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analytik und die dialektik der substanz

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-— 200 —<br />

allerdings ohne, wie bei Christian Wolff auch, darin eine Gelegenheit zur<br />

Definition <strong>der</strong> Differenz von Ontologie <strong>und</strong> Ontik erblicken zu können. 204<br />

Die vorhin skizzierte späte Auffassung Heideggers entspricht eben nicht<br />

<strong>der</strong> allgemein bekannten Aufstellung des Problems des Daseins, wie man<br />

sie insbeson<strong>der</strong>e aus Sein <strong>und</strong> Zeit kennt, doch führt schon <strong>die</strong> frühere<br />

Fassung selbst zu einer Grenze, <strong>die</strong> das Dasein ontologisch damit belastet,<br />

<strong>der</strong> einzige Ursprung <strong>der</strong> Geschichte zu sein. Hier wäre zuvor Platz für<br />

einen Hinweis auf den vorhin vorgestellten hermeneutischen <strong>und</strong> somit<br />

selbst unbedingten subjektiven Hintergr<strong>und</strong> des Daseins in <strong>der</strong><br />

F<strong>und</strong>amentalontologie. Ich folge i. a. in <strong>der</strong> Kurzdarstellung <strong>die</strong>ser<br />

Schwierigkeit <strong>der</strong> Auffassung von Jeffrey Barash. 205<br />

Die Diskussion um Heideggers Auffassung von Hermeneutik sieht sich<br />

folgendem Hintergr<strong>und</strong> gegenüber: Der Neukantianismus leitet <strong>die</strong><br />

geschichtliche Wahrheit werttheoretisch aus reinen<br />

Individualitätsbegriffen ab; Dilthey f<strong>und</strong>iert das Geschichtsverständnis in<br />

<strong>der</strong> psycho-physischen Einheit von Erlebniszusammenhängen; <strong>die</strong><br />

(Heidegger: französischen) Positivisten vermuten Zusammenhänge nach<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> Naturgesetze (p. 63). Ich denke, daß Heidegger mit seiner<br />

Kritik am Begriff des Geschichtlichen vom Individualitätsbegriff des<br />

Neukantianismus ausgehend erst <strong>die</strong> hermeneutischen Prinzipien<br />

Diltheys, <strong>die</strong>se selbst modifizierend, gegen den naiv-empiristischen<br />

Positivismus in Stellung bringt: »Die Frage, ob <strong>die</strong> Historie nur <strong>die</strong><br />

Reihung <strong>der</strong> einmaligen, „individuellen“ Begebenheiten o<strong>der</strong> auch<br />

<strong>der</strong>selben [...] Hieraus folgt aber, daß <strong>der</strong> Idealism in eben demselben<br />

rationalistischen System unvermeidlich sei, wenigstens <strong>der</strong> problematische, <strong>und</strong>,<br />

wenn das Dasein äußerer Dinge zu Bestimmung seines eigenen in <strong>der</strong> Zeit gar nicht<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist, jenes auch nur ganz umsonst angenommen werde, ohne jemals einen<br />

Beweis davon angeben zu können. Befolgen wir dagegen das analytische Verfahren,<br />

da das Ich denke, als ein Satz, <strong>der</strong> schon ein Dasein in sich schließt, als gegeben,<br />

mithin <strong>die</strong> Modalität, zum Gr<strong>und</strong>e liegt, <strong>und</strong> zerglie<strong>der</strong>n ihn, um seinen Inhalt, ob<br />

<strong>und</strong> wie nämlich <strong>die</strong>ses Ich im Raum o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zeit bloß dadurch sein Dasein<br />

bestimmt, zu erkennen, so würden <strong>die</strong> Sätze <strong>der</strong> rationalen Seelenlehre nicht vom<br />

Begriffe eines denkenden Wesens überhaupt, son<strong>der</strong>n von einer Wirklichkeit<br />

überhaupt anfangen, <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Art, wie <strong>die</strong>se gedacht wird, nachdem alles, was<br />

dabei empirisch ist, abgeson<strong>der</strong>t worden, das was einem denkenden Wesen<br />

überhaupt zukommt gefolgert werden [...].« (B 416 f). Vgl. insbeson<strong>der</strong>e im dritten<br />

<strong>und</strong> im fünften Abschnitt § 21, d <strong>und</strong> § 31<br />

204 Die Formalontologie Wolffs schließt Subjekt <strong>und</strong> Objekt zwangsweise<br />

zusammen.<br />

205 Jeffrey Barash, Über den geschichtlichen Ort <strong>der</strong> Wahrheit. Hermeneutische<br />

Perspektiven bei Wilhelm Dilthey <strong>und</strong> Martin Heidegger, in: Martin Heidegger:<br />

Innen- <strong>und</strong> Außenansichten, Hrsg. vom Forum für Philosophie Bad Homburg (S.<br />

Blasche, W.R. Köhler, W. Kuhlmann, P. Rohs), Frankfurt/Main 1989, stw 779, p. 58-<br />

74.

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