Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
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Im speziellen hat die Menstruationslehre des 19. Jahrhunderts<br />
auch in der forensischen Medizin an Bedeutung verloren. Die Dif-<br />
ferenzierung und Etablierung der forensischen Psychiatrie, die ver-<br />
mehrte Zulassung psychologischer und soziologischer Argumenta-<br />
tionen in der Rechtssprechnung haben auch hier die Menstruation<br />
gewissermassen ihrer Ventilfunktion enthoben. Zudem hat der Ge-<br />
setzgeber dem Arzt das Instrumentarium der Verteidigung zum<br />
Teil aus der Hand genommen, indem er die medizinischen Voraus-<br />
setzungen einer Strafmilderung oder Exkulpation in den Gesetzes-<br />
text aufnahm. Die Menstruation hat er aber als solche nie über-<br />
nommen.<br />
So nimmt die Menstruation schon in Karl Birnbaums (1878- frühe<br />
19 0er Jahre) «Kriminalpsychopathologie» von 1921 nur noch we-<br />
nig Platz ein. Eher nebenbei erwähnt Birnbaum, auf einer halben<br />
Seite «Affektdelikte aus temporär geschwächter Selbstbeherr-<br />
schung, impulsive Delikte, wie Warenhausdiebstähle, durch episo-<br />
disch erhöhte Nachgiebigkeit gegen gefährdende Anreize, triebar-<br />
tige Brandstiftungen und Kindertötungen aus passageren Men-<br />
strual- und Pubertätsverstimmungen u. dgl. mehr» 180 .<br />
Albrecht Langelueddeke schliesst sich mit seinen gerichtspsychiatri-<br />
schen Ausführungen über die Generationspsychosen noch 1971<br />
Ewalds Meinungen an, unter Betonung allerdings von dessen Zu-<br />
rückhaltung und Skepsis 181 . Im zweibändigen, 1700 Seiten dicken<br />
«Handbuch der forensischen Psychiatrie» von 1972 bzw. in dessen<br />
fast 30 Seiten langem Index aber figuriert die «Menstruation» nicht<br />
mehr 182 .<br />
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