Landnutzung medit. Subtropen - lehrer
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VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
1 Traditionelle <strong>Landnutzung</strong> in den <strong>medit</strong>erranen<br />
<strong>Subtropen</strong><br />
1.1 Einleitung:<br />
Das Hauptaugenmerk unserer Betrachtung liegt auf dem Mittelmeerraum. Rund um das<br />
Mittelmeer liegen die Wurzeln vieler früher Hochkulturen. Die Entwicklung solcher<br />
Hochkulturen bedingt eine ausreichende Versorgung mit Grundnahrungsmittel. Nur auf dieser<br />
Basis ist technischer und kultureller Fortschritt erst möglich. Der Mittelmeerraum muß diese<br />
Klimatischen sowie Topographischen Voraussetzungen für die Produktion ausreichender<br />
Nahrungsmittel erfüllt haben. Schon sehr früh griff der Mensch im Mittelmeerraum in das<br />
natürliche ökologische System ein, um es für sich nutzbar zu machen. Der Mittelmeerraum ist<br />
also wie eine Registrierplatte, an der wir Tausende Jahre menschlicher Nutzung und ihre<br />
Auswirkungen ablesen können<br />
1.2 Klima<br />
Das Klima ist einer der wichtigsten Faktoren, wenn man die Möglichkeiten der<br />
landwirtschaftlichen Nutzung in einem Gebiet untersuchen möchte. Trotz unseres hohen<br />
Entwicklungsstandes ist es uns nicht möglich die klimatischen Verhältnisse zu ignorieren.<br />
Diese Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen wird natürlich um so stärker, um so<br />
weiter wir in der Geschichte zurück gehen.<br />
Abb.1 Klima des<br />
Mittelmeerraumes.<br />
Man sieht auf dieser Karte den Jahresgang von Niederschlägen und<br />
Temperatur sowie Zahl der humiden Nonate.<br />
H. Wagner, Mittelmeerraum, 2001,S 204-205<br />
Man erkennt an diesen Diagrammen sehr gut, die Abnahme der Niederschlagsmenge von<br />
Nordwesten nach Südosten hin. Wir können erkennen das es sehr viele Gebiete des<br />
Mittelmeers im Sommer ein Wasserdefiziet aufweisen. Was bedeutet dies für die Vegetation?<br />
Die Vegitationszeiten haben sich an die klimatischen Bedingungen angepaßt, dass heißt die<br />
Wachstumsphasen liegen in den humiden Monaten. Ein ertragreicher Trockenfeldbau muß<br />
sich dieser Situation anpassen. Der Regen fällt vorwiegend in den Wintermonaten und dann<br />
meistens in Form von Starkregen. Als modifizierender Faktor muß hier noch das Relief<br />
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VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
erwähnt werden, z.B. Staulagen an der dalmatinischen Küste. Welche Probleme sich aus<br />
diesen klimatischen Bedingungen in Verbindung mit der <strong>Landnutzung</strong> im Mittelmeerraum<br />
ergeben, werde ich später noch genauer erläutern.<br />
H. Wagner, Mittelmeerraum, 2001,S 229<br />
Hier sieht man die Entwicklung vom <strong>medit</strong>erranen Wald zum „Pint of no Return“, dem<br />
Ödland.<br />
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1.3 Vegetation<br />
VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
Die Ursprüngliche Naturlandschaft des Mittelmeerraumes, der <strong>medit</strong>errane Wald, ist nur noch<br />
an wenigen Orten in seiner Ursprünglichkeit erhalten. Als Hauptursache für das Abholzen und<br />
Abbrenne der Wälder ist nicht nur die Landgewinnung als Anbaufläche zu sehen, auch der<br />
Schiffsbau, Brennholzbedarf und Bodenspekulation hatten oder haben, noch großen Anteil an<br />
der Zerstörung dieses Ökosystems.<br />
Die Wichtigkeit des Waldes für den Wasserhaushalt und als Schutz vor Erosion waren früher<br />
noch nicht bekannt. Trotzdem ist das Verständnis für seine Wichtigkeit nur sehr gering<br />
ausgeprägt. Die klimatischen Bedingungen erlauben es der Natur nur sehr langsam , im<br />
