Komödie um einen Guru: „Tartuffe“Seite 4 - APOLLO-Theater Siegen
Komödie um einen Guru: „Tartuffe“Seite 4 - APOLLO-Theater Siegen
Komödie um einen Guru: „Tartuffe“Seite 4 - APOLLO-Theater Siegen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Foto: Arno Declair<br />
Drei Gruppen – ein Konzert<br />
Klangvoll mit Witz:<br />
A-cappella-Nacht<br />
„MayBebop“ und „5idelity“:<br />
Preisgekrönte Ensemble – plus einer<br />
von Europas besten Beatboxern.<br />
Seite 2<br />
T h E A T E r S I E G E N<br />
Eine <strong>Siegen</strong>er Geschichte<br />
Navid Kermani – Islam<br />
und deutsche Identität<br />
Der Sohn iranischer Eltern ist inzwischen einer<br />
der gefragtesten Intellektuellen des Landes – am<br />
9. November im Apollo zu erleben.<br />
Seite 3<br />
oKToBER | NovEmBER 09<br />
Ein Hauch von Biennale<br />
<strong>Komödie</strong> <strong>um</strong> <strong>einen</strong><br />
<strong>Guru</strong>: „Tartuffe“ Seite 4<br />
Deutsches <strong>Theater</strong> Göttingen<br />
Musical mit<br />
Anspruch: „Evita“<br />
„Don’t cry for me, Argentina“ – die wahre<br />
Geschichte der schillernden Perón-Gattin<br />
mit Andrew Lloyd Webbers Musik.<br />
Seite 4
2<br />
auf EiN woRT<br />
Oktober 2009<br />
Sa 24. 20.00 Tartuffe (danach: Party im Apollo-Foyer)<br />
So 25. Verkaufsoffener Sonntag: Führungen 14.00 + 16.00<br />
19.00 Tartuffe<br />
Di 27. 20.00 Tartuffe<br />
Mi 28. 20.00 Sinfoniekonzert z<strong>um</strong> 50-jährigen<br />
Bestehen des Fördervereins der<br />
Philharmonie Südwestfalen<br />
Do 29. 20.00 Deutsche Songs mit Dieter Falk & Sons<br />
Fr 30. 20.00 Ich habe <strong>einen</strong> Tra<strong>um</strong><br />
Sa 31. 18.30 Vernissage: Schüler malen „Faust“<br />
20.00 Der Gott des Gemetzels<br />
November 2009<br />
Mo 02. 18.00 <strong>Theater</strong>führung<br />
Mi 04. 16.00 Mittwochsakademie – z<strong>um</strong> Stück „Törleß“<br />
20.00 Törleß<br />
Do 05. 20.00 Törleß<br />
Fr 06. 20.00 Evita (danach: Party im Apollo-Foyer)<br />
Sa 07. 20.00 Evita<br />
So 08. 15.00 Die Geschichte von R<strong>um</strong>pel & Stilzchen<br />
19.00 Evita<br />
Mo 09. 20.00 Navid Kermani: Eine deutsche Geschichte<br />
Di 10. 20.00 Boris Radulović (Klavier)<br />
Mi 11. 16.00 Mittwochsakademie – z<strong>um</strong> Stück<br />
„Der Bajazzo / Der Mantel“<br />
20.00 Apollo vokal: A-cappella-Nacht<br />
Do 12. 10.00 Ich habe <strong>einen</strong> Tra<strong>um</strong> (Schulvorstellung)<br />
20.00 Die Nibelungen<br />
Fr 13. 20.00 Ligeti, Liszt, Brahms<br />
Sa 14. 20.00 Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk<br />
So 15. 19.00 Boeing Boeing<br />
Mo 16. 20.00 Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk<br />
Mi 18. 16.00 Mittwochsakademie – z<strong>um</strong> Stück<br />
„Der Gott des Gemetzels“<br />
Do 19. 20.00 Der Bajazzo / Der Mantel<br />
Fr 20. 20.00 Der Gott des Gemetzels<br />
Sa 21. 20.00 Der Gott des Gemetzels<br />
So 22. 19.00 Pacifica Quartet<br />
Di 24. 10.00 Ich habe <strong>einen</strong> Tra<strong>um</strong> (Schulvorstellung)<br />
18.00 Einführungsvortrag z<strong>um</strong> Konzert am 27.11.<br />
Mi 25. 16.00 Mittwochsakademie – z<strong>um</strong> King-Konzert<br />
20.00 Ich habe <strong>einen</strong> Tra<strong>um</strong><br />
apollo-<strong>Theater</strong>kasse<br />
Morleystraße 1 I 57072 <strong>Siegen</strong><br />
Telefon: 0271/ 77 02 77-2 I Fax: 0271/ 77 02 77-22<br />
E-Mail: theaterkasse@apollosiegen.de<br />
Öffnungszeiten: Di – Fr: 13 – 19 Uhr I Sa: 10 – 14 Uhr<br />
Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn<br />
Kreis <strong>Siegen</strong>-<br />
Wittgenstein<br />
Stadt <strong>Siegen</strong><br />
Verehrtes Publik<strong>um</strong><br />
„Denk ich an Deutschland in<br />
der Nacht“, dichtete einst Heinrich<br />
Heine, „so bin ich <strong>um</strong> den<br />
Schlaf gebracht“. Das Nach-<br />
Denken über das eigene Land<br />
bleibt angesagt. Am 9. November,<br />
zwanzig Jahre nach dem<br />
Mauerfall, wird Navid Kermani,<br />
ein aus dem Siegerland stammender<br />
deutscher Intellektueller<br />
mit iranischen Wurzeln,<br />
sich diesem Thema – und seiner<br />
Heimatstadt – annähern.<br />
Der ebenfalls aus <strong>Siegen</strong> stammende<br />
Komponist / Produzent /<br />
Musiker Dieter Falk wird in den<br />
„deutschen Songs“ dem, was<br />
man einst „Liedgut“ nannte,<br />
neue Seiten und Töne abge-<br />
MayBebop – 5idelity – Indra Tedjasukmana<br />
Große A-cappella-Nacht<br />
„mayBebop“ sind vier starke Typen aus Hannover, Hamburg und Berlin, die<br />
sich in die Spitzengruppe der deutschen a-cappella-Szene gesungen haben.<br />
L<br />
ogisch, dass sie bei<br />
der großen A-cappella-<br />
Nacht am 11. November<br />
im Apollo dabei sein<br />
müssen: Ausgefeilte Arrangements,<br />
hoher Spaßfaktor<br />
– „MayBebop“ bekam bei der<br />
internationalen A-cappella-<br />
winnen. Und das N. N. <strong>Theater</strong><br />
Köln wird – mit Michael Bl<strong>um</strong>es<br />
„männerStimmen“ – die „Nibelungen“,<br />
den deutschesten aller<br />
Mythen, komödiantisch auf die<br />
Spitze treiben.<br />
Der 9. November ist nicht nur<br />
der Jahrestag des Mauerfalls,<br />
sondern auch der Reichspogromnacht.<br />
„Wenn die Wunde<br />
nicht mehr schmerzt, schmerzt<br />
die Narbe“ – mit diesem Brecht-<br />
Zitat ist unsere Eigenproduktion<br />
zur Bombardierung <strong>Siegen</strong>s<br />
1944 überschrieben, die auch<br />
in diesem Jahr am 16. Dezember<br />
wieder aufgeführt wird. Am<br />
Ende heißt es dort: „Und weil<br />
wir dies Land verbessern / lie-<br />
Competition in Graz drei Mal<br />
Gold („Comedy“, „Pop“, „Jazz“).<br />
Und eine ihrer CDs wurde in<br />
den USA als weltweit beste Acappella-Weihnachts-produktion<br />
ausgezeichnet.<br />
Noch eine N<strong>um</strong>mer kauziger ist<br />
„5idelity“: Aber diese fünf Ilme-<br />
ben und beschirmen wir’s. / Und<br />
das liebste mag’s uns sch<strong>einen</strong>,<br />
/ so wie andern Völkern<br />
ihr’s.“ Wäre es nicht schön,<br />
wenn es so wäre?<br />
Magnus Reitschuster,<br />
Intendant Apollo-<strong>Theater</strong><br />
nauer singen und performen so<br />
meisterlich, dass sie auf Anhieb<br />
den deutschen A-cappella-Con-<br />
test gewannen. Außerdem ist<br />
einer der besten europäischen<br />
Beatboxer zu erleben: Indra<br />
Tedjasukmana (24), ein unglaub-<br />
licher Stimm-Percussionist.
dEuTScHE GEScHicHTEN www.apolloSiEGEN.dE<br />
Die Nibelungen – Dieter Falk & Sons plus Band – Navid Kermani<br />
Deutsche Geschichten<br />
„deutsche Geschichten“ sind zu erzählen in diesen Tagen des Erinnerns an den mauerfall: „deutsche Geschichten“ als <strong>Theater</strong>stück,<br />
als pop-Konzert und als lesung eines der führenden intellektuellen des landes. und alle drei abende haben mit <strong>Siegen</strong> zu tun.<br />
„ D<br />
ie Nibelungen“,<br />
das ist eine mehr<br />
als 1500 Jahre alte<br />
Geschichte vom rhein. Das<br />
N.N. <strong>Theater</strong> hat den großen<br />
Mythos in ungewohnte <strong>Theater</strong>bilder<br />
übersetzt. Im Zusammenspiel<br />
mit Michael<br />
Bl<strong>um</strong>es großartigem Siegerländer<br />
Chor männerStimmen<br />
werden „Die Nibelungen“ am<br />
Donnerstag, 12. November,<br />
20 Uhr, im Apollo von alter<br />
Last, von Klischees und Vorurteilen<br />
befreit.<br />
regisseur George Isherwood<br />
und das N.N.-<strong>Theater</strong>-Ensemble<br />
nähern sich dem Stoff mit<br />
ihrem bekannten Blick fürs<br />
Komische, Tragische und hintergründige,<br />
beleuchten diese<br />
phantastische Geschichte von<br />
vielen Seiten – auch von eher<br />
unbekannten. Entstand die berühmte<br />
verwundbare Stelle an<br />
Siegfrieds rücken tatsächlich<br />
durch ein Lindenblatt, oder,<br />
wie in anderen Quellen nachzulesen,<br />
durch den Abdruck<br />
einer Frauenhand, deren Besitzerin<br />
mit ihm im Liebesrausch<br />
im Blut des Drachens<br />
badete? Und wann spielt die<br />
Geschichte überhaupt? War<strong>um</strong><br />
heißt der Drache Neid-<br />
Gier?<br />
Ein Kritiker stellte fest: „Theatralisch<br />
wanderten die karikierenden<br />
recken, klugen<br />
Mütter und schönen Minnen<br />
auf den Spuren derben Volkstheaters.<br />
Das N.N. <strong>Theater</strong> ist<br />
Foto: Wolfgang Weimer<br />
aber nicht irgendeine Gauklertruppe.<br />
So derb der Stoff<br />
erscheint, er ist doch fein<br />
gewebt. Stäbe z<strong>um</strong> Beispiel<br />
durchziehen das ganze Stück<br />
als st<strong>um</strong>me Motive. hier sind<br />
sie orakelnde runen, dort ruder,<br />
Schwerter, Bä<strong>um</strong>e oder<br />
gar Treppenstufen. In ständig<br />
wechselnden rollen warfen<br />
Ute Kossmann, Irene Schwarz,<br />
Ozan Akhan, Tom Simon und<br />
Didi Jünemann ihr ganzes<br />
schauspielerisches Können in<br />
die Waagschale und machten<br />
ihren Blick auf die alte Sage<br />
so zu einem schmissigen Vergnügen.“<br />
Und der Kölner Stadtanzeiger<br />
stellte erleichtert fest: „Endlich<br />
mal wieder Komödianten<br />
und <strong>Komödie</strong>!“<br />
D<br />
ieter falk, der<br />
sechsfach Echonominierte<br />
„Piano-<br />
Man“ kommt wieder, am Donnerstag,<br />
29. Oktober, 20 Uhr,<br />
mit neuem Programm und<br />
mit einer Premiere: Erstmals<br />
sind Ausschnitte aus dem<br />
nagelneuen Musical „Die 10<br />
Gebote“ zu hören, das er mit<br />
Michael Kunze geschrieben<br />
hat und das – mit über 1000<br />
Mitwirkenden – im Januar<br />
2010 in der Westfalenhalle uraufgeführt<br />
wird.<br />
Dieter Falk gewann über 50<br />
Platin- und Goldene Schallplatten<br />
für mehr als 20 Millionen<br />
verkaufte Tonträger. Das<br />
Fachblatt Musikmagazin kürte<br />
ihn mehrfach z<strong>um</strong> Keyboarder<br />
des Jahres. Er produzierte Pe<br />
Werner, Patricia Kaas, Brings,<br />
Nazareth, roger Chapman,<br />
Guildo horn, reba McEntire,<br />
Marshall & Alexander und<br />
Paul Young. 2005 / 2006 war er<br />
Jurymitglied in der ProSieben-<br />
Sendung „Popstars“. 2006 erschien<br />
sein gefeiertes Alb<strong>um</strong><br />
„A Tribute to Paul Gerhardt“,<br />
gefolgt von dem rockig-souligen<br />
„Volkslieder“-Alb<strong>um</strong>.<br />
„Musik ist der Sprit meines<br />
Lebens“, sagt der Pianist. „So<br />
nötig wie frische Luft. Meine<br />
Frau, auch Musikerin, und ich<br />
freuen uns natürlich sehr,<br />
dass unsere beiden Söhne mit<br />
Leidenschaft üben. Wobei ich<br />
zugeben muss: richtig üben<br />
tun sie erst, seit sie wissen,<br />
dass Konzerte anstehen. Das<br />
erste Falk & Sons-Konzert<br />
fand ja letztes Jahr im Apollo<br />
statt, dar<strong>um</strong> ist die Vorfreude<br />
auf das neue Programm im<br />
<strong>Siegen</strong>er <strong>Theater</strong> groß.“<br />
„Deutsche Songs“ heißt das<br />
Konzert – Falk: „Das sind Lieder<br />
aus der Mundorgel und<br />
aus dem Kirchengesangbuch.<br />
Beide Bücher haben mich geprägt,<br />
damit bin ich groß geworden,<br />
solche Sachen habe<br />
ich als Jugendlicher mit händen<br />
und Füßen auf der Geisweider<br />
Orgel gespielt. Kürzlich<br />
hatte ich Karel Gott im Studio,<br />
der bekam mit, dass ich Choräle<br />
rockig interpretiere. Da<br />
sang er plötzlich auf tschechisch<br />
‚Großer Gott wir loben<br />
dich‘ – richtig stark. heute,<br />
mit meiner Laufbahn als Popmusiker<br />
im rücken, verbinde<br />
ich diese frühen Einflüsse<br />
mit den angloamerikanischen<br />
Sounds, die mich ansonsten<br />
beschäftigen.“<br />
Deutsche Songs mit<br />
Dieter Falk & Sons<br />
Do I 29.10. I 20 Uhr<br />
Navid Kermani<br />
Mo I 9.11. I 20 Uhr<br />
Die Nibelungen<br />
Do I 12.11. I 20 Uhr<br />
dr. Navid Kermani (geb.<br />
1967) hat seine ganz eigene<br />
deutsche Geschichte:<br />
Als Sohn iranischer Eltern<br />
in <strong>Siegen</strong> aufgewachsen,<br />
ist er heute einer der<br />
wichtigsten intellektuellen<br />
Köpfe Deutschlands. Am<br />
Montag, 9. November, ist<br />
der Philosoph, <strong>Theater</strong>wissenschaftler<br />
und Orientalist<br />
mit einer Lesung im<br />
Apollo-<strong>Theater</strong> zu erleben.<br />
Sein jüngstes Buch – „Wer<br />
ist Wir? – Deutschland und<br />
seine Muslime“ – wurde<br />
von allen großen deutschsprachigen<br />
Zeitungen und<br />
Sendern ausführlich gewürdigt.<br />
„Bei weitem das<br />
Klügste, was bislang zu<br />
