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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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tur!») verdanke. Die Menstruation war in diesem Sinne Folge des<br />

allzu-üppigen Lebensstils - zu vieles Herumsitzen, zu vieles Essen,<br />

was vor allem von <strong>Frau</strong>en nicht durch harte körperliche Arbeit<br />

und Ertüchtigung kompensiert wurde - ferner Folge einer allzu<br />

strengen, unliberalen Sexualerziehung, die wiederum speziell den<br />

<strong>Frau</strong>en zu Schaden gereichte.<br />

So schreibt Samuel Schaarschmidt (1709-1747), es sei «die Vollblü-<br />

tigkeit bey dem weiblichen Geschlechte die Ursach ihrer monatli-<br />

chen Reinigung». Eine Vollblütigkeit aber «erfolget, wenn man<br />

mehrere Nahrungs-Mittel zu sich nimmt, als ... nöthig; und wenn<br />

man dabey weniger Bewegung hat, als zu Verzehrung des Uber-<br />

flüssigen nöthig ist ... Bey Menschen macht die Lüsternheit, und<br />

die Kunstgriffe, so man bey Bereitung derer Speisen zu Reitzung<br />

des Appetits anwendet, ... dass sie insgemein mehr essen, als der<br />

wahre natürliche Hunger erfordert; und die Gemächlichkeit ...<br />

verhindert, dass ... <strong>Frau</strong>enzimmer sich ... genugsame Bewegung<br />

machen; daher es denn auch kommt, dass bey denen wenigsten ...<br />

die natürlichen Auswürffe so von statten gehen, als sie billig solten.<br />

Keinen dieser Umstände wird man bey denen Thieren gewahr ...<br />

so können sie ja auch nicht vollblütig werden» - deshalb men-<br />

struieren sie nicht 112 . Die Idee, die sexuelle Zurückhaltung, die vor<br />

allem der <strong>Frau</strong> durch die Gesellschaft auferlegt werde, sei die ei-<br />

gentliche Ursache der Menstruation, kommt im Ausspruch eines<br />

gewissen Heinrich Nudow (geb. 17 2) von 1791 zum Ausdruck, wel-<br />

cher sagt: «Im wahren Ideal des Weibes findet kein Monatsfluss<br />

statt» 113 , und in Lorenz Okens (1779-18 1) Erklärung, die Periode<br />

komme zustande infolge der «fortdauernden Aussetzung der Emp-<br />

fängniss». «Sie, ... Product der Eingeschränktheit des Geschlechts-<br />

triebes, erbte sich von der Mutter zur Tochter fort, da auch dieser<br />

der Geschlechtsgenuss versagt, und meistens jahrelang versagt<br />

wurde, ungeachtet die Natur des zur vollständigen Ausbildung ge-<br />

diehenen Weibes es forderte. ... Die ersten Generationen des<br />

weiblichen Geschlechts waren sicher von diesem Blutflusse befreit<br />

...» 114 .<br />

Die Wurzeln der aufklärerischen Auffassungen der Menstruation<br />

als Ausdruck eines Zivilisationsschadens sind zum Teil alt. Schon<br />

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