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"Gesundheit und Krankenhaus". - Ludwig Boltzmann Institut für ...

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<strong>Ludwig</strong> <strong>Boltzmann</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Medizin- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>ssoziologie<br />

ges<strong>und</strong>es<br />

krankenhaus /14<br />

WHO-Modellprojekt<br />

„<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus“<br />

Subprojekt 3<br />

„Stationsorganisation“<br />

Endbericht 1989-1994<br />

Dezember 1995


WHO-Modellprojekt<br />

„<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus“<br />

Endbericht des Subprojektes 3:<br />

„Stationsorganisation“<br />

ges<strong>und</strong>es<br />

krankenhaus /14<br />

Im Auftrag der Kollegialen Führung der<br />

Krankenanstalt der Stadt Wien Rudolfstiftung<br />

Dezember 1995


14


6<br />

I


Inhalt<br />

Seite:<br />

Zusammenfassung 9<br />

1. Ausgangssituation 11<br />

1.1. Allgemeine Ausgangsproblematik 11<br />

1.2. Prinzipielle Möglichkeiten der Bearbeitung der Problematik 12<br />

1.2.1. Gemeinsamkeiten von systemischer Organisations-<br />

entwicklung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung 14<br />

1.3. Ausgangsbedingungen auf der Modellstation 16<br />

1.4. Ziele des Modells 18<br />

1.5. Evaluation 18<br />

2. Beschreibung des Projektprozesses 19<br />

2.1. Überblick über den Projektprozeß 19<br />

2.2. Der Projektverlauf 20<br />

2.3. Die Arbeit des Beraterteams 22<br />

2.3.1. Welche Projektmanagementstruktur wurde aufgebaut? 22<br />

2.3.2. Was waren die wesentlichen Interventionen der Beratung? 23<br />

3. Strukturelle Darstellung des Projekts 23<br />

3.1. Funktionelle <strong>und</strong> räumliche Neuordnung 23<br />

3.1.1. Allgemeine Ausgangsproblematik der funktional-räumlichen<br />

Situation von Krankenhausstationen 23<br />

3.1.2. Spezifische Situation der Räumlichkeiten auf der Modellstation 24<br />

3.1.3. Ziele 28<br />

3.1.4. Maßnahmen zur räumlichen Situation 29<br />

3.1.5. Ergebnisse 34<br />

3.2. Interprofessionelle Zusammenarbeit 34<br />

3.2.1. Teilprojekt »Stationssekretariat« 36<br />

3.2.2. Teilprojekt »EDV in der Stationsorganisation« 53<br />

3.2.3. Teilprojekt »Besprechungskultur« 54<br />

3.3. Pflegeorganisation 57<br />

3.3.1. Allgemeine Ausgangsbedingungen auf der Modellstation im<br />

Pflegebereich 57<br />

3.3.2. Teilprojekt »PatientInnenorientierte Gruppenpflege« 57<br />

3.3.3. Teilprojekt »Pflegeplanung/Pflegeprozeß« 69<br />

3.3.4. »Kompetenzabgrenzungen in der Stationsarbeit« 73<br />

3.3.5. Teilprojekt »Arbeitszeitregelung des Pflegepersonals« 77<br />

3.3.6. Teilprojekt »Praxisanleitung« 83<br />

3.4. Weiterentwicklung der Organisation des ärztlichen Dienstes 85<br />

7<br />

Inhalt


8<br />

Inhalt<br />

3.4.1. Teilprojekt »Neue Arbeitsorganisation <strong>für</strong> Sek<strong>und</strong>arärzte« 85<br />

3.4.2. Teilprojekt »Weiterentwicklung der ärztlichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung« 88<br />

3.5. Teilprojekt »Heilgymnastische Betreuung« 90<br />

3.5.1. Spezifische Ausgangsbedingungen auf der Modellstation 90<br />

3.5.2. Ziele 91<br />

3.5.3. Maßnahmen 91<br />

3.5.4. Ergebnisse 91<br />

3.5.5. Zusammenfassende Einschätzung <strong>und</strong> Transferempfehlungen 91<br />

4. Zusammenfassende Einschätzung der Erfolge <strong>und</strong><br />

Schwierigkeiten des gesamten Projekts aus der Sicht der<br />

Beratung <strong>und</strong> der wissenschaftlichen Begleitung 92<br />

5. Anhang 93<br />

5.1. Literatur 93<br />

5.2. Dokumentationen, Working Papers <strong>und</strong> Modelldokumente 96<br />

5.3. Stab der ProjektmitarbeiterInnen 99<br />

5.4. Beilagen 101


Zusammenfassung<br />

Die Station ist die zentrale Funktionseinheit der stationären Versorgung, in der ein<br />

Großteil des Personals überwiegend seine Arbeit verrichtet <strong>und</strong> in der PatientInnen<br />

den Hauptteil ihrer Zeit im Krankenhaus verbringen. Verbesserungen auf den<br />

Bettenstationen haben also große Auswirkungen auf die Lebensqualität des einzel-<br />

nen Menschen im Krankenhaus <strong>und</strong> auf den Gesamtbetrieb des Krankenhauses. Im<br />

Sinne der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung soll die Station daher eine ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Lebenswelt <strong>für</strong> Personal, PatientInnen <strong>und</strong> BesucherInnen darstellen.<br />

Im Rahmen des WHO-Modellprojektes »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus« wurde auf<br />

der Neurologischen Station der Rudolfstiftung eine modellhafte Reorganisation<br />

einer Station <strong>und</strong> deren Evaluation durchgeführt. Eine da<strong>für</strong> gegründete Projekt-<br />

gruppe erarbeitete ein Paket von Maßnahmen <strong>und</strong> Teilprojekten. Die Gr<strong>und</strong>ziele der<br />

Organisationsentwicklung auf der Neurologischen Station waren folgende:<br />

1) Verbesserung der räumlichen <strong>und</strong> technischen Ausstattung<br />

2) Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit:<br />

- Verbesserung der Besprechungskultur zwischen den Berufsgruppen<br />

- Einführung eines Stationssekretariats<br />

- Einführung von EDV in die Stationsadministration<br />

3) Weiterentwicklung der Pflegeorganisation<br />

- Einführung von Gruppenpflege<br />

- Einführung des patientenorientierten Pflegeprozeßmodells<br />

- Klärung von Kompetenzabgrenzung<br />

- Einführung von neuen Diensteinteilungen <strong>und</strong> Arbeitszeitregelungen<br />

- Einführung von Praxisanleitung<br />

4) Weiterentwicklung der Organisation des ärztlichen Dienstes<br />

- Neue Arbeitsorganisation <strong>für</strong> Sek<strong>und</strong>arärztInnen<br />

- Weiterentwicklung der ärztlichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />

5) Intensivierung der heilgymnastischen Betreuung<br />

Ein Großteil der Ziele konnte sehr erfolgreich <strong>und</strong> zufriedenstellend erreicht werden.<br />

ad 1) Verbesserung der räumlichen <strong>und</strong> technischen Ausstattung:<br />

Der Unterbringungsstandard <strong>für</strong> die PatientInnen konnte wesentlich gehoben wer-<br />

den, insbesondere in Hinblick auf Privatheit, behindertengerechte Ausstattung <strong>und</strong><br />

Hebung des sanitären Standards. Es konnten optimale Räume <strong>für</strong> wesentliche bzw.<br />

neue Funktionen des Stationsbetriebes geschaffen werden. Die Personalwege im<br />

Alltagsbetrieb konnten <strong>für</strong> das Pflegepersonal verkürzt werden. Die Technischen<br />

Informationseinrichtungen wurden auf den neuesten Stand gebracht.<br />

9<br />

Zusammenfassung


10<br />

Zusammenfassung<br />

ad 2) Verbesserung der interprofessionalen Zusammenarbeit:<br />

Die Einführung neuer interprofessioneller Morgenbesprechungen <strong>und</strong> Stations-<br />

besprechungen verbesserte die Koordination der Stationsarbeit <strong>und</strong> die Kooperation<br />

zwischen den Berufsgruppen.<br />

Das Stationssekretariat führte zu einer Intensivierung der pflegerischen <strong>und</strong> ärztli-<br />

chen Versorgung der PatientInnen, erhöhte die Arbeitszufriedenheit der MitarbeiterIn-<br />

nen, reduzierte den Alltagsstreß bei der Arbeit, steigerte die Effizienz der Arbeitsab-<br />

läufe der Station <strong>und</strong> erleichterte <strong>und</strong> verbesserte die Anfertigung schriftlicher<br />

Produkte. Aufgr<strong>und</strong> der Kürzung der Projektressourcen kam es im September 1993<br />

zur Auflösung des Stationssekretariats. Das führte neben einer Demotivierung des<br />

Stationsteams zu einer höheren Belastung des Pflegepersonals, zur Verschlechte-<br />

rung der internen Koordination der Stationsarbeit <strong>und</strong> der schriftlichen Produkte der<br />

Station (Krankengeschichten, etc.).<br />

Die geplante Einführung von EDV konnte aufgr<strong>und</strong> der längerfristigen Investitions-<br />

pläne der Magistratsdirektion »Automatische Datenverarbeitung« nicht durchge-<br />

führt werden.<br />

ad 3) Weiterentwicklung der Pflegeorganisation:<br />

Die Einführung der Gruppenpflege war ein großer Erfolg. Sie führte einerseits zu<br />

einer größeren Arbeitszufriedenheit beim Pflegepersonal, andererseits wird diese<br />

patientInnenorientierte Pflege von den PatientInnen sehr positiv bewertet.<br />

Eine klare Bestimmung der jeweiligen Kompetenzen unter Berücksichtigung der<br />

spezifischen Anforderungen <strong>und</strong> personellen Ressourcen der Station wurde erar-<br />

beitet <strong>und</strong> etabliert, sodaß bei einer Entlastung des diplomierten Personals eine<br />

Hebung der Pflegequalität <strong>für</strong> die PatientInnen erreicht werden konnte.<br />

Im Verlauf des Subprojektes konnten alle diplomierten Schwestern ihre durch-<br />

schnittliche Wochenarbeitszeit verringern, <strong>und</strong> damit wurde nicht nur den Empfeh-<br />

lungen der Gemeinde Wien entsprochen, sondern auch ein Schritt in Richtung<br />

ges<strong>und</strong>heitsfördernder Arbeitszeiten gemacht.<br />

Nach <strong>und</strong> neben der Etablierung einer hohen Pflegequalität auf der Station durch<br />

Einführung von Gruppenpflege wurde die Weiterentwicklung der praktischen pflege-<br />

rischen Ausbildung auf der Station vorangetrieben.<br />

ad 4) Weiterentwicklung der Organisation des ärztlichen Dienstes:<br />

Es ist gelungen, die Präsenz des ärztlichen Dienstes zu erhöhen <strong>und</strong> damit eine<br />

Qualitätsverbesserung in der PatientInnenbehandlung zu erzielen.<br />

Die Verbesserung der ärztlichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung konnte nicht im gewünschten<br />

Ausmaß erreicht werden, da trotz eines ausreichend formulierten Ausbildungs-<br />

konzeptes in den ersten Jahren die personellen Ressourcen <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

fehlten. Erst nach Aufstockung des ärztlichen Personalstandes konnten im letzten<br />

Projektjahr neue Impulse gesetzt werden.


ad 5) Intensivierung der heilgymnastischen Betreuung:<br />

Durch die Schaffung <strong>und</strong> Besetzung zweier zusätzlicher Halbtagsstellen <strong>für</strong> Heil-<br />

gymnastinnen gelang es, ein <strong>für</strong> die PatientInnen zufriedenstellendes Betreuungsan-<br />

gebot zu schaffen. So ist jetzt auch während des Urlaubs der ganztags angestellten<br />

Heilgymnastin sowie samstags eine heilgymnastische Versorgung der PatientInnen<br />

gegeben.<br />

1. Ausgangssituation<br />

1.1. Allgemeine Ausgangsproblematik<br />

Die bettenführende Station ist die zentrale Funktionseinheit des Krankenhauses, in<br />

der ein Großteil des Personals seine Arbeit verrichtet <strong>und</strong> in der PatientInnen den<br />

überwiegenden Teil ihrer Zeit im Krankenhaus verbringen.<br />

Die meisten PatientInnen auf einer Station befinden sich in einer kritischen ges<strong>und</strong>-<br />

heitlichen Lebenssituation. Sie müssen aus medizinischen, pflegerischen oder<br />

sozialen Gründen oder auch aus Mangel an alternativen Versorgungsstrukturen<br />

sowohl tagsüber als auch nachts im Krankenhaus versorgt werden. Krankenhaus-<br />

stationen müssen daher über 24 St<strong>und</strong>en am Tag, zumeist 7 Tage in der Woche <strong>und</strong><br />

zumeist 52 Wochen im Jahr einen Dauerbetrieb gewährleisten. Im Unterschied zu<br />

Arztpraxen oder auch Ambulanzen können auf bettenführenden Stationen Dienst-<br />

leistungen nur begrenzt sequentiell erbracht werden; tendentiell muß <strong>für</strong> mehrere<br />

PatientInnen gleichzeitig eine Versorgung sichergestellt werden. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

stationären Aufnahme muß <strong>für</strong> einen gewissen Zeitraum ein Großteil der aktuellen<br />

Lebensbedürfnisse der PatientInnen durch Angebote des Krankenhauses erfüllt<br />

werden. Im Vergleich zu anderen Organisationen, die zumeist nur spezifische<br />

Bedürfnisausschnitte ihrer K<strong>und</strong>en durch Produkte oder Dienstleistungen versor-<br />

gen, muß die Krankenhausstation alltägliche haushalts- bzw. hotelmäßige, krankheits-<br />

bedingte medizinische <strong>und</strong> pflegerische Diebstleistungen sowie psychosoziale<br />

Unterstützung bei der Bewältigung existentieller Krisen bereitstellen. Aus diesen<br />

Gründen können Krankenhausstationen als »totale <strong>Institut</strong>ion« im Sinne von Erving<br />

Goffmann (1973) beschrieben werden.<br />

Die hochkomplexe Aufgabenstellung einer bettenführenden Krankenhausstation<br />

kann naturgemäß nicht durch einzelne Personen bewältigt werden. Sie erfordert<br />

sachliche (Interprofessionalität), zeitliche (Schichtdienst) <strong>und</strong> soziale (z.B. Hierarchie-<br />

stufen) Arbeitsteilung durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher, zum Teil hoch-<br />

spezialisierter Berufsgruppen auf der Station sowie die Kooperation mit krankenhaus-<br />

internen <strong>und</strong> -externen, zum Teil hoch technisierten Leistungserbringern (Labor,<br />

