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Monique Schwitter - Anno 1905

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Durch „Deutschland“ begleitet Sie:<br />

<strong>Monique</strong> <strong>Schwitter</strong><br />

Als kulinarische Fachkraft ist <strong>Monique</strong> <strong>Schwitter</strong> bislang noch nicht aufgefallen, an<br />

Berufsbezeichnungen respektive Berufungen mangelt es ihr jedoch nicht. Die<br />

Schweizerin ist preisgekrönte Schriftstellerin, Schauspielerin, Regisseurin, Synchronsprecherin<br />

und Sängerin – eine Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die<br />

Wahlhamburgerin aus Zürich nahm sich für SZENE HAMBURG ESSEN + TRINKEN der<br />

deutschen Küche an und kam mit wortgewandten Erfahrungsberichten zurück –<br />

Restaurant kritikerin ist die 40-Jährige jetzt also auch noch. Vergangenes Jahr erschien<br />

ihr neuer Erzählband „Goldfischgedächtnis“, als diesjährige Stipendiatin des Künstlerhauses<br />

Lauenburg arbeitet sie dort und in Hamburg an ihrem nächsten Buch.<br />

Cölln’s<br />

Restaurant<br />

Traditionsküche mit manchmal<br />

fernöstlichen Facetten<br />

Trifft’s: Fernost ist via Hafen mitten im alten<br />

Deutschland gelandet. UW<br />

Cölln’s Restaurant ����: Brodschrangen 1–5<br />

(Altstadt), U3 bis Rathaus oder Bus 3, 4, 5, 6, 109<br />

bis Rathausmarkt; Telefon 36 41 53, Mo-Fr 11–24,<br />

Sa 17–24 Uhr (Küche immer bis 22 Uhr), Kredit -<br />

karten: alle; EC-Karte; www.coellns-restaurant.de<br />

wohingegen der Grauburgunder belanglos war.<br />

Vielleicht doch nicht der geeignete Ort die<br />

Schwiegereltern für sich einzunehmen. MOK<br />

Alsterkrug Restaurant ���: Alsterkrugchaussee 277<br />

(Alsterdorf), Bus 292 oder Schnellbus 39 (zuschlagpflichtig)<br />

bis Alsterdorfer Damm; Telefon 51 30 34 10,<br />

Mo-So 6.30–24 Uhr, Kreditkarten: alle; EC-Karte;<br />

Wie weit man beim Eintreten hinabtaucht in<br />

die hanseatische Geschichte, wird einem sofort<br />

bewusst, wenn man die drei Ledersessel<br />

im wunderschön mit alten Kacheln versehe-<br />

Alsterkrug Restaurant<br />

Reif für die Schwiegereltern?<br />

www.alsterkrug.de<br />

Best Western Premier Alsterkrug Hotel: Alsterkrugchaussee<br />

277 (Alsterdorf), Telefon 51 30 30, DZ ab 125<br />

Euro, EZ ab 125 Euro; www.alsterkrug.de<br />

nen Entree betrachtet. In Deutschlands einziger<br />

und noch im Originalzustand erhalte-<br />

Dutzende sind mit dem Auto am markanten<br />

Best Western Premier Hotel an der Alsterkrug- <strong>Anno</strong> <strong>1905</strong><br />

nen Austernstube sitzen hier auch heute noch<br />

zur Mittagszeit gutsituierte Herren, bevor sie<br />

chaussee vorbeigefahren. Was viele nicht wissen:<br />

Darin befindet sich das Alsterkrug Restau-<br />

Ein wahrer Schatz<br />

sich in die hinteren Räume zum Mahl begerant. Das sehr gepflegte Ambiente scheint Das Lokal bietet erfreulich helle Gemütlichben.<br />

Wir werden in den Raum geführt, der bestens geeignet, die (zukünftigen) Schwiegerkeit an der (verkehrs-)trubeligen Kreuzung<br />

vollgestopft ist mit Büsten und Porträtbildern eltern auszuführen. Die Gäste werden freund- des S-Bahnhofs Holstenstraße. Der Raum ist<br />

eines früheren Kunden: Kein geringerer als lich begrüßt, so wie der Service insgesamt mit rustikalem Mobiliar eingerichtet, die ho-<br />

Bismarck. Und als wir die Vorspeisen kauen, kompetent und aufmerksam agiert. Gewöhhen Regale sind mit schönen alten Büchern<br />

die buttrige Auster, den sorgsam geräuchternungsbedürftig ist nur die dudelnde „Fahr- und Geschirr verziert. Ein wahrer Schatz dieten<br />

