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Konzept für die mitteldeutsche Verkehrsdrehscheibe Leipzig-Halle

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KONZEPT<br />

FÜR DIE<br />

MITTELDEUTSCHE<br />

VERKEHRSDREHSCHEIBE<br />

LEIPZIG-HALLE<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Impressum<br />

Auftraggeber: Freistaat Sachsen<br />

Sächsisches Staatsministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Arbeit<br />

Abteilung Verkehr<br />

Auftragnehmer: LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische<br />

Dienstleistungen mbH Rochlitz<br />

Unterauftragnehmer: ETC Transport Consultants GmbH Berlin<br />

Projektleiter: Gerald Mann (LISt GmbH)<br />

Mitarbeit: Matthias Koch (ETC GmbH)<br />

Bearbeitungszeit: Januar – Dezember 2007<br />

Abgestimmt mit: Land Sachsen-Anhalt,<br />

Ministerium <strong>für</strong> Landesentwicklung und Verkehr<br />

Abteilung Verkehr und Straßenbau<br />

Freistaat Thüringen<br />

Thüringer Ministerium <strong>für</strong> Bau, Landesentwicklung und Me<strong>die</strong>n<br />

Abteilung Verkehr<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH 2


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

TABELLENVERZEICHNIS 4<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS 5<br />

ANLAGENVERZEICHNIS 7<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 8<br />

1. ZIELSTELLUNG UND AUFGABENSTELLUNG 10<br />

2. STRUKTUR- UND POTENZIALANALYSE 13<br />

2.1. Definition des Untersuchungsraumes 13<br />

2.2. Bevölkerungsentwicklung 14<br />

2.3. Wirtschaftliche Entwicklung 17<br />

2.4. Verkehrsentwicklung 21<br />

3. ERREICHBARKEIT 31<br />

3.1. Vorbemerkung 31<br />

3.2. Eisenbahnverkehr 31<br />

3.3. Straßenverkehr 38<br />

3.4. Luftverkehr / Luftfracht 43<br />

3.5. Binnenschifffahrt 45<br />

4. INFRASTRUKTURENTWICKLUNG 47<br />

4.1. Allgemeine Einschätzung 47<br />

4.2. Internationale Verflechtungen 51<br />

4.3. Eisenbahninfrastruktur 55<br />

4.4. Straßeninfrastruktur 61<br />

4.5. Flughäfen 63<br />

4.6. Binnenwasserstraßen und Binnenhäfen 66<br />

4.7. Güterverkehrszentren 70<br />

5. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN 73<br />

5.1. Vorbemerkungen 73<br />

5.2. Allgemeine Empfehlungen 74<br />

5.3. Verkehrsinfrastruktur 76<br />

5.4. Verkehrsangebot 80<br />

5.5. Sonstige Maßnahmen 84<br />

5.6. „Projekte“ 84<br />

ANLAGEN 87<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

Tabelle 1 Übersicht Wirtschaftskraft und Einkommen 17<br />

Tabelle 2 Ausgewählte Indikatoren 19<br />

Tabelle 3 Vergleich ausgewählter Strukturdaten 19<br />

Tabelle 4 Personenverkehrsleistung der Landverkehrsträger 21<br />

Tabelle 5 Güterverkehrsleistung der Landverkehrsträger 23<br />

Tabelle 6 Entwicklung der Güterverkehrsleistung (in Mrd. tkm) 24<br />

Tabelle 7 Güterverkehrsaufkommen in Mitteldeutschland<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt) 27<br />

Tabelle 8 Gewerblicher Luftverkehr auf <strong>mitteldeutsche</strong>n Flughäfen<br />

(Quelle. Statistisches Bundesamt) 27<br />

Tabelle 9 Güterumschlag Binnenschifffahrt in den <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Bundesländern (Quelle. Statistisches Bundesamt) 28<br />

Tabelle 10 Entwicklung im Kombinierten Verkehr der Eisenbahnen<br />

(Quelle. Statistisches Bundesamt) 29<br />

Tabelle 11 Reisezeiten <strong>für</strong> Eisenbahnverbindungen 33<br />

Tabelle 12 Reisezeiten <strong>für</strong> Straßenverbindungen 40<br />

Tabelle 13 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit im Mitteldeutschen Raum 47<br />

Tabelle 14 Übersicht der Binnenhäfen in Mitteldeutschland 67<br />

Tabelle 15 Logistikstandorte in der Region Mitteldeutschland 71<br />

Tabelle 16 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im Eisenbahnnetz 78<br />

Tabelle 17 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im Straßennetz 79<br />

Tabelle 18 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im<br />

Binnenwasserstraßennetz 80<br />

Tabelle 19 Entwicklung des Verkehrsangebotes Personenverkehr 82<br />

Tabelle 20 Maßnahmen zum Verkehrsangebot im Güterverkehr 83<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

Abbildung 1 Einzugsbereiche der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> 13<br />

Abbildung 2 Metropolregionen in Deutschland 14<br />

Abbildung 3 Überschuss der Zu- bzw. Fortzüge<br />

ausgewählter Bundesländer 2005 nach Altersgruppen 15<br />

Abbildung 4 Veränderung der Bevölkerungszahl 2002 bis 2020 16<br />

Abbildung 5 Entwicklung sozio-ökonomischer Leitdaten 20<br />

Abbildung 6 Wirtschaftskernräume der EU 20<br />

Abbildung 7 Entwicklung der modalen Personenverkehrsleistung 22<br />

Abbildung 8 Pendlerverflechtungen im Großraum <strong>Leipzig</strong> 22<br />

Abbildung 9 Entwicklung der modalen Güterverkehrsleistung Land VT 24<br />

Abbildung 10 Auszug Verkehrsmengenkarte A 4 25<br />

Abbildung 11 Auszug Verkehrsmengenkarte Schkeuditzer Kreuz 26<br />

Abbildung 12 Verkehrsmengenkarte <strong>Halle</strong> / Saale 26<br />

Abbildung 13 Branchenwachstum in der Logistik 30<br />

Abbildung 14 Verbundgebiet MDV 34<br />

Abbildung 15 Vergleich der Reisezeiten im Fernverkehr 35<br />

Abbildung 16 Vergleich der Reisezeiten im Nahverkehr 35<br />

Abbildung 17 Kombinierte Verkehre und Ganzzugverbindungen<br />

aus dem Mitteldeutschen Raum 36<br />

Abbildung 18 Bewertung der Qualität von Eisenbahnverbindungen zwischen<br />

Metropolregionen in Deutschland 37<br />

Abbildung 19 Bewertung der Qualität von Eisenbahnverbindungen zwischen<br />

ausgewählten Metropolregionen in Deutschland und Europa 37<br />

Abbildung 20 Erreichbarkeit der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

- Lkw-Fahrzeiten 39<br />

Abbildung 21 Bewertung der Qualität von Straßenverbindungen zwischen<br />

ausgewählten Metropolregionen in Deutschland 41<br />

Abbildung 22 Bewertung der Qualität von Straßenverbindungen zwischen<br />

ausgewählten Metropolregionen in Deutschland und Europa 41<br />

Abbildung 23 Erreichbarkeit von Autobahnen in Deutschland 2004 42<br />

Abbildung 24 Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> – Flugziele in Deutschland 43<br />

Abbildung 25 Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> – Internationale Flugziele 44<br />

Abbildung 26 Binnenhäfen an der Mittel- und Oberelbe 45<br />

Abbildung 27 Etablierung von Linienverkehren 46<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 28 Bewertung der vorhandenen Infrastruktur 49<br />

Abbildung 29 Priorität von Verkehrsprojekten 50<br />

Abbildung 30 Prioritäre Projekte der Transeuropäischen Netze 51<br />

Abbildung 31 Paneuropäische Verkehrsnetze<br />

<strong>für</strong> Eisenbahn- und Straßenverkehr 52<br />

Abbildung 32 Transeuropäischer Korridor III: Dresden – Wrocław – Kraków<br />

– Kiev und IV Dresden – Praha – Budapest – Istanbul / Thes-<br />

saloniki / ConstanŃa 54<br />

Abbildung 33 Eisenbahnnetz im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum (1) 56<br />

Abbildung 34 Eisenbahnnetz im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum (2) 57<br />

Abbildung 35 Wachstum Schiene im Seehafenhinterlandverkehr 59<br />

Abbildung 36 European 4-Sea-Railway-Corridor 60<br />

Abbildung 37 Autobahnnetz 62<br />

Abbildung 38 Straßenkarte – Auszug <strong>Leipzig</strong> 62<br />

Abbildung 39 Flughafendichte im Mitteldeutschen Raum 63<br />

Abbildung 40 Flughafendichte im Vergleich 64<br />

Abbildung 41 Flughafeninfrastruktur <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> 65<br />

Abbildung 42 Bundeswasserstraßennetz – Auszug 66<br />

Abbildung 43 Wasserstraßenkreuz Magdeburg 68<br />

Abbildung 44 Logistikstandorte in der Region Mitteldeutschland 70<br />

Abbildung 45 Güterverkehrszentrum <strong>Leipzig</strong> 71<br />

Abbildung 46 Systemskizze <strong>Leipzig</strong>-Wahren 72<br />

Abbildung 47 Varianten zur durchgängigen Verbindung <strong>Leipzig</strong> – Erfurt,<br />

Variante Alternierende Be<strong>die</strong>nung 81<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

ANLAGENVERZEICHNIS<br />

Anlage 1 Projektliste des Mitteldeutschen Verkehrsforums<br />

Seite<br />

vom 02.04.2007 88<br />

Anlage 2 Maßnahmen zur Entwicklung der Infrastruktur der<br />

Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> – Quellenverzeichnis 89<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

A Bundesautobahn<br />

ADV Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen<br />

B Bundesstraße<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMVBS Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

BSchWAG Bundesschienenwegeausbaugesetz<br />

BVWP Bundesverkehrswegeplan 2003<br />

CNL City Night Line<br />

CTL City-Tunnel <strong>Leipzig</strong><br />

DB AG Deutsche Bahn AG<br />

DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH<br />

EFRE Europäischer Fonds <strong>für</strong> regionale Entwicklung<br />

EG Europäische Gemeinschaft<br />

EIU Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

EN Euro Night<br />

EU Europäische Union<br />

EV Einzelwagenverkehr<br />

EVU Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

EW Einwohner<br />

Fpl.-km Fahrplankilometer<br />

FRA Flughafen Frankfurt/Main<br />

GVZ Güterverkehrszentrum<br />

IC/ICE Intercity / Intercity Express<br />

IKM Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland<br />

IRP<br />

Investitionsrahmenplan bis 2010 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur des Bundes<br />

ITF Integraler Taktfahrplan<br />

km Kilometer<br />

km² Quadratkilometer<br />

LEJ Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong><br />

LEP Landesentwicklungsplan<br />

LG Landesgrenze<br />

MBV Ministerium <strong>für</strong> Bau und Verkehr (Sachsen-Anhalt);<br />

MDV Mitteldeutscher Verkehrsverbund GmbH<br />

Mill./Mio. Million(en)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Mrd. Milliarde(n)<br />

NASA Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH<br />

NBS Neubaustrecke<br />

NVP Nahverkehrsplan<br />

NVS Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen mbH<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr (SPNV und ÖSPV)<br />

ÖSPV<br />

öffentlicher Straßenpersonenverkehr (Linienverkehr U-/Stadt-/ Straßenbahn,<br />

Bus gemäß PBefG)<br />

PAN Paneuropäisches Verkehrsnetz<br />

PBefG Personenbeförderungsgesetz<br />

Pkm Personenkilometer<br />

RB Regionalbahn<br />

RegG Regionalisierungsgesetz<br />

RiLi / RL Richtlinie<br />

Rkm Reisendenkilometer<br />

SBO Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH<br />

SMWA Sächsisches Staatsministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Arbeit<br />

SN Freistaat Sachsen<br />

SPNV Öffentlicher Schienenpersonennahverkehr (gemäß AEG und RegG)<br />

ST Land Sachsen-Anhalt<br />

StPNV Straßenpersonennahverkehr<br />

t Tonnen<br />

T Tausend<br />

TEN Transeuropäisches Verkehrsnetz<br />

TH Freistaat Thüringen<br />

TMBLM Thüringer Ministerium <strong>für</strong> Bau, Landesentwicklung und Me<strong>die</strong>n<br />

VDE Verkehrsprojekte Deutsche Einheit<br />

VO Verordnung<br />

VT Verkehrsträger<br />

VU Verkehrsunternehmen (Inhaber von Liniengenehmigungen gemäß<br />

PBefG)<br />

ZV Zweckverband<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

1. ZIELSTELLUNG UND AUFGABENSTELLUNG<br />

„Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist <strong>die</strong> notwendige Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> Mobilität, wirtschaftliche Dynamik und <strong>die</strong> Ansiedelung weiterer Unternehmen“<br />

1 . Diesem Grundsatz folgend haben <strong>die</strong> regierenden Parteien im Freistaat<br />

Sachsen (SN) in der Koalitionsvereinbarung <strong>für</strong> <strong>die</strong> 4. Legislaturperiode beschlossen,<br />

<strong>die</strong> sich aus der zentralen Lage ergebenden Chancen zu nutzen und<br />

im Freistaat Sachsen <strong>die</strong> Entwicklung einer <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> von mitteleuropäischem<br />

Rang durch alle der Staatsregierung zur Verfügung stehenden<br />

Möglichkeiten zu fördern.<br />

Wesentlichen Schwerpunkt bildet in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> Entwicklung<br />

der Metropolregion <strong>Halle</strong>-<strong>Leipzig</strong>/Sachsendreieck (Kurzform „Sachsendreieck“),<br />

<strong>die</strong> im Zuge der EU-Osterweiterung <strong>die</strong> reelle Chance hat, sich zu einer bedeutsamen<br />

europäischen Wirtschafts- und Technologieregion sowie einem<br />

zentralen Logistikstandort zu entwickeln. Die wichtigste Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Gewährleistung einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit der Region <strong>Leipzig</strong> –<br />

<strong>Halle</strong> allerdings ist, <strong>die</strong> bestehende Verkehrsinfrastruktur im <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Raum zukunftsweisend so auszubauen und im transeuropäischen Verkehrssystem<br />

zu vernetzen, dass <strong>die</strong> Erreichbarkeit und <strong>die</strong> Anbindung an <strong>die</strong> deutschen<br />

und europäischen Metropolenregionen entscheidend verbessert und <strong>die</strong> vorhandenen<br />

„Netzlücken“ in der Verkehrsinfrastruktur in den Ländern Mitteldeutschlands<br />

schnell und aufeinander abgestimmt geschlossen werden.<br />

In einer ersten Etappe haben sich das Land Sachsen-Anhalt (ST) und <strong>die</strong> Freistaaten<br />

Thüringen (TH) und Sachsen im Januar 2006 mit der Unterzeichnung<br />

des „Luftverkehrskonzeptes <strong>für</strong> Mitteldeutschland“ zur Umsetzung einer gemeinsamen<br />

Flughafenpolitik in Mitteldeutschland bekannt. Als gemeinsames<br />

Ziel (Leitlinie 1) wurde darin u.a. vereinbart, den Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> bei<br />

der Entwicklung zum interkontinentalen Verkehrsflughafen und Umsteigeknoten<br />

<strong>für</strong> den gesamten <strong>mitteldeutsche</strong>n Luftverkehr zu unterstützen.<br />

In einer zweiten Etappe ist vorgesehen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> - <strong>Halle</strong> auf der Basis des Luftverkehrskonzeptes ein gemeinsames<br />

<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verkehrsträger Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt<br />

zu entwickeln. Das „<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

– <strong>Halle</strong>" <strong>die</strong>nt der Formulierung gemeinsamer (<strong>mitteldeutsche</strong>r) politischer<br />

Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere verkehrliche Erschließung der <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong> und hat <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> erforderlichen verkehrlichen<br />

und Infrastrukturmaßnahmen und deren zeitliche Priorisierung<br />

(Rang- und Reihenfolge) zu benennen sowie zu begründen.<br />

1 Vereinbarung zwischen der CDU und der SPD über <strong>die</strong> Bildung der Staatsregierung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

4. Legislaturperiode des Sächsischen Landtages<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Durch das SMWA (Auftraggeber) wurde <strong>die</strong> LISt GmbH (Auftragnehmer) mit der<br />

Erarbeitung des „<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong> –<br />

<strong>Halle</strong>" betraut.<br />

Die Grundlage zur Erfüllung <strong>die</strong>ser Aufgabenstellung bildete eine umfängliche<br />

Struktur- Potential- und Erreichbarkeitsanalyse der Region <strong>Leipzig</strong> - <strong>Halle</strong> mit<br />

den inhaltlichen Schwerpunkten<br />

• Durchführung einer Expertenbefragung mit exponierten Gesprächspartnern<br />

der öffentlichen Hand, der Wirtschaft, von Verbänden, Verkehrs- und Logistikunternehmen<br />

sowie Verkehrsinfrastrukturbetreibern hinsichtlich der Leistungsfähigkeit<br />

der bestehenden Verkehrsinfrastruktur, der existierenden<br />

Schwachstellen und der „Wünsche“ an <strong>die</strong> Verkehrspolitik<br />

• Bestandsaufnahme der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur, der <strong>die</strong>sbezüglichen<br />

Bedarfsplanungen des Bundes (BVWP, IRP, <strong>Konzept</strong> VDE)<br />

• Analyse und Bewertung der verkehrlichen Erreichbarkeit der <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong> im Personen- und Güterverkehr im regionalen und<br />

überregionalen Einzugsbereich<br />

• Abschätzung der künftigen Nachfragepotenziale im Güter- und Personenverkehr<br />

auf der Grundlage der aktuell <strong>für</strong> 2020 bis 2050 prognostizierten sozialökonomischen<br />

Entwicklung<br />

• Bewertung der vorhandenen und geplanten Infrastrukturmaßnahmen, Beschreibung<br />

der Anforderungen an <strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur und des dringenden<br />

Handlungsbedarfs (Handlungsempfehlungen).<br />

Die Aufgabenstellung „<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong>“ wurde in Abstimmung mit dem SMWA in 4 Arbeitspaketen (AP)<br />

bearbeitet:<br />

AP 1 Struktur- und Potenzialanalyse<br />

AP 2 Erreichbarkeitsanalyse<br />

AP 3 Infrastrukturbewertung<br />

AP 4 Handlungsempfehlungen.<br />

Es erfolgte eine umfassende Recherche und Auswertung vorhandener Planungsunterlagen,<br />

von <strong>Konzept</strong>en und Projektansätzen (vgl. Anlagen 1 und 2)<br />

als Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteren Arbeiten und <strong>die</strong> Ableitung von Schlussfolgerungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung notwendiger Verkehrsvorhaben.<br />

Im Rahmen der Arbeitspakete 1 bis 3 wurden durch <strong>die</strong> LISt GmbH gemeinsam<br />

mit der ETC Transport Consultants GmbH in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> exponierte<br />

Gesprächspartner der öffentlichen Hand, der Wirtschaft, von Verbänden,<br />

Verkehrs- und Logistikunternehmen sowie Verkehrsinfrastrukturbetreibern hinsichtlich<br />

der Leistungsfähigkeit der vorhandenen Infrastruktur befragt.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Die Befragungen erfolgten auf der Basis eines speziell durch den Auftragnehmer<br />

entwickelten und mit dem Auftraggeber abgestimmten Gesprächsleitfadens,<br />

der den Gesprächspartnern im Vorfeld per E-Mail zugeschickt wurde. Der<br />

Gesprächsleitfaden wurde auf <strong>die</strong> drei Gesprächspartnerkreise öffentlichen<br />

Hand und Verbände, verladende Wirtschaft und Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen<br />

zugeschnitten und <strong>die</strong>nte ausschließlich der Gesprächsvorbereitung.<br />

Er wurde nicht als "Selbstbeschränkung" oder "Dogma" verstanden. Vielmehr<br />

war es besonderes Anliegen, mit den Gesprächspartnern weitere mögliche Aspekte<br />

und Detailfragen zu diskutieren, <strong>die</strong> sie in der tagtäglichen Arbeit bewegen.<br />

In einer ersten Gesprächsrunde wurden mit den zuständigen Länderministerien<br />

in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt <strong>die</strong> Bedarfsplanungen und Fragen<br />

der Raumordnung erörtert. Parallel dazu wurden in einer zweiten Gesprächsrunde<br />

Gespräche mit der verladenden Wirtschaft, den Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen<br />

und Vertretern der öffentlichen Hand und der Interessenverbände<br />

geführt. Die Interviews fanden bei den 47 Gesprächspartnern insgesamt ein<br />

äußerst positives Echo. Es wurde in den Interviews vielfach der Wunsch geäußert,<br />

nach Abschluss der Untersuchungen das Ergebnis der Untersuchungen mit<br />

den Interviewpartnern in einer geeigneten Form auszuwerten.<br />

Die Ergebnisse der Befragungen sind im „2. Sachstandsbericht zur Führung<br />

und Auswertung der Expertengespräche“ zusammenfassend dargestellt. Der<br />

Bericht und eine Zusammenstellung der Gesprächsprotokolle wurden dem<br />

SMWA am 25. Juli 2007 übergeben. Auf nochmalige Detaildarstellung wird insofern<br />

im Rahmen <strong>die</strong>ses <strong>Konzept</strong>es verzichtet. Die wesentlichsten Ergebnisse<br />

der Befragung allerdings bilden neben der Auswertung vorhandener Unterlagen<br />

und weiteren eigenen Recherchen <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> nachfolgende Struktur- und<br />

Potentialanalyse sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erreichbarkeitsanalyse im Personen- und Güterverkehr<br />

und <strong>die</strong> Infrastrukturbewertung.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

2. STRUKTUR- UND POTENZIALANALYSE<br />

2.1. Definition des Untersuchungsraumes<br />

Die Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Struktur- und Potentialanalyse ist <strong>die</strong> Definition des<br />

Einzugsbereichs der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>. Als Mittelpunkt der<br />

<strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> wurde ausgehend vom Luftverkehrskonzept <strong>für</strong> Mitteldeutschland<br />

gemeinsam mit dem Auftraggeber SMWA der Logistikstandort<br />

Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> definiert.<br />

Der Einzugsbereich der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> wird in den Ländern,<br />

Wirtschaft- und Verkehrsunternehmen und in den Verbänden unterschiedlich<br />

beschrieben. Grundsätzlich wird von einem engeren und einem erweiterten<br />

Einzugsbereich ausgegangen. Im Ergebnis der Befragungen und eigener Recherchen<br />

wird der engere Einzugsbereich in einem Radius von 50 km gesehen.<br />

Er umfasst <strong>die</strong> Großstädte <strong>Leipzig</strong> und <strong>Halle</strong> sowie weitere 17 Landkreise und<br />

kreisfreie Städte (2006) in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen mit insgesamt ca. 2,3 Mio. Einwohnern (EW), vgl. Abb. 1.<br />

Abbildung 1 Einzugsbereiche der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

Der erweiterte Einzugsbereich umfasst einen Radius von 100 km mit 53 Landkreisen<br />

und kreisfreien Städten (2006) mit insgesamt ca. 6,4 Mio. EW. Der er-<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

weiterte Einzugsbereich berücksichtigt <strong>die</strong> Abgrenzung zu konkurrierenden Regionen<br />

(z.B. Berlin, Hannover, Nürnberg) und deckt sich im Wesentlichen mit<br />

der im „Handlungskonzept Metropolregion <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>-Sachsendreieck“ 2 dargestellten<br />

räumlichen Abgrenzung innerhalb und zu anderen Metropolregionen,<br />

vgl. Abb. 2.<br />

Abbildung 2 Metropolregionen in Deutschland<br />

Der engere und der erweiterte Einzugsbereich sind jedoch keine starren Größen.<br />

Vielmehr besteht der gegenseitige Wunsch, potenzielle Kooperationspartner<br />

(z.B. größere Städte und Regionen) in <strong>die</strong> Metropolregionen einzubinden.<br />

2.2. Bevölkerungsentwicklung<br />

Die demografische Entwicklung vollzieht sich in Deutschland mit unterschiedlichen<br />

räumlichen Schwerpunkten und mit z.T. gegenläufigen Tendenzen. Nach<br />

den generellen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes ist seit 1990 eine<br />

kontinuierliche Bevölkerungszunahme im Süden und Südwesten Deutschlands<br />

2 Metropolregion <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>-Sachsendreieck Handlungskonzept, April 2005<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

und eine Bevölkerungsabnahme im Osten zu verzeichnen. Im Osten Deutschlands<br />

wird der Bevölkerungsrückgang gleichzeitig mit der Alterung der Bevölkerung<br />

und der Abwanderung von jüngeren Bevölkerungsschichten überlagert.<br />

Unter dem Strich ergab sich von 1990 bis 2002 ein Bevölkerungsverlust in den<br />

neuen Bundesländern von fast 7 % 3 . Die Ursachen da<strong>für</strong> sind permanent niedrige<br />

