prozessqualifizierend produktqualifizierend<br />

Q-Systemdokumente<br />

Operative Q-Dokumente<br />

Q-Nachweisdokumente<br />

– Festlegung erster konkreter Q-<br />

Massnahmen, die für den gesamten<br />

Bereich gelten und primär permanent<br />

organisierte Prozesse betreffen.<br />

Der Unternehmensplan und die Bereichspläne<br />

werden in der Regel einmal<br />

pro Jahr im Rahmen der Strategieaktualisierung<br />

und der Budgetierung überarbeitet<br />

(selbstverständlich ebenfalls Prozesse<br />

des Q-Systems).<br />

<strong>•</strong> Projektpläne:<br />

– Pro internes oder externes Projekt<br />

wird ein Projektplan erarbeitet und<br />

aktuell gehalten.<br />

– Strategie, Ziele, Risiken, Organisation<br />

etc. auf Projektebene.<br />

– Festlegung aller durch das Q-System<br />

(und ISO 9001) geforderten<br />

Massnahmen, die nicht schon durch<br />

den übergeordneten Bereichsplan abgedeckt<br />

sind.<br />

–Konkrete inhaltliche und terminliche<br />

Projektplanung.<br />

Der Projektplan wird zu Beginn des<br />

Projektes erstellt und dann zu geeigneten<br />

Zeitpunkten aktualisiert, beispielsweise<br />

bei Phasenabschlüssen oder anderen<br />

Meilensteinen.<br />

<strong>Inhalt</strong>sübersicht Bereichs- und Projektplan:<br />

Der Bereichs- bzw. Projektplan<br />

enthält die notwendigen grundlegenden<br />

Beschreibungen sowie die risikogerechten<br />

Festlegungen und Q-Massnahmen<br />

für den jeweiligen Gültigkeitsbereich:<br />

<strong>•</strong> Auftrag, inkl. Ziele, Rahmenbedingungen,<br />

Abhängigkeiten<br />

<strong>•</strong> Leistungen, Lieferobjekte, inkl. Abnahmekriterien<br />

<strong>•</strong> Vorgehen und Methoden<br />

<strong>•</strong> Organisation, inkl. Aufgaben und<br />

Verantwortlichkeiten<br />

<strong>•</strong> Planung und Steuerung, inkl. Risikomanagement<br />

<strong>•</strong> Externe Reporting- und Controlling-<br />

Schnittstellen<br />

<strong>•</strong> Aufgaben und Pflichten des Auftraggebers<br />

bzw. Abnehmers


<strong>•</strong> Fremdprodukte und Fremddienstleistungen,<br />

inkl. Beistellungen und Beschaffung<br />

<strong>•</strong> Infrastruktur und Support<br />

<strong>•</strong> Konfigurationsverwaltung und Dokumentenmanagement,<br />

inkl. Problemund<br />

Änderungsverfahren<br />

<strong>•</strong> Prüfungen, Abnahmen, Fehlerbehandlung<br />

<strong>•</strong> Qualitätsaufzeichnungen (Nachweisdokumente)<br />

<strong>•</strong> Kunden-Feedback<br />

Wartung der Q-Systemdokumentation:<br />

Der Aufbau der Q-Systemdokumentation<br />

und die dargelegten Prinzipien der risikogerechten<br />

Instanzierung des Q-Systems<br />

ergeben eine laufende, quasi<br />

natürliche Wartung und Aktualisierung<br />

der Vorgabedokumente:<br />

<strong>•</strong> Das Q-System wird durch das Prinzip<br />

der bereichs- und projektlokalen<br />

Festlegungen bzw. deren institutionalisierte<br />

Aktualisierung laufend und<br />

als Teil der Routine überprüft und<br />

wenn notwendig angepasst.<br />

<strong>•</strong> Nachgeordnete Q-Systemdokumente<br />

(QND) wie Richtlinien und Checklisten<br />

entstehen in der Regel durch bereichs-<br />

oder projektlokale Bedürfnisse,<br />

also für konkrete Anforderungen<br />

und im Rahmen der normalen geschäftlichen<br />

Aktivitäten. Bewähren<br />

sich solche bereichs- oder projektspezifischen<br />

Vorgabedokumente, werden<br />

sie verallgemeinert und mit einem<br />

vergrösserten Geltungsbereich in<br />

Kraft gesetzt.<br />

Prüfungen und Freigaben: Alle Q-Systemdokumente<br />

und alle operativen Q-<br />

Dokumente werden selbstverständlich<br />

durch festgelegte Prüfungsgremien geprüft<br />

und durch die vorgesetzte, verantwortliche<br />

Stelle freigegeben. Wichtiger<br />

Aspekt dieser Prüfungen ist die Einhaltung<br />

der firmenweiten Vorgaben des Q-<br />

Systems – festgehalten im für die gesamte<br />

Unternehmung gültigen Q-Handbuch<br />

– und damit der Norm.<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Prozessgruppierung und -typisierung<br />

Um dem Prinzip der vollständig geregelten<br />

Prozesse über die gesamte Unternehmung<br />

gerecht werden zu können,<br />

muss ein geeignetes Prozessgruppierungs-<br />

und -typisierungskonzept entwickelt<br />

werden, das in der Lage ist, die<br />

unterschiedlichen Prozesshierachien<br />

abzubilden.<br />

Prozessgruppen: Die geschäftlichen<br />

Prozesse werden in die folgenden Prozessgruppen<br />

eingeteilt:<br />

<strong>•</strong> Operationelle Prozesse: Alle Prozesse,<br />

die direkt der Erbringung der<br />

Marktleistungen nach aussen dienen,<br />

beispielsweise:<br />

– Software-Entwicklung<br />

– Support & Consulting<br />

– Aus- & Weiterbildung<br />

– Standardsoftwareprodukte<br />

– Marketing & Verkauf<br />

<strong>•</strong> Steuernde Prozesse: Alle Prozesse,<br />

die der Überwachung und Steuerung<br />

auf projekt- und bereichsübergreifender<br />

Ebene dienen:<br />

– Finanz- und Projekt-Controlling<br />

–Validierung und Verbesserung des<br />

Q-Systems<br />

– Strategisch-konzeptionelle Aufgaben<br />

<strong>•</strong> Unterstützende Prozesse: Alle Prozesse,<br />

die das Funktionieren der operationellen<br />

und der steuernden Prozesse<br />

unterstützen und sicherstellen:<br />

– Mitarbeiterbetreuung<br />

– Methodisch-technischer Support<br />

und Infrastrukturbetreuung<br />

–Pflege von Vorgehen, Methoden<br />

und Werkzeugen<br />

–Konfigurationsverwaltung und Dokumentenmanagement,<br />

inkl. Problem-<br />

und Änderungsverfahren<br />

– Metriken, Mess- und Schätzverfahren<br />

–Formelle Prüfungen<br />

– Fremdprodukte und Fremddienstleistungen<br />

–Kundenfeedback<br />

In dieser Gruppe wird weiter unterschieden<br />

zwischen internen und externen<br />

unterstützenden Prozessen; letztere<br />

bilden wichtige Schnittstellen gegen<br />

aussen: Kunden, Lieferanten, Sub-Akkordanten<br />

und Generalunternehmer.<br />

Bemerkungen:<br />

Auf alle Prozesse auf den Schnittstellen<br />

der Unternehmung gegen aussen muss<br />

grösstes Gewicht gelegt werden: In<br />

einem System wie einer Unternehmung<br />

laufen einerseits die Prozesse im Inneren<br />

ab, beispielsweise die Software-Entwicklung<br />

oder die Konfigurationsverwaltung;<br />

andererseits muss das System<br />

mit der Umwelt kommunizieren.<br />

Das Innere des Systems liegt im “domain<br />

of control and change”, die Prozesse<br />

können dort also vollständig<br />

beeinflusst und gesteuert werden, insbesondere<br />

im Hinblick auf die Prozessund<br />

Produktqualität. Die Umwelt des<br />

Systems kann nur beschränkt beeinflusst<br />

werden, so dass qualitätsgefährdende<br />

Eingaben erfolgen können ([McMenamin/Palmer<br />

84]). Um die Integrität des<br />

Q-Systems zu gewährleisten, müssen<br />

deswegen die Schnittstellenprozesse beherrscht<br />

werden.<br />

Zu den wichtigsten Schnittstellenprozessen<br />

gehören:<br />

<strong>•</strong> Problem- und Änderungsverfahren,<br />

sowohl bezüglich Prozess (Projekt)<br />

als auch Produkten (Anforderungen,<br />

Spezifikationen).<br />

<strong>•</strong> Abnahme und Genehmigung von<br />

Arbeitsresultaten durch den Kunden.<br />

<strong>•</strong> Behandlung von Fremdprodukten<br />

und Fremddienstleistungen, insbesondere<br />

Beschaffung, Beistellung,<br />

Evaluation.<br />

Prozesstypen: Alle geschäftlichen Aufgaben<br />

werden durch folgende Prozesstypen<br />

implementiert:<br />

<strong>•</strong> Permanent organisierte Prozesse:<br />

Diese Prozesse werden im Prinzip<br />

einmal angestossen und laufen dann<br />

bis auf weiteres oder bis zu einem<br />

geplanten, durch die Zeit gegebenen<br />

Ende weiter.<br />

Beispiele:<br />

– Projekt-Controlling<br />

–Wartung eines Softwaresystems im<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 27


Rahmen eines Wartungsvertrages<br />

– Marktbeobachtung und -analyse<br />

<strong>•</strong> Projektartig organisierte Prozesse:<br />

Diese Prozesse werden als einmaliger<br />

Ablauf geplant und durchgeführt.<br />

Beispiele:<br />

– Entwicklungsprojekte<br />

– Erstellung einer Offerte<br />

– Durchführung eines Qualitätsaudits<br />

Bemerkungen:<br />

<strong>•</strong> Es versteht sich, dass jede geschäftliche<br />

Aufgabe, wenn sie umfassend<br />

betrachtet wird, sowohl aus permanent<br />

als auch projektartig<br />

organisierten Prozessen bestehen<br />

kann. Die Aufgaben des Marketings<br />

umfassen beispielsweise Marktbeobachtung<br />

(permanent) und auch Offerterstellung<br />

(projektartig).<br />

<strong>•</strong> Sowohl permanente als auch projektartig<br />

organisierte Prozesse können<br />

aus Subprozessen und aus einzelnen<br />

Teilaufgaben und Arbeitsschritten<br />

bestehen, die ihrerseits wiederum jeweils<br />

aus den “Elementarprozessen”<br />

– Planen<br />

– Durchführen (Erbringen der<br />

eigentlichen Leistung)<br />

– Prüfen<br />

– Analysieren und Entscheiden<br />

bestehen (Abb. 2); auf der Ebene der<br />

einzelnen Arbeitsaufträge gibt es<br />

diesbezüglich keinen Unterschied<br />

zwischen den beiden Prozesstypen.<br />

<strong>•</strong> Permanente Prozesse werden entweder<br />

mit der Einführung des Q-Systems<br />

oder erst bei Bedarf risikogerecht<br />

konfiguriert, geplant,<br />

angestossen und initialisiert.<br />

<strong>•</strong> Projektartige Prozesse werden immer<br />

bei Bedarf risikogerecht konfiguriert,<br />

geplant, angestossen und initialisiert.<br />

Prozessbeschreibungen<br />

Die Kapiteleinteilung der Q-Systemdokumentation<br />

(QHB) entspricht in ihrem<br />

Hauptteil den bereits vorgestellten Prozessgruppen;<br />

es wurde bewusst auf eine<br />

Strukturierung nach ISO 9001 oder ISO<br />

9000-3 verzichtet.<br />

28 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Jeder generische Prozess ist im Q-<br />

Handbuch nach folgendem einheitlichen<br />

Raster beschrieben:<br />

<strong>•</strong> Einleitung<br />

– Einführung in Ziel und Zweck des<br />

Prozesses<br />

– Abgrenzung zu anderen Prozessen<br />

– Anwendungsbeispiele<br />

<strong>•</strong> Festlegungen und Konzepte<br />

–Definition von Begriffen<br />

– Grundlegende Konzepte im Rahmen<br />

des Prozesses<br />

Das Q-System, welches gemäss den<br />

skizzierten Prinzipien konzipiert, aufgebaut<br />

und eingeführt wurde, konnte im<br />

Januar 1994 nach ISO 9001 ohne eine<br />

Schwachstelle zertifiziert werden.<br />

Seit der Zertifizierung wurden bereits<br />

einige interne Q-Audits durchgeführt,<br />

die den Qualitätssystemverantwortlichen<br />

die Gewissheit verschafft haben,<br />

mit ihrem Ansatz auf dem richtigen Weg<br />

zu sein. Im folgenden werden einige<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse zusammengefasst,<br />

die sich aus der Einführung,<br />

der bisherigen Praxis und der Weiterentwicklung<br />

ergeben haben.<br />

Grundkonzepte<br />

Die Einführung des Q-Systems umfasste<br />

konzeptkonform die Erarbeitung der<br />

operativen Q-Dokumente in allen Organisationseinheiten,<br />

in allen Projekten<br />

sowie auf Unternehmensebene. Die jeweiligen<br />

verantwortlichen Vorgesetzten<br />

legten also, im Rahmen des durch die<br />

Q-Systemdokumentation definierten<br />

Rahmens, ihr “lokales Q-System” fest.<br />

Mit der notwendigen Ausbildung und<br />

Unterstützung durch die beiden Q-Systemverantwortlichen<br />

konnten diese Arbeiten<br />

zügig erledigt werden. Die Akzeptanz<br />

war kein Problem, wohl gerade<br />

weil keine konkreten Vorschriften erlassen<br />

wurden, sondern weil die jeweils lokalen<br />

Arbeitskulturen und Gegebenheiten<br />

auch unter dem Q-System<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse<br />

– Festlegung der Rollen, der “essentiellen<br />

Organisation” im Rahmen des<br />

Prozesses.<br />

<strong>•</strong> Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />

– Aufbau-, Initialisierungs- und wo<br />

nötig Abbau-Subprozesse<br />

– Eigentliche Kern-Subprozesse<br />

– Überwachungs- und Verbesserungs-Subprozesse<br />

Alle (Sub-) Prozesse sind in resultatorientierter<br />

Weise mit Hilfe eines tabellarischen<br />

Schemas beschrieben.<br />

weiterbestehen durften. Das durch das<br />

Grundkonzept des Q-Systems geförderte<br />

und auch geforderte Verantwortungsbewusstsein<br />

der einzelnen Geschäftsbereichs-<br />

und Projektleiter für die<br />

Belange der Qualitätssicherung innerhalb<br />

ihres Bereichs war – und ist bis<br />

heute – ausserordentlich gross.<br />

Die internen Q-Audits ebenso wie die<br />

unterstützenden Tätigkeiten der Q-Stelle<br />

zeigen, dass die Konzepte sowohl der<br />

Qualitätssicherung als auch des Q-Systems<br />

weitgehend begriffen wurden und<br />

in der Praxis umgesetzt werden. Selbstverständlich<br />

tauchen immer wieder Verbesserungs-<br />

und Optimierungsmöglichkeiten<br />

auf, die im Rahmen des<br />

vorgesehenen Verbesserungsprozesses<br />

realisiert werden.<br />

Reorganisation der Firma<br />

Die Flexibilität des Q-Systems zeigte<br />

sich auch, als die Unternehmung auf<br />

Anfang dieses Jahres, also nur einige<br />

Wochen vor dem Zertifizierungsaudit,<br />

organisatorisch vollkommen neu strukturiert<br />

wurde, nämlich von einer funktionalen<br />

zu einer profit-centerorientierten<br />

Organisation: Die Q-Systemdokumentation<br />

bedurfte nur geringfügiger<br />

Anpassungen, lediglich die<br />

operativen Q-Dokumente mussten naturgemäss<br />

grundlegend überarbeitet<br />

werden. Die notwendigen Anpassungen<br />

innerhalb der Q-Systemdokumentation<br />

konnten darüber hinaus auf “nichtessen-


tielle Verunreinigungen” zurückgeführt<br />

werden, welche sich in der konzeptionellen<br />

Phase des Q-Systemaufbaus eingeschlichen<br />

hatten.<br />

Die “essentielle Firma” musste also lediglich<br />

bezüglich der veränderten Organisation<br />

neu instanziert werden!<br />

Schnittstellenprozesse<br />

Die Schnittstellen gegenüber der Umwelt<br />

erweisen sich nicht nur theoretisch,<br />

sondern auch in der Praxis als sehr heikle<br />

Stellen eines Q-Systems. Wenn den<br />

entsprechenden Schnittstellenprozessen<br />

nicht genügend Bedeutung zugemessen<br />

wird – wozu in der Praxis leider die Tendenz<br />

besteht – können die internen Prozesse<br />

der Leistungserbringung nicht<br />

ungestört ablaufen, mit den entsprechenden<br />

negativen Auswirkungen auf<br />

Kosten und Termine.<br />

Gezielte Zentralisierung<br />

In einer ersten Phase des Aufbaus und<br />

der Nutzung des Q-Systems kamen für<br />

die verschiedenen Problemstellungen<br />

des Qualitätsmanagements vor allem<br />

dezentrale Lösungen zu Einsatz, die lokal<br />

in den Geschäftsbereichen oder gar<br />

Projekten festgelegt wurden. Dies erlaubte<br />

eine Weiterführung der jeweiligen<br />

Arbeitskulturen in einzelnen Teams,<br />

mit den entsprechenden positiven Auswirkungen<br />

auf die Akzeptanz des Q-Systems.<br />

Mit den praktischen Erfahrungen<br />

kommt nun in ganz natürlicher Weise<br />

der Wunsch auf, vermehrt zentrale, also<br />

unternehmensweite Lösungsbausteine<br />

zu erstellen und anzubieten, da dies<br />

offensichtliche Vorteile bezüglich Erstellungs-<br />

und Überwachungsaufwand<br />

sowie Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Teams bietet.<br />

Diese Tendenz kann im vorhandenen Q-<br />

System ohne weiteres abgedeckt werden,<br />

da gemeinsame Festlegungen situationsgerecht<br />

zuerst im hierarchisch<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

nächst höheren operativen Q-Dokument<br />

und dann in Form eines Q-Systemdokuments<br />

(Vorgabedokumentes) abgelegt<br />

werden können. Dieser Entwicklungspfad<br />

ist im Q-System genau so vorgesehen.<br />

Wichtig ist, dass die Entscheidung, ob<br />

eine Lösung zentral oder dezentral anzulegen<br />

ist, nicht a priori gefällt werden<br />

muss, sondern sich im Laufe der Q-Systembenutzung<br />

in einer natürlichen<br />

Weise ergeben kann.<br />

Informelle Kontakte<br />

Von grosser Bedeutung sind informelle<br />

Kontakte zwischen den einzelnen Orga-<br />

Qualität wird von Menschen gemacht,<br />

ein Q-System darf daher nie am Menschen<br />

vorbei gestaltet werden. Die Mitarbeiter<br />

sollten die Möglichkeit haben,<br />

die für die Lösung ihrer Probleme relevanten<br />

Q-Massnahmen festzulegen. Die<br />

Mitarbeiter müssen daher einbezogen<br />

werden, aber nicht nur einmal beim<br />

Aufbau eines Q-Systems, sondern laufend,<br />

da sich auch die Anforderungen,<br />

Gegebenheiten und Einflussfaktoren –<br />

insbesondere die Risiken – laufend verändern.<br />

Eine Unternehmung alleine durch genaue<br />

Beschreibungen und Festlegungen<br />

sowie darauf basierender Kontrolle und<br />

Steuerung führen zu wollen, ist unwirtschaftlich.<br />

Es macht schlicht nicht für<br />

alle geschäftlichen Prozesse Sinn, sie<br />

bis zur Perfektion reglementieren zu<br />

wollen, ansonsten das gesamte System<br />

zu unbeweglich und unwartbar wird.<br />

So muss – oder darf – eine Firma gar<br />

nicht zu einem vollständig definierten<br />

und durchorganisierten System werden.<br />

Vielmehr müssen geeignete, durch Risi-<br />

Zusammenfassung<br />

nisationseinheiten und Teams. Gerade<br />

in der eher formalen Welt der normgerechten<br />

Qualitätssicherung, in welcher<br />

Definitionen, Prozessbeschreibungen<br />

und schriftliche Nachweise eine grosses<br />

Gewicht haben, sollte auch der informelle,<br />

aber trotzdem gezielte Erfahrungs-<br />

und Gedankenaustausch seinen<br />

institutionalisierten Platz haben.<br />

Dies wird um so wichtiger, je mehr Eigenverantwortlichkeit<br />

den einzelnen<br />

Mitarbeiter und Vorgesetzten in einem<br />

Q-System übergeben wird.<br />

ko- und Zielsetzungsüberlegungen definierte<br />

und ausgestaltete Regelkreise und<br />

Alarmsysteme der Beurteilungs- und<br />

Reaktionsfähigkeit einzelner Mitarbeiter<br />

überlassen werden. Kreative<br />

Spontaneität und Improvisation müssen<br />

ihren Platz haben oder finden. Dass weniger<br />

detailliert vorgegebene Prozesse<br />

nach mehr fachlicher Kompetenz verlangen,<br />

um qualitativ hochstehende Resultate<br />

zu produzieren, versteht sich von<br />

selbst. Je höher die Fähigkeiten, die<br />

konstruktive Kreativität und die persönlichen<br />

Qualitätsansprüche der Mitarbeiter,<br />

desto flexibler und wirtschaftlicher<br />

können die Prozesse gestaltet<br />

werden, so dass der Einzelne seine Vorstellung<br />

professionellen Arbeitens verwirklichen<br />

kann: “Wir haben kein Q-System<br />

– wir sind eines!”.<br />

Literatur<br />

[McMenamin/Palmer 84] McMenamin,<br />

S.M., Palmer, J.F.: Essential Systems<br />

Analysis. Prentice Hall, 1984.<br />

[Jackson 75] Jackson, M.A.: Principles of<br />

Program Design. Academic Press, London,<br />

1975.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 29


Erfahrungsbericht<br />

Der objektorientierte Softwareprozess,<br />

d.h. die Entwicklung und Pflege von<br />

objektorientierten Softwaresystemen,<br />

ist für viele softwareproduzierende Organisationen<br />

(Software Producing Unit,<br />

SPU – Abteilungen, Stabstellen, Einzelkämpfer,<br />

ganze Firmen, Projektorganisationen,<br />

...) terra incognita, ein noch<br />

unentdecktes Gebiet. Viele SPUs suchen<br />

das Neuland noch durch abenteuerliche<br />

Pilotprojekte zu erkunden; nur<br />

wenige haben bereits Erfahrung mit praxisbezogener<br />

Entwicklung und Wartung<br />

produktiver objektorientierter Systeme.<br />

Wir berichten hier über eine SPU, die<br />

vor vier oder fünf Jahren erste Expeditionen<br />

in die neue Technologiewelt ge-<br />

30 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Ein QS-System für objektorientierte Softwareentwicklung<br />

Simon Moser<br />

Die Qualitätssicherung des objektorientierten Softwareprozesses stellt in einigen Bereichen spezifische<br />

neuartige Probleme. Der vorliegende Bericht aus einer seit Herbst 93 nach ISO 9000 ff zertifizierten Organisation,<br />

die seit mehreren Jahren mit Hilfe objektorientierter Technologie Client-Server-Applikationen<br />

implementiert, stellt Lösungsansätze vor, welche sich in der Praxis bewährt haben.<br />