Gegensatz zu unseren Breiten, die natürliche Vegetation wieder aufzubauen. Doch meißt wird<br />
der Vegetation nicht die Zeit und die Möglichkeit gelassen sich zu erholen. Beweidung durch<br />
Schafe und Ziegen ist hier als Hauptursache zu nennen. Betrachten wir uns die Abfolge auf<br />
Seite 2 noch einmal, so können wir die Vegetation als Indikator für die Eingriffe des<br />
Menschen heranziehen.<br />
Man muss jedoch auch erwähnen, dass es einige sehr erfolgreiche Beispiele für die<br />
Wiederaufforstung im Mittelmeerraum gibt. Die Vegetation hat ein nicht zu unterschätzendes<br />
Regenerationspotential. Es muß auch gesagt werden, dass sich die klimatischen Bedingungen<br />
durch natürliche und antropogene Einflüsse seit der letzten Eiszeit (Würm vor ca. 10 000<br />
Jahren nach neueren Untersuchungen ca 16 000 Jahre) verändert haben. Die klimatischen<br />
Veränderungen die durch den Menschen entstanden sind, weisen zwei besondere Merkmale<br />
auf. Erstens vollziehen sie sich in sehr kurzen Zeitspannen und zweitens werden sie auf der<br />
mikroklimatischen Ebene noch einmal verstärkt. Nach den oben genannten Bedingungen die<br />
im Mittelmeerraum herrschen, ist anzunehmen das wir besonders in diesem Gebiet bald die<br />
negativen Auswirkungen des menschlichen Handels zu sehen und zu spüren bekommen<br />
werden<br />
1.4 Traditionelle <strong>Landnutzung</strong><br />
Der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche wurde für den Ackerbau verwendet.<br />
Der Anbau musste den klimatischen Verhältnissen angepaßt werden, um über längere Zeit die<br />
Menschen zu versorgen. Es entwickelte sich ein Nutzungssystem, der Trockenfeldbau.<br />
Angebaut wurde zumeist Getreide. Der Anbau erfolgte nur jedes zweite oder dritte Jahr. In<br />
der Trockenzeit wird der Boden vor der Regenzeit umgebrochen, um das Einsickern des<br />
Regens zu erleichtern. Danach versucht man, die Verdunstung durch Pflügen und Walzen zu<br />
verringern. Nach der Ernte konnte das Feld als Stoppelweide für die Viehzucht genützt<br />
werden.<br />
Dieser „naturnahe“ Anbau hat jedoch einen gravierenden Nachteil. Die Ernte konnte nur alle<br />
zwei oder drei Jahre eingebracht werden. Eine wachsende Bevölkerung konnte also nur durch<br />
drastischer Erhöhung der bewirtschafteten Fläche erreicht werden. Dies hatte das Vordringen<br />
der Anbauflächen in Gebiete zur Folge die nur ungenügend (aus heutiger Sicht) zur<br />
landwirtschaftlichen Nutzung geeignet sind. Trotzdem hat diese Art der Bewirtschaftung z. B.<br />
Sizilien in der Antike zur Kornkammer gemacht (Erster Punischer Krieg ca. 250 v.Ch).<br />
Die Getreidewirtschaft stellte bis ins 20 Jahrhundert hinein die Traditionelle Ernährungsbasis<br />
im Mittelmeerraum dar. Als Kulturpflanzen die ebenfalls weite Verbreitung im<br />
Mittelmeerraum haben sind Weinstock und Olivenbaum zu nennen. In der<br />
Subsistenzwirtschaft wurde sehr „ökologisch“ angebaut. Schutz des Bodens bedeutete Schutz<br />
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VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
der eigenen Ernährungsgrundlage. Mit zunehmendem wirtschaftlichen Druck, mehr und<br />
billiger zu Produzieren, konnte dies nur durch eine stärke Ausbeutung des Bodens und der<br />
Nutzbaren Fläche erfolgen. Die Mischkulturen (Olivenbaum spendet Schatten Getreide<br />
wächst zwischen den Bäumen) verschwanden immer mehr und sind heute nur noch selten<br />
anzutreffen. Die Steinterrassen die man heute noch überall am Mittelmeer findet sind Zeugen<br />
dieser Zeit, auch kann man an ihrem mehr oder minder starken Verfall erkennen, dass diese<br />
Art der landwirtschaftlichen Nutzung heute keine große Bedeutung mehr hat.<br />