Geburtenraten (Sterbeüberschuss) und stetige Abwanderung, insbesondere<br />

junger Frauen. Die Folgen <strong>die</strong>ser Entwicklung sind der Rückgang der Erwerbspersonen<br />

(insbesondere im Facharbeiter- und ingenieurtechnischen<br />

Bereich), sinkende Schülerzahlen und der Rückgang der Anzahl der Auszubildenden.<br />

Ein Mangel an Fachkräften ist nach Ansicht der Wirtschaft vorprogrammiert.<br />

Die dargestellte Entwicklung trifft grundsätzlich auch <strong>für</strong> Mitteldeutschland zu,<br />

wie z.B. der Vergleich der Zu- und Fortzüge der <strong>mitteldeutsche</strong>n Bundesländer<br />

gegenüber dem Freistaat Bayern zeigt (vgl. Abb. 3 4 ).<br />

Abbildung 3 Überschuss der Zu- bzw. Fortzüge ausgewählter Bundesländer 2005 nach<br />

Altersgruppen<br />

Nach der Raumordnungsprognose des BBR (vgl. Abb.4) und auch anderen<br />

Prognosen nimmt <strong>die</strong> Bevölkerungszahl in Deutschland in den kommenden Jahren<br />

weiter deutlich ab. Durch den Freistaat Sachsen z.B. wird eingeschätzt,<br />

dass <strong>die</strong> Bevölkerungsdichte bis zum Jahr 2020 um deutlich mehr als 10 % zurückgehen<br />

wird (6 % von 1992 bis 2002) 5 . Die prognostizierte Entwicklung wird<br />

3 Raumordnungsprognose 2020/2050 des Bundesamt <strong>für</strong> Bauwesen und Raumordnung, 2006<br />

4 2. Demografiegipfel des Freistaates Sachsen am 8. November 2006 in Dresden<br />

5 Empfehlungen zur Bewältigung des demografischen Wandels im Freistaat Sachsen, 2006<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

sich räumlich sehr unterschiedlich darstellen und nicht alle Regionen gleichermaßen<br />

betreffen. Während insbesondere in den ländlichen Regionen Mitteldeutschlands<br />

<strong>die</strong> Bevölkerung weiter stark schrumpfen wird (Schrumpfung von<br />

Teilen Ost- und Westsachsen wird geschätzt mit 1 % pro Jahr), werden <strong>die</strong><br />

suburbanen Räume größerer Städte, wie Dresden, Erfurt, <strong>Halle</strong> und <strong>Leipzig</strong> bis<br />

2020 <strong>die</strong> Bevölkerungszahlen halten oder sogar mit Bevölkerungszunahme<br />

rechnen können. Sollte sich der Schrumpfungsprozess im Untersuchungsgebiet<br />

weiter beschleunigen, können räumlichen Disparitäten, etwa zwischen den<br />

städtischen Zentren und den peripheren Regionen, nicht ausgeschlossen werden.<br />

Nach den gegenwärtigen Prognosen wird <strong>für</strong> den erweiterten Einzugsbereich<br />

bis 2020 ein Rückgang auf ca. 5,5 Mio. EW erwartet.<br />

Abbildung 4 Veränderung der Bevölkerungszahl 2002 bis 2020<br />

Die Prozesse des demographischen Wandels werden sich mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens vollziehen und einen<br />

Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Daseinsvorsorge erfordern. Die Änderung<br />

der Verkehrsnachfrage im Personenverkehr (räumlich, zeitlich, modal) und<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

des Transportaufkommens im Güterverkehr ist vorprogrammiert und wird zunehmend<br />

auch <strong>die</strong> Entwicklung der Infrastruktur beeinflussen. Gefordert sind<br />

daher intelligente Anpassungsstrategien und eine verstärkte Konzentration der<br />

Investitionen auf <strong>die</strong> Wachstumsregionen. Parallel dazu gilt es, durch wirksame<br />

Maßnahmen der Bevölkerungsabwanderung gegenzusteuern, z.B. durch <strong>die</strong><br />

Schaffung weiterer attraktiver Arbeitsplätze sowie <strong>die</strong> Erhaltung und den Ausbau<br />

von familienfreundlichen Angeboten. Nach dem Familienatlas 2007 6 wird<br />

<strong>die</strong> Region <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong> im Hinblick auf <strong>die</strong> Standortbestimmung „Wie attraktiv<br />

sind Deutschlands Regionen <strong>für</strong> Familien?“ als engagierte Region eingeschätzt.<br />

Die Städte <strong>Halle</strong> und <strong>Leipzig</strong> befinden sich im Vergleich der 40 bevölkerungsreichsten<br />

Großstädte hinsichtlich Arbeitsmarkt und Demografie aber nur im unteren<br />

Drittel.<br />

2.3. Wirtschaftliche Entwicklung<br />

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen hat sich Deutschland in den<br />

letzten 10 Jahren durchschnittlich jährlich um ca. 1,5 % erhöht (1995: 1867,4<br />

Mrd. €; 2005: 2.138,2 Mrd. €). In den <strong>mitteldeutsche</strong>n Bundesländern konnte in<br />

den letzten Jahren mit enormen Wachstumsraten das Bruttoinlandsprodukt je<br />

Einwohner auf ca. 72,6 % und das verfügbare Einkommen auf ca. 80,5 % des<br />

Bundesdurchschnitts gesteigert werden, vgl. Tabelle 1 7 .<br />

Länder<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

je Einwohner<br />

Tabelle 1 Übersicht Wirtschaftskraft und Einkommen<br />

2005 2006 2006 2005 2005<br />

in EURO in EURO<br />

Deutschland<br />

(100%)<br />

Verfügbares Einkommen<br />

je Einwohner<br />

in EURO<br />

Deutschland<br />

(100%)<br />

Sachsen 19.875 20.815 74,3 14.599 82,5<br />

Sachsen-Anhalt 19.422 20.409 72,9 14.005 79,1<br />

Thüringen 18.970 19.797 70,9 14.152 79,9<br />

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) weist in Mitteldeutschland seit etwa 10 Jahren<br />

vergleichsweise hohe Steigerungen auf und erreichte 2006 182,9 Mill. €, was<br />

einer Steigerung gegenüber 1995 von 129 % entspricht. Der Freistaat Sachsen<br />

z.B. schob sich im Jahre 2006 mit einem BIP von 88,7 Mrd. EURO (in den jeweiligen<br />

Preisen) an <strong>die</strong> 7. Stelle der Bundesländer. Für das 1. Halbjahr 2007<br />

werden durch den Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der<br />

Länder beim BIP (preisbereinigt) gegenüber dem Vergleichszeitraum 2006 <strong>für</strong><br />

6 Familienatlas 2007, Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2007<br />

7 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder, Ausgabe 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong>n Bundesländer Steigerungsraten von 3,4 % (SN), 3,0 % (ST)<br />

und 2,7 % (TH) ausgewiesen (Deutschland 2,5 %).<br />

Die Grundlage <strong>die</strong>ser überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten liegen in<br />

Mitteldeutschland insbesondere in den Wachstumsbereichen Verarbeitendes<br />

Gewerbe (mit den Marktführern Fahrzeugbau, Büromaschinen und Mikroelektronik<br />

sowie Chemische Industrie) und Unternehmens-Dienstleistungen. Im<br />

Bauhauptgewerbe dagegen sank der Umsatz in den letzten Jahren kontinuierlich.<br />

Erst im Jahr 2006 konnte <strong>die</strong>ser Abwärtstrend gestoppt werden und kamen<br />

infolge der positiven Konjunkturentwicklungen wachsende Auftragseingänge.<br />

Steigende Wachstumsraten sind seit 2003 bundesweit im Großhandel zu verzeichnen.<br />

Den Trends zufolge hat sich <strong>die</strong>ses Wachstum allerdings nur zu einem<br />

Ausbau im Bereich der Teilzeit- und geringfügig entlohnter Beschäftigung<br />

geführt, <strong>die</strong> Vollbeschäftigten dagegen wurden abgebaut 8 . Im Einzelhandel dagegen<br />

stagniert <strong>die</strong> Entwicklung seit 2004 bundesweit. In Mitteldeutschland und<br />

den neuen Bundesländer insgesamt wird <strong>die</strong> Entwicklung im Einzelhandel zusätzlich<br />

durch <strong>die</strong> im Bundesdurchschnitt vergleichsweise niedrige Kaufkraft<br />

von ca. 80 % erschwert. Positiv entwickelt haben sich seit 2003 in Mitteldeutschland<br />

<strong>die</strong> Unternehmensgründungen im Vergleich zu den Unternehmensliquidationen.<br />

Der Saldo liegt hier in den neuen Bundesländern 2005 bei 16.500<br />

Unternehmensneugründungen.<br />

Den geführten Interviews zufolge ist <strong>die</strong> insgesamt positive wirtschaftliche Entwicklung<br />

in Mitteldeutschland neben den guten Rahmenbedingungen (wie Flächenverfügbarkeit,<br />

Zuverlässigkeit der Verwaltung, Arbeitskräftepotenzial, Arbeitskosten,<br />

Immobilienpreise, eine industrieerfahrene Bevölkerung [<strong>die</strong><br />

insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Chemische Industrie von besonderer Bedeutung ist] und<br />

gewählte Organisationsformen) maßgeblich auf <strong>die</strong> getätigten Investitionen in<br />

<strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur zurückzuführen. So wurden allein im Zeitraum 1991<br />

bis 2005 über 65 Mrd. Euro in <strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur der neuen Bundesländer<br />

investiert (Schienenwege des Bundes, Bundesfern- und -wasserstraßen,<br />

Vorhaben nach dem GVFG), was einem Anteil von rd. 39 % der Verkehrsinvestitionen<br />

Deutschland entspricht. Kernstück dabei waren <strong>die</strong> Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit (VDE) mit einem Investitionsvolumen bis 2005 von 26 Mrd.<br />

Euro (Gesamtinvestitionsvolumen rd. 38 Mrd. Euro).<br />

Hinsichtlich der Investitionsquote lagen <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong>n Länder im Jahre<br />

2004 im Bundesdurchschnitt bei ca. 120 %, siehe auch Tabelle 2.<br />

8 Großhandel Branchendaten 2006, W&A.B.E.-Institut Berlin im Auftrag von Verdi, Februar 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Länder<br />

Tabelle 2 Ausgewählte Indikatoren<br />

Insgesamt aber reichte <strong>die</strong> gute wirtschaftliche Entwicklung in Mitteldeutschland<br />

in den letzten Jahren nicht aus, um den ostdeutschen Arbeitsmarkt spürbar<br />

zu entlasten. Die Folge <strong>die</strong>ser Entwicklung ist neben der bereits unter<br />

Punkt 2.1 genannten Abwanderung von Arbeitskräften eine im Vergleich zu den<br />

alten Bundesländern vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote, vgl. Tabelle 3 9 .<br />

Länder<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

in Mill. EURO (2006)<br />

Erwerbspersonen 2005<br />

(in 1000 Personen)<br />

Tabelle 3 Vergleich ausgewählter Strukturdaten<br />

Bruttoanlageinvestitionen<br />

in Mill. EURO (2004)<br />

Arbeitslose 2005<br />

(in 1000 Personen)<br />

Investitionsquote<br />

in %<br />

Sachsen 88.713 18.637 21,8<br />

Sachsen-Anhalt 48.215 9.562 20,2<br />

Thüringen 45.994 9.148 20,6<br />

Deutschland 2.307.200 384.380 17,4<br />

Arbeitslosenquote<br />

2005 in % (bezogen auf<br />

Erwerbspersonen)<br />

Sachsen 2.241 402 18,3<br />

Sachsen-Anhalt 1.293 259 20,3<br />

Thüringen 1.222 210 17,1<br />

Deutschland 40.625 4.861 11,7<br />

Gemäß aktueller Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit liegt <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

in den neuen Bundesländern (saisonbereinigt) im August 2007 bei<br />

15,0 % (alte Bundesländer 7,4 %, Deutschland 9,0 %) 10 . Problematisch allerdings<br />

ist nach wie vor der in Mitteldeutschland relativ hohe Anteil von Langzeitarbeitslosen<br />

mit über 50% 11 .<br />

Aktuellen Prognosen zufolge wird sich der insgesamt positive Trend im Wirtschaftswachstum<br />

in den nächsten Jahren fortsetzen. In der optimistischen Variante<br />

wird mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 % gerechnet, in einer eher<br />

verhaltenen Variante mit 1,0 %, andere Prognosen wiederum rechnen mit 1,6<br />

oder 1,8 %, vgl. Abb. 5. Die zentralen Rahmenbedingungen dabei sind <strong>die</strong> Globalisierung<br />

der Wirtschaft sowie <strong>die</strong> weltweite Vernetzung und Liberalisierung<br />

des Handels.<br />

9 Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2006<br />

10 Monatsbericht der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, August 2007<br />

11 Wirtschaft in Mitteldeutschland, Mitteldeutsche Handwerkskammern und Industrie- und<br />

Handelskammern <strong>Halle</strong>-Dessau und <strong>Leipzig</strong>, Juni 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 5 Entwicklung sozio-ökonomischer Leitdaten<br />

(Mittelfristprognose Winter 2006/2007 im Auftrag BMVBS)<br />

Die internationale Arbeitsteilung wird zunehmend zu Outsourcing und globalen<br />

Warenströme führen. Parallel dazu stehen der Strukturwandel innerhalb der EU<br />

und insbesondere <strong>die</strong> EU-Osterweiterung mit dem zentralen Thema „Schaffung<br />

eines 2. europäischen Wirtschaftskernraumes (gelbe Banane)“, vgl. Abb. 6 12 .<br />

Abbildung 6 Wirtschaftskernräume der EU<br />

12 Quelle: http://www.sustrain-ic.net/english/project.htm<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Mitteldeutschland hat infolge seiner zentralen geografischen Lage in Europa<br />

und der guten Rahmenbedingungen <strong>die</strong> reelle Chance, im Zuge der EU-<br />

Osterweiterung zu einer Logistikdrehscheibe von internationaler Bedeutung<br />

aufzusteigen. Der Ausbau des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> und <strong>die</strong> Ansiedlung von<br />

DHL waren wichtige Schritte. Weitere bedeutsame Entwicklungen ergaben sich<br />

mit den Standortentscheidungen von BMW und Porsche zu Gunsten des GVZ<br />

<strong>Leipzig</strong> und von DOW <strong>für</strong> den sachsen-anhaltischen Chemiestandort. Die Ansiedlung<br />

<strong>die</strong>ser Großunternehmen erfolgte überwiegend mit dem Gedanken,<br />

von der zentral gelegenen Region <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong> aus, den Osteuropamarkt zu<br />

entwickeln. Durch <strong>die</strong> führenden Logistik- und Dienstleistungsunternehmen<br />

wurde <strong>die</strong>ser Prozess aufmerksam begleitet und hat zu ersten Ansiedlungen<br />

geführt, wie z.B. Kühne+Nagel, Schenker. Die kommunalen/regionalen Entscheidungsträger<br />

und <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong>n Länder sind nach Auffassung der<br />

Wirtschaft dringend gefordert, <strong>die</strong> Chancen einer Logistikdrehscheibe <strong>Leipzig</strong>-<br />

<strong>Halle</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere wirtschaftliche Entwicklung der Region (Ansiedlung nachgelagerter<br />

Produktionsprozesse und Dienstleistungsbereiche) und ihre Ausstrahlungsmöglichkeiten<br />

auf das weitere Umland zu verstehen und mit allen zur<br />

Verfügung stehenden Kräften zu unterstützen.<br />

2.4. Verkehrsentwicklung<br />

Im bundesweiten Durchschnitt hat sich <strong>die</strong> Personenverkehrsleistung über alle<br />

Landverkehrsträger in den letzten Jahren nur geringfügig geändert. Im Individualverkehr<br />

war bis 2006 ein leichter Rückgang und im ÖPNV eine Zunahme zu<br />

verzeichnen. Ab 2007 wird wieder mit einer schwachen Zunahme im Individualverkehr<br />

und mit etwas abgeschwächten Zuwächsen im ÖPNV gerechnet, vgl.<br />

Tabelle 4 13 und Abbildung 7 (kursiv = Prognose).<br />

Tabelle 4 Personenverkehrsleistung der Landverkehrsträger<br />

Personenverkehrsleistung der Landverkehrsträger<br />

(in Mrd Pkm)<br />

2004 2005 2006 2007 2010 2004-05 2005-06 2006-07 2007-10<br />

Individualverkehr 887,4 869,7 863,8 868,6 885,1 -2,0 -0,7 0,6 0,6<br />

Öffentlicher Verkehr 155,3 157,8 160,8 162,0 164,9 1,6 1,9 0,8 0,6<br />

Straßenverkehr 82,7 82,9 83,3 83,6 84,4 0,2 0,5 0,3 0,3<br />

Linienverkehr 55,3 55,6 55,9 56,0 56,1 0,4 0,5 0,2 0,1<br />

Gelegenheitsverkehr 27,4 27,3 27,5 27,6 28,3 -0,4 0,5 0,6 0,8<br />

Eisenbahnverkehr 72,6 74,9 77,5 78,4 80,5 3,3 3,4 1,2 0,9<br />

Nahverkehr 40,2 41,3 42,8 43,2 43,8 -2,7 3,8 0,8 0,5<br />

Fernverkehr 32,4 33,7 34,6 35,2 36,7 4,0 2,9 1,7 1,4<br />

Öffentlicher Nahverkehr 95,5 96,8 98,7 99,1 100,0 1,4 1,9 0,5 0,3<br />

Öffentlicher Fernverkehr 59,8 61,0 62,1 62,9 65,0 2,0 1,8 1,2 1,1<br />

Landverkehrsträger gesamt 1.042,7 1.027,5 1.024,6 1.030,6 1.050,0 -1,5 -0,3 0,6 0,6<br />

13 Gleitende Mittelfristprognose <strong>für</strong> den Güter- und Personenverkehr, Januar 2007<br />

(in % p.a.)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 7 Entwicklung der modalen Personenverkehrsleistung (% p.a.)<br />

Bezüglich des Personenverkehrsaufkommens werden noch geringere Zuwächse<br />

als bei der Leistung erwartet, da mit höheren Durchschnittsentfernungen ge-<br />

Abbildung 8 Pendlerverflechtungen im Großraum <strong>Leipzig</strong> (Quelle: BBR)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

rechnet wird. Für Mitteldeutschland liegen keine gesonderten Prognosen zum<br />

Personenverkehrsaufkommen vor, insofern wird <strong>die</strong>sbezüglich vom Bundesdurchschnitt<br />

ausgegangen.<br />

Hervorzuheben sind <strong>die</strong> zunehmenden Pendlerverflechtungen, <strong>die</strong> insbesondere<br />

im Großraum <strong>Halle</strong>-<strong>Leipzig</strong> als sehr intensiv zu bezeichnen sind, hier auch<br />

über <strong>die</strong> Ländergrenzen hinweg, vgl. Abbildung 8. Dabei bestimmt <strong>die</strong> hochwertige<br />

Verkehrsinfrastruktur regelmäßig Richtung und Distanz der Pendlerströme,<br />

wie <strong>die</strong> kreisrunde und fast gleichmäßige Ausrichtung der Pendlerströme in<br />

<strong>Leipzig</strong> bestätigt. Vorrangiges Ziel sollte es daher sein, <strong>die</strong>se Pendlerströme<br />

durch gute Fern- und Nahverkehrsangebote auf den öffentlichen Personennah-<br />

und Fernverkehr zu lenken.<br />

Bei der Güterverkehrsleistung der Landverkehrsträger geht <strong>die</strong> gleitende Mittelfristprognose<br />

<strong>für</strong> 2005/06 bundesweit von einer Steigerung um 6,6 % (vgl. Tabelle<br />

5; kursiv = Prognose) und beim Güterverkehrsaufkommen um 5,4 % aus.<br />

Tabelle 5 Güterverkehrsleistung der Landverkehrsträger<br />

Güterverkehrsleistung der Landverkehrsträger<br />

(in Mrd tkm) (in % p.a.)<br />

2004 2005 2006 2007 2010 2004-05 2005-06 2006-07 2007-10<br />

Straßengüterverkehr 392,5 404,5 434,1 448,6 488,0 3,0 7,3 3,4 2,8<br />

Inländische Lkw 266,9 271,8 288,3 294,8 309,0 1,8 6,1 2,3 1,6<br />

Nahverkehr 26,0 25,6 27,0 27,2 27,6 -1,5 5,4 1,1 0,5<br />

Regionalverkehr 48,5 49,9 52,6 53,5 54,4 2,8 5,5 1,7 0,6<br />

Fernverkehr 192,4 196,3 208,7 214,1 227,0 2,1 6,3 2,6 2,0<br />

Ausländische Lkw 125,7 132,7 145,8 153,8 179,0 5,6 9,9 5,5 5,2<br />

Ausländ. Lkw grenzü. 121,9 128,3 140,6 147,7 169,1 5,2 9,7 5,0 4,6<br />

Kabotage 3,8 4,4 5,1 6,2 9,9 18,0 16,0 20,0 17,0<br />

Eisenbahn 91,9 95,4 105,5 109,5 118,2 3,8 10,6 3,8 2,6<br />

Binnenschifffahrt 63,7 64,1 63,4 64,1 65,4 0,7 -1,0 1,1 0,7<br />

Rohrfernleitungen 16,2 16,7 16,0 16,1 16,4 3,1 -4,2 0,5 0,6<br />

Landverkehrsträger gesamt 564,3 580,7 619,0 638,4 688,1 2,9 6,6 3,1 2,5<br />

Die Steigerungsraten werden innerhalb der Verkehrsträger jedoch sehr unterschiedlich<br />

prognostiziert. Während 2006 bzgl. der Güterverkehrsleistung im<br />

Eisenbahngüterverkehr mit + 10,6 % und im Straßengüterverkehr mit + 7,3 %<br />

überdurchschnittliche Zuwächse gerechnet wird, müssen Binnenschifffahrt und<br />

Rohrleitungstransport leichte Einbusen hinnehmen, vgl. Abbildung 9. Das Güterverkehrsaufkommen<br />

bleibt mit einem Zuwachs von + 5,4 % etwas zurück.<br />

Für <strong>die</strong> Jahre bis 2050 wird durch progtrans (Abschätzung erfolgte im Auftrag<br />

des BMVBS) eingeschätzt 14 , dass sich <strong>die</strong> Güterverkehrsleistungen mehr als<br />

verdoppeln und das Güterverkehrsaufkommen knapp um <strong>die</strong> Hälfte steigen<br />

14 Abschätzung der langfristigen Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland bis 2050, 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

wird. Überdurchschnittlich werden danach der Durchgangsverkehr und der<br />

grenzüberschreitende Verkehr zunehmen, der Binnenverkehr wird eher ab 2030<br />

als stagnierend prognostiziert, vgl. Tabelle 6.<br />

Abbildung 9 Entwicklung der modalen Güterverkehrsleistung Land VT (% p.a.)<br />

2005 2030 2050 2005-50 2005-30 2030-50 2005-50 2005-30 2030-50<br />

Gesamtleistung 581 982 1.118 109,8 69,2 24,0 1,7 2,1 1,1<br />

Binnenverkehr 298 439 487 63,3 47,2 10,9 1,1 1,6 0,5<br />

Versand 87 151 204 133,0 72,5 35,1 1,9 2,2 1,5<br />

Empfang 112 196 267 138,6 75,3 36,1 2 2,3 1,6<br />

Durchgangsverkehr 83 196 260 213,5 136,3 32,7 2,6 3,5 1,4<br />

Straßengüterverkehr 404 707 873 115,7 74,9 23,3 1,7 2,3 1,1<br />

Eisenbahngüterverkehr 95 170 227 138,2 78,3 33,6 1,9 2,3 1,5<br />

Binnenschifffahrt 64 87 100 56,6 36,3 14,9 1 1,2 0,7<br />

Rohrleitungen 17 17 18 6,6 3,9 2,6 0,1 0,2 0,1<br />

Modalsplit (in der Leistung)<br />

Tabelle 6 Entwicklung der Güterverkehrsleistung (in Mrd. tkm)<br />

Güterverkehrsleistung<br />

(in Mrd. tkm) (Veränderung gesamt in %)<br />

Straßengüterverkehr 69,6 72,0 71,6 2,0 2,4 -0,4<br />

Eisenbahngüterverkehr 16,4 17,3 18,7 2,2 0,9 1,3<br />

Binnenschifffahrt 11,0 8,9 8,2 -2,8 -2,1 -0,7<br />

Rohrleitungen 2,9 1,8 1,5 -1,4 -1,1 -0,3<br />

(Veränderung per anno in %)<br />

Für Mitteldeutschland und das Untersuchungsgebiet gehen <strong>die</strong> Interviewpartner<br />

der Wirtschaft im Hinblick auf <strong>die</strong> Ansiedlung in Richtung Osteuropa von im<br />