Lachs, brauchen wir kaum Vorstellungsstuhlmusik“. Die Speisen- und Getränkekarten ser Ort, denn typisch norddeutsche Küche bekraft,<br />

um an den Nachbartischen hanseati- sind gut strukturiert. Von unseren Vorspeikommt der Großstädter heutzutage meist nur<br />

sche Reeder zu sehen, die in der Diskretion des sen kann am ehesten der Spargel-Friséesalat bei Imbissketten oder in teuren Restaurants.<br />

Bismarck-Séparées millionenschwere Verträge überzeugen. Der Lachstatar auf leider nicht Das <strong>Anno</strong> <strong>1905</strong> aber ist ein Original und die<br />

verhandeln. Wir genießen die Kniffe, mit de- krossem Rösti schmeckt hingegen fad. Als Küche überzeugt ohne viel Trara: Eine herrnen<br />

das Cölln’s seine jahrhundertealte Traditi- Hauptspeise wählen wir den catch of the day, liche, wahrhaftige Krabbensuppe (5,90 Euro)<br />

on aufbricht und asiatisch anheitert: Zwischen eine Dorade, sowie das Lammkarree. Beides serviert vom gut gelaunten, zuvorkommen-<br />

den Fischgerichten des Mittagsmenüs (für von hervorragender Qualität und perfekt geden Service, der Matjes in einer leichten Jo-<br />

sensationelle 19,80 Euro) erfrische ich mich gart. Enttäuschend die Beilagen, die entweghurt-Sahnesauce mit Äpfeln und Zwiebeln<br />

an der Ingwerschärfe des Kokosmilch-Zitroder nicht richtig durch oder kurz und klein (11,80 Euro) auf Wunsch mit extra knusprinengrassüppchens.<br />

Gelungen auch die kühne gegart sind. So ist das Kartoffelgratin viel zu gen Bratkartoffeln. Der saftige Schweinebraten<br />

Kombination von Fjordlachs und Sauerkraut, „blond“ gratiniert. Auch beim Dessert gibt es mit Schwarzbiersauce! Alles ist frisch zuberei-<br />

das mit Champagner sozial aufgemotzt wurde. Licht und Schatten: Schokoladenhippe kommt tet und reichlich vorhanden – trotzdem sind<br />

Mein Begleiter gerät hinter seinem Husumer weder kross noch schokoladig aus der Kü- die Teller nicht unangenehm überladen. Stim-<br />

Rinderfilet auf Wokgemüse aus dem „Hamche, Rhabarberkompott dafür gelungen und mig dazu sind die Weine: der Chardonnay (0,2<br />

burg kulinarisch Menü“ (39,80 Euro) gar ins Erdbeerparfait einfach herrlich fruchtig. Das Liter 4,70 Euro) und der Riesling (0,2 Liter 4<br />

Schwärmen. „Das Asiatische“, brummt er zwi- Essen wurde begleitet von einem exzellenten Euro). Und erst recht von gutem Geschmack<br />

schen zwei Bissen, präsentiere sich hier „im<br />

Zweireiher mit blitzenden Goldknöpfen.“ Das<br />

deutschen Rieslingsekt von Knipser. Der offene<br />

Côtes du Rhône passte sehr gut zum Lamm,<br />

ist der Eierpfannkuchen mit Apfelkompott<br />

(4,50 Euro). Lauter gute Gründe hier ein- ∆∆<br />

ESSEN + TRINKEN 2012/2013 55


zukehren ... Vielleicht nicht gerade zu<br />

einem romantischen Date, aber zu jeder anderen<br />

Gelegenheit bestimmt. Darauf einen Hamburger<br />

Kümmel! MN<br />

<strong>Anno</strong> <strong>1905</strong> ��: Holstenplatz 17 (Altona), S21, S31<br />

oder Bus 3, 20 und 25, 180, 183, 283 bis Holstenstraße;<br />

Telefon 439 25 35, Mo-Fr 12–15 und ab 17, Sa ab 13,<br />

So ab 17 Uhr (Küche immer bis 22 Uhr), Kreditkarten:<br />

alle; EC-Karte; www.anno<strong>1905</strong>.de<br />

Bahrenfelder Forsthaus<br />

Gewollt und nicht gekonnt<br />

Wer sich in Hamburg wie auf dem Dorf fühlen<br />

will, muss nicht lang fahren. Nur fünf Minuten<br />

sind es von Eimsbüttel mit dem Auto<br />

zum Bahrenfelder Forsthaus am Rande einer<br />

Schrebergartenkolonie. Ein Wirtshaus, das<br />

Feste für bis zu 450 Personen ausrichtet und<br />

über 11 Kegelbahnen verfügt. Als wir das Lokal<br />

an einem Montagabend betreten, sind<br />

wir außer einer Stammtischrunde die einzigen<br />

Gäste. Wir nehmen vor einem Aquarium<br />

Platz und studieren im Schein einer Tiffanylampe<br />

die Speisekarte – beobachtet von<br />

einem aus Stroh gefertigten Fuchs. Die Auswahl<br />

an Gerichten ist typisch norddeutsch<br />

(Lotsenfrühstück, Rote Grütze – Vanillesauce<br />

separat), erlaubt sich aber auch Ausflüge ins<br />

Ausland (Mediterrane Zucchinipfanne Toskana).<br />

Alle Speisen werden in höchsten Tönen<br />

angepriesen und bis auf jedes „Eisechstel“<br />

oder „Champignonviertel“ genau beschrieben.<br />

Als uns der höfliche Kellner mit schwarzer<br />

Fliege jedoch das Rückenfilet vom Deichwiesenlamm<br />

(21,80 Euro) und das Duo aus<br />

feinem Heilbuttfilet und Lachs (20,60 Euro)<br />

serviert, sind wir enttäuscht. Industriekartoffeln,<br />

eine Sauce hollandaise, die nach Packung<br />

schmeckt, und versalzenes Fleisch hatten wir<br />

wirklich nicht erwartet. Das war gewollt, aber<br />

nicht gekonnt. Und dabei leider auch noch<br />

viel zu teuer. AT<br />

Bahrenfelder Forsthaus ���: Von-Hutten-Straße<br />

45 (Bahrenfeld), Bus 2, 3 bis Von-Sauer-Straße;<br />

Telefon 89 40 21, Mo-Sa ab 12 (Küche bis 21), So ab<br />

11 (Küche 18.30 Uhr), Kreditkarten nur noch bis Ende<br />

2012, Kreditkarten: Mastercard, Visa, Amex; EC-Karte;<br />

www.bahrenfelderforsthaus.de<br />

Deutschland<br />

∆∆ Hacker-Pschorr<br />

Bajuwarische Kindheitsträume<br />

Ein „Grüß Gott“ habe ich mir verkniffen, wir sind ja in Hamburg. Aber schon beim Einkehren<br />

in das gut besuchte Hacker-Pschorr, schlägt mein halb bayrisches Herz höher. Urig-moderne<br />

Gemütlichkeit, freundliche Bedienung, ein Blick in die Karte und pure Vorfreude macht<br />

sich breit. Das gut gezapfte Hacker-Pschorr-Pils (0,3 Liter 2,70 Euro) hinterlässt bleibenden<br />

Eindruck und der fruchtige Weißburgunder (0,2 Liter 4,50 Euro) passt wunderbar zu der klaren<br />

Rinderkraftbrühe mit Grießnockerln (4,40 Euro), die mich an meine Kindheit im schönen<br />

Bayernland erinnert. Die frische halbe Schweinshax’n mit Sauerkraut und Serviettenknödel<br />

(9,90) ist der pure Genuss. Knusprige Kruste über zartem Fleisch, kräftige Bratensauce, gut<br />

eingekochtes Sauerkraut und leichte Serviettenknödel. So soll’s sein. Und auch die Rindsroulade<br />

mit Blaukraut und Kartoffelpüree (12,50 Euro) findet bei meiner ostfriesischen Begleitung<br />

großen Zuspruch. Nur ein Nachtisch, der passt nun wirklich nicht mehr, dafür aber ein feiner<br />

Obstler. Den kenne ich natürlich nicht aus meiner Kindheit, geholfen hat er aber prima. Schee<br />

wohs, dank und Pfia Gohd! SJM<br />

Hacker-Pschorr �: Lange Reihe 97 (St.George), U1 bis Lohmühlenstraße oder Bus 6 bis AK St. Georg;<br />

Telefon 32 65 19, Mo-Sa ab 10 (Küche ab 12), So ab 13, (Kücher immer bis 23 Uhr), Kreditkarten:<br />

Mastercard, Visa; EC-Karte; www.hphamburg.com<br />

Gesellig, gemütlich und eine deftig gute bayrische Küche

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