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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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gingen. Denn Hebammen waren nicht so sehr ärztliche Hilfsperso-<br />

nen als vielmehr primär spezialisierte <strong>Frau</strong>enärztinnen - sie sind hi-<br />

storisch auch die Ahnfrauen der weiblichen Doktoren der Medizin<br />

(die sich denn auch anfangs meist sekundär auf die <strong>Frau</strong>enheil-<br />

kunde spezialisiert haben). Regelungen, welche Kindsmord, Abort,<br />

eigenmächtige Antikonzeption durch Hebammen verhindern soll-<br />

ten, spiegeln die Ängste vor unkontrollierten Kompetenzüber-<br />

schreitungen seitens dieser <strong>Frau</strong>en wider. Zum klassischen Teufels-<br />

kreis sind solche Ängste mit der gedanklichen Assoziation von<br />

Hebammen und Hexen verschaltet gewesen.<br />

Die Entwicklung des Hebammenstandes wie der Geburtshilfe<br />

und Gynäkologie hat viel mit derjenigen der Chirurgen und der<br />

Chirurgie gemeinsam. Sie hat ähnlichen fördernden und hemmen-<br />

den Einflüssen unterlegen, auch fachlich und personell bestehen<br />

enge Beziehungen. Wenn die mittelalterliche Kirche das chirurgi-<br />

sche Blutvergiessen nicht schätzte (was nicht hiess, dass die mittel-<br />

alterlichen Kleriker ihre Leibchirurgen nicht geschätzt hätten),<br />

wieviel weniger konnte sie das gynäkologisch-geburtshilfliche<br />

Blutvergiessen schätzen. War doch die Schwierigkeit des Geburts-<br />

geschäftes nur die Folge von Evas Sünden, galt doch die Menstrua-<br />

tion selbst dem Mittelalter als giftiger Ausfluss der Sünde (vgl.<br />

S. 3- 7). Wo die Chirurgie im Mittelalter andererseits günstigen<br />

Boden fand, ging es auch der Geburtshilfe und Gynäkologie besser:<br />

in Italien und Frankreich etwa, oder in den Städten. In Salerno 12<br />

studierten und lehrten <strong>Frau</strong>en; eines der berühmtesten Werke der<br />

Schule von Salerno ist das gynäkologisch-geburtshilflich-kosmeti-<br />

sche Werk, das unter dem Namen Trotula läuft (wobei es unklar ist,<br />

ob dies ein <strong>Frau</strong>enname und ob es überhaupt ein Autorenname sei).<br />

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