Bundesdurchschnitt höheren Steigerungsraten aus, was sich nachhaltig auf <strong>die</strong><br />

schon ohnehin in Richtung Osten stark belastete Eisenbahn- und Straßeninfrastruktur<br />

auswirken wird. So z.B. ist schon heute <strong>die</strong> A 4 zwischen Chemnitz und<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Dresden mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehr von 50 bis 90 Tausend<br />

Fahrzeugen / Tag stark staugefährdet, vgl. Abbildungen 10, 11 und 12. Diese<br />

Entwicklung wird durch aktuelle Stu<strong>die</strong>n bestätigt, so z.B. schätzt eine Stu<strong>die</strong><br />

von A.T Kearney ein, dass „… zukünftig <strong>die</strong> Attraktivität und Dominanz von<br />

Osteuropa, China und In<strong>die</strong>n, allen voran Osteuropa, das sich derzeit zum<br />

wichtigsten Beschaffungsmarkt entwickelt, zunehmen wird …“.<br />

Abbildung 10 Auszug Verkehrsmengenkarte A 4<br />

(Datenbasis 2005)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 11 Auszug Verkehrsmengenkarte Schkeuditzer Kreuz (Datenbasis 2005)<br />

Abbildung 12 Verkehrsmengenkarte <strong>Halle</strong> / Saale (Datenbasis 2005)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Befragungen zufolge wird im Jahr 2012 der Anteil der von europäischen Unternehmen<br />

in Osteuropa eingekauften Waren und Dienstleistungen von derzeit 9<br />

auf 19 Prozent steigen. Aber auch in China und In<strong>die</strong>n wird der Anteil von 11<br />

auf 17 Prozent beziehungsweise von 3 auf 9 Prozent bis 2012 zunehmen 15 .<br />

Das Gütertransportaufkommen der Eisenbahnen (Versand und Empfang) lag<br />

2006 im Untersuchungsgebiet (außer TH) unter dem Bundesdurchschnitt von<br />

9,1%, vgl. Tabelle 7.<br />

Tabelle 7 Güterverkehrsaufkommen in Mitteldeutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt)<br />

Nach einem Leistungsrückgang 2006 wird 2007 in Sachsen-Anhalt wieder mit<br />

einem überduchschnittlichen Wachstum gerechnet. Dieser allgemeine Trend<br />

wird durch das sachsenanhaltinische EVU Infra Leuna GmbH bestätigt, wo im<br />

Jahr 2007 vsl. ein Gutaufkommen von 8 Mill. t erreicht werden wird (2005: 7,7<br />

Mill. t; 2006: 7,2 Mill. t).<br />

Im Luftverkehr setzte sich bundesweit der seit Jahren steigende Trend im<br />

Passagierverkehr und in der Luftfracht fort. Mit insgesamt 154,5 Mill. Passagieren<br />

starteten bzw. landeten im Jahre 2006 8,3 Mill. Personen oder 5,6 %<br />

mehr als 2005. Die insgesamt in oder aus Flugzeugen ein- oder ausgeladene<br />

Frachtgutmenge lag im Jahr 2006 mit 3,2 Mill. t um 9,1 % über dem Ergebnis<br />

Flughafen<br />

Entwicklung Güterverkehrsaufkommen Eisenbahnen<br />

(in 1000 t)<br />

Versand Empfang<br />

2005 2006 2006/05 % 2005 2006 2006/05 %<br />

Sachsen 11098,3 11713,5 5,5 8070,2 8633,9 7,0<br />

Sachsen-Anhalt 31266,4 30898,7 -1,2 16478,4 14963,0 -9,2<br />

Thüringen 2700,4 3169,9 17,4 4014,8 4301,6 7,1<br />

Starts und Landungen Ein- und Aussteiger<br />

2006 2006/05 2006 2006/05 2006 2006/05<br />

(in 1000) % (in 1000) % (in 1000) %<br />

Dresden 29,2 1,3 1.790,3 2,9 0,5 30,6<br />

Erfurt 11,1 -10,0 348,9 -17,8 4,7 9,3<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> 33,7 10,7 2.128,0 4,6 26,8 134,7<br />

Tabelle 8 Gewerblicher Luftverkehr auf <strong>mitteldeutsche</strong>n Flughäfen<br />

(Quelle. Statistisches Bundesamt)<br />

Fracht (in t)<br />

Ein- und Ausladung<br />

(inkl. Umladung)<br />

15 Stu<strong>die</strong> A.T. Kearney und Center for Advanced Procurement and Supply (CAPS) Research zur<br />

Befragung von Einkaufsvorständen von Unternehmen<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

von 2005. Mit Steigerungsraten von 4,6 % im Passagierverkehr und 134,7 % im<br />

Frachtverkehr lag im Vergleich der <strong>mitteldeutsche</strong>n Flughäfen der Flughafen<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> bzgl. der Ein- und Aussteiger unterhalb und im Frachtbereich weit<br />

über dem Bundesdurchschnitt, vgl. auch Tabelle 8.<br />

Das Vorhaben der Deutschen Post World Net AG, am Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong><br />

(LEJ) das DHL - Drehkreuz einzurichten, ermöglichte LEJ den Einstieg in das<br />

Luftfrachtgeschäft. Derzeit starten und landen auf LEJ täglich 14 DHL-Maschinen.<br />

Von Mitte 2008 an sollen täglich 50 Frachtflugzeuge LEJ anfliegen. LEJ<br />

rechnet damit, dass sich dadurch das Frachtaufkommen gegenüber 2006 in<br />

etwa verzehnfachen wird.<br />

In der Binnenschifffahrt hat sich <strong>die</strong> Gütertransportmenge bundesweit nach<br />

einer eher moderaten Steigerung von 2004 auf 2005 um 0,4 % von 2005 auf<br />

2006 (entgegen den Annahmen der Gleitenden Mittelfristprognose, vgl. Tabelle<br />

5) um 2,8 % erhöht. Mit 243,5 Mill. t wurden 2006 knapp 6,7 Mill. t Güter mehr<br />

befördert als im Jahr zuvor. Die Gütertransportleistung dagegen nahm um<br />

0,2 % ab, was auf eine Verkürzung der durchschnittlichen Beförderungsstrecke<br />

zurückgeführt wird. Die Prognosen (vgl. Tabelle 5) gehen davon aus, dass <strong>die</strong><br />

Binnenschifffahrt bis 2030 jährlich um ca. 1 % ansteigen wird. Diese<br />

Entwicklung bestätigten auch <strong>die</strong> Fachleute auf dem Elbschifffahrtstag 2006,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Elbe insgesamt im Zeithorizont 2015 eine zusätzliche Gutmenge von<br />

ca. 5,8 Mio. t prognostizierten. Die Erhöhung wird insbesondere durch <strong>die</strong><br />

überdimensionale Steigerung im Containerverkehre in den Seehäfen begründet.<br />

Gemäß Seeverkehrsprognose wird sich der Containerverkehr in den Seehäfen<br />

bis 2025 vervierfachen, was sich aufgrund der begrenzten Kapazitäten im<br />

Bereich Schiene und Lkw unmittelbar auf den Seehafen-Hinterlandverkehr auf<br />

der Elbe auswirken wird.<br />

Der Güterumschlag in der Binnenschifffahrt entwickelte sich mit einem Plus von<br />

2,4 % (2006: 277,6 Mill. t) etwas niedriger als <strong>die</strong> Beförderungsmenge. Entgegen<br />

dem bundesweiten Trend war der Güterumschlag in den <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Binnenhäfen 2006 leicht rückläufig, vgl. Tabelle 9, <strong>die</strong>s insbesondere als Folge<br />

Güterumschlag<br />

(in 1000 t)<br />

2005 2006 2006/05<br />

Sachsen 195,8 174,9 -10,7<br />

Sachsen-Anhalt 7.908,8 7.506,2 -5,1<br />

Deutschland 271.159,4 277.617,2 2,4<br />

Tabelle 9 Güterumschlag Binnenschifffahrt in den <strong>mitteldeutsche</strong>n Bundesländern<br />

(Quelle. Statistisches Bundesamt)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

der instabilen Schifffahrtsbedingungen nach dem Hochwasser 2002. In Teilbereichen<br />

allerdings, wie z.B. im Containerverkehr, lagen <strong>die</strong> Leistungen der <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Binnenhäfen im bundesweiten Trend und konnten mit der Aufnahme<br />

spezieller Containerlinien erheblich gesteigert werden.<br />

Während der Gesamtverkehr in der Binnenschifffahrt 2005 nur um ca. + 0,4 %<br />

(auf 236,8 Mill. t) zunahm, hielt im Containerverkehr der starke Aufwärtstrend<br />

der letzten Jahre an. Im Jahr 2005 transportierte <strong>die</strong> Binnenschifffahrt im Containerverkehr<br />

im Vergleich 2005/04 bundesweit 18,9 Mill. t mehr (8,8 %). Der<br />

Containerverkehr hat in der Binnenschifffahrt damit seit 1995 durchschnittlich<br />

um 11 % je Jahr zugenommen, womit sich der Anteil des Containerverkehrs an<br />

der gesamten Beförderungsmenge kontinuierlich von 2,8 % (1995) auf 8,0 %<br />

(2005) erhöht hat. Dieser überdurchschnittliche Zuwachs im Containerverkehr<br />

setzte sich auch 2006 und 2007 fort, wie <strong>die</strong> Umschlagzahlen in den Seehäfen,<br />

z.B. Hamburg (2005: 8,1 Mill. TEU; 2006: 8,9 Mill. TEU; 2007 vsl. 10 Mill. TEU),<br />

zeigen.<br />

Auch im Kombinierten Verkehr und in der Logistikbranche waren in den letzten<br />

Jahren rasante Zuwachsraten zu verzeichnen. Bei den Eisenbahnen z.B. wuchs<br />

im Vergleich 2006/05 <strong>die</strong> im Kombinierten Verkehr beförderte Gutmenge um ca.<br />

42 %, vgl. Tabelle 10. Die hohen Steigerungsraten 2006 resultieren insbesondere<br />

aus den enormen Zuwachsraten im grenzüberschreitenden Verkehr.<br />

Container / Wechselbehälter<br />

zusammen<br />

dav. Ausland und<br />

Durchgangsverkehr<br />

Kombinierter Verkehr der Eisenbahnen<br />

(netto)<br />

2005 2006 2006/05 % 2005 2006 2006/05 %<br />

3.118 3.504 12,4 36.484 51.898 42,3<br />

Tabelle 10 Entwicklung im Kombinierten Verkehr der Eisenbahnen<br />

(Quelle. Statistisches Bundesamt)<br />

Beförderte Menge<br />

(in 1000 beförderten Einheiten) (in 1 000 t)<br />

1.701 1.861 9,4 21.396 30.489 42,5<br />

Dieser allgemeine Trend ist in den letzten Jahren verstärkt auch im Untersuchungsgebiet<br />

zu verzeichnen, wo sich insbesondere an den Hauptverkehrsachsen<br />

und im Umfeld des GVZ <strong>Leipzig</strong> bedeutende Logistik<strong>die</strong>nstleister aus zahlreichen<br />

Branchen, insbesondere Handel und Verkehrswirtschaft, angesiedelt<br />

haben. Auch am KLV-Terminal <strong>Leipzig</strong>-Wahren ist <strong>die</strong>s zu verspüren, wo infolgedessen<br />

der jährliche Containerumschlag seit 2003 um ca. 5.000 Umschläge/Jahr<br />

gestiegen ist (2006: 75.000 Umschläge). Sofern <strong>die</strong>se Steigerungsraten<br />

weiter anhalten – und davon wird allgemein ausgegangen – wird <strong>die</strong> anlagenspezifische<br />

Auslastungsgrenze der Terminalanlage <strong>Leipzig</strong>-Wahren von<br />

120.000 Umschlägen/Jahr vsl. schon 2008 überschritten werden.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Die überdurchschnittliche Entwicklung im Kombinierten Verkehr und in der Logistik<br />

wird sich nach den Experten auch in den nächsten Jahren fortsetzen. So<br />

prognostiziert z.B. A.T.-Kearney ein weltweites Branchenwachstum in der Logistikbranche<br />

bis 2011 von jährlich 4 %, vgl. Abbildung 13.<br />

Abbildung 13 Branchenwachstum in der Logistik (Quelle: Handelsblatt)<br />

Schon heute arbeiten nach Schätzungen der Bundesvereinigung Logistik e.V.<br />

mehr als 2,6 Mill. Arbeitskräfte in Deutschland in der Logistikbranche. Es werden<br />

jährlich Milliardenbeträge in neue Logistik-Immobilien, Technologien und<br />

Qualifikationsmaßnahmen investiert. Branchenübergreifend wird der jährliche<br />

Umsatz auf 166 Mrd. € geschätzt, das sind rund 7% des BIP. Die Logistik ist<br />

damit in Deutschland <strong>die</strong> größte Branche hinter dem Handel und der Automobilindustrie.<br />

Der Logistik-Markt Europa wird von den Experten auf 585 Mrd. € geschätzt.<br />

Der mit ca. 28% europaweit einzigartig hohe Anteil, den Deutschland<br />

daran hat, liegt insbesondere an der geografischen Positionierung im Herzen<br />

Europas und der Spitzenposition Deutschlands in Bezug auf Infrastrukturqualität<br />

und Logistiktechnologie. Für Mitteldeutschland mit seiner zentralen geografischen<br />

Lage ergibt sich daraus eine echte Wachstumschance.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

3. ERREICHBARKEIT<br />

3.1. Vorbemerkung<br />

Die gute verkehrliche Erreichbarkeit von Regionen und Städten ist eine wichtige<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> deren Entwicklungschancen. Um im europäischen Wettbewerb<br />

bestehen zu können und den Wirtschaftsstand zu sichern und auszubauen,<br />

müssen verkehrliche Maßnahmen so ausgelegt sein, dass sie langfristig<br />

eine leistungsfähige und verträgliche Abwicklung des Verkehrs gewährleisten.<br />

Für <strong>die</strong> Attraktivität der Region ist <strong>die</strong> Erreichbarkeit sowohl im Nahbereich als<br />

auch im Fernverkehr von ausschlaggebender Bedeutung. Dabei sind <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Anforderungen im Personen- und Wirtschaftsverkehr zu berücksichtigen.<br />

Während im Personenverkehr (Berufs- und Ausbildungsverkehr, Freizeitverkehr,<br />

Tourismus und Geschäftsreiseverkehr) Infrastruktur und Angebot<br />

öffentlicher Verkehrsmittel insbesondere unter dem Gesichtspunkten kurzer<br />

Reisezeiten und hoher Angebotsdichte öffentlicher Verkehrsmittel bewertet<br />

werden, sind im Güter- bzw. Wirtschaftsverkehrverkehr Lieferfristen, Produktionsprozesse<br />

und Distribution der Produkte sowie reibungslose Ver- und Entsorgungsverkehre<br />

und Dienstleistungsverkehre von ausschlaggebender Bedeutung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Funktionalität einer Region. Zu berücksichtigen ist, dass in der<br />

Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> auf Grund der „zentraleuropäischen“ Lage der Transitverkehr<br />

eine besondere Rolle spielt und große Infrastrukturkapazitäten bindet.<br />

Dabei sind gegenwärtig als auch zukünftig vordringlich Lösungen gefragt, <strong>die</strong><br />

den Energieverbrauch senken und zum Umweltschutz beitragen. Das derzeitige<br />

Straßen- und Schienennetz stößt schon heute in vielen Bereichen an seine Kapazitätsgrenzen.<br />

Unumstritten ist, dass Personen- und Güterverkehr <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

wirtschaftliche Entwicklung notwendig sind und auf einem leistungsfähigen Verkehrsnetz<br />

abgewickelt werden müssen. Vor dem Hintergrund der knappen Finanzmittel,<br />

der erforderlichen Bestandssicherung der Verkehrsnetze sowie der<br />

negativen Umweltauswirkungen und der Ölabhängigkeit des Straßenverkehrs,<br />

wird insbesondere der Verlagerung von Straßentransporten auf andere Verkehrsträger<br />

eine größere Bedeutung zukommen. Für <strong>die</strong> Verkehrsentwicklungsplanung<br />

bedeutet <strong>die</strong>s, dass auch länderübergreifende Raumstrukturen und<br />

alternative Verkehrsarten zu prüfen sind. Nur so ist in vielen Gebieten auch bei<br />

nicht ausreichender oder überlasteter Infrastruktur noch eine gute bzw. verträgliche<br />

Erreichbarkeit <strong>für</strong> den Personen- und <strong>für</strong> den Güterverkehr zu erzielen.<br />

3.2. Eisenbahnverkehr<br />

Personenverkehr<br />

Die Erreichbarkeit der Region der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> mit der<br />

Eisenbahn über den Knoten <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> kann generell als gut und in den<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

meisten Relationen auch als konkurrenzfähig zum motorisierten Individualverkehr<br />

eingeschätzt werden. Mit der 2006 erfolgten Beschleunigung und Verdichtung<br />

des ICE-Angebotes in der Relation Hamburg – Berlin – <strong>Leipzig</strong> – München<br />

(Linie 28) wurden gute Voraussetzungen vor allem auch <strong>für</strong> den Geschäfts- und<br />

Fernpendlerverkehr geschaffen. Eine weitere Verbesserung ist mit Fertigstellung<br />

der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Nr. 8.1 und 8.2 bezüglich der Reisezeiten<br />

zwischen <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>, Nürnberg und München zu erwarten.<br />

Über <strong>die</strong> drei Fernverkehrsbahnhöfe <strong>Leipzig</strong> Hbf, <strong>Halle</strong> (Saale) Hbf und Flughafen<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> verkehren gegenwärtig folgende Zugverbindungen<br />

• <strong>Leipzig</strong> Hbf<br />

o ICE-Kreuz ab 10.12.2006 der Linien 28 (Hamburg – Berlin – Nürnberg –<br />

München) und 50 (Dresden – Frankfurt am Main / Köln), stündlich<br />

o IC-Linie 55/59 (<strong>Leipzig</strong> – Magdeburg – Hannover – Bremen / Köln), stündlich<br />

o Nachtzugverbindungen (CNL/EN Prag/Dresden – Basel/Zürich)<br />

• <strong>Halle</strong> Hbf<br />

o IC-Linie 55/59 (<strong>Leipzig</strong> – Magdeburg – Hannover – Bremen / Köln), stündlich<br />

o IC-Linie 51 (Berlin – <strong>Halle</strong> – Erfurt – Düsseldorf), zweistündlich<br />

o Nachtzugverbindungen (Berlin – München)<br />

• Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong><br />

o IC-Linie 51 (Berlin – <strong>Halle</strong> – Erfurt – Düsseldorf), zweistündlich<br />

Hinsichtlich der Erreichbarkeit des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> <strong>für</strong> Fernreisende in<br />

der Kombination Bahn/Flug besteht jedoch weiterer Handlungsbedarf. Anschlussbedingungen<br />

und Be<strong>die</strong>nungshäufigkeit bzw. Be<strong>die</strong>nungszeiten entsprechen<br />

z.Z. nur bedingt den Anforderungen der Flugreisenden. In Abhängigkeit<br />

von der Entwicklung der Passagierzahlen des Flughafens und der<br />

Entwicklung der Beschäftigtensituation aus der weiteren Entwicklung des<br />

Standortes sollte geprüft werden, inwieweit schrittweise eine Angebotsverbesserung<br />

erreicht werden kann. Einzelne Wirtschaftsstandorte haben nur eine<br />

ungenügende Anbindung an den SPNV (z.B. GVZ <strong>Leipzig</strong> Nord). Für <strong>die</strong> Beschäftigten<br />

des Logistikzentrums der DHL wurden bereits Vereinbarungen mit<br />

dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund zur Verbesserung des Nahverkehrsangebotes<br />

unter Berücksichtigung der überwiegend in den Nachtstunden liegenden<br />

Arbeitszeiten getroffen. Mit Fertigstellung des City-Tunnels <strong>Leipzig</strong> (CTL)<br />

und der Neubaustrecke <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Erfurt (Nr. VDE 8.2) sowie weiteren<br />

flankierenden Infrastrukturmaßnahmen kann mit wesentlichen Verbesserungen<br />

gerechnet werden. Diese Maßnahmen werden seitens der Wirtschaft als dringend<br />

erforderlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Standortentwicklung eingestuft. (vgl. Anlage 1,<br />

Projektliste des Mitteldeutschen Verkehrsforums vom 02.04.2007).<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Die Angebote des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in der Region entsprechen<br />

im Wesentlichen den Anforderungen. Sie sind aber teilweise geprägt<br />

von der „dreigeteilten“ Aufgabenträgerverantwortung <strong>für</strong> den SPNV der Region<br />

(Sachsen/ZVNL, Sachsen-Anhalt und Thüringen) und unterliegen damit den<br />

unterschiedlichen Organisations- und Finanzierungsstrukturen der Länder. So<br />

ist z.B. <strong>die</strong> Erreichbarkeit der größten Stadt der Region <strong>Leipzig</strong> und des Flughafens<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> mit schnellen und direkten Regionalbahnverbindungen aus<br />

dem Thüringer Raum (Erfurt, Jena) unbefriedigend. Für SPNV-Angebote, <strong>die</strong><br />

nicht direkt über den Bahnhof Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> geführt werden, sind <strong>die</strong><br />

Anschlussbedingungen zum Flughafen in den Bahnhöfen <strong>Leipzig</strong> Hbf und <strong>Halle</strong><br />

(Saale) Hbf nicht immer optimal. Daraus ergeben sich im regionalen Bezug z.B.<br />

Reisezeitvorteile <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung des Pkw. Der Bahnhof <strong>Leipzig</strong> Hbf ist z.Z. kein<br />

ITF-Knoten, außerdem fehlen Direktverbindungen (Dresden – <strong>Halle</strong> (Saale),<br />

Erfurt/Saalfeld – <strong>Leipzig</strong>). Auch mit Fertigstellung des CTL wird es nicht in allen<br />

Relationen <strong>die</strong> notwendigen Verbesserungen geben. So werden zunehmende<br />

Aufkommenspotenziale aus dem Chemnitzer Raum (ca. 750 Tsd. EW) <strong>für</strong> den<br />

Luftverkehr ab Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> (LEJ) nicht zum Tragen kommen, wenn<br />

nicht auch eine durchgehende Verbindung zwischen Chemnitz und Flughafen<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> angeboten wird. Das setzt <strong>die</strong> Elektrifizierung von Streckenabschnitten<br />

voraus, um unter Nutzung des City-Tunnels <strong>Leipzig</strong> Direktverbindungen<br />

anbieten zu können. Ein alternativer Einsatz von Zwei-System-Fahrzeugen<br />

wäre ggf. zu prüfen.<br />

Eine Übersicht der Erreichbarkeit bezogen auf <strong>die</strong> Reisezeiten mit der Eisenbahn<br />

zwischen <strong>Leipzig</strong> und ausgewählten Städten enthält Tabelle 11.<br />

Tabelle 11 Reisezeiten <strong>für</strong> Eisenbahnverbindungen<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Aus Sicht der Aufgabenträger und Eisenbahnverkehrsunternehmen (Nutzer)<br />

können ausgewählte Infrastrukturmaßnahmen und Angebotsveränderungen<br />

Verbesserungen bewirken 16 (vgl. Anlage 2, Maßnahmen zur Entwicklung der<br />

„Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>“).<br />

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr übt der Mitteldeutsche<br />

Verkehrsverbund (MDV), der Ländergrenzen übergreifend arbeitet, eine koordinierende<br />

Funktion aus. In ihm sind 28 Verkehrsunternehmen (VU) und 13 Aufgabenträger<br />

(AT) <strong>für</strong> den ÖPNV vertreten. Zielstellung ist <strong>die</strong> Ausrichtung der<br />

Verkehrsangebote entsprechend den Verkehrsbeziehungen im <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Raum mit der Orientierung auf den Schwerpunkt <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong>. Er umfasst eine<br />

Fläche von 7.938 km² mit ca. 1.840 Tsd. Einwohnern, siehe Abb. 14.<br />

Abbildung 14 Verbundgebiet MDV<br />

Die 28 Verkehrsunternehmen befördern im Verbundgebiet jährlich 200 Millionen<br />

Fahrgäste und betreiben folgendes Liniennetz:<br />

Regionalbahnen: 3.408 km<br />

S-Bahnen 175 km<br />

Stadt- und Straßenbahnen 443 km<br />

Buslinien 14.196 km.<br />

Aus Sicht des MDV sind <strong>die</strong> Reisezeiten in nahezu allen SPNV-Relationen verbesserungswürdig<br />

