analytik und die dialektik der substanz

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-— 240 — Ausdrucksfunktion der Sprache in LU I 242 bereits sogar implizite die Möglichkeit einer transzendentalen Differenz voraus. Dies ist vielleicht deshalb so schwierig zu ersehen, da die Kriterien der Geltung (Evidenz) im Abschnitt der Untersuchung des inneren Monologes weder die sinnerfüllende Intention in der äußeren Anschauung voraussetzt noch die Erfüllung der kommunikativen Intention, sondern allein der einsamen Rede im inneren Monolog und deren Kriterien nach logischer Widerspruchsfreiheit und Gebbarkeit in innerer Aschauung überantwortet bleibt. Nach dieser Reduktion kann von einer transzendentalen Differenz nicht die Rede sein. Jedoch bleibt systematisch betrachtet die Möglichkeit zu erwägen, nicht nur anhand der darstellenden Funktion sondern auch anhand der kommunikativen Funktion der Intentionalität eine transzendentale Differenz anzusetzen. Und das ist noch schwieriger zu verstehen, weil Kant das Verhältnis der Individuuen innerhalb der Gattung nicht mit einer transzendentalen Differenz belegen wollte, da ihm sonst der Gemeinsinn und die unmittelbare Mitteilbarkeit des Gefühls abhanden gekommen wäre. 243 Husserl hat später in den Cartesianischen Medidationen versucht, dieses Problem durch den sogenannten Intermonadologismus zu entschärfen. Es reicht für hier aber allein die darstellende Funktion der Intentionalität zu betrachten. Husserl entwickelt in den LU I rudimentär und ausführlicher in LU VI 244 das Konzept der sinnerfüllenden Intention ausdrücklich in dem Spielraum, daß die Sinnerfüllung zwar an der Anschauung gebildet wird, aber auch gerade aus der Abhebung vom Anschaulichen gedacht werden können muß. Das entspricht im Kantschen Gedankengang derjenigen Differenz, die mit dem Unterschied von Wahrnehmungsurteil und Erfahrungsurteil gekennzeichnet wird. Husserls Konzept ist aber noch unbestimmter als Kants systematisch getroffene Unterscheidung in Anschauung und Erfahrung, die ihre größere Stringenz der Beschränkung auf sinnliche Erfahrung und deren impliziten Immanenz mit den Naturprozessen (Physik) verdankt, während Husserl gezielt den Begriff der Erfahrung vom Anfang an weiter steckt und gleich das Symbolische und Zeichenhafte miteinbezieht. Trotzdem bleibt hier sowohl für die Konstruktion in reiner 242 Edmund Husserl, Logische Untersuchungen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie des Erkennens (LU I-VI), Max Niemeyer Verlag, Tübingen 21913, hier LU I (Ausdruck und Bedeutung), § 8 243 K.d.U., u.a. B 66 f. 244 Edmund Husserl,, Logische Untersuchungen VI, Elemente einer Phänomenologischen Aufklärung der Erkenntnis, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2 1921

-— 241 — Anschauung Kantens wie für die unvollständige Definition der sinnerfüllenden Intentionen Husserls eine Differenz zwischen Denken, Konstruktion und Konstrukt einerseits und zwischen Konstrukt und sinnerfüllender Intention in transzendental-objektiver Geltung andererseits. 245 Die Selbstinterpretation Husserls, die hier von Gethmann herangezogen wurde, geht also vermutlich an sich selbst vorbei, sollte sie in der Tat das Problem der sinnerfüllenden Intention innersprachlich und derart zum grammatikalischen Problem spezifiziert bewußtseinsimmanent lösen wollen. Es wird hiebei übersehen, daß für unser Bewußtsein nicht nur empirische Unabweislichkeiten sondern auch ideelle Unabweislichkeiten das Fundament des Faktischen (Evidenz) abgeben, was gerade hinsichtlich der Schwierigkeit, der Intentionalität des inneren Monologs ohne kommunikative Ausdrucksintention und ohne aktuell relevante äußere erfüllende Anschauung noch eine Formbestimmung geben zu können, von Bedeutung sein wird. Das Problem der Formbestimmung der Intention besteht im inneren Monolog auf einer grundsätzlichen Weise, da auch nach der transzendentalen Reduktion z. B. die Erscheinungen der Objekte als solche erkennbar sind, und nur die Transzendendierung zu wirklichen Gegenständen ausgeklammert worden ist. Im inneren Monolog wird die Ausschließlichkeit der Orientierung der Intentionalität auf Kategorialität und deren Ordnung der Erfüllungssynthesen allerdings in Frage gestellt. Diese Frage ist dreigeteilt: Zuerst sind einerseits verschiedene Arten von Erfüllungssynthesen und auch verschiedene Kategoriensysteme anzunehmen, andererseits muß danach die Frage gestellt werden, ob überhaupt aus den verschiedenen Arten von Erfüllungssynthesen ein System entsprechender Kategoriearten mechanisch folgen muß. 246 Schließlich ist aber die Frage unabweislich, ob es eine Form der Intention gibt, die nicht kategorial bestimmt ist. Kant hat das nach Berücksichtigung aller relevanten Umstände in der Tat behauptet. — Wie noch weitere Kriterien gefunden könnten, will ich hier nicht weiter erörtern, sondern nur so viel sagen: Keinesfalls ist von selbst verständlich, daß das gesuchte Kriterium für die Formbestimmung der Intentionalität im einsamen inneren Monolog abseits von empirischer Anschauung und kommunikativer Ausdrucksintention in der schlichten Bewußtseinsimmanenz des subjektiv vereinzelten Bewußtseins gefunden 245 LU VI, cit. op., insbesondere §§ 13-15 246 Heidegger folgt nicht der von Husserl geäußerten Absicht, aus dem System von Regionalontologien (sei ein solches überhaupt möglich oder auch nur sinnvoll) noch das System der Einzelwissenschaften ableiten zu wollen. Dem schließe ich mich an.