Röntgen, Apotheke, OP-Bereich, Küche etc.). Durch die Notwendigkeit stark ar-<br />

beitsteiliger Strukturen zur Gewährleistung einer umfassenden Versorgung der<br />

PatientInnen entstehen vielfältige Schnittstellen, die gemanagt werden müssen.<br />

11<br />

Ausgangssituation


12<br />

Ausgangssituation<br />

Interprofessionelle, interhierarchische <strong>und</strong> intertemporale Kooperationsprobleme<br />

<strong>und</strong> solche zwischen verschiedenen Einheiten sind unvermeidbar <strong>und</strong> müssen<br />

gelöst werden.<br />

Ebenfalls vom Personal gemanagt werden muß das Dilemma, daß PatientInnen<br />

zugleich »Werkstück« <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en persönlicher Dienstleistungen sind. Daraus<br />

ergibt sich auch der Widerspruch zwischen routinemäßiger standardisierter Berufs-<br />

arbeit <strong>und</strong> der kompensatorischen Bedürfnisbefriedigung von individuell <strong>und</strong> exi-<br />

stentiell betroffenen PatientInnen, das Aufeinandertreffen von Experten- <strong>und</strong> Laien-<br />

kulturen sowie das gleichzeitige Management von »high-tech« <strong>und</strong> »high-touch«<br />

(Badura 1993).<br />

Da medizinisches <strong>und</strong> pflegerisches Personal nicht ohne PatientInnenkontakte<br />

ausgebildet werden kann <strong>und</strong> klinische Forschung ebenfalls auf PatientInnen<br />

zurückgreifen muß, ist auf vielen Stationen die PatientInnenbetreuung mit Funktio-<br />

nen <strong>und</strong> Aufgaben der Ausbildung <strong>und</strong> Forschung zu verbinden. Daher sind<br />

zusätzliche Widersprüche zwischen Versorgungs-, Forschungs- <strong>und</strong> Ausbildungs-<br />

logiken <strong>und</strong> -anforderungen zu bewältigen.<br />

Insgesamt ergeben sich aus der vielfältigen Aufgabenstellung <strong>und</strong> der hoch-<br />

arbeitsteiligen Strukturierung der Stationsarbeit besondere Anforderungen an die<br />

Integration von unterschiedlichen Aufgaben, Berufsgruppen <strong>und</strong> Personen sowie<br />

das Management von verschiedenartigen Differenzen <strong>und</strong> System-Umwelt Gren-<br />

zen. Gefragt sind also Organisationsstrukturen <strong>und</strong> -kulturen, die eine hohe Lei-<br />

stungsfähigkeit an Logistik <strong>und</strong> Reflexion, Aushandlungsprozessen <strong>und</strong> Konflikt-<br />

management im Sinne einer reflektierten Selbstorganisation <strong>und</strong> -steuerung der<br />

Station ermöglichen.<br />

1.2. Prinzipielle Möglichkeiten der Bearbeitung der Problematik<br />

Für den besseren Umgang mit diesen Problemen gibt es eine Reihe von Lösungs-<br />

strategien, die einzeln oder in Kombination in unterschiedlichen Reformvorhaben<br />

bereits angewandt <strong>und</strong> erprobt wurden. Zum Beispiel:<br />

- Ausbildung <strong>und</strong> Personalentwicklung<br />

- Supervision<br />

- Fachberatung<br />

- Neuplanung von »oben« oder »außen«<br />

- Qualitätszirkel <strong>und</strong> andere Qualitätsmaßnahmen<br />

- Mitbestimmung <strong>und</strong> Humanisierung durch Stärkung der PatientInnenrechte<br />

Bei dem Subprojekt »Stationsorganisation« hat man sich aus folgenden Gründen <strong>für</strong><br />

einen systemischen Organisationsentwicklungsansatz unter Verwendung von Me-<br />

thoden des Projektmanagements entschieden:


- Organisationen sind nur von innen zu entwickeln.<br />

Die Systemtheorie <strong>und</strong> Praxis der Organisationsberatung haben in den letzten<br />

Jahren viel Erfahrung in der Veränderung von Organisationen angesammelt, die<br />

deutlich macht, daß komplexe Systeme, wie es Organisationen <strong>und</strong> insbesondere<br />

auch Krankenhäuser sind, von außen nicht veränderbar, bestenfalls irritierbar sind.<br />

D.h. Organisationen können sich nur unter der aktiven Beteiligung ihrer Mitglieder<br />

verändern. Reine Planungsphilosophie führt zu keinen oder ungeplanten Verände-<br />

rungen.<br />

- Organisationen sind mehr als die Personen, aus denen sie bestehen.<br />

Durch die Entwicklung der Personen in einer Organisation allein ist nicht unbedingt<br />

eine Entwicklung der Organisationen garantiert. Organisationen »lernen« anders als<br />

einzelne Personen. Organisation lernen, indem sie Strukturen <strong>und</strong> Kommunikatio-<br />

nen ausbilden, die ihnen erlauben neue Aufgaben zu bewältigen.<br />

D.h. ausschließliche Fortbildung des Personals kann zu sehr unerwünschten<br />

Effekten führen, wenn nicht gleichzeitig die Organisation selbst entsprechende<br />

Strukturen ausbildet. So kann etwa die Ausbildung einer Person im Pflegeteam zur<br />

Praxisanleiterin dazu führen, daß ohne entsprechende Etablierung dieser neuen<br />

Rolle im Team diese nun besser qualifizierte Person die Funktion nicht ausfüllen<br />

kann <strong>und</strong> die Station verläßt.<br />

- Komplexe Organisationen entwickeln sich unvorhersehbar <strong>und</strong> nicht linear.<br />

Veränderungen oder Interventionen in einzelnen Teilen einer Organisation führen zu<br />

Entwicklungen in der gesamten Organisation, die nicht unbedingt vorhersehbar sind<br />

bzw. linear kausal verstanden werden können. D.h. eine einmalige Planung zu<br />

Beginn kann die Entwicklungen einer Organisation nicht vorhersehen <strong>und</strong> steuern.<br />

Daraus entsteht die Notwendigkeit, einen Prozeß der Organisationsentwicklung<br />

einzuleiten, der Möglichkeiten der laufenden Steuerung des Veränderungsprozesses<br />

beinhaltet.<br />

- Das Wissen über die Aufgaben der Organisation reicht nicht aus, um die Entwick-<br />

lung der Organisation zu steuern.<br />

In vielen Expertenorganisationen, wie etwa Universitäten oder Krankenhäusern,<br />

entstehen Probleme, da die Fachexperten mit ihrem Fachwissen versuchen, die<br />

Organisation zu verändern. Die Veränderung von Organisationen bedarf jedoch<br />

eines speziellen Wissens <strong>und</strong> spezieller Fertigkeiten, die oft nicht in der Organisation<br />

selbst verfügbar ist.<br />

Systemische Organisationsentwicklung berücksichtigt diese Charakteristika kom-<br />

plexer Organisationen, indem sie<br />

- Partizipation aller relevanten Betroffenengruppen ermöglicht.<br />

- vom Status quo ausgehend einen offenen Veränderungsprozeß einleitet.<br />

13<br />

Ausganssituation


14<br />

Ausganssituation<br />

- Personenentwicklung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung gleichermaßen beachtet.<br />

Prinzipiell können in der Organisationsentwicklung vorab keine Ziele vorgegeben<br />

werden, die erreicht werden sollen. Man kann beschreiben, wie in einem<br />

Organisationsentwicklungs-Projekt mit Zielen umgegangen worden ist, jedoch nicht<br />

von vornherein Ziele festlegen, die erreicht werden sollen. Es gab im Subprojekt<br />

auch keine Ziele außer dem ganz abstrakten, ein Subprojekt einzurichten, um die<br />

Möglichkeit zu schaffen, Probleme der Station aufzugreifen <strong>und</strong> da<strong>für</strong> Lösungen im<br />

Sinne der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung zu finden.<br />

1.2.1. Gemeinsamkeiten von systemischer Organisationsentwicklung <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung<br />

In der Ottawa-Charta zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung (WHO, 1976) wird unter <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s-<br />

förderung ein Prozeß verstanden, in dem Individuen wie auch Gruppen durch<br />

erhöhte Selbstbestimmung über ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> zu ges<strong>und</strong>heitsförderndem Han-<br />

deln befähigt werden sollen. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderndes Handeln bedarf:<br />

- einer ges<strong>und</strong>heitsfördernden Gesamtpolitik,<br />

- ges<strong>und</strong>heitsförderlicher Lebenswelten, die sichere, befriedigende, anregende <strong>und</strong><br />

angenehme Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen garantieren,<br />

- ges<strong>und</strong>heitsbezogener Gemeinschaftsaktionen, in deren Rahmen die Menschen<br />

ihre individuellen <strong>und</strong> sozialen Ressourcen <strong>für</strong> Gemeinschaftsbelange nutzen<br />

können,<br />

- der Entwicklung persönlicher Kompetenzen im Umgang mit <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Krankheit im Sinne eines lebenslangen Lernprozesses,<br />

- einer Neuorientierung der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sdienste sowohl durch eine Stärkung der<br />

interprofessionellen Zusammenarbeit in <strong>und</strong> zwischen den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sdiensten<br />

als auch durch eine Verbesserung der Kooperation zwischen dem <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s-<br />

sektor <strong>und</strong> anderen gesellschaftlichen Kräften.<br />

Ähnlich wie die systemische Organisationsentwicklung gibt die Ottawa-Charta nur<br />

Gr<strong>und</strong>richtungen an <strong>und</strong> ist relativ offen <strong>für</strong> die Probleme des jeweils betroffenen<br />

Settings.<br />

Eine zweite Gemeinsamkeit ist, daß beide die große Bedeutung, welche der<br />

Partizipation der Betroffenen zukommt, betonen. Und schließlich wird in beiden<br />

großer Wert auf die Entwicklung der Organisationen wie auch der Individuen gelegt.<br />

Was heißt <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung in der Stationsorganisation <strong>und</strong> was kann das<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderungskonzept zur Organisationsentwicklung einer Krankenhaus-<br />

station beitragen?<br />

In der Ottawa-Charta zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung der WHO wird großer Wert auf die<br />

Organisierung der Bereiche Arbeit, Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Freizeit als ges<strong>und</strong>heits-


förderliche Lebenswelten gelegt. Im Sinne dieses <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderungsprogramms<br />

hat das Subprojekt Stationsorganisation das Ziel, die Station zu einer ges<strong>und</strong>heits-<br />

förderlichen Lebenswelt <strong>für</strong> Personal, PatientInnen <strong>und</strong> BesucherInnen zu machen.<br />

Im Bereich des Personals wird die »Lebenswelt« vor allem durch die Arbeits-<br />

bedingungen bestimmt. Diese stellen die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die persönlichen<br />

Arbeitsstile der MitarbeiterInnen dar, beeinflussen also das konkrete Handeln des<br />

Personals auf der Station. Da sich die Art <strong>und</strong> Weise des professionellen Handelns<br />

nachhaltig auf Versorgungsstruktur, Versorgungsqualität <strong>und</strong> auch die Arbeits-<br />

zufriedenheit der MitarbeiterInnen auswirkt, sollten ges<strong>und</strong>heitsförderliche Interven-<br />

tionen im Personalbereich gr<strong>und</strong>sätzlich auf beiden Ebenen ansetzen, nämlich<br />

sowohl bei den Arbeitsbedingungen als auch bei den persönlichen Arbeitsstilen bzw.<br />

Kompetenzen der MitarbeiterInnen.<br />

Als Hauptbereiche der Arbeitsbedingungen auf der Station sind zu nennen:<br />

- die räumliche Organisation <strong>und</strong> Ausstattung der Station,<br />

- die Personalausstattung <strong>und</strong> -organisation im Stationsbetrieb, soweit sie von<br />

außen durch Arbeitszeitregelungen, Diensteinteilungen, Personalzuteilungen usw.<br />

bestimmt werden,<br />

- die zeitlichen Bedingungen des Stationsbetriebes, wie sie durch Arbeitsabläufe<br />

anderer Bereiche des Krankenhausbetriebes (Ambulanzzeiten, Laborzeiten, Kü-<br />

che usw.) bestimmt werden,<br />

- aktueller Arbeitsanfall: Anzahl <strong>und</strong> Art der PatientInnen auf der Station, Ausmaß<br />

des Versorgungsbedarfs,<br />

- Anforderungen von PatientInnenseite im Sinne von individuellen <strong>und</strong> gesellschaft-<br />

lichen Bedürfnissen, die an die <strong>Institut</strong>ion Krankenhaus herangetragen werden.<br />

In einem Subprojekt Stationsorganisation muß also die Untersuchung <strong>und</strong> Entwick-<br />

lung der konkreten Arbeitsbedingungen auf der Station aus der Sicht des Personals<br />

im Zentrum stehen, ebenso wie auch eine Erhebung der Bedürfnisse des Personals.<br />

Das Auseinanderklaffen von tatsächlichen Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> erhobenen<br />

Bedürfnissen beschreibt den Rahmen, in dem Innovationen auf der Station gesetzt<br />

werden sollten. Auf dieser Basis können Möglichkeiten der konkreten Veränderung<br />

mit dem Ziel einer ges<strong>und</strong>heitsfördernden Lebenswelt <strong>für</strong> alle Beteiligten aufgezeigt<br />

werden.<br />

Der Bereich der Arbeitsstile <strong>und</strong> Kompetenzen umfaßt etwa:<br />

- gr<strong>und</strong>legende Versorgungsmodelle (z.B. Funktionspflege/Gruppenpflege),<br />

- Organisation der konkreten Arbeitsabläufe auf der Station <strong>und</strong> deren Koordination,<br />

- Kommunikationsabläufe auf der Station,<br />

- Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie Forschung auf der Station.<br />

15<br />

Ausganssituation


16<br />

Ausganssituation<br />

Zur Planung von Innovationen erscheint es auch hier sinnvoll, Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Gestaltungsmöglichkeiten im Kontrast zu den tatsächlichen Gegebenheiten auf der<br />

Station zu überprüfen. Daraus können konkrete Schritte zur Neugestaltung der<br />

Arbeitsstile abgeleitet werden.<br />

Die Arbeitsbedingungen auf der Station <strong>und</strong> die Arbeitsstile des Personals prägen<br />

ihrerseits die »Lebenswelt« oder Aufenthaltsbedingungen der PatientInnen <strong>und</strong><br />