Die Viehzucht spielte und spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die traditionelle<br />
<strong>Landnutzung</strong>. Die klimatischen Bedingungen lassen keine üppige Vegetation zu, daraus<br />
resultiert eine nur eingeschränkte Möglichkeit zur Viehzucht. Es entwickelte sich eine Art der<br />
Tierhaltung, die so genannte Transhumanz. Ihre Entwicklung und Ausprägung ist Regional<br />
unterschiedlich. Bei der Transhumanz wird das Vieh über weite Strecken von einer Weide zur<br />
anderen getrieben (Sommer in die höheren Regionen, Winter in die Täler), im Gegensatz zum<br />
Nomadismus wird die Herde aber nur von den Hirten begleitet. Da Ziegen und Schafe sehr<br />
genügsame Tiere sind (Durch die Art ihrer Nahrungsaufnahme zerstören sie aber die Pflanzen<br />
stärker als zum Beispiel Kühe), eignen sie sich für Weidegebiete die anderen Tieren als<br />
Nahrungslieferant nicht ausreichend währen.<br />
Die ökologischen Folgen dieser Art der Viehhaltung sind gravierend. Es kommt zu einer<br />
Verarmung der Artenvielfalt, da nur solche Pflanzen überleben, welche von den Schafen und<br />
Ziegen verschmäht werden oder es gelernt haben sich gegen sie zu wehren (Dornenstreucher).<br />
Die Vegitationssukzession wird dadurch behindert oder sogar gänzlich verhindert. Dies<br />
bedeutet, das brachliegende Flächen, welche schon durch die natürlichen Bedingungen sich<br />
nur sehr langsam erholen, über längere Zeit ohne schützende Vegetationsdecke bleiben. Dies<br />
wiederum führt zu Bodendegradierenden Prozessen, im besonderen zu Bodenerosion durch<br />
Wasser. Nicht so Gravierend aber doch gut sichtbar sind die Schäden, welche die Tiere durch<br />
ihre Wanderungen verursachen (Trampelpfade).<br />
1.5 <strong>Landnutzung</strong> im Wandel<br />
Die Traditionelle <strong>Landnutzung</strong> ist in nur noch wenigen Regionen des Mittelmeerraumes<br />
anzutreffen. Die fortschreitende Modernisierung gerade im Agrarbereich hat einschneidende<br />
Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Wie schon vorher besprochen, wurden Flächen<br />
genutzt, die aus heutiger Sicht nicht mehr rentabel sind. Die Landflucht aus diesen Gebieten<br />
ist uns allen weitgehend bekannt. Große Flächen ehemals genutzten Ackerlandes liegen brach,<br />
sie sind im höchsten Maße erosionsgefährdet. Es kommt zu einem hohen Verlust an<br />
organischer Substanz. Gut sichtbares Zeichen für die enorme Menge die durch vluviale<br />
Prozesse erodiert wird, sind die verlandeten Hafenbecken. Die Reduzierung des<br />
Nährstoffgehaltes und die Verminderung der Wasserspeicherfähigkeit wirken sich als<br />
Rückkopplungseffekt wiederum negativ auf das Wachstum der Pflanzen aus. So wird eine<br />
Regeneration der geschädigten Pflanzendecke auf den Brachen erschwert.<br />
Die immer wiederkehrenden Starkregen in den Mittelmeerländern sind nichts Besonderes,<br />
ihre zerstörerische Gewalt wird jedoch von vielen Wissenschaftlern in Zusammenhang mit<br />
dem auflassen ehemals bewirtschafteter Flächen gebracht. Denn es werden in den meisten<br />
Fällen keine Maßnahmen zur Wiederherstellung einer schützenden Pflanzendecke<br />
unternommen. Gerade die EU stellt sich hier als hemmender Faktor heraus. Sie bezahlt für<br />
brachliegende Flächen und fördert auf der anderen Seite die Viehzucht. Diese Maßnahmen<br />
sind nicht dazu geeignet die Situation zu verbessern. Ein eigener Bereich ist die<br />
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Intensivierung der Landwirtschaft in bestimmten Gebieten. Die ehemaligen Mischkulturen<br />
werden aufgegeben, zu Gunsten einer maschinell betriebenen Hochleistungslandwirtschaft. In<br />
diesem Zusammenhang sei nur kurz auf die Problematik der Bewässerung (Wird von einer<br />