(Verbesserung des Erhaltungszustandes / Beseitigung von<br />

Langsamfahrstellen). Dies wird insbesondere auch deutlich bei nachfolgendem<br />

Vergleich der mittleren Reisezeiten zum Flughafen LEJ, vgl. Abb. 15 und 16.<br />

16 Investitionsbedarf <strong>für</strong> das Bundesschienenwegenetz aus Sicht der Nutzer vom<br />

November 2006, VDV<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 15 Vergleich der Reisezeiten im Fernverkehr<br />

Abbildung 16 Vergleich der Reisezeiten im Nahverkehr<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Güterverkehr<br />

Im Eisenbahngüterverkehr wird <strong>die</strong> Erreichbarkeit der Region <strong>Leipzig</strong> - <strong>Halle</strong><br />

derzeit im Containerverkehr über das KLV-Terminal <strong>Leipzig</strong> Wahren und <strong>die</strong><br />

Häfen <strong>Halle</strong>, Aken und Torgau sowie im Ladungsverkehr über den Güterbahnhof<br />

<strong>Halle</strong> (Saale) gewährleistet, vgl. Abb. 17. Darüber hinaus existieren eine<br />

Reihe von Gleisanschlüssen und betrieblichen Umschlaganlagen, <strong>die</strong> unternehmensbezogen<br />

<strong>die</strong> Erreichbarkeit im Eisenbahngüterverkehr sicherstellen.<br />

Abbildung 17 Kombinierte Verkehre und Ganzzugverbindungen aus dem Mitteldeutschen Raum<br />

Durch <strong>die</strong> in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> ansässigen Unternehmen wird <strong>die</strong> Erreichbarkeit<br />

im Eisenbahngüterverkehr allgemein als ungenügend eingeschätzt.<br />

Infrastrukturelle Engpässe im Schienenetz und unzureichende bzw. fehlende,<br />

dem Produktionsprozess angepasste flexible Güterverkehrsangebote bedingen<br />

einen hohen Anteil im Straßengüterverkehr. Die Angebote der Bahn orientieren<br />

sich auf Ganzzugverbindungen und den kombinierten Ladungsverkehr. Einzelwagen-<br />

oder Wagengruppenverkehre werden nicht angeboten oder sind - wenn<br />

überhaupt - nur eingeschränkt möglich. Erreichbarkeitsdefizite im Schienengüterverkehr<br />

bestehen vor allem in allen Verbindungen Richtung Osten und Südosten<br />

(zu den EU-Beitrittsländern und darüber hinaus). Das betrifft sowohl <strong>die</strong><br />

Leistungsfähigkeit der Schieneninfrastruktur als auch <strong>die</strong> Interoperabilität der<br />

Leit- und Sicherungstechnik sowie des rollenden Materials. Es müssen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> „Tür-zu-Tür“ Angebote geschaffen werden (Gleisanschlüsse,<br />

Feinverteilung der Güter), wenn <strong>die</strong> notwendige Verlagerung von Straßentransporten<br />

auf <strong>die</strong> Schiene realisiert werden soll.<br />

Der Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (IKM), Arbeitsbereich<br />

Verkehr/Mobilität schätzte im Jahre 2006 <strong>die</strong> Erreichbarkeit der Region<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

mit der Eisenbahn deutschlandweit als überwiegend ungenügend ein 17 (vgl.<br />

Abb. 18 und 19).<br />

Abbildung 18 Bewertung der Qualität von Eisenbahnverbindungen zwischen Metropolregionen in<br />

Deutschland<br />

Abbildung 19 Bewertung der Qualität von Eisenbahnverbindungen zwischen ausgewählten<br />

Metropolregionen in Deutschland und Europa<br />

17 Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (IKM) - Arbeitsbereich Verkehr/<br />

Mobilität Verbindungsqualitäten zwischen Metropolregionen (Positionspapier 21.12.2006)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Für <strong>die</strong> Metropolregion Sachsendreieck ist auf Grund der räumlichen Ausdehnung<br />

<strong>die</strong>se Aussage eher differenziert zu bewerten (z.B. <strong>Leipzig</strong> – Berlin: sehr<br />

gut; Dresden – Berlin: ungenügend). Die Ursachen dürften z.T. in der methodischen<br />

Herangehensweise (Zusammenfassung der Region) liegen. Generell ist<br />

festzustellen, dass durch den verzögerten Ausbau Infrastruktur (z.B. VDE Nr.<br />

8.1 und 8.2) Defizite in der Verbindungsqualität bestehen. Hinsichtlich der Verbindungen<br />

in Richtung Osteuropa wird von den Gesprächspartnern übereinstimmend<br />

<strong>die</strong> Qualität der Eisenbahn generell als unzureichend eingestuft.<br />

3.3. Straßenverkehr<br />

Für <strong>die</strong> Erreichbarkeit der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> im Straßenverkehr<br />

steht ein überwiegend gut ausgebautes Netz von Bundesautobahnen<br />

(BAB) mit dem Autobahnkreuz in Schkeuditz (A 9 / A 14) zur Verfügung. Dieses<br />

Autobahnkreuz wird ergänzt durch tangentiale BAB-Verbindungen (A 38, A 143)<br />

in unmittelbarer Nähe zu den Städten <strong>Leipzig</strong> und <strong>Halle</strong>. Im südlich Raum der<br />

Region bestehen mit der A 4 gute Verbindungen zum Thüringer und ostsächsischen<br />

Raum. Die Autobahnen A 4 und A 9 verfügen auf Grund ihres weitgehend<br />

fertig gestellten 6-streifigen Ausbaus über eine hohe Leistungsfähigkeit.<br />

Weitere Autobahnabschnitte sind in der Planung bzw. im Bau. Die Fertigstellung<br />

der A 72 ist eine wichtige Voraussetzung zur Erschließung von Potenzialen<br />

aus dem Chemnitzer Raum <strong>für</strong> den Wirtschaftsverkehr und insbesondere <strong>für</strong><br />

den Luftverkehr des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong>. Die Fertigstellung der A 72 wird<br />

auch seitens der Wirtschaft als dringend erforderlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Standortentwicklung<br />

in Mitteldeutschland gesehen. Auch der weitere Ausbau der A 14,<br />

A 38, A 143 und A 9 (in Richtung Süden) ist noch nicht abgeschlossen. Damit<br />

fehlen in bestimmten Relationen <strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> intermodale Verkehrsangebote,<br />

<strong>die</strong> zu einer verbesserten Erreichbarkeit und Auslastung der<br />

Umschlagstellen führen können. Im Gegensatz zum Eisenbahnverkehr, wo <strong>für</strong><br />

den Freistaat Sachsen durch <strong>die</strong> Zuständigkeit der DB Netz AG <strong>für</strong> den Ausbau<br />

des Streckennetzes keine direkte Einflussmöglichkeit besteht, ist <strong>die</strong>se im<br />

Straßenverkehr durch <strong>die</strong> Auftragsverwaltung der Länder <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bundesfernstraßen<br />

(Autobahnen und Bundesstraßen) gegeben.<br />

Das Verkehrsaufkommen ist stark geprägt durch Transitverkehre zwischen<br />

Nord- und Südeuropa sowie West- und Osteuropa. Die zunehmend hohe Verkehrsdichte<br />

führt zu verstärkten Überlegungen des produzierenden Gewerbes<br />

sowie von Logistikunternehmen, Transporte auf <strong>die</strong> Schiene zu verlagern. Das<br />

setzt jedoch einen speziell auf <strong>die</strong> Belange des Güterverkehrs ausgerichteten<br />

Infrastrukturausbau im Eisenbahnnetz voraus. Außerdem müssen <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestellung von Trassen bei der DB Netz AG sowie <strong>die</strong><br />

Durchführung von Einzelwagen- bzw. Wagengruppenverkehren den Erfordernissen<br />

der Wirtschaft besser angepasst werden. Als dringend erforderlich wird<br />

seitens der Wirtschaft ein integriertes Güterverkehrskonzept gesehen, welches<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

auf der Basis einer umfassenden Potenzialanalyse (unter Einbeziehung der<br />

ansässigen Unternehmen) <strong>die</strong> bestehenden Defizite herausarbeitet und gemeinsam<br />

mit Verkehrs- und Speditionsunternehmen entwickelte Lösungskonzepte<br />

<strong>für</strong> Angebots- und Infrastrukturentwicklung anbietet.<br />

Über <strong>die</strong> Straße sind aus der Region der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

heraus alle wichtigen europäischen Ziele innerhalb von 20 bis 30 Stunden erreichbar,<br />

18 siehe Abb. 20. Reisezeiten <strong>für</strong> Pkw zwischen Mitteldeutschland und<br />

ausgewählten Städten in Deutschland enthält Tabelle 12.<br />

Abbildung 20 Erreichbarkeit der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> - Lkw-Fahrzeiten<br />

18 Prof. Dr. Jünemann „Struktur und Entwicklungsperspektiven der Logistik in <strong>Leipzig</strong> und in<br />

Mitteldeutschland, <strong>Leipzig</strong>, Mai 2005<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Tabelle 12 Reisezeiten <strong>für</strong> Straßenverbindungen<br />

Aus der Sicht des Initiativkreises Europäische Metropolregionen in Deutschland<br />

(IKM), Arbeitsbereich Verkehr/Mobilität 19<br />

„ist <strong>die</strong> Verbindungsqualität im Straßenfernverkehr im Vergleich zum Schienenverkehr<br />

erheblich besser zu bewerten. Die innerdeutschen Verbindungen sind<br />

überwiegend mit befriedigend zu bezeichnen. Das gleiche gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verbindungen<br />

zu den westlich gelegenen ausländischen Metropolregionen. In Richtung<br />

Osten sind <strong>die</strong> Verbindungen überwiegend schlechter, in Richtung Warschau<br />

und Prag nur mit ungenügend bewertet. Dies gilt teilweise auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Verbindung in Richtung Norden (Kopenhagen), Süden (Mailand) und Westen<br />

(Paris). Damit besteht zwar auch ein Handlungsbedarf im Straßenverkehr, der<br />

aber deutlich geringer als im Schienenverkehr ausfällt. Allerdings wird <strong>die</strong> gute<br />

Qualität aufgrund der prognostizierten Verkehrszunahmen ohne zusätzliche<br />

Maßnahmen zumindest bereichsweise zukünftig nicht zu halten sein.“<br />

Diese Bewertung wird grundsätzlich geteilt, wobei <strong>die</strong> Ergebnisse des IKM aus<br />

dem Jahre 2006 <strong>die</strong> Fertigstellung der BAB A 17 und den weiteren Ausbau der<br />

A 4 noch nicht berücksichtigen. Mit Fertigstellung <strong>die</strong>ser Infrastrukturmaßnahmen<br />

ergibt sich eine bessere Verbindungsqualität Richtung Tschechien und<br />

Polen als in Abbildungen 21 und 22 dargestellt.<br />

19<br />

Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (IKM) - Arbeitsbereich Verkehr/Mobilität<br />

Verbindungsqualitäten zwischen Metropolregionen (Positionspapier 21.12.2006)<br />

….<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 21 Bewertung der Qualität von Straßenverbindungen zwischen ausgewählten<br />

Metropolregionen in Deutschland<br />

Abbildung 22 Bewertung der Qualität von Straßenverbindungen zwischen ausgewählten<br />

Metropolregionen in Deutschland und Europa<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Die räumliche Nähe zu Autobahnen bzw. Autobahnanschlussstellen als den<br />

Einstiegspunkten in <strong>die</strong> hochwertige Fernverkehrsinfrastruktur gilt nach wie vor<br />

als wichtiger Standortfaktor. Sie stellt trotz der bereits hohen Netzdichte der<br />

Autobahnen in Deutschland vor allem bei der Neuansiedlung von Industrie und<br />

Gewerbe einen signifikanten Standortvorteil dar. Die Erschließungsqualität der<br />

BAB in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> entspricht inzwischen dem bundesdeutschen<br />

Niveau, vgl. Abb. 23. Weitere Verbesserungen werden mit Fertigstellung der<br />

A 72 und A 143 erwartet.<br />

Abbildung 23 Erreichbarkeit von Autobahnen in Deutschland 2004<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

3.4. Luftverkehr / Luftfracht<br />

Für den Luftverkehr steht mit dem Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> ein leistungsfähiger<br />

und <strong>für</strong> interkontinentale Verkehre geeigneter Flughafen zur Verfügung. Das<br />

Angebot im Passagierverkehr umfasst (Flugplan Sommer 2007):<br />

• 7 innerdeutsche Direktverbindungen<br />

o tägliche Flüge nach: München, Frankfurt a. M., Düsseldorf, Stuttgart und<br />

Köln/Bonn<br />

o Direktflüge nach Dortmund und Nürnberg<br />

• 25 internationale Direktverbindungen, vorwiegend Urlaubsregionen<br />

o tägliche Flüge nach: Paris Charles de Gaulle, Wien, London Stansted,<br />

o regelmäßige Verbindungen nach: Mailand-Bergamo, Venedig, Klagenfurt,<br />

Neapel, Salzburg<br />

o häufig angeflogene Urlaubsregionen: u.a. Antalya, Palma de Mallorca, Heraklion,<br />

Rhodos, Hurghada, Las Palmas.<br />

Siehe dazu auch Abb. 24 und 25.<br />

Abbildung 24 Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> – Flugziele in Deutschland (Quelle: LEJ)<br />

Rund 40 Fluggesellschaften nutzen derzeit den Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong>. In der<br />

Sommersaison 2007 umfasst der Flugplan wöchentlich bis zu 341 Verbindungen<br />

zu 76 Zielen in Europa, Afrika und der Karibik. Die Be<strong>die</strong>nung erfolgt durch<br />

zahlreiche Fluggesellschaften, u.a. Lufthansa, Air France, TUIfly, Air Berlin,<br />

Condor, Austrian Airlines (Fluggastzahlen und Flugbewegungen auf dem Flughafen<br />

LEJ siehe Punkt 2.4 Verkehrsentwicklung).<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 25 Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> – Internationale Flugziele (Quelle: LEJ)<br />

Im Geschäftsreiseverkehr orientiert sich das Angebot von LEJ an der gegenwärtigen<br />

Marktsituation. Entsprechend der Wirtschaftsstruktur der Region <strong>Leipzig</strong><br />

– <strong>Halle</strong> mit einem hohen Anteil an Klein- und Mittelständische Unternehmen<br />

(KMU) und ausgeprägten Wirtschaftbeziehungen Richtung Westdeutschland<br />

werden stabile Verbindungen vor allem im innerdeutschen Verkehr angeboten.<br />

Hinsichtlich der Erreichbarkeit von Flughäfen ist grundsätzlich festzustellen:<br />

• 80 % der Linienfluggäste reisen aus einem Umkreis von 1 Stunde Fahrzeit<br />

zum Flughafen an (Überlappungen führen zwangsläufig zu einem Wettbewerbsdruck<br />

mit den Flughäfen in Berlin und Dresden)<br />

• <strong>die</strong> Attraktivität des Flughafens hängt von Netz- und Liniengestaltung und<br />

vom Preis der angebotenen Verbindungen ab, daher sind Flughäfen<br />

zwangsläufig (im Wettbewerb) bestrebt, mit Airlines günstige Konditionen zu<br />

vereinbaren.<br />

Seit 2005 nutzt DHL LEJ als Umschlagsplatz im Luftfrachtverkehr und baut das<br />

Streckennetz schrittweise aus. Ab 2008 wird DHL LEJ als europäisches Drehkreuz,<br />

neben Wilmington in den USA und Hongkong in Asien nutzen. Innerhalb<br />

Europas sind z.Z. 14 Flughäfen in das Netz von DHL eingebunden. Ergänzend<br />

dazu ist vorgesehen, Luftfracht im Nachtsprung über <strong>die</strong> Eisenbahn von LEJ<br />

zum Flughafen Frankfurt/Main (FRA) zu befördern.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

3.5. Binnenschifffahrt<br />

Für das engere Untersuchungsgebiet ist <strong>die</strong> Binnenschifffahrt derzeit nur von<br />

untergeordneter Bedeutung. Eine Anbindung der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> an das<br />

europäische Wasserstraßennetz ist dennoch über <strong>die</strong> Häfen <strong>Halle</strong> und Torgau<br />

gegeben, vgl. Abb. 26. Dies ist allerdings mit dem Risiko der infolge Niedrigwasser<br />

zeitweise nicht durchgängigen Schiffbarkeit der Elbe und der Notwendigkeit<br />

der Organisation von Ersatzverkehren verbunden.<br />

Abbildung 26 Binnenhäfen an der Mittel- und Oberelbe (Quelle: SBO)<br />

Durch <strong>die</strong> eingeschränkte Flussunterhaltung des Bundes bis 2004 infolge des<br />

Hochwassers haben sich <strong>die</strong> Schifffahrtsbedingungen auf der Elbe oberhalb<br />

Magdeburg insgesamt verschlechtert, teilweise kam zu einer Abwanderung von<br />

Schiffsraum, der durch <strong>die</strong> Häfen z.T. mit logistischen Dienstleistungen kompensiert<br />

werden konnte.<br />

Ungeachtet dessen konnte das Niveau der Binnenschiffstransporte im Elbstromgebiet<br />

weitgehend gehalten und in Teilbereichen (z.B. im Containerverkehr)<br />

sogar gesteigert werden. Eine Verlagerung weiterer Transporte und <strong>die</strong><br />

volle Ausschöpfung der Potenziale werden als realistisch eingeschätzt, wenn<br />

<strong>die</strong> Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an den Strombauwerken<br />

und das Geschiebemanagement auf der Elbe permanent gesichert werden.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Im Zuge <strong>die</strong>ser Entwicklung haben sich <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> Häfen mit Reedern<br />

und der Wirtschaft zusammengetan und den Aufbau von Linienverkehren forciert,<br />

um einerseits neue Marktnischen zu erschließen und andererseits Gewinn<br />

und zugleich Risiko zu teilen. So wird z.B. in einem Pilotvorhaben seit Herbst<br />

2006 ein Linienverkehr zwischen Dresden und Magdeburg angeboten, um <strong>die</strong><br />

Tiefwasserbereiche des Mittellandkanals anzubinden, siehe Abb. 27.<br />

Abbildung 27 Etablierung von Linienverkehren (Quelle: SBO)<br />

Durch <strong>die</strong> Instandsetzungsmaßnahmen 2006 auf der Magdeburger Stadtstrecke<br />

(Buhnen, Geschiebebewirtschaftung) hat sich <strong>die</strong> Schiffbarkeit auf der Oberelbe<br />

insgesamt stabilisiert. Ohne eine ständige Bewirtschaftung von Elbe und Saale<br />

und ihre weitere Entwicklung in Sachsen-Anhalt wird nachhaltig keine grundsätzliche<br />

Verbesserung erreicht werden können.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

4. INFRASTRUKTURENTWICKLUNG<br />

4.1. Allgemeine Einschätzung<br />

Mit dem konsequenten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur konnte in den letzten<br />

Jahren <strong>die</strong> Standortqualität der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> deutlich verbessert werden.<br />

Mit der Realisierung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit im Eisenbahn-<br />

und Autobahnnetz sowie dem Neu- und weiterem Ausbau des Interkontinentalflughafens<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> steht in der Region eine leistungsfähige Infrastruktur<br />

zur Verfügung, <strong>die</strong> maßgeblich zur Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen<br />

beigetragen hat (vgl. Punkt 2.3). Eine Übersicht der Verkehrsprojekte Deutsche<br />

Einheit (VDE) Schiene und Straße in der Region enthält Tabelle 13.<br />

Projekt Maßnahmen im Schienennetz<br />

VDE Nr. 6<br />

VDE Nr. 8<br />

VDE Nr. 8.1<br />

VDE Nr. 8.2<br />

VDE Nr. 8.3<br />

VDE Nr. 9<br />

Lückenschluss und Ausbau der <strong>Halle</strong>–Kasseler Eisenbahn zwischen<br />

Eichenberg und <strong>Halle</strong> (1994 abgeschlossen), derzeitiger Unterhaltungszustand<br />

jedoch mangelhaft<br />

Schnellverbindung von Berlin über <strong>Halle</strong>, <strong>Leipzig</strong> und Erfurt nach<br />

Nürnberg. Dieses Projekt gliedert sich in drei Teilabschnitte<br />

Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg–Erfurt: Dieses Projekt ist teilweise<br />

im Bau, als Fertigstellungsjahr wird 2016/2017 angegeben<br />

Neubaustrecke Erfurt–<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong>: Seit 2003 ist der 23 km lange<br />

Teilabschnitt Gröbers–<strong>Leipzig</strong> in Betrieb, <strong>die</strong> Fertigstellung Erfurt–<br />

Gröbers ist bis 2015/2016 vorgesehen<br />

Ausbaustrecke Berlin–<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong>: am 28. Mai 2006 vollständig mit<br />

der Fertigstellung des Berliner Hauptbahnhofs in Betrieb genommen,<br />

Vmax = 200 km/h<br />

Ausbau der Bahnstrecke <strong>Leipzig</strong>–Dresden: Begonnen 1993, Fertigstellung<br />

des Abschnittes <strong>Leipzig</strong>–Riesa, Abschluss der Ausbaumaßnahmen<br />

nach 2010<br />

Maßnahmen im Autobahnnetz<br />

VDE Nr. 12 Ausbau der Autobahn A 9 zwischen Berlin und Nürnberg<br />

VDE Nr. 13 Neubau der Südharzautobahn A 38 zwischen Göttingen und <strong>Halle</strong><br />

VDE Nr. 14<br />

VDE Nr. 15<br />

VDE Nr. 16<br />

Neubau der Autobahn A 14 zwischen Magdeburg und <strong>Halle</strong> (2000 abgeschlossen)<br />

Ausbau der Autobahn A 4 zwischen Eisenach und Bautzen sowie<br />

Neubau der Autobahn A 4 zwischen Bautzen und Görlitz<br />

Neubau der Thüringerwaldautobahn A 71 zwischen Schweinfurt und<br />

Erfurt (2005 abgeschlossen) sowie der A 73 von Suhl nach Lichtenfels<br />

Tabelle 13 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit im Mitteldeutschen Raum<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Weitere Verkehrsprojekte sind realisiert, im Bau bzw. geplant, so u.a.<br />

• <strong>die</strong> Mitte-Deutschland-Schienenverbindung (Dortmund – Bebra –) Erfurt<br />

– Jena – Gera – Chemnitz,<br />

• <strong>die</strong> Eisenbahn-Sachsenmagistrale (Nürnberg -) Hof – <strong>Leipzig</strong>/Chemnitz –<br />

Dresden – Görlitz,<br />

• <strong>die</strong> Weiterführung der Bundesautobahn A 38 als Südumfahrung von<br />

<strong>Leipzig</strong> mit Anschluss an <strong>die</strong> A 14 (fertig gestellt),<br />

• <strong>die</strong> Bundesautobahn A 72 Chemnitz – <strong>Leipzig</strong> (fertig gestellt zwischen<br />

Chemnitz und Niederfrohna),<br />

• <strong>die</strong> Bundesautobahn A 143 als Westumfahrung von <strong>Halle</strong> (z.Z. Überarbeitung<br />

der Planung auf Grund von Umweltauflagen),<br />

• der Ausbau der B 87 (in Planung zunächst bis Torgau) als Alternative zur<br />

langfristig geplanten Bundesautobahn A 16 (<strong>Leipzig</strong> – Cottbus).<br />

Durch den Bund und <strong>die</strong> Länder Mitteldeutschlands wurden zweifellos in den<br />

vergangenen 15 Jahren in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> erhebliche Finanzmittel in<br />

den Neu- und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investiert, insbesondere in den<br />

Aus- und Neubau der Bundesautobahnen, der Flughafen- und der Schieneninfrastruktur.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser erheblichen Investitionen ist das Ausstattungsniveau<br />

der alten Bundesländer noch nicht erreicht und es besteht noch kein weiträumiges,<br />

grenzüberschreitendes mitteleuropäisches Gesamtverkehrssystem, welches<br />

den heutigen und künftigen Anforderungen der Wirtschaft umfassend gerecht<br />

wird (vgl. Punkt 3: Einschätzung des Initiativkreises Europäische Metropolregionen<br />

in Deutschland (IKM), Arbeitsbereich Verkehr/Mobilität).<br />

Für <strong>die</strong> Verkehrsanbindung im Nahbereich der Region <strong>Leipzig</strong> - <strong>Halle</strong> stehen<br />

leistungsfähige Verkehrswege zur Verfügung. Im Straßenverkehr besteht unmittelbarer<br />

Anschluss über <strong>die</strong> BAB A 9 und A 14 sowie <strong>die</strong> B 6, in der Binnenschifffahrt<br />

über <strong>die</strong> Häfen <strong>Halle</strong>-Saale und Torgau – Elbe, im Eisenbahnverkehr<br />

durch den Anschluss an das Kernnetz der DB AG und <strong>die</strong> bestehenden Umschlags-<br />