BesucherInnen auf der Station.<br />

Die Aufenthaltsbedingungen werden von folgenden Faktoren beeinflußt:<br />

- räumliche Gegebenheiten,<br />

- Zeitabläufe <strong>und</strong> Arbeitsorganisation mit unmittelbaren Auswirkungen auf Einfluß-<br />

möglichkeiten <strong>und</strong> Handlungsspielräume der PatientInnen,<br />

- Kommunikationskultur einschließlich der emotionalen <strong>und</strong> sozialen Unterstützung,<br />

- Ernährung (Zusammenstellung, Wahlmöglichkeiten, Essenszeiten usw.).<br />

Aufenthaltsbedingungen beeinflussen die Möglichkeit, Lebensstile beibehalten oder<br />

verändern zu können bzw. auch verändern zu müssen. Die Lebensstile einzelner<br />

PatientInnen haben wiederum Auswirkungen auf die Lebensstile bzw. Aufenthalts-<br />

bedingungen anderer, beispielsweise der MitpatientInnen.<br />

Auch hier muß im Subprojekt Stationsorganisation eine Erhebung der tatsächlichen<br />

Aufenthaltsbedingungen <strong>und</strong> der Bedürfnisse der PatientInnen <strong>und</strong> BesucherInnen<br />

auf der Station Ausgangspunkt <strong>für</strong> Veränderungsschritte im Stationsalltag sein. Die<br />

Station soll also ebenso wie <strong>für</strong> das Personal auch <strong>für</strong> die PatientInnen bzw. <strong>für</strong> die<br />

BesucherInnen zu einer »ges<strong>und</strong>heitsförderlichen Lebenswelt« werden.<br />

1.3. Ausgangsbedingungen auf der Modellstation<br />

Die Neurologische Station ist die einzige Station der Neurologischen Abteilung. Sie<br />

war vor Projektbeginn mit 8 Krankenzimmern (vier 6-Bettzimmer, drei 3-Bettzimmer,<br />

ein 1-Bettzimmer) mit insgesamt 34 systemisierten Betten ausgestattet. Die hohe<br />

durchschnittliche Auslastung (1989: 97,4 %) spiegelt die damals fast durchgehende<br />

Belastung mit Not- <strong>und</strong> Gangbetten wieder. Die <strong>für</strong> die KA Rudolfstiftung etwas über-<br />

durchschnittliche Verweildauer (1989: 11,7 Tage) der PatientInnen auf der Station<br />

kam durch einen sehr hohen Anteil an LangzeitpatientInnen (z.B. Schlaganfall) <strong>und</strong><br />

einen geringen Anteil an PatientInnen mit kurzer Verweildauer (z.B. Epilepsie)<br />

zustande. Der große Anteil an LangzeitpatientInnen mit meist sehr hohem Pflege-<br />

<strong>und</strong> Rehabilitationsbedarf führte zu hohen Anforderungen an die Pflege <strong>und</strong> an die<br />

rehabilitativen Aufgaben der Station. Das ärztliche Personal umfaßte <strong>für</strong> die gesamte<br />

Abteilung (inklusive Ambulanz) fünf Oberärzte <strong>und</strong> drei Ärzte in Ausbildung. Das<br />

Pflegepersonal bestand aus zehn diplomierten Krankenschwestern <strong>und</strong> zwei stations-


leitenden Schwestern, zusätzlich waren zwei AbteilungshelferInnen <strong>und</strong> eine Heil-<br />

gymnastin der Neurologischen Station zugeordnet.<br />

Tab. 1: Gr<strong>und</strong>daten zu Beginn des Projekts:<br />

STATION 14A<br />

Systemisierte Betten 34<br />

Auslastung 97,5%<br />

PatientInnenaufnahmen/Jahr 1080<br />

Verweildauer 11,7<br />

Systemisiertes Personal: gesamt 21<br />

Ärztlicher Dienst 8<br />

Medizin.-techn. Dienst 1<br />

Pflegedienst: gesamt 12<br />

Stationsschwestern 2<br />

Diplomkrankenschwestern / AbteilungshelferInnen 10<br />

Das Beraterteam führte auf Einladung des Primarius (Chefarztes) fünf Gruppen-<br />

interviews mit den verschiedenen MitarbeiterInnengruppen der Abteilung durch.<br />

Folgende Ausgangsprobleme wurden diagnostiziert:<br />

- große Unzufriedenheit beim Personal mit den Arbeitsbedingungen insgesamt;<br />

- Konflikte zwischen den Berufsgruppen über Kompetenzen, Aufgaben <strong>und</strong> Zeitab-<br />

läufe;<br />

- hohe Personalfluktuation <strong>und</strong> Krankenstände im Pflegedienst;<br />

- Überlastung des Pflegeteams;<br />

- Pflegestandard am Rande der »Gefährlichen Pflege«;<br />

- administrative Überlastung der Stationsschwestern <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arärzte;<br />

- Unzufriedenheit mit der pflegerischen <strong>und</strong> ärztlichen Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung;<br />

- unzureichende räumliche Bedingungen;<br />

- Überbelegung mit Notbetten;<br />

- zu wenig Ärzte <strong>für</strong> den Nachtdienst;<br />

- hohes Problembewußtsein <strong>und</strong> starker Veränderungswunsch bei Schwestern <strong>und</strong><br />

ÄrztInnen nach den Vorfällen im Wiener Krankenhaus Lainz im Jahre 1989.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die MitarbeiterInnen der Station über<br />

ein detailliertes Problembewußtsein verfügten, es mangelte jedoch an Strukturen,<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen <strong>für</strong> erfolgversprechende Problemlösungen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> waren die Ausgangsinteressen der Station an der Beteili-<br />

gung an diesem Projekt folgende:<br />

- Einführung neuer Managementmethoden in die Stationsorganisation<br />

- Verbesserung der Situation des Pflegepersonals<br />

- Verbesserung der räumlichen <strong>und</strong> technischen Ausstattung<br />

- Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit<br />

- Qualitätssicherung <strong>und</strong> -verbesserung in der medizinischen <strong>und</strong> pflegerischen<br />

Versorgung<br />

- Erhalt zusätzlicher Ressourcen (Personal, Raum) <strong>für</strong> die Station.<br />

17<br />

Ausganssituation


18<br />

Ausganssituation<br />

1.4. Ziele des Modells<br />

1) Verbesserung der räumlichen <strong>und</strong> technischen Ausstattung<br />

2) Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit<br />

- Verbesserung der Besprechungskultur zwischen den Berufsgruppen<br />

- Einführung eines Stationssekretariats<br />

- Einführung von EDV in die Stationsadministration<br />

3) Weiterentwicklung der Pflegeorganisation<br />

- Einführung von Gruppenpflege<br />

- Einführung des patientenorientierten Pflegeprozeßmodells<br />

- Klärung von Kompetenzabgrenzungen<br />

- Einführung von neuen Diensteinteilungen <strong>und</strong> Arbeitszeitregelungen<br />

- Einführung von Praxisanleitung<br />

4) Weiterentwicklung der Organisation des ärztlichen Dienstes<br />

- Neue Arbeitsorganisation <strong>für</strong> Sek<strong>und</strong>arärzte<br />

- Weiterentwicklung der ärztlichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />

5) Intensivierung der heilgymnastischen Betreuung<br />

Diese Ziele korrespondieren unmittelbar wie auch mittelbar mit verschiedenen<br />

gr<strong>und</strong>legenden Zielen der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung in der Stationsorganisation.<br />

Grafik "Ziele <strong>und</strong> Teilprojekte in der Stationsorganisation"<br />

1.5. Evaluation<br />

Die Evaluation des Projektes stützte sich in erster Linie auf:<br />

- 5 ExpertInneninterviews mit 13 Personen aus allen Hierarchiestufen der ÄrztInnen<br />

<strong>und</strong> des Pflegepersonals. U.a. wurden die Interviews mit dem Primar, den<br />

OberärztInnen, der Oberschwester <strong>und</strong> der Stationsschwester geführt. Sie dienten<br />

der Vordiagnose <strong>für</strong> das Projekt <strong>und</strong> fanden in der ersten Hälfte des Jahres 1990<br />

statt.<br />

- laufende Prozeßdokumentation durch Protokolle (u.a. der Projekt-gruppensitz-<br />

ungen), Aktennotizen, Planungsdokumente, Jahresberichte, BesucherInnen-Feed-<br />

back (die BesucherInnen des Projekts wurden gebeten, ihre Eindrücke in schriftli-<br />

cher Form an das Beratungsteam rückzumelden).<br />

- Arbeits- <strong>und</strong> Tätigkeitsanalyse des Stationssekretariats.<br />

- Analyse der Dienstplangestaltung, der Krankenstände <strong>und</strong> der Personalfluktuation,<br />

- Interviews mit MitarbeiterInnen der Projektgruppe, welche zum einen während des<br />

Prozesses durchgeführt wurden; zum anderen gab es auch eine Abschlußklausur,<br />

auf der in Form eines Gruppeninterviews eine Reflexion des gesamten Projekts


durchgeführt wurde.<br />

- Interviews mit MitarbeiterInnen der Station.<br />

- PatientInnenbefragung (siehe auch Fragebogen im Anhang): Ziel der Befragung<br />

war es, zu eruieren, welchen Einfluß die Interventionen im Rahmen des Gesamt-<br />

projektes auf die Aufenthaltszufriedenheit der PatientInnen hatten; <strong>für</strong> das Subrojekt<br />

»Stationsorganisation« waren insbesondere die Fragen zu den Themen »Räum-<br />

liche Ausstattung«, »Pflegerische Betreuung«, »Informations- <strong>und</strong> Unterstützungs-<br />

angebot«, »Handlungsspielraum im Krankenhausalltag«, »Organisation des<br />

Stationsalltags« <strong>und</strong> »Atmosphäre auf der Station« von Bedeutung.<br />

- MitarbeiterInnenbefragung (siehe Anhang): Hier gab es einen eigenen Zusatz-<br />

fragebogen (siehe Anhang), der sich speziell auf das Subprojekt »Stations-<br />

organisation« bezog.<br />

Die Ergebnisse dieser Befragung stellten einen wesentlichen Faktor bei der Analyse<br />

der Ergebnisse der Teilprojekte dar.<br />

2. Beschreibung des Projektprozesses<br />

2.1. Überblick über den Projektprozeß<br />

Phase 1: Projektvorbereitung<br />

1989 Konzeptuelle Vordiagnose zu Stationsorganisation <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung<br />

03-04/90 Vorgespräche mit der Neurologischen Abteilung<br />

Phase 2: Aufbau einer Projektstruktur <strong>und</strong> Vorbereitung der Innovationsmaßnahmen<br />

06/90 Konstituierung der Projektgruppe »Stationsorganisation«<br />

06/90-07/90 Diagnose der Stationsorganisation durch die Projektgruppe, Planung der<br />

Innovationsmaßnahmen in 11 Teilprojekten <strong>und</strong> Erstellung von »Vorschlägen<br />

<strong>und</strong> Anträgen«<br />

07/90 Beschluß der Maßnahmenvorschläge der Projektgruppe durch den Gemeinsamen<br />

Projektausschuß <strong>und</strong> die Abteilungsleitung<br />

09/90 Bewilligung des Projektplanes <strong>und</strong> der beantragten Ressourcen durch den<br />

Stadtrat <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s- <strong>und</strong> Spitalswesen <strong>und</strong> die MA 17<br />

Phase 3: Modellstart - »Alles wird neu«<br />

10/90 Einstellung einer Stationssekretärin<br />

Personelle Aufstockung im Pflegebereich (5 neue diplomierte Schwestern)<br />

Erstellung <strong>und</strong> Erprobung neuer Kompetenzabgrenzungspapiers im Pflegeteam<br />

11/90 Provisorische räumliche Neuordnung<br />

Beginn der Gruppenpflege in 2 Gruppen<br />

Vorstellung <strong>und</strong> Erprobung des Pflegeprozeßmodells <strong>und</strong> der Pflegeplanung im<br />

Pflegeteam<br />

Neue provisorische Diensteinteilung (»10er-Radl«) <strong>und</strong> Verringerung der<br />

durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von ursprünglich 47 auf 43 bzw. 45<br />

St<strong>und</strong>en beim Pflegepersonal<br />

Phase 4: Verbesserung der Modelle aufgr<strong>und</strong> der ersten Erfahrungen<br />

02/91 Probeweise Einrichtung der Gruppenpflege in 3 Gruppen<br />

Erarbeitung <strong>und</strong> Erprobung erster stationsspezifischer Standardpflegepläne<br />

06/91 Beginn der flexiblen Diensteinteilung im Pflegebereich<br />

11/91 Endgültiger Umbau der Station abgeschlossen<br />

11/91 Erstellung <strong>und</strong> Erprobung eines neuen Aus- <strong>und</strong> Fortbildungskonzeptes <strong>für</strong><br />

ÄrztInnen<br />

19<br />

Projektprozeß


20<br />

Projektprozeß<br />

01/92 Beschluß zur Neuregelung der flexiblen Diensteinteilung im Pflegebereich<br />

02/92 Beteiligung am dislozierten Fortbildungskurs <strong>für</strong> Praxisanleitung<br />

Phase 5: Informations- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

12/91 Darstellung des Gruppenpflegemodells im Rahmen einer innerbetrieblichen<br />

Fortbildung<br />

01/92 Pressekonferenz mit Stadtrat Dr. Sepp Rieder<br />

92 Besuch einer Reihe internationaler Expertendelegationen zur Information über<br />

das Projekt<br />

Phase 6: Evaluation des Modells <strong>und</strong> Absicherung der Ressourcen <strong>für</strong> den Dauerbetrieb<br />

07/92 Beginn der Erstellung eines Modelldokuments »Gruppenpflege auf der Neurologischen<br />

Station«<br />

07/93 Beginn der Evaluationsstudie zur Entwicklung der Krankenstände <strong>und</strong><br />

Personalfluktuation<br />

09/93 Kürzung der Projektressourcen mit Beendigung des Stationssekretariats<br />

09/93 Veröffentlichung des Buchbeitrages »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung als Strategie <strong>für</strong><br />

Pflegereform <strong>und</strong> Stationsreorganisation - ...«<br />

Beispiele aus dem Wiener WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

04/94 Vorbereitung einer PatientInnenbefragung<br />

08/94 Beginn der Erstellung des Modelldokuments »Räumliche Neuordnung als<br />

Organisationsentwicklungsprozeß«<br />

08-09/94 Durchführung der PatientInnenbefragung<br />

09/94 Durchführung der MitarbeiterInnenbefragung<br />

10/94 Abschließende Projektgruppenklausur<br />

2.2. Der Projektverlauf<br />

Nach den Vordiagnose-Interviews mit dem Beraterteam wurde dem gemeinsamen<br />

Projektausschuß über das Interesse der Neurologischen Station <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>-<br />

probleme, die zur Bearbeitung möglich erschienen, berichtet. Von diesem Gremium<br />

wurde die Einrichtung eines Subprojektes »Stationsorganisation« beschlossen <strong>und</strong><br />

auf Vorschlag der Beratergruppe im Juni 1990 eine Projektgruppe, bestehend aus<br />

