analytik und die dialektik der substanz
analytik und die dialektik der substanz analytik und die dialektik der substanz
-— 248 — gebracht, einfach darin, daß er so vorging: Idee gleich Geltung gleich Satz. Das ist die erste These. Der Untersatz: Idee gleich Allgemeines gleich Gestalt gleich Gattung. Schluß: Satz gleich Allgemeines, identisch mit Idee, und daraus: Satz gleich Gattung zu den Setzungen.« 250 Schon der Obersatz ist zu diskutieren. Inwiefern soll für Husserl gelten: Idee gleich Geltung gleich Satz, und nicht: Idee gleich Satz gleich Geltung, wenn Husserl in den Logischen Untersuchungen die sinnerfüllende Intention für die Geltung des transzendierenden (empirisch) wie für die Geltung des nicht-transzendierenden Bewußtseinsinhaltes (freilich nur vermeintlich ideal), und zwar in der Definition des Urteilsgehalts, selbst durchwegs vorausgesetzt hat? Heidegger bezieht sich offenbar auf den Husserl in der Wendung zur Transzendentalphilosophie zwischen 1907 und 1913. Genau dieses Immanenzproblem bei der bloßen Betrachtung der Bewußtseinsinhalte, gleich ob diese empirisch gewonnen oder nur in innerer Anschauung gegeben werden, wird in der transzendentalen Phänomenologie zum Problem. Jedoch übersieht Heidegger, daß diese Immanenz der transzendentalen Phänomenologie gegenüber den Naturwissenschaften wie auch gegenüber der Lebenswelt gerade ihre Selbstständigkeit sichern soll, und Husserl mit der Unterscheidung in reelle und nicht-reelle Inhalte der Immanenz die Welthaltigkeit offen gelassen hat. Wie der Obersatz des von Heidegger vorgestellten Syllogismus auch immer formuliert wird, beide Varianten kranken daran, daß nicht klar wird, was hier unter einer Idee verstanden wird. Heidegger bezieht sich vermutlich darauf, daß Husserl den Urteilsakt selbst nicht primär logisch gefaßt hat, und so vermutlich geglaubt hat, den Urteilssinhalt ohne Erfüllungssynthese oder einem Kriterium der eidetischen Reduktion mit der Idee des einfachen Vorstellungsinhaltes identifizieren zu können, übersieht aber, daß der allein zur logischen Wahrheitsentscheidung fähige Satz schließlich als die Idee selbst (dann aber bei Husserl schon als Immanenz des Wesens in transzendentalphänomenologischer Betrachtung) herausspringt, der der geeigneten Art der Erfüllungssynthese erst analytisch gegenüberzustellen wäre. Der Übergang von der Idee zum Satz hat nur die Bedingungen des Horizontes der Wahrheit eingeschränkt, aber nicht das Problem der Erfüllungssynthesen (Schematismusproblem) gelöst. Ideen sind aber auch für Husserl nur die obersten Gattungsbegriffe und nicht sofort jeder Urteilsinhalt ist ein oberster Gattungsbegriff, und schon gar nicht 250 Martin Heidegger, GA, Bd. 21, p. 61
-— 249 — unbedingt selbst solche Urteilsinhalte, deren transzendieren zur »Wirklichkeit« man ihren Ideen gegenüberstellen kann und zu einem konkreten empirischen Gegenstand führen. Heidegger verwechselt zwischendurch den Vorstellungsinhalt mit dem Urteilsinhalt; eine Unterscheidung, die sowohl Bolzano wie Brentano deutlich genug zu treffen imstande waren. — Somit ist die Rede von Gestalt im Untersatz durchaus als verfehlt zu betrachten, denn für Husserl ist der Zusammenhang zwischen natürlicher Erkenntniseinstellung, welche ihre Gegenstände naiv transzendiert und der transzendentalen Phänomenologie, welche ihre Gegenstände in reiner Immanenz besitzt, und gerade von jedem Transzendieren freihält, einer systematischen Unterscheidung, also eines topos fähig, aber bleibt ein ungelöstes, wenn nicht gar ein unlösbares Problem. 251 Der Untersatz aus dem Zitat von Heidegger ist also gar kein geeigneter Untersatz für diesen Obersatz, da erstens die Rede von Gestalten allein auf die sinnliche Anschauung verweist und zweitens die Idee der Wesensschau nicht zwingend zur Allgemeinheit führt, sondern gerade die Immanenz des Allgemeinen des Wesens auch in der immer singulären Gegebenheit des Schauens als nicht-reelle Immanenz von Husserl problematisiert wird. Die eidetische Variation führt in der eidetischen Reduktion eben nicht zum Allgemeinen des Gattungsbegriffes des Subsidierenden, vielmehr ist ein Allgemeinbegriff des betrachteten Individuums samt dessen Variationen in innerer Anschauung das Ergebnis der eidetischen Reduktion. Schließlich muß noch eingesehen werden, daß die Hierarchie solcher Allgemeinbegriffe nach Gattung und Art gar nicht für den Erkenntnisgang entscheidend sind sondern nur in der analytischen Darstellung die Bedeutung erlangen, die ihnen insgesamt oftmals 251 »Es sei daran erinnert, daß Husserl im Spätwerk das phänomenologisch Psychische vom transzendental Subjektiven unterscheidet. Vom