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Krankheit Frau - Esther Fischer-Homberger

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wäre absurd, der Imaginatio unendliche Kräfte zuzuschreiben. Die<br />

Wirkung der Imaginatio setzt eine gewisse Nähe voraus. Donatus<br />

beschäftigt sich recht eingehend mit der Beziehung der Imaginatio<br />

zu den traditionellerweise der Hexerei und dämonischen Einwir-<br />

kungen zugeschriebenen Phänomenen - er zeigt sich dabei vorsich-<br />

tig und kritisch. Die Lehre, dass die Wunden einer Leiche in An-<br />

wesenheit des Mörders bluten, hält er für falsch.<br />

Die «Einbildung» ist also nicht immer etwas «Eingebildetes» ge-<br />

wesen. Sie war einst eine Kraft von ziemlichem Wirkungsradius<br />

und etwas sehr Reales. Sie war ein philosophisch-naturwissen-<br />

schaftliches Prinzip von hohen Würden, verwandt mit Begriffen<br />

aus dem Umkreis der Phantasie, der Idee, der Schöpferkraft und<br />

des Gedächtnisses 249 . Sie war ein physiologisches Prinzip von er-<br />

heblicher Bedeutung und diente zur Erklärung der verschieden-<br />

sten, in moderner Sicht heterogensten Phänomene, nicht unähnlich<br />

demjenigen von Sympathie und Antipathie und den bis heute,<br />

wenngleich unter teilweisem Bedeutungswandel fortlebenden<br />

Prinzipien der Kontagien und des Giftes.<br />

Die damalige Medizin war eben genau wie die unsrige eingebet-<br />

tet in das weitere Weltverständnis ihrer Zeit. Man sieht das deut-<br />

lich in dem Büchlein «De viribus imaginationis» des Löwener Me-<br />

dizinprofessors Thomas Fienus (1 67-1631) von 163 . Fienus stellt<br />

die medizinischen Wirkungen der Einbildungskraft (physiologisch,<br />

pathologisch und therapeutisch) ganz in den Rahmen einer umfas-<br />

senderen Lehre von der Leib-Seele-Beziehung und der Beziehung<br />

des Menschen zu seiner sichtbaren und unsichtbaren Umwelt 2 0 .<br />

Eine zentrale Stellung hat die Lehre von den Einbildungen im<br />

medizinischen Werk des Johannes Baptista van Helmont (1 77-1644)<br />

inne 2 1 . Helmont hat vor seinem Medizinstudium Philosophie und<br />

zahlreiche Wissenschaften studiert. Er ist heute vor allem berühmt<br />

als Entdecker der Kohlensäure und Schöpfer des Begriffs «Gas»; er<br />

hat, von Paracelsus beeinflusst, den chemischen Gesichtspunkt in der<br />

Medizin sehr gepflegt. Unter dem Einfluss von Paracelsus (1493-<br />

1 41) und des Philosophen Platon Ideenlehre hat van Helmont auch<br />

seine Lehre vom «Archaeus» entwickelt. Der Archaeus influus ist<br />

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