anderen Gruppe, noch genauer erörtert.) und der Umweltbelastung durch verstärkten<br />
Düngereinsatz hingewiesen.<br />
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2 Traditionelle <strong>Landnutzung</strong> anhand der griechischen Insel<br />
Thassos<br />
Thassos ist eine grüne, gebirgige, griechische Insel im ägäischen Meer und ist<br />
weltberühmt für seine sauberen Strände. Es liegt gegenüber dem mazedonischen Festland<br />
zwischen Kavalla und der Mündung des Flusses Nestos.<br />
Die Insel hat eine Fläche von 380,1 Quadratkilometern und eine Nord - Süd Ausdehnung<br />
von 26 Kilometern. Die Haupteinnahmequellen der 16.000 Einwohner ist die<br />
Landwirtschaft, der Bergbau und der Tourismus. Die Insel ist auch bekannt für ihre<br />
Gastfreundschaft, ihren schmackhaften Wein und ihren herrlichen Honig. Ihre Geschichte<br />
reicht lange zurück, im Altertum war sie wegen ihrer Goldminen und wegen ihres<br />
Marmors berühmt. Bis heute gibt es noch viel von archäologischen Schätzen zu sehen.<br />
Auch die riesigen Marmorwerke, die ihre Erzeugnisse in die ganze Welt exportieren, sind<br />
für eine so kleine Insel einzigartig.<br />
Mit Landwirtschaft wird in Thassos Schaf- und Ziegenzucht gemeint. Einen geringen<br />
Anteil haben auch Weinbau sowie Ölbaumplantagen, deren Bedeutung jedoch von Jahr<br />
zu Jahr abnimmt, da ein Großteil der Bevölkerung mittlerweile gesehen hat, das sich im<br />
Tourismus mit weit weniger Arbeitsaufwand mehr herausholen läßt, wodurch es in den<br />
80-iger und 90-iger Jahren zu einer massiven Landflucht gekommen ist. Für andere Arten<br />
der Landwirtschaft ist das Klima in Thassos einfach zu trocken, auch wenn die Insel<br />
einen Jahresniederschlag von 700mm aufweist. Das Problem dabei ist allerdings, das<br />
etwa 80% davon in den Monaten zwischen Oktober und Februar fallen. Da diese<br />
Niederschläge meist in Form von Starkregen fallen und das Land nach den<br />
Sommermonaten sehr ausgetrocknet ist, haben diese Regen oft eine sehr starke<br />
erodierende Wirkung. Ähnlich wirken sich aber auch die Niederschläge im Sommer aus,<br />
da diese hauptsächlich in Form von Gewitterregen niedergehen und so ebenfalls<br />
erodierend wirken. Man versucht zwar durch verschiedene Programme<br />
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VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
(Wiederaufforstung, Versuch die Terrassen des Öl- und Weinbaues zu erhalten usw..)<br />
dieser Erosion entgegen zu wirken doch werden die Maßnahmen von der einheimischen<br />
Bevölkerung nicht geachtet und durch ihre eigene Art der <strong>Landnutzung</strong> meist schon im<br />
Keim erstickt.<br />
2.1 Beweidung<br />
Wie bereits erwähnt<br />
spielen in Thassos<br />
Schafe und Ziegen eine<br />
sehr große Rolle. In<br />
Thassos ist eine Fläche<br />
von 41,5<br />
Quadratkilometern als<br />
Weideland<br />
ausgewiesen (dies<br />
entspricht etwa 11%<br />
der Fläche der<br />
gesamten Insel). Ein<br />
Problem das sich<br />
jedoch stellt ist, das<br />
diese Grenzen<br />
zwischen Weideland und "normalem" Land in Thassos, für die Viehzucht, nicht zu<br />
existieren scheinen. So werden gedachte Grenzen einfach ignoriert und Zäune von den<br />
Viehzüchtern einfach niedergerissen. Deshalb gelangen große Herden auch immer wieder<br />
in erosionsgefährdete Gebiete oder in Gebiete in denen Wiederaufforstung betrieben<br />
wird. Wiederaufforstung ist in Thassos ein Großprojekt, da der Wald auf der "grünen<br />
Insel" Griechenlands beinahe ganz durch große Waldbrände vernichtet wurde. Durch den<br />
Verbiß an den Büschen und Sträuchern in diesen Gebieten erfährt die Wiederaufforstung<br />
