analytik und die dialektik der substanz

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-— 160 — Anschauung (synthesis speciosa ) der selben Verstandeshandlung unterstehen soll, wird präsumptiv jedes Schema der Darstellung zum Schematismus des handelnden Selbst; insofern der Differenz von Handlung und Gegenstand der Handlung in der Analytik der Begriffe und Grundsätze des Verstandesgebrauches im Rücken liegend, komplementär zum Schema der Selbstdarstellung in seinen Handlungen. »Nun ist zwar sehr einleuchtend: daß ich dasjenige, was ich voraussetzen muß, um überhaupt ein Objekt zu erkennen, nicht selbst als Objekt erkennen könne, und daß das bestimmende Selbst (das Denken) von dem bestimmbaren Selbst (dem denkenden Subjekt), wie Erkenntnis vom Gegenstande unterschieden sei. Gleichwohl ist nichts natürlicher und verführerischer als der Schein, die Einheit in der Synthesis der Gedanken für eine wahrgenommene Einheit im Subjekte dieser Gedanken zu halten. Man könnte ihn die Subreption des hypostasierten Bewußtseins (apperceptionis substantiatae) nennen.« 142 Im ersten Satz des gegebenen Abschnittes stellt Kant nun fest, daß das bestimmende Selbst zwar nicht als Objekt, aber das bestimmbare Subjekt zuerst als Objekt gedacht wird. 143 Im folgenden Satz wird nochmals erklärt, weshalb weder das Subjekt des Satzes »Ich denke« noch das Subjekt als bestimmbares Ich (Objekt) als Gegenstand der Kategorien gedacht werden dürfe, obgleich das Subjekt des Selbstbewußtseins notwendigerweise zuerst als Objekt der Kategorien zu denken versucht wird: Die Einheit in der Synthesis der Gedanken ist nicht die Einheit im — den Gedanken zugrundeliegenden — Subjekt; nun beruht die Verwechslung des Subjektes der Gedanken (aktiv) mit dem Objekt der Gedanken (passiv) allein auf die Verwechslung der synthetischen Einheit der Gedanken mit dem Objekt als Ding an sich; d. h. hier also, soll das Subjekt auch durch die Kategorien gedacht werden, wird dieses selbst nicht dieselbe Einheit in den Gedanken sein, welche als Einheit des Subjekts dieser vorausliegt. — Die Produziertheit der Einheit des Gedankens in den Kategorien impliziert eine Einheit im Subjekt, ohne allerdings damit das ganze Subjekt im Sinne der quantitativen Allheit der Prädikate eines Dinges zu umfassen oder einem schematisierten Verstandesbegriff, also erst wirklich einer Kategorie entsprechen zu können. 142 K.r.V., A 401 f. 143 Vgl. die Unterscheidung in das setzende Ich und das als (sich) setzendes Ich gesetzte Ich Fichtes.

-— 161 — Das entscheidende Argument im Paralogismus ist für Kant aber, daß dem intelligiblen Subjekt selbst gar keine Anschauung, also keine kontinuierlichen Erscheinungen von sich gegeben werden kann; es scheint geradezu so, daß nun eben nur die Einheit der Gedanken als einzige Vorstellung von einer Einheit des Subjekts selbst als Antwort auf die Frage nach der Einheit eines intelligiblen Subjekts gegeben werden kann. Nun gilt solches nur unter der Einschränkung auf die rationale Psychologie. So bleibt darüber hinaus der Zweifel, ob erstens nun jede Mitteilung des Subjektes an den inneren Sinn nur zur Konstitution einer veräußerlichenden Vorstellung eines Objekts dient, und zweitens ob deshalb alle der möglichen Erscheinungen des Selbst die Beobachtung einer Folge der Handlung des Subjekts in der sinnlich gebbaren Welt voraussetzen. Die Erscheinungen des Selbst treten zunächst auf diesen Umweg über die Folgen der Handlung in der sinnlichen Welt gegenüber den Erscheinungen der Sinnlichkeit nur als mittelbare Erscheinungen auf: ähnlich wie im ästhetisch-logischen Urteil müßten diese Erscheinungen bereits die Vorstellung eines fundierenden Verhältnisses von Subjekt zu einem Objekt beinhalten. 144 Damit ist aber eben gerade nicht die Kontinuität der Erscheinungen derselben als innerer Ausdruck im Ideal des Schönen garantiert worden, zumal die vorhin angezogene Differenz innerhalb des Umfanges des Begriffes von der Erscheinung die Erscheinungen des Selbst bereits als Schlußfolgerung aus der Erscheinung der leiblichen Existenz als Objekt, aber dieses als mit der Fähigkeit zum Ausdruck vom Subjekt anheim gestellt hat. Von der Erörterung der praktischen Vernunft her betrachtet (also nicht der technisch-praktischen Vernunft, sondern der Vernunft der Zweckbegriffe überhaupt), ist die Beharrlichkeit nicht ein Begriff des Schemas einer Kategorie der sinnlich gebbaren und gegebenen Erscheinungen sondern die Bedingung jeder Setzung einer Norm durch die Vernunft: sieht man zunächst von der dynamischen Beharrlichkeit pathologischer Begierden einmal ab, so gehört zweifellos die Beharrlichkeit des Willens selbst zu einer, der praktischen Vernunft theoretisch vorauszusetzenden reinen Norm. Gleichwohl kann der immanent notwendige Schein, in der Einheit der Synthesis der 144 Vgl. dazu K.d.U: »Der Verstand kann durch die Vergleichung des Objekts im Punkte des Wohlgefälligen mit dem Urteile ein allgemeines Urteil machen:z.B. alle Tulpen sind schön; aber das ist alsdann kein Geschmacks- sondern ein logisches Urteil, welches die Beziehung eines Objekts auf den Geschmack zum Prädikate der Dinge von einer gewissen Art überhaupt macht; dasjenige aber, wodurch ich eine einzelne gegebene Tulpe schön, d. i. mein Wohlgefallen an derselben allgemeingültig finde, ist allein das Geschmacksurteil.« (B 143/A 141)

