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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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Rückverwandlung der medizinischen Hysterielehre in die alte<br />

Lehre von der Schlechtigkeit der <strong>Frau</strong>en an. Was den «Hippokrati-<br />

schen Schriften» und Aretaeus <strong>Krankheit</strong> war, welche <strong>Frau</strong>en über-<br />

fallen kann, ist nun wieder persönliche Schuld der <strong>Frau</strong>en. Die<br />

Weiblichkeit wird wieder zum platonesken Schandmal. Es erheben<br />

sich Gelehrtenstreite über die Frage, ob die <strong>Frau</strong>en eine Seele hät-<br />

ten, Menschen seien, oder nicht.<br />

Der «Hexenhammer», jenes Kompendium der Hexenverfolger,<br />

das 1486 von den anscheinend auch an ihrem Zölibat leidenden In-<br />

quisitoren Jakob Sprenger (um 1436-149 ) und Heinrich Institoris<br />

(1430-1 0 ) geschaffen worden ist, findet den Grund, «warum in<br />

dem so gebrechlichen Geschlechte der Weiber eine grössere Menge<br />

Hexen sich findet als unter den Männern» in der Erfahrung und in<br />

den Zeugnissen der Schriften und glaubwürdiger Männer, die alle<br />

bestätigen, dass die <strong>Frau</strong>en von Natur schwach sind - wegen der<br />

«Flüssigkeit ihrer Komplexion», ihrem «Mangel ... des Verstandes»<br />

und «an memorativer Kraft» - der Hexenhammer stellt fest, dass<br />

«das Weib nur ein unvollkommenes Tier ist». Dies kombiniert sich<br />

sehr unvorteilhaft mit der Tatsache, dass die <strong>Frau</strong> «fleischlicher ge-<br />

sinnt ist als der Mann», indem die <strong>Frau</strong> mehr zum Abfall von Gott<br />

neigt als der Mann - «was alles auch die Etymologie des Wortes<br />

sagt: das Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe — fi-<br />

des, Glaube, minus = weniger, also femina = die weniger Glauben<br />

hat), weil sie immer geringeren Glauben hat und bewahrt».<br />

«Schliessen wir: Alles geschieht aus fleischlicher Begierde, die bei<br />

ihnen unersättlich ist ... Darum haben sie auch mit Dämonen zu<br />

schaffen, um ihre Begierden zu stillen ... kein Wunder, wenn von<br />

der Ketzerei der Hexer mehr Weiber als Männer besudelt gefunden<br />

werden...» So bedeutet die <strong>Frau</strong> für den Mann eine grosse Gefahr.<br />

«Und wie die Sünde der Eva uns weder leiblichen noch seelischen<br />

Tod gebracht hätte, wenn nicht in Adam die Schuld gefolgt wäre,<br />

wozu Eva und nicht der Teufel ihn verleitete, deshalb ist sie [die<br />

<strong>Frau</strong>] bitterer als der Tod.» Gefahr bedeutet sie namentlich infolge<br />

ihres Umgangs mit dem Bösen, der sie zur Hexerei befähigt. Sie<br />

hext ihren Opfern beliebige sexuelle Impulse oder Störungen, aber<br />

auch <strong>Krankheit</strong> und Tod an. Besessenheit kann Hexenwerk sein;<br />

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