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analytik und die dialektik der substanz

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-— 252 —<br />

Gethmann sagt zum syllogistischen Beispiel, mit welchem Heidegger<br />

Husserls Idealismus kritisieren wollte: »In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

kritisiert Heidegger beson<strong>der</strong>s eingehend Lotzes Gleichsetzung von<br />

Geltung mit Bejahung, Wirklichkeit <strong>und</strong> Sein.« (S. 109) Rudolph Hermann<br />

Lotze vertrat in <strong>der</strong> Metaphysik einen teleologischen Idealismus: In einer<br />

Theorie <strong>der</strong> Einfühlung soll <strong>die</strong> Phantasie <strong>der</strong> schaffenden Weltseele als<br />

Quelle aller Schönheit dem unmittelbar anschaulichen Hervortreten <strong>der</strong><br />

Einheit von allgemeinen Gesetzen, <strong>der</strong> Stoffe <strong>und</strong> Kräfte wie des<br />

bestimmten Planes <strong>der</strong> Welt entsprechen. 254 Ich vermag mir noch<br />

vorzustellen, daß Heidegger mit Lotze auf einem ganz an<strong>der</strong>en Felde<br />

durchaus in Konflikt gekommen ist, <strong>der</strong> Zusammenhang mit Husserl ist<br />

mir allerdings rätselhaft. Glaubt Heidegger etwa, Husserl konkretisiert<br />

<strong>und</strong> ontologisiert <strong>die</strong> Epoché <strong>der</strong> transzendentalen Reduktion selbst zur<br />

Weltseele o<strong>der</strong> zur Ur<strong>substanz</strong>? — Gethmann erklärt für den gebotenen<br />

Zusammenhang aber den Vorrang <strong>der</strong> Kritik an Lotzes Geltungsbegriff<br />

<strong>und</strong> Husserls Rezeption desselben mit den Angriffen auf <strong>die</strong> bedeutsame<br />

Stellung des Konzepts <strong>der</strong> Anwesenheit seit Plato. (S. 110) Gerade <strong>die</strong><br />

Gleichsetzung von Bejahung <strong>und</strong> Wirklichkeit kann meines Erachtens<br />

Husserl aber trotz <strong>der</strong> Kritik auch an <strong>der</strong> Idealität <strong>der</strong><br />

Wesenszusammenhänge des Bewußtseins noch weniger unterstellt<br />

werden. Bemerkenswerterweise kann aber dem Programm <strong>der</strong><br />

existenzialontologischen Hermeneutik Heideggers in <strong>der</strong> Wahrheitsfrage<br />

gerade nämliche Ineinssetzung von Wahrheit, Sein <strong>und</strong> Seiendem im<br />

Dasein gef<strong>und</strong>en werden: Allerdings zeigt Heidegger dort, wo er <strong>die</strong><br />

Ganzheit des Horizontes des Daseins nicht mehr über <strong>die</strong> Sorge (also<br />

schließlich als Verfallenheit) bestimmt, noch eines auf: nämlich, daß <strong>die</strong><br />

Sphäre <strong>der</strong> Potentialität <strong>der</strong> möglichen Seiendheit erst durch das in den<br />

Horizont des Bewußtseins eintretende Seiende indirekt sichtbar wird. So<br />

kann Heidegger zurecht sagen, <strong>die</strong> Lichtung ist seynsverbergend, indem<br />

das Seiende in <strong>der</strong> Lichtung <strong>die</strong> Potentialität des Seyns verbirgt, indem das<br />

Seiende ist, was es ist, <strong>und</strong> nicht, was es sein könnte, noch was überhaupt<br />

sein könnte. Das Unverborgene des Seienden selbst ist jedoch nur abermals<br />

das Substratum <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> Fragen nach Wahrheit, Sein <strong>und</strong><br />

Seiendem. Und so wird immerhin ein Schema skizziert, in welchem das<br />

Sein nicht wegzudenken ist, aber im Anwesen doch nur in <strong>der</strong> Negation<br />

»verborgen« liegt. Die f<strong>und</strong>amentalontologische Ursprung <strong>der</strong> Wahrheit<br />

254 Eine umfassende Darstellung seiner Philosophie gibt Lotze im berühmt gewordenen<br />

„Mikrokosmus“ (Leipzig 1856-64)

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