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analytik und die dialektik der substanz

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-— 142 —<br />

inneren Sinnes) <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> rationalen Psychologie des »ich denke«;<br />

hier ist <strong>der</strong> Akt des Denkens (synthesis intellectualis ) nicht ohne<br />

gleichzeitiges Ziehen <strong>der</strong> Linie (synthesis speciosa ) möglich. Aus <strong>die</strong>ser<br />

Analogie entspringt nun auch <strong>die</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Vollständigkeit <strong>und</strong><br />

Notwendigkeit des Gegenstandsbezuges. Allerdings steht Kant dann vor<br />

dem Problem, daß <strong>der</strong> Teil, mit welchem ich beginne eine Linie zu ziehen,<br />

eben immer schon Teil einer Linie sein muß. Jedoch soll, obgleich ich doch<br />

von Anfang an den Begriff einer Linie denke, erst im Fortgang des Ziehens<br />

(wenn auch nur in Gedanken), also erst wenn <strong>die</strong> gezogene Linie aus<br />

mehreren Teilen in <strong>der</strong> Einbildung (so auch <strong>der</strong> Akt aus mehreren<br />

Augenblicken) besteht, sich <strong>die</strong> reine Anschauung einer Linie für uns<br />

herstellen. So entgeht Kant hier zwar <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> bloß gesetzten<br />

Identität von transzendentalen <strong>und</strong> geometrischen Gr<strong>und</strong>sätzen in den<br />

Axiomen <strong>der</strong> Anschauung, muß aber <strong>die</strong> Identität <strong>der</strong><br />

Verstandeshandlung als bloßes Denken eines Begriffes <strong>der</strong> Linie (in<br />

Gedanken) mit <strong>der</strong> Verstandeshandlung des Ziehens einer Linie (in <strong>der</strong><br />

Einbildung) als Herstellung <strong>der</strong> reinen Anschauung, aufgeben: Identität<br />

könnte bloß von <strong>der</strong> Regel behauptet werden.<br />

Unmittelbarkeit kann also nur von <strong>der</strong> selbst empirischen Selbstaffektation<br />

des inneren Sinnes im Denken behauptet werden; <strong>die</strong>se Unmittelbarkeit<br />

<strong>der</strong> Selbstempfindung ist jedoch jedem Inhalt gegenüber indifferent. Es<br />

wird also in <strong>die</strong>sem Rahmen nicht <strong>die</strong> Identität <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Handlung<br />

<strong>der</strong> Apprehension <strong>der</strong> Mannigfaltigkeit von empirisch gegebenen<br />

Erscheinungen mit <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Handlung <strong>der</strong> produktiven<br />

Einbildungskraft, <strong>die</strong> unter einem geometrischen Begriff steht, bestritten,<br />

son<strong>der</strong>n zuerst überhaupt <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Identität <strong>der</strong> Handlung des<br />

reinen Verstandes (synthesis intellectualis ) mit <strong>der</strong> Handlung eben des<br />

selben Verstandes gegenüber dem inneren Sinn als Produkt <strong>der</strong> mit<br />

Einbildungskraft begabten Spontaneität (synthesis speciosa ) eingefor<strong>der</strong>t.<br />

Die reine Anschauung ist deshalb rein, weil sie allein aus einem Begriff<br />

konstruiert werden kann. Nun soll schon <strong>der</strong> philosophische Begriff einer<br />

geometrischen Figur zureichend bestimmt sein, <strong>die</strong>se in reiner<br />

Anschauung zu konstruieren. Die Konstruktivität <strong>der</strong> geometrischen<br />

Begriffe Kants, auch wenn sie bloß philosophische Begriffe sind, setzen für<br />

<strong>die</strong> Konstitution <strong>der</strong> reinen Geometrie <strong>die</strong> Zeit als Sukzessivität voraus,<br />

obgleich <strong>der</strong> Begriffsinhalt selbst <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gründe für <strong>die</strong> Verhältnisse in<br />

<strong>der</strong> Geometrie nicht zeitlich sein können. Zweifelos muß, bevor mit einer<br />

Konstruktion begonnen werden kann, ein Begriff des zu Konstruierenden

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