Simon Moser, lic. phil. nat., Diplom-Informatiker<br />

ist verantwortlicher Methodiker<br />

für den mit der objektorientierten<br />

Softwareentwicklung betrauten Bereich<br />

der Bedag Informatik. Er hat in Entwicklungsprojekten<br />

im Umfeld klassischer<br />

strukturierter Methoden (NCR-<br />

CASE, MSA, SA/SD) mitgewirkt. Eines<br />

seiner Spezialgebiete ist die metrikbasierte<br />

Aufwand- und Terminschätzung<br />

grösserer Software-Entwicklungsvorhaben.<br />

Seine Haupterfahrungen hat er<br />

dabei mit der Function Point-Methode<br />

gemacht. Im Rahmen einer Dissertation<br />

an der Universität Bern (Prof. Nierstrasz)<br />

erarbeitet und untersucht er analoge<br />

Schätzmethoden für objektorientierte<br />

Systeme und Prozesse.<br />

Adresse: Bedag Informatik, Engehaldenstr.<br />

18, 3012 Bern. moser@acm.org<br />

wagt hat und heute bereits über Erfahrungen<br />

verfügt. Die Stammtechnologie<br />

(MVS/CICS-basierte COBOL/CSP-<br />

Anwendungen) wird von der Mehrzahl<br />

der ca. 120 Entwickler weiter gepflegt;<br />

eine neue Organisationsabteilung von<br />

10 bis 20 Entwicklern setzt sich ausschliesslich<br />

mit der neuen Technologie<br />

auseinander. In den ersten zwei Jahren<br />

(1990–92) lieferten Pilotprojekte detaillierte<br />

organisatorische und technische<br />

Erfahrungen. Dabei wurde festgestellt,<br />

dass – um bei der Analogie des Neulands<br />

zu bleiben – ein Kontinent extrem<br />

beschleunigter Evolution betreten worden<br />

ist. Aufgrund der gemachten Erfahrungen<br />

wurden nach ca. zwei Jahren die<br />

ersten Systeme im Kundenauftrag nach<br />

mittlerweile erprobten Richtlinien entwickelt.<br />

In dieser Zeit wurde auch mit<br />

der Entwicklung von Standardprodukten<br />

begonnen, die dank dem Einsatz objektorientierter<br />

Techniken innert kürzester<br />

Zeit als Release 1 entwickelt<br />

werden konnten. Diese neuartigen Software-Prozesstypen<br />

werden mit Erfolg<br />

weitergeführt. Einige Individualapplikationen<br />

sind seit mehr als einem Jahr in<br />

Betrieb. Die Standardprodukte haben<br />

alle einen Releasestand 2.x erreicht und<br />

verschiedene Abnehmer gefunden.<br />

Neue Projekte sind bereits in Arbeit.<br />

Technische Plattformen<br />

Die durch die SPU entwickelten Systeme<br />

streben durchwegs eine Client-Server-Architektur<br />

an. Als technische Entwicklungsplattform<br />

wird clientseitig<br />

Enfin von EASEL, eine Implementation<br />

von Smalltalk mit einem Oberflächen-<br />

Entwicklungswerkzeug (Enfin/Designer)<br />

und neuerdings einem Analysewerkzeug<br />

(Synchronicity) eingesetzt.<br />

Auf der Serverseite kommen verschiedene<br />

relationale Datenbanksysteme<br />

(Sybase, Gupta/SQLBase, ORACLE,<br />

etc.) bzw. SQL zum Einsatz. Für serverseitige<br />

Verarbeitungen werden sog.<br />

stored procedures verwendet. Die<br />

Betriebssystemplattformen sind DOS/<br />

Windows, OS/2 und UNIX (Enfin ist<br />

nahezu 100% portabel). Netzwerkseitig<br />

wird mit dem Protokoll TCP/IP auf<br />

Ethernet- oder Tokenring-Verkabelungen<br />

gearbeitet.<br />

Knacknüsse<br />

Im folgenden besprechen wir eine Auswahl<br />

von Problemen im Zusammenhang<br />

mit der Norm ISO 9000 ff, die im<br />

Zuge des Aufbaus und der Anwendung<br />

eines Qualitätssicherungssystems aufgetreten<br />

sind. Diese Auswahl ist nicht<br />

vollständig.<br />

Projektkontrolle: Die Norm fordert geplante<br />

und überprüfbare Prozesse. Für<br />

objektorientierte Softwareprozesse, die<br />

idealerweise zyklisch ablaufen, können<br />

jedoch jederzeit bestehende Resultate in<br />

Frage gestellt werden. Dies macht Projekte<br />

schwer kontrollierbar. Es wird<br />

schwierig, präzise Aussagen über die<br />

bereits erreichten Resultate und über<br />

das weitere Vorgehen zu machen. Demgegenüber<br />

steht das klassische phasenorientierte<br />

Vorgehen, das jederzeit die<br />

Positionierung eines konkreten Projekts


ezüglich eines Phasenschemas ermöglicht.<br />

Prüfplanung: Die Norm fordert eine<br />

Qualitätskontrolle nach einem bestimmten<br />

Plan, der es ermöglicht, weitere<br />

Prozessschritte in Abhängigkeit der<br />

geprüften Resultate zu planen und zu<br />

koordinieren. Wiederum steht die zyklische<br />

Vorgehensweise dazu in einem<br />

scheinbaren Widerspruch.<br />

Anforderungsspezifikationen: Die<br />

Norm fordert, dass die erstellten Produkte<br />

dokumentierten und überprüfbaren<br />

Anforderungsspezifikationen zu genügen<br />

haben. Wieder steht uns das<br />

zyklische Vorgehen, wo schnell mal dies<br />

und jenes geändert wird, im Wege.<br />

Rasanter Technologiewandel: Die<br />

Norm fordert für jeden kritischen<br />

Prozess(schritt) dokumentierte und<br />

identifizierbare Vorgaben (Arbeitsanweisungen,<br />

Richtlinien). Angesichts der<br />

unstabilen Methoden- und Werkzeugsituation<br />

im objektorientierten Umfeld,<br />

der aber aufgrund von Kunden- und<br />

Entwicklerbedürfnissen zumindest teilweise<br />

nachgelebt werden muss, hinkt<br />

die Vorgabenerstellung dem effektiven<br />

Projekt- und Tagesgeschehen oftmals<br />

nach.<br />

Wissenskonzentration: Die Norm fordert<br />

eine risikogerechte Sicherung der<br />

erarbeiteten Resultate. Das Wissen über<br />

die Resultate geht jedoch in der Regel<br />

weit über das hinaus, was formal oder<br />

halbformal dokumentiert ist. Es befindet<br />

sich zu grossen Teilen in den Köpfen.<br />

Gerade in technologisch neuartigen<br />

Prozessen ist die Konzentration des<br />

Wissens in den Köpfen einiger weniger<br />

Entwickler stark ausgeprägt. Dies kann<br />

beim Ausfall oder Abzug einzelner Entwickler<br />

zu erheblichem Resultatverlust<br />

führen.<br />

Integration RDBMS: Die Norm fordert<br />

insbesondere für kritische Prozessschritte<br />

bzw. Produktteile detaillierte<br />

Vorgaben. Eine normierte Umsetzung<br />

der mit objektorientierter Architektur<br />

erstellten Clientteile auf die mit relationaler<br />

Architektur erstellten Serverteile<br />

(und zurück) ist eine auf die Wartbarkeit<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

und Leistungsfähigkeit der erstellten<br />

Applikationen von entscheidender Bedeutung.<br />

Diesbezügliche Vorgaben<br />

müssen unbedingt existieren.<br />

Konfigurationsmanagement: Die Norm<br />

fordert eine jederzeitige Identifikation<br />

der Produkte und Produktteile sowie der<br />

zugehörigen Anforderungsspezifikationen.<br />

Da ein objektorientiertes System<br />

zu wesentlichen Teilen aus Bibliothekskomponenten<br />

(Framework) besteht, die<br />

zum Teil selbst in Entwicklung stehen,<br />

verschärft sich dieses für Softwareentwicklungen<br />

auch im “klassischen” Bereich<br />

omnipräsente Problem.<br />

Testen: Die Norm fordert geplante, dokumentierte<br />

Prüfungen nach identifizierbaren<br />

Vorgaben. Die wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten in Klassenhierarchien<br />

(insbesondere unter Smalltalk mit<br />

seinem freien Polymorphismus-Mechanismus)<br />

sind derart, dass zum Teil unveränderte<br />

Programmteile ein neues<br />

Verhalten zeigen, wenn in anderen Bereichen<br />

Änderungen vorgenommen<br />

worden sind. Die Problematik des Wiederholtests<br />

(Regressionstest) von bereits<br />

getesteten Teilen auch nach kleinen<br />

Änderungen verschärft sich, da potentiell<br />

das ganze System davon betroffen<br />

sein kann.<br />

Aufwandschätzungen und Messungen:<br />

Die Norm fordert geplante und messbare<br />

Prozesse, insbesondere auch eine<br />

Schätzung und Messung des Prozessaufwands.<br />

Hier gilt es einerseits wieder<br />

den freien zyklischen Entwicklungsansatz<br />

(unstabile Prozessstruktur), aber<br />

andererseits auch die neuartigen Resultatstrukturen<br />

und die fehlende Erfahrung<br />

mit Korrelationen zwischen<br />

Prozess- und Resultatgrössen zu überbrücken.<br />

Wiederverwendbarkeit: Die Norm fordert<br />

für kritische Prozesse eine Vorgabe.<br />

Die Wiederverwendung von Software-<br />

Komponenten und ihre Vorbereitung im<br />

Rahmen der Erarbeitung der Anforderungsspezifikationen<br />

sind kritische Prozesse,<br />

die in geordnete Bahnen gelenkt<br />

werden müssen.<br />

Durch den Aufbau eines QS-Systems<br />

werden aus betrieblich-ökonomischer<br />

Sicht Fragen aufgeworfen:<br />

1. Die Frage nach präzisen Techniken<br />

für Aufwandschätzungen, die als<br />

Grundlagen für Offerten dienen können.<br />

2. Die Fragen der dokumentierten Anforderungsspezifikationen,<br />

die insbesondere<br />

bei Individualapplikationen die<br />

rechtliche Fortsetzung des Vertrags bilden<br />

und als Referenz für die Bestimmung<br />

von Garantieleistungen dienen.<br />

3. Die Fragen rund um die Wiederverwendbarkeit,<br />

welche die Qualität und<br />

Produktivität des Softwareprozesses erheblich<br />

beeinflussen.<br />

Für eine betrieblich effiziente SPU lassen<br />

sich weitere direkt relevante Themenkreise<br />

aus den obigen ableiten,<br />

doch soll nun auf eine Auswahl von<br />

praktischen Lösungsmöglichkeiten eingegangen<br />

werden.<br />

Projektkontrolle<br />

Zur Erreichung einer brauchbaren Projektkontrolle<br />

haben wir versucht, das<br />

Konzept des zyklischen Vorgehens mit<br />

demjenigen des phasenorientierten zu<br />

verbinden. Dazu unterscheiden wir zwischen<br />

den Phasen im eigentlichen Sinne,<br />

d.h. zeitlich eingrenzbaren Prozessschritten,<br />

und den Phasenresultaten.<br />

Das phasenorientierte Vorgehen ist linear,<br />

insofern innerhalb einer zeitlichen<br />

Phase nur an den zugehörigen Phasenresultaten<br />

gearbeitet wird. Beim zyklische<br />

Vorgehen können in jeder zeitlichen<br />

Phase alle Phasenresultate<br />

bearbeitet werden, was den Begriff der<br />

Phase als Kontrollinstrument unbrauchbar<br />

macht. Unser Ansatz ist es, in jeder<br />

zeitlichen Phase die aktuellen und alle<br />

noch vorausliegenden Phasenresultate<br />

zur Bearbeitung freizugeben. Die Bearbeitung<br />

von zurückliegenden Phasenresultaten<br />

(z.B. die Änderung von konzeptionellen<br />

Resultaten in der<br />

Konstruktionsphase) ist nicht ohne weiteres<br />

vorgesehen. Rückwirkende Änderungen<br />

unterliegen einem formellen<br />

Änderungswesen und daraus resultierende<br />

Anpassungsarbeiten sind nicht im<br />

Standardprozess (und deshalb auch<br />

nicht im Budget) vorgesehen.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 31


zeitl.<br />

Phasen<br />

V<br />

K<br />

S<br />

Ko<br />

Fe<br />

E<br />

Phasenresultate<br />

V K S Ko Fe E<br />

V = Vorstudie, K = Konzeption, S = Spezifikation<br />

Ko = Konstruktion, Fe = Fertigung, E = Einführung<br />

Abb. 1a: Zeitliche und resultatmässige<br />

Phasen im Wasserfallmodell.<br />

Für das Vorgehen in einer Phase P bedeutet<br />

das:<br />

<strong>•</strong> Es kann an relativ vielen Resultaten<br />

gearbeitet werden. Dabei gibt es<br />

Empfehlungen, welche Resultaterarbeitungen<br />

zukünftiger Phasen (z.B.<br />

eine prototyphafte Implementierung<br />

während der Spezifikation) besonders<br />

viele Erkenntnisse für P bringen.<br />

<strong>•</strong> Es muss an den Resultaten von P selber<br />

gearbeitet werden. Diese Resultate<br />

werden nach Beendigung von P in<br />

dem Sinne “verabschiedet”, dass sie<br />

nach Beendigung von P im Prinzip<br />

nicht mehr angetastet werden.<br />

Durch die Trennung von zeitlicher und<br />

resultatmässiger Phase und die erwähnte<br />

Richtlinie des erlaubten Vorwärtsaber<br />

erschwerten Zurückschauens haben<br />

wir die Voraussetzungen für ein modifiziert<br />

phasenorientiertes (wir nennen<br />

es deshalb resultatorientiertes) Vorgehensmodell<br />

der objektorientierten Softwareentwicklung<br />

geschaffen. Das Vorgehensmodell<br />

nennt sich BI-CASE/<br />

OBJECT und ist primär auf die internen<br />

Bedürfnisse der betroffenen SPU ausgerichtet.<br />

Prüfplanung<br />

Eine Festlegung, wann welche Resultate<br />

einer formalen Prüfung unterzogen<br />

werden, leitet sich aus einem resultatorientierten<br />

Vorgehensmodell wie folgt<br />

ab: In einer zeitlichen Phase P müssen<br />

alle zugehörigen Phasenresultate mit<br />

adäquaten Mitteln (Reviews und Tests)<br />

und Vorgaben (Resultat-Checklisten,<br />

32 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

zeitl.<br />

Phasen<br />

V<br />

K<br />

S<br />

Ko<br />

Fe<br />

E<br />

Phasenresultate<br />

V K S Ko Fe E<br />

Abb. 1b: Zeitliche und resultatmässige<br />

Phasen beim rein zyklischen Vorgehen.<br />

Testszenarien) geprüft werden. Die<br />

vorausschauend erarbeiteten Resultate<br />

zukünftiger Phasen sind nicht notwendigerweise<br />

formal zu prüfen.<br />

Für BI-CASE/OBJECT heisst das, dass<br />

die Standard-Prüflinge einer zeitlichen<br />

Phase genau die Phasenresultate sind.<br />

Mit dem Standard-Prüfplan werden alle<br />

geforderten Resultate “zur rechten Zeit”<br />

formal geprüft. Gleichzeitig dient der<br />

Standard-Prüfplan auch einer Definition,<br />

was wann erarbeitet werden muss<br />

(nicht kann). Der <strong>Inhalt</strong> von BI-CASE/<br />

OBJECT kann dem Standard-Prüfplan<br />

(Abb. 2) entnommen werden.<br />

Anforderungsspezifikationen<br />

Die Anforderungsspezifikationen an ein<br />

System werden aus den drei Phasenresultaten<br />

der Vorstudie, Konzeption<br />

und Spezifikation gebildet. Diese Phasen<br />

widerspiegeln drei Stabilitäts- und<br />

Detaillierungsgrade der Anforderungsspezifikationen.<br />

Sie wurden derart gewählt,<br />

dass grundlegende Anforderungen<br />

bereits in der Vorstudie und<br />

detaillierte Anforderungen erst in der<br />

Spezifikation, empfohlenerweise nach<br />

mindestens einer Prototypentwicklung,<br />

verabschiedet werden können und müssen.<br />

Die Vorstudienresultate – Ziele und Datenbereiche<br />

– sind grob formuliert und<br />

sollten sehr stabil sein. Erweiterungen<br />

bzw. Änderungen dieser Resultate haben<br />

in der Regeln grosse arbeits- und<br />

damit kostenmässige Auswirkungen.<br />

zeitl.<br />

Phasen<br />

V<br />

K<br />

S<br />

Ko<br />

Fe<br />

E<br />

Phasenresultate<br />

V K S Ko Fe E<br />

= nicht empfohlene Resultatvorauserarbeitung<br />

Abb. 1c: Zeitliche und resultatmässige<br />

Phasen im resultatorientierten Vorgehen<br />

Die konzeptionellen Resultate beschreiben<br />

das System detaillierter und widerspiegeln<br />

insbesondere die betriebliche<br />

Essenz [McMenamin/Palmer 84] bzw.<br />

die zugrunde liegende “Physik” der im<br />

System auftauchenden Objekte und Abläufe.<br />

Ein konzeptionelles bzw. essentielles<br />

Systemelement (z.B. Kunden,<br />

Konti, Moleküle, Magnete) existiert unabhängig<br />

davon, ob es ein Computersystem<br />

gibt oder nicht. Änderungen an<br />

konzeptionellen Resultaten sind wie<br />

diejenigen der Vorstudienresultate in<br />

der Praxis selten. Aufgrund des grösseren<br />

Detaillierungsgrads und damit der<br />

grösseren Komplexität dieser Modellelemente<br />

ist jedoch die inhaltliche Fehler-<br />

bzw. Unvollständigkeitsrate höher<br />

als diejenige der Vorstudienresultate,<br />

was zu einigen Änderungen führen<br />

kann.<br />

Auf dem Niveau der grössten Detaillierung<br />

befinden sich die eigentlichen<br />

Anforderungsspezifikationen an das<br />

EDV-System. Das sind alle Spezifikationen,<br />

die den Systemnutzer betreffen,<br />

beispielsweise Fenster- und Druckgutgestaltung,<br />

Austauschformate mit<br />

Fremdsystemen, Fenster-Ablaufdefinitionen<br />

sowie zur Verfügung stehende<br />

Daten und Funktionen (= Modelle). Auf<br />

diesem Niveau entstehen naturgemäss<br />

die häufigsten Änderungen. Nach dem<br />

Abschluss der zeitlichen Spezifikationsphase<br />

sind jedoch auch Detailänderungen<br />

nur noch formal (d.h. mit Änderungsantrag,<br />

-bewilligung, Kosten- und<br />

Terminschätzung, ...) möglich.


V<br />

K<br />

S<br />

Abb. 3: Die Anforderungsebenen Vorstudie,<br />

Konzeption und Spezifikation mit<br />

ihren Änderungsgeschwindigkeiten.<br />

Rasanter Technologiewandel<br />

Die methodische Festlegung auf Resultate,<br />

d.h. die Definition eines resultatorientierten<br />

Vorgehensmodells, ermöglicht<br />

in einer Welt des permanenten<br />

Wandels und der erdrückenden Vielfalt<br />

von Werkzeugen, Diagramm- und Dokumentationstechniken<br />

eine langlebige<br />

Definition eines Vorgehensmodells.<br />

Ein resultatorientiertes Vorgehensmodell<br />

kann und soll natürlich durch weitere<br />

Komponenten, z.B. Richtlinien für<br />

Konventionen, Dokumentation und<br />

Werkzeugeinsatz unterstützt werden.<br />

Diese können auch relativ rasch angepasst<br />

werden, ohne dass der grundlegende<br />

methodische Gehalt, auf dem die<br />

Standards basieren, geändert wird.<br />

Im praktischen Einsatz ergibt sich durch<br />

die “skelettartige” Definition des Vorgehensmodells<br />

ein Nachteil: Die eher<br />

abstrakten Beschreibungen sind nicht<br />

ohne solides Basiswissen, Schulung,<br />

Unterstützung und ein Minimum an<br />

Phantasie umsetzbar.<br />

Wissenskonzentration<br />

In konkreten Projekten, die in der Vorstudie<br />

mit dem Einsatz von zwei oder<br />

drei Personen beginnen, um dann ab der<br />

Spezifikation ein Team von ca. 5–7 Leuten<br />

zu umfassen, ist immer ein Kern von<br />

zwei–drei zentralen Wissensträgern<br />

auszumachen. Trotz aller Standards bezüglich<br />

der erarbeiteten Resultate, der<br />

Konventionen und der Dokumentation<br />

bleibt viel applikationsbezogenes Wissen<br />

in den Köpfen dieses Kernteams. In<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