/ Containerterminals. Über längere Distanzen sind jedoch noch Engpässe<br />

zu verzeichnen, z.B. wird sich im Eisenbahnverkehr <strong>die</strong> Fertigstellung<br />

der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Nr. 8.1 / 8.2 „Neubaustrecke <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong><br />

- Erfurt - Nürnberg“ bis 2016/2017 verzögern. Im Straßenverkehr ist<br />

der Ausbau der A 14, A 38 (<strong>Halle</strong> – Sangerhausen) und Teile der A 9 (in Richtung<br />

Süden) noch nicht abgeschlossen. Damit fehlen in bestimmten Relationen<br />

<strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> intermodale Verkehrsangebote, <strong>die</strong> zu einer verbesserten<br />

Erreichbarkeit und Auslastung der Umschlagstellen führen können. Im<br />

Gegensatz zum Eisenbahnverkehr, wo z.B. <strong>für</strong> den Freistaat Sachsen durch <strong>die</strong><br />

Zuständigkeit der DB Netz AG <strong>für</strong> den Ausbau des Streckennetzes keine direkte<br />

Einflussmöglichkeit besteht, ist <strong>die</strong>se im Straßenverkehr durch <strong>die</strong> Auftragsverwaltung<br />

der Länder <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bundesfernstraßen (Autobahnen und Bundesstraßen)<br />

gegeben.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Aufgrund der gegenwärtigen Lage der Öffentlichen Haushalte werden derzeit<br />

<strong>die</strong> Investitionen in <strong>die</strong> Verkehrsinfrastruktur in allen Bundesländern spürbar<br />

gekürzt bzw. zeitlich gestreckt. Dies trifft Mitteldeutschland besonders, da in<br />

<strong>die</strong>ser Region mangelnde Ausstattung einerseits und steigende Verkehrsleistung<br />

andererseits aufeinander treffen und somit Verkehrseinschränkungen gewissermaßen<br />

vorprogrammiert sind.<br />

Diese Einschätzung wird durch eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern<br />

<strong>Halle</strong>-Dessau und <strong>Leipzig</strong> sowie der Handwerkskammern <strong>Halle</strong> (S) und<br />

<strong>Leipzig</strong> zur Verkehrsinfrastruktur in Mitteldeutschland im Jahre 2006 bestätigt.<br />

Darin wird u.a. folgendes Resümee gezogen:<br />

„Durch <strong>die</strong> Unternehmen wird <strong>die</strong> Verkehrsanbindung an <strong>die</strong> überregionalen<br />

Straßennetze von mehr als der Hälfte mit sehr gut bis gut eingeschätzt (Bundesautobahnen:<br />

74 Prozent, Bundesstraßen: 66 Prozent). Zwischen den Bewertungen<br />

der Unternehmen aus der Region <strong>Halle</strong> und der Region <strong>Leipzig</strong> gibt es<br />

dabei keine großen Unterschiede. Dagegen zeigen sich große Defizite bei der<br />

vorhandenen regionalen Verkehrsinfrastruktur. Landes- und Staatsstraßen werden<br />

von 55 Prozent und das innerörtliche Straßennetz von 71 Prozent der Unternehmen<br />

nur als ausreichend bis schlecht benotet. Den Zustand des Straßennetzes<br />

insgesamt schätzen zwei Drittel (66 Prozent) aller Unternehmen als<br />

gut bis befriedigend ein. 25 Prozent halten den Straßenzustand als gerade<br />

noch ausreichend und <strong>für</strong> 10 Prozent der Unternehmen ist der derzeitige Zustand<br />

des Straßennetzes schlecht.“ (siehe Abb. 28).<br />

Abbildung 28 Bewertung der vorhandenen Infrastruktur (Quelle: IHK <strong>Halle</strong>-Dessau und <strong>Leipzig</strong>)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Bezüglich der Infrastrukturentwicklung wird seitens der befragten Unternehmen<br />

in der Umfrage festgestellt, dass<br />

„<strong>die</strong> im Bundesverkehrswegeplan 2003 <strong>für</strong> Mitteldeutschland im vordringlichen<br />

Bedarf eingeordneten Verkehrsprojekte zügig umgesetzt werden müssen. Es<br />

darf zu keinen weiteren Verzögerungen beim Ausbau des ICE-Netzes kommen.<br />

Die Planungen und der Ausbau der sich als Engpass erweisenden Bundesfernstraßen<br />

(A 72, A 14, B 6neu, B 87neu) sind zu beschleunigen. Generell wird<br />

den überregionalen Verkehrsinfrastrukturprojekten durch <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong><br />

Wirtschaft eine sehr hohe Priorität eingeräumt. Allerdings spielt bei der Bewertung<br />

einzelner Projekte <strong>die</strong> unterschiedliche regionale Betroffenheit eine Rolle.<br />

In beiden Regionen genießt der Ausbau des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> eine große<br />

Bedeutung. Hier ist auch der Wunsch nach mehr Direktanbindungen in andere<br />

europäische Wirtschaftsregionen enthalten. Die Bedeutung einer umfassenden<br />

Anbindung Mitteldeutschlands an das überregionale Straßennetz zeigt<br />

sich in der hohen Bewertung des Neu- bzw. Ausbaus der Bundesautobahnen A<br />

14 und A 72 sowie der Bundesfernstraßen B 6neu und der B 87neu. Der noch<br />

zu unausgewogene Verkehrsträgermix wird bei der Bewertung der Schienen-<br />

und Wasserwege deutlich. Daher stehen <strong>die</strong>se Verkehrsträger bei den Unternehmen<br />

nicht so im Blickpunkt. Hier muss <strong>die</strong> Infrastruktur unbedingt weiter<br />

ausgebaut werden, damit auch <strong>die</strong>se Verkehrsträger <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirtschaft attraktiv<br />

und wettbewerbsfähig werden.“ (siehe Abb. 29).<br />

Abbildung 29 Priorität von Verkehrsprojekten (Quelle: IHK <strong>Halle</strong>-Dessau und <strong>Leipzig</strong>)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

4.2. Internationale Verflechtungen<br />

Die Region der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> liegt im Schnittpunkt europäischer<br />

Verkehrskorridore. Dazu gehören der Eisenbahnkorridor Berlin –<br />

<strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – München – Verona (– Palermo) als Bestandteil der prioritären<br />

Projekte der Transeuropäischen Netze der Europäischen Union (EU) sowie <strong>die</strong><br />

Anbindung der Region an drei paneuropäische Korridore (Schiene/Straße) über<br />

Berlin und Dresden:<br />

• II: Berlin – Warszawa – Moskwa – Nishni Nowgorod<br />

• III: Dresden – Wrocław – Kraków – Kyiv<br />

• IV: Dresden – Praha – Budapest – Istanbul / Thessaloniki / Constanta<br />

Im Straßennetz erfolgt <strong>die</strong> Anbindung an 2 Europastraßen in Nord-Süd-<br />

Richtung<br />

• E 49 Magdeburg – <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Praha – Wien (A 14, A 9, B 282, B 92)<br />

• E 51 Berlin – <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Nürnberg (A 9) sowie<br />

in Ost-West-Richtung über <strong>die</strong> Europastraße<br />

• E 40 Erfurt – Chemnitz – Dresden (A 4).<br />

Abbildung 30 Prioritäre Projekte der Transeuropäischen Netze (TEN)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Die Darstellung der Transeuropäischen Netze (TEN) und der Paneuropäischen<br />

Netze (PAN) enthalten Abbildungen 30 und 31.<br />

Abbildung 31 Paneuropäische Verkehrsnetze <strong>für</strong> Eisenbahn- und Straßenverkehr<br />

Im zunehmenden Maße werden <strong>für</strong> Straßentransporte von den Nordseehäfen in<br />

Richtung Südosteuropa <strong>die</strong> Autobahnen A 14 und A 17 <strong>für</strong> Transitverkehre genutzt,<br />

<strong>die</strong> jedoch bislang in keinem europäischen Ausbauprogramm explizit genannt<br />

sind.<br />

Als Folge der jahrzehntelangen Teilung Europas sind <strong>die</strong> Ost-West-Verbindungen<br />

stark vernachlässigt worden. Seit 1990 sind eine Reihe wichtiger Verkehrswege<br />

ganz oder teilweise ausgebaut worden, wie beispielsweise<br />

• <strong>die</strong> Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (Schienen- und Autobahnnetz),<br />

• <strong>die</strong> Autobahn A 17 / D 8 zwischen Dresden und Prag oder<br />

• <strong>die</strong> Autobahn A 4 von Sachsen in Richtung Wroclaw.<br />

Aber grundsätzlich wird durch <strong>die</strong> Gesprächspartner eingeschätzt, dass<br />

• <strong>die</strong> Koordinierung der Planung des Ausbaus der paneuropäischen Korridore<br />

in den deutschen Abschnitten unzureichend ist<br />

• <strong>die</strong> paneuropäische Kapazitäten noch nicht bedarfsgerecht ausgebaut<br />

sind und der Ausbau weiterhin ohne hinreichende Orientierung am Bedarf<br />

erfolgt,<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

• eine Harmonisierung sowohl der technischen, administrativen und sozialen<br />

Regelwerke und Vorschriften in Europa fehlt und<br />

• Mängel in der europäischen Koordinierung, der Transportorganisation<br />

und der Prioritätensetzung (z.B. <strong>für</strong> Güter-Transporte) zu verzeichnen<br />

sind.<br />

Zur Realisierung eines weiträumigen, grenzüberschreitenden integrierten Verkehrssystem,<br />

das den Anforderungen der Wirtschaft gerecht wird, bedarf es<br />

einer weiteren Konzentration der Mittel auf den Ausbau der Transeuropäischen<br />

Netze und der Verbindungen zu den paneuropäischen Korridoren. Hier ist <strong>die</strong><br />

Herstellung der Übereinstimmung zwischen Bundesverkehrswegeplanung und<br />

europäischer Planung, ausgerichtet auf <strong>die</strong> sich tatsächlich entwickelnden Verkehrströme,<br />

unerlässliche Voraussetzung <strong>für</strong> einen effizienten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.<br />

Mit dem konsequenten Ausbau der Infrastruktur, vor allem<br />

der immer wichtiger werdenden Ost-West-Verbindungen, könnte <strong>die</strong> Standortqualität<br />

der Region deutlich verbessert werden. Damit würde gleichzeitig <strong>die</strong><br />

wirtschaftliche Integration der neuen EU-Staaten Polen und Tschechien wesentlich<br />

beschleunigt 20 .<br />

Es gilt vor allem<br />

• <strong>die</strong> Kapazitäten dem Bedarf entsprechend auszubauen,<br />

• umfassend Unterstützung <strong>für</strong> den Ausbau der paneuropäischen Verkehrskorridore<br />

zu sichern,<br />

• <strong>die</strong> Regelwerke und Vorschriften zu vereinfachen, zu entbürokratisieren<br />

und hinsichtlich Administration, Organisation und Technik zu vereinheitlichen,<br />

• auf der Basis des Bundes-Verkehrs-Wege-Planes <strong>die</strong> inländischen Defizite<br />

<strong>für</strong> den Ausbau der paneuropäischen Verkehrskorridore zu beseitigen,<br />

• EU-Fördermittel nur Zweck- und Standard-gebunden zu vergeben,<br />

• Planungen und Planfeststellungen deutlich zu verkürzen,<br />

• <strong>die</strong> Verbindlichkeit der Europäischen Verkehrsplanung zu erhöhen und<br />

• <strong>die</strong> Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur neu organisieren.<br />

In Hinblick auf <strong>die</strong> Integration Polens und Tschechiens in <strong>die</strong> Europäische Union<br />

muss <strong>die</strong> Infrastruktur aus Sicht der Wirtschaft einen ungehinderten Warenfluss<br />

gewährleisten können. Das weitmaschige Netz der TEN und des Bundesverkehrswegeplans<br />

2003 muss durch Querverbindungen und nachgeordnete<br />

Verkehrswege ergänzt werden. Der Mangel an KV-Terminals in Osteuropa ist<br />

mit Unterstützung der westeuropäischen Länder zu überwinden.<br />

Von besonderer Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

sind <strong>die</strong> Anschlussverbindungen zu den Korridoren III und IV (sie-<br />

20 Siehe auch Entwurf eines EU-Berichtes zum Thema „Güterverkehrslogistik in Europa – der<br />

Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität“, 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

he Abb. 32), da sich <strong>die</strong> Wirtschaftsentwicklung (Chemische Industrie, Automobilindustrie)<br />

im Mitteldeutschen Raum stark auf <strong>die</strong> osteuropäischen Märkte<br />

orientiert und auf stabile Verkehrsverbindungen (z.B. Stoffverbund der Chemischen<br />

Industrie) angewiesen ist. Darüber hinaus erfolgt zur Erschließung vorderasiatischer<br />

Märkte eine verstärkte Orientierung der Wirtschaft auf <strong>die</strong> Anbindung<br />

von Adriahäfen, <strong>die</strong> bisher nicht Bestandteil der EU-Planungen ist.<br />

Abbildung 32 Transeuropäischer Korridor III: Dresden – Wrocław – Kraków – Kiev und<br />

IV Dresden – Praha – Budapest – Istanbul / Thessaloniki / ConstanŃa<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

4.3. Eisenbahninfrastruktur<br />

Die Region <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong> verfügt über ein leistungsfähiges Eisenbahnnetz, welches<br />

überwiegend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert ist. Ausnahmen sind<br />

<strong>die</strong> Strecken <strong>Leipzig</strong> – Chemnitz sowie <strong>Halle</strong> (Saale) – Aschersleben (eingleisig<br />

und nicht elektrifiziert) und <strong>Leipzig</strong> – Gera (nicht elektrifiziert). Die Strecken<br />

<strong>Leipzig</strong> – Berlin und <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Riesa sind mit Geschwindigkeiten bis zu<br />

200 km/h befahrbar. Die Strecke <strong>Leipzig</strong> – Berlin verfügt außerdem über leistungsfähige<br />

Leit- und Sicherungstechnik nach europäischem Standard (ETCS<br />

im Abschnitt Jüterbog bis <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>).<br />

Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Region ist <strong>die</strong> Fertigstellung der VDE<br />

Nr. 8.1 Erfurt – Nürnberg und 8.2 <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Erfurt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Verbindungsfunktionen der Region im Fernverkehr von besonderer Bedeutung.<br />

Mit Inbetriebnahme wird <strong>die</strong> Erreichbarkeit insbesondere zum süd- und<br />

westdeutschen Raum wesentlich verbessert. In Ergänzung zu den Neubaustrecken<br />

<strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Erfurt und Erfurt – Nürnberg wird gegenwärtig <strong>die</strong> Schaffung<br />

einer Verbindung zwischen der Strecke Berlin – <strong>Leipzig</strong> und der NBS<br />

<strong>Leipzig</strong> – Erfurt (ohne Halt in <strong>Leipzig</strong> Hbf) untersucht (Nord-Kurve). Diese Verbindung<br />

hat zum einen das Ziel, <strong>die</strong> Erreichbarkeit des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong><br />

aus Richtung Berlin <strong>für</strong> den Personenverkehr zu verbessern und zum<br />

anderen ggf. <strong>die</strong> Reisezeiten zwischen Berlin und München weiter zu verkürzen.<br />

Im Verlauf der weiteren Untersuchungen sollten jedoch Potenzial- und<br />

Wirtschaftlichkeitsanalysen hinsichtlich der Erreichbarkeit von Aufkommensschwerpunkten<br />

(Stadt <strong>Leipzig</strong>) und der Verknüpfung mit anderen Intercitylinien<br />

sowie dem regionalen Personenverkehr durchgeführt werden.<br />

Mit der bereits in Betrieb genommenen S-Bahn <strong>Halle</strong> – <strong>Leipzig</strong> besteht eine<br />

direkte und schnelle Verbindung zwischen der Städten <strong>Halle</strong> und <strong>Leipzig</strong> mit<br />

Erschließung großer Arbeitsstättengebiete und direkter Verknüpfung der S-<br />

Bahnsysteme der beiden Städte. Für eine weitere Verbesserung des Nahverkehrs<br />

werden mit der Fertigstellung des City-Tunnels <strong>Leipzig</strong> grundlegende<br />

Voraussetzungen geschaffen. Diese Infrastruktur ermöglicht den weiteren Ausbau<br />

des regionalen S-Bahnnetzes mit weit reichenden Verbesserungen des<br />

Verkehrsangebotes im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum. Erstmalig können Nord-Süd- und<br />

Ost-West-Verkehre über das Stadtzentrum von <strong>Leipzig</strong> durch gebunden werden.<br />

Eine Übersicht vom Eisenbahnnetz der Region enthalten <strong>die</strong> Abbildungen<br />

33 und 34.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 33 Eisenbahnnetz im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum (1)<br />

Quelle: DB Netz AG Digitale Übersichtskarte<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 34 Eisenbahnnetz im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum (2)<br />

Quelle: DB Netz AG Digitale Übersichtskarte<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Der Erhaltungszustand der Eisenbahninfrastruktur schränkt jedoch <strong>die</strong> Trassenkapazitäten<br />

teilweise erheblich ein, insbesondere durch eine Knoteninfrastruktur<br />

„aus der Dampflokzeit mit Weichenra<strong>die</strong>n <strong>für</strong> 40 km/h“ sowie durch<br />

bauliche Mängel an Brückenbauwerken, <strong>die</strong> Langsamfahrstellen verursachen.<br />

Daraus resultiert, dass eine weitere Ertüchtigung der Infrastruktur in den Knotenpunkten<br />

und auf Strecken dringend notwendig ist. Schwerpunkte sind:<br />

• <strong>die</strong> Ertüchtigung der Eisenbahn-Knoten <strong>Leipzig</strong>, <strong>Halle</strong> und Magdeburg<br />

einschließlich Ausbau des Gbf. <strong>Halle</strong>,<br />

• Engstellenbeseitigungen, insbes. bei Brückenbauwerken (bei gleichzeitiger<br />

Anpassung des Vorschriftenwerkes an neue Rahmenbedingungen),<br />

• Erhöhung der Streckengeschwindigkeit zwischen <strong>Halle</strong> und Bitterfeld<br />

sowie zwischen <strong>Halle</strong> und Großkorbetha auf 160 km/h einschl. Erhöhung<br />

der Leistungsfähigkeit des Bahnhofs Großkorbetha (Engpass <strong>für</strong> Güterverkehr<br />

der benachbarten chemischen Industrie Leuna und Schkopau),<br />

• <strong>die</strong> Ertüchtigung der Strecke <strong>Halle</strong> – Kassel mindestens gemäß den ursprünglichen<br />

Ausbaustandards (VDE Nr. 6),<br />

• Ausbau der Sachsen-Franken-Magistrale insbes. im Abschnitt <strong>Leipzig</strong> -<br />

Chrimmitschau und Elektrifizierung zwischen Reichenbach und Nürnberg/Regensburg,<br />

• der Abschluss des Ausbaus der Strecke <strong>Halle</strong> – Halberstadt – Vienburg,<br />

• eine durchgehend elektrifizierte SPNV-Verbindung zwischen Chemnitz<br />

und Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> (mit Fertigstellung CTL).<br />

Für <strong>die</strong> Mitte-Deutschland-Verbindung wird <strong>die</strong> 3. Ausbaustufe (durchgängiger<br />

zweigleisiger Ausbau Weimar – Gera – Glauchau) als sehr dringlich angesehen.<br />

Sie stellt eine wichtige Ost-West-Verbindung im <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum dar<br />

(Integration der Metropolregion <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong> – Sachsendreieck mit der Impulsregion<br />

Erfurt – Weimar – Jena – Gera).<br />

Weitere Erfordernisse seitens Wirtschaft und Verwaltung werden gesehen in<br />

• der Fertigstellung der Ausbaustrecke <strong>Leipzig</strong> – Dresden, Abschnitt Riesa<br />

- Dresden einschl. Verbindung zur Berliner Bahn,<br />

• Ausbau auf 160 km/h und Elektrifizierung der Strecke Dresden – Görlitz<br />

(paneuropäischer Korridor III, z. Zt. einzige Lücke in der Relation Paris –<br />

Katowice),<br />

• der Schaffung einer leistungsfähigen Verbindung zwischen Dresden und<br />

Prag (> 160 km/h außerhalb des Elbtals),<br />

• Ausbau der Strecke Magdeburg – <strong>Halle</strong> – <strong>Leipzig</strong> <strong>für</strong> 160 km/h.<br />

Die Ertüchtigung bzw. der Ausbau der Strecke Berlin – Dresden auf 200 km/h<br />

tangiert zwar nur den Mitteldeutschen Raum, wird seitens der Wirtschaft aber<br />

mit hoher Priorität gesehen.<br />

Probleme im Schienenverkehr bereitet zunehmend der Zuwachs des Güterverkehrs.<br />

Für notwendige Verlagerungen von der Straße auf <strong>die</strong> Schiene ent-<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

spricht <strong>die</strong> Bahninfrastruktur in vielen Fällen nicht mehr den Anforderungen. Es<br />

besteht grundsätzlich <strong>die</strong> Notwendigkeit der Anpassung der Bedarfsplanungen<br />

des Bundes an <strong>die</strong> aktuelle Entwicklung im Güterverkehr (Verkehrsentwicklungen<br />

in Richtung Osteuropa wurden unterbewertet bzw. falsch prognostiziert).<br />

So werden z.B. nach den überdurchschnittlich hohen Steigerungsraten der letzten<br />

Jahre im Seehafenhinterlandverkehr der Nordseehäfen in Richtung Sachsen<br />

und Tschechien auch weiterhin überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten<br />

erwartet, <strong>die</strong> eine weitere Ertüchtigung der Eisenbahninfrastruktur in den Korridoren<br />

Hamburg/Bremerhaven – Magdeburg/Berlin – Dresden – Prag – Wien<br />

/Bratislava/Budapest – Schwarzes Meer/Mittelmeer dringend erfordern, vgl.<br />

Abb. 35 21 .<br />

Abbildung 35 Wachstum Schiene im Seehafenhinterlandverkehr<br />

Die Initiative des Freistaates Sachsen <strong>für</strong> einen europäischen 4-Meereskorridor<br />

EU4Sea-rail wird von den südlichen Anrainerstaaten und den Seehäfen unterstützt<br />

(vgl. auch Abb. 36). Innerhalb <strong>die</strong>ses Korridors bildet der Streckenverlauf<br />

Rostock/Saßnitz – Berlin – Dresden – Prag unter Anbindung des Raumes <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>/Magdeburg<br />

einen besonderen verkehrspolitischen Schwerpunkt, <strong>für</strong><br />

den sich <strong>die</strong> Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer verstärkt engagieren.<br />

21 DB AG, 2. Mitteldeutsches Logistikforum, 2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 36 European 4-Sea-Railway-Corridor<br />

In <strong>Halle</strong> (Saale) beabsichtigt <strong>die</strong> Deutsche Bahn in den nächsten Jahren einen<br />

neuen Rangierbahnhof zu bauen. Vsl. 2012/2013 soll dann einer der größten<br />

Rangierbahnhöfe im Osten Deutschlands in Betrieb gehen. Das Projekt ist im<br />

BVWP enthalten. Gegenwärtig läuft <strong>die</strong> Planfeststellung, <strong>die</strong> Finanzierung ist<br />

noch offen. Nach den Planungen der DB-Güterverkehrstochter Railion ist beabsichtigt,<br />

den Rangierbahnhof <strong>Leipzig</strong>-Engelsdorf mit der Inbetriebnahme des<br />

neuen Rangierbahnhofs in <strong>Halle</strong> zu schließen, was kapazitätsseitig nochmals<br />

zu prüfen wäre.<br />

Generell besteht der Eindruck, dass <strong>die</strong> Investitionen bei der Bahn z.Z. vorrangig<br />

auf den Personenverkehr orientiert sind und der Güterverkehr eine untergeordnete<br />

Rolle spielt. Regionale Strecken werden / wurden durch <strong>die</strong> DB AG<br />

schwerpunktmäßig <strong>für</strong> den SPNV ausgebaut und sind damit <strong>für</strong> den Güterverkehr<br />

nur noch bedingt nutzbar (u.a. durch Wegfall von Überholungs- und Kreu-<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

zungsmöglichkeiten). Zur weiteren Verlagerung von Straßentransporten auf <strong>die</strong><br />

Schiene ist <strong>die</strong> Schaffung gesetzlicher Regelungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturfinanzierung<br />

im Güterverkehr (analog SPNV) auf Bundes-/ Länderebene notwendig.<br />

Ähnlich dem Autobahnnetz (mit Auftragsverwaltung der Länder) wären Modelle<br />

<strong>für</strong> das Eisenbahnnetz zu überdenken (<strong>die</strong>nt neben der finanziellen Unterstützung<br />

zugleich der Stärkung der regionalen Einflussmöglichkeiten auf den Eisenbahnverkehr).<br />

