analytik und die dialektik der substanz
analytik und die dialektik der substanz analytik und die dialektik der substanz
-— 90 — bezieht sich unter der Voraussetzung dieser Anwendungsbedingung — nun das Zugleichsein negierend — auf Existenz im Sinne einer Bedingung von Folge sein und Folgen haben, weil eben ursprünglich die Frage nach der Widerspruchsfreiheit in Hinblick darauf, ob das Gegenteil des Seienden an Stelle desselben möglich sei (warum eher dieses als jenes), als Frage nach der Gleichgültigkeit der Folgen gegenüber dieser Ersetzung zu stellen ist. Ist diese Ersetzung überhaupt ohne Widerspruch in den Folgen möglich, dann gibt es keinen Grund, nach dem gefragt werden könnte, warum eher dieses ist und nicht anderes. 8 Jedoch bedeutete die verneinende Antwort auf die Frage, ob in der Folge ein Widerspruch durch die Ersetzung von etwas durch sein Gegenteil auftritt, allein noch nicht die Behauptung der Notwendigkeit als Wirklichkeit ihres Zusammenseins im Zugleichsein in irgendeiner bestimmten Epoche dieser series rerum, sowenig ein reales Zusammensein im Zugleichsein (immer der Nachweis von Kompossibilität trotz realer Antagonismen: eine Folge der prästabilierten Harmonie als Leitidee) die Notwendigkeit desselben für ein bestimmtes Zugleichsein des series rerum zwingend nach sich zieht. Legt man der ontologischen Untersuchung des Satzes vom Widerspruch die Frage nach dem Grund, warum eher etwas als nichts ist, zugrunde, dann gilt der Satz vom Widerspruch nur, wenn etwas ist, das Folgen hat. Aber das Nichts kann keine Folgen haben, folglich ist auch nichts widersprüchlich, aber eben auch nicht widerspruchsfrei, sondern eben indifferent. Der Satz vom Widerspruch setzt also logisch den Satz vom zureichenden Grund voraus, hat aber erst in etwas, dessen Existenz Folgen hat, seine ontologische Bedingung. Dieses aber hat für uns die Bedingungen des Satzes vom Zugleichsein im Sinne in einem series rerum sein an sich. Hingegen: Daß nicht alles Mögliche zugleich möglich sein könne, zeigt am Gebrauch des »möglich sein könnens« als negative Charakteristik von Wirklichkeit abermals, daß die im siebten Satz enthaltenen Prinzipien sowohl auf Alternativität möglicher Welten wie auf Alternativität in einer series rerum hin auszulegen sind. Damit wird aber nur nochmals deutlich, daß das Prinzip vom Widerspruch nicht selbst die zureichende Bedingung des Satzes vom Zugleichsein sein kann, da die möglichen Welten einander nicht selbst als Möglichkeiten, sondern erst als 8 Vgl. die Analyse der Aussage Kants, daß das, was zusammen nicht widerspruchsfrei möglich, nacheinander möglich sein kann. Vgl. hier Zweiter Abschnitt, Logische und metaphysische Bedingung der Wahrheit, Die Zeitbedingung der Wahrheit, Die modallogische Erörterung.
-— 91 — verschiedene Reihen der Erscheinungsgesetze verschiedener Welten in einer Welt ausschließen. Der Satz vom Zugleichsein legt also nur die Bedingungen der Möglichkeit der Frage, warum eher das als etwas anderes existiert, klar, entscheidet aber noch nicht die Frage für je eine mögliche Welt oder innerhalb einer möglichen Welt selbst. Insofern verlangt der siebte Satz im Satz vom Zugleichsein noch komplementär die Bezugnahme auf die Unterscheidung in conatus (Strebung des Existierenden) und existiturire (Strebung des bloß Möglichen im schöpferischen Verstand nach Verwirklichung) zur Horizontbestimmung der Zeitlichkeit, bevor der Satz vom Widerspruch seinen Horizont angewiesen bekommen kann. Im achten Satz wird das Zugleichsein in Hinblick auf die in den Bedingungen desselben weiterhin enthaltene Beziehung auf das Zukünftige zur Gegenwart bestimmt: Nicht nur in Bezug auf die Gleichzeitigkeit der Verwirklichung sondern auch, weil der »gegenwärtige Zustand Zukünftiges mitbestimmt« (als Hinweis auf die zeitlich exponierte Einheit einer series rerum) hat der Satz vom Zugleichsein ontologische Geltung. 9 Oben konnte gezeigt werden, daß zur Bestimmung einer series rerum bereits sowohl der Satz vom Zugleichsein wie der Satz vom Widerspruch benötigt wird — Leibnizens Darstellung macht hier nochmals deutlich, daß der Satz vom Zugleichsein wie der Satz vom Widerspruch erst im Rahmen der jeweils immer nur einen möglichen Welt auftreten, und nur deshalb zusammen gelten. Im neunten Satz wird nun diejenige Bedingung genannt, die zugleich eine Vernunftwahrheit, wie eine Form der Möglichkeit(en) selbst ist. Die Reihe der Tatsachen soll so beschaffen sein, daß »möglichst viele (Dinge) existieren oder also eine möglichst große Reihe von Tatsachen aller möglichen Dinge«. 