der objektorientierten Technologie, wo<br />

die Konzepte der realen Welt viel direkter<br />

Einzug in die technische Lösungsarchitektur<br />

finden, verschärft sich dieses<br />

Problem noch. Die Idee, im Software-<br />

Realisierungsprozess verstärkt die Systembenutzer<br />

als Wissensträger einzusetzen,<br />

scheitert in der Praxis häufig an<br />

folgenden Faktoren: (1) es stehen keine<br />

Benutzer zur Verfügung, (2) die Benutzer<br />

kennen ihre Tätigkeiten zwar aus der<br />

Praxis, können diese Erfahrung aber<br />

nicht in Anforderungen an ein zukünftiges<br />

System umsetzen, (3) die Benutzer<br />

sind nicht in der Lage, die Anforderungen<br />

formal, d.h. in einer Spezifikationsoder<br />

Implementationssprache auszudrücken.<br />

Damit bleibt in vielen Entwicklungsprozessen<br />

die Hauptlast auf<br />

einer kleinen Gruppe von Informatikern<br />

konzentriert.<br />

In unseren Vorgaben versuchen wir, diese<br />

Tatsache zu berücksichtigen, und die<br />

sich daraus ergebende Informatiker-<br />

Rolle explizit zu definieren und mit spezifischen<br />

Vorgaben zu belegen: (1) Er<br />

hat einen 100%-Stellvertreter, (2) er<br />

bleibt physisch zu 100% beim Projekt<br />

über alle Phasen, (3) er hat mit unserem<br />

Vorgehensmodell mindestens einmalige<br />

Projekterfahrung über alle Phasen.<br />

Integration RDBMS<br />

Eine Problematik technischer Art ist die<br />

Integration von objektorientierten Architekturen<br />

(insbesondere Klassenbildung<br />

und Vererbung) in relationale Datenbanksysteme,<br />

die in vielen Kunden-<br />

Infrastrukturen als Datenserver in Client-Server-Architekturen<br />

vorgegeben<br />

sind. Hier haben wir zu das Model-<br />

View-Controller-Prinzip (MVC) [Goldberg<br />

85] erweitert. Das MVC-Prinzip<br />

teilt eine Applikation in drei Klassenschichten<br />

auf, wovon eine (Model) die<br />

betrieblichen Verfahren und Daten<br />

widerspiegelt, die zweite (View) deren<br />

statische Präsentation in Fenstern und<br />

Druckerzeugnissen, und die dritte (Controller)<br />

die Reaktionen des Systems auf<br />

Benutzereingaben. Die objektorientiert<br />

konzipierte Modellschicht haben wir<br />

um eine zusätzliche flach strukturierte,<br />

dem relationalen Schema entsprechende<br />

Zugriffsschicht erweitert. Die Zu-<br />

griffsschicht setzt Methodenaufrufe aus<br />

dem Bereich von Persistenzleistungen<br />

(CRUD = Create, Read, Update, Delete<br />

von Objekten) in die relationale Sprache<br />

SQL um und gibt sie via Kommunikationsleitung<br />

dem RDBM-Server weiter.<br />

Das Ergebnis (eine Tabelle von Werten)<br />

wird in flache Objekte umgesetzt und<br />

von den Modellklassen in strukturierte<br />

Instanzen abgefüllt.<br />

Diese Zugriffsschicht zusammen mit<br />

den “primitiven” Teilen der Modellschicht<br />

und das relationale Schema sind<br />

aus dem sogenannten technischen Klassenmodell<br />

(siehe Kasten) mechanisch<br />

ableitbar. Deshalb setzen wir einen Generator<br />

(POLAR, Persistent Object<br />

LAyeR generator) ein.<br />

Konfigurationsmanagement<br />

Für das Konfigurationsmanagement, einem<br />

“traditionellen” Problem der Informatik,<br />

wo Resultate praktisch ohne<br />

Klassenmodell<br />

Das Klassenmodell in BI-CASE/OB-<br />

JECT (in anderen Methoden, z.B. Rumbaugh/OMT,<br />

Objektmodell genannt) ist<br />

in drei Schichten gegliedert und wird<br />

auch in dieser Reihenfolge entwickelt.<br />

In der Konzeption wird ein sog. essentielles<br />

Klassenmodell (EKM) bzw. ER-<br />

Modell erarbeitet, das nur absolut technologiefreie<br />

Konzepte enthält. In der<br />

Spezifikation wird dieses EKM zum betrieblichen<br />

Klassenmodell (BKM) erweitert,<br />

das alle Datenstrukturen und<br />

funktionale Elemente der Applikation<br />

aus Benutzersicht enthält. Das BKM<br />

wird schliesslich zum technischen Klassenmodell<br />

(TKM) weiterentwickelt, das<br />

auch rein implementatorische Informationen<br />

(Surrogatschlüssel, Datenredundanz,<br />

Indexlegungen, Einbettung ins<br />

Framework, ...) enthält. Alle drei Klassenmodelle,<br />

EKM, BKM und TKM werden<br />

dynamisch geführt (physisch in einem<br />

Dokument). Klassen aus dem<br />

Bereich “Benutzeroberfläche” (Windows,<br />

Forms, Controls, ...) und “Dialogsteuerung”<br />

(Controller, ...) sind auf keiner<br />

dieser drei Schichten. Diese Klassen<br />

werden mit anderen Hilfsmitteln (Layoutdefinitionen,<br />

Ablauf- und Präsentationsdiagramme)<br />

beschrieben.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 33


Aufwand kopiert und verschoben werden<br />

können, haben wir traditionelle<br />

Lösungen gefunden. Obwohl mit feinerer<br />

Granularität denkbar (z.B. auf der<br />

Basis einzelner Methoden), haben wir<br />

als kleinstmögliche Konfigurationseinheit<br />

die projektlokalen Arbeiten an einer<br />

Klasse definiert. Für projektspezifische<br />

Klassen umfasst dies folglich die ganze<br />

Klasse, für Erweiterungen bestehender<br />

Klassen nur die neuen Methoden. Diese<br />

Konfigurationselemente werden nicht<br />

im eigentlichen Sinne geplant, sondern<br />

sie entstehen und verschwinden ad hoc.<br />

Als formale Konfigurationselemente<br />

werden auch die entstehenden Dokumente<br />

oder einzelne Kapitel daraus betrachtet.<br />

Neue Konfigurationselemente<br />

werden mit einer Operation first in eine<br />

Konfiguration eingefügt, mit get zum<br />

Bearbeiten bezogen und mit put wieder<br />

zurückgestellt. Alle Änderungen können<br />

rückgängig gemacht werden. Diese<br />

Operationen wurden mit dem UNIX-<br />

Befehl sccs sowie einigen Shell-Scripts<br />

(z.B. Umwandlung von Winword-Dokumenten<br />

in sccs-konforme Dateien)<br />

realisiert. Die zusammengesetzten Konfigurationen<br />

werden auf Releasebasis<br />

geplant. Jeder Entwicklungsrelease,<br />

d.h. jede Konfiguration, erhält eine eigene<br />

Verzeichnisstruktur. Während der<br />

Entwicklung wird die aktuellste Version<br />

des Framework verwendet. Bei der Auslieferung<br />

eines Release wird eine volle<br />

Kopie der Framework-Konfiguration<br />

und der Entwicklungskonfiguration in<br />

eine eigene Wartungskonfiguration<br />

View<br />

Controller<br />

Model<br />

Präsentation der Daten<br />

Interaktion mit dem Benutzer<br />

Maskenfolge<br />

Zugriff Datenbankzugriff<br />

SQL<br />

relationale Datenbank<br />

Applikationskern<br />

Anwendung<br />

34 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

kopiert. Während die Entwicklung der<br />

Folgereleases auf der Entwicklungskonfiguration<br />

weiterläuft, werden Korrekturen<br />

in den Wartungskonfigurationen<br />

vorgenommen. Bei jeder<br />

Korrektur wird entschieden, ob sie auch<br />

in der Entwicklungskonfiguration vorgenommen<br />

wird.<br />

Testen<br />

Abb. 4: Technischer Systemaufbau nach BI-CASE/OBJECT.<br />

Der Testfallentwurf von objektorientierten<br />

Applikationen kann analog zu traditionellen<br />

Applikationen in White Boxund<br />

Black Box-Techniken unterteilt<br />

werden. Die Black Box-Techniken<br />

unterscheiden sich nicht von denjenigen<br />

im traditionellen Umfeld. Nicht so die<br />

White Box-Techniken: Durch den<br />

freien Polymorphismus in Smalltalk<br />

können neue Codesequenzen bei Änderungen<br />

und Erweiterungen via Subclassing<br />

in alte Sequenzen fast beliebig<br />

eingemischt werden. Dies und der geringe<br />

Abdeckungsgrad einzelner formal<br />

nach White Box-Kriterien entworfener<br />

Testfälle haben uns dazu bewogen, auf<br />

formale White Box-Tests ganz zu verzichten<br />

und statt dessen eine organisatorische<br />

Einzeltestphase einzuführen, in<br />

welcher der Programmierer selber die<br />

Korrektheit der Programme heuristisch<br />

verifiziert. Die Black Box-Tests werden<br />

in den zwei Stufen Integrations- und Systemtests<br />

durchgeführt, die sich durch<br />

ihren jeweiligen Fokus, Funktionalität<br />

im Integrationstest und Robustheit und<br />

Performance im Systemtest, unterschei-<br />

Framework<br />

message flow<br />

den. Die Black Box-Tests werden nicht<br />

durch die Codeersteller selber vorgenommen.<br />

Für die Bereitstellung der<br />

Testdaten steht eine adäquate werkzeugmässige<br />

Unterstützung zur Verfügung,<br />

für Testszenarien fehlt uns hingegen<br />

eine entsprechende Unterstützung.<br />

Auch der Regressionstest ist leider noch<br />

zeitraubende “Handarbeit”.<br />

Aufwandschätzung und -messung<br />

An Aufwandschätzungen für den gesamten<br />

Projektaufwand ist man schon in<br />

sehr frühen Prozessphasen interessiert.<br />

Andererseits interessieren nach dem<br />

Ende des Entwicklungsprozesses gewisse<br />

Kennzahlen und Messungen zur<br />

Erfahrungssicherung und Nachbeurteilung<br />

von Prozess und System. In BI-<br />

CASE/OBJECT sind vier Schätzverfahren<br />

integriert. Das erste, die KSM (Konzeptions-<br />

und Spezifikations-Modell)<br />

liefert Schätzungen für die Phasen Konzeption<br />

und Spezifikation aufgrund der<br />

ersten Resultate einer Vorstudie. Die anschliessende<br />

FPM (Function Point Methode)<br />

ist eine sinngemässe Anpassung<br />

der originalen Ideen und Definitionen<br />

von Albrecht [Albrecht/Gaffney 83] an<br />

die Begriffs- und Objektwelt der Konzeptionsphase.<br />

Dies bedeutet, dass z.B.<br />

die Rolle der “Files” von “essentiellen<br />

Klassen” bzw. “essentiellen Entitätstypen”<br />

übernommen werden [Moser 91].<br />

Für diese Schätzmodelle gibt es eine<br />

empirische Datenbasis, in der abteilungsspezifische<br />

Erfahrungsdaten aus<br />

4GL- und OO-Projekten gesammelt und<br />

zu den aktuellen Schätzparametern umgerechnet<br />

werden. Nach einem anfänglichen<br />

(nicht massiven) Produktivitätsrückgang<br />

beim Ersteinsatz der<br />

objektorientierten Technologie wurde<br />

mittlerweile eine 4GL-Produktivität erreicht<br />

und teilweise überholt. Die Produktivität<br />

ist als Anzahl Function Points<br />

pro Personentag des Entwicklungsprozesses<br />

definiert. Jeder konkrete Entwicklungsprozess<br />

wird immer bezüglich<br />

des durch BI-CASE/OBJECT<br />

definierten Referenzprozesstyp über<br />

alle Phasen normiert. Dies bedeutet,<br />

dass in der empirischen Datenbasis immer<br />

Äpfel mit Äpfeln verglichen werden<br />

und nicht Äpfel mit Birnen. Es ist<br />

beispielweise nicht dasselbe, ob man in


der Konzeption die essentielle Objektmodellierung<br />

bis auf Attributebene oder<br />

nur bis auf Klassen- und Assoziationsebene<br />

getrieben hat. Die zur Normierung<br />

verwendeten prozentualen<br />

Verteilschlüssel der einzelnen Referenzprozessschritte<br />

(z.B. die Phasenverteilschlüssel)<br />

werden mit dem dritten<br />

Schätzmodell, der PAK (Projektaufwand-Kalkulation)<br />

geschätzt und in<br />

einer anderen empirischen Datenbasis<br />

nachkalkuliert. Das vierte Schätzmodell<br />

schliesslich beschäftigt sich mit der<br />

Prozessdynamik, d.h. mit der “erzwungenen”<br />

Beschleunigung oder Verlangsamung<br />

der Entwicklungsprozesse. Die<br />

Dynamik, insbesondere die Beschleunigung<br />

des Prozesses, kann nicht beliebig<br />

weit getrieben werden (Stichwort: The<br />

Mythical Man-Month). Ein beschleunigter<br />

(aber auch ein extrem verlangsamter)<br />

Prozess ist weniger produktiv.<br />

Leider fehlt uns noch ein äquivalentes<br />

Modell zur Schätzung von Aufwänden,<br />

die durch nicht essentielle Anforderungsänderungen,<br />

d.h. bloss anwendungsbezogene<br />

oder technische Anforderungen<br />

in der objektorientierten<br />

Systemarchitektur entstehen.<br />

Die bisherigen Erfahrungen zeigen nach<br />

dem erwähnten ersten Rückschritt, der<br />

auf Lernaufwand und Frameworkaufbau<br />

im neuen technologischen Umfeld<br />

zurückzuführen ist, stetige jährliche<br />

Produktivitätsverbesserungen von 5–<br />

10%. Die immer bei Projektende und<br />

abteilungsweit jährlich bestimmte Produktivitätsrate<br />

ist im Rahmen des QS-<br />

Systems die zentrale Grösse, bezüglich<br />

derer jährliche und projektlokale Ziele<br />

gesetzt werden. Die Produktivitätsrate<br />

steigt nicht so rasant an, wie sich der Leser<br />

vielleicht (evtl. beeinflusst durch<br />

marktschreierisches Inserate) vorstellt.<br />

Der Grund dafür ist primär darin zu suchen,<br />

dass wir die Softwareentwicklung<br />

immer im Gesamtzyklus – von Vorstudie<br />

bis Einführung inklusive Projektmanagement<br />

und Qualitätssicherung – betrachten.<br />

Die von der objektorientierten<br />

Technologie betroffenen Teile machen<br />

dabei nur ca. 25–35% des Gesamtprozesses<br />

aus. Eine weitere Tendenz ist<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

die Verschiebung der Phasenanteile zugunsten<br />

der nichttechnischen Phasen,<br />

insbesondere zugunsten der Spezifikation,<br />

innerhalb der oft ein Prototyp entwickelt<br />

wird.<br />

Wiederverwendbarkeit<br />

Die Vorteile von Wiederverwendungstechniken<br />

sind bekannt. Viele Vordenker<br />

der objektorientierten Technologie<br />

[Booch 91] [Rumbaugh 91] legen die<br />

Wiederverwendbarkeit in die technischen<br />

Entwurfsaktivitäten, wo man sich<br />

zu überlegen hat, wie man eine Spezifikation<br />

am besten durch ein gegebenes<br />

wiederzuverwendendes Framework<br />

(Applikationsgerüst) umzusetzen hat.<br />

Wir versuchen, bereits in der Spezifikation<br />

vorzuspuren, indem wir uns zu jedem<br />

spezifizierten Element (ein einzelnes<br />

Feld, ein Fenster, ein Dialogablauf,<br />

..) überlegen, ob es sich dabei um eine<br />

Ausprägung eines Spezifikationstyps<br />

handeln könnte. So ist beispielsweise<br />

das Fenster zum Verwalten von Kunden<br />

eine Instanz eines abstrakten Stammdatenverwaltungsfensters,<br />

das in seinen<br />

Grundzügen immer gleich aussieht, und<br />

von dem sich auch gleiche Funktionen<br />

auslösen lassen. Eine Spezifikation<br />

nach BI-CASE/OBJECT führt also immer<br />

zu Spezifikationstypen. Falls man<br />

es erreicht, in einem konkreten Projekt<br />

viele bestehende Spezifikationstypen zu<br />

verwenden, d.h. solche, die im Framework<br />

mit konstruierten und implementierten<br />

Klassen umgesetzt sind, dann hat<br />

man die entscheidende Grundlage für<br />

eine effiziente technische Wiederverwendung<br />

gelegt. Wiederverwendung<br />

beginnt also bereits in der Spezifikation!<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Das in diesem Bericht beleuchtete Vorgehensmodell<br />

BI-CASE/OBJECT zur<br />

Entwicklung von objektorientierten Client-Server-Applikationen<br />

bietet für die<br />

Normelemente eines QS-Systems praxisgerechte<br />

Lösungen. BI-CASE/OB-<br />

JECT ist im Oktober 1993 im Rahmen<br />

eines firmenweiten externen Audit<br />

durch die Firma SQS zertifiziert worden.<br />

Trotz dieser Erfolge bleibt dieses<br />

Vorgehensmodell nicht stehen. Die Praxis<br />

fordert die Integration eines repository-gestützten<br />

CASE-Werkzeugs für<br />

die frühen Phasen. Der bevorstehende<br />

praktische Einsatz von Synchronicity<br />

(EASEL) wird zu Ergänzungen von BI-<br />

CASE/OBJECT führen. Dabei ist es ein<br />

dringliches Bedürfnis, mit diesem Upper-CASE-Werkzeug<br />

die bestehenden<br />

Werkzeuge zu integrieren. Ein weiterer<br />

sehr dringlicher und produktivitäts- und<br />

qualitätsverbessernder Fortschritt wird<br />

der Einsatz von Tools für Regressionstests<br />

sein. Der Entscheid für einen<br />

brauchbaren Werkzeugkanditaten steht<br />

jedoch noch aus.<br />

Für Aufwandschätzungen und -messungen<br />

wird ferner versucht, das bestehende<br />

Instrumentarium durch eine einheitliche<br />

Methode abzulösen, die auch rein<br />

technische Aufgaben und Aspekte der<br />

Objektorientierung (z.B. Wiederverwendung<br />

von Frameworks) berücksichtigen<br />

kann. Dies bedeutet eine Ablösung<br />

der Schätzmodelle KSM und FPM während<br />

die Konzepte der PAK und DKM<br />

aufgrund ihrer Generizität nicht in Frage<br />

gestellt werden.<br />

Literatur<br />

[Albrecht/Gaffney 83] Albrecht,A.J., Gaffney,<br />

J.E. Jr.: Software Function etc.,<br />

IEEE TA on SW Engineering, Vol. 9,<br />

No. 6, pp. 639-648, November 1983<br />

[Booch 91] Booch, G.: Object-Oriented Design,<br />

Benjamin Cummings, Redwood<br />

City, CA, 1991<br />

[Goldberg 85] Goldberg,A.: Smalltalk-80,<br />

Addison-Wesley, Reading, MA, 1985<br />

[McMenamin/Palmer 84] McMenamin,<br />

S.M., Palmer,J.F.: Essential Systems<br />

Analysis, Yourdon Press, N. Y., 1984<br />

[Moser 91] Moser,S.: Metrics Manual, GfAI<br />

AG, Berne, 1991<br />

[Rumbaugh et al. 91] Rumbaugh,J., Blaha,M.,<br />

Premerlani,W., Eddy,F., Lorensen,W.:<br />

Object-Oriented Modelling<br />

and Design, Prentice-Hall, Englewood<br />

Cliffs, N. J., 1991<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 35


Die Bootstrap-Methode:<br />

In der Softwarebranche waren Qualität<br />

und Qualitätssicherung lange Zeit ein<br />

Thema, das zwar in den Grossprojekten<br />

der Militärs und Raumfahrtbehörden<br />

seine praktische Relevanz hatte, jedoch<br />

ausserhalb dieser Welten lediglich in<br />

akademischen Diskussionsrunden und<br />

diversen Fachbüchern und Fachartikeln<br />

behandelt wurde. Inwieweit sich diese<br />

Situation mit der wachsenden Popularität<br />

der ISO 9000-Standards grundle-<br />

36 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Standortbestimmung und Vorbereitung der<br />

ISO 9001-Zertifizierung bei Softwareentwicklern<br />

Thomas Frühauf und Ernst Lebsanft<br />

Der Aufbau eines ISO 9001-konformen QS-Systems sollte mit einer Bestandsaufnahme beginnen. Die<br />

methodischen Grundlagen hierfür liefert das Reifegradmodell des amerikanischen Software Engineering<br />

Institute. Mit einer europäischen Weiterentwicklung dieses Modells kann man heute nicht nur die Prozessreife<br />

messen, sondern auch präzise Massnahmen ableiten, die eine ISO 9001-Zertifizierung und weitergehende<br />

Prozessverbesserungen ermöglichen.<br />

Thomas Frühauf, Dipl. Informatiker;<br />

Studium der Physik und Informatik in<br />

Saarbrücken und Erlangen. In der deutschen<br />

Computerindustrie tätig. Einführung<br />

von Entwicklungs- und Projektmanagementmethoden,<br />

Erprobung von<br />

CASE-Tools sowie Konzeption und Einführung<br />

eines IT-Controllingsystems in<br />

Handels- und Industrieunternehmungen<br />

in Basel. Seit 1992 selbständiger Unternehmensberater<br />

mit Schwerpunkt Software-Qualitätsmanagement.<br />

Dr. rer. nat. Ernst Lebsanft ist Gründer<br />

und Geschäftsleiter der SYNLOGIC<br />

AG, Mitbegründer und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der SynSpace AG, beide<br />

in Binningen/BL. Studium der Physik,<br />

Mathematik und Rechtswissenschaften<br />

und Promotion bei einem internationalen<br />

Konsumgüterhersteller. Seit 1983<br />

widmet er sich der betrieblichen Nutzung<br />

avancierter Softwaretechnologien<br />

und den Fragen des Software-Engineerings,<br />

vor allem Software-Qualitätssicherung.<br />

gend ändern wird, bleibt zunächst abzuwarten.<br />

Die weite Verbreitung der ISO-<br />

Zertifikate, die man heute in einigen anderen<br />

Industriezweigen schon vorfindet,<br />

zeichnet sich andererseits für die Zukunft<br />

der Softwareindustrie ebenfalls<br />

ab. Allerdings berichten verschiedene<br />

Softwareunternehmen, die bereits ein<br />

ISO 9001-Zertifikat erworben haben,<br />

von hohen Kosten und einem langwierigen<br />

Verfahren. Die Skepsis, die dem<br />

Thema vielerorts noch entgegenschlägt,<br />

ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich<br />

[Griese 93]. Eine fundierte<br />

Auseinandersetzung mit dieser Problematik<br />

dürfte aber je länger je mehr unerlässlich<br />

sein; gibt es doch schon Kunden<br />

der Softwarebranche, die ein ISO<br />

9001-Zertifikat zur Bedingung eines<br />

Auftrags machen.<br />

Der Aufbau eines ISO 9001-konformen<br />

Qualitätssicherungs-(QS-)Systems wird<br />

zwangsläufig zu einem teuren Kraftakt,<br />

wenn man damit sozusagen auf der grünen<br />

Wiese beginnt und existierende Ansätze<br />

– die in jeder Organisation in irgendwelcher<br />

Form zu finden sind –<br />

ausser Betracht lässt. In der Praxis bietet<br />

sich hier eine differenzierte Vorgehensweise<br />

an, an deren Anfang eine Standortbestimmung<br />

steht und bei der die<br />

bestehenden Verfahren daraufhin analysiert<br />

werden, wie weit die Organisation<br />

in den jeweiligen Normelementen noch<br />

vom Ziel entfernt ist. Hierzu wurde bereits<br />

in mehreren Fällen mit Erfolg die<br />

Bootstrap-Methode eingesetzt. Das hier<br />

beschriebene Verfahren ist auch dann<br />

anwendbar, wenn der Software-Entwicklungsbereich<br />

eines Unternehmens<br />

nachträglich in ein bereits bestehendes<br />

QS-System nach ISO 9001 einbezogen<br />

werden soll.<br />

Bootstrap und seine Herkunft<br />

Die Bootstrap-Methode basiert auf einem<br />

Ende der 80er-Jahre vom amerikanischen<br />

Software Engineering Institute<br />

(SEI) veröffentlichten Reifegradkonzept,<br />

nach dem sich eine Software-Entwicklungsorganisation<br />

anfänglich in einem<br />

“unreifen” Zustand befindet und<br />

sich sukzessive über fünf Stufen bis zu<br />

einem Grad der Prozessbeherrschung<br />

entwickeln kann, der etwa mit der Serienproduktion<br />

in der Automobilindustrie<br />

vergleichbar wäre. Jede Stufe ist gekennzeichnet<br />

durch bestimmte Eigenschaften<br />

der Abläufe – von “ad hoc”<br />

über “standardisiert” bis zu “professionell”<br />

– sowie durch typische Praktiken,<br />

die beherrscht werden müssen, um die<br />

nächst höhere Stufe zu erreichen [Humphrey<br />

89].<br />

Um für eine Organisation diesen Reifegrad<br />

zu ermitteln, werden sogenannte<br />

Assessments (Bewertungen auf der Basis<br />

von Befragungen) durchgeführt, deren<br />

Ziel aber nicht nur eine Standortbestimmung<br />

ist, sondern auch die<br />

Ableitung von Verbesserungsmassnah-


men für die Weiterentwicklung auf der<br />

erwähnten Stufenleiter.<br />

Die Bootstrap-Methode verwendet –<br />

wie das ältere SEI-Verfahren – in den<br />

Assessments standardisierte Fragebögen,<br />

in denen jede Frage einem Reifegrad<br />

zugeordnet ist. Der zur Methode<br />

gehörende Algorithmus berechnet aus<br />

den Wertungen der einzelnen Fragen<br />

den Reifegrad der Organisation. Ein<br />

weiteres Resultat ist – im Unterschied<br />

zur SEI-Methode – ein Stärken-Schwächen-Profil,<br />

aus dem für 17 Attribute der<br />

Softwarequalität hervorgeht, auf welchem<br />

Entwicklungsstand sich die Organisation<br />

im Hinblick auf dieses Attribut<br />

befindet [Lebsanft/Stienen 94].<br />

Mit dem Modell der Qualitätsnorm ISO<br />

9001 ist eine verwandte, in einigen<br />

Punkten jedoch grundlegend unterschiedliche<br />

Betrachtungsweise verbunden.<br />

Während Bootstrap verschiedene<br />

differenzierte Resultate liefert, ist das<br />

Ergebnis eines Zertfizierungsaudits binär:<br />

eine Organisation besitzt das geforderte<br />

Qualitätsniveau oder sie besitzt es<br />

nicht.<br />

Das Ergebnis eines ISO 9001-Zertifizierungsaudits<br />

ist binär: eine Organisation<br />

besitzt das geforderte Qualitätsniveau<br />

oder sie besitzt es nicht.<br />

Bootstrap liefert differenzierte Resultate.<br />

Die Norm ISO 9001 geht von dem Begriff<br />

des Qualitätssystems aus, das<br />

durch ein Qualitätshandbuch und Verfahrensanweisungen<br />

dokumentiert ist<br />

und sich in der täglichen Praxis des<br />

Unternehmens widerspiegeln muss. Die<br />

Norm ist in 20 Einzelelemente gegliedert.<br />

Einem Normelement entspricht<br />

üblicherweise ein Kapitel im Qualitätshandbuch.<br />

Um die Konformität mit der<br />

Norm zu verifizieren, wird im Zertifizierungsaudit<br />

für jedes Normelement<br />

geprüft, ob es angemessen dokumentiert<br />

ist und ob in der Praxis entsprechend<br />

vorgegangen wird. Abweichungen<br />

werden als Schwachstellen<br />

festgehalten. Je nach ihrer Ausprägung<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