5 MitarbeiterInnen der Station (einem Oberarzt, einem Arzt in Ausbildung, der<br />

Stationsschwester, ihrer Stellvertreterin <strong>und</strong> einer diplomierten Schwester), konsti-<br />

tuiert. Mag. Nowak wurde von seiten des Beratungsteams mit der Beratung dieses<br />

Subprojektes betraut. Die Projektgruppe wurde gebeten, eine systematische Pro-<br />

blemanalyse durchzuführen <strong>und</strong> Lösungsvorschläge mit einem<br />

entsprechendem Projektplan auszuarbeiten.<br />

Die von der Projektgruppe erarbeiteten Vorschläge <strong>für</strong> Innovationsmaßnahmen in<br />

der Stationsorganisation umfaßten ein Paket von 11 Maßnahmen oder Teilprojekten.<br />

Dieses wurde vom gemeinsamen Projektausschuß, von der Abteilungsleitung <strong>und</strong><br />

schließlich vom Stadtrat <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s- <strong>und</strong> Spitalswesen im August 1990<br />

vollinhaltlich akzeptiert.<br />

Nach der Bewilligung der beantragten Ressourcen <strong>für</strong> das Subprojekt gestaltete sich<br />

die Arbeit der Projektgruppe an den 11 Teilprojekten/Maßnahmen sehr unterschied-<br />

lich. Die Prioritätensetzung erfolgte teils aus den notwendigen Vorlaufzeiten <strong>für</strong><br />

bestimmte Maßnahmen (z.B. lange Vorlaufzeit <strong>für</strong> den Umbau der Station) <strong>und</strong> teils


aus der Dringlichkeit der geplanten Maßnahmen (z.B. große Entlastung <strong>für</strong> ärztliches<br />

<strong>und</strong> pflegerisches Personal durch das Stationssekretariat). Gleichzeitig konnten<br />

gewisse Maßnahmen (z.B. Weiterentwicklung der Ausbildungssituation) erst in<br />

Angriff genommen werden, nachdem andere strukturelle Verbesserungen in der<br />

Stationsorganisation durchgeführt worden waren. Durch diese Faktoren ergaben<br />

sich die Arbeitsschwerpunkte der Projektgruppe in den ersten 3 Monaten 1990 der<br />

Modellimplementation:<br />

- funktionelle räumliche Neuordnung<br />

- Einrichtung eines Stationssekretariats<br />

- Einführung klarer Kompetenzabgrenzungen im Team<br />

- Einführung der Gruppenpflege<br />

- Einführung des Pflegeprozeßmodells<br />

- Neugestaltung der ärztlichen Arbeitsorganisation.<br />

1991 setzte die Projektgruppe ihre Arbeitsprioritäten in folgenden Teilprojekten bzw.<br />

führte diese in der bewährten Weise fort:<br />

- letzte Vorbereitungen <strong>und</strong> Durchführung des Umbaus der Station - funktionelle<br />

räumliche Neuordnung<br />

- Weiterführung <strong>und</strong> erste Auswertung des Stationssekretariats<br />

- Weiterführung <strong>und</strong> erste Auswertung der Gruppenpflege<br />

- schrittweise Einführung des Pflegeprozeßmodells<br />

- Neuregelung der Arbeitszeit des diplomierten Pflegepersonals<br />

- Weiterführung der erhöhten ärztlichen Präsenz auf der Station<br />

- Etablierung der weiterentwickelten Besprechungskultur<br />

- Fortführung <strong>und</strong> Intensivierung der kontinuierlichen heilgymnastischen Betreuung<br />

- Erarbeitung <strong>und</strong> erste Umsetzungsschritte einer verbesserten ärztlichen Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

- Vorbereitung von Praxisanleitung.<br />

In der zweiten Jahreshälfte 1991 wurden neben den 32 Projektgruppensitzungen<br />

Gruppendiskussionen mit den ÄrztInnen bzw. Schwestern der Station durchgeführt<br />

<strong>und</strong> 3 internationale Spitals-Delegationen im Rahmen des International Network of<br />

Health Promoting Hospitals auf der Station empfangen <strong>und</strong> von der Projektgruppe<br />

über den Fortgang des Subprojektes informiert.<br />

Ein besonderes Ereignis stellte die öffentliche Präsentation des Subprojekts »Stations-<br />

organisation« am 16.1.1992 <strong>und</strong> die anschließende Pressekonferenz mit Stadtrat<br />

Dr. Sepp Rieder dar. Anlaß dazu waren der erfolgreiche Umbau <strong>und</strong> die umfassende<br />

funktionelle <strong>und</strong> räumliche Neuordnung der Modellstation 14A. Verbesserungen des<br />

Unterbringungsstandards <strong>für</strong> PatientInnen, Neuschaffung optimaler funktioneller<br />

Räume, Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Personals durch ergonomische<br />

Maßnahmen, Modernisierung der technischen Informations-einrichtungen <strong>und</strong> eine<br />

allgemein funktional ausgerichtete Neuordnung der Station konnten der Öffentlichkeit<br />

als wichtigste Ergebnisse vorgestellt werden.<br />

21<br />

Projektprozeß


22<br />

Projektprozeß<br />

Wie sich in der Folge zeigte, entwickelte sich die Neurologische Station zu einer<br />

»Vorzeigestation« der Gemeinde Wien. Eine Reihe von internationalen Gästen<br />

besuchte die Station <strong>und</strong> bestätigte die Vorbildhaftigkeit der geleisteten Projektarbeit.<br />

Die Auswertungsarbeiten konzentrierten sich insbesondere auf die Dokumentation<br />

<strong>und</strong> Evaluation der Weiterentwicklungen im Pflegedienst <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />

auf die Krankenstände <strong>und</strong> die Fluktuation im Pflegedienst. Weiters wurde auch an<br />

der Auswertung des Stationssekretariats weitergearbeitet.<br />

Für die Erreichung der dauerhaften Verankerung der erfolgreichen Modelle wurden<br />

eine Reihe von Recherchen <strong>und</strong> Verhandlungsunterlagen erstellt, die insbesondere<br />

die positive Entscheidung <strong>für</strong> eine Verankerung der zusätzlichen Personalstellen<br />

erleichtern sollten. Dies ist nur eingeschränkt gelungen. Der nicht verlängerte<br />

Posten der Stationssekretärin konnte trotz intensiver Verhandlungen innerhalb der<br />

Station <strong>und</strong> mit der Direktion des Hauses nicht aus den vorhandenen Ressourcen<br />

der KA Rudolfstiftung ersetzt werden. Dies führte zu Restrukturierungen auf der<br />

Station, die in Teilbereichen die Stationsorganisation auf den Stand vor dem Projekt<br />

zurückführten.<br />

2.3. Die Arbeit des Beraterteams<br />

2.3.1. Welche Projektmanagementstruktur wurde aufgebaut?<br />

In der Zusammensetzung der Projektgruppe wurde von seiten der Beratung beson-<br />

ders darauf geachtet, daß die beiden wichtigsten Berufsgruppen ausgewogen<br />

vertreten waren (Interprofessionalität), daß alle Hierarchiestufen in die Projekt-<br />

struktur eingeb<strong>und</strong>en waren <strong>und</strong> daß die Projektgruppenmitglieder von den Vorge-<br />

setzten wie auch von den MitarbeiterInnen der Station akzeptiert wurden.<br />

Der Projektgruppe gehörten schließlich ein Oberarzt, ein Arzt in Facharztausbil-<br />

dung, die beiden stationsleitenden Schwestern <strong>und</strong> eine einfache »Tourenschwester«<br />

an. Die Abteilungsleitenden (Primarius <strong>und</strong> Oberschwester) waren selbst nicht<br />

Mitglieder der Projektgruppe, sondern haben als spezielle Auftraggeber eine konti-<br />

nuierliche Begleitung der Projektgruppe übernommen.<br />

Der Oberarzt <strong>und</strong> die Stationsschwester übernahmen die Projektkoordination <strong>und</strong><br />

sorgten <strong>für</strong> eine regelmäßige Kommunikation des Projektprozesses mit den Auftrag-<br />

gebern <strong>und</strong> damit <strong>für</strong> eine Koordination des Projektes mit der Linienstruktur. Weiters<br />

informierten sie regelmäßig die anderen MitarbeiterInnen der Station.<br />

Eine wesentliche Hürde war zu Beginn, die ÄrztInnen davon zu überzeugen, daß das<br />

bis dahin gängige Rotationsprinzip der leitenden Stationsärzte (ein Oberarzt ist<br />

immer nur drei Monate stationsleitend, dann wechselt er in die Ambulanz) <strong>für</strong> eine<br />

sinnvolle <strong>und</strong> kontinuierliche Projektarbeit durchbrochen werden mußte. Der Prima-<br />

rius gab schließlich seine Zustimmung <strong>und</strong> beauftragte den in der Projektgruppe<br />

aktiven Oberarzt <strong>für</strong> die Dauer des Projektes mit der Leitung der Station.


2.3.2. Was waren die wesentlichen Interventionen der Beratung?<br />

Die Tätigkeit des Beraters bestand zunächst in der Erstellung einer Vordiagnose der<br />

Stationsprobleme auf der Basis von ExpertInnengesprächen. Nach der Konstituie-<br />

rung der Projektgruppe unterstützte er diese bei der Entwicklung von Kommunikat-<br />

ions- <strong>und</strong> Arbeitsfähigkeit in Klausuren <strong>und</strong> regelmäßigen Projektgruppensitzungen,<br />

bei der strategischen Planung, bei der Erarbeitung von Vorschlägen, bei der<br />

Erstellung von Berichten <strong>und</strong> bei Präsentationen. Er unterstützte weiters die Kom-<br />

munikation der Projektgruppe mit Entscheidungsträgern in der Linie, mit unter-<br />

schiedlichen Einrichtungen des Spitalserhalters (externe Umwelt des Projekts) <strong>und</strong><br />

bei weiteren Außenkontakten. Über weite Strecken übernahm er die Prozeß-<br />

dokumentation <strong>und</strong> plante gemeinsam mit der Projektgruppe <strong>und</strong> dem Koordinator<br />

<strong>für</strong> Evaluation die Projektevaluation.<br />

Abgeschlossen wurde die Arbeit der Projektgruppe mit einer eintägigen Klausur zur<br />

Projektreflexion des vierjährigen Projektprozesses. Im Anschluß daran wurden die<br />

Ergebnisse dieser Reflexion <strong>und</strong> deren Konsequenzen <strong>für</strong> die Weiterführung des<br />

Alltagsbetriebs mit der Abteilungsleitung <strong>und</strong> der Direktion abschließend diskutiert<br />

<strong>und</strong> ausgewertet.<br />

3. Strukturelle Darstellung des Projekts<br />

3.1. Funktionelle <strong>und</strong> räumliche Neuordnung<br />

3.1.1. Allgemeine Ausgangsproblematik der funktional-räumlichen Situation von<br />

Krankenhausstationen<br />

Der Raum ist eine sehr wichtige Ressource im Krankenhaus. Er kann sowohl das<br />

Wohlbefinden, als im Zusammenhang damit auch den Ges<strong>und</strong>werdungsprozeß der<br />

PatientInnen beeinflussen. Die PatientInnen werden aus ihrer gewohnten Umge-<br />

bung gerissen <strong>und</strong> müssen 24 St<strong>und</strong>en am Tag in einem fremdbestimmten sozialen<br />

Milieu verbringen. In dieser Zeit müssen all ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Um<br />

diese ungewohnte Situation <strong>für</strong> die PatientInnen zu erleichtern, ist es wichtig, die<br />

Gr<strong>und</strong>bedürfnisse von BürgerInnen moderner Industriegesellschaften zu erfüllen.<br />

Fussenegger (1994) hat in einer Befragung in Innsbruck erhoben, daß ein heller<br />

Raum, große Fenster <strong>und</strong> eine gute Zimmerbelüftung als wesentliche Merkmale<br />

einer guten Raumatmosphäre gesehen werden. Darüber hinaus wünschten sich die<br />

Befragten ebenso Dusche <strong>und</strong> WC im Zimmer, wie ein Telefon <strong>und</strong> eine Leselampe.<br />

Als ideale Bettenanzahl je Zimmer wurden zwei angesehen.<br />

Auch <strong>für</strong> das Personal spielt der Raum eine essentielle Rolle. Zum einen hat der<br />

Raum einen großen symbolischen Wert im Sinne einer organisationsinternen<br />

Wertung (wer hat wo einen wie großen Arbeitsplatz), zum anderen bildet der Raum<br />

23<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


24<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

einen wichtigen Rahmen <strong>für</strong> die Arbeitsbedingungen. Nach den Untersuchungen von<br />

Estryn-Behar (1991, 1993) verbringt das Pflegepersonal 60-80% der Arbeitszeit<br />

gehend oder stehend. Im Durchschnitt werden pro Tag 4-7 km zurückgelegt.<br />

Stehende Tätigkeiten <strong>und</strong> solche mit viel Bewegung sind nach Elkeles (1992)<br />

überproportional häufig mit Rückenschmerzen verb<strong>und</strong>en. Ungünstig gestaltete<br />

Arbeitsräume - z.B solche, die lange <strong>und</strong> häufig zu frequentierende Wege zwischen<br />

verschiedenen Arbeitsorten erfordern - wirken sich somit negativ auf die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

des Personals aus. Diensträume sollten stets im Zentrum einer Station liegen.<br />

Unbefriedigende Lösungen bedeuten aber nicht bloß eine individuelle Belastung,<br />

sondern eine Belastung <strong>für</strong> die gesamte Organisation. Somit stellt der Raum einen<br />

wichtigen Beitrag <strong>für</strong> die allgemeine Arbeitszufriedenheit dar.<br />

Auch finden in einem Krankenhaus aufgr<strong>und</strong> des medizinisch-technischen Fort-<br />

schritts ständig räumliche Veränderungen <strong>und</strong> Neuerungen statt.<br />

Anlässe dazu sind:<br />

- die Neuanschaffung von technischen Geräten,<br />

- die Einführung neuer therapeutischer <strong>und</strong> diagnostischer Methoden,<br />

- die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Verbindung mit der Einführung neuer Metho-<br />

den oder neuer Arbeitsbereiche,<br />

- die Einführung von neuen Arbeitsbereichen.<br />

3.1.2. Spezifische Situation der Räumlichkeiten auf der Modellstation<br />

Problemdefinition<br />

Die Neurologische Station umfaßte zu Beginn des Projekts folgende Räumlichkeiten<br />

(vgl. auch Stationsplan im Anhang):<br />

- 8 Krankenzimmer (34 Betten systemisiert)<br />

- Dienstzimmer<br />

- Untersuchungszimmer (Ärztezimmer)<br />

- Sozialraum (ursprünglich Garderobe)<br />

- PatientInnenaufenthaltsraum<br />

- Teeküche<br />

- Gymnastikraum<br />

- Bad<br />

- Ergotherapieraum<br />

- 2 Depots, 3 Spülen, 5 WCs (1 Personal-WC)<br />

Insgesamt ergab die räumliche Situation der Neurologischen Station ein Bild großer<br />

Beengtheit <strong>und</strong> störender Verflechtungen der verschiedensten Arbeiten <strong>und</strong> Funktio-<br />

nen. Insbesondere gab es zu wenig Raum <strong>für</strong> bestimmte Funktionen (z.B. Bespre-<br />

chungen, Schreibarbeiten, Depot).