Zur Realisierung von Infrastrukturvorhaben der Bahn könnten<br />

z.B. auch private Planungs- und Infrastrukturgesellschaften genutzt werden. Es<br />

sollte geprüft werden, ob eine „Gleichstellung“ der Straßen- und Eisenbahnnetzhierarchie<br />

wirtschaftliche Vorteile bringt (Ermöglichung unterschiedlicher<br />

Standards <strong>für</strong> Eisenbahnstrecken analog zum Straßennetz).<br />

4.4. Straßeninfrastruktur<br />

Die Region der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> verfügt über eine gut<br />

ausgebaute Straßeninfrastruktur im überregionalen Netz. Mit den Bundesautobahnen<br />

A 9 Berlin – München, A 14 Magdeburg – Dresden, A4 (Köln -) Bad<br />

Hersfeld – Erfurt – Dresden und der A 38 Kassel – <strong>Leipzig</strong> (noch nicht durchgängig<br />

befahrbar) stehen leistungsfähige Verbindungen zur Verfügung, <strong>die</strong> eine<br />

gute Erreichbarkeit gewährleisten. Mit den Aus- und Neubaumaßnahmen verbesserten<br />

sich <strong>die</strong> straßenseitigen Voraussetzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

der Region maßgeblich, siehe auch Abb. 37 und 38.<br />

Dringend erforderlich ist <strong>die</strong> Fertigstellung<br />

• der geplanten und z. T. im Bau befindlichen Maßnahmen zum durchgehend<br />

sechsstreifigen Ausbau der A4 und A 9 sowie der A 14 zwischen<br />

<strong>Leipzig</strong> und <strong>Halle</strong>,<br />

• der A 38 zwischen Eisleben und <strong>Halle</strong>,<br />

• der A 71 zwischen Sömmerda und Oberröblingen,<br />

• der A 72 zwischen Chemnitz und <strong>Leipzig</strong> (wird seitens der Wirtschaft und<br />

des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> mit hoher Priorität eingestuft) sowie<br />

• der A 143 (Westumfahrung <strong>Halle</strong>), <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Ergebnis eines Urteils des<br />

BVerwG ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren erforderlich ist.<br />

Für <strong>die</strong> weitere Entwicklung erhält <strong>die</strong> Verlängerung der A 14 bis zur A 24 besonderes<br />

Gewicht. Damit wird eine weitere Nord-Süd-Achse geschlossen, <strong>die</strong><br />

sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

sowie <strong>für</strong> den Transitverkehr mit entsprechenden Gewerbeansiedlungen<br />

als auch <strong>für</strong> Hafenhinterlandanbindungen (Hamburg, Bremen)<br />

wesentliche Vorteile bringt. Die schon heute erkennbare Zunahme des Transitverkehrs<br />

auf der A14 wird allerdings mit dem Anschluss an <strong>die</strong> A 24 einen<br />

sechsstreifigen Ausbau der A 14 zwischen <strong>Leipzig</strong> und Dresden erforderlich<br />

machen.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Abbildung 37 Autobahnnetz (BVWP)<br />

Abbildung 38 Straßenkarte – Auszug <strong>Leipzig</strong><br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Im Bundesstraßennetz werden Ausbaumaßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> B 87 zwischen <strong>Leipzig</strong><br />

und Torgau <strong>für</strong> erforderlich angesehen. Gleiches gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verlegung der<br />

B6 (südwestlich Torgau – Bad Düben – LG ST) und damit <strong>die</strong> Anbindung der A<br />

14 an <strong>die</strong> A 9. Gegenwärtige Planungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> B 87 neu sollten beschleunigt<br />

werden. Seitens der Wirtschaft und aus Sicht von Logistikunternehmen wird<br />

jedoch davon ausgegangen, dass <strong>die</strong>se Maßnahme unter dem Gesichtspunkt<br />

der Entwicklung des Transitverkehrs langfristig nicht <strong>die</strong> konzipierte Autobahn<br />

A 16 Richtung Cottbus – Osteuropa ersetzen kann.<br />

Besondere Aufmerksamkeit ist der Verkehrsinfrastruktur im grenznahen Raum<br />

zwischen Deutschland, der Polnischen und Tschechischen Republik zu widmen.<br />

Insbesondere an der deutsch-tschechischen Grenze ist <strong>die</strong> Verkehrsentwicklung<br />

nach Fertigstellung der A 17 / D 8 weiter zu verfolgen. Zur Entflechtung<br />

der Quell- und Zielverkehre in den grenznahen Wirtschaftsregionen sind vorhandene<br />

Potentiale der grenzüberschreitenden Infrastruktur <strong>für</strong> den Wirtschafts-<br />

und Individualverkehr zu erschließen.<br />

Prinzipieller Nachholbedarf besteht in der regionalen Straßeninfrastruktur, dessen<br />

Ausbau- und Zustandsparameter vielfach noch nicht dem bundesdeutschen<br />

Niveau entsprechen.<br />

4.5. Flughäfen<br />

Der <strong>mitteldeutsche</strong> Raum verfügt im bundesdeutschen Vergleich über eine relativ<br />

hohe Flughafendichte bezogen auf <strong>die</strong> Einwohner und <strong>die</strong> Fläche. Die Konzentration<br />

der weiteren Entwicklungen auf den Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> ist <strong>die</strong><br />

logische Konsequenz einer effizienten Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur,<br />

vgl. Abb. 39 und 40.<br />

Abbildung 39 Flughafendichte im Mitteldeutschen Raum<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Für <strong>die</strong> Flughafendichte ließen sich Analogieschlüsse zu westdeutschen Regionen<br />

ziehen, jedoch sind <strong>die</strong> strukturellen Gegebenheiten im Osten Deutschlands<br />

nicht mit denen westdeutscher Regionen vergleichbar. Die Entwicklung<br />

der <strong>mitteldeutsche</strong>n Flughäfen darf ausgehend von der Wirtschaftskraft der Region<br />

nicht ausschließlich nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet<br />

werden, sondern ist eher als Standortfaktor und Chance <strong>für</strong> <strong>die</strong> strukturelle<br />

Entwicklung der Region zu bewerten.<br />

Abbildung 40 Flughafendichte im Vergleich<br />

Der Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> ist auf Grund der zentralen geographischen Lage,<br />

der sehr gut entwickelten und vernetzten Infrastruktur sowie der regionalen<br />

Wirtschaftskraft der leistungsstärkste Flughafen Mitteldeutschlands. Der Flughafen<br />

verfügt über zwei Start- und Landebahnen mit jeweils 3.600 m Länge,<br />

Gleisanschluss <strong>für</strong> Treibstoffversorgung und Frachtaufkommen sowie Bahnanschluss<br />

mit Flughafenbahnhof an der Neubaustrecke <strong>Leipzig</strong> – Erfurt, S-Bahnanschluss<br />

zum DHL-Frachtzentrum und unmittelbaren Autobahnanbindungen<br />

zur A 9 und A 14, vgl. Abb. 41. Die den Planungen und dem Ausbau zugrunde<br />

gelegten Kapazitäten i.H.v. 4,5 Mill. Passagieren/Jahr werden bereits zu über<br />

50 % ausgelastet. Für den Frachtverkehr sind weitere Ausbaumaßnahmen in<br />

der Realisierung bzw. bereits abgeschlossen (Ansiedlung DHL und des neuen<br />

Gemeinschaftsunternehmens von DHL und Lufthansa Cargo mit den Arbeitstitel<br />

„Newco“). Der Konzern Deutsche Post World Net plant nach eigenen Angaben,<br />

rund 300 Millionen Euro in den neuen Standort zu investieren und bis zum Jahr<br />

2012 rund 3.500 Arbeitsplätze zu schaffen. Weitere 7.000 Arbeitsplätze würden<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

erfahrungsgemäß im Umfeld eines solch dynamischen, global tätigen Wirtschaftsunternehmens<br />

in der Region hinzukommen. Darüber hinaus wurden weitere<br />

Kapazitäten im Frachtbereich entwickelt, z.B. ein Vorfeld <strong>für</strong> bis zu sechs<br />

große Frachtflugzeuge (Antonow 124 bzw. Airbus 380), eine 20.000 m² große<br />

Luftfrachthalle mit einer Jahreskapazität von über 200 Tt sowie der Bau eines<br />

Luft-Umschlag-Bahnhofs (LUB), der über den Bahnhof Schkeuditz an das Netz<br />

der DB AG angeschlossen wird. Über <strong>die</strong>sen Bahnhof erfolgen zukünftig u.a.<br />

<strong>die</strong> Treibstofftransporte und <strong>die</strong> unter Regie von DHL vorgesehenen direkten<br />

Cargoverkehre zwischen den Flughäfen FRA und LEJ.<br />

Abbildung 41 Flughafeninfrastruktur <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> (Quelle: LEJ)<br />

Mit dem bevorstehenden Ausbau des Flughafens Berlin Brandenburg International<br />

(BBI) werden <strong>die</strong> Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Entwicklung der Region<br />

<strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> und insbesondere des Flughafens <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> nicht unbedingt<br />

besser werden, auch wenn in <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> ein grundsätzlicher 24-<br />

Stunden-Flugbetrieb (gegenwärtig im Frachtbereich) möglich und <strong>die</strong>ser <strong>für</strong> BBI<br />

noch ausgeschlossen ist. Im Frachtbereich verfügt der Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong><br />

jedoch auf Grund der bereits vorhandenen ausgezeichneten komplexen Infrastruktur<br />

(Flughafen, Autobahn, Eisenbahnnetz) und der bereits erfolgten Ansiedlung<br />

großer Logistikunternehmen (DHL) aus heutiger Sicht über entscheidende<br />

Wettbewerbsvorteile gegenüber BBI, <strong>die</strong> es weiter auszubauen gilt.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

4.6. Binnenwasserstraßen und Binnenhäfen<br />

Im Einzugsbereich der <strong>mitteldeutsche</strong>n <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> befinden sich <strong>die</strong><br />

Binnenwasserstraßen Elbe und Saale sowie <strong>die</strong> Binnenhäfen Dresden, Riesa,<br />

Torgau, Roßlau, Aken, Magdeburg an der Elbe und <strong>Halle</strong> an der Saale, vgl.<br />

Abb. 42.<br />

Abbildung 42 Bundeswasserstraßennetz – Auszug – (Quelle: WSD Ost)<br />

Infolge der Wiedervereinigung ist <strong>die</strong> Verwaltung der Häfen in den Ländern Mitteldeutschlands<br />

unterschiedlich organisiert. In SN hat der Freistaat alle sächsischen<br />

Binnenhäfen übernommen und <strong>die</strong> Sächsische Binnenhäfen Oberelbe<br />

GmbH (SBO) als Betreiber eingesetzt. In ST (und TH) sind <strong>die</strong> Häfen in der Regel<br />

auf <strong>die</strong> Städte übergegangen und <strong>die</strong> Städte haben in der Folge Betreibergesellschaften<br />

(teilweise auch mit privater Beteiligung) gegründet bzw. <strong>die</strong> Häfen<br />

in <strong>die</strong> Stadtwerke eingegliedert.<br />

Durch <strong>die</strong> Länder und Städte Mitteldeutschlands wurden seit 1990 ca. 500 Mill.<br />

EUR in <strong>die</strong> Entwicklung und den Ausbau der Binnenhäfen investiert. Die <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Binnenhäfen verfügen insgesamt über eine gute Infrastruktur und<br />

werden sowohl straßen- als auch eisenbahnseitig allgemein als gut an das Verkehrsnetz<br />

angebunden eingeschätzt, siehe auch Tabelle 15. Verbesserungsbedarf<br />

wurde durch <strong>die</strong> Interviewpartner lediglich bzgl. der Straßen- und Schienenanbindung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Häfen Riesa und Torgau gesehen (Ausbau der B 169 zur<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Anbindung des Hafens Riesa an <strong>die</strong> A 14, Verbesserung der Schienenanbindung<br />

des Hafens Torgau aus Richtung Falkenberg).<br />

Neben dem Zugang zum Wasserstraßennetz verfügen <strong>die</strong> Häfen zum Teil über<br />

umfangreiche Lagerkapazitäten und Flächenreserven, <strong>die</strong> zunehmend <strong>für</strong> Industrieansiedlungen,<br />

logistische Dienstleistungen und Spezialumschlagangebote<br />

im Binnenschiffs-, Straßen- sowie Schienentransport (als Alternative zur Binnenschifffahrt)<br />

erschlossen werden.<br />

Hafen<br />

Dresden<br />

Riesa<br />

Torgau<br />

Roßlau<br />

Aken<br />

Magdeburg<br />

<strong>Halle</strong><br />

Uferlänge<br />

(in m)<br />

Liegeplätze<br />

1.800<br />

20<br />

1.760<br />

20<br />

540<br />

6<br />

1.000<br />

9<br />

800<br />

20<br />

6.369<br />

32<br />

1.250<br />

7<br />

Straßen-/<br />

Bahnanschluss<br />

B6, A4 3 km<br />

DB Netz<br />

B6, B169, A4 53<br />

km<br />

DB Netz<br />

B 87, A14 44 km<br />

DB Netz<br />

B184, B187 2 km,<br />

A9 12 km<br />

DB Netz<br />

B187a, A9 40 km<br />

B184 13 km<br />

Hafenbahn mit<br />

Anschluss an DB<br />

Netz (3 eigene<br />

Tfz.)<br />

A2<br />

DB Netz<br />

B6, A9 10 km<br />

Hafenbahn mit<br />

Anschluss an DB<br />

Netz<br />

Krananlagen<br />

Schwergut<br />

bis 90 t<br />

bis 400 t<br />

bis 45 t<br />

bis250 t<br />

bis 35 t<br />

bis 80 t<br />

bis 70 t<br />

bis 250 t<br />

bis 270 t<br />

bis 600 t<br />

bis 40 t<br />

Containerumschlag<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

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k. A.<br />

bis 45<br />

Tabelle 14 Übersicht der Binnenhäfen in Mitteldeutschland<br />

Portalkran<br />

Terminal und Depot<br />

(trimodal)<br />

ECL 2000<br />

Terminal und Depot


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Mit der Fertigstellung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg (vgl. Abb. 43) und<br />

der ganzjährigen vollschiffigen Anbindung der Magdeburger Häfen im Zuge des<br />

VDE Projektes 17 (Ausbau des Schifffahrtsweges Hannover - Magdeburg – Berlin)<br />

wird ein wesentlicher Engpass im europäischen Binnenwasserstraßennetz<br />

beseitigt und <strong>für</strong> den <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum neue Chancen eröffnet.<br />

Abbildung 43 Wasserstraßenkreuz Magdeburg (Quelle: WNA Magdeburg)<br />

Die Erschließung <strong>die</strong>ser Reserven hängt jedoch wesentlich vom weiteren <strong>Konzept</strong><br />

des Bundes zur Unterhaltung und zur Entwicklung der Binnenwasserstraßen<br />

Elbe und Saale ab. Im Unterschied zu den Binnenhäfen befinden sich <strong>die</strong><br />

Binnenwasserstraßen Elbe und Saale im Eigentum des Bundes und sind daher<br />

vom Bund zu unterhalten und zu entwickeln. Aus <strong>die</strong>sen unterschiedlichen Zuständigkeiten<br />

ergeben sich zwangsläufig infolge unterschiedlicher Priorisierung<br />

Interessenkonflikte. Nach Auffassung der Interviewpartner hängt <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung<br />

der Binnenwasserstraßen den Anforderungen der Wirtschaft um<br />

Jahre hinterher.<br />

Im Rahmen des BVWP 1992 wurden Grundsatzentscheidungen zur Elbe getroffen<br />

sowie ein strombauliches <strong>Konzept</strong> entwickelt. Mit <strong>die</strong>ser (relativen) Planungssicherheit<br />

haben <strong>die</strong> Betreiber und Nutzer des Elbestromgebietes in der<br />

Folge erheblich in den Ausbau schiffsaffiner Produktions- und Umschlaganlagen<br />

investiert. Nach der Flutkatastrophe 2002 wurden durch den Bund zunächst<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

sämtliche Maßnahmen an der Elbe (inkl. Planung) gestoppt. Später verständigte<br />

sich <strong>die</strong> Bundesregierung über Grundsätze eines Fachkonzeptes, wonach<br />

sich <strong>die</strong> künftigen schiffsverkehrsbezogenen Infrastrukturaufgaben an der Mittel-<br />

und Oberelbe auf Unterhaltungs- und Strombaumaßnahmen an den Strombauwerken<br />

sowie das Geschiebemanagement beschränken, <strong>die</strong> ökologisch behutsam<br />

einer Verschlechterung der Schifffahrtsverhältnisse, bemessen am<br />

Zustand vor dem Hochwasser August 2002 vorbeugen und einen ordnungsgemäßen<br />

verkehrsbezogenen Wasserabfluss im Mittelwasserbett gewährleisten<br />

(Unterhaltungsziel: Gewährleistung einer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schifffahrt zwischen Geesthacht<br />

und Dresden ganzjährigen Fahrrinnentiefe von mindestens 1,60 m und<br />

zwischen Dresden und Schöna von 1,50 m). Die sich witterungsabhängig ergebenden<br />

Fahrrinnenbreiteneinschränkungen und Beschränkungen der Brückendurchfahrtshöhen<br />

werden insofern auch in Zukunft <strong>die</strong> zum Einsatz kommenden<br />

Fahrzeuge und Beladungen reglementieren (z.B. Beschränkungen im dreilagigen<br />

Containerverkehr, Längen-/ Breitenbeschränkungen von Schubverbände<br />

und gekuppelten Fahrzeugen).<br />

Der Elbschifffahrtstag 2006 in Riesa kam <strong>die</strong>sbezüglich zu folgenden Schlussfolgerungen:<br />

„Im Vergleich zur Situation vor dem Augusthochwasser 2002 konnte trotz der anhaltend instabilen<br />

Schifffahrtsbedingungen auf der Elbe das Niveau der Binnenschiffstransporte im Elbstromgebiet<br />

weitgehend gehalten und in Teilbereichen auch gesteigert werden. Dennoch hat sich <strong>die</strong><br />

derzeit fehlende Perspektive zur Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen bereits störend<br />

auf arbeitsteilige Wirtschaftsprozesse im Einzugsgebiet von Mittel- und Oberelbe ausgewirkt.<br />

Insgesamt haben sich durch <strong>die</strong> temporäre Einstellung der Flussunterhaltung bis Mitte<br />

2004 <strong>die</strong> Schifffahrtsbedingungen bei Niedrigwasser verschlechtert, da der hierdurch entstandene<br />

Maßnahmenüberhang durch den „normalen“ Instandhaltungsbedarf überlagert wird.<br />

Die politische Entscheidung zu minimalen Unterhaltungsmaßnahmen, mit denen <strong>die</strong> nicht hinreichenden<br />

Schifffahrtsbedingungen von vor 2002 längerfristig manifestiert werden sollen,<br />

hat zu einer Abwanderung von Schiffsraum geführt. Nunmehr stehen auch bei günstigen<br />

Wasserständen nicht mehr genügend Schiffe zur Verfügung. Für Betreiber und Nutzer von Häfen<br />

im Elbstromgebiet bestand vor dem Augusthochwasser 2002 Planungssicherheit bezüglich<br />

der Verbesserung der durchgängigen Schiffbarkeit der Elbe zwischen tschechischer Grenze und<br />

Geesthacht bis 2008. Hieraufhin wurden sowohl öffentliche Investitionen in <strong>die</strong> Infrastruktur der<br />

Binnenhäfen als auch private Investitionen in schiffsaffine Produktions- und Umschlaganlagen in<br />

den Häfen sowie in deren Umfeld getätigt. Diese Planungssicherheit fehlt nunmehr.“<br />

Für <strong>die</strong> Saale ist im BVWP 2003 als vordringlicher Bedarf der Schleusenkanal<br />

Tornitz eingeordnet, dass Raumordnungsverfahren wurde im März 2008 eingeleitet.<br />

Die Fachleute sind sich allerdings darüber einig, dass nur ein bedarfsgerechter<br />

Erhalt der Wasserstraßen Elbe und Saale schifffahrtsseitig in Mitteldeutschland<br />

eine weitere Verlagerung von Gütern auf den umweltfreundlichen<br />

Verkehrsträger Binnenschifffahrt ermöglichen und <strong>die</strong> Verkehrsträger Schiene<br />

und Straße im Hafenhinterlandverkehr nachhaltig entlasten wird. Für <strong>die</strong> Binnenschifffahrt<br />

sind gut erhaltene Wasserstraßen in einem integrierten Verkehrssystem<br />

ebenso unverzichtbar wie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Effizienz von Logistikketten. Insofern<br />

halten <strong>die</strong> Länder Mitteldeutschlands an den Vorhaben zum Ausbau der<br />

Elbe und Saale fest und werden dabei von der Wirtschaft unterstützt.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

4.7. Güterverkehrszentren<br />

Im Einzugsbereich der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> hat sich ein leistungsfähiges System<br />

logistischer Knoten zur Verknüpfung der Verkehrsträger entwickelt. Hauptstandorte<br />

sind das Güterverkehrszentrum (GVZ) <strong>Leipzig</strong> mit dem angeschlossenen<br />

KLV-Terminal <strong>Leipzig</strong> Wahren, <strong>die</strong> GVZ Südwestsachsen (Glauchau) und<br />

Thüringen (Erfurt) sowie das GVZ Magdeburg, siehe Abb. 44. In Magdeburg<br />

wurde im Zusammenhang mit dem weiteren Hafenausbau zu einem trimodalen<br />

Knoten ein KV - Terminal in Betrieb genommen.<br />

Abbildung 44 Logistikstandorte in der Region Mitteldeutschland<br />

Die GVZ-Standorte verfügen über ausreichende Flächenreserven <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ansiedlung<br />

weiterer Unternehmen der Logistikwirtschaft, des produzierenden und<br />

Dienstleistungsgewerbes, siehe Tabelle 15.<br />

Darüber hinaus betreiben Infrastrukturunternehmen großer Industrieansiedlungen<br />

gemeinsam mit Speditionen eigene KV-Terminals, z.B. bei DOW Chemical<br />

in Schkopau <strong>die</strong> Speditionsfirma Hoyer als Alternative zu fehlenden Angeboten<br />

der DB AG.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

GVZ Standort Fläche (ha) KV-Anlage<br />

<strong>Leipzig</strong> <strong>Leipzig</strong> 674<br />

Südwestsachsen Glauchau 197<br />

Dresden Dresden 27<br />

Magdeburg Magdeburg 300<br />

4 Umschlaggleise a 700 m<br />

Industriegleisanschluss<br />

Umschlagkapazität derzeit<br />

120.000 LE/a, Erweiterung<br />

geplant<br />

2 Umschlaggleise a 300 m<br />

Erweiterungsoption auf 4<br />

Gleise (Terminal geplant)<br />

4 Umschlaggleise<br />

Umschlagkapazität derzeit<br />

90.000 LE/a<br />

Im Zusammenhang mit<br />

Hafenausbau ist der Ausbau<br />

zum trimodalen Knoten<br />

geplant<br />

Thüringen Erfurt 200 Terminal vorhanden<br />

Tabelle 15 Logistikstandorte in der Region Mitteldeutschland<br />

Das GVZ <strong>Leipzig</strong> liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen und hat<br />

direkten Anschluss an <strong>die</strong> BAB A 14 und <strong>die</strong> Fernstraße B 6, vgl. Abb. 45. Zur<br />

BAB A 9 beträgt <strong>die</strong> Entfernung 8 km.<br />

Abbildung 45 Güterverkehrszentrum <strong>Leipzig</strong> (Quelle: GVZ)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Das GVZ <strong>Leipzig</strong> wurde in den vergangenen Jahren durch den Freistaat Sachsen<br />

finanziell gefördert und schrittweise zu einem Logistikstandort mit moderner<br />

Infrastruktur und aktuell ca. 3500 Mitarbeitern in den einzelnen GVZ-<br />

Unternehmen ausgebaut.<br />

Das GVZ <strong>Leipzig</strong> hat neben dem Terminal <strong>für</strong> den Kombinierten Ladungsverkehr<br />

seit 1997 einen eigenen Gleisanschluss von 3300 Metern Länge und zehn<br />

Weichen. Damit werden Grundstücke im Bereich Süd an das Fernbahnnetz der<br />

Deutschen Bahn AG angeschlossen. Außerdem wird über das Stamm- und Umfahrgleis<br />

das benachbarte Porsche-Werk mit Rohkarossen und Motoren versorgt.<br />

Ebenso werden in Richtung der Seehäfen Züge mit fertigen Fahrzeugen<br />

abgefertigt. Für den Bereich GVZ-Süd 1 ist ein weiteres Anschlussgleis vorgesehen.<br />

