analytik und die dialektik der substanz

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führen können. Worin besteht die erwartete größere Strenge der
Definition? Allgemein gesagt, zweifellos darin, ein Kriterium angeben zu
können, was Ursache von welcher Wirkung ist; etwas, was von dem Satz
»Jeder Zufall hat eine Ursache« jedenfalls nicht erwartet werden kann.
Kant hält erst die logische Eigenschaft der Zeit, die über die Feststellung
des bloßen Wechsels hinausgeht, also daß die Entgegensetzung in der
Definition des Veränderlichen als kontradiktorischer Gegensatz von non-B
und B ausgedrückt werden kann, formal für ausreichend fundiert, um die
Frage nach einer äqivalenten Verbindung zur Relation von (unbekannter)
Ursache und (bekannter) Dependenz, die in der Reihe der Erscheinungen
identifiziert werden können, überhaupt stellen zu können. Kant markiert
zwischen dem logischen Zufall, dem nichts determiniert ist, und dem
empirischen Zufall, der sich von vollständiger Determination nicht
unterscheiden läßt, da jeder Zufall eine Ursache hat, eine Grenze. Diesen
von Kant vorgezeichneten Weg aus der wolffschen Scholastik heraus noch
einen Schritt weiter zu verfolgen, sollte also eine lohnende Aufgabe sein.
Die Wirkung einer Ursache (ein analytischer Satz) muß nicht nur in
Hinblick auf die logische Definition der Veränderung als Gegensatz der
Ursache verstanden werden. Jedoch: Unabhängig vom Ablauf der Zeit
bleibt die Ordnung der Begriffe von Ursache und Dependenz gewahrt:
Die Wirkung ist das Abhängige und setzt so die Ursache voraus; die
Ursache aber existiert unabhängig von der Wirkung, wenngleich für sich
nicht allein als Ursache. Also: Nicht nur insofern der Verstandesbegriff der
Kausalitätskategorie analytisch eine eigene Zeitbedingung mit der
Zeitordnung ausdrückt, läßt sich diese selbst mit der kontradiktorischen
Entgegensetzung von non-B und B (B eben als Ausdruck der Wirkung)
beschreiben. Dann aber entspricht die Definition der Zeitordnung im
reinen Verstandesbegriff 85 formal der Definition der Zeit der Veränderung
als modallogische Regel und so auch als Weiterbestimmung des Wechsels
der bloßen Zeitreihenfolge zur Sukzession. Nun stellt schon der
vorkritische Kant fest, daß es keine Steigerung von Notwendigkeit geben
kann:
»Wenn wir die hypothetische, insbesondere die moralische Notwendigkeit
von der unbedingten unterscheiden, dann geht es hier nicht um die Kraft
und Wirksamkeit der Notwendigkeit, ob nämlich eine Sache in dem einen
85 K.r.V., B 248: „Das Verhältnis bleibt, wenn gleich keine Zeit verlaufen ist.“