21.07.2013 Aufrufe

analytik und die dialektik der substanz

analytik und die dialektik der substanz

analytik und die dialektik der substanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

-— 201 —<br />

„Gesetze“ zum Gegenstand habe, ist in <strong>der</strong> Wurzel schon verfehlt. We<strong>der</strong><br />

das nur einmalig Geschehene noch ein darüber schwebendes Allgemeines<br />

ist ihr Thema, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> faktisch existent gewesene Möglichkeit. Diese<br />

wird nicht als solche wie<strong>der</strong>holt, d.h. eigentlich historisch verstanden,<br />

wenn sie in <strong>die</strong> Blässe eines überzeitlichen Musters verkehrt wird.« 206<br />

Barash versteht <strong>die</strong> »faktisch existent gewesene Möglichkeit« daraufhin<br />

ausschließlich auf <strong>die</strong> Hinordnung zur »Wie<strong>der</strong>holung« <strong>und</strong> läßt <strong>die</strong><br />

uneigentliche Erinnerung beiseite. Die Eigentlichkeit <strong>der</strong> Erinnerung in<br />

Gestalt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung entfernt nun Heidegger von <strong>der</strong> Position<br />

Diltheys <strong>und</strong> im geringeren Maße von Yorck. — Den Zirkelcharakter des<br />

Lebens, daß selbst Leben erschließt, beschreibt Heidegger in Blick auf<br />

Dilthey folgen<strong>der</strong>maßen: »Was sich wie Zwiespältigkeit <strong>und</strong> unsicheres,<br />

zufälliges ›Probieren‹ ausnimmt, ist <strong>die</strong> elementare Unruhe zu dem einen<br />

Ziel: das ›Leben‹ zum philosophischen Verständnis bringen, <strong>und</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Verstehen aus dem ›Leben selbst‹ ein hermeneutisches F<strong>und</strong>ament zu<br />

sichern. Alles zentriert in <strong>der</strong> ›Psychologie‹, <strong>die</strong> das ›Leben‹ in seinem<br />

geschichtlichen Entwicklungs- <strong>und</strong> Wirkungszusammenhang verstehen<br />

soll als <strong>die</strong> Weise , in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch ist , als möglicher Gegenstand <strong>der</strong><br />

Geisteswissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wurzel <strong>die</strong>ser Wissenschaften zumal.« 207<br />

Darin zeigt sich <strong>die</strong> Bedeutung des hermeneutischen Standpunktes<br />

Diltheys für Heidegger wie seine Gespaltenheit in Psychologie <strong>und</strong><br />

Geschichtlichkeit in ganzer Deutlichkeit. — Die Zwiespältigkeit <strong>und</strong><br />

Unsicherheit, <strong>die</strong> Heidegger anfangs beobachtet, hat formal seine Wurzel<br />

in <strong>der</strong> unvollkommenen Indifferenz Leibnizens, führt aber nicht zur<br />

Heraushebung <strong>der</strong> notwendigen Wahrheiten wie in <strong>der</strong> Theozidee. 208<br />

Heidegger wendet sich hier unvermittelt an <strong>die</strong> Lebenswelt, <strong>die</strong> er<br />

gegenüber <strong>der</strong> »Psychologie« <strong>der</strong> Daseinshermeneutik gleich als<br />

Geschichtlichkeit vorstellt, was ohne weitere Differenzierung in<br />

206 Sein <strong>und</strong> Zeit, p. 395. Benedikt bringt aber demgegenüber <strong>die</strong> Temporalität als<br />

nächste Konstitutionstsufe ins Spiel, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Geschichtlichkeit wie <strong>der</strong><br />

Innerzeitlichkeit vorausgesetzt sei, <strong>und</strong> zwar als »Geschicklichkeit« im Sinne von<br />

Geschick o<strong>der</strong> Schicksal o<strong>der</strong> gleich als »Seinsvernunft«; in: <strong>der</strong>selbe, Kein Ende <strong>der</strong><br />

Zukunft, Wien 1997, p. 85 f. (Pkt. 8)<br />

207 Sein <strong>und</strong> Zeit, p. 398<br />

208 Natürlich hat historisch gesprochen Heidegger <strong>die</strong>se Auffassung von Brentano<br />

übernommen (Vom Ursprung <strong>der</strong> sittlichen Erkenntnis,, 4 1955, p 149 ff., insbes. § 14);<br />

<strong>die</strong>ser wie<strong>der</strong>um von Herbart, doch ist bekannt (etwa durch Robert Zimmermann<br />

o<strong>der</strong> J. Barchudarian), daß Herbart in deutlicher Abhängigkeit von gewissen<br />

Leibnizianischen Konzepten gestanden hat. Noch Brentano rechnet mit <strong>der</strong> Einsicht<br />

des an sich Guten aus <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Indifferenz alltäglicher Interessen. Vgl. hiezu<br />

auch Michael Benedikt, Phil. Emp. II, Turia <strong>und</strong> Kant, Wien 1998, insbeson<strong>der</strong>e vom<br />

ersten zum dritten Kapitel)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!