analytik und die dialektik der substanz
analytik und die dialektik der substanz analytik und die dialektik der substanz
-— 148 — II. SUBSTANZ UND BEHARRLICHKEIT: DIE DIALEKTIK ZWISCHEN DASEIN UND SUBSTANZ VERFÄLLT ZUR DICHTONOMIE VON SUBJEKT UND OBJEKT 9) Der Paralogismus als Grundproblem des Daseinsbegriffes. Die Identität der Person ist in der praktischen Vernunft fundiert, in der ersten Kritik B aber kein Argument Gleich ob als Kriterium für die Einheit des Bewußtseins die kontinuierliche Beziehbarkeit der Begriffe auf Anschauung genannt wird oder ob gleich die Rückführbarkeit der Folgen von Folgen zur Beurteilung herangezogen wird: Um eine einfache Substanz kann es in der Frage nach dem Grund der Einheitlichkeit des Substrates des Begriffes dessen, was alles mit Ich oder Substanz bezeichnet werden kann, nicht mehr gehen. Kant legt sich hier vor jeder Untersuchung der weiteren Möglichkeiten von Gesetzmäßigkeit in den Folgen daraufhin fest, daß die Evidenz einer Kontinuität in der Zeitlichkeit des inneren Sinnes (gegenüber der Kontinuität der sukzessive vorgehenden formalen Anschauung) nicht nur eine ursprünglich hervorgebrachte ist, sondern auch, daß die Selbstaffektation selbst gar keine objektive Gültigkeit im Sinne der reinen Verstandesbegriffe erreichen kann. Die hier entscheidende Untersuchung hat m. E. im zweiten Paralogismus der ersten Fassung einzusetzen, wo das Substrat eines Begriffes überhaupt klassisch nach einfacher und zusammengesetzter Substanz unterschieden wird. Der zweite Paralogismus der Simplizität (in A) lautet nun: »Dasjenige Ding, dessen Handlung niemals als die Konkurrenz vieler handelnder Dinge angesehen werden kann, ist einfach. Nun ist die Seele, oder das denkende Ich, ein solches.« (A 351). Kant bestimmt demnach hier die Einheit des Selbstbewußtseins aus den Folgen des fraglichen Dinges; sie sind definitionsgemäß rückführbar (qualitative Einheit des Begriffs, § 12), hier aber noch als einander nicht konkurrenzierend zu denken (vgl. dazu das zweite Selektionskriterium des Begriffs vom einzelnen Gegenstand als Ideal der reinen Vernunft: das wesentliche Prädikate ohne Widerspruch nebeneinander stehen zu können). Selbst diese Unterscheidung verhilft uns aber nicht zur Selbsterkenntnis, wie Kant in der Widerlegung ausführt:
-— 149 — »So ist demnach das einfache Bewußtsein keine Kenntnis der einfachen Natur unseres Subjekts, in so fern, als dieses dadurch von der Materie, als einem zusammengesetzten Wesen, unterschieden werden soll.« »Wenn dieser Begriff aber dazu nicht taugt, ihn in dem einzigen Falle, da er brauchbar ist, nämlich in der Vergleichung meiner Selbst mit Gegenständen äußerer Erfahrung, das Eigentümliche und Unterscheidende seiner Natur zu bestimmen, so mag man immer zu wissen vorgeben: das denkende Ich, die Seele, (ein Name für den transzendentalen Gegenstand des inneren Sinnes) sei einfach; dieser Ausdruck hat deshalb doch gar keinen auf wirkliche Gegenstände sich erstreckenden Gebrauch und kann daher unsere Erkenntnis nicht im mindesten erweitern.« (A 361) Um dieses Zitat recht zu verstehen, muß zuerst geklärt werden, welchen Begriff im ersten Satz Kant eingangs des zweiten Absatzes als »dieser Begriff« bezeichnet hat. Es liegt nahe, das »einfache Bewußtsein« für diesen Begriff zu halten, denn die vorangegangene Leibniz-Paraphrase (A 359) 120 behält gerade die Vertauschbarkeit materieller und intelligibeler Substanz bei: »[...] wenn ich unter Seele ein denkend Wesen an sich selbst verstehe, [ist] die Frage an sich schon unschicklich [...]: ob sie nämlich mit der Materie (die gar kein Ding an sich selbst, sondern nur eine Art Vorstellungen von uns ist) von gleicher Art sei, oder nicht; denn das versteht sich von selbst, daß ein Ding an sich selbst von anderer Natur sei, als die Bestimmungen, die bloß seinen Zustand ausmachen. Vergleichen wir aber das denkende Ich nicht mit der Materie, sondern mit dem Intelligibelen, welches der äußeren Erscheinung, die wir Materie nennen zum Grunde liegt: so können wir, weil wir vom letzteren gar nichts wissen, auch nicht sagen: daß die Seele sich von diesem irgend worin innerlich unterscheide. So ist demnach das einfache Bewußtsein keine Kenntnis der einfachen Natur unseres Subjektes, in so fern, als dieses dadurch von der Materie, als einem zusammengesetzten Wesen, unterschieden werden soll.