ESA PSS-05 SEI CMM ISO 9000-3 . . .<br />

derzeit<br />

mögliche<br />

Auswertungen<br />

BOOTSTRAP<br />

Reifegrad<br />

Beiträge<br />

zur Methode<br />

BOOTSTRAP<br />

Stärken-<br />

Schwächen-<br />

Profil<br />

Abb. 1: BOOTSTRAP: Herkunft und mögliche Auswertungen<br />

kann eine Schwachstelle die Erteilung<br />

des Zertifikats vereiteln.<br />

Es gibt auch historische Unterschiede<br />

zwischen ISO 9001 und Bootstrap.<br />

Während Bootstrap ganz spezifisch auf<br />

die Verhältnisse von Software-Entwicklungsorganisationen<br />

ausgerichtet ist,<br />

zielte ISO 9001 eher auf die Serienproduktion<br />

materieller Güter, was teilweise<br />

auch die in der Norm gebrauchten Formulierungen<br />

beeinflusst hat. Um die<br />

Anwendung der Norm auf andere Branchen<br />

zu unterstützen, hat die ISO später<br />

normergänzende Dokumente, z.B. für<br />

QS-Systeme in Dienstleistungsunter-<br />

ISO 9001 zielt auf die Serienproduktion<br />

materieller Güter – Bootstrap ist ganz<br />

spezifisch auf die Verhältnisse der Softwareentwicklung<br />

ausgerichtet.<br />

nehmen und in der Softwareindustrie<br />

veröffentlicht. So gibt es seit 1991 den<br />

Leitfaden ISO 9000-3 “Anwendung von<br />

ISO 9001 auf die Entwicklung, Lieferung<br />

und Wartung von Software”.<br />

Die in diesem Leitfaden vorgeschlagene<br />

Strukturierung des Softwareprozesses<br />

in Lebenszyklustätigkeiten und unterstützende<br />

oder phasenunabhängige Tätigkeiten<br />

wurde bei der Entwicklung der<br />

BOOTSTRAP<br />

BOOTSTRAP<br />

Massnahmenplan<br />

SEI<br />

Reifegrad<br />

ISO 9001<br />

Gap-<br />

Analyse<br />

Bootstrap-Methode ebenso berücksichtigt<br />

wie die Phasenaufteilung des weit<br />

verbreiteten generischen Prozessmodells<br />

der European Space Agency<br />

(ESA-Standard PSS-05) [ES A91].<br />

Die Abbildung 1 zeigt die Wurzeln der<br />

Bootstrap-Methode zusammen mit den<br />

heute möglichen Auswertungen.<br />

Gemeinsames Merkmal der Bootstrap-<br />

Methode und der ISO 9001-Norm ist<br />

die prozessorientierte Betrachtungsweise,<br />

der die Erkenntnis zugrunde liegt,<br />

dass eine auf die Produktion von Qualität<br />

hin orientierte Gestaltung der Abläufe<br />

wirtschaftlicher ist als nachträgliche<br />

Qualitätsprüfungen an den Produkten.<br />

Es ist klar, dass in einem Bootstrap-<br />

Assessment gleichzeitig auch Informationen<br />

im Hinblick auf eine mögliche<br />

ISO-Zertifizierung anfallen. Wie aus<br />

Abbildung 1 hervorgeht, lässt sich das<br />

Bootstrap-Verfahren nicht nur zur gesamthaften<br />

Beurteilung einer Software-<br />

Entwicklungsorganisation verwenden,<br />

sondern auch gezielt zur Erstellung<br />

einer sog. ISO 9001-Gap-Analyse einsetzen.<br />

Diese Gap-Analyse liefert Aussagen<br />

zu jedem einzelnen der 20 Normelemente<br />

sowie speziell auf das<br />

Zertifizierungsaudit zugeschnittene<br />

Massnahmenempfehlungen. Gleichzeitig<br />

ist der erzielte Bootstrap-Reifegrad<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 37


ein Indikator für die Erfolgschance der<br />

Zertifizierung. Liegt dieser in der Nähe<br />

oder oberhalb der Ebene 3, so ist davon<br />

auszugehen, dass das ISO-Zertifikat<br />

ohne allzu grossen Zusatzaufwand erreichbar<br />

ist.<br />

Die Schlüsselattribute<br />

Bootstrap kennt 17 sogenannte Schlüsselattribute,<br />

in denen sich die für die Gestaltung<br />

des Softwareprozesses wichtigen<br />

Aspekte widerspiegeln. Der<br />

Bootstrap-Algorithmus berechnet zu jedem<br />

dieser Attribute einen Erfüllungsgrad<br />

zwischen 0 und 100 %, indem er<br />

die in den einzelnen Interview-Fragen<br />

erzielten Resultate jeweils dem der Frage<br />

zugeordneten Attribut zurechnet.<br />

Hieraus resultiert das in Abbildung 2<br />

dargestellte Stärken-Schwächen-Profil,<br />

das auch die Basis für den Bootstrap-<br />

Massnahmenplan bildet. Dieser Plan<br />

soll der softwareentwickelnden Organisation<br />

dazu verhelfen, den nächsten<br />

Schritt auf der Reifeskala zu vollziehen.<br />

Entsprechend dem zugrunde liegenden<br />

Modell einer kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

der Fähigkeiten ist dabei<br />

vor allem auch Reihenfolge wesentlich,<br />

d.h. es sollten die Massnahmen zuerst<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

nur im Projektfragebogen enthalten<br />

Einbettung<br />

und Struktur<br />

Qualitätssystem<br />

Ressourcenmanagement<br />

Prozessfunktionen<br />

38 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Lebenszyklusunterstützende<br />

durchgeführt werden, die als nächste an<br />

der Reihe sind. Hinter diesem Prinzip<br />

verbirgt sich die wichtige Tatsache, dass<br />

die verschiedenen Verbesserungsmassnahmen<br />

in der Regel aufeinander aufbauen<br />

und es somit bestimmte Massnahmen<br />

gibt, die auf das jeweilige<br />

Entwicklungsstadium bezogen den<br />

grössten Nutzen versprechen [Kuvaja et<br />

al. 94]. Die Nichteinhaltung einer solchen<br />

Reihenfolge verursacht hohe Kosten,<br />

zeigt aber nicht den erwarteten<br />

Nutzen, wie viele weniger erfolgreiche<br />

CASE-Projekte bewiesen haben.<br />

Der Bootstrap-Massnahmenplan verhilft<br />

der softwareentwickelnden Organisation<br />

zum nächsten Schritt auf der<br />

Reifeskala.<br />

Den beschriebenen Algorithmus zur Ermittlung<br />

des Stärken-Schwächen-Profils<br />

kann man so modifizieren, dass er<br />

Informationen darüber liefert, wie weit<br />

die untersuchte Organisation von den<br />

Forderungen der ISO 9001-Norm entfernt<br />

ist. Man muss dazu den Fragen des<br />

Bootstrap-Fragebogens statt der 17<br />

Schlüsselattribute die 20 ISO 9001-<br />

BOOTSTRAP-Attribute: Globales Assessment<br />

Abb. 2: Beispiel für ein Stärken-Schwächen-Profil nach Bootstrap<br />

Funktionen<br />

Benutzeranforderungen<br />

Softwareanforderungen<br />

Architektur und<br />

Grobentwurf<br />

Feinentwurf und<br />

Implementierung<br />

Modultest<br />

Integration<br />

Abnahme und<br />

Übergabe<br />

Normelemente zuordnen. Es ergibt sich<br />

dann eine Darstellung, deren Struktur<br />

dem Stärken-Schwächen-Profil nach<br />

Abb. 2 entspricht, wobei die einzelnen<br />

Balken des Diagramms grob als Erfüllungsgrade<br />

der verschiedenen Normelemente<br />

interpretiert werden können.<br />

Der “zertifizierungsfähige”<br />

Reifegrad<br />

Natürlich ist es nicht möglich, auf der<br />

Reifeskala einen Punkt anzugeben, der<br />

eine Garantie für die erfolgreiche Zertifizierung<br />

bietet. Der oben genannte Reifegrad<br />

3 ist in diesem Sinne nur als grober<br />

Richtwert für das Qualitätsniveau zu<br />

verstehen, das die Norm ISO 9001 von<br />

einem Qualitätssystem verlangt.<br />

Es kann durchaus sein, dass das untersuchte<br />

Qualitätssystem in gewissen<br />

Aspekten weit über den Normforderungen<br />

liegt, auf der anderen Seite aber wesentliche<br />

Schwachstellen enthält, die<br />

der Erteilung des Zertifikats im Wege<br />

stehen. Die Ursache hierfür liegt einerseits<br />

darin, dass die Bestandteile der<br />

Prozessqualität aus der Bootstrap-Perspektive<br />

nicht deckungsgleich mit den<br />

ISO 9001-Normelementen sind. Auf der<br />

Betrieb und Wartung<br />

Technologiemanagement<br />

Werkzeuge für<br />

Prozessfunktionen<br />

Werkzeuge für<br />

Lebenszyklus-unabh.<br />

Funktionen<br />

Werkzeuge für<br />

Lebenszyklusfunkt.


Normelement ISO 9001<br />

1 Verantwortung der obersten Leitung<br />

2 Qualitätssicherungssystem<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6 Beschaffung<br />

7 Vom Auftraggeber beigestellte Produkte<br />

8<br />

Identifikation und Rückverfolgbarkeit<br />

von Produkten<br />

9 Prozesslenkung<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14 Korrekturmassnahmen<br />

15<br />

Handhabung, Lagerung,<br />

Verpackung und Versand<br />

16 Qualitätsaufzeichnungen<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

Vertagsüberprüfung<br />

Designlenkung<br />

Lenkung der Dokumente<br />

Prüfungen<br />

Prüfmittel<br />

Prüfstatus<br />

Lenkung fehlerhafter Produkte<br />

Interne Qualitätsaudits<br />

Schulung<br />

Kundendienst<br />

Statistische Methoden<br />

normkonform + Bootstrap<br />

normkonform<br />

normkonform nach Modifikationen<br />

nicht normkonform<br />

noch nicht von Bootstrap abgedeckt<br />

Status<br />

Abb. 3: Beispiel: ISO 9001-Gap einer<br />

Organisation mit Reifegrad 3,5<br />

anderen Seite gibt es auch Organisationen,<br />

für die sich nach Bootstrap zwar<br />

ein Reifegrad 3, jedoch ein sehr unausgewogenes<br />

Stärken-Schwächen-Profil<br />

ergibt. Dies kann z.B. dann der Fall<br />

sein, wenn die Methoden der Anforderungsanalyse,<br />

des Systementwurfs und<br />

der Programmierung zwar sehr gut beherrscht<br />

sind, jedoch phasenübergrei-<br />

Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

fende Tätigkeiten wie Projektmanagement<br />

und Konfigurationsmanagement<br />

vernachlässigt wurden. In dieser Situation<br />

sind die Normelemente 4, 5, 8 oder<br />

12 Kandidaten für eine Schwachstelle.<br />

Die gleichen Verbesserungsmassnahmen,<br />

die nach Bootstrap schon zu einem<br />

Reifegrad von weit über 3 führten, würden<br />

hier die ISO 9001-Zertifizierung<br />

überhaupt erst ermöglichen.<br />

Das Vorgehen bei der Gap-Analyse<br />

Bei der Ermittlung des Unterschiedes<br />

(Gap) zwischen dem Ist-Zustand und<br />

der ISO 9001-Norm wird daher eine<br />

Kombination aus formalem und informellem<br />

Vorgehen angewandt. Der formale<br />

Teil besteht aus dem ISO 9001-bezogenen<br />

Stärken-Schwächen-Profil, das<br />

vom modifizierten Bootstrap-Algorithmus<br />

geliefert wird. In diesem Profil<br />

werden alle Wertungen von weniger als<br />

50 % der möglichen Punkte als potentielle<br />

Schwachstellen betrachtet und daher<br />

gesondert untersucht. Dabei gibt es<br />

folgende Möglichkeiten:<br />

a) Die niedrige Wertung ist darauf<br />

zurückzuführen, dass Bootstrap in dem<br />

entsprechenden Aspekt wesentlich<br />

mehr verlangt als die Norm (was z.B. im<br />

Risikomanagement der Fall ist). In einer<br />

solchen Situation werden die auf die<br />

entsprechenden Fragen gegebenen Antworten<br />

noch einmal durchgegangen, um<br />

sicherzustellen, ob sich hier nicht trotzdem<br />

eine Schwachstelle verbirgt, die im<br />

Hinblick auf die Zertifizierung nach einer<br />

Verbesserungsmassnahme verlangt.<br />

b) Die BOOTSTRAP-Anforderungen<br />

liegen etwa auf dem Niveau der ISO-<br />

Norm. In diesem Fall ist es wahrscheinlich,<br />

dass die Normforderungen nicht<br />

erfüllt sind. Das entsprechende Normelement<br />

muss gesondert untersucht werden,<br />

damit entsprechende Verbesserungsmassnahmen<br />

ausgelöst werden<br />

können.<br />

Das Resultat dieses Verfahrens ist eine<br />

Darstellung, die nicht nur die Erfüllungsgrade<br />

der ISO-Normelemente an-<br />

gibt, sondern auch Informationen darüber<br />

liefert, ob das untersuchte QS-<br />

System zusätzliche Bootstrap-Forderungen<br />

erfüllt (Abb. 3). Praktische<br />

Erfahrungen wurden damit im Rahmen<br />

verschiedener Einsätze der Bootstrap-<br />

Methode gesammelt, sowohl in reinen<br />

Software-Organisationen, wo das Ziel<br />

die Vorbereitung der ISO 9001-Zertifizierung<br />

war, als auch in Unternehmungen<br />

mit einem bestehenden, übergreifenden<br />

QS-System, wo die<br />

Softwareentwicklung verstärkt in die<br />

Gesamtprozesse eingebunden werden<br />

sollte.<br />

Es hat sich gezeigt, dass sich mit dem<br />

beschriebenen Verfahren auf effiziente<br />

Art eine Bestimmung der Ausgangslage<br />

für eine Zertifizierung vornehmen lässt.<br />

Darüber hinaus weist Bootstrap aber<br />

auch einen Weg für solche Organisationen,<br />

die das ISO 9001-Zertifizikat nicht<br />

als Ziel, sondern allenfalls als einen<br />

Meilenstein am Anfang einer längerfristigen<br />

Entwicklung des Softwareprozesses<br />

sehen. So haben beispielsweise<br />

bereits nach ISO zertifizierte Firmen<br />

Bootstrap verwendet, um sich weiter zu<br />

verbessern und die dazu adäquaten<br />

Massnahmen präzise zu identifizieren.<br />

Literatur<br />

[Griese 93] J. Griese: Der Beitrag von ISO<br />

9000 zur Software-Qualitätssicherung.<br />

Wirtschaftsinformatik 35 (1993) 6, S.<br />

575-585.<br />

[Lebsanft/Stienen 94] E. Lebsanft, H. Stienen:<br />

Effizienz- und Qualitätsverbesserung<br />

in Softwareschmieden, Bulletin<br />

SEV/VSE 9/1994, S. 39-44.<br />

[Humphrey 89] W. S. Humphrey: Managing<br />

the Software Process, Addison-Wesley,<br />

Reading, Mass., 1989.<br />

[ESA 91] ESA Board for Software Standardisation<br />

and Control: ESA Software<br />

Engineering Standards (ESA PSS 05),<br />

Noordwijk, NL, 1991.<br />

[Kuvaja et al. 94] Kuvaja et al.: Software<br />

Process Assessment and Improvement -<br />

The Bootstrap Approach, Blackwell,<br />

Oxford, 1994.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 39


Am 19. September feierte Professor<br />

Hansjürg Mey von der<br />

Firma Ascom AG und vom Institut<br />

für Informatik und angewandte<br />

Mathematik der Universität<br />

Bern seinen 60. Geburtstag.<br />

Am 20. Oktober fand zu seinen<br />

Ehren ein vom Institut und von<br />

der Firma GfAI Gruppe für<br />

Angewandte Informatik AG<br />

gemeinsam durchgeführtes<br />

hochkarätiges Geburtstagskolloquium<br />

statt, mit Beiträgen von<br />

den Professoren Kurt Bauknecht<br />

(Universität Zürich), Heinrich<br />

Meyr (Technische Hochschule<br />

Aachen), Jean-Daniel Nicoud<br />

(EPFL) und Niklaus Wirth<br />

(ETHZ).<br />

Hansjürg Mey hat den grösseren<br />

Teil seines Berufslebens ausserhalb<br />

der Hochschule verbracht.<br />

Über seine sehr erfolgreiche<br />

Karriere in der Schweizer Industrie<br />

soll an dieser Stelle nicht<br />

berichtet werden. Ich kenne und<br />

schätze Hansjürg Mey aufgrund<br />

seines Wirkens an der Universität<br />

Bern und will mich im<br />

wesentlichen darauf beschränken,<br />

seine ebenso erfolgreiche<br />

Universitätskarriere und deren<br />

Vorgeschichte kurz darzustellen<br />

und zu kommentieren.<br />

Ich habe von meinem Kollegen<br />

Hansjürg Mey vieles gelernt und<br />

wohl am meisten bei unseren<br />

häufigen Gesprächen. Wer nach<br />

einem Gedankenaustausch mit<br />

ihm von dannen geht und nicht<br />

gerade einen ganz schlechten<br />

Tag erwischt hat, ist beeindruckt<br />

von der Lebensfreude, der Begeisterungsfähigkeit<br />

und dem<br />

intellektuellen Feuerwerk, mit<br />

denen Hansjürg Mey seine Gesprächspartner<br />

zu faszinieren<br />

weiss. Kontakte mit ihm, bei denen<br />

nicht irgendwelche ganz<br />

neue Gesichtspunkte oder unerwartete<br />

Zusammenhänge zum<br />

Vorschein kommen, bilden die<br />

Ausnahme.<br />

Zum 60. Geburtstag von<br />

Professor Hansjürg Mey<br />

Hansjürg Mey hat an der ETH<br />

Zürich Elektroingenieur studiert,<br />

mit Begeisterung und neugierigen<br />

Kontakten zu ERME-<br />

TH, dem ersten in der Schweiz<br />

entwickelten Computer. Seine<br />

Liebe zum Computer hat ihn<br />

seither nie verlassen und auch<br />

nicht sein Engagement für<br />

schweizerische Wertschöpfung.<br />

Als Hansjürg Mey seine Doktorarbeit<br />

“Linear algebraische Behandlung<br />

digitaler Signale und<br />

Systeme” schrieb, arbeitete er<br />

bereits auf einer vollen Stelle in<br />

der Industrie. Seine Dissertation<br />

ist somit grösstenteils in Nachtund<br />

Wochenendarbeit entstanden.<br />

Sie stellt eine der ersten<br />

Anwendungen der damals neu<br />

aufgekommenen Operatorenmethode<br />

dar und wurde unter<br />

anderem mit der Silbermedaille<br />

der ETHZ ausgezeichnet.<br />

1978 beschloss die Philosophisch-naturwissenschaftliche<br />

Fakultät der Universität Bern,<br />

ein Ordinariat für Informatik<br />

einzurichten und auszuschreiben.<br />

An die Bewerber wurden<br />

ausserordentlich hohe Anforderungen<br />

gestellt, denn was man<br />

suchte war eine seltene Mischung<br />

von Professor und Manager.<br />

Es ging ja nicht nur um<br />

Lehre und Forschung in Informatik,<br />

sondern um den Aufbau<br />

eines neuen Fachs: Informatik<br />

sollte als Neben- und Ergänzungsfach<br />

eingeführt werden.<br />

Hansjürg Mey war damals als<br />

dynamischer und erfolgreicher<br />

Direktor bei der Hasler AG und<br />

auch als Lehrbeauftragter an der<br />

ETHZ schon gut bekannt, und es<br />

war somit naheliegend, bei dieser<br />

Stellenbesetzung an ihn zu<br />

denken und zu versuchen, ihn zu<br />

berufen. Aber ob er käme? Sein<br />

damaliger Vorgesetzter bei der<br />

Hasler AG machte sich keine<br />

Sorgen; er war sicher, dass<br />

Hansjürg Mey bei seiner Firma<br />

bleiben würde. Ihm war offenbar<br />

ein wichtiger Grundsatz in Meys<br />

Lebensphilosophie nicht be-<br />

40 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Aktualitäten <strong>•</strong> Actualités<br />

