Ausgabe 2/13 - made in LEVERKUSEN
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OSTERN 20<strong>13</strong> von Helga Würfel-Ellmann<br />
Die ersten Sonnenstrahlen gew<strong>in</strong>nen<br />
zunehmend an Kraft, Frühl<strong>in</strong>gsblüher<br />
zaubern Farbe <strong>in</strong>s w<strong>in</strong>termatte Gras und<br />
<strong>in</strong> den Supermärkten rücken immer<br />
mehr buntgefärbte Eier <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
– deutliche Anzeichen dafür, dass<br />
das Osterfest nicht mehr weit ist. Doch<br />
warum feiern die Menschen dieses Fest<br />
überhaupt, selbst wenn sie nicht religiös<br />
s<strong>in</strong>d? Weshalb steht ausgerechnet an Ostern<br />
Lammfleisch auf dem Speiseplan<br />
vieler Familien? Und was haben e<strong>in</strong> mitternächtliches<br />
Feuer und e<strong>in</strong> schnöder<br />
Hase mit der Auferstehung Christi zu<br />
tun? „Made <strong>in</strong> Leverkusen“ durchleuchtet<br />
den über Jahrhunderte gewachsenen<br />
Mix aus christlicher Tradition, volkstümlichen<br />
Bräuchen und vom E<strong>in</strong>zelhandel<br />
geprägten Oster-Trends.<br />
In der christlichen Religion gilt das Osterfest<br />
(Gründonnerstag bis Sonntagmorgen)<br />
im Kirchenjahr als das höchste Fest, das se<strong>in</strong>e<br />
Wurzeln im jüdischen Passah(Pessach)-<br />
Fest hat und an dem die Auferstehung Jesus<br />
Christi gefeiert wird. Das Datum des Ostersonntags<br />
fällt seit der E<strong>in</strong>führung des heute<br />
weltweit gültigen Gregorianischen Kalenders<br />
Ende des 16. Jahrhunderts jeweils auf<br />
den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond<br />
nach Frühl<strong>in</strong>gsbeg<strong>in</strong>n (21. März) –<br />
frühestens auf den 22. März und spätestens<br />
auf den 25. April.<br />
Alle anderen beweglichen christlichen<br />
Feste berechnen sich nach diesem Sonntag.<br />
Weil die meisten Ostkirchen den Gregorianischen<br />
Kalender zur Berechnung dieser<br />
Feste aber nicht annahmen, weicht unser<br />
Osterterm<strong>in</strong> um bis zu fünf Wochen von<br />
dem der orthodoxen und altorientalischen<br />
Kirche ab. So feiern die Griechen Ostern jeweils<br />
e<strong>in</strong>e Woche später als wir.<br />
Für den Begriff Ostern gibt es unterschiedliche<br />
Deutungen. E<strong>in</strong>e davon weist zu<br />
den alten Germanen – der Duden leitet das<br />
Wort vom altgermanischen Ausro für „Morgenröte“<br />
ab, mit dem vermutlich e<strong>in</strong> germanisches<br />
Frühl<strong>in</strong>gsfest bezeichnet wurde.<br />
Dazu wurden bereits <strong>in</strong> heidnischer Zeit<br />
„Osterfeuer“ entfacht, um so die Sonne magisch<br />
auf die Erde zu ziehen und das Erwachen<br />
der Natur zu beschleunigen. Erste<br />
christliche Osterfeuer beziehungsweise<br />
Flammenräder, die man von Hügeln rollen<br />
ließ, s<strong>in</strong>d für Frankreich schon um 750 überliefert,<br />
im deutschsprachigen Raum verbreiteten<br />
sie sich erst rund 300 Jahre später. Im<br />
westfälischen Lügde rollen bis heute am ersten<br />
Osterabend sechs brennende, massive<br />
Holzräder vom Osterberg <strong>in</strong>s Tal. Auch vor<br />
vielen Kirchen – vor allem <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den<br />
– werden am Ostersamstag Holz<br />
und Reisig zum heiligen Osterfeuer entzündet.<br />
Anschließend zündet der Priester daran<br />
die Osterkerze an – e<strong>in</strong> Symbol für das Lichtwerden<br />
durch die Auferstehung Christi und<br />
als Zeichen des Lebens schlechth<strong>in</strong>.<br />
Symbol für das Leben ist aber auch das<br />