« 121 120 »Auf solche Weise würde eben dasselbe, was in einer Beziehung körperlich heißt, in einer anderen zugleich ein denkend Wesen sein, dessen Gedanken wir zwar nicht, aber doch die Zeichen derselben in der Erscheinung, anschauuen können. Dadurch würde der Ausdruck wegfallen, daß nur Seelen (als besondere Arten von Substanzen) denken; d. i. eben dasselbe, was, als äußere Erscheinung, ausgedehnt ist, innerlich (an sich selbst) ein Subjekt sei, was nicht zusammengesetzt, sondern einfach ist und denkt.« 121 A 360
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DIE DIALEKTIK ZWISCHEN DASEIN UND SUBSTANZ<br />
VERFÄLLT ZUR DICHTONOMIE VON SUBJEKT UND<br />
OBJEKT<br />
9) Der Paralogismus als Gr<strong>und</strong>problem des Daseinsbegriffes.<br />
Die Identität <strong>der</strong> Person ist in <strong>der</strong> praktischen Vernunft<br />
f<strong>und</strong>iert, in <strong>der</strong> ersten Kritik B aber kein Argument<br />
Gleich ob als Kriterium für <strong>die</strong> Einheit des Bewußtseins <strong>die</strong> kontinuierliche<br />
Beziehbarkeit <strong>der</strong> Begriffe auf Anschauung genannt wird o<strong>der</strong> ob gleich<br />
<strong>die</strong> Rückführbarkeit <strong>der</strong> Folgen von Folgen zur Beurteilung herangezogen<br />
wird: Um eine einfache Substanz kann es in <strong>der</strong> Frage nach dem Gr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Einheitlichkeit des Substrates des Begriffes dessen, was alles mit Ich<br />
o<strong>der</strong> Substanz bezeichnet werden kann, nicht mehr gehen. Kant legt sich<br />
hier vor je<strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> weiteren Möglichkeiten von<br />
Gesetzmäßigkeit in den Folgen daraufhin fest, daß <strong>die</strong> Evidenz einer<br />
Kontinuität in <strong>der</strong> Zeitlichkeit des inneren Sinnes (gegenüber <strong>der</strong><br />
Kontinuität <strong>der</strong> sukzessive vorgehenden formalen Anschauung) nicht nur<br />
eine ursprünglich hervorgebrachte ist, son<strong>der</strong>n auch, daß <strong>die</strong><br />
Selbstaffektation selbst gar keine objektive Gültigkeit im Sinne <strong>der</strong> reinen<br />
Verstandesbegriffe erreichen kann.<br />
Die hier entscheidende Untersuchung hat m. E. im zweiten Paralogismus<br />
<strong>der</strong> ersten Fassung einzusetzen, wo das Substrat eines Begriffes überhaupt<br />
klassisch nach einfacher <strong>und</strong> zusammengesetzter Substanz unterschieden<br />
wird. Der zweite Paralogismus <strong>der</strong> Simplizität (in A) lautet nun:<br />
»Dasjenige Ding, dessen Handlung niemals als <strong>die</strong> Konkurrenz vieler<br />
handeln<strong>der</strong> Dinge angesehen werden kann, ist einfach. Nun ist <strong>die</strong> Seele,<br />
o<strong>der</strong> das denkende Ich, ein solches.« (A 351). Kant bestimmt demnach hier<br />
<strong>die</strong> Einheit des Selbstbewußtseins aus den Folgen des fraglichen Dinges;<br />
sie sind definitionsgemäß rückführbar (qualitative Einheit des Begriffs,<br />
§ 12), hier aber noch als einan<strong>der</strong> nicht konkurrenzierend zu denken (vgl.<br />
dazu das zweite Selektionskriterium des Begriffs vom einzelnen<br />
Gegenstand als Ideal <strong>der</strong> reinen Vernunft: das wesentliche Prädikate ohne<br />
Wi<strong>der</strong>spruch nebeneinan<strong>der</strong> stehen zu können). Selbst <strong>die</strong>se<br />
Unterscheidung verhilft uns aber nicht zur Selbsterkenntnis, wie Kant in<br />
<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung ausführt: