analytik und die dialektik der substanz

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21.07.2013 Aufrufe

-— 258 — sie von Aristoteles expliziert wird, mit der „pragmatischen“ Grundstruktur in Zusammenhang zu bringen, welche als „erfüllende“ Anschauung gemäß Husserl der Aussage vorausliegen soll« (S. 112). Dieser Verweis auf »Pragmatik« vermengt nicht nur die rethorischen Wurzeln der Aussageformen, welcher der aristotelischen Logik von platonisch-akademischer Seite her zu Grunde liegen, mit der bloßen Doxa: Die freilich hinsichtlich den Naturwissenschaften wie den Formalwissenschaften verschieden anzusetzenden Wahrheitsfragen sind mit der Frage nach der spezifischen Aussageform über ethisch relevante Verhältnisse zu sich selbst und zu anderen zu konfrontieren. Das Konzept der »Ausweisung« der Richtigkeit der Intentionalität ist nun nach Heidegger selbst kein Akt des Schauens, sondern ein Akt des Sich- Verstehens-auf-etwas. Insofern würde sich dieser Ausweg für das Problem, wie könnte der Ethik in der erkenntnistheoretischen Reflexion ein eigener Gegenstand gefunden werden, ebenso anbieten, 261 wie der vielfach beschrittene Weg, die Ethik methodisch als ein Problem der Ästhetik zu behandeln. Letzteres wäre in dieser Form allerdings nichts als die Reduktion der Akteinheit auf ein anderes Moment derselben, sollte die Definition der »Ausweisung« bloß zur klassifikatorischen Unterscheidung der Erfüllungssynthesen dienen. — Kants Argumentationsgang scheint davon gar nicht mehr betroffen, da er schon in der ersten Kritik nicht nur Anschauungsform, Begriffe und Grundsätze für den Gebrauch der Verstandesbegriffe in der Erfahrung deutlich genug auseinander gehalten hat, sondern in der ersten Kritik auch das Feld der Phänomenologie nicht nur implizite zureichend eingeschränkt hat. In der praktischen Vernunft wird (obgleich diese in der Maximenlehre in zwei Teile zerfällt) abermals schon das bloße Einleuchten des Richtigen (geschweige denn die pragmatische Ausweisung des Richtigen) nachhaltig durch die ursprüngliche Billigung des Guten distanziert, was die Frage nach der Stellung des Universalisierungsprinzips in den Interpretationen des kategorischen Imperativs neu aufwirft. 262 — Heideggers Kritik an Husserl findet jedoch etwas Meinbares bzw. etwas Treffbares im Gemeinten, gerade weil sowohl von Seiten der Logik als Wahrheitsfähigkeit im Sinne der Einheit von Geltungs- und Existenzbehauptung (also auch ohne 261 Eben die Unterscheidung betreffend, die eine mögliche theoretische Erkenntnis des Richtigen in sittlicher Hinsicht und die ihrerseits als usprünglich angesetzten Billigung des Guten auseinanderzuhalten vermag. 262 Ein solcher Gegenzug ist aus dem Verhältnis von Anschauung und Antizipation in der konstitutiven Kategorie schon bekannt.

-— 259 — Bedingung der aktuellen Anwesenheit — wenngleich auch immer für diese Bedingung paßfähig) wie von Seiten der praktischen Vernunft an Husserls Evidenzauffassung bereits Kritik geübt worden ist; und zwar obwohl Heidegger selbst eben dieser schon an Brentanos Evidenzauffassung zu übende Kritik zum Opfer fallen droht. Hingegen besitzt die Anschauung bei Kant noch in A für einen Moment der Analyse die einfache Doppeltheit zwischen Wahrnehmung bloßer Sinnlichkeit und Wahrnehmung als die Mitteilung wirklicher Verhältnisse. 263 Das »Sich- Verstehen-auf etwas« Heideggers derangiert allerdings die zur Unterscheidung der Urteilsarten mühsam aufrecht erhaltene Unterscheidung von Anschauung und Erfahrung Kantens zugunsten des vermeintlichen Primats der praktischen Zwecksetzung im alltäglichen Umgang mit dem Vorhandenen als Zuhandenem. Das mag genetisch (oder eher doch nur genealogisch) Geltung beanspruchen, in der Erkenntnisfrage verdeckt ein solcher Zugang mehr, als die Einsicht in die Einbettung konkret gesellschaftlicher Umstände zur Erhellung da noch beitragen kann. 264 In der ersten Unbestimmtheit der Formulierung Heideggers scheint also in der Tat eine Erweiterung gegenüber Kant zu liegen, wenn man Kant nur aus der ersten Kritik heraus zu verstehen vermag. Heidegger bringt aber zur Unterscheidung der »Ausweisung« der Anschauung nur das haptische Element als Erweiterung in Spiel, als würde die Anschauung Husserls (und auch Kantens) nur visuell und optisch verstehbar sein, und vermag so erst recht nicht die Akteinheit der Intentionalität als den eigentlich gesuchten Formbegriff des darstellenden Schemas zu erfassen. 265 263 Und zwar in der »absoluten Einheit« aus dem Kapitel »Von der Synthesis der Apprehension in der Anschauung« (A 99) 264 Zur Erinnerung: »Für Heidegger ist daher der Übergang vom fundierenden Modus der Anschauung zum fundierten Modus der Aussagewahrheit umzuinterpretieren als „Umschlag vom umsichtigen Besorgen zum theoretischen Entdecken“. (Sein und Zeit, S. 360) Dieser Umschlag ist das entscheidende Moment der „ontologischen Genesis“ der Aussage, die Heidegger Husserls „Genealogie der Logik“ entgegenstellt. Diese ontologische Genesis verläuft — wie bei Heidegger allgemein — als methodische Bewegung von einem eminenten zu einem defizienten Modus.« (Gethmann, cit. op., S. 113) 265 Meiner Auffassung nach ist der Komplexität der intentionalen Verflechtung von einem transzendentalen Phänomen wie der »Akteinheit« nicht in einem Schritt zu entsprechen. Einer der möglichen Ansätze zur weiteren Untersuchung des Bewußtseins als Akteinheit sehe ich etwa in: Werner Flach, Thesen zum Begriff der Wissenschaftstheorie, Bouvier Verlag, Bonn 1979. Das korrelative Verhältnis der Wissensmomente der Intention, der Aufgabe, der Leistung, des Gehalts untereinander sei als eine Bedingungsreihe und das Wissen so als eine in und bei ihrer unbedingten (generellen) Geltungsstruktur veränderliche Aussage zu

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Bedingung <strong>der</strong> aktuellen Anwesenheit — wenngleich auch immer für<br />

<strong>die</strong>se Bedingung paßfähig) wie von Seiten <strong>der</strong> praktischen Vernunft an<br />

Husserls Evidenzauffassung bereits Kritik geübt worden ist; <strong>und</strong> zwar<br />

obwohl Heidegger selbst eben <strong>die</strong>ser schon an Brentanos<br />

Evidenzauffassung zu übende Kritik zum Opfer fallen droht. Hingegen<br />

besitzt <strong>die</strong> Anschauung bei Kant noch in A für einen Moment <strong>der</strong> Analyse<br />

<strong>die</strong> einfache Doppeltheit zwischen Wahrnehmung bloßer Sinnlichkeit <strong>und</strong><br />

Wahrnehmung als <strong>die</strong> Mitteilung wirklicher Verhältnisse. 263 Das »Sich-<br />

Verstehen-auf etwas« Heideggers <strong>der</strong>angiert allerdings <strong>die</strong> zur<br />

Unterscheidung <strong>der</strong> Urteilsarten mühsam aufrecht erhaltene<br />

Unterscheidung von Anschauung <strong>und</strong> Erfahrung Kantens zugunsten des<br />

vermeintlichen Primats <strong>der</strong> praktischen Zwecksetzung im alltäglichen<br />

Umgang mit dem Vorhandenen als Zuhandenem. Das mag genetisch (o<strong>der</strong><br />

eher doch nur genealogisch) Geltung beanspruchen, in <strong>der</strong> Erkenntnisfrage<br />

verdeckt ein solcher Zugang mehr, als <strong>die</strong> Einsicht in <strong>die</strong> Einbettung<br />

konkret gesellschaftlicher Umstände zur Erhellung da noch beitragen<br />

kann. 264<br />

In <strong>der</strong> ersten Unbestimmtheit <strong>der</strong> Formulierung Heideggers scheint also in<br />

<strong>der</strong> Tat eine Erweiterung gegenüber Kant zu liegen, wenn man Kant nur<br />

aus <strong>der</strong> ersten Kritik heraus zu verstehen vermag. Heidegger bringt aber<br />

zur Unterscheidung <strong>der</strong> »Ausweisung« <strong>der</strong> Anschauung nur das haptische<br />

Element als Erweiterung in Spiel, als würde <strong>die</strong> Anschauung Husserls<br />

(<strong>und</strong> auch Kantens) nur visuell <strong>und</strong> optisch verstehbar sein, <strong>und</strong> vermag<br />

so erst recht nicht <strong>die</strong> Akteinheit <strong>der</strong> Intentionalität als den eigentlich<br />

gesuchten Formbegriff des darstellenden Schemas zu erfassen. 265<br />

263 Und zwar in <strong>der</strong> »absoluten Einheit« aus dem Kapitel »Von <strong>der</strong> Synthesis <strong>der</strong><br />

Apprehension in <strong>der</strong> Anschauung« (A 99)<br />

264 Zur Erinnerung: »Für Heidegger ist daher <strong>der</strong> Übergang vom f<strong>und</strong>ierenden Modus<br />

<strong>der</strong> Anschauung zum f<strong>und</strong>ierten Modus <strong>der</strong> Aussagewahrheit umzuinterpretieren<br />

als „Umschlag vom umsichtigen Besorgen zum theoretischen Entdecken“. (Sein <strong>und</strong><br />

Zeit, S. 360) Dieser Umschlag ist das entscheidende Moment <strong>der</strong> „ontologischen<br />

Genesis“ <strong>der</strong> Aussage, <strong>die</strong> Heidegger Husserls „Genealogie <strong>der</strong> Logik“<br />

entgegenstellt. Diese ontologische Genesis verläuft — wie bei Heidegger allgemein<br />

— als methodische Bewegung von einem eminenten zu einem defizienten Modus.«<br />

(Gethmann, cit. op., S. 113)<br />

265 Meiner Auffassung nach ist <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> intentionalen Verflechtung von<br />

einem transzendentalen Phänomen wie <strong>der</strong> »Akteinheit« nicht in einem Schritt zu<br />

entsprechen. Einer <strong>der</strong> möglichen Ansätze zur weiteren Untersuchung des<br />

Bewußtseins als Akteinheit sehe ich etwa in: Werner Flach, Thesen zum Begriff <strong>der</strong><br />

Wissenschaftstheorie, Bouvier Verlag, Bonn 1979. Das korrelative Verhältnis <strong>der</strong><br />

Wissensmomente <strong>der</strong> Intention, <strong>der</strong> Aufgabe, <strong>der</strong> Leistung, des Gehalts<br />

untereinan<strong>der</strong> sei als eine Bedingungsreihe <strong>und</strong> das Wissen so als eine in <strong>und</strong> bei<br />

ihrer unbedingten (generellen) Geltungsstruktur verän<strong>der</strong>liche Aussage zu

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