kannt: nie länger als 10 Jahre am<br />

gleichen Ort tätig zu sein ...<br />

Anfangs Oktober 1979 begann<br />

Hansjürg Mey als frischgebakkener<br />

Ordinarius und auch gerade<br />

Direktor des Instituts für angewandte<br />

Mathematik mit dem<br />

Aufbau des neuen Fachs. Für ihn<br />

war es keine Frage, dass Informatik<br />

auch möglichst bald<br />

Hauptfach werden sollte, und<br />

schon nach wenigen Wochen am<br />

neuen Ort stellte er einen entsprechenden<br />

Antrag. Seine Dynamik<br />

und Kreativität erfreute<br />

die Mehrheit der Fakultätsmitglieder<br />

und gab ihnen die Bestätigung,<br />

richtig ausgewählt zu haben.<br />

Ein paar anderen war er<br />

allerdings nicht ganz geheuer, zu<br />

wenig akademisch in ihrem<br />

“klassischen” Sinn, möglicherweise<br />

auch eine lästige Konkurrenz.<br />

Mey musste nicht nur um<br />

seine persönliche Anerkennung<br />

kämpfen, sondern mehr noch<br />

um die Anerkennung seines<br />

neuen Faches. Zum Teil naiv,<br />

zum Teil berechnend wurde die<br />

Informatik am Anfang oft gern<br />

als reine Hilfswissenschaft aufgefasst,<br />

und der Computer entsprechend<br />

als etwas betrachtet,<br />

das man “braucht” und nicht erforscht.<br />

Ein Professor allein<br />

kann kein vernünftiges Nebenfach<br />

Informatik anbieten, geschweige<br />

denn ein Hauptfach.<br />

Und so bestand eine Hauptherausforderung<br />

für Mey darin, zu<br />

zusätzlichen Professorenstellen<br />

zu kommen. Es kann hier nicht<br />

im Detail berichtet werden, wie<br />

ihm dies gelungen ist, auf jeden<br />

Fall hat er heute fünf Kollegen.<br />

Es soll aber doch dankend erwähnt<br />

werden, dass sich der Regierungsrat<br />

des Kantons Bern<br />

selbst sehr für die Einrichtung<br />

des neuen Fachs Informatik eingesetzt<br />

hat. 1983 wurde Informatik<br />

Hauptfach. 1985 wurde<br />

das Institut für angewandte Mathematik<br />

nun zutreffender in<br />

“Institut für Informatik und angewandte<br />

Mathematik” umgetauft,<br />

und im gleichen Jahr fand<br />

der Umzug in den Verwaltungstrakt<br />

der alten Toblerfabrik statt,<br />

wo wesentlich grosszügigere<br />

Raumverhältnisse zur Verfü-<br />

gung standen. 1984 kamen auf<br />

die Initiative von Hansjürg Mey<br />

hin die ersten Personal Computer<br />

an die Universität Bern und<br />

wurden von Anfang an durch ein<br />

Computernetz verbunden. Heute<br />

kann man sich kaum noch vorstellen,<br />

dass die Universität Bern<br />

vor 10 Jahren noch weitgehend<br />

mit Lochkarten lebte...<br />

Hansjürg Mey ist ein höchst anregender<br />

Dozent, sowohl in den<br />

Vorlesungen als auch bei seinen<br />

vielen Vorträgen. Besonders am<br />

Herzen liegt ihm, das “Wesen”<br />

der Informatik und ihre grundlegenden<br />

Konzepte den Hörern<br />

nahezubringen. Das wichtige<br />

Thema “Computer und Gesellschaft”<br />

geht er immer wieder<br />

unter neuen Gesichtspunkten an,<br />

und wenn er über die grossen<br />

Chancen aufgrund des technischen<br />

Fortschritts philosophiert,<br />

nimmt er auch stets Stellung zu<br />

den möglichen Nachteilen und<br />

Gefahren. Den Forscher Hansjürg<br />

Mey hat spätestens seit Beginn<br />

seiner Universitätskarriere<br />

vor allem das “Parallele Rechnen”<br />

in all seinen Formen interessiert.<br />

Er hatte sich schon bald<br />

eine kleine, aber hoch motivierte<br />

Forschungsgruppe aufgebaut<br />

und mit ihr Projekte in den<br />

Bereichen “Supercomputing”,<br />

“massiv parallele Systeme” und<br />

“Neuro-Informatik” erfolgreich<br />

in Angriff genommen. Besonders<br />

im letztgenannten Gebiet<br />

arbeitet er auch nach seinem<br />

1991 erfolgten Teilrücktritt von<br />

seiner Professur und zwar immer<br />

mehr in Zusammenarbeit<br />

mit dem Physiologischen Institut<br />

an der Medizinischen Fakultät.<br />

Auch wenn hier in erster Linie<br />

von der Hochschultätigkeit von<br />

Hansjürg Mey die Rede ist, dürfen<br />

seine vielen weiteren Engagements<br />

– die nur scheinbar<br />

“ausseruniversitär” sind – nicht<br />

ausser Acht gelassen werden.<br />

Als gesamtschweizerische Beispiele<br />

sollen hier seine Mitgliedschaft<br />

im Schweizerischen Wissenschaftsrat<br />

sowie seine<br />

Hauptrollen beim Aufbau der<br />

Softwareschule Schweiz und


des Nachdiplomstudiums NDIT<br />

angesprochen werden. Mey ist<br />

auch Gründungsmitglied der SI.<br />

Als kantonalbernische Beispiele<br />

seien seine wichtigen Funktionen<br />

beim Aufbau der Informatik<br />

an den höheren Mittelschulen,<br />

beim Erstellen des 3. KantonalbernischenWirtschaftsförderungsprogramms<br />

und, in dessen<br />

Folge, beim Aufbau des Be-<br />

Techs und des Berner Technoparks<br />

genannt. Hansjürg Mey<br />

hat seine Universitätstätigkeit<br />

und das Hochschulfach Informatik<br />

immer als etwas verstanden,<br />

das in ein Grösseres,<br />

Umfassenderes eingebettet ist.<br />

Lehre und Forschung waren für<br />

ihn nie Selbstzweck. Und gerade<br />

damit hat er dem neuen Fach in<br />

einem schwierigen Umfeld viele<br />

Wege geebnet.<br />

Wie bereits gesagt, gehört der<br />

Grundsatz “nicht länger als 10<br />

Jahre am gleichen Ort” zur Lebensphilosophie<br />

von Hansjürg<br />

Mey. Da er aber auch sehr flexibel<br />

ist, waren für ihn Ausnahmen<br />

stets möglich, und für die<br />

Informatik an der Universität<br />

Bern hat er eine gemacht: Er ist<br />

immerhin ganze 12 Jahre als Ordinarius<br />

und Institutsdirektor bei<br />

uns geblieben, und zu 20% ist er<br />

uns immer noch treu. Nach wie<br />

vor ist er an Lehre und Forschung<br />

beteiligt und leitet seine<br />

Gruppe “Paralleles Rechnen”,<br />

die er wohl bald in “Neuro-<br />

Informatik” umtaufen wird. Er<br />

erwähnt zwar ganz gern 1999 als<br />

das Jahr seines Rücktritts, aber<br />

hoffentlich wohl deshalb, weil er<br />

eine Schwäche für interessante<br />

Zahlen hat. Ob Hansjürg Mey<br />

ein “waschechter” Informatiker<br />

sei oder nicht, darüber haben<br />

sich schon viele Leute unterhalten.<br />

Unbestritten ist aber, dass er<br />

für die Informatik ausserordentlich<br />

viel geleistet hat. Dafür dürfen<br />

wir ihm sehr dankbar sein.<br />

So wie ich ihn kenne, wird<br />

Hansjürg Mey auch in Zukunft<br />

noch viel für die Informatik tun,<br />

und auch dafür gilt ihm schon<br />

jetzt mein Dank. Ich wünsche<br />

ihm dazu auch alles Gute.<br />

Hanspeter Bieri<br />

Tagungsbericht<br />

Aktualitäten <strong>•</strong> Actualités<br />

Mustererkennung 1994<br />

Workshop der DAGM und ÖAGM in Wien<br />

Die alljährlich stattfindenden<br />

Tagungen der deutschen und<br />

österreichischen Gesellschaften<br />

für Mustererkennung DAGM<br />

und ÖAGM sind in diesem Jahr,<br />

wie vor 10 Jahren bereits einmal,<br />

gemeinsam in Wien abgehalten<br />

worden.<br />

Zahlreiche Forscher aus dem<br />

deutschen Sprachraum aber<br />

auch aus der Tschechei, Frankreich<br />

und den USA haben vom<br />

21.–23. September in den Räumen<br />

der Technischen Universität<br />

Wien Erfahrungen ausgetauscht.<br />

Die Beiträge, die<br />

vorgetragen wurden, waren aufgeteilt<br />

in die Themenkreise<br />

Bildverstehen, räumliches Sehen,<br />

Bewegung, Anwendungen<br />

und Sprache, Neuronale Netzwerke,<br />

Theorie und Lernen. Alle<br />

Arbeiten erwiesen jedoch dem<br />

übergeordneten Thema der Tagung<br />

Erkennen und Lernen auf<br />

die eine oder andere Art ihre Reverenz.<br />

Die zu Beginn jedes Tages angesetzten<br />

geladenen Vorträge setzten<br />

mit visionärem Denken die<br />

Ziele für die nachfolgenden Arbeiten,<br />

die sich vor allem mit<br />

kleinen Schritten und schwierigen<br />

Detailfragen beschäftigten.<br />

Der Vortrag von Y. Aloimonos<br />

(University of Maryland) stellte<br />

gleich zu Beginn die wichtigste<br />

aller Fragen für die Muster-<br />

Bruno T. Messmer<br />

erkennungsgemeinschaft: Wie<br />

macht es die Natur? Komplizierte<br />

Kalkulationen und Optimierungen<br />

von optischen Flussfeldern<br />

sind nicht die Spezialität<br />

von Fliegen und Bienen oder<br />

auch höheren Geschöpfen, führte<br />

Aloimonos aus. Die Zukunft<br />

der Computer Vision liegt seiner<br />

Meinung nach vor allem in der<br />

Erarbeitung neuer qualitativer<br />

Geometrie und weniger der<br />

exakten metrischen Erfassung<br />

der Umwelt durch das elektronische<br />

Auge. In den nachfolgenden<br />

Beiträgen wurden verschiedene<br />

interessante und<br />

kostengünstige Techniken zur<br />

Bewegungsdetektion in Bildern<br />

und zur Steuerung von Robotern<br />

vorgeschlagen. Der nächste<br />

Schritt in Richtung eines ganzheitlichen<br />

Sehens stellt die<br />

Klassifikation von Objekten in<br />

Bildern und Bildfolgen dar. A.<br />

Ueltschi (Universität Bern) dokumentierte<br />

ein System, das Objekte,<br />

die als CAD-Modelle vorliegen,<br />

in Tiefenbildern effizient<br />

detektiert. Eine auf Farbanalyse<br />

basierende Detektion von<br />

Körperteilen (Hände, Gesicht)<br />

wurde von R. Schuster (Universität<br />

München) beschrieben und<br />

die Arbeit von Trobina, Leonardis<br />

und Ade (ETH Zürich), die<br />

sich mit der Steuerung eines<br />

Roboterarms und der Erkennung<br />

von greifbaren Flächen beliebiger<br />

Objekte beschäftigt, fand<br />

aufgrund der gelungenen Verbindung<br />

von Theorie und Praxis<br />

grossen Anklang und wurde mit<br />

einem von sieben Preisen ausgezeichnet.<br />

Ein Gebiet, mit dem sich die<br />

Mustererkennungsgemeinschaft<br />

in den letzten Jahren vermehrt<br />

beschäftigt hat, ist die Erkennung<br />

von gesprochener<br />

Sprache. Das Projekt von H.<br />

Aust und M. Oerder (Philips,<br />

Aachen) beschreibt die automatische<br />

Bearbeitung von telefonischen<br />

Fahrplanabfragen mit<br />

stochastischen attributierten<br />

Grammatiken und Hidden Markov<br />

Models. Dabei zeigte sich<br />

vor allem, dass Menschen selten<br />

grammatikalisch korrekte Sätze<br />

machen und nur eine geringe<br />

Geduldspanne für die Maschine<br />

am anderen Ende des Telefons<br />

aufbringen können. Eine grundsätzliche<br />

Beobachtung, die man<br />

an dieser Tagung machen konnte<br />

und auf die auch Prof. Leberl<br />

(Universität Graz) im letzten<br />

geladenen Vortrag ausdrücklich<br />

aufmerksam machte, ist, dass<br />

nur die Kombination von<br />

verschiedenen fundamentalen<br />

Techniken letztlich zum Erfolg<br />

führen wird. Unter anderem<br />

wurde ein interessantes hybrides<br />

System präsentiert, das modulare<br />

neuronale Netzwerke über ein<br />

semantisches Netz miteinander<br />

verknüpft (R. Moratz, S. Posch,<br />

G. Sagerer, Universität Bielefeld).<br />

Alle Beiträge sind nachzulesen<br />

im Tagungsband “Mustererkennung<br />

1994”, erschienen im Informatik<br />

Xpress Verlag.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 41


1. Protokoll der<br />

Generalversammlung 1993<br />

Das Protokoll der Generalversammlung<br />

1993 wurde in SI-Information<br />

Nr. 41 (Dez. 1993)<br />

veröffentlicht. Es wird durch die<br />

Generalversammlung ohne Gegenstimme<br />

genehmigt.<br />

2. Jahresbericht des<br />

Präsidenten<br />

Der Präsident Helmut Thoma<br />

trägt den Jahresbericht 1993/94<br />

vor.<br />

3. Jahresrechnung 1993<br />

Der Kassier Roland Wettstein<br />

legt die Jahresrechnung für das<br />

Geschäftsjahr 1993 vor. Bilanz<br />

und Erfolgsrechnung sowie Revisorenbericht<br />

sind in INFOR-<br />

MATIK<strong>•</strong>INFORMATIQUE Nr. 5<br />

(Okt. 1994) veröffentlicht worden.<br />

Die Rechnung schliesst mit<br />

einem Erfolg von Fr. 7423.54 ab.<br />

Die Jahresrechnung wird ohne<br />

Gegenstimme genehmigt.<br />

4. Budget 1995<br />

Der Kassier Roland Wettstein<br />

legt das Budget für das Geschäftsjahr<br />

1995 vor. Im Budget<br />

ist eine Zunahme der Mitglie-<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft<br />

Société Suisse des Informaticiens<br />

Società Svizzera degli Informatici<br />

Swiss Informaticians Society<br />

SI-Generalversammlung<br />

21. Oktober 1994, Hochschule St. Gallen<br />

Beschlussprotokoll<br />

derzahl um 5% vorgesehen. Zusammen<br />

mit dem ausserordentlichen<br />

Aufwand von Fr. 11’000<br />

für Mitgliederwerbung, Durchführung<br />

des CEPIS Council<br />

Meetings in Zürich und einen<br />

Mehrwertsteuerkurs wurde ein<br />

Defizit von ca. Fr. 15’000 budgetiert.<br />

Das Budget wird von der<br />

Generalversammlung ohne Gegenstimme<br />

genehmigt.<br />

5. Gründung neuer<br />

Fachgruppen<br />

Die Gründungsversammlung<br />

der Fachgruppe Software Engineering<br />

(SI-SE) hat am 17. Juni<br />

1994 mit der Fachtagung “Software<br />

Engineering beim Einsatz<br />

von Standardsoftware” stattgefunden.<br />

Der Vorstand der Fachgruppe:<br />

Dr. Walter Bischofberger<br />

(Präsident), Dorothea<br />

Beringer, Prof. Martin Glinz, Dr.<br />

Hans-Peter Hoidn, Dr. Horst<br />

Lichter, François Louis Nicolet.<br />

Die Fachgruppe wird von der<br />

Generalversammlung einstimmig<br />

bestätigt.<br />

6. Décharge des Vorstands<br />

Dem Vorstand wird von der Generalversammlung<br />

einstimmig<br />

Décharge erteilt.<br />

42 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Präsident <strong>•</strong> Président: Helmut Thoma<br />

Sekretariat <strong>•</strong> Secrétariat: Tel. 01 371 73 42<br />

Schwandenholzstr. 286 Fax 01 371 23 00<br />

8046 Zürich E-mail: si@ifi.unizh.ch<br />

7. Wahlen<br />

Helmut Thoma wird als Präsident<br />

mit Applaus wiedergewählt.<br />

Dr. Georg Maier ist aus dem<br />

Vorstand ausgetreten. An seiner<br />

Stelle wird Frau Prof. Andrea<br />

Back-Hock (Hochschule St.<br />

Gallen) zur Wahl vorgeschlagen.<br />

Der Vorstand wird in globo mit<br />

Applaus gewählt.<br />

Der Vorstand ab Oktober 1994:<br />

Helmut Thoma (Präsident),<br />

Prof. Andrea Back-Hock, Prof.<br />

Pierre-André Bobillier (Vertreter<br />

SISR), Prof. Isabelle Petoud,<br />

Prof. André R. Probst, Dr. Ernst<br />

Rothauser, Prof. Helmut Schauer,<br />

Prof. Hans-Jörg Schek, Roland<br />

Wettstein, Ronald Zürcher.<br />

8. Varia<br />

Der SI-Bildungsfonds soll in einen<br />

SI-Förderungsfonds mit erweiterten<br />

Zielsetzungen umgewandelt<br />

werden. H. Thoma legt<br />

ein Statut für den SI-Förderungsfonds<br />

vor. Die Generalversammlung<br />

stimmt dem neuen<br />

Statut ohne Gegenstimme zu.<br />

Prof. C.A. Zehnder, Präsident<br />

des SVI/FSI und der “Projektgruppe<br />

Zeitschrift”, dankt und<br />

gratuliert den Präsidenten und<br />

den Mitgliedern der Verbände SI<br />

und WIF dafür, dass sie in ihren<br />

Generalversammlungen 1993<br />

die Voraussetzung geschaffen<br />

haben für die Herausgabe der<br />

neuen Fachzeitschrift des SVI/<br />

FSI INFORMATIK<strong>•</strong>INFORMA-<br />

TIQUE.<br />

Prof. C.A. Zehnder weist auf die<br />

gemeinsame GI-SI-Jahrestagung<br />

vom 18. - 20. September<br />

1995 hin. Er erklärt, dass Werbung<br />

für diese Tagung dringend<br />

nötig sei und bittet alle Anwesenden,<br />

sich daran zu beteiligen.<br />

An die Mitglieder aus der französischen<br />

Schweiz wendet er<br />

sich mit der Aufforderung, mit<br />

Tagungsbeiträgen aktiv mitzuwirken.<br />

Elektronische Medien<br />

EZ-Info mit dem Veranstaltungskalender<br />

des SVI/FSI ist<br />

auch auf World Wide Web abrufbar.<br />

Als nächster Schritt soll der<br />

Kalender auch auf Videotex verfügbar<br />

sein. Die Mitglieder der<br />

Programmkomitees der Fachgruppen<br />

werden dringend gebeten,<br />

ihre Veranstaltungen dem<br />

SI-Sekretariat zu melden, sobald<br />

Titel, Datum und Ort der Veranstaltung<br />

bekannt sind.<br />

Annemarie Nicolet<br />

Die SI zählt gegenwärtig 1652<br />

Einzelmitglieder (wovon 265<br />

Studenten) und 156 Kollektivmitglieder.<br />

La SI compte actuellement 1652<br />

membres individuels (dont 265<br />

étudiants) et 156 membres collectifs.


Assemblée Générale SI<br />

21 octobre 1994, Hochschule St. Gallen<br />

1. Procès-verbal de<br />

l’Assemblée générale 1993<br />

Le Procès-verbal de l’assemblée<br />

générale 1993, tel qu’il a été<br />

publié dans SI-Information n o 41<br />

(décembre 1993), est approuvé<br />

sans opposition.<br />

2. Rapport annuel du<br />

Président<br />

Le président Helmut Thoma<br />

présente son rapport annuel<br />

1993/94.<br />

3. Comptes 1993<br />

Le trésorier Roland Wettstein<br />

présente les comptes de l’exercice<br />

1993. Le bilan des pertes et<br />

profits et le rapport des réviseurs<br />

ont été publiés dans INFORMA-<br />

TIK<strong>•</strong>INFORMATIQUE n o 5 (oct.<br />

1994). L’exercice s’arrête avec<br />

un bénéfice de 7423.54 francs.<br />

Les comptes sont acceptés sans<br />

opposition.<br />

4. Budget 1995<br />

Le trésorier Roland Wettstein<br />

présente le budget pour l’exercice<br />

1995. Le budget prévoit un<br />

accroissement de 5% de l’effectif.<br />

Un déficit de 15’000 francs<br />

est budgétisé comprennant les<br />

dépenses extraordinaires de<br />

11’000 francs pour le recrutement,<br />

l’organisation de la séance<br />

du CEPIS council à Zurich et un<br />

cours sur la TVA. Le budget est<br />

accepté sans opposition.<br />

5. Constitution de nouveaux<br />

groupes spécialisés<br />

L’assemblée constitutive du<br />

groupe Software Engineering<br />

(SI-SE) a eu lieu avec la conférence<br />

“Génie logiciel dans la<br />

mise en œuvre de logiciel standard”<br />

le 17 juin 1994. Le comité<br />

du groupe spécialisé se compose<br />

ainsi: Dr. Walter Bischofberger<br />

(président), Dorothea Beringer,<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

Procès-verbal<br />

Prof. Martin Glinz, Dr. Hans-<br />

Peter Hoidn, Dr. Horst Lichter,<br />

François Louis Nicolet. L’assemblée<br />

générale confirme la<br />

constitution du groupe.<br />

6. Décharge du comité exécutif<br />

L’assemblée générale décharge<br />

le comité exécutif.<br />

7. Elections<br />

M. Georg Maier démissionne du<br />

comité exécutif. Mme Andrea<br />

Back-Hock, professeur à l’Ecole<br />

des Hautes Etudes de St. Gall est<br />

proposée comme successeur.<br />

Les membres du comité sont<br />

élus in globo par acclamation.<br />

Dés octobre 1994, le nouveau<br />

comité exécutif se compose<br />

comme suit: Helmut Thoma<br />

(président), Andrea Back-Hock,<br />

Pierre-André Bobillier (délégué<br />

SISR), Isabelle Petoud, André<br />

R. Probst, Ernst Rothauser, Helmut<br />

Schauer, Hans-Jörg Schek,<br />

Roland Wettstein, Ronald Zürcher.<br />

8. Varia<br />

Le Fonds de formation SI est<br />

transformé en un fonds d’encouragement<br />

visant des buts plus<br />

étendus. H. Thoma présente les<br />

nouveaux statuts du Fonds d’encouragement<br />

SI. L’assemblée<br />

générale approuve les nouveaux<br />

statuts sans opposition.<br />

Le professeur C.A. Zehnder attire<br />

l’attention à la Journée annuelle<br />

du 18 au 20 septembre organisée<br />

conjointement par la SI<br />

et la GI (Gesellschaft für Informatik).<br />

Il faut absolumentfaire<br />

de la publicité pour cette journée.<br />

S’adressant tout particulièrement<br />

aux membres de la Suisse<br />

romande il les encourage à y<br />

participer activement avec des<br />

exposés.<br />

Médias électroniques<br />

On peut maintenant consulter<br />

l’agenda des manifestations<br />

SVI/FSI EZ-Info aussi sur<br />

World Wide Web. Les membres<br />

du comité du programme des<br />

groupes spécialisés sont priés<br />

CHOOSE<br />

Chairman: Prof. Oscar Nierstrasz<br />

Correspondent: Hermann Hüni<br />

Rechnernetze und verteilte Systeme<br />

bieten für diverse Anwendungen<br />

mehr Flexibilität und ein<br />

besseres Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

als teure Mainframes.<br />

Schlagwörter wie Downsizing,<br />

Open Systems und Client-Server<br />

sind folglich in aller Munde.<br />

Die objektorientierte Programmierung<br />

(OOP) nimmt für sich<br />

in Anspruch, die Entwicklung<br />

von wohlstrukturierter, wartbarer<br />

Software zu erleichtern. Aus<br />

dem Blickwinkel verteilter Systeme<br />

ist OOP besonders interessant,<br />

weil diese eine Verallgemeinerung<br />

des Client-Server<br />

Modells darstellt: Da das Innenleben<br />

eines Objekts sauber eingekapselt<br />

und nur durch eine<br />

wohldefinierte Schnittstelle zugänglich<br />

ist, sind Objekte gut<br />

dazu geeignet, in einem verteilten<br />

System die Einheit der Verteilung<br />

zu bilden und Server-<br />

d’annoncer leurs manifestations<br />

au secrétariat de la SI dés qu’ils<br />

en connaissent le sujet, la date et<br />

le lieu.<br />

Annemarie Nicolet<br />

Special Interest Group on<br />

Object-Oriented Systems<br />

and Environments<br />

Objektorientierte Programmierung<br />

verteilter Systeme<br />

Silvano Maffeis<br />

Rechnernetze und verteilte Systeme bieten mehr Flexibilität und ein<br />

besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als teure Mainframes. Aus dem<br />

Blickwinkel verteilter Systeme ist objektorientierte Programmierung<br />

besonders interessant, weil diese eine Verallgemeinerung des Client-<br />

Server Modells darstellt. Die in verteilten Anwendungen benötigte<br />

Interprozess-Kommunikation kann in die Methodenaufrufe integriert<br />

werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von Object-Oriented<br />

Distributed Programming.<br />

Funktionen wahrzunehmen. Die<br />

in verteilten Anwendungen benötigteInterprozess-Kommunikation<br />

kann in die Methodenaufrufe<br />

integriert werden. Man<br />

spricht in diesem Zusammenhang<br />

von Object-Oriented Distributed<br />

Programming (OODP)<br />

[Herbert 94, Nicol et al. 93].<br />

CORBA<br />

Der CORBA (Common Object<br />

Request Broker Architecture)<br />

Standard von OMG (Object<br />

Management Group) [Beyer 93,<br />

CORBA 92] verleiht OODP zur<br />

Zeit einen starken Aufschwung.<br />

Dieser Standard ist die verbindliche<br />

Festlegung eines OMGkonformen<br />

Object Request Broker<br />

(ORB), die tragende Komponente<br />

der Object Management<br />

Architecture (OMA) [Soley 92].<br />

Das Ziel der Object Manage-<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 43


Abb. 1: Die Objekt Management Architecture<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

