analytik und die dialektik der substanz
analytik und die dialektik der substanz analytik und die dialektik der substanz
-— 218 — dieser Wechselwirkung stehend begreift. Heidegger behandelt hier eine Frage, die Kant bereits mit der Unterscheidung von subjektiver und objektiver Realität gelöst hat. Die ontologische Wirklichkeit des transzendentalen Subjekts steht bei Kant entgegen den Unterstellungen Heideggers spätestens ab der Abziehung des inneren Sinnes zum reinen »ich denke« im Zuge der transzendentalen Analytik eines Ganzen der Erfahrung durchaus in Frage (Paralogismus: synthetisch-metaphyische versus transzendentalanalytische Methode) und ist in synthetischer (auch in »genetischer«) Hinsicht Ausgangspunkt aber nicht das Fundament seiner Analyse (vgl. die Unterscheidung in Ich und Leib im vierten Paralogismus, den Vorrang der primären Intentionalität in der Widerlegung des Idealismus als Strukturmerkmal einer jeden Bewußtseinstheorie). Wahr ist auch, daß Kant das Problem der formalisierbaren Intentionalität erst spät erkannt hat. Auch die Behauptung Heideggers, daß die primäre Orientierung am Subjekt in der neuzeitlichen Philosophie vom Motiv geleitet sei, daß das Ich-Bewußtsein von vorneherein die größte Gewißheit besitze (§ 13, p. 175), ist nur teilweise richtig: Gerade Kant hat in der Widerlegung des Idealismus die primäre Intentionalität aufs Objekt behauptet (wie später Brentano von Aristoteles und Descartes herkommend auch), und von der Erfahrung ausgehend in der transzendentalen Analyse erst im Paralogismus die subjektive Realität des Daseins (eben nicht kategorial bestimmbar) als Ausgangspunkt der Deduktion der transzendentalen Kategorien gewonnen. Und das »Ich denke« des § 16 der transzendentalen Deduktion hat noch nicht das Auge der zu deduzierenden Kategorien eingesetzt bekommen, auch wenn das vielfach so verstanden worden ist. — Ausgerechnet im Zusammenhang des § 16 der ersten Kritik die Forderung Kantens aus dem Beweisgrund Gottes nach sinnlicher Wahrnehmung derart zu verstehen, daß man als Argument einzuwerfen können glaubt, es hätte anstatt Psychologie besser die Anthropologie als Gegenstand des inneren Sinnes entwickelt werden sollen, zeugt nur vom Unverstand Heideggers betreffs des Ganges der Deduktion. 221 221 Vgl. hiezu auch Schnädelbach, Kant — der Philosoph der Moderne, in: Schönrich und Kato (Hrsg.),Kant in der Diskussion der Moderne, Suhrkamp Frankfurt/Main 2 1997, p. 11-26
-— 219 — e) Das Konzept der Vorhandenheit Kant gesteht, daß unsere Erkenntnis letztlich auf unauflösliche Begriffe beruhe; und seien manche auch nur »beinahe unauflöslich«, so sind die Merkmale der Sache nur »sehr wenig klärer und einfacher als die Sache selbst«. So sei es auch im Falle der Erklärung von der Existenz. »Allein die die Natur des Gegenstandes in Beziehung auf die Vermögen unseres Verstandes verstattet auch keinen höheren Grad.« 222 — Also auch die Erklärung der absoluten Position durch die Wahrnehmung und die daraus zu erwartende Vorstellung von Existenz als Washeit sind für Kant nicht völlig befriedigend. Das ist doch eine weitere deutliche Widerlegung der Vermutung Heideggers, der Begriff des Vorhandenseins würde in Kants Begriff vom Dasein ausschließliches Charakteristikum sein. Das Dasein umfaßt die Position des Seins, als das Reich der möglichen Washeiten (Realitäten), nicht nur die Existenz, die für uns durch Wahrnehmung charakterisiert werden kann. 223 Das Dasein selbst ist zweifellos intentional verfaßt, denn zum Dasein gehört Aufmerksamkeit (Bewußtsein). Hierin ist das Konzept der Vorhandenheit das Kennzeichen der Erfülltheit einer durch sinnliche Wahrnehmung charakterisierten Intention, die durch eine sachhaltige Form (Realität als Mögliches) bestimmt worden ist. Das Konzept der Vorhandenheit bringt die intentionale Struktur (Washeit der sachhaltigen Realität) zum logischen Nachvollzug der Wahrnehmung (erfüllte Intention). Die Sphäre realer Möglichkeiten sind aber definitionsgemäß sachhaltig, weil real möglich und weil sie anderswo oder zu anderen Zeiten existieren könnten oder sogar nachweisbar existieren. Insofern ist zu sagen, daß die realen Möglichkeiten auf Vorhandenheit hin konzipiert