diesem Thema erschienen<br />
ist“, stellen die meisten<br />
Kritiker fest.<br />
hier einige Auszüge aus<br />
Besprechungen:<br />
„Es ist ein Vergnügen ästhetischer<br />
und intellektueller<br />
Art, die Essays des Patrioten<br />
und Europäers Navid Kermani<br />
zu lesen…Seine Texte<br />
sind nicht theoretisch, sie<br />
atmen die Spannung von<br />
persönlicher Betroffenheit.“<br />
Zeitzeichen<br />
„Kermanis brillant formulierte<br />
Streitschrift „Wer sind<br />
wir?“ schärft den Blick und<br />
appelliert, in Deutschland<br />
weltoffen und tolerant mit<br />
unterschiedlichen Identitäten<br />
<strong>um</strong>zugehen.“ NDR<br />
„Eine Absage an alle Dogmatiker.<br />
Und vermutlich das<br />
Beste, was bisher zur multikulturellen<br />
Gesellschaft geschrieben<br />
wurde.“<br />
Kieler Nachrichten<br />
3
4<br />
muSical | opER | KomödiEN<br />
„Evita“ zusätzlich am 8.11. – „Mantel“ und „Bajazzo“ am 19.11.<br />
Leidenschaftliches Musiktheater<br />
andrew lloyd webbers musical „Evita” vom deutschen <strong>Theater</strong> Göttingen erzählt die wahre Geschichte von maria Eva duarte, die<br />
als Evita z<strong>um</strong> argentinischen Nationalmythos verklärt wurde – eine schillernde figur zwischen Showbiz und diktatur. und das<br />
<strong>Theater</strong> Hagen bringt zwei leidenschaftliche, sehr unterschiedliche, italienische opern-Einakter auf die apollo-Bühne.<br />
„Tartuffe“ aus Essen – Ein Hauch von Biennale<br />
<strong>Komödie</strong> <strong>um</strong> <strong>einen</strong> <strong>Guru</strong><br />
der Essener „woyzeck“ – ausgezeichnet bei der ersten <strong>Siegen</strong>er Biennale – schlug beim apollo-pub-<br />
lik<strong>um</strong> ebenso ein wie david Böschs wilder„Sommernachtstra<strong>um</strong>“. Jetzt kommt das grandiose Essener<br />
Ensemble am 24., 25. und 27. oktober mit einer klassischen <strong>Komödie</strong> zurück.<br />
„<br />
I<br />
ch mag gerne tragische<br />
Situationen, die ich ins<br />
Lächerliche ziehen oder<br />
durch die Unbeholfenheit der<br />
Figuren noch tragischer machen<br />
kann“, sagt „Tartuffe“regisseur<br />
rafael Sanchez.<br />
Bei einer <strong>Komödie</strong> „muss man<br />
alles ganz ernst nehmen, auch<br />
wenn es noch so absurd ist“.<br />
Der 400 Jahre alte „Tartuffe“<br />
sei modern, denn: „Man fällt<br />
immer wieder auf Scharlatane<br />
rein. Oder ist von der<br />
komplizierten Welt so überfordert,<br />
dass man Sehnsucht<br />
nach ganz einfachen Lösungen<br />
hat, wie der reiche Orgon, der<br />
sich den religiösen heuchler<br />
Tartuffe ins haus holt.<br />
Egal, was der <strong>Guru</strong> sagt, man<br />
Foto: Isabel Winarsch<br />
glaubt es. Umso schlimmer ist<br />
es dann, wenn die trügerisch<br />
heile Welt zusammenbricht<br />
wie ein Kartenhaus. “<br />
Z<strong>um</strong> Barockbühnenbild – so<br />
der regisseur – seien er und<br />
Bühnenbildner Thomas Dreißigacker<br />
durch ein Gespräch<br />