Diese Situation wurde verschärft durch eine sehr hohe Auslastung (1989: 97,4 %)<br />

<strong>und</strong> eine damit einhergehende laufende Belastung durch Not- <strong>und</strong> Gangbetten. Die<br />

Notbettenssituation hatte negative Auswirkung sowohl direkt auf die Situation der<br />

PatientInnen (fehlende Privatheit, keine Nachtkästchen, große Beengtheit, dauern-<br />

de Störungen etc.) als auch indirekt durch eine dauernde Mehrbelastung des<br />

Personals insbesondere im Pflegebereich.<br />

Probleme einzelner Funktionseinheiten<br />

a) Dienstzimmer:<br />

Das Dienstzimmer stellte das organisatorische Herzstück der Station dar. Daher<br />

fanden hier eine Vielzahl von verschiedensten Arbeiten gleichzeitig statt. Die<br />

Multifunktionalität dieses Raumes <strong>und</strong> die daraus resultierende Anwesenheit vieler<br />

Personen führte zu vielfachen gegenseitigen Störungen bei der alltäglichen Arbeit.<br />

Die wichtigsten Funktionen waren:<br />

- Administration:<br />

Aufnahme <strong>und</strong> Entlassung von PatientInnen (inkl. Befragungen)<br />

Archiv<br />

div. Schreibarbeiten: Aufnahmeformulare etc. (Schwestern <strong>und</strong> Ärzte)<br />

- Kommunikationszentrale:<br />

2 Telefone (intern, extern)<br />

Rohrpost<br />

Ruf-Sprechanlage<br />

Dienstübergaben<br />

- Medikamentendepot u. -anrichte<br />

- Infusionen herrichten (am Fensterbrett des Dienstzimmers)<br />

- Blut: Abnahmevorbereitung <strong>und</strong> Abnahme (nur bei der PatientInnen-Aufnahme),<br />

Blutkonserven vorbereiten<br />

- Müllentsorgung: diverse Container (inkl. Nadelbehälter)<br />

- Säuberung: Hände u. Instrumente<br />

Als Detailproblem wurde die Reichweite der Sprechanlage erwähnt. Diese Anlage<br />

hatte nur in den Krankenzimmern 1-7 Lautsprecher, nicht aber in den Funktions-<br />

räumen der Station, sodaß sie kaum <strong>für</strong> die Kommunikation zwischen den<br />

MitarbeiterInnen verwendet werden konnte. Dies führte zu vielen Wegen durch die<br />

Station, auf denen sich Mitarbeiter gegenseitig suchen mußten.<br />

Eine gewisse Entflechtung dieser Funktionen hebt die Effektivität der Arbeiten <strong>und</strong><br />

senkt die Streßbelastung des Personals.<br />

b) Untersuchungszimmer (Ärztezimmer):<br />

Dieser Raum wurde ebenfalls multifunktional genutzt:<br />

- Depot<br />

25<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


26<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

- Ärzteschreibarbeiten (Krankengeschichten, tägliche Dekurse etc.)<br />

- PatientInnengespräche<br />

- Ärztesozialraum<br />

- Exituszimmer<br />

- Notbettzimmer<br />

Diese Multifunktionalität führte hier vor allem zu 3 Problemen:<br />

- gegenseitige Störung bei Arbeiten<br />

- Ungewißheit, ob der Raum gerade <strong>für</strong> die eigene Arbeit benutzbar ist (zB: Exitus vs.<br />

Patientengespräch)<br />

- Raum ist zu voll<br />

c) Sozialraum:<br />

Mit dem Sozialraum waren vor allem 4 Probleme verb<strong>und</strong>en:<br />

- die große Entfernung zum Dienstzimmer (lange Wege <strong>für</strong> Schwestern),<br />

- der Raum war zu klein,<br />

- der Raum war nicht verschließbar, sodaß die Schwestern keine Privatsachen<br />

liegen lassen konnten (wiederholte Diebstähle),<br />

- keine getrennten Räume <strong>für</strong> RaucherInnen <strong>und</strong> NichtraucherInnen standen zur<br />

Verfügung.<br />

d) Krankenzimmer:<br />

Die Krankenzimmer boten insgesamt zu wenig Platz <strong>und</strong> Privatsphäre <strong>für</strong> die<br />

PatientInnen (insbesondere wenn ein 7. oder ein 8. Bett ins Zimmer geschoben<br />

wurde):<br />

- keine Trennung zwischen den Betten (Vorhänge)<br />

- PatientInnen konnten nicht am Tisch essen<br />

- zu wenig Luft, sodaß die Türen offen blieben (Störung vom Gang durch Licht <strong>und</strong><br />

Lärm)<br />

- Rollstuhlzufahrt bei Notbett nur durch Bettenverschieben möglich<br />

- kein Nachtkästchen <strong>für</strong> das 7.Bett (die PatientInnen mußten aus der Tasche leben)<br />

e) PatientInnen-Aufenthaltsraum:<br />

Dieser Raum wurde von den PatientInnen hauptsächlich <strong>für</strong> Gespräche mit Ange-<br />

hörigen, <strong>für</strong> Fernsehen <strong>und</strong> Telefonieren benützt. Jedoch mußte auch ein Oberarzt-<br />

Schreibtisch darin Platz finden. So mußten die PatientInnen immer wieder diesen<br />

Raum verlassen, um dem Arzt die Arbeit (Diktieren, PatientInnengespräche) zu<br />

ermöglichen.<br />

f) Depot<br />

Seit der Planung des Hauses hatte sich die Medizintechnik so stark entwickelt, daß<br />

wesentlich mehr Depoträumlichkeiten (z.B. <strong>für</strong> Infusionen) notwendig wurden. Die


»Lösung« vor Projektbeginn war die Errichtung mehr oder weniger wilder Depots in<br />

verschiedenen Räumlichkeiten der Station:<br />

- Dienstzimmer<br />

- Untersuchungszimmer<br />

- Bad<br />

- Sozialraum<br />

- Krankenzimmer (Kästen)<br />

- Gang<br />

- Spülen<br />

Das Holen <strong>und</strong> Bringen von Materialien führte zu langen Personalwegen <strong>und</strong> zu<br />

häufigen Störungen des anderen Personals <strong>und</strong> der PatientInnen in diesen Räum-<br />

lichkeiten. Ein moderner Medikamentenschrank (Ziehharmonikasystem) war not-<br />

wendig.<br />

Ein zentraler <strong>und</strong> entsprechend großer Depotraum kann in diesen Räumlichkeiten<br />

sehr zur Entspannung der Arbeitsabläufe beitragen.<br />

g) Heilgymnastikraum:<br />

Zu wenig Platz <strong>für</strong> PatientInnengymnastik war vorhanden, sodaß die Heil-<br />

gymnastikerin mit den PatientInnen auf den Gang ausweichen mußte.<br />

h) Ergotherapieraum:<br />

Dieser Raum wurde kaum benutzt, da die Ergotherapie meist in den Krankenräumen<br />

durchgeführt wird.<br />

Gleichzeitig wurden hier aber auch Ergotherapien <strong>für</strong> PatientInnen aus anderen<br />

Abteilungen durchgeführt, sodaß immer wieder stationsfremde PatientInnen durch<br />

die Station gingen. Dies hatte zusätzliche Störungen des Stationsbetriebs zur Folge.<br />

i) Teeküche:<br />

Das scheint der einzige Raum auf der Station gewesen zu sein, der seine Funktion<br />

ohne größere Probleme erfüllte. Als einziges Problem wurde erwähnt, daß der<br />

Geschirrwagen nicht hineinpaßte <strong>und</strong> daher immer am Gang im Weg stand.<br />

j) Bad:<br />

Das Bad konnte immer nur von einem Patienten genutzt werden, weil keine<br />

Abtrennung zwischen Dusche <strong>und</strong> Badewanne bestand. Deswegen mußten sich die<br />

ersten PatientInnen bereits um 5 Uhr früh zum Duschen anstellen. Es gab keine<br />

funktionierende Hebevorrichtung, um PatientInnen zu heben. Die Dusche war nicht<br />

behindertengerecht (rollstuhltauglich). Ein erster Versuch, einen entsprechenden<br />

Umbau durchzuführen, mißlang, da die Umbaumaßnahme sich als nicht zweck-<br />

mäßig herausstellte.<br />

Des weiteren wurde das Bad auch als Depot genutzt.<br />

27<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


28<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

k) WC:<br />

Trotz eines relativ hohen Anteils an stark behinderten PatientInnen gab es nur ein<br />

behindertengerechtes WC auf der Station. Dieses WC lag darüberhinaus ganz am<br />

Ende des Ganges, sodaß die PatientInnen mit Rollstuhl große Strecken durch den<br />

oft sehr unwegsamen Gang (viel Betrieb, Geräte, Gangbetten etc.) fahren mußten.<br />

Das Personal-WC war normalerweise ausreichend.<br />

l) Stationstür:<br />

Die Eingangstür der Station zum Kernbereich mit den Liften war nicht behinderten-<br />

gerecht gebaut <strong>und</strong> kaum von Rollstuhl-PatientInnen zu öffnen.<br />

m) Schwestern-Garderoben:<br />

Die Garderoben der Schwestern, der PflegehelferInnen <strong>und</strong> der Abteilungshelferinnen<br />

sind im 14. Stock (Neurologische Ambulanz) untergebracht. Dies (wie auch die dort<br />

untergebrachte Dusche) wurde <strong>und</strong> wird von den Schwestern sehr begrüßt. Die<br />

Garderoben waren jedoch zu klein, um allen MitarbeiterInnen Platz zu bieten. Daher<br />

mußten vor allem bei aufgefülltem Personalstand einige Schwestern oder<br />

AbteilungshelferInnen die Garderoben im 8.Stock benützen, ohne jedoch ihre<br />

Privatsachen sicher auf der Station unterbringen zu können (siehe Sozialraum).<br />

Schlecht berücksichtigte Funktionen <strong>und</strong> Arbeiten<br />

Die folgenden Arbeiten <strong>und</strong> Bedürfnisse fanden in der räumlichen Situation der<br />

Station keine befriedigende Lösung, da sie möglichst durch keine anderen Arbeiten<br />

gestört werden sollten:<br />

- Besprechungen mit PatientInnen bzw. Angehörigen <strong>und</strong> PatientInnen-<br />

untersuchungen (als Ersatz dienten: PatientInnenaufenthaltsraum, Untersuchungs-<br />

raum, Gang, Krankenzimmer)<br />

- Besprechungen des Personals untereinander (fanden im Sozialraum, Dienstzim-<br />

mer am oder Gang statt)<br />

- Schreib- <strong>und</strong> Diktierarbeiten<br />

- Ruhebedürfnis <strong>und</strong> Privatheit der PatientInnen<br />

- Privatheit <strong>für</strong> Personal (ungestörte Pausen, Aufbewahrung von Privatsachen auf<br />

der Station).<br />

3.1.3. Ziele<br />

Ziel war eine funktionell-räumliche Neuordnung der Station, die eine maximale<br />

Effizienz der Arbeitsabläufe ermöglicht <strong>und</strong> gleichzeitig aus ges<strong>und</strong>heitsförderlicher<br />

Sicht optimale Arbeits- <strong>und</strong> Aufenthaltsbedingungen <strong>für</strong> das Personal <strong>und</strong> die<br />

PatientInnen miteinschließt. Die 6 übergeordneten Zielsetzungen lagen in der<br />

- teilweisen Entflechtung von Arbeitsabläufen


- weiteren funktionellen Differenzierung der Räume<br />

- Verkürzung der Personalwege in der alltäglichen Arbeit<br />

- teilweisen Zentralisierung der Depoträume<br />

- Schaffung von ruhigen Arbeitsplätzen <strong>für</strong> Besprechungen <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

- Vergrößerung des Schwestern-Sozialraumes<br />

- Schaffung von mehr Ruhe <strong>und</strong> Privatheit <strong>für</strong> die PatientInnen sowie schrittweise<br />

behindertengerechte Adaptierung der Station.<br />

3.1.4. Maßnahmen zur räumlichen Situation<br />

Allgemeiner Projektverlauf<br />

Die Maßnahmen umfaßten:<br />

- Ausarbeitung eines detaillierten neuen Stationsplans durch die Projektgruppe<br />

- Weiterbearbeitung von Zusatzproblemen gemeinsam mit der Abteilungsleitung <strong>und</strong><br />

der Technischen Betriebsleitung des Hauses<br />

- Antragstellung an die Spitalsplanungskommission<br />

- Planung einer Übergangslösung <strong>für</strong> die Zeit während des Stationsumbaues<br />

- Detaillierte Planung der Einrichtung nach dem Umbau<br />

- Durchführung der Stationsumsiedlung auf die Dermatologische Abteilung der<br />

Krankenanstalt Rudolfstiftung (8/91)<br />

- Betreuung der Umbauarbeiten auf der Station 14A, insbesondere Klärung aktuell<br />

auftretender Probleme<br />

- Klärung zu den geplanten Einrichtungsgegenständen <strong>und</strong> Verhandlungen mit der<br />

Abteilungsleitung, der Materialverwaltung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, der<br />

MA 17-Zentrale <strong>und</strong> den Lieferfirmen<br />

- Rückübersiedlung auf die neu umgebaute Station 14A (Ende Oktober 1991)<br />

- Schrittweise Einrichtung der Station 14A nach Lieferung der einzelnen Einrich-<br />

tungsgegenstände<br />

Diese Neuordnung sollte nur an einer Stelle einen vorhandenen Arbeitsbereich aus<br />

der Station auslagern, nämlich die Ergotherapie. Die Ergotherapie ist zwar <strong>für</strong> die<br />

