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analytik und die dialektik der substanz

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-— 118 —<br />

Wi<strong>der</strong>spruch als <strong>die</strong> Regel <strong>der</strong> Identität im logischen Satz über <strong>die</strong><br />

Beharrlichkeit vorstellt: »In je<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung beharrt <strong>die</strong> Substanz, weil<br />

<strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>die</strong> Sukzession <strong>der</strong> Bestimmung eines <strong>und</strong> desselben<br />

Dinges ist. Dies ist ein bloß logischer Satz nach <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Identität. Er<br />

sagt aber nicht, daß überhaupt <strong>die</strong> Substanz nicht entstehe o<strong>der</strong> vergehe,<br />

son<strong>der</strong>n nur während <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung bleibe.« 63 Hält man <strong>die</strong>se<br />

Erklärung für <strong>die</strong> zutreffende Feststellung, so folgt daraus zunächst nicht,<br />

daß Kant etwa nunmehr seine Absicht aufgeben hat müssen, weil <strong>die</strong><br />

Entgegensetzung von Ausssagen o<strong>der</strong> von Prädikaten (<strong>die</strong>s bleibt zunächst<br />

unbestimmt) über sukzessive Zustände eines Dinges ohne über eine <strong>der</strong><br />

logischen Zufälligkeit hinausgehende Bestimmung bleibt (im Gegenteil:<br />

<strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung wird zur Wirkung, <strong>die</strong> zur Erscheinung Substanz<br />

voraussetzt), son<strong>der</strong>n Kant schränkt bloß <strong>die</strong> Dauer des Dinges daraufhin<br />

ein, daß <strong>die</strong> Beharrlichkeit des Dinges — aber damit auch <strong>die</strong> Identität des<br />

Dinges — nur solange behauptet werden darf, solange <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

andauert. Dabei ist erstens zu beachten, daß <strong>die</strong> Sukzession nicht nur<br />

zwischen wechselnden Zuständen (als Arten zu existieren) stattfindet 64<br />

<strong>und</strong> zweitens, daß <strong>die</strong> wechselnden Merkmale gemeinsam mit einem<br />

bleibenden Merkmal betrachtet werden müssen, ansonsten den<br />

wechselnden Zuständen <strong>die</strong> Substanz nur nach dem Satz <strong>der</strong> logischen<br />

Identität gedacht, nicht aber als Beharrlichkeit in <strong>der</strong> Erfahrung gegeben<br />

werden kann. Bevor <strong>die</strong> wechselnden Prädikate aussagenlogisch<br />

kontradiktorisch entgegengesetzt werden, muß also zuvor <strong>die</strong> bleibende<br />

Eigenschaft mit <strong>der</strong> wechselnden Eigenschaft verknüpft werden können.<br />

Die Bestimmung des kontradiktorischen Gegenteils aufgr<strong>und</strong><br />

semantischer Oppositionen (wie etwa »heiß« - »kalt« o<strong>der</strong> »sterblich« -<br />

»unsterblich«), was für sich keine Beziehung <strong>der</strong> ausgesagten<br />

Eigenschaften auf ein <strong>und</strong> dasselbe Ding benötigt, führt allein für sich,<br />

selbst wenn sie systematisch möglich wäre, in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />

Weiterbestimmung des Ding an sichs zu nichts: <strong>die</strong> oppositionelle<br />

Glie<strong>der</strong>ung aller möglichen Prädikate überhaupt ist keine Folge <strong>der</strong> jeweils<br />

einfachen Zuschreibungen auf irgendwelche Dinge, son<strong>der</strong>n erst <strong>die</strong> Folge<br />

des Kriteriums vom Prinzip <strong>der</strong> durchgängigen Bestimmung eines<br />

bestimmten Dinges. 65<br />

63 Refl. 6403, man darf das aber nicht als Wi<strong>der</strong>spruch zum Satz <strong>der</strong><br />

Unverän<strong>der</strong>lichkeit des Quantums <strong>der</strong> Materie denken.<br />

64 Falls <strong>der</strong> »Zustand« als »Art zu existieren« eine Auszeichnung gewisser Prädikate<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en möglichen Prädikaten sein soll.<br />

65 K. r. V., B 599-601/A 571-573; vgl. hier auch im dritten Abschnitt, 2., a, §§ 9-10

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