10 9 8. Satz: Aber weil manches mit anderem unvereinbar ist, folgt, daß gewisse Möglichkeiten nicht zur Verwirklichung gelangen, und es ist also manches Mögliche mit anderen (mit anderem Möglichen) unvereinbar — nicht nur in Bezug auf die Gleichzeitigkeit (=auf ihre gleichzeitige Verwirklichung), sondern generell, weil durch den gegenwärtigen Zustand (sc. der Dinge) Zukünftiges mitbestimmt wird. Sed quia alia aliis incompatibilia sunt, sequuitur quaedam possibilia non pervenire ad existendum, suntque alia aliis incompatibilia, non tantum respectu ejusdem temporis, sed et in universum, quia in praesentibus futura involvuntur. 10 9. Satz: Jedenfalls folgt aus dem Wettstreit aller möglichen (sc. Dinge), die zur Verwirklichung drängen, wenigstens das, daß eine solche Reihe von Tatsachen existiert, die so beschaffen ist, daß möglichst viele (Dinge) existieren oder also eine möglichst große Reihe von Tatsachen aller möglichen Dinge. {Series rerum, die Reihe der Tatsachen ist im weiteren Gebrauch mit dem Begriff mundus (Welt)
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verschiedene Reihen <strong>der</strong> Erscheinungsgesetze verschiedener Welten in<br />
einer Welt ausschließen. Der Satz vom Zugleichsein legt also nur <strong>die</strong><br />
Bedingungen <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Frage, warum eher das als etwas<br />
an<strong>der</strong>es existiert, klar, entscheidet aber noch nicht <strong>die</strong> Frage für je eine<br />
mögliche Welt o<strong>der</strong> innerhalb einer möglichen Welt selbst. Insofern<br />
verlangt <strong>der</strong> siebte Satz im Satz vom Zugleichsein noch komplementär <strong>die</strong><br />
Bezugnahme auf <strong>die</strong> Unterscheidung in conatus (Strebung des<br />
Existierenden) <strong>und</strong> existiturire (Strebung des bloß Möglichen im<br />
schöpferischen Verstand nach Verwirklichung) zur Horizontbestimmung<br />
<strong>der</strong> Zeitlichkeit, bevor <strong>der</strong> Satz vom Wi<strong>der</strong>spruch seinen Horizont<br />
angewiesen bekommen kann.<br />
Im achten Satz wird das Zugleichsein in Hinblick auf <strong>die</strong> in den<br />
Bedingungen desselben weiterhin enthaltene Beziehung auf das<br />
Zukünftige zur Gegenwart bestimmt: Nicht nur in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Gleichzeitigkeit <strong>der</strong> Verwirklichung son<strong>der</strong>n auch, weil <strong>der</strong> »gegenwärtige<br />
Zustand Zukünftiges mitbestimmt« (als Hinweis auf <strong>die</strong> zeitlich<br />
exponierte Einheit einer series rerum) hat <strong>der</strong> Satz vom Zugleichsein<br />
ontologische Geltung. 9 Oben konnte gezeigt werden, daß zur Bestimmung<br />
einer series rerum bereits sowohl <strong>der</strong> Satz vom Zugleichsein wie <strong>der</strong> Satz<br />
vom Wi<strong>der</strong>spruch benötigt wird — Leibnizens Darstellung macht hier<br />
nochmals deutlich, daß <strong>der</strong> Satz vom Zugleichsein wie <strong>der</strong> Satz vom<br />
Wi<strong>der</strong>spruch erst im Rahmen <strong>der</strong> jeweils immer nur einen möglichen Welt<br />
auftreten, <strong>und</strong> nur deshalb zusammen gelten.<br />
Im neunten Satz wird nun <strong>die</strong>jenige Bedingung genannt, <strong>die</strong> zugleich eine<br />
Vernunftwahrheit, wie eine Form <strong>der</strong> Möglichkeit(en) selbst ist. Die Reihe<br />
<strong>der</strong> Tatsachen soll so beschaffen sein, daß »möglichst viele (Dinge)<br />
existieren o<strong>der</strong> also eine möglichst große Reihe von Tatsachen aller<br />
möglichen Dinge«. 10<br />
9 8. Satz: Aber weil manches mit an<strong>der</strong>em unvereinbar ist, folgt, daß gewisse<br />
Möglichkeiten nicht zur Verwirklichung gelangen, <strong>und</strong> es ist also manches Mögliche<br />
mit an<strong>der</strong>en (mit an<strong>der</strong>em Möglichen) unvereinbar — nicht nur in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Gleichzeitigkeit (=auf ihre gleichzeitige Verwirklichung), son<strong>der</strong>n generell, weil<br />
durch den gegenwärtigen Zustand (sc. <strong>der</strong> Dinge) Zukünftiges mitbestimmt wird.<br />
Sed quia alia aliis incompatibilia sunt, sequuitur quaedam possibilia non pervenire<br />
ad existendum, suntque alia aliis incompatibilia, non tantum respectu ejusdem<br />
temporis, sed et in universum, quia in praesentibus futura involvuntur.<br />
10 9. Satz: Jedenfalls folgt aus dem Wettstreit aller möglichen (sc. Dinge), <strong>die</strong> zur<br />
Verwirklichung drängen, wenigstens das, daß eine solche Reihe von Tatsachen<br />
existiert, <strong>die</strong> so beschaffen ist, daß möglichst viele (Dinge) existieren o<strong>der</strong> also eine<br />
möglichst große Reihe von Tatsachen aller möglichen Dinge. {Series rerum, <strong>die</strong> Reihe<br />
<strong>der</strong> Tatsachen ist im weiteren Gebrauch mit dem Begriff m<strong>und</strong>us (Welt)