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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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Sätze oder etwa analytische Sätze aus philosophischen Begriffen der<br />

Geometrie oder gar das synthetische Urteil a priori in der Geometrie zu<br />

verstehen, wie sie Kant ansonsten anführt. 8 Kant sagt nunmehr, daß sich<br />

die reinen synthetischen Urteile auf die mögliche Erfahrung, oder vielmehr<br />

auf diese Möglichkeit selbst, beziehen. Was ist nun unter der »Möglichkeit<br />

selbst« zu verstehen? Die »reinen synthetischen Urteile« können es nach<br />

der obigen Erörterung nach nicht sein, zumal auch diese »Möglichkeit<br />

selbst« es erst sein soll, was die objektive Gültigkeit ihrer Synthesis qua<br />

objektiver Realität begründet. Es handelt sich also um einen Begriff von<br />

Möglichkeit, der weder bloß auf die Möglichkeit der geometrischen<br />

Synthesis als Konstruktion zu beziehen ist noch einfach die Möglichkeit<br />

der reinen Anschauung, Teil der Erfahrung zu werden, bedeuten kann,<br />

sondern eben erst deren »Möglichkeit selbst« ist: Entweder der<br />

metaphysisch vorauszusetzende Raum, also nicht bloß als<br />

Anschauungsform, sondern als der, der erst die Bedingung der Materie<br />

der Erscheinungen ist; oder aber der Raum als Form der transzendentalen<br />

Ästhetik, in welcher allein sinnliche Erscheinungen gegeben werden<br />

können.<br />

Diese Unterscheidung in »mögliche Erfahrung« und die »Möglichkeit<br />

selbst« (aus B 196/A 157) ist schon in der transzendentalen Ästhetik (§ 3)<br />

Gegenstand einer näheren Erörterung des Verhältnisses eines Prinzips (die<br />

Möglichkeit selbst) und dessen Anwendung geworden: »Ich verstehe unter<br />

einer transzendentalen Erörterung die Erklärung eines Begriffes, als eines<br />

Prinzips, woraus die Möglichkeit anderer synthetischen Erkenntnisse a<br />

priori eingesehen werden kann.« 9 Die Erklärung eines Prinzips, woraus<br />

»die Möglichkeit anderer synthetischen Erkenntnisse a priori eingesehen<br />

werden kann«, hat nun eine Schwäche in der Formulierung aufzuweisen:<br />

es wird nicht klar, ob die »Möglichkeit anderer synthetischen<br />

Erkenntnisse« a priori eingesehen werden kann, oder ob die »Möglichkeit<br />

anderer synthetischen Erkenntnisse a priori« eingesehen werden kann.<br />

Diese Frage vermag nicht einfach entschieden werden, indem entweder<br />

die transzendentale Erörterung ein Prinzip zum Gegenstand hat, das die<br />

Möglichkeit synthetischer Urteile einsehen läßt, und zwar a priori, oder ein<br />

Prinzip zum Gegenstand hat, das die Möglichkeit synthetischer Urteile a<br />

8 Vergl. Prolegomena, § 13 oder die dritte metaphys. Erörterung des Raumes: Daß die<br />

zwei Katheten in einem Dreieck größer sind als die Hypotenuse ist ein synthetischer<br />

Satz, daß nur aus der Anschauung gewonnen werden kann.<br />

9 B 40

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