allerdings immer wieder herbe Rückschläge und somit ist die Viehzucht auch ein sehr<br />
entscheidender Faktor, was die Bodenerosion anbelangt. Die Insel erhält von der<br />
Bevölkerung keine Chance sich zu erholen und wie es scheint, billigt die Regierung<br />
dieses Treiben.<br />
Dies ist nur deshalb möglich, da in Griechenland die Viehzucht einen sehr hohen<br />
Stellenwert hat, was schon sehr früh zu erkennen war. So wurde in Griechenland etwa<br />
1937 ein Gesetz verabschiedet, das erosionsgefährdete Gebiete schützen sollte. Dieses<br />
Gesetz untersagte es, erosionsgefährdete Gebiete über einen Zeitraum von 10 Jahren mit<br />
Ziegen zu beweiden. Da aber mehr Land für die Tiere gebraucht wurde, wurde dieses<br />
Gesetz kurzer Hand aus den Gesetzbüchern gestrichen und so siegte, wenn auch<br />
vielleicht nur auf kurze Sicht und ohne die Folgeprobleme zu beachten, einmal mehr der<br />
Mensch über die Natur.<br />
Es gibt in Griechenland ein Gesetz zur Beschränkung der Anzahl der erlaubten Tiere pro<br />
Flächeneinheit, dieses Gesetz wird in Thassos nachweislich nicht eingehalten und so stieg<br />
die Anzahl der Ziegen und Schafe im Zeitraum von 1981 - 1994 um sage und schreibe<br />
59% und es wird von der Regierungsseite trotzdem nichts unternommen. Wird etwas<br />
unternommen, so sind es meist nur halbherzige Versuche , die Zahl der Tiere<br />
einzudämmen.<br />
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VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
Nach den großen Waldbränden in den Jahren 1984 und 85 bot die Regierung den<br />
Viehzüchtern eine Prämie für den Verkauf jedes einzelnen Tieres. Da jedoch der Nutzen<br />
der Tiere die Höhe der Prämie überstieg, kam es nur zu einem kurzzeitigen Rückgang der<br />
Zahlen, denn einige Viehzüchter verkauften zwar Teile ihrer Bestände, füllten diese aber<br />
in den darauffolgenden Jahren wieder sukzessive auf.<br />
Anderung der Kopfzahlen und Beweidungsdichte<br />
Gemeinde 1981 1994 Zunahme % Abnahme % ha/Tier<br />
Limenas 2.005 1.725 14 1,3<br />
Panagia 1.442 734 49 2,7<br />
Potamia 1.890 1608 15 1,4<br />
Theologos 7.790 16.107 106 0,7<br />
Limenaria 4.440 10.011 127 0,6<br />
Maries 2.870 5.057 76 0,8<br />
Kallirachi 2.777 4.243 53 0,5<br />
Sotiros 1.240 2.200 77 0,5<br />
Prinos 3.956 4.356 10 0,9<br />
Rachoni 2.490 2.893 16 1<br />
Thassos 30.860 48.934 59 0,8<br />
Datenquelle: Nomarchia Kavala<br />
Um Viehzucht ohne ökologische Schäden zu betreiben, haben verschiedene Studien<br />
ergeben, das es notwendig ist, das man pro Tier etwa 2-5 Hektar Land zur Verfügung<br />
stellen kann ( richtet sich nach Üppigkeit der Vegetation und Art der Beweidung ).<br />
Anhand dieser Studien wären die Weideflächen in Thassos für knapp 7.000 - 17.500<br />
Tiere ausreichend. In der Realität sind es auf Thassos allerdings etwa 49.000 Tiere, was<br />
bedeutet, das pro Tier nicht 2-5 Hektar, sondern nur ~0,8 Hektar zur Verfügung stehen.<br />
Weiters gibt es Regionen wie Kallirachi oder Sotiros wo dieser Wert noch tiefer liegt und<br />
zwar bei nur mehr 0,5 Hektar pro Tier. In diesen Fällen ist es nicht mehr möglich, auch<br />
nur annähernd von ökologischer <strong>Landnutzung</strong> zu sprechen, da die vertretbare Anzahl der<br />
Stückzahl um das 4 - 10-fache überschritten wird.<br />
2.2 Bergbau<br />
Wenn man in Thassos vom Bergbau spricht, so meint man heute den Marmorabbau.<br />
Früher wurde auf der Insel auch noch Gold, Silber und Zinn abgebaut doch wurden diese<br />
Bergwerke, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, geschlossen.<br />
Der Marmorabbau erfuhr jedoch 1979 in Thassos einen gewaltigen Aufschwung. So<br />
wurden bis zum Jahr 1979 etwa 3.500 m 3 Marmor im Jahr auf der Insel abgebaut. In<br />
