21.07.2013 Aufrufe

analytik und die dialektik der substanz

analytik und die dialektik der substanz

analytik und die dialektik der substanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

-— 264 —<br />

geschlossenen Theoriensystems sind, das Feld <strong>der</strong> Bewußtseinsleistungen<br />

auch in philosophisch-anthropologischer Hinsicht verfehlen. In <strong>die</strong>ser<br />

Haltung befindlich hat Heidegger, so könnte man sagen, befangen von <strong>der</strong><br />

Einsicht des ursprünglich existenziell zwischen Wahrheit <strong>und</strong> Irrtum<br />

Stehens des (individuellen) Daseins, offenbar dem Urteil hinsichtlich des<br />

erkenntnistheoretischen <strong>und</strong> logischen Anspruchs nicht <strong>die</strong> nötige<br />

Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, wenn er das Urteilen <strong>und</strong> den<br />

Ursprung <strong>der</strong> Vernunft zumal letzlich nahezu völlig dem »man« des<br />

kollektiven Besorgens überantwortet.<br />

f) Die Bedingung <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Falschheit<br />

Gethmann sieht in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> möglichen Falschheit eine Parallele von<br />

Kant zu Heidegger: es scheint bei beiden plötzlich zum Problem zu<br />

werden, daß <strong>die</strong> Falschheit bei Befolgung <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />

Reflexionsregeln gar nicht mehr möglich sei. Das ergibt sich auch aus <strong>der</strong><br />

(falschen) Umkehrung des Übergangs von einer empirisch-subjektiven<br />

Aussage zu einer »Ausage an sich« als präexistente Wahrheit, <strong>der</strong> sich<br />

Heidegger bei Lotze gegenübersieht (Gethmann S. 121/122). 268 Hier wäre<br />

auch an <strong>die</strong> Differenzen zwischen Bolzano <strong>und</strong> Brentano in <strong>der</strong> Frage des<br />

»Ist-Sagens« zu erinnern, <strong>die</strong> im Falle einer reellen Unterscheidung <strong>der</strong><br />

semientia in entia rationis sine f<strong>und</strong>amentum in re <strong>und</strong> enti rationis cum<br />

f<strong>und</strong>amentum in re weiterhin einer Erklärung harrt. 269 Einstweilen reicht<br />

zwischen Existenz <strong>und</strong> Geltung im Erkenntnisurteil <strong>die</strong> Frage: Inwiefern<br />

hat <strong>die</strong> Rede als Aussage ohne vollständigen Urteilsvollzug eine<br />

Beziehung zum gemeinten Sachverhalt? Dazu ist zu erinnern, daß <strong>der</strong><br />

Urteilsvollzug letztlich existenzial immer schon als Aneignung <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit zu verstehen ist <strong>und</strong> insofern mit dem ens tamquam verum<br />

im Zielpunkt übereinkommt. Das schließt freilich den pragmatischen<br />

Standpunkt mit ein. In Frage steht dabei immer, was unter »Wirklichkeit«<br />

nun genau zu verstehen sei, <strong>und</strong> welche Kriterien man <strong>die</strong>sen<br />

Verständnisweisen beibringen kann. Gethmann sieht drei<br />

268 Eine solche Umkehrung scheint Bolzano nur in seiner Elementarlehre zu beför<strong>der</strong>n,<br />

wenn er zu bedenken gibt, daß auch ein empirisches Ereignis im Nachhinein als<br />

logisch wie kausal begründetes Ereignis im als ideal zu denkenden Gedächtnis<br />

aufbewahrt ist.<br />

269 Hier wird offenbar nicht nur Bolzanos Beitrag zur Logik <strong>und</strong> zur Wissenschaftslehre<br />

unterschlagen, son<strong>der</strong>n auch dessen clandestine Wirkungsgeschichte über Robert<br />

Zimmermann in Richtung polnische Philosophie (Twardowsky in <strong>der</strong> Logik,<br />

Ingarden in <strong>der</strong> Ästhetik) <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Schüler Franz Brentanos: neben Höfler, Marty<br />

<strong>und</strong> Meinong ist hier eben insbeson<strong>der</strong>e Edm<strong>und</strong> Husserl zu nennen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!