analytik und die dialektik der substanz
analytik und die dialektik der substanz analytik und die dialektik der substanz
-— 188 — der Anschauung als ein einzelnes Objekt vorzustellen und als zu einem beweglichen Punkt abstrahiert zu denken. Ohne die Überlegung der Regel der Apprehension bleibt das Ding an sich bloß in Abhängigkeit von der ersten metaphysischen Erörterung des Raumes, worin etwas vorausgesetzt wird, um eine Vorstellung auf etwas außer mir zu beziehen und derart gänzlich außerhalb der Darstellungsmöglichkeit in der reinen Anschauungsform. Erst im Fortgang der Untersuchung zu den Grundsätzen von Ursache und Dependenz (oder eben hier in der M.A.d.N. im Fortgang zur Dynamik) kann dem Schema der Beharrlichkeit die Stellung im Gang der objektiven Deduktion verläßlich angewiesen werden, denn nicht die Beharrlichkeit als Regel der Apprehension in der Erscheinungskonstitution eines Gegenstandes in der Anschauung, oder die Beharrlichkeit als Eigenschaft einer Kraft der Substanz in einer dynamischen Erklärung, sondern das Substrat der Beweglichkeit ist der Beschreibbarkeit des objektiven Raumes als dem objektiven Verhältnis der Objekte in diesem Raum zuerst vorausgesetzt: An Stelle der Substanz als bloß immer nur gedachtes Substrat des Beharrlichen in der Reihe der Erscheinungen ist nun das Bewegliche von Seiten der konstruktiv vorgehenden Phoronomie ontologisch als Substrat der freilich selbst beharrlichen Bewegung vorausgesetzt worden. Auch mit der Überlegung der Frage nach den geometrischen Darstellungsbedingungen der Anschauungen, die die Objekte beinhalten, wird nur ein erster, wenn auch notwendiger Schritt zur Objektivierung getan; der eigentliche Schritt der Setzung des Daseins außer dem Begriff (als Materie) ist die Bestimmung des Substrates als Bewegliches. Dieser auch ontologisch entscheidende Schritt ist der zwingend vorgezeichnete nächste Schritt nach der ontologischen Interpretation der ersten metaphysischen Erörterung des Raumes, der das reale Ding in der Affinität ohne eigene qualitative Bestimmung außer eben des Auseinanderseins gelassen hat. Die damit verbundene Äußerlichkeit war aber in der transzendentalen Ästhetik als Erscheinung oder Erscheinungsform (Anschauungsform) selbst nicht wieder erhältlich. Mit dem notwendigen Prädikat der Beweglichkeit wird in der Phoronomie diese Schwäche behoben — und zwar zuerst unabhängig von der Verfassung der jeweils gelungenen Geometrisierbarkeit des Raumes, die zweifellos Bedingung für eine systematische Bewegungslehre ist. Die Geometrisierbarkeit des objektiven Raumes wird zunächst aus der Geometrisierbarkeit der Anschauung nur problematisch erschlossen. Man kann sagen: auch deshalb kann die Beweglichkeit der Materie selbst noch nicht die Erklärung für die selbstständige und wirkliche Einheit des
-— 189 — Substrates sein. Im ersten Falle der Beharrlichkeit als Schema der Apprehension der Erscheinungen geht es um die Konstitution der Erscheinung eines Gegenstandes im Fluß der Erscheinungen, in zweiten Falle, wo dessen Substrat zum Beweglichen erklärt wird, geht es schon um die Erfahrung des Verhältnisses zwischen Gegenstände im Raume — und zwar auch dann, wenn davon weder die Erklärung der Substanz aus der Beharrlichkeit in den Erscheinungen noch im Sinne einer individuellen wesenslogischen Definition vollständig erfüllt sein kann. Die Darstellung der Bewegung auf der Grundlage der Geometrie des Raumes gibt schon Verhältnisse zwischen wirklichen Dingen der Objekte der Erfahrung wieder. Doch fehlt die Einsicht in die Ursache dieser Verhältnisse. Hier sind zwei weitere Schritte ins Auge zu fassen: Dynamik und Mechanik. Kant fügt dem Substrat des Beweglichen in der Dynamik eine weitere Bedingung zu: »Materie ist das Bewegliche im Raum, so fern es einen Raum erfüllt. Einen Raum erfüllen heißt allem Beweglichen widerstehen, das durch seine Bewegung in einen gewissen Raum einzudringen bestrebt ist.« 185 Die Bewegung wird im zweiten Satz zur Bedingung, diese Erfülltheit nachzuweisen. Die Materie ist nicht einfach die Raumerfüllung qua Existenz, »sondern durch eine besondere bewegende Kraft«. 186 Diese »bewegende Kraft« wird Repulsion 187 genannt, und ist eigentlich keine Kraft, die auf dem ersten Blick erkennbar mit Bewegung zu tun hätte: sie erfüllt den Raum, indem sie verhindert, daß anderes Bewegliches gänzlich den bereits eingenommenen Raum besetzt. Bemerkenswert ist der erste Zusatz: »Die expansive Kraft nennt man auch Elastizität«. 