Osterwasser: In den ersten christlichen<br />
Jahrhunderten galt Ostern als der e<strong>in</strong>zig<br />
wahre Taufterm<strong>in</strong>. In heutiger Zeit weiht<br />
der Priester <strong>in</strong> der Osternacht das Taufwasser<br />
für e<strong>in</strong> ganzes Jahr. In vielen Geme<strong>in</strong>den<br />
dürfen sich Gläubige etwas davon als Schutz<br />
vor Unglück mit nach Hause nehmen. Zwar<br />
s<strong>in</strong>d die Zeiten, als man sich am Ostermorgen<br />
im fließenden Bach wusch, um für immer<br />
jung und gesund zu bleiben, längst vorbei.<br />
Doch <strong>in</strong> Australien sollen verlobte Paare<br />
an Ostern noch immer Bachwasser holen<br />
und sich damit als Glückbr<strong>in</strong>ger am Hochzeitstag<br />
besprengen.<br />
Doch wie kamen schließlich Eier und<br />
die verschiedensten Tiere wie Huhn,<br />
Hase und Lamm <strong>in</strong>s Spiel? Die jungen<br />
Schafe (oder Ziegen) müssen an den fraglichen<br />
Tagen aufgrund alter jüdischer und<br />
christlicher Traditionen – als Symbol für die<br />
Wehrlosigkeit und das Opfer, das Christus<br />
als „Lamm Gottes“ mit se<strong>in</strong>em Tod gebracht<br />
hat, aber auch als Symbol für Unschuld,<br />
Re<strong>in</strong>heit und friedliche Lebensweise – auch<br />
heute noch ihr Leben lassen. In den Metzgereien<br />
ist Lammfleisch deshalb zu Ostern<br />
stark nachgefragt und das gebackene Lamm<br />
aus Rührteig f<strong>in</strong>det sich ebenfalls auf vielen<br />
Kaffeetafeln.<br />
Fruchtbarkeitssymbole wie Osterei und<br />
Osterhase als Osterbräuche s<strong>in</strong>d im deutschen<br />
Sprachraum dagegen erst seit dem 17.<br />
Jahrhundert belegt und haben seitdem etliche<br />
Denker und Dichter angeregt. „Das<br />
weiß e<strong>in</strong> jeder, wer’s auch sei, gesund und<br />
stärkend ist das Ei“, reimte e<strong>in</strong>st Wilhelm<br />
Busch, während Eduard Mörike speziell der<br />
Sache mit dem „eierlegenden Osterhasen“<br />
näher auf den Grund g<strong>in</strong>g:<br />
„Die Gelehrten und die Pfaffen<br />
streiten sich mit viel Geschrei,<br />
was hat Gott zuerst erschaffen –<br />
wohl die Henne, wohl das Ei!<br />
Wäre das so schwer zu lösen –<br />
erstlich ward e<strong>in</strong> Ei erdacht,<br />
doch weil noch ke<strong>in</strong> Huhn gewesen –<br />
darum hat’s der Has gebracht“.<br />
Wie auch immer: Am 31. März (Oster-<br />
sonntag) liegen auf alle Fälle wieder gekochte,<br />
gefärbte oder bemalte Hühnereier und<br />
ihre süßen Verwandten <strong>in</strong> friedlicher E<strong>in</strong>tracht<br />
neben Schoko-Küken und Schoko-Hasen<br />
beziehungsweise -Häs<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Nestern<br />
der K<strong>in</strong>der, denen das „Wie und Warum“<br />
dann ohneh<strong>in</strong> egal ist. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />
Eier zunehmend auf dem Rückmarsch –<br />
während sich die K<strong>in</strong>der früherer Jahrhunderte<br />
mit den Süßigkeiten zufrieden gaben,<br />
ist seit e<strong>in</strong>iger Zeit e<strong>in</strong> vom E<strong>in</strong>zelhandel<br />
kräftig unterstützter Trend zu verzeichnen:<br />
Immer öfter landen teure Geschenke im<br />
oder neben dem Nest. Selbst Erwachsene<br />
beschenken sich zunehmend mit hochpreisigen<br />
Konsumgütern und bescheren dem<br />
bislang unumstrittenen „eierlegenden“<br />
Osterhasen allmählich e<strong>in</strong> handfestes Kompetenz-Problem.<br />
DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 2/20<strong>13</strong> DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 2/20<strong>13</strong><br />
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