Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
hat, einen acuten Katarrh von grosser Intensität diagnosticiren» 138 .<br />
Eduard Pflüger (1829-1910), auf dessen Lehre von der Menstruation<br />
wir noch zu sprechen kommen werden, nennt die Menstruation<br />
186 eine «brünstige Congestion nach den Genitalien» und «Inocu-<br />
lationsschnitt der Natur zur Aufimpfung des befruchteten Eies auf<br />
den mütterlichen Organismus» und schreibt: «Man hat sich gleich-<br />
sam gewöhnt, die Nichtbefruchtung des reifen menschlichen Eies,<br />
und sein Zugrundegehen als eine berechtigte Erscheinung zu be-<br />
trachten. Wenn wir aber im Sinne der Natur denken, müssen wir<br />
annehmen, dass die Eier, welche zur Reife gediehen, auch zur Ent-<br />
wicklung bestimmt sind ...» 139 «Alles ist für die Konzeption bereit»,<br />
schreibt der englische Gynäkologe Robert Barnes (1817-1907) 1873<br />
über den Zeitpunkt der Menstruation. «Tritt das männliche Ele-<br />
ment hinzu, dann findet es ein für die Befruchtung reifes Ovulum.<br />
Tritt dieses Prinzip aber nicht hinzu, dann welkt das Ei hin und die<br />
Organe treten in Ruhe. Dieser Zyklus ist der Schwangerschaft sehr<br />
ähnlich. Die Menstruation kann ohne Übertreibung einem Abortus<br />
verglichen werden. Sie ist eine verfehlte oder enttäuschte Schwan-<br />
gerschaft» 140 . Und Wilhelm Loewenthal (18 0-1894) fasst es 1884 in<br />
«Eine neue Deutung des Menstruationsprocesses» zusammen: «Ge-<br />
nau genommen ist also die weder schwangere noch stillende und<br />
deshalb menstruirende geschlechtsreife <strong>Frau</strong> nicht das ... Normale,<br />
sondern nur eine durch unsere ... Verhältnisse ... alltäglich gewor-<br />
dene Erscheinung, deren grosse Verbreitung den der Blutung als<br />
solcher anhaftenden pathologischen Charakter wohl zu verdecken,<br />
aber nicht aufzuheben vermag». Die Menstrualblutung ist für ihn<br />
unphysiologisch, eine «Folge ... des Absterbens des menschlichen<br />
Eies, - so hat sie alle Eigenschaften und Wirkungen anderer und<br />
stets pathologischer Blutungen» 141 .<br />
Diese Auffassungen blieben nicht unwidersprochen. Ein Robert<br />
Möricke (18 1-1900) kritisierte sie 1880 methodologisch. Für ihn<br />
sind Virchows Befunde einfach Artefakte. «Jeden Unbefangenen<br />
musste von Anfang an die Ansicht, dass während der Menstruation<br />
die Uterusschleimhaut ... zu Grunde gehe und sich nachher allmäh-<br />
lich wieder aufbaue, mit ... Zweifeln erfüllen. Die Menstruation<br />
ist, wie Niemand läugnet, ein physiologischer Vorgang, sie würde<br />
70