mit einer alten Dame gekommen,<br />
die sich über zu „heutige“<br />
Inszenierungen beklagt habe.<br />
Allerdings gehe es ihm nicht<br />
<strong>um</strong> historische Korrektheit:<br />
„Es ist vielmehr der Einstieg<br />
in das Ganze. Wie die Übererfüllung<br />
einer Erwartung, dass<br />
Molière gleich Barock gleich<br />
schön ist. Aber beim zweiten<br />
Blick, beim genauen hingucken<br />
sieht man, dass es doch<br />
moderner ist.“<br />
D<br />
ie Inszenierung<br />
des Deutschen<br />
<strong>Theater</strong>s Göttingen<br />
macht Evitas Doppelbödige<br />
sichtbar: Das Dorfmädchen<br />
will in Buenos Aires<br />
Schauspielerin werden; ihr<br />
Karriereweg führt zielstrebig<br />
durch die Betten der Mächtigen.<br />
Sie begegnet dem ehrgeizigen<br />
Offizier Perón, den<br />
sie beim Aufstieg z<strong>um</strong> Präsidenten<br />
unterstützt. Durch<br />
ihr soziales Engagement gewinnt<br />
sie viele Sympathien,<br />
die Massen verehren sie wie<br />
eine heilige. Doch Evita treibt<br />
ein doppeltes Spiel, lässt sich<br />
z<strong>um</strong> Feigenblatt machen für<br />
Korruption, Unterdrückung<br />
und Tyrannei. Einzig Che, ihr<br />
moralischer Gegenspieler,<br />
durchschaut sie …<br />
Foto: Stefan Kuehle<br />
Foto: Arno Declair<br />
P<br />
uccinis Spätwerk<br />
„Der Mantel“ wird<br />
selbst für viele<br />
Opern-Kenner eine Entdeckung<br />
sein – und zwar eine<br />
eindrucksvolle: Selten hat dieser<br />
italienische Meister dramatischer<br />
komponiert, selten sind<br />
psychologische Beziehungsgeflechte<br />
zwischen Menschen<br />
musikalisch eindrucksvoller<br />
ausgeleuchtet worden.<br />
Und dann, nach der Pause, der<br />
„Bajazzo“, Leoncavallos Geniestreich,<br />
den Enrico Caruso<br />
sich so intensiv einverleibte,<br />
dass danach Generationen<br />
von Tenören <strong>einen</strong> riesenbogen<br />
<strong>um</strong> diese rolle machten.<br />
Wie gut, dass das Werk neu<br />
erblüht. Das Kriminalspiel endet<br />
zwar tragisch – aber es gilt<br />
doch: „Lache, Bajazzo.“<br />
Neue Karten<br />
für „Schwejk“<br />
Der „Schwejk“ ist die<br />
Tra<strong>um</strong>rolle des großen<br />
Volksschauspielers Walter<br />
Plathe.<br />
Und weil die Samstags-<br />
vorstellung so schnell ausverkauft<br />
war, gibt es nun<br />
eine Zusatzvorstellung am<br />
Montag, 16. November.<br />
Schwejk hat es schriftlich,<br />
vom Amtsarzt beschei-<br />
nigt: Er ist blöde. Trotzdem<br />
wird er im Krieg gebraucht.<br />
Sein Pflichtbewusstsein<br />
und Befehlsgehorsam<br />
sind phänomenal,<br />
er erfüllt seine Aufgaben<br />
überkorrekt – und entlarvt<br />
mit Mutterwitz, Naivität<br />
und Phantasie die D<strong>um</strong>mheit<br />
seiner Vorgesetzten.<br />
„S<strong>um</strong>ma c<strong>um</strong> laude für eine<br />
künstlerisch reife Neu-<br />
fassung“, lobt die Kritik,<br />
und „Plathe ist eine Idealbesetzung<br />
– vergnügt und<br />
doch nicht ohne Nachdenk-<br />
lichkeit“.