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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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Jedenfalls hat uns schon die klassische Antike neben den bespro-<br />

chenen eher praktisch geburtshilflich-gynäkologischen Schriften<br />

auch theoretische Schriften über das Wesen der <strong>Frau</strong> hinterlassen,<br />

welche die Minderwertigkeit der <strong>Frau</strong> gegenüber dem Manne fest-<br />

halten. Schon bei der Entstehung der <strong>Frau</strong> fängt es an. In Platos Al-<br />

terswerk «Timaios» entsteht die <strong>Frau</strong> aus Menschen, die für ein un-<br />

rechtes Leben in der nächsten Inkarnation strafweise mit einem<br />

Uterus versehen wurden, unter dessen Tyrannei sie dann ihr trauri-<br />

ges Leben zu verbringen hatte (vgl. S. 34). Aristoteles (384-ca. 322<br />

v. Chr.), dem das Ziel als Ursache der Entstehung von Dingen so<br />

sehr am Herzen lag, betrachtete als Ziel aller Zeugung die Erzeu-<br />

gung von seinesgleichen. Wie bei den Vorsokratikern 6 - denen<br />

aber nicht das Ziel als vielmehr der Ursprung der Dinge wichtig<br />

war - gibt es bei Aristoteles assoziative Beziehungen zwischen Sa-<br />

men und Pneuma, Wärme, Leben, Seele. Da nun aber für ihn nur<br />

der Mann zeugungsfähig war, weil der weibliche Organismus in-<br />

folge eines Minus an Wärme die Nahrung nicht zur Vollendung<br />

des Samens verarbeiten («kochen») konnte, war das Ziel aller Zeu-<br />

gung für Aristoteles der Mann. Die <strong>Frau</strong> war demgegenüber sozusa-<br />

gen eine Missgeburt, ein impotenter Mann, wiewohl Aristoteles zu-<br />

gestand, dass derartige Geschöpfe zur Erhaltung der Art nötig seien<br />

(vgl. S. 0 und 116).<br />

Der hocheinflussreiche Galenos von Pergamon (um 130-200<br />

n. Chr.) zeigte dann, in Verarbeitung dieser wie auch vorsokrati-<br />

scher Gedanken, dass auf der rechten, besseren Seite des Uterus<br />

eher Knaben als Mädchen entstünden, weil es da infolge der Leber-<br />

nähe und der speziellen Gefässverläufe wärmer sei als links, wobei<br />

auch hier «Wärme» mit «Leben», «Kraft», «Seele» und hohem<br />

Wert assoziiert war. Links aber entstanden eher Mädchen, welche<br />

nichtausgereiften Knaben glichen, deren Geschlechtsorgane noch<br />

nicht nach aussen durchgetreten waren, ähnlich nicht durchgebro-<br />

chenen Zähnen bei Feten. Die «testes muliebres» (= Ovarien, eine<br />

alexandrinische Entdeckung) lagen noch innerlich, das Scrotum lag<br />

in Form des Uterus noch unausgestülpt im Inneren der Bauch-<br />

höhle, ebenso der noch nicht zum Penis ausgewachsene Hals der<br />

Gebärmutter. Entsprechend lagen die äusseren weiblichen Scham-<br />

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