diesem Jahr erfolgte jedoch die Schließung eines großen Marmorbruches auf dem<br />
Festland, nämlich des Dolormitmarmorbruches in Pendeli in der Nähe Athens. Von<br />
diesem Zeitpunkt an, stieg die Jahresproduktion an Marmor auf Thassos bis 1991 auf<br />
55.000m 3 an. Dies entspricht immerhin einer Steigerung um fast 1600%.<br />
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Wie wichtig die Marmorbrüche für Thassos sind, zeigt die Tatsache, das beinahe 5% der<br />
Bevölkerung in den Brüchen und den dazugehörigen Verarbeitungsbetrieben arbeiten.<br />
Dies sieht auf den ersten Blick äußerst positiv aus. Bei genauerer Betrachtung sieht man<br />
allerdings, das auch hier die Natur zu den Verlieren zählt, denn viele der kleinen Betriebe<br />
können sich ein wirtschaftliches Überleben nur sichern, indem sie ohne behördliche<br />
Auflagen betrieben werden und deshalb oft Schindluder mit der Natur betrieben wird.<br />
Forststraßen auf Thassos<br />
Kategorie km Breite Technische Einrichtungen<br />
1 35 6m Längs- und Querentwässerung<br />
2 150 4m Längsentwässerung<br />
3 239 bis 4m<br />
Gesamt 424<br />
Datenquelle: Forstamt Limenas - Thassos<br />
So wird der Abraum aus den Brüchen einfach<br />
irgendwo abgelagert, Forststraßen einfach wild in<br />
den Wald getrieben und der Wald einfach je nach<br />
Bedarf abgeholzt.<br />
Der Forststraßenbau auf Thassos nimmt mittlerweile<br />
Ausmaße an, die in Zahlen ausgedrückt schon<br />
beinahe unglaublich klingen. So gibt es im Land<br />
Salzburg 600km Forststraßen, auf Thassos 424km.<br />
Das heißt, die Gesamtlänge der Forststraßen<br />
unterscheidet sich nicht sehr, allerdings hat Thassos<br />
nur 5,3% der Fläche des Landes Salzburg.<br />
Gesamt nehmen die Wege nun eine Fläche von 380<br />
Hektar ein, was in etwa 1% der Fläche der gesamten<br />
Insel darstellt.<br />
R. Schorn/ G. Zwingenberger Seite:9/11
VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
Durch die schlechte Entwässerung und das blinde Anlegen dieser Straßen, stellen sie<br />
gerade für die beiden Regenarten auf der Insel (Starkregen, Gewitterregen) leicht<br />
erodierbares Material dar.<br />
Somit stellt Thassos ein Beispiel dar, wie traditionelle <strong>Landnutzung</strong>, denn Viehzucht und<br />
Marmorabbau gab es auch schon in der Antike auf dieser Insel, ein Land zerstören kann.<br />
Das Land wird sich erst wieder erholen können, wenn es gelungen ist, die Menschen die<br />
in dieser Region leben und die Besitzer der großen Viehherden und Marmorbrüche (die<br />
allerdings oft vom Festland kommen und gar nicht auf Thassos leben und somit auch mit<br />
den Problemen nicht direkt konfrontiert sind) zum Umdenken zu bewegen.<br />
R. Schorn/ G. Zwingenberger Seite:10/11
3 Literaturverzeichnis:<br />
VU Nutzung und Probleme der physischen Umwelt SS 2002<br />
Brandt, C. Jane: Mediterranean desertification and land use / ed. By C. Jane Brandt and John<br />
B. Thornes. – Chichester [u.a.]: Wiley, 1996.<br />
Wagner, H : Mittelmeerraum ; - Darmstadt : Wiss. Buchges. , 2001.<br />
Weingartner, H. : Die Insel Thasos : eine physisch-geographische Synthese / Herbert<br />
Weingartner . - Salzburg : Selbstverl. d. Inst. für Geographie d. Univ. Salzburg , 1994 .<br />
O'Callaghan, J. R. [Hrsg.] : Land use : the interaction of economics, ecology and hydrology /<br />
[ed. by] J. R. O'Callaghan . - 1. ed. . - London [u.a.] : Chapman & Hall , 1996 .<br />
Zöbl, D.: Die Transhumanz (Wanderschafhaltung) der europäischen Mittelmeerländer im<br />
Mittelalter in historischer, geographischer und volkskundlicher Sicht / Dorothea Zöbl . -<br />
Berlin : Inst. für Geographie d. Techn. Univ. , 1982 .<br />
R. Schorn/ G. Zwingenberger Seite:11/11