Application Objects Common Facilities<br />

Name<br />

Events<br />

Life Cycle<br />

Persistence<br />

ment Architecture ist, die Entwicklung<br />

von händlerunabhängigen,<br />

offenen verteilten<br />

Systemen mittels heute verfügbarer<br />

Objekt-Technologie zu<br />

ermöglichen.<br />

Das OMA Modell besteht aus<br />

vier Komponenten (Abb. 1): Die<br />

Common Object Services (erste<br />

Komponente) [COSS94] bieten<br />

Dienstleistungen wie Nameserving,<br />

Persistenz, Transaktionen,<br />

Licensing und Sicherheit an. Die<br />

Common Facilities (zweite<br />

Komponente) sehen allgemein<br />

einsetzbare Klassenbibliotheken<br />

und Dienste wie E-mail, Printing,<br />

und Compound Documents<br />

vor. Die Anwendungs-Objekte<br />

(dritte Komponente) und die<br />

eben erwähnten Dienste kommunizieren<br />

über einen RPCähnlichen<br />

Mechanismus, der<br />

vom ORB (vierte Komponente)<br />

realisiert wird. Der ORB ist zudem<br />

auch für das Auffinden und<br />

Aktivieren von Objekten zuständig.<br />

Der in CORBA spezifizierte<br />

Object Request Broker kann<br />

folglich als Laufzeitsystem der<br />

Relationships<br />

Externalization<br />

Transactions<br />

Concurrency<br />

Compound<br />

Documents<br />

Object Request Broker<br />

44 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Security<br />

Time<br />

Licensing<br />

Properties<br />

Query<br />

Common Object Services<br />

Object Management Architecture<br />

verstanden werden.<br />

Der CORBA-Standard in seiner<br />

jetzigen Version 1.2 ist seit Anfang<br />

1992 verfügbar, Version 2.0<br />

wurde auf Ende 1994 angekündigt.<br />

Erst ein kleiner Teil der<br />

Common Object Services wurden<br />

bereits spezifiziert [COSS<br />

94], die Arbeiten daran sollen<br />

sich noch bis Ende 1996 erstrekken.<br />

Die Standardisierung der<br />

Common Facilities hat erst begonnen.<br />

Ein Beispiel<br />

CORBA Objekte werden mittels<br />

der OMG Interface Definition<br />

Language (IDL) spezifiziert. Ein<br />

Dienst eines verteilten Systems,<br />

der ein Verzeichnis von Name-<br />

Wert-Tupeln verwaltet, könnten<br />

wir in IDL wie in Abb. 2a gezeigt,<br />

deklarieren.<br />

Argumente, die vom Client zum<br />

Server übermittelt werden, erhalten<br />

das Attribut in. Argumente,<br />

die vom Server zum Cli-<br />

interface Verzeichnis {<br />

void registriere(in string name, in string wert);<br />

void suche(in string name, out string wert);<br />

void lösche(in string name, out string wert);<br />

};<br />

Abb. 2a<br />

E-mail Printing<br />

Tr ading<br />

Change<br />

Management<br />

Data<br />

Interchange<br />

ent gelangen, bekommen das<br />

Attribut out. Das Attribut<br />

inout kombiniert in und out.<br />

Ein OMG-IDL-Compiler übersetzt<br />

die obige Deklaration in<br />

zwei Programmodule. Die Zielsprache<br />

kann dabei C++, Smalltalk,<br />

Lisp, C, Fortran usw. sein.<br />

Das eine Programmodul wird<br />

vom Client benötigt, um Operationen<br />

auf ein Verzeichnis-Objekt<br />

auszuüben; das andere dient<br />

als Programmskelett, um das<br />

Verhalten des Verzeichnis-<br />

Dienstes zu implementieren.<br />

Das C++ Programmfragment in<br />

Abb. 2b demonstriert, wie ein<br />

Verzeichnis-Objekt von einer<br />

Client-Anwendung in Anspruch<br />

genommen werden kann.<br />

Fazit<br />

OODP im Sinne von CORBA<br />

kann dazu verhelfen, offene Anwendungen<br />

zu realisieren und<br />

Entwicklungszeiten zu verkürzen.<br />

Da Schnittstelle und Implementierung<br />

eines Objekts sauber<br />

voneinander getrennt sind,<br />

können Objekte selbst dann kooperieren,<br />

wenn diese in unterschiedlichenProgrammiersprachen<br />

implementiert und auf<br />

unterschiedlichen Betriebssystemen<br />

instanziert wurden. Unternehmungen<br />

können existierende,<br />

strategisch wichtige Systeme<br />

in eine CORBA-Anwendung integrieren,<br />

indem IDL-Schnittstellen<br />

zu diesen Systemen geschaffen<br />

werden (wrapping) und<br />

über CORBA-Objekt-Referenzen<br />

auf die Systeme zugegriffen<br />

wird. Die Migration bestehender<br />

Informationssysteme kann infolgedessen<br />

schrittweise erfolgen<br />

[Brodie 92].<br />

Zur Zeit sind bereits über 440<br />

Firmen Mitglied der OMG und<br />

alle grösseren Software-Hersteller<br />

haben erklärt, mit ihren Produkten<br />

demnächst CORBAkonform<br />

sein zu wollen. Es sind<br />

bereits über zwei Dutzend COR-<br />

BA-Produkte erhältlich, die aber<br />

meist zueinander inkompatibel<br />

sind und nicht kooperieren können.<br />

Der CORBA-Standard an<br />

sich weist noch einige Lücken<br />

auf, z.B. ist die Abbildung von<br />

CORBA-IDL auf C++ seit über<br />

einem Jahr fällig, jedoch noch<br />

nicht im Standard enthalten.<br />

// Objektreferenz v an ein bestimmtes Objekt binden:<br />

Verzeichnis *v;<br />

v = Verzeichnis::bind(“Telefonbuch Uni Zürich”);<br />

string nummer;<br />

v->suche(“Silvano Maffeis”, nummer);<br />

// falls Eintrag gefunden, dann:<br />

cout


OODP in der Schweiz<br />

Aus unserer Sicht besteht ein<br />

Hauptproblem von CORBA darin,<br />

dass das Verhalten einer Anwendung<br />

in Bezug auf Ausfälle<br />

nicht definiert ist. Folglich sind<br />

die meisten der heute erhältlichen<br />

CORBA-Produkte nicht<br />

dazu geeignet, robuste Anwendungen<br />

zu realisieren. Im<br />

Rahmen eines Forschungsprojekts<br />

der Universität Zürich wird<br />

die CORBA-Programmierumgebung<br />

“Electra” entwickelt, die<br />

robuste und ausfalltolerante Anwendungen<br />

ermöglicht [Maffeis<br />

94]. Die Replikation von COR-<br />

BA-Objekten, die konsistente<br />

Behandlung von Ausfällen und<br />

die Mehrfachkommunikation<br />

(reliable multicast) bilden den<br />

Kern des Projekts.<br />

OODP-Projekte werden aber<br />

auch an anderen Forschungsanstalten<br />

in der Schweiz verfolgt.<br />

Beispielsweise wird am<br />

UBILAB der SBG im Rahmen<br />

des Beyond-Sniff-Projekts ein<br />

Framework für die weiträumige<br />

Verteilung von C++-Objekten<br />

erarbeitet, das für das kooperative<br />

Software Engineering eingesetzt<br />

werden soll [Bischofberger<br />

et al. 94]. Ein Team des Bankvereins<br />

wendet CORBA erfolgreich<br />

an, um bestehende<br />

Mainframe-Anwendungen mit<br />

modernen Unix- und Windows/<br />

NT-Applikationen zu vernetzen<br />

[Grotehen 94]. Ein Team der<br />

ETH Lausanne arbeitet an<br />

GARF (Génération Automatique<br />

d'Applications Résistantes<br />

aux Fautes) [Garbinato et al.<br />

94], einer Smalltalk-basierten<br />

Programmierumgebung für ausfalltolerante<br />

verteilte Systeme.<br />

Mit verteilten Objekten wird<br />

auch im Rahmen des Oberon-<br />

Projekts experimentiert [Borchert<br />

94]. Das “Composing Active<br />

Objects”-Projekt der Universität<br />

Bern [CAO 94] befasst<br />

sich mit einem neuartigen Objektmodell,<br />

das die Entwicklung<br />

offener Systeme unterstützen<br />

soll. Das Geographische Institut<br />

der Universität Zürich arbeitet<br />

an einem System von verteilten<br />

Objekten zur dezentralen Ver-<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

waltung heterogener, geographischer<br />

Datensätze [Stephan et al.<br />

93].<br />

Literatur<br />

[Beyer 93] Torsten Beyer: Objektbörse.<br />

IX Multiuser Multitasking<br />

Magazin, Februar 1993.<br />

[Borchert 94] Andreas Borchert: Zur<br />

Erweiterung von Programmiersprachen<br />

mit Bibliotheken. Dissertation<br />

Universität Ulm, 1994.<br />

[Brodie 92] Michael L. Brodie: The<br />

Promise of Distributed Computing<br />

and the Challenges of Legacy<br />

Information Systems, in: Proceedings<br />

of the 10th British National<br />

Conference on Databases.<br />

Springer-Verlag, 1992.<br />

[Bischofberger et al. 94] Walter Bischofberger,<br />

Thomas Kofler,<br />

Kai-Uwe Mätzel, Bruno Schäffer:<br />

Computer Supported Cooperative<br />

Software Engineering<br />

with Beyond-Sniff. UBILAB<br />

Technical Report 94.9.1.<br />

http://www.ubilab.ubs.ch<br />

[CAO 94] http://iamwww.unibe.ch/<br />

~scg/Research/cao.html<br />

[CORBA 92] Object Management<br />

Group: The Common Object Request<br />

Broker: Architecture and<br />

Specification, Revision 1.2,<br />

1992.<br />

[COSS 94] Object Management<br />

Group: Common Object Services<br />

Specification Volume I, OMG<br />

Document 94-1-1, 1994.<br />

[Maffeis 94] Silvano Maffeis: A<br />

Flexible System Design to Support<br />

Object-Groups and Object-<br />

Oriented Distributed Programming.<br />

Lecture Notes in Computer<br />

Science 791, Springer-Verlag,<br />

1994. ftp://ftp.ifi.unizh.ch/pub/<br />

projects/electra<br />

[Garbinato et al. 94] Benoît Garbinato,<br />

Rachid Guerraoui, Karim<br />

R. Mazouni: Distributed Programming<br />

in GARF. Lecture<br />

Notes in Computer Science 791,<br />

Springer-Verlag, 1994.<br />

[Grotehen 94] Thomas Grotehen:<br />

Evaluation: CORBA-Architektur.<br />

Schweizerischer Bankverein,<br />

interner Bericht, August 1994.<br />

[Herbert 94] Andrew Herbert: Distributing<br />

Objects, in: Distributed<br />

Open Systems, Frances Brazier<br />

and Dag Johansen (Eds.), IEEE<br />

Computer Society Press, 1994.<br />

[Nicol et al. 93] John R. Nicol, C.<br />

Thomas Wilkes, Frank A. Manola:<br />

Object Orientation in Heterogeneous<br />

Distributed Computing<br />

Systems. IEEE Computer, 26(6),<br />

June 1993.<br />

[Soley 92] Richard Mark Soley<br />

(Ed.): Object Management Architecture<br />

Guide, second edition.<br />

OMG Document 92-11-1, 1992.<br />

[Stephan et al. 93] Eva-Maria<br />

Stephan, Andrej Vckovski, Felix<br />

Bucher: Virtual Data Set – An<br />

Approach for the Integration of<br />

Incompatible Data. Proceedings<br />

of the AUTOCARTO 11 Conference,<br />

Minneapolis, 1993. ftp://<br />

geosun.unizh.ch/pub/mint/autocarto.ps<br />

Silvano Maffeis, lic. oec. publ., Wirtschaftsinformatiker,<br />

ist Doktorand<br />

am Institut für Informatik der<br />

Universität Zürich. Seine Forschungsgebiete:<br />

Objektorientierte<br />

Programmierung verteilter Systeme,<br />

Ausfalltoleranz, Gruppenkommunikation,<br />

CORBA, Isis. Thema seiner<br />

Dissertation: “Run-Time Support for<br />

Object-Oriented Distributed Programming”.<br />

Adresse : maffeis@ifi.unizh.ch, Tel.<br />

01/ 257 43 27<br />

Report on CHOOSE activities 93-94<br />

CHOOSE has organised several<br />

educational activities including<br />

a workshop on an Esprit project:<br />

Ithaca, held in Zürich on June<br />

16; a summer school on Object<br />

Oriented Software Development<br />

in Wildegg on Sept. 19-23; and a<br />

joint conference with DBTA on<br />

Object Technology at Work held<br />

in Zürich on Sept. 29-30. The<br />

joint conference included tutorials<br />

by internationally known experts<br />

(Kenny Rubin, Ralph<br />

Johnson, Klaus Dittrich, and<br />

Werner Kuhn), a keynote speech<br />

by Mike Brodie, experience<br />

talks from industry, industrial<br />

and academic poster presentations,<br />

and a panel.<br />

The CHOOSE General Assembly<br />

(held during the joint conference,<br />

on Sept. 29) elected a new<br />

Executive Board: Prof. Oscar<br />

Nierstrasz (chair, oscar@iam.<br />

unibe.ch), Igor Metz (vice-chair,<br />

metz@glue.ch), Dr. Laurent<br />

Dami (secretary, dami@cui.<br />

unige.ch), Dr. Bruno Schäffer<br />

(treasurer, bsch@ubilab.ubs.ch),<br />

Patrick Grässle (100024.2072@<br />

CompuServe.com), Dr. Rachid<br />

Guerraoui (guerraoui@di.epfl.<br />

ch), and Hermann Hüni (hueni<br />

@glue.ch).<br />

CHOOSE has also sponsored a<br />

number of informal gatherings<br />

(known as “SIG Beers”) in<br />

Berne and Zürich on Smalltalkrelated<br />

subjects. These gather-<br />

ings are evolving into more formal<br />

subgroups of CHOOSE.<br />

The next meetings of the Smalltalk<br />

SIG Beers will be held in<br />

Zürich on Oct. 6 at the UBILAB<br />

(contact Marco Abderhalden,<br />

tel. 01 334 22 05, marco. abderhalden@ska.com),<br />

and in Berne<br />

on Dec. 7 at Berne Technopark<br />

(contact René Bach, tel. 031 49<br />

51 11, bach@isbe.ch) If you<br />

wish to start a new SIG-BEER in<br />

your area, contact Igor Metz, tel.<br />

031 305 03 11, metz@glue. ch.<br />

The main upcoming events supported<br />

by CHOOSE are:<br />

– A conference on Open Distributed<br />

Processing and Industry<br />

Standards, on Monday January<br />

30th 1995, in Berne, PTT (contact<br />

Guy Genilloud, tel. 021 693<br />

4657, genillou@litsun.epfl. ch).<br />

– A 3 day seminar in February<br />

1995 in Berne, about “Object<br />

Technology Management, Analysis<br />

and Library Design”, by<br />

Bertrand Meyer, organised by<br />

Formitt. For more information<br />

contact René Bach, bach@isbe.<br />

ch.<br />

– The next CHOOSE Forum<br />

(date and locale not yet fixed).<br />

Last year, CHOOSE members<br />

have published interesting contributions<br />

in INFORMATIK. The<br />

CHOOSE Column in INFOR-<br />

MATIK seeks additional technical<br />

articles about research and experience<br />

with Object Oriented<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 45


Techniques. Please, contact Hermann<br />

Hüni (hueni@glue.ch).<br />

CHOOSE offers videos to its<br />

members. A list figures in IN-<br />

FORMATIK of Feb. 94. For more<br />

information contact Patrick<br />

Graessle, tel. 01 946 19 54,<br />

100024.2072@CompuServe. com<br />

1. Minutes of the 1993 General<br />

Asembly<br />

Accepted with no objections.<br />

2. Annual Report<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft<br />

Société Suisse des Informaticiens<br />

Società Svizzera degli Informatici<br />

Swiss Informaticians Society<br />

Data Bases – Theory and Application<br />

Vorsitzender: Prof. Klaus Dittrich<br />

Korrespondentin: Dr. Moira Norrie<br />

A gateway from the new group<br />

ch.si.choose to an electronic distribution<br />

list should be functional<br />

in the Fall of 1994. To be added<br />

to the list, please send e-mail<br />

to: si-request@iam.unibe.ch.<br />

CHOOSE now has a new home<br />

page on the World Wide Web at:<br />

Minutes of the General Assembly 1994<br />

30 September 1994, 13.30-14.00, University of Zurich<br />

In 1993/94, we had three major<br />

events:<br />

<strong>•</strong>Workshop on Interoperability<br />

of DBS and DB Applications,<br />

Fribourg, October 1993.<br />

<strong>•</strong>Workshop on Facility Management<br />

and OODBMS, Basel,<br />

June 1994.<br />

<strong>•</strong> CHOOSE/DBTA Conference<br />

Object-Oriented Technology<br />

at Work, University of Zurich,<br />

September 1994.<br />

The Workshop on Facility Management<br />

and OODBMS was a<br />

particular success. With more<br />

than 50 participants, the workshop<br />

was larger than anticipated<br />

and we were especially pleased<br />

that, through this workshop,<br />

DBTA activities reached many<br />

new people.<br />

3. Financial Report and<br />

Budget<br />

The financial report and budget<br />

(see inset) were accepted with<br />

no objections.<br />

4. Ratification (Décharge)<br />

The executive committee for 93/<br />

94 was given décharge without<br />

objection.<br />

5. Elections<br />

The following persons were<br />

elected to the executive committee:<br />

Prof. Klaus Dittrich, University<br />

of Zürich (President); Dr.<br />

José Andany, UNICIBLE, Genève;<br />

Dr. Richard Brägger, Metro,<br />

Baar; Andreas Duppenthaler,<br />

Byron Informatik, Basel; Dr.<br />

Paul Eisner, ICME, Zürich; Dr.<br />

Hanspeter Giger, SKA, Zürich;<br />

Michel Glaubauf, Fides Informatik,<br />

Basel; Dr. Marc Junet,<br />

Services Industriels de Genève;<br />

Dr. Moira Norrie, ETH Zürich;<br />

Prof. Stefano Spaccapietra, EPF<br />

Lausanne.<br />

Prof Klaus Dittrich thanked<br />

Prof. Gerhard Weikum for his<br />

46 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

http://iamwww.unibe.ch/<br />

CHOOSE/ It contains addresses<br />

of the executive board, information<br />

about object-oriented projects<br />

and events in Switzerland,<br />

a repository of articles published<br />

in the CHOOSE column of IN-<br />

FORMATIK, information about<br />

the CHOOSE Video library, and<br />

previous service as a member of<br />

the executive committee.<br />

6. Future Activities<br />

The following DBTA supported<br />

activities are planned for 1994/<br />

95:<br />

<strong>•</strong> FORMITT-Course “Conceptual<br />

Modelling, Databases and<br />

CASE”, Lausanne, October<br />

17-21, 1994.<br />

<strong>•</strong>Workshop on Groupware, Geneva,<br />

Spring 1995.<br />

Unter diesem Motto stand die<br />

zehnte Jahrestagung des Forums<br />

InformatikerInnen für Frieden<br />

und gesellschaftliche Verantwortung,<br />

die vom 7. bis 9 Oktober<br />

1994 an der Universität Bremen<br />

stattfand. Das FiFF<br />

entstand vor zehn Jahren aus der<br />

Sorge über die zunehmende Verflechtung<br />

von Informationstechnik<br />

und Rüstung und die damit<br />

einhergehende Militarisierung<br />

des Fachgebietes Informatik,<br />

und mit dieser Jubiläumstagung<br />

wollte die Vereinigung darauf<br />

hinweisen, dass sie nun schon<br />

zehn Jahre lang Realität und<br />

pointers to object-oriented information<br />

sources on the WWW.<br />

Oscar Nierstrasz and<br />

Hermann Hüni<br />

<strong>•</strong> VLDB, Zurich, September 11-<br />

15, 1995.<br />

<strong>•</strong> GI/SI Joint Annual Conference,<br />

Zurich, September 18-<br />

10, 1995: Workshop “Entwurf<br />

und Entwicklung verteilter Informationssysteme”<br />

(jointly<br />

with two GI-groups).<br />

<strong>•</strong>Workshop on Building Management,<br />

Romandie, Autumn,<br />

1995.<br />

I & G<br />

Moira C. Norrie<br />

Fachgruppe Informatik und Gesellschaf<br />

Vorsitz: Dr. Henk Goorhuis<br />

1984 plus 10<br />

Realität und Utopien der Informatik<br />

Utopien der Informatik kritisch<br />

und konstruktiv begleitet, und<br />

versucht, eigene Utopien zu entwickeln.<br />

Beabsichtigt war aber<br />

auch die Assoziation zu Orwells<br />

Roman 1984, in dem der Autor<br />

eine düstere Vision von einem<br />

staatlichen Unterdrückungsapparat<br />

auf technischer Grundlage<br />

als utopische Warnung entwikkelt.<br />

Über 200 TeilnehmerInnen aus<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz kamen, um sich in<br />

