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analytik und die dialektik der substanz

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ist <strong>die</strong> Zeit nicht zu den Begriffen <strong>der</strong> Dinge an sich gehörig, son<strong>der</strong>n zu<br />

<strong>der</strong> Art, wie wir sie sie anschauen.« 40<br />

Kant erklärt den kontradiktorischen Gegensatz also damit, daß sich hier<br />

<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch nur zwischen den Prädikaten eines Dinges, nicht<br />

zwischen Prädikat <strong>und</strong> Subjektbegriff herstellt. 41 Zwar begründet Kant im<br />

synthetischen Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Kausalität <strong>die</strong> Möglichkeit eines Begriffes<br />

nicht mehr allein auf <strong>die</strong> Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit, son<strong>der</strong>n bereitet den<br />

Übergang von <strong>der</strong> bloßen Denkmöglichkeit zur Realmöglichkeit vor,<br />

jedoch hat er zuvor, sofern <strong>der</strong> Begriff nicht dem Dasein nach durchgängig<br />

determiniert ist (ein bloßes, aber doch transzendentales Ideal), <strong>die</strong> logische<br />

Zufälligkeit <strong>der</strong> Prädikatsverhältnisse eines Dinges wie <strong>die</strong> logische<br />

Zufälligkeit des an sich unbestimmten Dinges, schließlich noch <strong>die</strong><br />

logische Zufälligkeit von Existenz von etwas behauptet. 42 Offenbar ist hier<br />

vom Ding noch nicht im kategorialen Sinn <strong>die</strong> Rede. — Zufälligkeit ist aber<br />

selbst eine modale Kategorie <strong>und</strong> wird von Kant im folgenden Satz <strong>der</strong><br />

Anmerkung zur Thesis <strong>der</strong> vierten Antinomie am deutlichsten formuliert:<br />

»Zufällig, im reinen Sinne <strong>der</strong> Kategorie, ist das, dessen kontradiktorisches<br />

Gegenteil möglich ist.« 43<br />

Wenn Prädikatsverhältnisse eines Dinges ebenso wie das Ding logisch<br />

zufällig genannt werden müssen, verliert <strong>die</strong> behauptete Regel: Das, was<br />

nicht zugleich möglich, aber nacheinan<strong>der</strong> möglich ist, steht mit Notwendigkeit in<br />

einem kontradiktorischen Gegensatz zueinan<strong>der</strong>, ihre Kraft, eine nähere<br />

Bestimmung zu begründen. — Kant setzt im obigen Zitat fort: »[...] Was<br />

verän<strong>der</strong>t wird, dessen Gegenteil (seines Zustandes) ist zu einer an<strong>der</strong>en<br />

Zeit wirklich, mithin auch möglich; mithin ist <strong>die</strong>ses nicht das<br />

kontradiktorische Gegenteil des vorigen Zustandes, wozu erfor<strong>der</strong>t wird,<br />

daß in <strong>der</strong>selben Zeit, da <strong>der</strong> vorige Zustand war, an <strong>der</strong> selben Stelle<br />

40 Hervorhebungen von K.Cramer. Vgl. auch K.r.V.: »Verän<strong>der</strong>ung ist Verbindung<br />

kontradiktorisch einan<strong>der</strong> entgegengesetzten Bestimmungen im Dasein ein <strong>und</strong><br />

desselben Dinges.« (B 291), auch B 232, B 233, A 206 f./B 252 <strong>und</strong> A 459/B 487 f.. Daß<br />

<strong>die</strong>se Auffassung schon in <strong>der</strong> vorkritischen Zeit von Kant vertreten wurde, belegen<br />

<strong>die</strong> Refl. 3768, 3771, 3838, 4041, 4060, 4486, 5266.<br />

41 Vgl. auch K. r. V.,B 192<br />

42 CRAMER 1985: p. 168, Refl. 5796: »Alles Verän<strong>der</strong>liche ist durch seinen Begriff in<br />

Ansehung <strong>der</strong> praedicatorum oppositorum unbestimmt, also logisch zufällig.« Vgl.<br />

auch Refl. 3838: »Das Gegenteil eines Prädikats zu einer an<strong>der</strong>en Zeit beweiset, daß<br />

das Subjekt an <strong>und</strong> vor sich selbst in Ansehung <strong>der</strong>selben unbestimmt sei.« Dazu<br />

ergänzend Refl. 5794: »Alle Verän<strong>der</strong>lichkeit beweiset <strong>die</strong> Zufälligkeit des Dinges<br />

nach bloßen Begriffen des Verstandes, weil durch den Begriff es nicht dem Dasein<br />

nach, mithin durchgängig determiniert ist.«<br />

43 K. r. V., A 456/B 486 f.. Kant zitiert damit <strong>die</strong> Definition des Kontingenten <strong>der</strong><br />

Leibniz-Wolffschen Ontologie, vgl. CRAMER 1985, p. 39.

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