phänomenologisch Psychischen kann dem Husserlsche Spätwerk zufolge gesagt werden, daß in ihm und in seiner wissenschaftlichen Thematisierung die transzendentalphilosophische Entscheidung, daß die Welt — der Mensch eingeschlossen — sich im Subjektiven bildet, noch nicht gefallen ist. Das gilt, selbst wenn das phänomenologisch Psychische schon als ein an nichts Andersgeartetes stoßendes Universum eigener Art gefaßt ist. Die Beschränktheit der phänomenologischen Psychologie hängt damit zusammen, daß das phänomenologisch Psychische noch nicht als ein Subjektives aufgefaßt ist, das auch dem Menschen in der Welt gegenüber vorgängig konstitutiv ist. Der Titel Mensch bezeichnet, auch aus der Perspektive einer reinen phänomenologischen Psychologie, noch den Ort des Umschlages einer mundanen Wissenschaft, die es mit einem Weltbestandteil zu tun hat, zu einer prämundanen Universalwissenschaft, für die Menschen schon Konstitutionsprodukte eines vorgängigen absolut seienden Subjektiven sind.« P. Jansen, cit. op., p. XV
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gebracht, einfach darin, daß er so vorging: Idee gleich Geltung gleich Satz.<br />
Das ist <strong>die</strong> erste These. Der Untersatz: Idee gleich Allgemeines gleich<br />
Gestalt gleich Gattung. Schluß: Satz gleich Allgemeines, identisch mit Idee,<br />
<strong>und</strong> daraus: Satz gleich Gattung zu den Setzungen.« 250<br />
Schon <strong>der</strong> Obersatz ist zu diskutieren. Inwiefern soll für Husserl gelten:<br />
Idee gleich Geltung gleich Satz, <strong>und</strong> nicht: Idee gleich Satz gleich Geltung,<br />
wenn Husserl in den Logischen Untersuchungen <strong>die</strong> sinnerfüllende<br />
Intention für <strong>die</strong> Geltung des transzen<strong>die</strong>renden (empirisch) wie für <strong>die</strong><br />
Geltung des nicht-transzen<strong>die</strong>renden Bewußtseinsinhaltes (freilich nur<br />
vermeintlich ideal), <strong>und</strong> zwar in <strong>der</strong> Definition des Urteilsgehalts, selbst<br />
durchwegs vorausgesetzt hat? Heidegger bezieht sich offenbar auf den<br />
Husserl in <strong>der</strong> Wendung zur Transzendentalphilosophie zwischen 1907<br />
<strong>und</strong> 1913. Genau <strong>die</strong>ses Immanenzproblem bei <strong>der</strong> bloßen Betrachtung <strong>der</strong><br />
Bewußtseinsinhalte, gleich ob <strong>die</strong>se empirisch gewonnen o<strong>der</strong> nur in<br />
innerer Anschauung gegeben werden, wird in <strong>der</strong> transzendentalen<br />
Phänomenologie zum Problem. Jedoch übersieht Heidegger, daß <strong>die</strong>se<br />
Immanenz <strong>der</strong> transzendentalen Phänomenologie gegenüber den<br />
Naturwissenschaften wie auch gegenüber <strong>der</strong> Lebenswelt gerade ihre<br />
Selbstständigkeit sichern soll, <strong>und</strong> Husserl mit <strong>der</strong> Unterscheidung in<br />
reelle <strong>und</strong> nicht-reelle Inhalte <strong>der</strong> Immanenz <strong>die</strong> Welthaltigkeit offen<br />
gelassen hat. Wie <strong>der</strong> Obersatz des von Heidegger vorgestellten<br />
Syllogismus auch immer formuliert wird, beide Varianten kranken daran,<br />
daß nicht klar wird, was hier unter einer Idee verstanden wird. Heidegger<br />
bezieht sich vermutlich darauf, daß Husserl den Urteilsakt selbst nicht<br />
primär logisch gefaßt hat, <strong>und</strong> so vermutlich geglaubt hat, den<br />
Urteilssinhalt ohne Erfüllungssynthese o<strong>der</strong> einem Kriterium <strong>der</strong><br />
eidetischen Reduktion mit <strong>der</strong> Idee des einfachen Vorstellungsinhaltes<br />
identifizieren zu können, übersieht aber, daß <strong>der</strong> allein zur logischen<br />
Wahrheitsentscheidung fähige Satz schließlich als <strong>die</strong> Idee selbst (dann<br />
aber bei Husserl schon als Immanenz des Wesens in<br />
transzendentalphänomenologischer Betrachtung) herausspringt, <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
geeigneten Art <strong>der</strong> Erfüllungssynthese erst analytisch gegenüberzustellen<br />
wäre. Der Übergang von <strong>der</strong> Idee zum Satz hat nur <strong>die</strong> Bedingungen des<br />
Horizontes <strong>der</strong> Wahrheit eingeschränkt, aber nicht das Problem <strong>der</strong><br />
Erfüllungssynthesen (Schematismusproblem) gelöst. Ideen sind aber auch<br />
für Husserl nur <strong>die</strong> obersten Gattungsbegriffe <strong>und</strong> nicht sofort je<strong>der</strong><br />
Urteilsinhalt ist ein oberster Gattungsbegriff, <strong>und</strong> schon gar nicht<br />
250 Martin Heidegger, GA, Bd. 21, p. 61