PatientInnen der Station von großer Bedeutung, wird aber zumeist in den Kranken-<br />

zimmern durchgeführt, sodaß der da<strong>für</strong> vorgesehene Raum häufig nicht benützt<br />

wurde. Die übrigen Neuordnungsmaßnahmen stellten Neuwidmungen einzelner<br />

Funktionsräume dar, die nur eine kleinere Bettenreduktion um zwei Betten erforder-<br />

lich machte.<br />

Die Projektgruppe schlug eine Vorgangsweise in 3 Stufen vor. Die 3 Stufen der<br />

Maßnahmen waren:<br />

a) Maßnahmen, die ohne externe Mittel vorgenommen werden konnten <strong>und</strong> die vor<br />

allem vorbereitende Gespräche mit allen durch die Maßnahmen Betroffenen<br />

erforderten, sowie die tatsächliche Durchführung der Maßnahmen.<br />

29<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


30<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

b) Maßnahmen, die externe Mittel in einem gewissen Ausmaß erforderten <strong>und</strong> daher<br />

erst nach Zuteilung der erforderlichen Mittel in Angriff genommen werden konn-<br />

ten. Diese Maßnahmen waren also abhängig von der Zustimmung des Stadtrates<br />

zu den vorgeschlagenen Reformschritten.<br />

c) Maßnahmen, die erst im Rahmen der Strukturverbesserungen des gesamten<br />

Hauses durch einen Zubau zur Rudolfstiftung verwirklichbar scheinen.<br />

Die von der Projektgruppe im einzelnen ausgearbeiteten Maßnahmen umfaßten die<br />

ersten beiden Stufen, da nach Ansicht der Projektgruppe die Einzelheiten der<br />

3.Stufe (Zubau) im Rahmen der da<strong>für</strong> geplanten umfassenden Neustrukturierung<br />

der Neurologie (2. Station) noch ausführlich mit allen Betroffenen diskutiert <strong>und</strong><br />

konkret durchdacht werden sollten. Hierzu schlug die Projektgruppe vor, daß ihr<br />

gegebenenfalls von der Abteilungsleitung <strong>und</strong> der Kollegialen Führung ein neuer<br />

Auftrag zur Erstellung eines geeigneten Funktionsplanes der 2. Neurologischen<br />

Station erteilt wird.<br />

Alle vorgeschlagenen Maßnahmen wurden mit den jeweils zuständigen Stellen (z.B.<br />

Oberamtsrat Ing. Zoubek) <strong>und</strong> allen Betroffenen (Ergotherapeutin, Reinigungsfrau<br />

etc.) in vorbereitenden Gesprächen diskutiert. Im Rahmen des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s-<br />

förderungskonzeptes wird immer wieder auf die Bedeutung der aktiven Einbeziehung<br />

aller Betroffenen <strong>für</strong> die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> aller hingewiesen. So ist es wichtig, auch<br />

scheinbar unwichtige Personen des Stationsbetriebes an geeigneter Stelle in die<br />

Neuordnungsmaßnahmen einzubeziehen.<br />

Ursprünglich sollten die Umbauarbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt wer-<br />

den. Dieser Plan mußte allerdings fallen gelasssen werden. So siedelte die Station<br />

<strong>für</strong> die Zeit des Umbaus auf die Dermatologische Station der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung um (August 1991 bis Ende Oktober 1991).<br />

Beschreibung der Maßnahmen <strong>für</strong> die einzelnen Räumlichkeiten<br />

a) Sozialraum<br />

Das ehemalige Dienstzimmer wurde zum neuen Sozialraum umgewidmet. Dies<br />

spart Wege <strong>für</strong> das Personal aufgr<strong>und</strong> der zentralen Lage. Die zentrale Lage des<br />

Sozialraumes ermöglicht auch eine raschere Reaktion auf die PatientInnenklingel<br />

als bisher. Die Größe des Raumes ermöglicht erstens das ungestörte Abhalten<br />

größerer Teambesprechungen <strong>und</strong> zweitens Entspannung <strong>und</strong> Pausengestaltung<br />

<strong>für</strong> das Pflegepersonal.<br />

durchgeführte Adaptationen:<br />

- Verlegung des zentralen Telefonanschlusses <strong>und</strong> der zentralen Rufanlage ins neue<br />

Dienstzimmer (unter Beibehaltung eines internen Telefonanschlusses <strong>und</strong> einer


Nebenstelle der PatientInnenklingel <strong>und</strong> der Rufanlage)<br />

- Anschaffung einer neuen Sitzbank, eines größeren Tisches, ausreichender Sessel<br />

<strong>und</strong> eines Kühlschrankes <strong>für</strong> den Sozialbereich<br />

- kleinere Adaptationen, um den Raum zu einer angenehmen <strong>und</strong> entspannenden<br />

Umgebung zu machen (Gemütlichkeit!)<br />

- Installierung einer Abwäsche unter Beibehaltung eines gesonderten Handwasch-<br />

beckens (Hygiene!)<br />

b) Dienstzimmer<br />

Das ehemalige Untersuchungszimmer wurde zum neuen Dienstzimmer, da es<br />

größer als das alte Dienstzimmer ist. Dieser Raum wurde durch den Abbruch der<br />

Mauern zum ehemaligen Gerätedepot noch weiter vergrößert. Das Dienstzimmer<br />

bleibt der zentrale Funktionsraum der Station, jedoch wurde durch den Platzgewinn<br />

<strong>und</strong> die Auslagerung einzelner Funktionen (Infusionsdepot, ärztliche Schreibarbei-<br />

ten) eine Beruhigung <strong>und</strong> Entflechtung dieses zentralen Arbeitsraumes erreicht.<br />

durchgeführte Adaptationen:<br />

- Abbruch der Mauern zum Gerätedepot <strong>und</strong> Schließung der Tür zum Stationsflur<br />

- Entfernen der Tür zum »Infusions«-Depotraum<br />

- Übersiedlung des Depotschrankes in den neuen Depotraum<br />

- Installierung des zentralen Telefonanschlusses, der zentralen Sprechanlage <strong>und</strong><br />

PatientInnenklingel<br />

- Anschaffung von 4 versperrbaren Schreibtischen (Stationsschwester, Stations-<br />

schwestervertreterin, SekretärIn)<br />

- Anschaffung eines Medikamentenschrankes unter Berücksichtigung der Wünsche<br />

des Pflegepersonals<br />

- Einrichtung eines geeigneten Infusionsarbeitsplatzes in unmittelbarer Nähe des<br />

»Infusions«-Depots<br />

c) »Infusions«-Depot<br />

Zur Entflechtung der Arbeitsgänge im Dienstzimmer bei optimal kurzen Personal-<br />

wegen wird der ehemalige Depotraum jetzt <strong>für</strong> die Aufbewahrung der Infusionen<br />

genutzt.<br />

durchgeführte Adaptationen:<br />

- Entfernen der Tür zum neuen Dienstzimmer<br />

- Schließung der Tür zum Stationsflur<br />

- Adaptierung der alten Stellagen auf die neuen Zwecke bzw. Einbau neuer Stellagen<br />

d) Depot<br />

Dieser Raum wurde bis zum Umbau von der Reinigungsfrau benützt, um ihr<br />

Reinigungswagerl abzustellen, <strong>und</strong> war damit nicht voll ausgenutzt. Jetzt wird das<br />

Reinigungswagerl in der Spüle 3 abgestellt, <strong>und</strong> damit ist ein weiterer Depotraum frei.<br />

31<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


32<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

e) Zentraler Depotraum<br />

Der ehemalige Sozialraum wurde zum zentralen Depotraum der Station. Die Zentra-<br />

lisierung des Depots verringerte die Störungen in den anderen Räumlichkeiten der<br />

Station <strong>und</strong> vereinfachte die Logistik der Depothaltung entscheidend.<br />

durchgeführte Adaptationen:<br />

- Abbruch der kleinen Teilungsmauer<br />

- Abbruch der ehemaligen Duschanlage<br />

- Übersiedeln der Einrichtung des Sozialraumes (soweit noch brauchbar)<br />

- Adaptierung des Raumes zu einem Depotraum unter Verwendung alter <strong>und</strong><br />

Anschaffung geeigneter neuer Einrichtungsgegenstände<br />

f) Ärzte- <strong>und</strong> Untersuchungszimmer<br />

Durch Teilung des früheren Krankenzimmers 1 konnte der direkt an der Liftwand<br />

liegende Teil in ein Ärzte- <strong>und</strong> Untersuchungszimmer umgewandelt werden. Die<br />

Lage dieses Raumes wurde in Hinblick auf die wahrscheinliche Zusammenarbeit der<br />

Abteilung mit einer zweiten Station gewählt, da dann dieses Ärztezimmer allen<br />

ÄrztInnen beider Stationen als zentraler Besprechungs- <strong>und</strong> Arbeitsraum zur<br />

Verfügung stehen soll.<br />

Dieser Raum dient mehreren Funktionen:<br />

- Teambesprechungen (z.B. Morgenbesprechung)<br />

- PatientInnenuntersuchungen<br />

- Gespräche mit PatientInnen <strong>und</strong> Angehörigen<br />

- Schreib- <strong>und</strong> Diktierarbeiten der ÄrztInnen<br />

- Arbeitszimmer der stationsführenden Oberärzte (der Oberarzt-Schreibtisch stand<br />

zuvor im PatientInnenaufenthaltsraum, bzw. die Ärzte mußten in die Ärztezimmer<br />

in den 15.Stock ausweichen)<br />

- Einrichtung einer Stationsbibliothek.<br />

Durch diese Maßnahmen steht der Patienten-Aufenthaltsraum wieder ganz den<br />

PatientInnen bzw. Angehörigen zur Verfügung, <strong>und</strong> gleichzeitig wird es den ÄrztInnen<br />

erleichtert auch <strong>für</strong> ihre Schreib- <strong>und</strong> Diktierarbeiten auf der Station zu bleiben.<br />

durchgeführte Adaptationen:<br />

- Teilung des Raumes durch eine Zwischenwand<br />

- Installierung eines Telefons<br />

- Anschaffung eines Schreibtisches <strong>und</strong> mehrerer Sessel<br />

- Aufstellen einer alten Patienten-Liege<br />

- Anschaffung eines versperrbaren Bibliotheksschrankes<br />

Im Fall des Zusammengehens der Abteilung mit einer 2. Station wird an eine


weitergehende funktionelle Differenzierung der Räume gedacht, <strong>und</strong> zwar die<br />

Einrichtung eines eigenen Untersuchungs- <strong>und</strong> PatientInnenbesprechungszimmers.<br />

Die verlorengegangenen 3 Krankenbetten wurden im readaptierten Ergotherapie-<br />

raum (siehe Beilage) untergebracht. Durch diese Maßnahme wurde ein erster<br />

Schritt in Richtung auf die <strong>für</strong> das ganze Haus geplante Teilung der Krankenzimmer<br />

in 3-Bettzimmer getan.<br />

g) Sekretariatszimmer - Schreibarbeiten<br />

Der <strong>für</strong> die Schreibarbeiten ursprünglich vorgesehene Raum, der durch eine<br />

Abtrennung des Stationsflurs entstehen sollte, konnte aus technischen Gründen<br />

nicht adaptiert werden. Zugleich zeigte sich, daß die Stationssekretärin <strong>für</strong> ihre<br />

koordinativen Aufgaben besser ihre gesamte Arbeitszeit im zentral gelegenen<br />

Schwestern-Dienstzimmer verbringt. Somit wurde dort ein ständiger Arbeitsplatz <strong>für</strong><br />

die Stationssekretärin eingerichtet.<br />

h) Krankenzimmer 7A<br />

Der ehemalige Ergotherapieraum wurde wieder in ein Krankenzimmer umgewandelt.<br />

Die Ergotherapeutinnen behielten ein kleines Materialdepot (Kasten) auf der Station,<br />

ansonsten wurde ihr Arbeitsplatz sowie das große Materialdepot zentral, im Physi-<br />

kalischen <strong>Institut</strong>, eingerichtet.Keine besonderen Adaptationen waren nötig.<br />

i) Krankenzimmer<br />

Zu Beginn wurden <strong>für</strong> die Krankenzimmer im allgemeinen nur kleinere Adaptationen<br />

vorgeschlagen, während die Trennung aller 6-Bett Zimmer in 3-Bett Zimmer erst<br />

beim Zustandekommen des »Zubaus zur Rudolfstiftung« erfolgen sollte. Die geplan-<br />

ten Adaptierungen waren:<br />

- optische Trennungen (Vorhänge) zwischen den Krankenbetten, die bei Bedarf<br />

vorgeschoben werden können <strong>und</strong> dem Schutz der Privatheit der PatientInnen<br />

dienen<br />

- bunte Bettwäsche <strong>für</strong> die PatientInnen, wie bereits in anderen Gemeindespitälern<br />

durchgeführt, zur schöneren Gestaltung der Krankenzimmer<br />

- 2 höhenverstellbare Betten <strong>für</strong> besonders behinderte <strong>und</strong> schwere PatientInnen zur<br />

Erleichterung der Pflegearbeit <strong>und</strong> zur Erhöhung der Mobilität dieser PatientInnen.<br />

Da die Station aber auch in diesem Bereich ein Modell <strong>für</strong> die gesamte Krankenan-<br />

stalt Rudolfstiftung darstellen soll, wurden alle Zimmer geteilt. Die Teilung aller 6-<br />

Bettzimmer in 3-Bettzimmer hob den Unterbringungsstandard der PatientInnen der<br />

Neurologischen Abteilung entscheidend. Den PatientInnen kann dadurch wesent-<br />

lich mehr Privatheit geboten werden. Insbesondere führte die vollständige Teilung<br />

auch zu einer Arbeitserleichterung <strong>für</strong> das Pflegepersonal (genug Raum <strong>für</strong> Pflege-<br />

handlungen, auch weil keine Notbetten zusätzlich in die Krankenzimmer gestellt<br />

werden können).<br />

33<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


34<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

j) Bad <strong>und</strong> Behinderten-WC<br />

Entscheidende Veränderungen schienen hier ohne Verlust an Krankenzimmern<br />

nicht möglich zu sein, sodaß vorerst nur ein kleinerer Umbau der Dusche (»kleine<br />