sind, und es scheint mir empfehlenswert zu sein, sich an diese Konvention zu halten, um die verschiedenen Bewußtseinszustände nicht durcheinanderzubringen und den Wert des existierenden Daseins nicht zu unterschätzen (Heidegger hält das Dasein für ein Seiendes, daß nicht existiert). Der Bezug des Daseins zur realen Möglichkeit bestärkt zwar nur die Auffassung von der Wesenhaftigkeit des Daseins als ein intentional verfaßtes Bewußtsein, doch ändert sich das Kriterium der Erfüllung einer Intention, wenn die bloße Vorstellung einer real sachhaltig bestimmten Möglichkeit ausreicht, um sicher sein zu können, daß vom Konzept A und nicht vom Konzept B die Rede ist, gleich ob deren Vorhandenheit nun behauptet worden ist oder nicht. Darüberhinaus ist unabhängig davon die 222 Beweisgrund Gottes, p 78 223 »Die Wahrnehmung ist der einzige Charakter der Wirklichkeit« (K.r.V., B 273)
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Frage, <strong>die</strong> Kant bereits mit <strong>der</strong> Unterscheidung von subjektiver <strong>und</strong><br />
objektiver Realität gelöst hat. Die ontologische Wirklichkeit des<br />
transzendentalen Subjekts steht bei Kant entgegen den Unterstellungen<br />
Heideggers spätestens ab <strong>der</strong> Abziehung des inneren Sinnes zum reinen<br />
»ich denke« im Zuge <strong>der</strong> transzendentalen Analytik eines Ganzen <strong>der</strong><br />
Erfahrung durchaus in Frage (Paralogismus: synthetisch-metaphyische<br />
versus transzendentalanalytische Methode) <strong>und</strong> ist in synthetischer (auch<br />
in »genetischer«) Hinsicht Ausgangspunkt aber nicht das F<strong>und</strong>ament<br />
seiner Analyse (vgl. <strong>die</strong> Unterscheidung in Ich <strong>und</strong> Leib im vierten<br />
Paralogismus, den Vorrang <strong>der</strong> primären Intentionalität in <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>legung des Idealismus als Strukturmerkmal einer jeden<br />
Bewußtseinstheorie). Wahr ist auch, daß Kant das Problem <strong>der</strong><br />
formalisierbaren Intentionalität erst spät erkannt hat.<br />
Auch <strong>die</strong> Behauptung Heideggers, daß <strong>die</strong> primäre Orientierung am<br />
Subjekt in <strong>der</strong> neuzeitlichen Philosophie vom Motiv geleitet sei, daß das<br />
Ich-Bewußtsein von vorneherein <strong>die</strong> größte Gewißheit besitze (§ 13,<br />
p. 175), ist nur teilweise richtig: Gerade Kant hat in <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung des<br />
Idealismus <strong>die</strong> primäre Intentionalität aufs Objekt behauptet (wie später<br />
Brentano von Aristoteles <strong>und</strong> Descartes herkommend auch), <strong>und</strong> von <strong>der</strong><br />
Erfahrung ausgehend in <strong>der</strong> transzendentalen Analyse erst im<br />
Paralogismus <strong>die</strong> subjektive Realität des Daseins (eben nicht kategorial<br />
bestimmbar) als Ausgangspunkt <strong>der</strong> Deduktion <strong>der</strong> transzendentalen<br />
Kategorien gewonnen. Und das »Ich denke« des § 16 <strong>der</strong> transzendentalen<br />
Deduktion hat noch nicht das Auge <strong>der</strong> zu deduzierenden Kategorien<br />
eingesetzt bekommen, auch wenn das vielfach so verstanden worden ist.<br />
— Ausgerechnet im Zusammenhang des § 16 <strong>der</strong> ersten Kritik <strong>die</strong><br />
For<strong>der</strong>ung Kantens aus dem Beweisgr<strong>und</strong> Gottes nach sinnlicher<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong>art zu verstehen, daß man als Argument einzuwerfen<br />
können glaubt, es hätte anstatt Psychologie besser <strong>die</strong> Anthropologie als<br />
Gegenstand des inneren Sinnes entwickelt werden sollen, zeugt nur vom<br />
Unverstand Heideggers betreffs des Ganges <strong>der</strong> Deduktion. 221<br />
221 Vgl. hiezu auch Schnädelbach, Kant — <strong>der</strong> Philosoph <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, in: Schönrich <strong>und</strong><br />
Kato (Hrsg.),Kant in <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, Suhrkamp Frankfurt/Main 2 1997,<br />
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