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Ausdrucksfunktion <strong>der</strong> Sprache in LU I 242 bereits sogar implizite <strong>die</strong><br />

Möglichkeit einer transzendentalen Differenz voraus. Dies ist vielleicht<br />

deshalb so schwierig zu ersehen, da <strong>die</strong> Kriterien <strong>der</strong> Geltung (Evidenz) im<br />

Abschnitt <strong>der</strong> Untersuchung des inneren Monologes we<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

sinnerfüllende Intention in <strong>der</strong> äußeren Anschauung voraussetzt noch <strong>die</strong><br />

Erfüllung <strong>der</strong> kommunikativen Intention, son<strong>der</strong>n allein <strong>der</strong> einsamen<br />

Rede im inneren Monolog <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kriterien nach logischer<br />

Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit <strong>und</strong> Gebbarkeit in innerer Aschauung überantwortet<br />

bleibt. Nach <strong>die</strong>ser Reduktion kann von einer transzendentalen Differenz<br />

nicht <strong>die</strong> Rede sein. Jedoch bleibt systematisch betrachtet <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

zu erwägen, nicht nur anhand <strong>der</strong> darstellenden Funktion son<strong>der</strong>n auch<br />

anhand <strong>der</strong> kommunikativen Funktion <strong>der</strong> Intentionalität eine<br />

transzendentale Differenz anzusetzen. Und das ist noch schwieriger zu<br />

verstehen, weil Kant das Verhältnis <strong>der</strong> Individuuen innerhalb <strong>der</strong><br />

Gattung nicht mit einer transzendentalen Differenz belegen wollte, da ihm<br />

sonst <strong>der</strong> Gemeinsinn <strong>und</strong> <strong>die</strong> unmittelbare Mitteilbarkeit des Gefühls<br />

abhanden gekommen wäre. 243 Husserl hat später in den Cartesianischen<br />

Medidationen versucht, <strong>die</strong>ses Problem durch den sogenannten<br />

Intermonadologismus zu entschärfen. Es reicht für hier aber allein <strong>die</strong><br />

darstellende Funktion <strong>der</strong> Intentionalität zu betrachten. Husserl entwickelt<br />

in den LU I rudimentär <strong>und</strong> ausführlicher in LU VI 244 das Konzept <strong>der</strong><br />

sinnerfüllenden Intention ausdrücklich in dem Spielraum, daß <strong>die</strong><br />

Sinnerfüllung zwar an <strong>der</strong> Anschauung gebildet wird, aber auch gerade<br />

aus <strong>der</strong> Abhebung vom Anschaulichen gedacht werden können muß. Das<br />

entspricht im Kantschen Gedankengang <strong>der</strong>jenigen Differenz, <strong>die</strong> mit dem<br />

Unterschied von Wahrnehmungsurteil <strong>und</strong> Erfahrungsurteil<br />

gekennzeichnet wird. Husserls Konzept ist aber noch unbestimmter als<br />

Kants systematisch getroffene Unterscheidung in Anschauung <strong>und</strong><br />

Erfahrung, <strong>die</strong> ihre größere Stringenz <strong>der</strong> Beschränkung auf sinnliche<br />

Erfahrung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en impliziten Immanenz mit den Naturprozessen<br />

(Physik) verdankt, während Husserl gezielt den Begriff <strong>der</strong> Erfahrung vom<br />

Anfang an weiter steckt <strong>und</strong> gleich das Symbolische <strong>und</strong> Zeichenhafte<br />

miteinbezieht. Trotzdem bleibt hier sowohl für <strong>die</strong> Konstruktion in reiner<br />

242 Edm<strong>und</strong> Husserl, Logische Untersuchungen. Untersuchungen zur Phänomenologie<br />

<strong>und</strong> Theorie des Erkennens (LU I-VI), Max Niemeyer Verlag, Tübingen 21913, hier<br />

LU I (Ausdruck <strong>und</strong> Bedeutung), § 8<br />

243 K.d.U., u.a. B 66 f.<br />

244 Edm<strong>und</strong> Husserl,, Logische Untersuchungen VI, Elemente einer<br />

Phänomenologischen Aufklärung <strong>der</strong> Erkenntnis, Max Niemeyer Verlag, Tübingen<br />

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