Das KLV-Terminal verfügt über vier Umschlaggleise á 700 m <strong>für</strong> ein Ganz-Zug-<br />

Operating mit zwei Krananlagen, Depot-, Abstell- und Verkehrsflächen, vgl.<br />

Abb. 46.<br />

Abbildung 46 Systemskizze <strong>Leipzig</strong>-Wahren (Quelle: DUSS)<br />

Die Umschlagkapazität des KLV-Terminals wird mit 120.000 Ladeeinheiten/Jahr<br />

angegeben. Infolge der unter Punkt 3 dargestellten überdurchschnittlichen<br />

Steigerungsraten wird <strong>die</strong> Kapazitätsgrenze vsl. schon 2008 erreicht. Bereits<br />

2007 werden zusätzliche Züge in zeitlichen Randlagen angenommen und eine<br />

24 Stunden-Be<strong>die</strong>nung angeboten, um <strong>die</strong> Kapazitäten der Anlage voll auszuschöpfen.<br />

Eine Erweiterung (Verdopplung) der Anlage ist gegenwärtig in der<br />

Planung.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

5. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

5.1. Vorbemerkungen<br />

Die folgenden Handlungsempfehlungen zur Entwicklung der „Mitteldeutschen<br />

<strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>“ basieren auf Analysen und den Ergebnissen von Interviews<br />

mit ausgewählten Gesprächspartnern aus Wirtschaft und Politik der in<br />

der Region ansässigen Unternehmen, Verbände und Institutionen ergänzt durch<br />

weiterführende Recherchen zur Entwicklung des Verkehrssystems. 22<br />

Das Verkehrsystem der mitteleuropäischen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong><br />

mit dem Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> und dem GVZ <strong>Leipzig</strong> im Zentrum wurde in<br />

den Experteninterviews allgemein als gut entwickelt eingeschätzt und wird bei<br />

den Befragten überwiegend als Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ansiedlung von führenden<br />

Wirtschaftsunternehmen in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> gesehen. Neben der<br />

vergleichsweise guten Infrastruktur wurde <strong>die</strong>se Entwicklung insbesondere begünstigt<br />

durch <strong>die</strong> in der Region <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> bestehenden positiven Rahmenbedingungen,<br />

wie Flächenverfügbarkeit, Zuverlässigkeit der Verwaltung,<br />

Arbeitskräftepotenzial, Arbeitskosten, Immobilienpreise, eine Industrie erfahrene<br />

Bevölkerung (<strong>die</strong> insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Chemische Industrie von besonderer<br />

Bedeutung ist) und <strong>die</strong> gewählten Organisationsformen.<br />

Die Ansiedlung der bedeutenden Wirtschaftunternehmen aus dem Automobilbau<br />

und der Chemischen Industrie erfolgte u.a. mit dem Ziel, vom relativ zentral<br />

gelegenen Standort Mitteldeutschland aus, den Osteuropamarkt zu entwickeln.<br />

Dem folgte mit Blick auf eine zunehmende Entwicklung der Verkehre in Richtung<br />

Osteuropa zwangsläufig <strong>die</strong> Ansiedlung von Logistik- und Dienstleistungsunternehmen.<br />

Hieraus ergeben sich Anforderungen an <strong>die</strong> Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur<br />

und -angebote von Verkehrsunternehmen, <strong>die</strong> in bisherigen<br />

Planungen nicht immer den tatsächlichen Entwicklungen Rechnung tragen. So<br />

stehen der positiven Entwicklung zunehmend auch Defizite gegenüber, deren<br />

Ursachen sowohl in europa- bzw. bundesweiten aber auch regionalen, <strong>die</strong> ostdeutschen<br />

Bundesländer besonders betreffenden spezifischen Trend zu suchen<br />

sind, wie z.B. demografische Entwicklung, Abwanderung von Frauen, zunehmender<br />

Mangel an Facharbeitern und ingenieurtechnischem Potenzial. Aber<br />

auch der Nachholbedarf in der weiteren Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur<br />

und der Entwicklung von marktorientierten Verkehrsangeboten unter dem Gesichtspunkt<br />

der ökologisch orientierten Arbeitsteilung zwischen den Verkehrsträgern<br />

erfordert politisches Handeln, um <strong>die</strong> eingeschlagenen Prozesse der<br />

Wirtschaftsentwicklung weiter zu befördern. Der Fokus liegt dabei zum einen in<br />

22 Einbezogen wurden Experten der Verwaltung und Institutionen der Länder Sachsen, Sach<br />

sen-Anhalt und Thüringen, großer Wirtschaftsunternehmen, von Verkehrs- und Infrastruktur<br />

unternehmen sowie von Wirtschaftsverbänden.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

der Entwicklung der sozio-ökonomischen Strukturen und zum anderen in den<br />

sich aus der EU-Osterweiterung ergebenden Anforderungen zur Sicherung der<br />

Mobilität von Personen und Gütern. Dazu sind komplexe, alle Einflussfaktoren<br />

berücksichtigende Strategien zu entwickeln. Bisherige Ansätze sind unter dem<br />

Aspekt aktueller Entwicklungen auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen und im konkreten<br />

Fall nachzubessern (z.B. relationsbezogene Nachfrageentwicklung im<br />

Güterverkehr und Ableitung von Strategien zur Infrastrukturentwicklung und<br />

deren intensiver Nutzung). Für Landesplanungen sind auf Grund veränderter<br />

Rahmenbedingungen Fortschreibungen notwendig (z.B. Landesverkehrsplan <strong>für</strong><br />

den Freistaat Sachsen).<br />

Als entwicklungsbedürftig werden darüber hinaus im Raum <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> <strong>die</strong><br />

weichen Standortfaktoren gesehen (Image und Außenwirkung der Region,<br />

Wohnumfeld, Bildungs-, Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot, Einkaufsmöglichkeiten,<br />

Mentalität der Bevölkerung, etc.), <strong>die</strong> insbesondere Manager zunächst<br />

von der Region abgeschreckt haben. Diese Sichtweise hat sich nach<br />

Aussage der Interviewpartner allerdings erfahrungsgemäß nach einer gewissen<br />

Zeit des persönlichen Kontakts ins Positive gewandelt, was <strong>für</strong> eine noch z.T.<br />

ungenügende Ausstrahlungskraft der Region spricht.<br />

5.2. Allgemeine Empfehlungen<br />

Im Vordergrund steht, zwischen den Ländern abgestimmte gemeinsame Strategien<br />

zu entwickeln und <strong>Konzept</strong>e zu erarbeiten, <strong>die</strong> den Wirtschaftsraum als<br />

Ganzes betrachten und von einer „variablen Geometrie“ hinsichtlich des Einzugsbereichs<br />

und der Abgrenzung von Entwicklungsräumen ausgehen. Die<br />

Entwicklung der Metropolregion <strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> - Sachsendreieck unter der ab<br />

2007 forcierten Einbeziehung der Impulsregion Mittelthüringen sowie <strong>die</strong> Wirtschaftsinitiative<br />

Mitteldeutschland sind zukunftsorientierte Aktivitäten, <strong>die</strong> eine<br />

unabdingbare Voraussetzung zur Stärkung von Wirtschaftsstandorten in den<br />

neuen Ländern darstellen und Antworten auf <strong>die</strong> Herausforderungen des verstärkten<br />

internationalen Wettbewerbs unter dem Stichwort der Globalisierung<br />

geben. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten ist ein Interessensabgleich zur gemeinsamen<br />

Stärkung der Wirtschaftskraft und zum Abbau von Defiziten und administrativen<br />

Hemmnissen zu finden. Dabei geht es vor allem um folgende vier<br />

Faktoren, <strong>die</strong> Mitteldeutschland zu einem intereuropäischen Logistikstandort<br />

mit realen Wachstumschancen werden lassen<br />

• <strong>die</strong> Nutzung der geografischen Lage zwischen den wirtschaftsstarken<br />

westlichen Ländern und dem aufstrebenden Mittel- und Osteuropa,<br />

• <strong>die</strong> verfügbare und weiter zu entwickelnde Infrastruktur im Straßen- und<br />

Eisenbahnnetz sowie <strong>für</strong> den Luftverkehr,<br />

• das Potenzial an hoch motivierten Fachkräften sowie<br />

• <strong>die</strong> im Vergleich mit den alten Bundesländern längeren und flexibleren<br />

Arbeitszeiten.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Der Besonderheit der Metropolregion Sachsendreieck mit ihrer polyzentralen<br />

Struktur besteht darin, der Zusammenarbeit der Länder Sachsen, Sachsen-<br />

Anhalt und Thüringen besonders Rechnung zu tragen und <strong>die</strong>se entsprechend<br />

zu intensivieren. Eine enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft mit<br />

dem Verkehrssektor über Ländergrenzen hinweg ermöglicht Synergieeffekte <strong>für</strong><br />

eine positive Entwicklung der Gesamtregion und ihrer Wettbewerbsfähigkeit im<br />

Wettbewerb der europäischen Regionen.<br />

In den Mittelpunkt der Aktivitäten zur weiteren Entwicklung der „Mitteldeutschen<br />

<strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>“ können <strong>die</strong> generellen Empfehlungen des Initiativkreises<br />

Europäische Metropolregionen in Deutschland (IKM), Arbeitsbereich Verkehr/Mobilität<br />

gestellt werden:<br />

• Es sind leistungsfähige, intermodale und umweltverträgliche Verkehrsknoten<br />

(Schiene, Straße, Wasser, Luft) zu entwickeln bzw. weiter auszubauen<br />

sowie alternative, wettbewerbsfähige Transportmöglichkeiten zu<br />

fördern.<br />

• Der Ausbau eines hochwertigen Schienennetzes <strong>für</strong> den Güter- und Personenfernverkehr,<br />

das schnelle Metropolverbindungen ermöglicht und<br />

zur Entlastung des Straßennetzes beiträgt, sowie <strong>die</strong> Entwicklung und<br />

Anbindung von GVZ an das Eisenbahnnetz als Alternative zum Güterstraßenverkehr<br />

sollten auch unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes<br />

gefördert werden.<br />

• Unter Berücksichtigung weiterhin zunehmender Güterverkehre sind<br />

Hauptachsen (Schiene, Straße, Wasser) festzulegen, <strong>die</strong> als Bestandteil<br />

eines europäischen Achsensystems so zu gestalten sind, dass sie einen<br />

möglichst hohen Beitrag <strong>für</strong> eine Verlagerung von Güterfernverkehren<br />

auf umweltverträgliche Verkehrsmittel leisten.<br />

• Die Verlagerung von Gütern auf <strong>die</strong> Schiene/Wasserstraßen ist zu fördern;<br />

z.T. kann auch ein vorrangiger Ausbau von Schienenstrecken und<br />

Wasserstraßen vor Straßenprojekten notwendig sein.<br />

• Attraktive Schnellverbindungen des Schienenpersonenfernverkehrs zwischen<br />

den Zentren der Metropolregionen als Alternative zum Luftverkehr<br />

und zum schnellen Pkw-Verkehr sind sicherzustellen; <strong>die</strong> Zwischenhalte<br />

sind auf größere Aufkommensschwerpunkte der Oberzentren zu beschränken<br />

bzw. durch ergänzende Angebote zu sichern.<br />

• Das Luftfrachtaufkommen ist bei interkontinentalen und anderen Verbindungen<br />

über große Entfernungen auf ausgewählte internationale Verkehrsflughäfen<br />

zu konzentrieren und ihre Anbindung und Vernetzung zu<br />

verbessern.<br />

• Die Durchsetzung der Kostenwahrheit im Verkehr mit differenzierten ökonomischen<br />

Anreizsystemen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verkehrsteilnehmer ist weiterzuverfolgen.<br />

Zur Vorbereitung und Umsetzung notwendiger Entwicklungen und Maßnahmen<br />

sind Ländergrenzen übergreifende Strukturen zu entwickeln, <strong>die</strong> mit Kompetenzen<br />

und Verantwortung ausgestattet sind und <strong>die</strong> Zusammenarbeit im gemeinsamen<br />

Interesse fördern. Ein positives Beispiel da<strong>für</strong> ist der Mitteldeutsche<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Verkehrsverbund, der den ÖPNV in zwei Großstädten, acht Landkreisen und<br />

mit 28 beteiligten Verkehrsunternehmen organisiert. Die Überwindung der Ländergrenzen<br />

bezüglich Zuständigkeiten, Fördersätze und Vermarktungsstrategien<br />

ist unabdingbare Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Die weitere strukturelle Entwicklung ist auf <strong>die</strong> Zentren und deren Anbindung<br />

zu konzentrieren, womit <strong>die</strong> Umlandprobleme in der Regel mit gelöst<br />

werden. Eine Orientierung auf Wachstumsmärkte, das Finden und Entwickeln<br />

von Nischen (z.B. Energie, Umwelttechnologien, Gesundheit, Dienstleistungen)<br />

und <strong>die</strong> stärkere Förderung des regionalen Mittelstandes als 2. Standbein <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Region werden <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> Region als notwendig angesehen. Die<br />

Entwicklung weicher Standortfaktoren ist gleichermaßen erforderlich.<br />

5.3. Verkehrsinfrastruktur<br />

Der zunehmende Transitverkehr und <strong>die</strong> wachsende Ansiedlung der Wirtschaft<br />

in Mitteldeutschland mit Ausrichtung auf Osteuropa bedingen eine neue Priorisierung<br />

der Infrastrukturplanung. Dem Rechnung tragend sollten <strong>die</strong> drei <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Metropolenregion<br />

ein gemeinsames <strong>Konzept</strong> zur Entwicklung der Infrastruktur und<br />

zur Ansiedlungspolitik mit Ableitung von Schlussfolgerungen <strong>für</strong> den BVWP erarbeiteten.<br />

Als Schwerpunkte werden gesehen:<br />

• der bedarfsorientierte Ausbau der europäischen Verkehrsachsen, <strong>die</strong> unter<br />

dem Gesichtspunkt der EU-Osterweiterung einer erweiterten Definition<br />

bedürfen,<br />

• <strong>die</strong> Ertüchtigung der Infrastruktur im Seehafenhinterlandverkehr unter<br />

Berücksichtigung der Verbindungen zu mittel- und osteuropäischen Staaten,<br />

wie Nord-/Ostseehäfen – Mitteldeutschland – Südosteuropa<br />

(EU4SEA rail),<br />

• <strong>die</strong> Verbesserung der Schnittstellen zu den benachbarten Eisenbahnenverwaltungen<br />

(Technik, Aufenthaltszeiten),<br />

• <strong>die</strong> Erhöhung der Verbindlichkeit der europäischen Verkehrsplanung und<br />

• <strong>die</strong> Neuorganisation der Finanzierung der Infrastruktur.<br />

Es besteht grundsätzlich <strong>die</strong> Notwendigkeit der Anpassung der Bedarfsplanungen<br />

des Bundes an <strong>die</strong> aktuelle Entwicklung im Güterverkehr (Verkehrsentwicklung<br />

nach Osteuropa einschl. Transitverkehr wurden unterbewertet bzw. falsch<br />

prognostiziert).<br />

Zur weiteren Verlagerung von Straßentransporten auf <strong>die</strong> Schiene ist <strong>die</strong> Schaffung<br />

gesetzlicher Regelungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturfinanzierung im Güterverkehr<br />

(analog SPNV) auf Bundes-/ Länderebene notwendig.<br />

Ähnlich dem Autobahnnetz (mit Auftragsverwaltung der Länder) wären Modelle<br />

<strong>für</strong> das Eisenbahnnetz zu überdenken (<strong>die</strong>nt neben der finanziellen Unterstützung<br />

zugleich der Stärkung der regionalen Einflussmöglichkeiten auf den Ei-<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH 76


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

senbahnverkehr). Zur Realisierung von Infrastrukturvorhaben der Bahn könnten<br />

z.B. auch private Planungs- und Infrastrukturgesellschaften genutzt werden.<br />

Grundsätzlich sind zur Sicherung der Erreichbarkeit und der Standortqualität<br />

Mitteldeutschlands aus einer Bewertung der Ergebnisse der Expertengespräche<br />

<strong>die</strong> im Folgenden dargestellten zwingend erforderlichen Maßnahmen vordringlich<br />

zu realisieren (vgl. Tabellen 16 bis 18). Es sind sowohl Maßnahmen, <strong>die</strong> in<br />

entsprechenden Investitionsplänen (z.B. IRP 2010) eingeordnet sind, als auch<br />

Maßnahmen, <strong>die</strong> darüber hinaus aus der Sicht der Wirtschaft <strong>für</strong> eine weitere<br />

Qualitätsverbesserung der verkehrlichen Situation im Mitteldeutschen Raum<br />

notwendig werden, vgl. dazu auch Anlagen 1 und 2.<br />

Erforderliche Maßnahmen in <strong>die</strong> Infrastruktur Eisenbahnnetz<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

1 VDE,<br />

EFRE,<br />

TEN 1<br />

VDE Nr. 8.1 und 8.2:<br />

Erfurt – Ebensfeld (–Nürnberg)<br />

und Erfurt – Gröbers (–<strong>Halle</strong><br />

/<strong>Leipzig</strong>) Fertigstellung bis<br />

2015/2017<br />

2 VDE VDE Nr. 9:<br />

Fertigstellung Abschnitt Riesa –<br />

Dresden einschl. Verbindung zur<br />

Strecke Berlin – Dresden<br />

3 VDE VDE Nr. 6:<br />

Sanierung Strecke <strong>Halle</strong> – Eichenberg<br />

(Kassel), Wiederherstellung<br />

der vollen Leistungsfähigkeit<br />

mit 160 km/h<br />

4 Erhöhung der<br />

Verbindungsqualität<br />

5 Erhöhung der<br />

Kapazität im<br />

Schienengüterverkehr<br />

6 Verbesserung<br />

der Anbindung<br />

des Chemnitzer<br />

Raumes an<br />

LEJ<br />

Sachsen-Franken-Magistrale:<br />

Ausbau <strong>Leipzig</strong> – Chrimmitschau,<br />

Elektrifizierung Reichenbach –<br />

Nürnberg/Regensburg forcieren<br />

Erweiterung des KLV-Terminals<br />

<strong>Leipzig</strong>-Wahren<br />

Elektrifizierung der Verbindung<br />

Chemnitz - <strong>Leipzig</strong><br />

erste Priorität <strong>für</strong> Verbesserung<br />

(große Wirkung) der Verkehrsanbindung<br />

von Mitteldeutschland<br />

(Personenfern- und Güterverkehr);<br />

in TH Konzentration der<br />

EFRE-Mittel <strong>für</strong> zeitnahe Realisierung<br />

im IRP 2010 enthalten<br />

insbes. hohe Priorität <strong>für</strong> Güterverkehr,<br />

aber auch <strong>für</strong> SPNV<br />

(Verkürzung der Reisezeiten!)<br />

wichtige Verbindung <strong>für</strong> Wirtschaftsräume<br />

der Metropolregion<br />

<strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> / Sachsendreieck<br />

mit Süddeutschland und Südeuropa<br />

Anlage wird vsl. 2008 <strong>die</strong> Kapazitätsgrenze<br />

überschreiten, daher<br />

dringender Handlungsbedarf<br />

notwendig zur Nutzung des City<br />

Tunnels <strong>Leipzig</strong>, jedoch in Planungen<br />

der DB AG nicht vorgesehen<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH 77


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Erforderliche Maßnahmen in <strong>die</strong> Infrastruktur Eisenbahnnetz (Forts.)<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

7 Erhöhung der<br />

Erschließungs-<br />

und Verbindungsqualität<br />

8 Erhöhung der<br />

Verbindungsqualität<br />

9 Erhöhung der<br />

Erschließungs-<br />

und Verbindungsqualität<br />

10 Verbesserung<br />

der Situation im<br />

Schienengüterverkehr<br />

einschl.<br />

der Seehafenhinterlandanbindungen<br />

und<br />

Verkehre in Ri.<br />

Osteuropa<br />

11 Erhöhung der<br />

Verbindungsqualität<br />

12 Erhöhung der<br />

Verbindungsqualität<br />

City Tunnel <strong>Leipzig</strong> (CTL):<br />

Fertigstellung bis 2010/2011<br />

Berlin – Dresden:<br />

kurzfristiger Ausbau auf 200 km/h<br />

notwendig<br />

Einzelmaßnahmen zur Verbesserung<br />

des SPNV in der <strong>mitteldeutsche</strong>n<br />

Region<br />

gezielter Strecken- und Knotenbausbau<br />

(Knoten <strong>Halle</strong>, <strong>Leipzig</strong><br />

und Magdeburg einschl. Strecken<br />

<strong>Halle</strong> – Bitterfeld auf 160 km/h<br />

und <strong>Halle</strong> – Großkorbetha mit<br />

Knoten Großkorbetha, Ausbau<br />

und Elektrifizierung Hoyerswerda<br />

– Horka)<br />

Mitte-Deutschland-Verbindung:<br />

durchgängig zweigleisiger Ausbau<br />

Glauchau – Gera – Weimar<br />

„Nord-Kurve <strong>Leipzig</strong>“:<br />

Verbindung zwischen der Strecke<br />

Berlin – <strong>Leipzig</strong> und der<br />

NBS <strong>Leipzig</strong> – Erfurt<br />

Tabelle 16 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im Eisenbahnnetz<br />

neue Qualität im Regional- und<br />

Nahverkehr Mitteldeutschlands<br />

tangiert <strong>mitteldeutsche</strong>n Raum,<br />

aber von hoher Priorität <strong>für</strong> überregionale<br />

Verbindungen, im IRP<br />

2010 nur tlw. enthalten<br />

siehe Anlagen 2.1 und 2.2 bzw.<br />

„Investitionsbedarf <strong>für</strong> das Bundesschienenwegenetz<br />

aus der<br />

Sicht der Nutzer“ VDV, Nov. 2006<br />

sowie „Plan des ÖPNV des Landes<br />

Sachsen-Anhalt“ vom Dez.<br />

2005<br />

wird von der Wirtschaft mit hoher<br />

Priorität eingeordnet, insbesondere<br />

<strong>für</strong> Versand von Produkten der<br />

chemischen Industrie sowie <strong>für</strong><br />

Containerverkehre Richtung Osteuropa<br />

wichtige Ost-West-Verbindung im<br />

<strong>mitteldeutsche</strong>n Raum (Metropolregion<br />

<strong>Leipzig</strong> – <strong>Halle</strong> / Sachsendreieck<br />

einschl. Impulsregion<br />

Erfurt-Weimar-Jena-Gera<br />

Ziel: bessere Anbindung LEJ an<br />

das Fernverkehrsnetz der DB AG,<br />

Verkürzung der Reisezeiten Berlin<br />

– Frankfurt am Main und Berlin<br />

– München; dabei zu beachten:<br />

Anbindung <strong>Leipzig</strong> Hbf und Verknüpfung<br />

mit ICE-Linie Dresden –<br />

Frankfurt am Main (Potenzialanalyse<br />

notwendig!)<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH 78


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Erforderliche Maßnahmen in <strong>die</strong> Infrastruktur Autobahn- und Straßennetz<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

1 Erhöhung der<br />

Verbindungsqualität<br />

der<br />

Räume Chemnitz<br />

und <strong>Leipzig</strong><br />

2 Erhöhtes Verkehrsaufkommen<br />

im Transitverkehr<br />

3 Verbesserung<br />

der Verbindungsqualität<br />

A 72:<br />

schnellstmögliche Fertigstellung<br />

Abschnitt Niederfrohna – A 38<br />

(<strong>Leipzig</strong>); Finanzierung klären,<br />

Planungsvorlauf sichern;<br />

A 14:<br />

sechsstreifiger Ausbau zwischen<br />

<strong>Leipzig</strong> und <strong>Halle</strong><br />

A 14:<br />

Neubau von Magdeburg bis zur<br />

A 24<br />

4 VDE Nr. 13 A 38:<br />

Fertigstellung fehlende Abschnitte<br />

in TH und ST Abschnitt Eisleben -<br />

<strong>Halle</strong> (Anschluss A 143)<br />

5 VDE Nr. 16 A 71:<br />

Fertigstellung der Abschnitte<br />

Sömmerda LG - Oberröblingen<br />

6 VDE Nr. 12 und<br />

Nr. 15<br />

A4 / A9:<br />

weiterer abschnittsweise sechsstreifiger<br />

Ausbau zur Gewährleistung<br />

der durchgängigen Befahrbarkeit<br />

7 VDE Nr. 13 A 143:<br />

Westumfahrung <strong>Halle</strong><br />

Überarbeitung der Planungen <strong>für</strong><br />

Lückenschluss<br />

8 Verbesserung<br />

der Anbindung<br />

der Harzregion<br />

9 Verbesserung<br />

der Verbindung<br />

von <strong>Leipzig</strong> Ri.<br />

(Nord-) Osten<br />

10 Verbesserung<br />

der Anbindung<br />

<strong>Leipzig</strong>s an <strong>die</strong><br />

A 9<br />

B 6n:<br />

Weiterführung des Neubaus bis<br />

zur A 9<br />

B 87:<br />

Beschleunigung der Planung und<br />

des Baus der B 87 neu<br />

B 181:<br />

vierstreifiger Ausbau zwischen<br />

<strong>Leipzig</strong> und Anschlussstelle <strong>Leipzig</strong><br />

West<br />

Tabelle 17 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im Straßennetz<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft von hoher Priorität,<br />

