"Gesundheit und Krankenhaus". - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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Strukturelle<br />
Darstellung<br />
dienste« oder »Tourendienste« (»Wechselschichtdienste«) führen längerfristig ge-<br />
sehen zu Störungen der privaten <strong>und</strong> beruflichen Bezüge. Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />
müssen ständig auf den Arbeitsrhythmus Rücksicht nehmen, <strong>und</strong> innerhalb des<br />
beruflichen Kontextes muß mit verschiedenen Gruppen von MitarbeiterInnen zu<br />
verschiedenen Zeiten zusammengearbeitet werden (Pelikan et al., 1994). Nacht-<br />
dienste bewirken Störungen des menschlichen 24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus (circadianer<br />
Rhythmus) mit Überbeanspruchung des Nervensystems. Bei einem raschen Wech-<br />
sel zwischen Tag- <strong>und</strong> Nachtdiensten, wie es bei Radldiensten der Fall ist, verschärft<br />
sich die Problematik.<br />
Obwohl es sich hier um ein zentrales Problem in der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung des<br />
Personals handelt, war bisher nur in Ansätzen eine partizipative Arbeit an Lösungs-<br />
möglichkeiten zu beobachten. Zum einen dürften der bürokratische Aufwand, der<br />
notwendig ist, um ein seit vielen Jahren erstarrtes System umzustellen (Bericht der<br />
Internationalen Expertenkommission, 1989) sowie der Bedarf an Information, Flexi-<br />
bilität <strong>und</strong> Weiterbildung sehr groß sein. Zum anderen fehlen vielerorts die nötigen<br />
Rahmenbedingungen, um das Pflegepersonal davon zu überzeugen, ges<strong>und</strong>heits-<br />
förderliche Arbeits- <strong>und</strong> Dienstzeiten anzustreben. So sind insbesondere ökonomi-<br />
sche Gründe (hohe Überst<strong>und</strong>enpauschale, niedriger Gr<strong>und</strong>lohn) <strong>und</strong> der Mangel an<br />
Pflegepersonal da<strong>für</strong> verantwortlich, daß es <strong>für</strong> die Pflegepersonen wenig attraktiv<br />
ist, von dem vorherrschenden »Radldienst« (oder »Tourendienst«) mit 12-St<strong>und</strong>en-<br />
Tag <strong>und</strong> Wochenarbeitszeiten bis zu 60 St<strong>und</strong>en abzugehen.<br />
Dennoch sind es nicht nur objektiv ungünstige Rahmenbedingungen, sondern auch<br />
eine bisher meist sehr unglückliche »Aufklärungsarbeit« (Verordnung von neuen<br />
»personalfre<strong>und</strong>lichen« Dienstzeiten durch vorgesetzte Dienststellen), die eine<br />
sachliche Diskussion zu diesem Problembereich kaum zuließen. In diesem Zusam-<br />
menhang muß auch auf eine zu Beginn des Projekts sehr unbefriedigende gesetz-<br />
liche Situation in den Sonderbestimmungen <strong>für</strong> Arbeitnehmer in Krankenanstalten<br />
im Arbeitszeitgesetz, insbesondere die Differenzierung der Arbeitszeitvorschriften<br />
nach Rechtsträgern, hingewiesen werden (Bericht der österreichischen B<strong>und</strong>esre-<br />
gierung zur Reform des österreichischen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>swesens, Österreichische<br />
Krankenpflegezeitschrift, Sondernummer 1990, S. 7).<br />
- Exkurs: Entlohnung<br />
Ein Problem, das eng mit der Arbeitszeitregelung im Pflegebereich verb<strong>und</strong>en ist,<br />
stellt die Entlohnung dar. Diese hat aber auch Auswirkungen auf andere Teilprojekte<br />
(z.B. »Praxisanleitung«), weshalb hier in Form eines Exkurses auf diese Frage<br />
eingegangen wird.<br />
Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, wurden die Gehaltsschemata des<br />
Pflegepersonals in den meisten B<strong>und</strong>esländern überarbeitet. Unmittelbar nach der<br />
Ausbildung ist das Gehalt - verglichen mit Ausbildungen gleicher Dauer - relativ