188 Aus der Erörterung der Elastizität, die nur gedanklich bis zur absoluten Undurchdringlichkeit gesteigert werden kann, und ihrem Widerspiel, dem anderen Beweglichen, vermag aber keine befriedigende Erklärung der Grenze eines Körpers als Gestalt zu entspringen. Die Überlegung der 185 M.A.d.N., Erklärung 1 der Dynamik, A 31 186 cit. op., Lehrsatz der Dynamik, A 33. Dieser Satz verdient deshalb besondere Beachtung, weil Kant hier den Ausdruck „bewegende Kraft“ eindeutig dynamisch versteht (daraus wird auch die Repulsion), er aber doch diesen Ausdruck in der Mechanik auch für die potentielle Energie des Impulses eines sich träge und gleichförmig bewegten Körpers verwendet hat, wo die Zweideutigkeit mit der spätscholastischen Verwendung desselben Ausdrucks, daß auch ein gleichförmig bewegter Körper zur Bewegung eine fortwährend gleichmäßig wirkende Ursache benötige (Buridan), sehr irritierend ist. Es muß aber festgestellt werden, daß Kant in der Mechanik der M. A. d. N. im wesentlichen den Ausdruck „bewegende Kraft“ korrekt im Sinne von Impuls verwendet. 187 cit. op., Lehrsatz 2 der Dynamik, A 36 188 cit. op,, A 37
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Substrates sein. Im ersten Falle <strong>der</strong> Beharrlichkeit als Schema <strong>der</strong><br />
Apprehension <strong>der</strong> Erscheinungen geht es um <strong>die</strong> Konstitution <strong>der</strong><br />
Erscheinung eines Gegenstandes im Fluß <strong>der</strong> Erscheinungen, in zweiten<br />
Falle, wo dessen Substrat zum Beweglichen erklärt wird, geht es schon um<br />
<strong>die</strong> Erfahrung des Verhältnisses zwischen Gegenstände im Raume — <strong>und</strong><br />
zwar auch dann, wenn davon we<strong>der</strong> <strong>die</strong> Erklärung <strong>der</strong> Substanz aus <strong>der</strong><br />
Beharrlichkeit in den Erscheinungen noch im Sinne einer individuellen<br />
wesenslogischen Definition vollständig erfüllt sein kann. Die Darstellung<br />
<strong>der</strong> Bewegung auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Geometrie des Raumes gibt schon<br />
Verhältnisse zwischen wirklichen Dingen <strong>der</strong> Objekte <strong>der</strong> Erfahrung<br />
wie<strong>der</strong>. Doch fehlt <strong>die</strong> Einsicht in <strong>die</strong> Ursache <strong>die</strong>ser Verhältnisse. Hier<br />
sind zwei weitere Schritte ins Auge zu fassen: Dynamik <strong>und</strong> Mechanik.<br />
Kant fügt dem Substrat des Beweglichen in <strong>der</strong> Dynamik eine weitere<br />
Bedingung zu: »Materie ist das Bewegliche im Raum, so fern es einen<br />
Raum erfüllt. Einen Raum erfüllen heißt allem Beweglichen wi<strong>der</strong>stehen,<br />
das durch seine Bewegung in einen gewissen Raum einzudringen bestrebt<br />
ist.« 185 Die Bewegung wird im zweiten Satz zur Bedingung, <strong>die</strong>se<br />
Erfülltheit nachzuweisen. Die Materie ist nicht einfach <strong>die</strong> Raumerfüllung<br />
qua Existenz, »son<strong>der</strong>n durch eine beson<strong>der</strong>e bewegende Kraft«. 186 Diese<br />
»bewegende Kraft« wird Repulsion 187 genannt, <strong>und</strong> ist eigentlich keine<br />
Kraft, <strong>die</strong> auf dem ersten Blick erkennbar mit Bewegung zu tun hätte: sie<br />
erfüllt den Raum, indem sie verhin<strong>der</strong>t, daß an<strong>der</strong>es Bewegliches gänzlich<br />
den bereits eingenommenen Raum besetzt. Bemerkenswert ist <strong>der</strong> erste<br />
Zusatz: »Die expansive Kraft nennt man auch Elastizität«. 188 Aus <strong>der</strong><br />
Erörterung <strong>der</strong> Elastizität, <strong>die</strong> nur gedanklich bis zur absoluten<br />
Undurchdringlichkeit gesteigert werden kann, <strong>und</strong> ihrem Wi<strong>der</strong>spiel, dem<br />
an<strong>der</strong>en Beweglichen, vermag aber keine befriedigende Erklärung <strong>der</strong><br />
Grenze eines Körpers als Gestalt zu entspringen. Die Überlegung <strong>der</strong><br />
185 M.A.d.N., Erklärung 1 <strong>der</strong> Dynamik, A 31<br />
186 cit. op., Lehrsatz <strong>der</strong> Dynamik, A 33. Dieser Satz ver<strong>die</strong>nt deshalb beson<strong>der</strong>e<br />
Beachtung, weil Kant hier den Ausdruck „bewegende Kraft“ eindeutig dynamisch<br />
versteht (daraus wird auch <strong>die</strong> Repulsion), er aber doch <strong>die</strong>sen Ausdruck in <strong>der</strong><br />
Mechanik auch für <strong>die</strong> potentielle Energie des Impulses eines sich träge <strong>und</strong><br />
gleichförmig bewegten Körpers verwendet hat, wo <strong>die</strong> Zweideutigkeit mit <strong>der</strong><br />
spätscholastischen Verwendung desselben Ausdrucks, daß auch ein gleichförmig<br />
bewegter Körper zur Bewegung eine fortwährend gleichmäßig wirkende Ursache<br />
benötige (Buridan), sehr irritierend ist. Es muß aber festgestellt werden, daß Kant in<br />
<strong>der</strong> Mechanik <strong>der</strong> M. A. d. N. im wesentlichen den Ausdruck „bewegende Kraft“<br />
korrekt im Sinne von Impuls verwendet.<br />
187 cit. op., Lehrsatz 2 <strong>der</strong> Dynamik, A 36<br />
188 cit. op,, A 37