Vorträgen, Arbeitsgruppen und


einer Podiumsdiskussion auseinanderzusetzen.<br />

Fachlich bestand die Tagung aus<br />

drei Blöcken: der Eröffnung am<br />

Freitag Nachmittag und Abend<br />

mit mehreren Vorträgen, den<br />

ganztägigen Arbeitsgruppen zu<br />

einem Dutzend verschiedener<br />

Teilaspekten des Tagungsthemas<br />

am Samstag, sowie der Podiumsdiskussion<br />

und den beiden<br />

Schlussvorträgen am Sonntag.<br />

Daneben waren im Foyer des<br />

Hörsaalgebäudes noch mehrere<br />

kleine Ausstellungen und Vorführungen<br />

aufgebaut.<br />

Eröffnet wurde die Tagung mit<br />

drei Kurzreferaten von Henning<br />

Scherf (Senator für Bildung und<br />

Wissenschaft der Stadt Bremen),<br />

Jeff Johnson (Vertreter der<br />

Computer Professionals for Social<br />

Responsability CPSR, der<br />

amerikanischen Schwesterorganistion<br />

des FiFF) und Reinhard<br />

Keil-Slawik (Vorsitzender<br />

des FiFF).<br />

Nach dem Begrüssungsreferat<br />

von Scherf (“Wir wollen nicht<br />

eine fertige, durchstrukturierte<br />

neue Technologie angeboten bekommen,<br />

sondern wir wollen sie<br />

bei der Einführung mitbestimmen”)<br />

stellte Johnson kurz die<br />

Organisation und Arbeitsweise<br />

des CPSR vor, der 1981 gegründet<br />

wurde und heute einerseits<br />

die öffentliche Diskussion über<br />

gesellschaftsrelevante Belange<br />

in der Informatik fördert, andererseits<br />

vom Kongress als unabhängige<br />

Fachberatung bei Informatik-Vorhaben<br />

der Regierung<br />

angefragt wird. Keil-Slawik<br />

stellte anschliessend das FiFF in<br />

Relation zum amerikanischen<br />

Vorbild und betonte, dass man<br />

sich nicht als Vertreter einer Extremposition<br />

verstehe, sondern<br />

vielmehr als Lieferant von Visionen<br />

für die Alltagswelt.<br />

Nach einer kurzen Pause folgte<br />

schon der erste Höhepunkt der<br />

Tagung: der Vortrag von Dr. Bettina<br />

Heintz (Uni Bern) zum Thema<br />

“Die Gesellschaft in der<br />

Maschine”. Sie vertrat die Ansicht,<br />

dass technische Artefakte<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

immer auch Ausdruck sind<br />

sozialer Strukturen, und belegte<br />

dies anhand zweier typischer<br />

Beispiele:<br />

Alle Brücken zwischen New<br />

York und Long Island hatten<br />

eine baulich begrenzte Durchfahrtshöhe<br />

von 2,30 Metern.<br />

Dies war nicht etwa eine Konstruktionseigenart,<br />

sondern das<br />

in Stahl und Beton gegossene<br />

Verbot für die (schwarze) Unterschicht,<br />

Long Island zu betreten,<br />

da sich diese Gruppe nur der<br />

öffentlichen Busse bedienen,<br />

und deshalb nicht auf die Insel<br />

fahren konnte.<br />

Das zweite Beispiel war der sogenannte<br />

“Berliner Schlüssel”,<br />

dessen Konstruktion den Benutzer<br />

zwingt, die entsprechende<br />

Türe immer wieder zu verschliessen,<br />

wenn er durch sie<br />

hindurchgegangen ist.<br />

So erreicht man mit technischen<br />

Mitteln, dass soziale Verhaltensnormen<br />

immer und unbedingt<br />

eingehalten werden.<br />

Mit Helga Genrich kam anschliessend<br />

noch ein FiFFerling<br />

der allerersten Stunde zu Wort.<br />

Ihr sehr persönlicher Rückblick<br />

auf Zehn Jahre FiFF: Was haben<br />

wir bewegt? war ein starkes Plädoyer<br />

für das ursprüngliche Ziel<br />

der Organisation, die Entflechtung<br />

von Informatik und Militärisch-Industriellem<br />

Komplex.<br />

“Ich frage mich, ob wir als Informatiker<br />

wirklich auf dem<br />

Weg sind von Konstrukteuren<br />

der Waffe Computer zu harmlosen,<br />

fachkundigen Reisebegleitern<br />

auf dem Computer-Superhighway”.<br />

Beim abschliessenden Buffet<br />

gab es dann noch viel Gelegenheit,<br />

persönliche Kontakte und<br />

Gespräche zu pflegen.<br />

Der Samstag stand dann ganz im<br />

Zeichen der zwölf Arbeitsgruppen,<br />

von denen man sich leider<br />

nur an einer beteiligen konnte.<br />

Die Themen waren so vielseitig,<br />

wie man es sich von einer Tagung<br />

nur wünschen kann: Com-<br />

puter und Krieg; (Un-)sicherheit<br />

durch Informationstechnologie;<br />

Ökologische Orientierung in der<br />

Informatik; Neue Bundesländer<br />

– Neue Informatik?; Risikofaktor<br />

Mensch – Leitbild der<br />

Medizinischen Informatik; Informatik<br />

und Verantwortung –<br />

Die ethischen Leitlinien der GI;<br />

Frauenperspektiven in der Informatik<br />

(Gibt es eine feministische<br />

Utopie); Männer in der<br />

Informatik; Arbeit und Technik;<br />

Verdatung und Datenschutz in<br />

Europa; Informationstechnische<br />

Grundbildung; “Civic Networking”<br />

in den USA (Community<br />

Memory).<br />

Die Podiumsdiskussion am<br />

Sonntag Vormittag zum Thema<br />

“Die berufliche Situation von InformatikerInnen<br />

– InformatikerInnen<br />

im Arbeitskampf”<br />

war ein weiterer Höhepunkt dieser<br />

Veranstaltung. Mit Elisabeth<br />

Becker-Töpfer (Diplom-Pädagogin<br />

bei der Gewerkschaft<br />

Handel, Banken, Versicherungen),<br />

Wiegand Cramer (Betriebsrat<br />

bei DEC, Köln),<br />

Gudrun Trautwein-Kalms (Diplom-Politologin<br />

beim Deutschen<br />

Gewerkschaftsbund,<br />

Düsseldorf) und Hans-Joachim<br />

Fuss (Kundenberater bei der<br />

Software <strong>GmbH</strong>, Frankfurt) war<br />

das Podium kompetent besetzt,<br />

und unter der Moderation von<br />

Jürgen Friedrich entstand eine<br />

lebhafte Diskussion zwischen<br />

dem Publikum und den Referenten.<br />

So tauchte die Frage auf,<br />

ob die zunehmenden Schwierigkeiten<br />

für InformatikerInnen bei<br />

der Jobsuche nur ein konjunkturelles<br />

oder aber ein strukturelles<br />

Problem seien. Flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />

wurden ebenso<br />

gefordert wie die vermehrte Einbindung<br />

kommunikativer und<br />

sozialer Kompetenz in die Informatik-Ausbildung.<br />

Den Abschluss der Tagung bildeten<br />

wiederum zwei Vorträge<br />

der Extraklasse. Prof. Dr. Alexander<br />

Rossnagel (Uni Kassel)<br />

sprach zum Thema “Verletzlichkeit<br />

der Informationsgesellschaft<br />

und rechtlicher Handlungsbedarf”<br />

und Dr. Peter<br />

Brödner (Institut Arbeit & Technik,<br />

Gelsenkirchen) machte die<br />

“Krisenreiche Beziehungskiste”<br />

zwischen Computer und Arbeit<br />

zum Thema.<br />

Prof. Rossnagel stellte zuerst<br />

fest, dass die Nutzung der Informationstechnik<br />

die Verletzlichkeit<br />

der Gesellschaft bisher steigert,<br />

und das Schadenpotential<br />

in vielen Fällen erhöht. Anschliessend<br />

führte er aus, dass es<br />

auch Möglichkeiten gibt, die<br />

Verletzlichkeit zu reduzieren.<br />

Dies bedinge aber eine stärkere<br />

gesellschaftliche Steuerung der<br />

Entwicklung. Schliesslich zeigte<br />

er noch Möglichkeiten technischer,<br />

organisatorischer und<br />

rechtlicher Art auf, die Verletzlichkeit<br />

zu reduzieren und entwickelte<br />

daraus rechtspolitische<br />

Anforderungen.<br />

Dr. Bröder schliesslich, als letzter<br />

Vortragender der Tagung,<br />

ging auf die Krisenerscheinungen<br />

bei der Gestaltung von DV-<br />

Systemen als Arbeitsmittel ein.<br />

Er forderte, dass die sozialen<br />

Ursachen kritisch reflektiert<br />

werden, wenn Systeme auf<br />

Schwierigkeiten stossen. Diese<br />

Methode gibt Hinweise darauf,<br />

was zu tun ist und wie es besser<br />

gemacht werden kann.<br />

Die Tagung hat gezeigt, wie<br />

wichtig das Thema Informatik<br />

und Gesellschaft ist, und dass es<br />

Organisationen wie das FiFF<br />

braucht, um die öffentliche Diskussion<br />

anzuregen und begleitend<br />

mit Fachkenntnissen zu unterstützen.<br />

Um die Ergebnisse der Tagung<br />

festzuhalten und allen Interessierten<br />

zugänglich zu machen,<br />

erscheint im Frühjahr 1995 ein<br />

Tagungsband (H.-J. Kreowski,<br />

T. Risse, A. Spillner, R.E. Streibl,<br />

K. Vosseberg (Hrsg.): Realität<br />

und Utopien der Informatik,<br />

agenda-Verlag Münster, 250<br />

Seiten, ca. DM 28.-).<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 47


Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

Security<br />

Präsident: Adolf Dörig<br />

Korrespondent: Prof. Ueli Maurer<br />

Bericht zur GV der Fachgruppe Security<br />

10. Oktober 1994<br />

In seinem Bericht legte der<br />

Präsident Adolf Dörig Rechenschaft<br />

über das erste Jahr seit der<br />

Gründung der Fachgruppe ab<br />

und erklärte sich mit den<br />

erreichten Zielen zufrieden. Verschiedene<br />

Aktivitäten und Zusammenarbeiten<br />

mit anderen<br />

Verbänden sind im Gang oder<br />

für das kommende Jahr geplant.<br />

Die einzelnen Arbeitsgruppen<br />

berichteten über ihre Arbeit auf<br />

verschiedenen Gebieten der Informationssicherheit.<br />

Auch der<br />

Arbeitsgruppenkoordinator Dr.<br />

Bernhard Hämmerli konnte auf<br />

ein zufriedenstellendes Jahr<br />

zurückblicken. Wahlen standen<br />

keine an, da der Vorstand bei der<br />

letztjährigen Gründung für zwei<br />

Jahre gewählt wurde.<br />

Im Anschluss an die GV der<br />

Fachgruppe Security fand eine<br />

gut besuchte Fachtagung (“Lotus<br />

Notes und Firewalls”) mit<br />

zwei Vorträgen statt, die im folgenden<br />

kurz zusammengefasst<br />

sind.<br />

Peter Hochstrasser, ein Lotus-<br />

Notes Experte, der vor kurzem<br />

von der SBG zur Firma INTER-<br />

IBEX AG in Dübendorf wechselte,<br />

hielt einen sehr kompetenten<br />

Vortrag zum Thema Sicherheit<br />

in Lotus Notes, in dem er<br />

zuerst das Groupware-Produkt<br />

und seine Einsatzmöglichkeiten<br />

darstellte und dann auf sicherheitsspezifische<br />

Aspekte einging.<br />

Das fundierte Sicherheitskonzept<br />

wurde erklärt, und die<br />

bestehenden Mängel wurden<br />

aufgezeigt. Letztere liegen vor<br />

allem in der sehr komplexen Administration<br />

und in der Tatsache,<br />

dass die ausserhalb den USA<br />

verfügbare Exportversion mit 40<br />

Bit einen zu kurzen Schlüssel<br />

für die Verschlüsselung verwendet,<br />

der relativ einfach gebrochen<br />

werden kann.<br />

Das zweite Referat von Dr. Hannes<br />

Lubich (Leiter Ausbildung<br />

und Sicherheitsbeauftragter bei<br />

Switch) trug den Titel Firewalls:<br />

Eine mittelfristige Lösung zum<br />

Anschluss firmeninterner Netze<br />

an das Internet. Dr. Lubich<br />

zeigte auf, dass das Internet völlig<br />

unsicher ist, weil es gar nicht<br />

als sicheres Netz entworfen<br />

wurde. Während sichere Kommunikation<br />

zwischen sich vertrauenden<br />

Entitäten durch Anwendung<br />

der Kryptographie<br />

möglich ist, erfordert der ”asymmetrische”<br />

Anschluss eines Firmennetzes<br />

an das Internet einen<br />

völlig neuen Lösungsansatz, um<br />

Hackerangriffe und andere ungewollte<br />

Ereignisse zu verhindern.<br />

Firewall-Rechner, die auf<br />

verschiedenen Schichten des<br />

OSI-Modells angesiedelt sein<br />

können, können unerlaubte von<br />

erlaubter Kommunikation trennen.<br />

Solche Firewalls, insbesondere<br />

auf der Applikationsschicht,<br />

sind aufwendig zu<br />

realisieren und können (noch)<br />

nicht als Produkt gekauft werden.<br />

48 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Ueli Maurer<br />

swiss group for artificial intelligence and cognitive science<br />

Chairman: Dr. Michael Wolf<br />

Correspondent: Holger Rietmann<br />

Rechnung vom 1. 1. 1993 - 31. 12. 1993<br />

Aktiven<br />

Bilanz<br />

Passiven<br />

Bank UBS Bern 6'566.65 Kreditor SI 6'153.28<br />

c/o SI 7'367.05 Kapital 118'862.40<br />

Festgeld 100'670.30 Aufwandüberschuss -4'291.53<br />

Verrechnungssteuer 6'120.15<br />

Bilanzsumme 120'724.15 120'724.15<br />

Aufwand<br />

Erfolgsrechnung<br />

Ertrag<br />

Allg. Vereinsaufwand 1'993.55 Mitgliederbeiträge 9'531.60<br />

Steuern 2'611.25 Kapital-Wertschriftenertrag 4'885.75<br />

Swiss Vision 2'335.05<br />

Erika-Meeting 646.60<br />

Instandhaltungssem. 4'571.53<br />

Sem. Neuchâtel 3'000.00<br />

Sum. School Lugano 2'000.00<br />

Total Aufwand<br />

15% Abgabe von<br />

17'157.98 Total Ertrag 14'417.35<br />

Ertragsüberschuss 92 1'550.90 Aufwandüberschuss 4'291.53<br />

18'708.88 18'708.88<br />

SGAICO Budget Proposal 1995<br />

Budget Actual Budget Expected Budget<br />

Revenues 1993[1] 1993[2] 1994[3] 1994[4] 1995<br />

Membership Fees 12’000 9’531.60 11’000 9’000 8’500<br />

Commercial Activities 10’000 --- 10’000 --- ---<br />

Capital Yield 5’000 4’885.75 4’000 3’700 3’500<br />

Total Revenues 27’000 14’417.35 25’000 12’700 12’000<br />

Expenses<br />

General<br />

Taxes<br />

8’300<br />

---<br />

1’993.55<br />

2’611.25<br />

8’100<br />

---<br />

2’200<br />

500<br />

2’500<br />

500<br />

Activities, Events 20’000 12’553.18 20’000 15’000[5] 15’000[6]<br />

SGAICO 9x, Gen. Ass. 5’000 --- 5’000 --- 5’000[7]<br />

SI Contribution[8] --- 1'550.90 --- --- ---<br />

Total Expenses 33’300 18’708.88 33’100 17’700 23’000<br />

Profit/Loss –6’300 –4’291.53 –8’100 –5’500 –11’000<br />

[1] acc. to General Assembly 1992<br />

[2] acc. to the published Profit & Loss Statement 1993<br />

[3] acc. to General Assembly 1993<br />

[4] Only rough estimate<br />

[5] Deficit guaranties for AID '94, PerAc '94, NDIT seminar on neural networks<br />

[6] Deficit guaranties for Events planned by R. Pfeifer/Univ. Zürich, R. Bach/<br />

NDIT, T. Bernold, miscellaneous<br />

[7] Expected net loss<br />

[8] 15 % of profit of the preceding year


Schweizer Informatiker Gesellschaft <strong>•</strong> Société Suisse des Informaticiens<br />

SIPAR<br />

SI Group for<br />

Parallel Systems<br />

Chairman: Dr. Peter Kropf<br />

Correspondent: Dr. Marc Aguilar<br />

A new SIPAR WWW site for<br />

Parallel and Distributed Computing<br />

In an effort to promote the information<br />

exchange and the collaboration<br />

of Swiss research institutions<br />

in the field of parallel and<br />

distributed computing, the University<br />

of Fribourg and SIPAR<br />

recently developed a new World<br />

Wide Web Site which is devoted<br />

to parallel and distributed computing.<br />

Services<br />

This new site provides services<br />

and opportunities to:<br />

<strong>•</strong> present the most recent research<br />

and development findings<br />

on parallel and distributed<br />

computing;<br />

<strong>•</strong> announce upcoming events<br />

such as conferences, workshops<br />

and seminars;<br />

<strong>•</strong> use a mailing list and mail-box<br />

service (mosaic.sipar@unifr.ch)<br />

as a discussion forum.<br />

In order to provide an exhaustive<br />

data base which covers the ongoing<br />

Swiss research work in<br />

the field of parallel and distributed<br />

computing, individuals and<br />

research groups are encouraged<br />

to submit short abstracts (100<br />

words) of internal papers or recently<br />

published articles.<br />

Topics<br />

Publications can cover the following<br />

(not exhaustive) list of<br />

topics.<br />

Parallel Architectures: Massive<br />

parallel systems; real-time<br />

systems; neural networks;<br />

data-flow machines; cellular<br />

automata; parallel supercomputers.<br />

Parallel and Distributed Programming:<br />

Parallel languages;<br />

models; development and system<br />

tools for parallel and distributed<br />

systems.<br />

Parallel Algorithms and Specification<br />

(practical applications<br />

of parallel systems): Process<br />

control; data processing; distributed<br />

data bases; image<br />

processing.<br />

The success of the new SIPAR<br />

server depends naturally on the<br />

support, the promotion and the<br />

active use of such a system by<br />

the Swiss community of parallel<br />

and distributed systems. To have<br />

a closer look at the SIPAR server<br />

and to send us your contributions<br />

please connect to the University<br />

of Fribourg home page at<br />

the URL:http://www.unifr.ch/<br />

and select SIPAR.<br />

Information<br />

For further questions, suggestions<br />

and feedback on the server<br />

and the mail-box service please<br />

contact {Oliver.Krone, Christian.Renevey,<br />

Laurent.Schmutz}<br />

@unifr.ch. For more information<br />

about the SIPAR society,<br />

fell free to send an e-mail to<br />

Marc.Aguilar@unifr.ch.<br />

Marc Aguilar<br />

SI-<br />

SE<br />

Software-Engineering<br />

Sprecher: Dr. Martin Bischofberger<br />

Korrespondent: François Louis Nicolet<br />

Aufruf zum Einreichen von Beiträgen<br />

Konzepte und Architekturen für die Integration<br />

kooperierender Anwendungen<br />

Anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung von GI und SI<br />

18.-20. September 1995 in Zürich<br />

Die Anforderungen an Softwareprodukte<br />

werden aufgrund<br />

zunehmender Vernetzung und<br />

den sich daraus ergebenden<br />

Wünschen nach Unterstützung<br />

von kooperativem Arbeiten<br />

immer komplexer und vielschichtiger.<br />

Monolithische Softwaresysteme<br />

werden diesen Anforderungen<br />

nur schwer gerecht,<br />

unabhängig wie hochentwickelt<br />

die verwendete Softwarearchitektur<br />

ist.<br />

Deshalb baut man heute verteilte<br />

Systeme, die aus kooperierenden<br />

Diensten und Anwendungen<br />

bestehen. Solche verteilten Architekturen<br />

bieten inhärent Vorteile<br />

in Bereichen wie dynamischer<br />

Austauschbarkeit,<br />

Rekonfigurierbarkeit, Skalierbarkeit<br />

und Wiederverwendbarkeit.<br />

Ihre Entwicklung stellt aber<br />

hohe Anforderungen an Konzepte,<br />

Architekturen und Infrastruktur<br />

für Daten-, Kontrollund<br />

Benutzungsschnittstellen-<br />

Integration.<br />

Anlässlich der gemeinsamen<br />

Jahrestagung von SI und GI<br />

1995 planen wir die Durchführung<br />

eines halbtägigen<br />

Fachgesprächs zum Thema<br />

“Konzepte und Architekturen für<br />

die Integration kooperierender<br />

Werkzeuge”. Es sollen Ansätze<br />

und Architekturen für verteilte<br />

kooperative Softwaresysteme<br />

mit Schwerpunkt auf Daten-,<br />

Kontroll- und Benutzungsschnittstellen-Integrationdiskutiert<br />

werden, diese kategorisiert<br />

und deren praktische Relevanz<br />

und Durchführbarkeit aufgezeigt<br />

werden.<br />

Gesucht werden konzeptionelle<br />

Beiträge und Erfahrungsberichte.<br />

“Extended Abstracts” oder<br />

vollständige Versionen sollten<br />

bis zum 13. Januar 1995 beim<br />

Fachgesprächsleiter auf Papier<br />

oder elektronisch (PostScript<br />

oder RTF) eingereicht werden.<br />

Ein “Extended Abstract” für<br />

einen Erfahrungsbericht umfasst<br />

2–5 Seiten. Das Einreichen<br />

eines endgültigen Papiers ist bei<br />

einem Erfahrungsbericht freiwillig.<br />

Termine:<br />

13. Januar 1995: Schlusstermin für<br />

die Einreichung von Beiträgen<br />

15. März 1995: Mitteilung über<br />

Annahme oder Ablehnung<br />

15. Mai 1995: Endgültige Fassung<br />

des Beitrags<br />

Fachgesprächsleiter:<br />

Dr. Walter Bischofberger<br />

Union Bank of Switzerland,<br />

UBILAB, Bahnhofstrasse 45,<br />

8021 Zürich<br />

bischofberger@ubilab.ubs.ch<br />

Programmkomitee:<br />

Walter Bischofberger, SBG/UBI-<br />

LAB, Zürich; Lutz Richter, Uni<br />

Zürich, Zürich;Rainer Weinreich,<br />

Uni Linz, Linz; Jürgen F.H. Winkler,<br />

FSU Jena, Jena<br />

Mitveranstalter:<br />

GI Fachgruppe 2.1.1 für Software-<br />

Engineering und SI Fachgruppe für<br />

Software-Engineering<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 49


Verwaltung heterogener Systeme<br />

Wer teilt, muss zusammenfügen<br />

Michael Abel, Chairman der IAUG (International AIX User Group)<br />

Der Umstieg vom Mainframe auf eine Client/Server-Architektur wird<br />

sehr schnell zum Alptraum für den Systemadministrator. Wo bisher<br />

eine Maschine zu verwalten war, gilt es nun eine Vielzahl von zum Teil<br />

sogar mit unterschiedlichen Betriebssystemen ausgestatteten Computern<br />

zu betreuen.<br />

Beim Begriff Client/Server-<br />

Computing (C/S) denkt man<br />

meist an moderne Anwendungen,<br />

verteilte Datenbanken oder<br />

beispielsweise an die Arbeitsteilung<br />

zwischen PC und Grossrechner.<br />

Dass in derart komplexen<br />

Systemumgebungen auch<br />

Verwaltungs- und Ueberwachungsaufgaben<br />

im “C/S-Look”<br />

durchgeführt werden müssen,<br />

wird oft vergessen. Vor allem für<br />

Unix-Anwender ist der Begriff<br />

des Client/Server-Konzeptes<br />

mehr als ein Schlagwort der<br />

Marketingabteilungen von DV-<br />

Firmen. Unix besass “von Beginn<br />

an” eingebaute C/S-Mechanismen.<br />

So bieten beispielsweise<br />

Daemons als Server<br />

anderen Prozessen Dienstleistungen<br />

an. Protokolle wie NFS<br />

(Network File System) oder<br />

RPC (Remote Procedure Call)<br />

ermöglichen es, Hardware-Ressourcen<br />

anderen Maschinen zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Im Gegensatz zu anderen Plattformen,<br />

die sich als Partner bei<br />

C/S-Konzepten anbieten, sind<br />

im Unix-Umfeld bereits seit langer<br />

Zeit verteilte Systeme und<br />

die sich daraus ergebenden<br />

50 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

WIF Wirtschaftsinformatik-Fachverband<br />

Managementprobleme bekannt.<br />

Vergleicht man den Aufwand<br />

des System-Managements auf<br />

verschiedenen Plattformen,<br />

kommt man schnell zu dem<br />

Schluss, dass ein einzelnes System,<br />

sei es ein Personal Computer<br />

oder auch ein Grossrechner,<br />

deutlich einfacher zu<br />

betreiben ist als ein komplexes<br />

Netz, das aus einer Vielzahl<br />

miteinander verbundener Rechner<br />

besteht.<br />

Im einfachsten Fall löst man das<br />

Problem dadurch, dass man das<br />

klassische Host-Konzept der<br />

Zentralisierung auf kleinere Einheiten<br />

herunterbricht. Wo bislang<br />

ein Mainframe mehrere 100<br />

oder 1000 Benutzer “versorgt”<br />

hat, wird jetzt pro Fachbereich<br />

ein Mehrplatzsystem eingeführt,<br />

das seinerseits einigen Benutzern<br />

zur Verfügung steht. Funktionen<br />

oder Systemmanagement<br />

oder Endbenutzer-Support werden<br />

im gleichen Masse von Gesamtunternehmen<br />

auf einzelne<br />

Abteilungen oder Teilbetriebe<br />

heruntergebrochen. Konkret<br />

bedeutet dies, dass für jedes zu<br />

betreuende System vor Ort ein<br />

Präsident Walter Wüst<br />

Korrespondent: Roland Wettstein<br />

Geschäftsstelle:<br />

Hans-Huber-Strasse 4<br />

Postfach 687 Telefon 01 283 45 30<br />

8027 Zürich Telefax 01 283 45 50<br />

System-Manager zur Verfügung<br />

stehen muss.<br />

In vielen Unternehmen wird<br />

man jedoch eine komplexere<br />

Umgebung antreffen. Neben<br />

dem klassischen Mehrbenutzer-<br />

Unix-System wird es auch reine<br />

Server geben, die Ihre Dienste<br />

im Netz Workstations, PCs oder<br />

anderen Servern anbieten, ohne<br />

dass der Benutzer explizit ein<br />

Login an diesem System durchführt.<br />

Besonders anspruchsvolle<br />

Benutzer werden zudem mit<br />

eigenen Workstations ausgestattet<br />

bzw. an PCs arbeiten, die auf<br />

Basis von TCP/IP mit dem<br />

Unix-System verbunden sind. In<br />

einem solchen Fall ist statt eines<br />

einzigen Systems eine Vielzahl<br />

zumeist unterschiedlicher Systeme<br />

zu verwalten.<br />

Hier macht es keinen Sinn mehr,<br />

jedes System mit einem eigenen<br />

Systemverwalter auszustatten.<br />

Andererseits sollte der Benutzer<br />

eines einzelnen Systems mit der<br />

Verwaltung möglichst wenig zu<br />

tun haben, sondern ausschliesslich<br />

die angebotenen Leistungen<br />

für seine Arbeit sinnvoll nutzen.<br />

Aus diesen Randbedingungen<br />

ergibt sich das Problem, dass in<br />

der Praxis eine relativ kleine<br />

Zahl von Spezialisten ein umfangreiches<br />

Netzwerk aus einzelnen<br />

Systemen betreuen muss.<br />

Dies ist der Punkt, an dem die<br />

Forderung formuliert wird, dass<br />

parallel zur Einführung von<br />

Client/Server-Strukturen für<br />

Anwendungen auch eine entsprechende<br />

Architektur für den<br />

Aufgabenbereich des System-<br />

Managements eingeführt wird.<br />

Damit meint man in der Regel<br />

nicht, dass zukünftig Systemverwaltungsaufgaben<br />

als Request<br />

eines Clients an einen Server<br />

gesendet und dann bearbeitet<br />

werden. Ziel ist es vielmehr, ein<br />

Verwaltungskonzept aufzubauen,<br />

das der verteilten Umgebung<br />

Rechnung trägt: So wie ein zentraler<br />

Datenbankserver den Clients<br />

seine Dienste anbietet, soll<br />

ein zentraler Administrator-Arbeitsplatz<br />

alle übrigen Systeme<br />

im Netz verwalten.<br />

Die technische Implementierung<br />

eines solchen Konzeptes ist<br />

in der Praxis sehr aufwendig.<br />

Die Probleme beginnen bereits<br />

bei der einfachen “Übersetzung”<br />

der meist lokalen, betriebssystemspezifischen<br />

Befehle z.B.<br />

zur Geräte- oder Benutzerverwaltung,<br />

in ein netzwerkfähiges<br />

Kommando. Dieses soll dieselbe<br />

Aufgabe auf mehreren Systemen<br />

durchführen, auch wenn<br />

dort unterschiedliche Betriebssysteme<br />

installiert sind.<br />

Arbeitet man im Netzwerk nur<br />

mit Unix-Systemen, ist es mit<br />

Hilfe von Shell-Scripts möglich,<br />

Kommandos netzwerkfähig zu<br />

machen bzw. auch die Unterschiede<br />

zwischen den einzelnen<br />

Unix-Derivaten in einem gewissen<br />

Rahmen auszugleichen. Beispielsweise<br />

könnte ein netzwerkweites<br />

“mache_benutzer”-<br />

Script auf der einen Plattform<br />

ein “useradd” (Solaris 2.x)<br />

Kommando, auf der anderen<br />

einen “mkuser” (AIX) Befehl<br />

aktivieren (Abb. 1).


