Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
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ihren inneren Vorgängen verbergen als der Mann, und diese unent-<br />
ladenen Spannungen sind es, welche die Eigenkrankheit des Wei-<br />
bes - die Hysterie - zum grossen Theile entfesseln» 302 - natürlich<br />
war es vor allem ihre sexuelle Phantasie, die die <strong>Frau</strong> damals ver-<br />
borgen zu halten hatte. Der Wiener Sigmund Freud (18 6-1939) hat<br />
sich einerseits bei Charcot inspiriert - er hat dessen berühmte<br />
Dienstags-Vorlesungen über die Hysterie besucht und übersetzt<br />
und dessen psychologische Interpretation der traumatischen Hy-<br />
sterie übernommen und generalisiert. Wie Benedikt haben er und<br />
Joseph Breuer (1842-192 ) andrerseits den sexuellen Vorstellungen<br />
(dem sexuellen Trauma) in der Psychogenielehre eine besonders<br />
wichtige Stellung eingeräumt, zunächst im Rahmen einer allge-<br />
meinen Hysterielehre, Freud allein später in modifizierter Form im<br />
Rahmen einer allgemeinen Neurosenlehre 303 . In ihrer ersten «Vor-<br />
läufigen Mitteilung» «Über den psychischen Mechanismus hysteri-<br />
scher Phänomene» verweisen Breuer und Freud übrigens auf Bene-<br />
dikts Ideen 304 .<br />
IV. EINBILDUNGSKRAFT, IDEE<br />
UND KREATIVITÄT: PSYCHOGENIE<br />
DER ERSCHEINUNG IM 20. JAHRHUNDERT<br />
Mit der vor allem nach den beiden Weltkriegen in Gang gekom-<br />
menen Verallgemeinerung der Neurosenlehre und der Erschüt-<br />
terung des Glaubens, dass die Naturwissenschaft der alleinige<br />
Schlüssel zur Wahrheit und Erlösung sein würden, hat die Idee von<br />
den pathogenen Vorstellungen, überhaupt von der Möglichkeit,<br />
dass sich Ideen und Bilder in körperliche Realität umzusetzen ver-<br />
möchten, wieder an Boden gewonnen. Nach diesen Kriegen, und<br />
vor allem nach dem zweiten, sprach man wieder allgemeiner von<br />
Bildern, Urbildern oder mindestens «Archetypen», die Verhaltens-<br />
forschung brachte das «Suchbild» und die «Prägung» wieder in die<br />
Wissenschaft; wir sprechen nicht mehr so sehr von Idealen und<br />
Imaginationes, aber doch von «Leitbildern» und «Images». Wir<br />
treiben «Image-Building»; wir beschäftigen uns mit dem Einfluss<br />
unserer Sprache auf unser Erleben der Welt und mit dem Einfluss<br />
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