Schwelle gegen Überschwemmungen«) durchgeführt wurde. Zusätzlich wurden<br />

allerdings zwei 3-Bettzimmer zu 2-Bettzimmern mit Dusche umgewandelt, um die<br />

sanitäre Situation verbessern <strong>und</strong> PatientInnen mit Sonderversicherung einen<br />

gehobenen Standard bieten zu können.<br />

Beim Zustandekommen des »Zubaus Rudolfstiftung« könnte das jetzige 1 Bett-<br />

Zimmer zu einem Sanitärbereich umgebaut werden, der 2 PatientInnenduschen <strong>und</strong><br />

ein Behinderten-WC umfaßt.<br />

k) Stationstür<br />

Um den behinderten PatientInnen, die einen sehr großen Anteil in der Neurologi-<br />

schen Station bilden, den Zugang <strong>und</strong> erhöhte Mobilität zu ermöglichen, wurde die<br />

Stationstür mit einem automatischen Türöffner versehen.<br />

l) Ruf- <strong>und</strong> Sprechanlage<br />

Die Erneuerung der gesamten Ruf- <strong>und</strong> Sprechanlage inkl. einer generellen Instal-<br />

lierung der Ruf- <strong>und</strong> Sprechanlage in allen wichtigen Funktionsräumen wurde<br />

durchgeführt. Diese Anlage erleichtert die Kommunikation innerhalb des Betreuungs-<br />

teams <strong>und</strong> spart eine große Anzahl an Personalwegen (etwa um jemanden ans<br />

Telefon zu holen) im alltäglichen Betrieb.<br />

m) Schwestern-Garderoben<br />

Bei der gegebenen Raumsituation schien es nicht möglich, <strong>für</strong> alle Schwestern, die<br />

PflegehelferInnen <strong>und</strong> die Abteilungshelferinnen Garderobenplätze im 14. Stock zu<br />

schaffen. Daher wurde nur vorgeschlagen, daß beim Zustandekommen des »Zu-<br />

baus Rudolfstiftung« <strong>und</strong> der geplanten 2. Neurologischen Station auf 14 B von<br />

vornherein genügend Garderobenplätze geschaffen werden. Bis dahin muß die<br />

derzeitige Regelung mit zusätzlichen Garderobenplätzen im 8. Stock aufrecht<br />

bleiben.<br />

3.1.5. Ergebnisse<br />

Der von der Projektgruppe in enger Zusammenarbeit mit den MitarbeiterInnen der<br />

Station, der Abteilungsleitung <strong>und</strong> der Technischen Betriebsleitung geplante Umbau<br />

der Neurologischen Station 14 A kann als sehr erfolgreich bezeichnet werden.<br />

Insbesondere ist auf folgende Ergebnisse hinzuweisen:<br />

- Der Unterbringungsstandard <strong>für</strong> die PatientInnen konnte wesentlich gehoben<br />

werden, insbesondere in Hinblick auf Privatheit der PatientInnen, behinderten-<br />

gerechte Ausstattung, Hebung des sanitären Standards (Teilung der 6-Bettzimmer<br />

in 3-Bettzimmer, Vorbereitung von beweglichen optischen Trennungen zwischen


den PatientInnenbetten, automatische Stationstür, 2 Duschen mehr).<br />

- Optimale Räume <strong>für</strong> wesentliche bzw. neue Funktionen des Stationsbetriebes<br />

(Besprechungen innerhalb des Stationsteams <strong>und</strong> mit den PatientInnen, Schwe-<br />

stern-Dienstzimmer <strong>für</strong> Gruppenpflege, Arbeitsplatz <strong>für</strong> Stationssekretariat, Depot-<br />

räume, neuer Medikamentenschrank) konnten geschaffen werden.<br />

- Eine Verkürzung der Personalwege <strong>für</strong> das Pflegepersonal konnte erreicht werden<br />

(durch Verlegung des Schwestern-Sozialraums ins Zentrum der Station <strong>und</strong> in<br />

Nachbarschaft zum Schwestern-Dienstzimmer).<br />

- Die Arbeitsbedingungen des Personals wurden weiters durch Pflegehilfen <strong>und</strong><br />

ergonomisch bessere Möbel wesentlich verbessert (neue Sitzgelegenheiten <strong>und</strong><br />

Schreib- bzw. Arbeitstische, 2 höhenverstellbare Betten).<br />

- Technische Informationseinrichtungen konnten auf den neuesten technischen<br />

Stand gebracht werden (PatientInnen-Rufanlage, Personal-Gegensprechanlage).<br />

- Insgesamt stieg durch diese erfolgreiche Neuordnung der Station die Arbeitszufrie-<br />

denheit des Personals wesentlich, insbesondere auch dadurch, daß das Personal<br />

der Station selbst entscheidend die Neuordnung der Station mitgestalten konnte.<br />

Diese Ergebnisse werden auch durch die Beurteilung der MitarbeiterInnen unter-<br />

stützt:<br />

- Alle MitarbeiterInnen der Station beurteilten den Umbau als eine Maßnahme, die<br />

die Organisationsstruktur verbessert hat.<br />

- So wurde etwa <strong>für</strong> 95% der MitarbeiterInnen eine bessere Funktionsaufteilung der<br />

Räumlichkeiten erreicht.<br />

- 90% gaben in der MitarbeiterInnenbefragung an, daß ruhigere Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden konnten.<br />

- 70% der MitarbeiterInnen vertraten die Ansicht, daß die Personalwege im Alltags-<br />

betrieb <strong>für</strong> das Pflegepersonal verkürzt bzw. verringert werden konnten.<br />

Damit stellt die neu umgebaute Station 14 A ein Modell <strong>für</strong> eine mögliche räumliche<br />

Innovation <strong>und</strong> zur Schaffung einer ges<strong>und</strong>heitsförderlicheren Umwelt <strong>für</strong> alle betten-<br />

führenden Stationen des Hauptgebäudes der KA Rudolfstiftung dar. Darüber hinaus<br />

kann dieses Modell in allen seinen Elementen zur Übernahme in anderen Kranken-<br />

anstalten empfohlen werden.<br />

Notwendig bzw. günstig sind folgende Rahmenbedingungen:<br />

- Beauftragung einer Projektgruppe, die alle relevanten Berufsgruppen <strong>und</strong> Funkti-<br />

onsbereiche vertreten kann<br />

- Bereitstellung von notwendigen Ressourcen <strong>für</strong> einen f<strong>und</strong>ierten Planungsprozeß<br />

(Dienstfreistellung <strong>für</strong> Projektarbeit, externe Sozialberatung ist günstig)<br />

- Ressourcen <strong>für</strong> ergonomische Fachberatung<br />

Die Kosten <strong>für</strong> den Umbau betrugen insgesamt (incl. aller Bauten <strong>und</strong> Einrichtungs-<br />

gegenstände): ca 2.600.000,-<br />

35<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


36<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

3.2. Interprofessionelle Zusammenarbeit<br />

3.2.1. Teilprojekt »Stationssekretariat«<br />

Allgemeine Problematik der Administration der Stationsarbeit<br />

Die administrativen Tätigkeiten im Stationsalltag führen vor allem Pflegepersonal <strong>und</strong><br />

ärztliches Personal weg von PatientInnen <strong>und</strong> behindern insbesondere die Stations-<br />

schwestern in der Ausübung ihrer leitenden <strong>und</strong> koordinierenden Aufgaben. Diese<br />

Tatsache beeinträchtigt nicht nur die Betreuung der PatientInnen, sondern bringt<br />

auch zusätzliche Belastung <strong>für</strong> das Personal mit sich.<br />

Da rein administrative Tätigkeiten weder ärztliche noch pflegerische Aufgabe sind,<br />

führt die Frage nach der Zuständigkeit <strong>für</strong> administrative Belange immer wieder zu<br />

Spannungen zwischen den beiden Berufsgruppen (z.B. Wer hebt das Telefon ab?<br />

Wer ist verantwortlich, daß die Arztbriefe abgeschickt werden?).<br />

Die Diskrepanz zwischen administrativer <strong>und</strong> pflegerischer bzw. ärztlicher Tätigkeit<br />

tritt auch während der Aufnahme <strong>und</strong> Entlassung von PatientInnen zum Vorschein.<br />

Hier sind Schwestern <strong>und</strong> ÄrztInnen so sehr von den administrativen Erfordernissen<br />

eingenommen, daß das direkte Gespräch mit den PatientInnen oftmals in den<br />

Hintergr<strong>und</strong> gedrängt wird.<br />

Möglichkeiten der Bearbeitung der Problematik<br />

Hier sei in erster Linie auf einen Modellversuch im Landeskrankenhaus Knittelfeld<br />

verwiesen, der 1990 im Auftrag der Steiermärkischen Krankenanstalten Gesell-<br />

schaft durchgeführt wurde.<br />

Die Idee zu diesem Modellversuch stammt von der Pflegedienstdirektorin des<br />

Landeskrankenhauses Knittelfeld, Frau Monika Hoffberger, die auch <strong>für</strong> die Modell-<br />

durchführung <strong>und</strong> schriftliche Dokumentation verantwortlich zeichnet (Hoffberger<br />

1990). Im folgenden soll dieser Modellversuch »Stationssekretärin« skizziert<br />

werden, da er einerseits hilfreiche Hinweise <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />

unseres Modellprojekts lieferte <strong>und</strong> andererseits bezüglich Problemdefinition <strong>und</strong><br />

Lösungsstrategien exemplarischen Charakter <strong>für</strong> die Situation des österreichischen<br />

Spitalswesens besitzt.<br />

Ausgangsproblematik am Landeskrankenhaus war eine eklatante personelle Unter-<br />

besetzung im Bereich Pflegedienst. Gleichzeitig wurde erkannt, daß die Arbeits-<br />

praxis einer diplomierten Schwester viele Tätigkeiten umfaßt, die nicht primär ihrer<br />

Ausbildung <strong>und</strong> ihrem eigentlichen Berufsfeld entsprechen, sondern allgemein der<br />

Stations- bzw. Spitalsorganisation dienen.<br />

Als Maßnahme gegen die Überlastung des Pflegepersonals <strong>und</strong> den damit verbun-<br />

den Qualitätsverlust bei der Pflege sollten genau jene Tätigkeiten, die nicht unbedingt<br />

an eine diplomierte Pflegekraft geb<strong>und</strong>en sind, herausgefiltert werden, um <strong>für</strong> den


Pflegebereich »mehr Zeit zu gewinnen«. Mit der neuen Gliederung des Arbeitsfelds<br />

<strong>und</strong> der Auslagerung »berufsfremder« Tätigkeiten aus der Arbeitspraxis<br />

diplomierter Krankenschwestern entsteht die Notwendigkeit zur Einrichtung eines<br />

Stationssekretariates, welches jene Tätigkeiten ausführt.<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Realisierung der neuen Dienststelle einer Stationssekreträrin war<br />

die Erstellung eines Aktivitätsplanes, der eine Schritt-<strong>für</strong>-Schritt-Anleitung <strong>für</strong> die<br />

praktische Umsetzung darstellte.<br />

Daraus sollen nur einige Punkte angeführt werden um zu zeigen, daß die Etablierung<br />

eines Stationssekretariats nicht bloß die Einstellung einer Schreibkraft bedeutet,<br />

sondern eine komplexe Umstrukturierung darstellt.<br />

Der erste Entwicklungschritt war die Erhebung <strong>und</strong> genaue Aufschlüsselung der<br />

bestehenden Stationsorganisation. Als weitere Schritte mußten spezifische Punkte,<br />

wie das Auswählen einer geeigneten Person <strong>für</strong> die ausgeschriebene Stelle, ihre<br />

räumliche Unterbringung, Gehaltseinstufung, das vorläufige Beschäftigungsaus-<br />

maß, entsprechende Dienstkleidung oder die Auswahl einer »Teststation«, geklärt<br />

werden. Diese <strong>und</strong> einige andere Fragen werden im einzelnen nicht näher bespro-<br />

chen, da ihre Lösung vom spezifischen Kontext des Modells abhängig ist.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> den gezielten Einsatz der Stationssekretärin war die vollständige<br />

Erfassung aller schriftlichen Arbeiten, welche zu diesem Zeitpunkt vom Pflegeper-<br />

sonal ausgeführt wurden. Dabei sei erwähnt, daß diese Überblicksliste ca. 40 Seiten<br />

an administrativen oder organisatorischen Tätigkeiten auflistete, welche bisher vom<br />

Pflegepersonal oder den ÄrztInnen erledigt wurden. Aus dieser Gesamtliste wurden,<br />

gemeinsam mit den betroffenen MitarbeiterInnen, jene Aufgaben zu einem Tätigkeits-<br />

katalog zusammengefaßt (ca. 80% der Gesamtliste), welche an eine Stations-<br />

sekretärin delegiert werden konnten.<br />

Ein Tagesablauf <strong>für</strong> die Stationssekretärin konnte erst nach Sammlung erster<br />

Erfahrungen, vier Wochen nach ihrem Dienstantritt, erstellt werden. Später wurde<br />

auf dieser Basis eine detaillierte Stellenbeschreibung erarbeitet (vgl. M. Hoffberger,<br />

90). Bei der Ausarbeitung der Stellenbeschreibung wurde klar, daß die einzelnen<br />

Tätigkeiten hausspezifisch zu formulieren sind <strong>und</strong> somit von anderen Stationen<br />

oder Krankenhäusern nicht direkt übernommen werden können.<br />

Rückblickend kann festgestellt werden, daß trotz sorgfältiger Planung eine rasche<br />

Einarbeitung <strong>und</strong> Etablierung der Stationssekretärin nicht gelungen ist. Dies liegt<br />

einerseits an den komplexen Arbeitsabläufen einer Krankenhausstation, anderer-<br />

seits an der Notwendigkeit, bestehende Arbeitsstrukturen völlig neu zu gestalten.<br />

Der Bericht von Frau M. Hoffberger endet mit dem vorläufigen Zwischenresümee,<br />

daß im pflegerischen Bereich mehr Zeit <strong>für</strong> die Betreuung der PatientInnen zur<br />

Verfügung stand <strong>und</strong> vom Personal eine allgemeine »Druckentlastung« bzw. eine<br />

Steigerung der »Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsqualität« konstatiert wurde.<br />

Allgemein läßt sich aus diesem Projekt schließen, daß folgende Punkte <strong>für</strong> die<br />

erfolgreiche Installierung eines Stationssekretariats zu berücksichtigen sind:<br />

- Ein genaues Tätigkeitsprofil <strong>für</strong> die Stationssekretärin ist hausspezifisch zu erar-<br />

beiten<br />

37<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


38<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

- Klärung der räumlichen Einbindung des Stationssekretariats.<br />

- eine möglichst effiziente Einschulung der Stationssekretärin muß gewährleistet<br />

sein.<br />

- Unterstellung unter die Stationsschwester.<br />

Ein weiteres Projekt zur Einführung von StationssekretärInnen wurde 1991/92 in<br />

