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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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sten Männern wurden bei der nächsten Entstehung Fische und Mu-<br />

scheln.<br />

Die strafweise Umgestaltung des Mannes zur <strong>Frau</strong> durch Platos<br />

Götter geschieht dadurch, dass der Organismus mit weiblichen Ge-<br />

schlechtsteilen versehen wird: «... sie sind ein Lebewesen mit der<br />

innewohnenden Begierde nach Gebären eines Kindes», schreibt<br />

Plato über diese Teile. - «Wenn nun in der Blüte ihres Lebens lange<br />

Zeit vergeht ohne dass sie eine Frucht bringen, so führt dies zu<br />

einem Zustand schwer zu ertragender Unzufriedenheit, er zieht<br />

überall im ganzen Körper umher [der Uterus], versperrt die<br />

Durchgänge der Luft und lässt keine Luft aufnehmen. Dieser Zu-<br />

stand führt die Weiber in die äusserste Auswegslosigkeit und berei-<br />

tet ihnen mannigfache andere <strong>Krankheit</strong>en ...» 40<br />

Platos Hysterie ist also eigentlich eine veterinärmedizinische Pa-<br />

rasitenerkrankung. Plato kennt aber keine hysterische <strong>Krankheit</strong>s-<br />

einheit. Die Gebärmutter ist bei ihm Ursache mannigfaltiger<br />

<strong>Krankheit</strong>en, Ursache von Zuständen, die andere hysterisch nen-<br />

nen, selbst aber nicht <strong>Krankheit</strong>sfokus, sondern Strafe der Götter.<br />

Die ent-schuldigende Funktion der Diagnose entfällt also bei Plato.<br />

Antike Ärzte, welche das <strong>Frau</strong>-Sein weniger als Strafe denn als<br />

Schicksal, die Gebärmutter weniger als Schandmal denn als anato-<br />

mische Gegebenheit betrachten, sprechen eher von der hysterischen<br />

«<strong>Krankheit</strong>». Der Uterus im Weibe verhält sich «wie ein Wesen im<br />

Wesen» schreibt Aretaeus der Kappadocier (ca. 0 n. Chr.). «Wenn<br />

er nun plötzlich in die Höhe steigt, hier eine längere Zeit verweilt<br />

und die Eingeweide mit Gewalt verdrängt, so bekommen die<br />

<strong>Frau</strong>en Erstickungs-Anfälle, wie bei der Epilepsie ... Aber auch die<br />

Carotiden werden ... zusammengedrückt, worin wiederum die<br />

Schwere im Kopf, die Gefühllosigkeit und die Schlafsucht ihren<br />

Grund hat» 41 .<br />

Im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Dämonenglauben<br />

finden sich manche Mängel, die die antike <strong>Frau</strong> zu hysterischen<br />

Leiden disponierten, als Prädisposition zum hexischen Pakt mit<br />

dem Bösen wieder. Die Hexenlehre mutet in manchem wie eine<br />

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