Flughafen LEJ und Airlines sehen<br />

Potenziale aus dem Raum Chemnitz<br />

<strong>für</strong> Passagierverkehr<br />

Realisierung begonnen,<br />

Fertigstellung: 2009<br />

Planungen laufen,<br />

Finanzierung <strong>für</strong> erste Abschnitte<br />

vereinbart<br />

Fertigstellung in ST 2008, in TH<br />

bis 2010 vorgesehen, <strong>für</strong> Messe<br />

von hoher Priorität (Anbindung<br />

Kassel)<br />

Fertigstellung in TH bis 2010<br />

vorgesehen<br />

Fertigstellung in TH im Wesentlichen<br />

bis 2010 vorgesehen (Finanzierung<br />

tlw. über Privatfinanzierungsmodelle)<br />

Planfeststellung auf Grund Naturschutz<br />

verzögert<br />

Entwicklung einer leistungsfähigen<br />

West-Ost-Verbindung („Nordharzautobahn“)<br />

Alternative zum früher geplanten<br />

Bau der A 16,<br />

(Anbindung des Glaswerkes Torgau),<br />

allerdings nach Einschätzung<br />

von Speditionen künftig<br />

nicht ausreichend, A 16 wird <strong>für</strong><br />

Osteuropaverkehre <strong>für</strong> notwendig<br />

erachtet<br />

Verbesserung des Verkehrsflusses<br />

© 2008, LISt Gesellschaft <strong>für</strong> Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH 79


<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Erforderliche Maßnahmen in <strong>die</strong> Infrastruktur Binnenwasserstraßen<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

1 BVWP 1992/2003<br />

Schaffung von Seehafenhinterlandverbindungen<br />

<strong>für</strong> den<br />

zunehmenden Containerverkehr<br />

2 IRP 2010<br />

Sicherung der Funktionalität<br />

der Binnenwasserstraßen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Binnenschifffahrt<br />

(Elbe: Fahrrinnentiefe 160 cm<br />

an 345 Tagen im Jahr)<br />

Bau der Hafenschleuse Magdeburg<br />

(VDE 17)<br />

3 Landesplanung ST Ausbau des Binnenhafens<br />

Magdeburg zum trimodalen<br />

Knoten<br />

4 BVWP 2003<br />

Ausbau Saalemündung<br />

Elbe<br />

Ausbau der Saalemündung<br />

(Schleusenkanal Tornitz), insbesondere<br />

<strong>für</strong> eine wirtschaftliche<br />

Anbindung des Hafens<br />

<strong>Halle</strong> an das europäische<br />

Binnenwasserstraßennetz<br />

(Europaschiffe)<br />

2002 alle Wasserbaumaßnahmen<br />

einschl. Planungen durch Bund<br />

eingestellt – nur Erhaltung, 2004<br />

Planungsstop aufgehoben, <strong>für</strong><br />

Maßnahmen fehlt Planungsvorlauf<br />

ganzjährigen vollschiffigen Anbindung<br />

der Magdeburger Häfen /<br />

Niedrigwasserregulierung<br />

Fertigstellung bis 2008 vorgesehen<br />

Naturschutzfachliche Untersuchung<br />

ist Voraussetzung,<br />

volle Leistungsfähigkeit der Elbe<br />

wäre zweckmäßige Ergänzung<br />

Tabelle 18 Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Infrastrukturentwicklung im Binnenwasserstraßennetz<br />

5.4. Verkehrsangebot<br />

Personenverkehr<br />

Die überregionale Erreichbarkeit ist den Markterfordernissen entsprechend anzupassen<br />

und insgesamt zu verbessern. Dazu gehören insbes. <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Straßen- und Eisenbahnverbindungen Richtung Polen und Tschechien<br />

sowie der Flugverbindungen Richtung Skandinavien und Osteuropa. Bezüglich<br />

der Angebotsgestaltung im Fernverkehr sind den Erfordernissen der marktwirtschaftlichen<br />

Orientierung von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Airlines<br />

Rechnung zu tragen. Nur mit der weiteren Standortentwicklung und der Ansiedlung<br />

von Unternehmen mit entsprechenden Aufkommenspotenzialen können<br />

<strong>die</strong>sbezüglich Verbesserungen erreicht werden. Um so wichtiger ist <strong>die</strong> Verbesserung<br />

der Erreichbarkeit von Verkehrsknoten im „Nahbereich“ (100 - 150 km),<br />

um Potenziale des Geschäftsreise- und touristischen Verkehrs besser zu erreichen,<br />

sowie <strong>die</strong> Anbindung an den direkten, vertakteten internationalen Fernverkehr<br />

(spätestens mit Fertigstellung der VDE 8.1 und 8.2). Dazu wird <strong>die</strong> Erstellung<br />

eines gemeinsamen Fernverkehrs- und SPNV- <strong>Konzept</strong>es <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen empfohlen. In Vorbereitung<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

auf <strong>die</strong> Fertigstellung der Infrastrukturvorhaben City-Tunnel <strong>Leipzig</strong>, der VDE<br />

Nr. 8.1 und 8.2 wird <strong>die</strong>s als dringend erforderlich angesehen. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

sind <strong>die</strong> Knotenfunktionen der Bahnhöfe <strong>Leipzig</strong> Hbf und <strong>Halle</strong><br />

(Saale) Hbf und eine stabile marktorientierte Erreichbarkeit des Flughafens<br />

<strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> langfristig zu sichern. Die Überlegungen zum Bau einer Verbindungskurve<br />

zwischen den Strecken Berlin – <strong>Leipzig</strong> und <strong>Leipzig</strong> – Erfurt (8.2)<br />

zur besseren Anbindung des Bahnhofs Flughafen <strong>Leipzig</strong>/<strong>Halle</strong> sind unter dem<br />

Gesichtspunkt der Erreichbarkeit und der Potenzialverteilung zu prüfen. Besondere<br />

Bedeutung erlangt eine kurzfristige Verbesserung des SPNV-Angebotes in<br />

der Relation Erfurt/Saalfeld – Jena – <strong>Leipzig</strong> Hbf. durch Einrichtung direkter<br />

Regionalbahnverbindungen, so dass <strong>die</strong> größte Stadt in der Region ohne Umsteigen<br />

<strong>für</strong> Einwohner aus der gesamten Region erreichbar ist. Einen möglichen<br />

Lösungsansatz enthält Abb. 47, notwendige Maßnahmen Tabelle 19.<br />

Abbildung 47 Varianten zur durchgängigen Verbindung <strong>Leipzig</strong> – Erfurt,<br />

Variante Alternierende Be<strong>die</strong>nung (Quelle: ZVNL)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Erforderliche Maßnahmen zum Verkehrsangebot Personenverkehr<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

1 Verbesserung<br />

der Verbindungsqualität<br />

im SPNV<br />

2 Realisierung<br />

VDE Nr. 8.1<br />

und 8.2 sowie<br />

CTL<br />

Erfurt/Saalfeld – <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>:<br />

Schaffung durchgehender RE-<br />

Verbindungen<br />

Neuorganisation des SPNV im<br />

<strong>mitteldeutsche</strong>n Raum<br />

Tabelle 19 Entwicklung des Verkehrsangebotes Personenverkehr<br />

Güterverkehr<br />

kurzfristig bessere Erreichbarkeit<br />

der Metropole <strong>Leipzig</strong> aus dem<br />

Thüringer Raum sichern<br />

länderübergreifendes SPNV–Angebots-<br />

und Finanzierungskonzept<br />

<strong>für</strong> SN, ST und TH notwendig<br />

Nach den Wachstums- und Absatzprognosen der befragten Großindustrie ist in<br />

den nächsten Jahren mit erheblichen Steigerungsraten im Güteraufkommen Ri.<br />

Osten zu rechnen. Allgemein wird eingeschätzt, dass <strong>die</strong>se prognostizierten<br />

Steigerungsraten wegen der zunehmenden Verkehrsbelastung über <strong>die</strong> Straße<br />

nicht mehr vollständig abgedeckt werden können. Andererseits wird überwiegend<br />

festgestellt, dass <strong>die</strong> Schiene in Ermangelung der vorhandenen Kapazitäten<br />

im Güterverkehr derzeit nicht in der Lage ist, weitere Verlagerungen von<br />

der Straße auf <strong>die</strong> Schiene zu verkraften. Aber auch <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Kunden geforderte<br />

Gewährleistung von Lieferfristen- und -zeiten (Trassenverfügbarkeit)<br />

ist im Schienengüterverkehr nicht gesichert und wird zunehmend zum <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Wirtschaft unkalkulierbaren Risiko. Die prognostizierte Entwicklung der Warenströme<br />

Richtung Osteuropa verlangt jedoch zwingend eine Verlagerung auf <strong>die</strong><br />

Schiene (bisherige Planungen führten zur Unterbewertung). Das setzt auch <strong>die</strong><br />

Ausgestaltung entsprechender Angebote im Schienengüterverkehr, insbesondere<br />

auch im Einzelwagen- und Wagengruppenverkehr voraus.<br />

Das 2006 von der Güterverkehrstochter der DB AG, Railion, im Einzelwagenverkehr<br />

(EV) eingeführte „Produktionssystem 200X“ ist auch in Mitteldeutschland<br />

weiter auszubauen. Ziel ist, dass <strong>die</strong> Ferngüterzüge nicht wie bisher von<br />

den zahlreichen Abfahrtstellen unregelmäßig verkehren, sondern von deutschlandweit<br />

zentralen Zugbildungsanlagen mit festem Takt abfahren. Einer <strong>die</strong>ser<br />

zentralen Zugbildungsbahnhöfe soll nach den Planungen der DB AG in <strong>Halle</strong><br />

errichtet werden, <strong>die</strong>ses Vorhaben bedarf der dringenden Unterstützung. Parallel<br />

dazu ist <strong>die</strong> notwendige Infrastrukturanpassung (z.B. Straßenanbindung,<br />

etc.) zu sichern, um <strong>die</strong> Region zu erschließen und den Zugbildungsbahnhof in<br />

<strong>die</strong> logistischen Ketten einzubinden.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Parallel dazu ist <strong>die</strong> Region in das ab 2008 <strong>für</strong> den EV geplante „Produktionssystem<br />

XRail“ einzubinden. Über <strong>die</strong>ses Produktionssystem soll ein gemeinsames<br />

Netzwerk im EV aufgebaut werden, über das dem Kunden eine hohe<br />

Transportzuverlässigkeit, eine durchgehende Transportinformation und eine<br />

Meldung über Verspätungen gesichert werden soll. Nur durch den Aufbau derartiger<br />

Systeme und ein Angebot zu wettbewerbsfähigen Preisen ist es möglich,<br />

im Güterverkehr einen echten Wettbewerb Schiene / Straße zu organisieren.<br />

Im Straßengüterverkehr werden nach Auffassung der Verkehrsunternehmen /<br />

Speditionen zunehmend verkehrsorganisatorische Maßnahmen notwendig, weil<br />

<strong>die</strong> klassischen Versorgungssysteme an ihre Grenzen stoßen (z.B. Sicherung<br />

der täglichen Distribution im Nahbereich bis 140 km). Verkehrsorganisatorische<br />

Maßnahmen sollen insofern auf ausgewählte Autobahnabschnitten helfen, <strong>die</strong><br />

Behinderungen logistischer Prozesse infolge der überproportionalen Zunahme<br />

des Transitverkehrs zu vermeiden bzw. abzuschwächen.<br />

Notwendige Maßnahmen enthält Tabelle 20.<br />

Erforderliche Maßnahmen zum Verkehrsangebot im Güterverkehr<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Bezug Maßnahme Bemerkungen<br />

1 Zunahme des<br />

Güterverkehrs<br />

im Zusammenhang<br />

mit EU-<br />

Osterweiterung<br />

2 Verbesserung<br />

des Verkehrsflusses<br />

auf<br />

Autobahnen<br />

Überprüfung der Infrastrukturkonzepte<br />

zur Abdeckung der<br />

Anforderungen <strong>für</strong> einen bedarfsgerechten<br />

Güterverkehr<br />

unter Beachtung der ITF-<br />

Planungen <strong>für</strong> den PV sowie<br />

Anpassung der Bedarfsplanung<br />

des Bundes an aktuelle Entwicklung<br />

im GV im Raum Mitteldeutschland<br />

Überholverbot <strong>für</strong> Lkw auf sensiblen<br />

Abschnitten bzw. generell,<br />

Winterreifenpflicht <strong>für</strong> alle<br />

Lkw einführen<br />

Tabelle 20 Maßnahmen zum Verkehrsangebot im Güterverkehr<br />

länderübergreifende <strong>Konzept</strong>ion<br />

erforderlich auf der Basis einer<br />

kooperativen Zusammenarbeit mit<br />

DB Netz AG sowie Wirtschafts-<br />

und Logistikunternehmen<br />

Gewährleistung logistischer Prozesse<br />

als immanenter Bestandteil<br />

der Wertschöpfungskette von<br />

Produktionsbetrieben (z.B. im<br />

Automobilbau)<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

5.5. Sonstige Maßnahmen<br />

Die Entwicklung der Infrastruktur und des Verkehrsystems Mitteldeutschlands<br />

bedarf entsprechender Begleitmaßnahmen seitens der Politik, der Verwaltung<br />

und der Wirtschaftsverbände. Dazu gehören<br />

• <strong>die</strong> Überwindung kleinteiliger Strukturen und <strong>die</strong> Sicherung einer länderübergreifenden<br />

Kompatibilität von Entwicklungsmaßnahmen sowie <strong>die</strong><br />

Angleichung von Fördertatbeständen,<br />

• Sicherung der Daseinsvorsorge mit neuen flexiblen Modellen unter Berücksichtigung<br />

wirtschaftlicher Aspekte hinsichtlich der verfügbaren Infrastruktur<br />

(klassische Versorgungskonzepte stoßen an Grenzen, weil <strong>die</strong><br />

betriebswirtschaftlich notwendige Auslastung von Infrastruktureinrichtungen<br />

nicht immer gesichert ist),<br />

• <strong>die</strong> Vereinfachung von Regelwerken und Vorschriften (Entbürokratisierung)<br />

und <strong>die</strong> Durchsetzung einheitliche Standards auf europäischer Ebene,<br />

• Verkürzung von Planungszeiten,<br />

• EU-Fördermittel nur Zweck- und Standard-gebunden vergeben,<br />

• das enge Zusammenwirken der Institutionen der Länder bei der Vergabe<br />

von Leistungen (z.B. im SPNV),<br />

• <strong>die</strong> Entwicklung von Systempartnerschaften und<br />

• <strong>die</strong> Entwicklung gemeinsamer Marketingstrategien <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Region,<br />

mit dem Ziel der globalen Wahrnehmung der Metropolenregion<br />

„Sachsendreieck“ mit den assoziierten Partnern.<br />

5.6. „Projekte“<br />

Masterplan Güterverkehr und Logistik<br />

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vom November 2005 ist festgelegt, einen<br />

Masterplan "Güterverkehr und Logistik" zur Verbesserung der Effizienz des Gesamtverkehrsystems<br />

zu erarbeiten. Der Masterplan ist eines der herausragenden Projekte<br />

zum Logistikstandort Deutschland und findet bereits jetzt im Entwicklungsstadium hohes<br />

nationales und internationales Interesse. Der Plan ist komplementär zum "Aktionsplan<br />

Logistik" der Europäischen Kommission, der ebenfalls in Arbeit ist.<br />

Mit dem Masterplan soll ein <strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> den Logistik- und Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland entstehen, das den derzeit absehbaren wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Entwicklungen gerecht werden soll. Dies soll in Form von Handlungsempfehlungen<br />

innerhalb bestimmter Handlungsfelder geschehen. Die Handlungsempfehlungen sollen<br />

unmittelbar nach dem Erarbeitungsabschluss umgesetzt werden.<br />

Der Erarbeitungsprozess des Masterplans erfolgt im Rahmen eines dynamischen und<br />

breit angelegten Prozesses. Dies beinhaltet <strong>die</strong> Analyse der Situation im Bereich Güterverkehr<br />

und Logistik sowie <strong>die</strong> Identifizierung von Schwachstellen auf Grundlage<br />

vorhandener Stu<strong>die</strong>n, Gutachten und Prognosen. Parallel dazu wird ein strukturierter<br />

Dialog mit der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Fachöffentlichkeit, den Bundesländern,<br />

der EU sowie den Nachbarstaaten geführt. Dieser Dialog <strong>die</strong>nt insbesondere der<br />

Einbindung der Akteure in den Erarbeitungsprozess und soll <strong>die</strong> Festlegung bedarfsge-<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

rechter Handlungsempfehlungen sicherstellen. Aus dem Arbeitsprozess wurden bisher<br />

<strong>die</strong> Handlungsfelder<br />

• Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

• Ausbildung, Weiterbildung und Qualifikation<br />

• Infrastruktur und Vernetzung<br />

• Finanzierung<br />

• Umweltschutz<br />

• Märkte, Marktbedingungen und Deregulierung<br />

• Vermarktung<br />

identifiziert. Diese Handlungsfelder bündeln <strong>die</strong> Themenschwerpunkte, deren Bearbeitung<br />

im Rahmen des Masterplans <strong>für</strong> notwendig gehalten wird 23 .<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespräche und den Recherchen<br />

zur Entwicklung der „Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>“ erfolgte eine Begleitung<br />

des Auftraggebers (SMWA) im Zusammenhang mit der Erarbeitung des<br />

Masterplanes Güterverkehr und Logistik. Ein von der Arbeitsgruppe Masterplan<br />

Güterverkehr und Logistik der Bundesländer und der Logistikinitiativen der<br />

Länder entwickelter Fragebogen konnte mit den Informationen aus der Projektarbeit<br />

zur „Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong>“ qualifiziert beantwortet und<br />

dem SMWA zur Verfügung gestellt werden.<br />

Zur weiteren Vertiefung des Dialogs zwischen Politik und Wirtschaft wird vorgeschlagen,<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Region Mitteldeutschland – ausgehend von der Initiative des<br />

MLV – einen gemeinsamen <strong>mitteldeutsche</strong>n Logistikbeirat zu konstituieren.<br />

Güterverkehrskonzept <strong>für</strong> Mitteldeutschland<br />

Im Zuge der Bearbeitung des Projektes wurde sichtbar, dass <strong>die</strong> den Bedarfsplanungen<br />

des Bundes zur Infrastruktur in Mitteldeutschland zugrunde liegende<br />

Güterverkehrsentwicklung falsch prognostiziert wurde. Die Folge ist, dass<br />

schon heute <strong>die</strong> derzeitigen Steigerungsraten im Güterverkehr zunehmend auf<br />

der Schiene zu Beförderungsengpässen führen (Verlagerungspotenzial ist ausgeschöpft).<br />

Auch <strong>die</strong> Autobahnen Richtung Osten sind mit einem Fahrzeugaufkommen<br />

von stellenweise 50 bis 90 T Fahrzeugen/Tag an der Belastungsgrenze,<br />

Staus und Verkehrseinschränkungen sind vorprogrammiert. Es besteht<br />

daher das dringende Erfordernis, <strong>die</strong> Bedarfsplanungen zu überarbeiten und<br />

den durch <strong>die</strong> Wirtschaft im Rahmen der Interviews prognostizierten überproportional<br />

steigenden Zuwachsraten im Güterverkehr Richtung Osteuropa anzupassen<br />

(Priorisierung).<br />

Dazu wird vorgeschlagen, dass gemeinsam mit der DB AG und der Wirtschaft<br />

im Rahmen einer Stu<strong>die</strong> das Güterverkehrsaufkommen in Mitteldeutschland<br />

untersucht und in Abhängigkeit davon Lösungsvorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> kurz- und<br />

langfristige Bewältigung der im Rahmen der EU-Osterweiterung prognostizier-<br />

23 Quelle: BMVBS<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

ten Steigerungsraten unterbreitet werden (z.B. zur Infrastrukturentwicklung, zur<br />

Technologie, zu Produkten, etc.). Ziel ist es, in Mitteldeutschland auf der Basis<br />

moderner, umweltgerechter und gleichzeitig flexibler, wettbewerbsfähiger Güterverkehrsangebote<br />

langfristig eine stabile Bewältigung des Güterverkehrsaufkommens<br />

zu sichern. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang sind<br />

• <strong>die</strong> Vorschläge des „Masterplan Güterverkehr und Logistik“ und<br />

• <strong>die</strong> Untersuchungen der Europäischen Union zum Thema „Güterverkehrslogistik<br />

in Europa – der Schlüssel zu nachhaltigen Mobilität“<br />

• <strong>die</strong> Empfehlungen des Gutachtens zur Situation und Perspektiven der<br />

Logistikwirtschaft in Sachsen<br />

auszuwerten und hinsichtlich der Anwendbarkeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

zu untersuchen.<br />

Auswertung der Untersuchungsergebnisse<br />

Die Interviews fanden bei den Gesprächspartnern von Wirtschaft, Verbänden,<br />

Verkehrsunternehmen und Verwaltung insgesamt ein äußerst positives Echo.<br />

Durch <strong>die</strong> Interviewpartner wurde wiederholt der Wunsch geäußert, <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

der Stu<strong>die</strong> in einer geeigneten Form mit den Interviewpartnern auszuwerten.<br />

Es wird vorgeschlagen, dass <strong>die</strong>ser Wunsch gemeinsam mit dem SMWA diskutiert<br />

und nach Abschluss der Arbeiten über eine geeignete Plattform nachgedacht<br />

wird.<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

ANLAGEN<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Anlage 1 Projektliste des Mitteldeutschen Verkehrsforums vom 02.04.2007<br />

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<strong>Konzept</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>mitteldeutsche</strong> <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong> <strong>Leipzig</strong>-<strong>Halle</strong><br />

Anlage 2 Maßnahmen zur Entwicklung der Infrastruktur der Mitteldeutschen <strong>Verkehrsdrehscheibe</strong><br />

– Quellenverzeichnis<br />

I. Offizielle Quellen<br />

A1) Operationales Programm Verkehrsinfrastruktur 2007-2013/EFRE<br />

(Entwurf vom 05.03.2007; BMVBS)<br />

A2) BVWP 2003 (02.07.2003; BMVBW)<br />

A2-1) Straßenbaubericht 2005 (Dez. 2005; BMVBW)<br />

A2-2) Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2006<br />

(31.12.2005; BMVBW)<br />

A2-3) Investitionsrahmenplan (IRP) von 2006 bis 2010 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verkehrs-<br />

infrastruktur des Bundes (April 2007; BMVBS)<br />

A3) Landesentwicklungsbericht Sachsen 2002 (Juli 2003; SMI)<br />

A4) Landesentwicklungsplan Sachsen (2003; SMI)<br />

A5) Landesentwicklungsplan Thüringen 2004 (06.10.2004; TMBV)<br />

A6) Koalitionsvereinbarung CDU und SPD in Sachsen (Nov. 2004)<br />

A7) Koalitionsvereinbarung CDU und SPD in Sachsen-Anhalt (April 2006)<br />

A8) Landesverkehrswegeplan Teil: Straße (Jan. 2004; MBV)<br />

A9) Landesverkehrsprogramm 2007 Freistaat Thüringen (2007; MBV)<br />

A10) Luftverkehrskonzept <strong>für</strong> Mitteldeutschland (Januar 2006; SMWA)<br />

A11) Flughafenkonzept der Bundesregierung (30.08.2000; BMVBW)<br />

A12) Landesverkehrswegeplan Sachsen-Anhalt (2004; MBV)<br />

A13) Landesverkehrskonzept (Teilkonzept) Luftverkehrskonzept (20.04.2004;<br />

MBV)<br />

A14) Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und –bau GmbH (www.deges.de)<br />

II. Sonstige Quellen:<br />

B 1) Investitionsbedarf <strong>für</strong> das Bundesschienenwegenetz aus Sicht der Nutzer<br />

(Nov. 2006; VDV)<br />

B 2) Projektliste des Mitteldeutschen Verkehrsforums (letzter Stand 24.07.2006)<br />

B 3) Masterpan zur Entwicklung der Flughafeninfrastruktur (Dez. 2006; Initiative<br />

Luftverkehr <strong>für</strong> Deutschland)<br />

B 4) Handlungskonzept Metropolregion <strong>Halle</strong>/<strong>Leipzig</strong>-Sachsendreieck (05/2005)<br />

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