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Anschauung (synthesis speciosa ) <strong>der</strong> selben Verstandeshandlung<br />

unterstehen soll, wird präsumptiv jedes Schema <strong>der</strong> Darstellung zum<br />

Schematismus des handelnden Selbst; insofern <strong>der</strong> Differenz von<br />

Handlung <strong>und</strong> Gegenstand <strong>der</strong> Handlung in <strong>der</strong> Analytik <strong>der</strong> Begriffe <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>sätze des Verstandesgebrauches im Rücken liegend, komplementär<br />

zum Schema <strong>der</strong> Selbstdarstellung in seinen Handlungen.<br />

»Nun ist zwar sehr einleuchtend: daß ich dasjenige, was ich voraussetzen<br />

muß, um überhaupt ein Objekt zu erkennen, nicht selbst als Objekt<br />

erkennen könne, <strong>und</strong> daß das bestimmende Selbst (das Denken) von dem<br />

bestimmbaren Selbst (dem denkenden Subjekt), wie Erkenntnis vom<br />

Gegenstande unterschieden sei. Gleichwohl ist nichts natürlicher <strong>und</strong><br />

verführerischer als <strong>der</strong> Schein, <strong>die</strong> Einheit in <strong>der</strong> Synthesis <strong>der</strong> Gedanken<br />

für eine wahrgenommene Einheit im Subjekte <strong>die</strong>ser Gedanken zu halten.<br />

Man könnte ihn <strong>die</strong> Subreption des hypostasierten Bewußtseins<br />

(apperceptionis substantiatae) nennen.« 142<br />

Im ersten Satz des gegebenen Abschnittes stellt Kant nun fest, daß das<br />

bestimmende Selbst zwar nicht als Objekt, aber das bestimmbare Subjekt<br />

zuerst als Objekt gedacht wird. 143 Im folgenden Satz wird nochmals erklärt,<br />

weshalb we<strong>der</strong> das Subjekt des Satzes »Ich denke« noch das Subjekt als<br />

bestimmbares Ich (Objekt) als Gegenstand <strong>der</strong> Kategorien gedacht werden<br />

dürfe, obgleich das Subjekt des Selbstbewußtseins notwendigerweise<br />

zuerst als Objekt <strong>der</strong> Kategorien zu denken versucht wird: Die Einheit in<br />

<strong>der</strong> Synthesis <strong>der</strong> Gedanken ist nicht <strong>die</strong> Einheit im — den Gedanken<br />

zugr<strong>und</strong>eliegenden — Subjekt; nun beruht <strong>die</strong> Verwechslung des<br />

Subjektes <strong>der</strong> Gedanken (aktiv) mit dem Objekt <strong>der</strong> Gedanken (passiv)<br />

allein auf <strong>die</strong> Verwechslung <strong>der</strong> synthetischen Einheit <strong>der</strong> Gedanken mit<br />

dem Objekt als Ding an sich; d. h. hier also, soll das Subjekt auch durch <strong>die</strong><br />

Kategorien gedacht werden, wird <strong>die</strong>ses selbst nicht <strong>die</strong>selbe Einheit in<br />

den Gedanken sein, welche als Einheit des Subjekts <strong>die</strong>ser vorausliegt. —<br />

Die Produziertheit <strong>der</strong> Einheit des Gedankens in den Kategorien impliziert<br />

eine Einheit im Subjekt, ohne allerdings damit das ganze Subjekt im Sinne<br />

<strong>der</strong> quantitativen Allheit <strong>der</strong> Prädikate eines Dinges zu umfassen o<strong>der</strong><br />

einem schematisierten Verstandesbegriff, also erst wirklich einer Kategorie<br />

entsprechen zu können.<br />

142 K.r.V., A 401 f.<br />

143 Vgl. <strong>die</strong> Unterscheidung in das setzende Ich <strong>und</strong> das als (sich) setzendes Ich gesetzte<br />

Ich Fichtes.

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