mkuser<br />

Damit hat man jedoch immer<br />

noch keine wirkliche Vereinheitlichung<br />

geschaffen, da sich der<br />

Administrator immer noch mit<br />

der unterschiedlichen Benutzerführung<br />

der verschiedenen Programme<br />

abfinden muss.<br />

Der Trick mit den Shell-Scripts<br />

endet jedoch meistens an der<br />

Stelle, wo andere Betriebssysteme<br />

als Unix Verwendung finden.<br />

Davon abgesehen, dass einige<br />

Betriebssysteme keine Benutzerverwaltung<br />

haben, gestaltet<br />

es sich oftmals schwierig, komplexe<br />

Kommandoprozeduren zu<br />

definieren und diese remote zu<br />

aktivieren.<br />

Allerdings kann Unix, präzise<br />

gesagt: die ursprünglich auf<br />

Unix-Systemen implementierten<br />

Netzwerk-Mechanismen,<br />

auch hier als “Retter in der Not”<br />

fungieren. Dass auf beinahe jedem<br />

Betriebssystem eine Implementierung<br />

des Netzwerkprotokolles<br />

TCP/IP zur Verfügung<br />

steht, ist heute selbstverständlich.<br />

In den meisten Fällen erhält<br />

man jedoch auch die auf TCP/IP<br />

aufbauenden “Zusatzprodukte”<br />

wie NFS, NIS oder DNS.<br />

Mit Hilfe dieser Produkte führen<br />

Unix-Systemmanager schon<br />

seit Jahren erfolgreich eine zentrale<br />

Verwaltung ihrer Netze<br />

durch. So wird in umfangreichen<br />

Installationen die<br />

adduser useradd<br />

create user<br />

zentraler<br />

Admin-Befehl<br />

'mache_user'<br />

WIF Wirtschaftsinformatik-Fachverband<br />

net user<br />

/ add<br />

.....<br />

Abb.1: Mit Hilfe von “selbstgestrickten” Prozeduren, die Verwaltungsaufgaben<br />

in systemspezifische Befehle “übersetzen”,<br />

kann ein Teil der Administration in C/S-Umgebungen verein-<br />

Datei /etc/hosts, die Rechnernamen<br />

in IP übersetzt, nicht auf<br />

allen Systemen “von Hand” gepflegt:<br />

Mit Hilfe von DNS (Domain<br />

Name Service) wird ein<br />

Rechner zum Name-Server – er<br />

stellt anderen auf Anfrage die<br />

Dienstleistung der Umsetzung<br />

zwischen Name und IP-Adresse<br />

zur Verfügung. Auf Basis der<br />

weit verbreiteten Implementierungen<br />

ist es heute natürlich<br />

auch möglich, DNS und andere<br />

zentrale Verwaltungsinformationen<br />

in gemischten Netzen zu<br />

realisieren – der MVS-Host als<br />

Name-Server für ein PC-Netz ist<br />

keine Utopie.<br />

So bringt die Dezentralisierung,<br />

wie sie ein ausgefeiltes C/S-<br />

Konzept nach sich zieht, automatisch<br />

das Problem einer netzwerkweiten<br />

Datensicherung mit<br />

sich. Selbst wenn in erster Linie<br />

zentrale Server (File-Server oder<br />

Datenbank-Server) die Speicherung<br />

der Daten vornehmen,<br />

wird es auf jedem System “private”<br />

Daten irgendwelcher Art<br />

geben. Dabei kann es sich um<br />

einfache Texte handeln, die ein<br />

Benutzer auf der lokalen Festplatte<br />

seines PCs speichert oder<br />

um die sich häufig ändernden<br />

Konfigurationsdateien einer<br />

UNIX-Workstation.<br />

Implementiert man beispielsweise<br />

eine Datensicherung nach<br />

dem C/S-Prinzip, so ist die Auf-<br />

gabenverteilung zwischen den<br />

Partnern einfach zu definieren:<br />

Der Client verfügt in erster Linie<br />

über eine Funktion, welche die<br />

zu sichernden Daten über das<br />

Netzwerk an den “Backup-Server”<br />

sendet (Abb. 2). Ergänzend<br />

stehen Routinen zur Verfügung,<br />

Daten auf demselben Weg zurückzuladen.<br />

Der Server seinerseits<br />

stellt die entsprechenden<br />

Partnerfunktionen zur Verfügung,<br />

bei denen die Clients ihre<br />

Daten abliefern bzw. abholen.<br />

Das “Back-End” des Servers ist<br />

dann für die Verwaltung der<br />

Datenmengen und deren Ablage<br />

auf den zur Verfügung stehenden<br />

Medien zuständig.<br />

Ergänzend sollte man erwähnen,<br />

dass die C/S-Architektur neben<br />

der Übertragung der Daten auch<br />

noch die Synchronisierung von<br />

Client und Server umfassen sollte.<br />

Im Beispiel der Datensicherung<br />

bedeutet dies, dass sowohl<br />

der Client als aktiver Part eine<br />

Sicherung beginnen kann, als<br />

auch der zentrale Server durch<br />

eine “pull”-Operation die neuesten<br />

Daten anfordern darf.<br />

Wie bei jeder Form der Zentralisierung<br />

ergeben sich die Vorteile<br />

aus einer zentralen, netzwerkweiten<br />

Datensicherung in erster<br />

Linie durch eine Konzentration<br />

der notwendigen (teuren) Hardware<br />

an wenigen Systemen. Die<br />

durchaus immer noch zum Aufgabenbereich<br />

mancher Systemverwalter<br />

gehörende Tätigkeit,<br />

mit einem externen Bandlaufwerk<br />

von System zu System zu<br />

Backup-<br />

Server<br />

wandern oder gar vor Ort auf<br />

Disketten zu sichern, erscheint<br />

dagegen als reine Arbeitsbeschaffungsmassnahme.<br />

Auch beim Beispiel der Systemüberwachung<br />

lässt sich ein C/S-<br />

Prinzip umsetzen. Überwacht<br />

ein Systemverwalter ein Netz<br />

mit verschiedenen Servern und<br />

Workstations, wird er auf den<br />

“interessantesten” Systemen<br />

einen Client installieren, der<br />

ausgewählte Parameter in bestimmten<br />

Intervallen an einen<br />

Server-Prozess auf dem Administrator-System<br />

übermittelt. Dort<br />

werden die Daten entgegengenommen,<br />

gespeichert und ausgewertet<br />

und stehen dem Verwalter<br />

dann in aufbereiteter<br />

Form und systemübergreifend<br />

zu Verfügung.<br />

Man kann sich den Vorteil<br />

gegenüber der “klassischen”<br />

Vorgehensweise, d.h. der Anmeldung<br />

auf jedem einzelnen<br />

Client per telnet oder rlogin und<br />

dem Start einer lokalen Routine<br />

deutlich vorstellen . Abgesehen<br />

davon sind die Lizenzkosten für<br />

die Client-Programme in der<br />

Regel wesentlich geringer als<br />

für Server-Module.<br />

Wie werden nun diese C/S-Anwendungen<br />

aus dem Bereich der<br />

Systemadministration in der<br />

Praxis implementiert? Wie weiter<br />

oben beschrieben, stellen die<br />

auf TCP/IP aufbauenden Netzwerkprodukte<br />

bereits eine<br />

Vielzahl von Funktionen zur<br />

Synchronisierung und zum Da-<br />

Daten- und<br />

Steuerinformationen<br />

Abb. 2: Bei einer verteilten Datensicherung werden neben den<br />

zu sichernden Daten auch die notwendigen Steuerinformationen,<br />

die Client und Server synchronisieren im Netzwerk übertragen.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 51


Tool für<br />

DME<br />

Tool für<br />

DME<br />

DME<br />

DCE<br />

tentransport zur Verfügung. In<br />

reinen Unix-Umgebungen kann<br />

man zudem auf netzwerkfähige<br />

Unix Kommandos wie rdump<br />

(remote dump) für die Datensicherung,<br />

rcp (remote copy) zum<br />

Transfer von Dateien oder rdist<br />

(remote distribution) für<br />

Zwecke der Softwareverteilung<br />

zurückgreifen.<br />

Vor allem in heterogenen Umgebungen<br />

wird man aber nicht darum<br />

herumkommen, sich näher<br />

mit den auf dem Markt befindlichen<br />

Systemwerkzeugen zu beschäftigen,<br />

die auch in gemischten<br />

Umgebungen ein zentrales<br />

Backup oder eine Softwareverteilung<br />

ermöglichen. Es gibt bereits<br />

heute eine Vielzahl solcher<br />

Tools – neben Anbietern, die aus<br />

dem Unix-Bereich stammen,<br />

sollte man dabei vor allem die<br />

Softwarehäuser näher ins Auge<br />

fassen, die in den letzten Jahren<br />

Werkzeuge für das System-<br />

Management auf Grossrechnern<br />

entwickelt haben und jetzt ihre<br />

Erfahrungen mit der zentralisierten<br />

Verwaltung auf “verteilte”,<br />

beispielsweise Unixbasierende<br />

Systemumgebungen<br />

übertragen.<br />

Auch zu erwähnen ist die OSF<br />

(Open Software Foundation),<br />

deren Ankündigung des auf<br />

DCE (Distributed Computing<br />

Environment) basierenden<br />

52 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

WIF Wirtschaftsinformatik-Fachverband<br />

Tool für<br />

DME<br />

AIX OS/2 HP-UX MVS<br />

Abb. 3: Mit DME soll die einheitliche zentrale Verwaltung stark<br />

heterogener Umgebungen möglich sein.<br />

DME (Distributed Management<br />

Environment) die Herzen aller<br />

Administratoren hat schneller<br />

schlagen lassen. Aufbauend auf<br />

der plattformunabhängigen<br />

Middleware DCE, die für viele<br />

Umgebungen (z.B. OS/2, verschiedenen<br />

Unix-Varianten oder<br />

MVS) schon verfügbar ist, soll<br />

DME dem Systemverwalter<br />

Funktionen an die Hand geben,<br />

heterogene Netze von einem<br />

Arbeitsplatz aus komplett zu<br />

administrieren und zu überwachen<br />

(Abb. 3).<br />

Wer solche Umgebungen schon<br />

jetzt betreut und mit den diversen<br />

Unterschieden der Plattformen<br />

zu kämpfen hat, weiss, dass<br />

dies ein “nobles”, aber nur mit<br />

grossem Aufwand zu realisierendes<br />

Unterfangen ist.<br />

Heute sieht es leider noch so<br />

aus, als würde ein funktionsfähiges<br />

DME in der nächsten Zukunft<br />

nicht zur Verfügung stehen<br />

– Systemmanager müssen sich<br />

also auf die Suche nach anderen<br />

Lösungen machen.<br />

(Erstveröffentlichung in UNIXopen<br />

11/94).<br />

Wer kennt sie nicht, die Schlagworte:<br />

“Distributed processing;<br />

Downsizing durch verteilte Systeme;<br />

mit Rightsizing zur Client/Service-Architektur”?<br />

Sind<br />

Client/Server-Lösungen das<br />

Mittel gegen den immer noch<br />

herrschenden Anwendungsstau<br />

und dem relativ neuen dezentralen<br />

Informatik-Wildwuchs? Die<br />

Referenten Michael Bauer und<br />

Christian Nesslinger von der<br />

Informatik Training <strong>GmbH</strong>, Radolfzell<br />

mit einer langjährigen<br />

Erfahrung im Informatik-Sektor<br />

geben den Teilnehmern kompetente<br />

Antworten auf diese Fragen.<br />

Zielorientierte und wirkungsvolle<br />

Gestaltung von Client/Server-Anwendungen<br />

muss professionell<br />

erfolgen. Nach dem<br />

Seminar sollten die Kursteilnehmer<br />

soweit sein, dass sie Methoden<br />

und Techniken ebenso wie<br />

die Architektur- und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

nicht nur<br />

kennen, sondern auch umsetzen<br />

können.<br />

Der WIF bietet mit diesem<br />

neuen Intensiv-Seminar die besten<br />

Voraussetzungen für die<br />

Anwendungsentwickler im Client/Server-Bereich.<br />

Veranstaltungen<br />

Gestaltung von Client/Server -Anwendungen<br />

WIF - Intensiv-Seminar<br />

Mittwoch, 7. bis Freitag, 9. Dezember 1994<br />

im Hotel Zurzacherhof, Zurzach<br />

Auszug aus dem Programm:<br />

1. Tag<br />

<strong>•</strong> Gestaltungsformen von C/S-<br />

Anwendungen<br />

<strong>•</strong> Einsatzgebiete von C/S<br />

<strong>•</strong> Chancen von C/S für die Unternehmen<br />

<strong>•</strong>5 Beispiele von C/S-Lösungen<br />

<strong>•</strong> Kriterien, welche die Art der<br />

C/S-Lösung bestimmen<br />

<strong>•</strong>Fallstudie und Diskussion<br />

2. Tag<br />

<strong>•</strong> Gestaltung benutzergerechter<br />

Oberflächen<br />

<strong>•</strong> Integration mit PC und Multi-<br />

Media<br />

<strong>•</strong>Vorgehensweise beim Design<br />

von C/S-Anwendungen<br />

<strong>•</strong> Schaffung mehrfach verwendbarer<br />

Server-Bausteine<br />

<strong>•</strong>Fallstudie und Diskussion<br />

3. Tag<br />

<strong>•</strong> Anforderungen an “offene Systeme”<br />

<strong>•</strong> Schnittstellen für Programm-<br />

Programm-Kommunikation<br />

<strong>•</strong> Unternehmensweiter Datenzugriff<br />

<strong>•</strong> Gateway-Technologie und<br />

Standard-Schnittstellen<br />

<strong>•</strong>Tools für die Entwicklung von<br />

C/S-Anwendungen


Betriebsbesichtigung Sihlpost<br />

Donnerstag, 19. Januar 1995, 18.00 Uhr, Sihlpost<br />

Die Besichtigung ist kostenlos.<br />

Die Teilnehmerzahl ist beschränkt,<br />

die Anmeldungen werden<br />

in der Reihenfolge des Eingangs<br />

berücksichtigt.<br />

Anmeldeschluss ist Freitag, der<br />

3. Dezember 1994. Die Anmeldung<br />

wird bestätigt.<br />

1. Statistische Angaben<br />

Verlosung<br />

1.1 Eidg. Berufsprüfung für Analytiker-Programmierer<br />

Total<br />

Geprüft 586<br />

Bestanden 421<br />

Bestanden in Prozenten 71%<br />

Nicht bestanden 165<br />

Beste Schlussnote 5,4<br />

Gesamtdurchschnitt 4,1<br />

1.2 Höhere Fachprüfung für Wirtschaftsinformatiker<br />

Total<br />

Geprüft 252<br />

Bestanden 199<br />

Bestanden in Prozenten 78%<br />

Nicht bestanden 53<br />

Beste Schlussnote 5,4<br />

Gesamtdurchschnitt 4,2<br />

WIF Wirtschaftsinformatik-Fachverband<br />

Im Anschluss an die Besichtigung<br />

werden die Gewinner unseres<br />

Wettbewerbes Mitglieder<br />

werben Mitglieder gezogen.<br />

Höhere Prüfungen für<br />

Wirtschaftsinformatik-Fachleute 1994<br />

Am 29. Oktober 1994 fand in<br />

Bern die Schlussfeier für die<br />

Absolventen der<br />

<strong>•</strong> eidg. Berufsprüfung für Analytiker<br />

-Programmierer und<br />

der<br />

<strong>•</strong> höheren Fachprüfung für<br />

Wirtschaftsinformatiker<br />

statt.<br />

Über 600 erfolgreiche Prüfungskandidaten<br />

durften ihr hart erarbeitetes<br />

BIGA-Diplom in Empfang<br />

nehmen.<br />

Der Wirtschaftsinformatik-<br />

Fachverband (WIF) gratuliert allen<br />

“frischgebackenen” Diplominhaber-innen!<br />

Die nachfolgenden Zahlen zeigen<br />

die Attraktivität der Fachprüfungen<br />

auf. Der WIF freut<br />

sich über den zahlreich vorhandenen<br />

Willen, mehr als nur die<br />

Arbeitszeit für die fachliche<br />

Weiterbildung einzusetzen.<br />

2. Die besten Kandidaten/Kandidatinnen<br />

2.1 Eidg. Berufsprüfung für Analytiker-Programmierer<br />

Name Vorname Schlussnote<br />

Ducry André 5,4<br />

Hofer Andreas 5,4<br />

Schnyder Matthias 5,4<br />

Dooley Kathrin 5,3<br />

Fahrni Markus 5,3<br />

Koller Daniel 5,3<br />

Lerch Daniel 5,3<br />

Müller Beat 5,3<br />

Stoob Urs 5,3<br />

Zünd Daniel Peter 5,3<br />

Zürcher Christoph 5,3<br />

Blaser Fritz 5,2<br />

Canal Paul 5,2<br />

Fuchs Stefan 5,2<br />

Müller Andres 5,2<br />

1.2 Höhere Fachprüfung für Wirtschaftsinformatiker<br />

Name Vorname Schlussnote<br />

Halonbrenner David 5,4<br />

Looser Anton 5,3<br />

Kruschitz Bernhard 5,2<br />

Luginbühl Robert 5,2<br />

Moll Alexander 5,2<br />

Rolf Böhm, Emmerich Fuchs,<br />

Gerhard Pacher: System-Entwicklung<br />

in der Wirtschafts-<br />

Informatik. 3. überarbeitete<br />

und erweiterte Auflage 1994.<br />

536 Seiten, Fr. 78.–, Zürich: vdf<br />

Hochschulverlag an der ETHZ.<br />

ISBN 3 7281 2092 8.<br />

Die Autoren zeigen den Entstehungsvorgang<br />

einer Applikation<br />

detailliert auf, von der Formulierung<br />

der Informatikstrategie bis<br />

zur Implementierung der Programme.<br />

Entsprechend eignet<br />

sich der praxisorientierte Leitfaden<br />

als Grundlage für die<br />

Applikationsentwicklung im administrativ-kaufmännischenBereich,<br />

aber auch als Lehrbuch.<br />

Die Autoren, selber als Entwickler<br />

und Ausbildner tätig, haben<br />

Neue Bücher<br />

sich bewusst am Profil des Wirtschaftsinformatikers<br />

orientiert.<br />

Das Buch richtet sich an Personen,<br />

die in der Praxis mit<br />

Systementwicklung beauftragt<br />

sind, an alle Studierenden sowie<br />

Kurs- und Seminarteilnehmer/innen<br />

in der Wirtschaftsinformatik.<br />

Neu in der dritten Auflage sind<br />

die Kapitel Objektorientierte<br />

Analyse und Objektorientiertes<br />

Design. Das aktuelle Paradigma<br />

der Objektorientierung hat einen<br />

markanten Einfluss auf die Phasen<br />

Analyse/Design und Implementierung.<br />

Ebenso beeiflusst<br />

die Optimierung der Geschäftsprozesse<br />

die Systementwicklung.<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 53


Fachbeiträge <strong>•</strong> Contributions techniques<br />

Gestaltung rechnergestützter intergrierter Produktionssysteme.<br />

Arbeitspsychologische Konzepte und empirische Befunde.<br />

Oliver Strohm 1/6<br />

Une néo-gestion de l’informatique de l’utilisateur final ou<br />

Micro-informatique: attention danger! Christophe Legrenzi 1/8<br />

HERON: A computer-based tutoring system for solving<br />

word arithmetic problems.<br />

Alexander Kämpfer und Ruedi Stüssi 1/12<br />

Mobile robot miniaturisation: A tool for investigation in<br />

control algorithms.<br />

Francesco Mondada, Edoardo Franzi and Paolo Ienne 1/17<br />

SQL-Standards in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Reinhold Weber 2/3<br />

Arbeitsplatzrechner: Achtung Gefahr!<br />

Christophe Legrenzi und François Louis Nicolet 2/11<br />

Die Weltsicht der Informatik. Schwierigkeiten der<br />

Modellbildung in der Informatik. Henk Goorhuis 2/17<br />

De l’artisanat à l’industrialisation du logiciel.<br />

Christophe Legrenzi et Thierry Declerc 3/3<br />

Vision einer Softwaretechnologie der Zukunft.<br />

Jürg Gutknecht 3/8<br />

Object-oriented Analysis: Modelling Dynamic Behaviour.<br />

Patrick Grässle 3/16<br />

Einsatz von Standardsoftware: Management by Parameters?<br />

Peter Mertens, Thomas Wedel und Markus Hartinger 3/20<br />

Aus der Sicht des Anwenders: Die Praxis des Umgangs mit<br />

CASE-Tools. Karl-Heinz Hauer 3/29<br />

Prozesssteuerung durch wissensbasierte Systeme.<br />

Norbert Kunde 4/3<br />

Von der Sekundarschule zur Informatik.<br />

Gianni Fried und Markus Estermann 5/3<br />

Smalltalk – Ein Plädoyer für die andere Lösung.<br />

Andreas Bär 5/8<br />

Reverse Engineering: Sanierung bestehender Software.<br />

Herbert Ritsch 5/15<br />

Software-Qualitätsmanagement. Eine Einführung.<br />

Karol Frühauf 6/3<br />

Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung<br />

Ernest Wallmüller 6/6<br />

54 INFORMATIQUE No 6 (décembre 1994)<br />

Index 1994<br />

INFORMATIK <strong>•</strong> INFORMATIQUE<br />

1994<br />

Risikobasiertes Qualitätsmanagement:<br />

“Wir haben kein Q-System – wir sind eines!”.<br />

Stefan Brantschen und Stefan Zeder 6/19<br />

Ein QS-System für objektorientierte Softwareentwicklung<br />

Simon Moser 6/30<br />

Die Bootstrap-Methode: Standortbestimmung und<br />

Vorbereitung der ISO 9001-Zertifizierung<br />

Thomas Frühauf und Ernst Lebsanft 6/36<br />

Objektorientierte Programmierung verteilter Systeme<br />

Silvano Maffeis 6/43<br />

Tagungsberichte <strong>•</strong> Comptes-rendus de conférences<br />

Programmiersprachen und Systemarchitekturen.<br />

Silvia Juana Ackermann 2/21<br />

Rechtsschutz von Computerprogrammen. Das neue<br />

Urheberrecht aus der Sicht der Informatiker.<br />

Carl August Zehnder 2/31<br />

Eine Informatikwoche geprägt von “Frauenpower”.<br />

Andrea Kennel und Werner Hartmann 3/40<br />

IGIS’94 International Workshop on Advanced Research in<br />

Geographic Information Systems. Georg Smehil 3/41<br />

SIS’94 Sicherheit in Informationssystemen.<br />

Stefanie Teufel 3/42<br />

Der programmierende Endbenutzer – Chance oder Risiko?<br />

Michael Bauer 3/54<br />

Ein Tag mit Grady Booch. Philippe Arm 4/22<br />

Software-Engineering beim Einsatz von Standardsoftware.<br />

Fachtagung SI-SE. Dorothea Beringer 4/28<br />

European Conference on object-oriented programming<br />

Rachid Guerraoui and Jean Vitek 5/37<br />

Objektorientierte Technologien mit Prof. Manfred Buess.<br />

Roland Wettstein 5/44<br />

Mustererkennung. Workshop der DAGM und ÖAGM<br />

Bruno T. Messmer 6/41<br />

Buchbesprechungen <strong>•</strong> Notes de lecture<br />

Das mechanische Denken. Ursula Kägi 1/21<br />

Datentypen in objektorientierten Sprachen.<br />

François Louis Nicolet 2/22


Aktualitäten <strong>•</strong> Actualités<br />

Neugierig: Von der “SI-Information” zur “Informatik”<br />

Carl August Zehnder 1/2<br />

Curieux: En passant d’«SI-Information» à «Informatique»<br />

Carl August Zehnder 1/3<br />

Zum 60. Geburtstag von Professor Niklaus Wirth<br />

Carl August Zehnder 1/5<br />

50 Jahre Kommission zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung 1/22<br />

Intelligent Manufacturing Systems 1/22<br />

Zwei Informatikverbände stellen sich vor: Gespräch mit<br />

den Präsidenten der SI, Helmut Thoma und des WIF,<br />

Walter Wüst 3/34<br />

Das schweizerische Datenschutzgesetz steht sein einem Jahr<br />

in Kraft! Carl August Zehnder 3/37<br />

ACM International Activities Meeting 4/16<br />

ITHACA – An Integrated Toolking for Highly Advanced<br />

Computer Applications. Oscar Nierstrasz 4/18<br />

Nachdiplomkurs an der ETH Zürich 4/22<br />

Prof. Kurt Bauknecht zum IFIP-Präsidenten gewählt 5/26<br />

Schweizerische Beteiligungen an internationalen<br />

Forschungsprojekten 5/27<br />

Fonds national suisse de la recherche scientifique:<br />

La réalité virtuelle au service de l’architecture 5/28<br />

Stipendien für Forschungsaufenthalte in Berkeley 5/29<br />

Zum 60. Geburtstag von Pror. Hansjürg Mey<br />

Hanspeter Bieri 6/40<br />

CEPIS News 1/23, 4/15, 5/29<br />

IFIP News 1/23, 4/20<br />

SVI/FSI<br />

Schweizerischer Verband der Informatikorganisationen<br />

Fédération suisse des organisations d’informatique<br />

Delegiertenversammlung 1994. Kurzbericht<br />

Assemblée des délégués 1994. Bref compte-rendu 3/44<br />

Index 1994<br />

SI<br />

Schweizer Informatiker Gesellschaft<br />

Société Suisse des Informaticiens<br />

SI 1/24, 1/32, 2/35, 4/27, 5/31, 6/42<br />

Ada in Swittzerland 1/25, 2/38, 5/35<br />

CHOOSE 1/27, 3/46, 4/29, 5/37, 6/43<br />

DBTA 3/48, 4/30, 5/39, 6/46<br />

HypEdu 4/32<br />

Informatik &Gesellschaft 1/30, 2/37, 6/46<br />

Oberon 1/31, 2/38, 4/32<br />

SAUG Swiss APL User Group 4/34<br />

Security 2/39, 3/49, 5/40, 6/48<br />

SGAICO 1/25, 2/36, 4/36, 5/39, 6/48<br />

SIPAR Parallel Systems 1/30, 3/49, 4/37, 6/49<br />

SI-SE Software Engineering 4/37, 6/49<br />

SISR Section Romande 4/38, 5/41<br />

WIF<br />

Wirtschaftsinformatik-Fachverband<br />

Brief des Präsidenten 2/26<br />

Protokoll der 38. Generalversammlung 14.5.1993 2/27<br />

Protokoll der ausserordentlichen GV 14.5.1993 2/28<br />

Protokoll der ausserordentlichen GV 12.1.1994<br />

Rechtsschutz von Computerprogrammen: Das neue<br />

Urheberrecht aus der Sicht der Informatiker.<br />

2/29<br />

Carl August Zehnder 2/31<br />

Wettbewerb: Mitglieder werben Mitglieder 3/51, 5/43<br />

39. ordentliche Generalversammlung. Bericht 3/51<br />

Der programmierende Endbenutzer – Chance oder Risiko?<br />

Tagungsbericht. Michael Bauer 3/54<br />

Informatik-Controlling. Tagungsankündigung<br />

Objektorientierte Technologien mit Prof. Manfred Buess.<br />

5/43<br />

Tagungsbericht. Roland Wettstein<br />

Verwaltung heterogener Systeme: Wer teilt, muss<br />

5/44<br />

zusammenfügen – Michael Abel 6/50<br />

Höhere Prüfungen für Wirtschaftsinformatik-Fachleute 6/53<br />

INFORMATIK Nr. 6 (Dezember 1994) 55

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