Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger
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II. MILZ (OBERBAUCH)<br />
UND HYPOCHONDRIE:<br />
DIE IDEA MORBOSA<br />
WIRD ZUR KRANKHEITSEINBILDUNG<br />
Die von der Milz ausgehende Einbildungskrankheit ist in recht di-<br />
rekter Linie zum Zustand der <strong>Krankheit</strong>seinbildungen, der Noso-<br />
phobie, geworden. Der Begriff der Einbildung hat sich dabei all-<br />
mählich entrealisiert, die «Imaginatio» unserer Väter wurde zur<br />
«Einbildung» des Brockhaus 1960. Helmonts Hypochondrie wurde<br />
zur Hypochondrie modernen Verständnisses. Denn um ein eigent-<br />
lich «hypochondrisches», nämlich in den Hypochondrien gelegenes<br />
Leiden handelt es sich wirklich bei Helmont («hypo» heisst grie-<br />
chisch «unter», «chondros» «der Knorpel»; «to hypochondrion»:<br />
der weiche Teil des Leibes unter und hinter den Rippenknorpeln,<br />
die Gegend von Magen, Leber - und Milz). Und so sagt Helmont<br />
von den der Milz innewohnenden Bildern: «Daher sie auch etwas<br />
Miltz-süchtiges (hypochondriam) von sich spüren lassen.» Es sind<br />
Bilder, welche oft «solche Zustände gebähren, die ... Zeichen von<br />
einem Miltz-süchtigen Aberwitz, wie auch von allerhand Verwir-<br />
rung und Zerstörung von sich geben» 260 . Helmont betrachtete sein<br />
Milz-Einbildungsleiden also als etwas Hypochondrisches - nur dass<br />
er den körperlichen Leiden seiner Hypochonder körperliche Reali-<br />
tät zubilligte. Die Imaginatio war für ihr ja nichts Imaginäres.<br />
Im 18. Jahrhundert wurde die Hypochondrie zur überaus weit-<br />
verbreiteten Volksseuche 261 . Man nannte sie nun auch «die Milz-<br />
sucht» oder einfach «die Milz», englisch «the Spleen» (auch der<br />
Spleen ist erst später zum wirklichkeitsfremden Spleen unseres Ver-<br />
ständnisses geworden).<br />
Es muss nun aber hier etwas nachgetragen werden. Es waren<br />
nämlich nicht nur krankmachende Bilder in der Milz, es waren<br />
auch - und das war sogar die weit geläufigere Version - krankma-<br />
chende Säfte, namentlich die schwarze Galle, auf die man die Hy-<br />
pochondrie in alter Tradition zurückzuführen pflegte. Im Rahmen<br />
der Viersäftelehre betrachtete man den Organismus ja als ein En-<br />
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