Frankfurt vom Verband der freigemeinnützigen Krankenhäuser Frankfurts durchge-<br />

führt. Hierzu liegt eine umfangreiche Evaluationsstudie (Agnes Karll <strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />

Pflegeforschung DBfK 1993) vor. Ziel der Studie war, zu untersuchen, inwieweit die<br />

Einführung von StationsassistentInnen (deren Aufgabengebiet dem der Stations-<br />

sekretärin im geschilderten Projekt entspricht) das Pflegepersonal von patientInnen-<br />

fernen Arbeiten entlastet. Mittels Multimomentaufnahmen (vor <strong>und</strong> nach der Einfüh-<br />

rung), eines standardisierten Fragebogens, teilnehmender Beobachtung <strong>und</strong> qua-<br />

litativer Interviews wurde an 6 Krankenhäusern auf jeweils einer Station die Situation<br />

vor <strong>und</strong> nach der Einführung von StationsassistentInnen erhoben.<br />

Für die Multimomentaufnahmen wurde eine umfangreiche Tätigkeitenliste erarbei-<br />

tet, welche die MitarbeiterInnen der Stationen je eine Woche lang vor Einführung der<br />

StationsassistentIn <strong>und</strong> nach einer ca. drei-monatigen Einschulungsphase ausfüll-<br />

ten. Beim Vergleich der Multimomentaufnahmen stellten die Forscherinnen fest, daß<br />

die StationsassistentInnen ca. ein Drittel der administrativen Aufgaben (Schreiben<br />

von Kurven, Bef<strong>und</strong>e eintragen, Bedienen des Telefons, Ausarbeiten der Visiten,<br />

Ausfüllen von Bestellungsformularen, Anmeldung von PatientInnen <strong>für</strong> Untersu-<br />

chungen, etc.) von allen anderen Berufsgruppen übernommen <strong>und</strong> diese entlastet<br />

hatten. Folgende Gegenüberstellung veranschaulicht das:<br />

Angaben in % vor der Einführung nach der Einführung<br />

Krankenschwestern/-pfleger 41,0 26,2<br />

KrankenpflegeschülerInnen 8,6 5,4<br />

KrankenpflegehelferInnen 6,8 4,9<br />

Gesamtleitung / Stationsleitung 37,8 29,2<br />

sonstige 5,9 3,2<br />

StationsassistentIn 31,1<br />

Dadurch wurden vor allem die Krankenschwestern/-pfleger entlastet, die sich nun<br />

verstärkt der direkten Pflege widmen konnten.<br />

Nach der zweiten Multimomentaufnahme führten die Forscherinnen eine Fragebogen-<br />

untersuchung durch, deren Ergebnisse zeigen, daß der Einsatz von Stations-<br />

assistentInnen durchgehend (auch wenn kritische Anmerkungen abgegeben wur-<br />

den) positiv bewertet wurde. Die meisten Befragten fühlten sich durch die<br />

AssistentInnen entlastet. Überraschenderweise galt das verstärkt <strong>für</strong> das stations-<br />

leitende Personal, welches laut den Ergebnissen der Multimomentaufnahmen am<br />

geringsten entlastet wurde.<br />

Ein wichtiger Wunsch des befragten Personals war, daß die AssistentInnen ein<br />

gewisses Maß an medizinischer Vorbildung haben sollten, <strong>und</strong> zwar insbesondere


in Bezug auf die medizinische Fachsprache.<br />

An der Berufs- <strong>und</strong> Arbeitszufriedenheit änderte der Einsatz von Stations-<br />

assistentInnen allerdings nichts. Die Forscherinnen führten das darauf zurück, »daß<br />

diese Maßnahme <strong>für</strong> sich gesehen jedoch nur unter bestimmten Rahmenbedingun-<br />

gen Identifikation <strong>und</strong> Stabilität im Krankenpflegeberuf bewirkt.« (1993, S. 127)<br />

Auch die Interviews <strong>und</strong> die teilnehmende Beobachtung stützten diese Ergebnisse,<br />

die insgesamt das Bild einer deutlichen Strukturverbesserung in der Krankenpflege<br />

ergaben. Dies ist vor allem auf die Entlastung im Administrativen Bereich zurückzu-<br />

führen. Einschränkend wird in der Studie aber auch darauf verwiesen, daß<br />

StationsassistentInnen eine noch stärker entlastende Funktion, als in der Untersu-<br />

chung erhoben, haben könnten. Dies wäre zum einen durch eine Umorganisation<br />

der Stationsarbeit (mit dem Ziel, administrative Tätigkeiten in den Zeitraum, zu dem<br />

die AssitentIn anwesend ist, zu verlegen) erreichbar. Andererseits wird auf das<br />

Fehlen einer »Idealqualifikation« <strong>für</strong> StationsassistentInnen verwiesen (diese wäre<br />

durch die Einführung einer spezifischen Schulung erreichbar).<br />

Ziele des Modells auf der Neurologischen Station 14A<br />

Zur Übernahme aller delegierbaren administrativen Tätigkeiten (vgl. »Vorschläge<br />

<strong>und</strong> Anträge« - August 1990) sollte ein Stationssekretariat etabliert werden. Die<br />

Stationssekretärin sollte nicht nur Schreibarbeiten vom pflegerischen <strong>und</strong> ärztlichen<br />

Personal übernehmen, sondern vor allem auch koordinierende Aufgaben in der<br />

Stationsorganisation, wie Telefonarbeiten, Bestellungen etc. durchführen. Somit<br />

sollte eine administrative Kraft zur allgemeinen Entlastung vor allem des Pflegeper-<br />

sonals, aber auch der ÄrztInnen beitragen, <strong>und</strong> damit wesentliche aktuelle Probleme<br />

der Stationsorganisation, wie dauerhaften Pflegepersonalmangel, fehlende ärztli-<br />

che Präsenz am Krankenbett oder ungeklärte Zuständigkeiten lösen helfen.<br />

Im einzelnen sollten folgende Ziele mit der Einführung eines »Stationssekretariats«<br />

erreicht werden:<br />

- Entlastung des pflegerischen <strong>und</strong> ärztlichen Personals von administrativen Tätig-<br />

keiten<br />

- Pflegerisches <strong>und</strong> ärztliches Personal kann mehr Zeit <strong>für</strong> die direkte<br />

PatientInnenbetreuung aufwenden<br />

- Verbesserung der Koordination zwischen den MitarbeiterInnen der Station <strong>und</strong><br />

klarere Kompetenzabgrenzungen zwischen den Berufsgruppen<br />

- Weniger Störungen durch Telefonate <strong>und</strong> ungezielte Außenkontakte<br />

- Verbesserung der Qualität der schriftlichen Produkte der Station <strong>und</strong> damit der<br />

notwendigen PatientInnendokumentation<br />

39<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


40<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Projektverlauf<br />

Chronologie<br />

Jul. 90 Erarbeitung eines Modellkonzeptes »Stationssekretariat« durch die Projektgruppe<br />

mittels Experteninterviews<br />

Kontinuierliche Beratung durch das LBI<br />

Aug. 90 Beantragung des Modellversuches »Stationssekretariat« <strong>und</strong> der notwendigen<br />

Personalstelle im Rahmen der »Vorschläge <strong>und</strong> Anträge 1« durch den Gemeinsamen<br />

Projektausschuß beim Stadtrat <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s- <strong>und</strong> Spitalswesen Dr.<br />

Sepp Rieder<br />

Sep. 90 Bewilligung des Modellversuches <strong>und</strong> der beantragten Personalstelle <strong>für</strong> eine/<br />

n Stationssekretär/in; Vorbereitung der Anstellung durch Entwurf eines Anforderungsprofils<br />

Sep. 90 Einstellung der ersten Stationssekretärin<br />

Okt. 90 Einarbeitung durch die Abteilungssekretärin <strong>und</strong> Stationsschwester unter vorerst<br />

noch sehr schwierigen räumlichen Verhältnissen, da die provisorische<br />

Neuordnung der Station erst vorbereitet werden mußte<br />

Nov. 90 Einrichtung eines provisorischen Arbeitsplatzes <strong>für</strong> die Stationssekretärin im<br />

neuen (provisorischen) Schwestern-Dienstzimmer<br />

Jän. 91 Bekanntgabe der Kündigung der ersten Stationssekretärin, da sie eine wesentlich<br />

besser honorierte Stelle angeboten bekommen hatte<br />

Feb. 91 Evaluationsgespräch der Projektgruppe mit der ersten Stationssekretärin <strong>und</strong><br />

Erstellung einer stationsspezifischen Stellenbeschreibung<br />

Feb. 91 Anstellung <strong>und</strong> Einschulung der zweiten Stationssekretärin auf der Basis der<br />

neu erstellten stationsspezifischen Stellenbeschreibung durch die erste Stationssekretärin<br />

<strong>und</strong> die Stationsschwester<br />

Feb. 91 Fortsetzungsantrag zur Verlängerung des Modellversuches "Stationssekretariat"<br />

<strong>und</strong> der Personalstelle um 1 Jahr auf Gr<strong>und</strong> des sehr erfolgreichen Verlaufes<br />

Mär. 91 Bewilligung der Verlängerung des Modellversuches »Stationssekretariat« <strong>und</strong><br />

der da<strong>für</strong> beantragten Personalstelle<br />

Apr. 91 Versetzungsangebot <strong>für</strong> die zweite Stationssekretärin auf eine fixe Dauerstelle,<br />

das diese annimmt, da ihr die befristete Anstellung im Rahmen des Modells als<br />

zu unsicher erscheint<br />

Verhandlungen der Projektgruppe <strong>und</strong> des Abteilungsvorstandes mit dem<br />

Gemeinsamen Projektausschuß <strong>und</strong> mit der Personalstelle der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung, um eine möglichst rasche Nachbesetzung zu erwirken<br />

Mai 91 Anstellung <strong>und</strong> Einschulung der dritten Stationssekretärin auf der Basis der<br />

erstellten stationsspezifischen Stellenbeschreibung durch die Stationsschwester<br />

Jun. 91 Auf Anfrage des Dezernats <strong>für</strong> Personalangelegenheiten der Magistratsabteilung<br />

17 der Gemeinde Wien wird von der Projektgruppe ein erstes Modelldokument<br />

zum Modellversuch »Stationssekretariat« erstellt <strong>und</strong> an die zuständigen<br />

Beamten weitergeleitet<br />

Okt. 91 Umbau der Station <strong>und</strong> Einrichtung des endgültigen Sekretariatsarbeitsplatzes<br />

im Schwestern-Dienstzimmer


Dez. 91 Evaluationsgespräche mit der dritten Stationssekretärin zur Entwicklung einer<br />

abschließenden Modelldokumentation <strong>und</strong> zur Begründung des Antrages auf<br />

fixe Systemisierung dieser Personalstelle<br />

Mär. 92 Bewilligung der Verlängerung des Modellversuches »Stationssekretariats« <strong>und</strong><br />

der da<strong>für</strong> beantragten Personalstelle<br />

Apr. 92 Planung <strong>und</strong> Vorbereitung der Evaluation, Erstellung der Erhebungsblätter<br />

»Tätigkeitsdokumentation« <strong>und</strong> »Telefonübersicht«<br />

Die Stationssekretärin protokolliert zwei ihrer Arbeitstage<br />

Probeerhebung an 3 Tagen zu »Tätigkeitsdokumentation« <strong>und</strong> »Telefonübersicht«<br />

mit anschließender Überarbeitung des Erhebungsplanes<br />

Mai 92 Durchführung der Erhebung »Tätigkeitsdokumentation« (18.5.-22.5) <strong>und</strong> »Telefon-übersicht«<br />

(4.5.-8.5.) durch die Stationssekretärin<br />

Jun.92 Durchführung der Erhebung »Tätigkeitsdokumentation« (9.6.-12.6.) <strong>und</strong> »Telefon-übersicht«<br />

(1.6.-5.6.) durch die Stationssekretärin<br />

Jul.92 Auswertung der Erhebungsblätter <strong>und</strong> Darstellung der Ergebnisse in Form von<br />

Graphiken<br />

Diskussion der Ergebnisse im »Kernteam« des LBI <strong>und</strong> mit der Projektgruppe<br />

der Neurologischen Station<br />

Nov. 92 Stellungnahme zum Stationssekretariat aus der Sicht des Pflegepersonals an<br />

den Stadtrat <strong>für</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Spitalswesen<br />

Dez. 92 Durchführung eines abschließenden Evaluationsinterviews mit der Projektgruppe<br />

<strong>und</strong> der Stationssekretärin<br />

Einarbeitung der erhobenen Ergebnisse in das bestehende Modelldokument<br />

zum Teilprojekt »Stationssekretariat«<br />

Aug. 93 Versuche, die drohende Kürzung der Personalstelle durch Postenumwidmung<br />

zu verhindern, scheitern<br />

Sep. 93 Kürzung der Projektressourcen <strong>und</strong> Auflösung des Stationssekretariats<br />

- Prozeßverlauf<br />

Die Planung <strong>und</strong> Entwicklung dieses Modellversuches wurde von der interdiszipli-<br />

nären Projektgruppe »Stationsorganisation« (Oberarzt, Facharzt in Ausbildung,<br />

Stationsschwester, Stationsschwester-Stellvertreterin <strong>und</strong> Tourenschwester, Be-<br />

rater des LBI) auf der Basis von Experteninterviews mit MitarbeiterInnen der Station<br />

14 A <strong>und</strong> mit der Abteilungssekretärin durchgeführt.<br />

Als erster <strong>und</strong> wesentlichster Schritt wurde die Anstellung einer Stationssekretärin<br />

vorgesehen, die in einer 40-Wochenst<strong>und</strong>en-Anstellung alle delegierbaren admini-<br />

strativen <strong>und</strong> organisatorischen Tätigkeiten schrittweise von den anderen Berufs-<br />

gruppen der Station übernehmen sollte.<br />

Nach Bewilligung eines Kanzleibedienstetenpostens durch die MA 17 wurde sehr<br />

rasch eine geeignete Person <strong>für</strong> die Stelle zugewiesen.<br />

Nach Erhebung aller delegierbaren administrativen Tätigkeiten folgte die Erstellung<br />

eines Anforderungsprofils <strong>und</strong> einer ersten Stellenbeschreibung <strong>für</strong> die Position<br />

41<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


42<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

eines/r Stations-Sekretärs/in. Auf Basis dieser vorläufigen Stellenbeschreibung<br />

begann die Einschulungsphase der Stationssekretärin, unter Anleitung der Ab-<br />

teilungssekretärin, der Stationsschwestern <strong>und</strong> der ÄrztInnen der Station.<br />

Zu Beginn war mit einer längeren Einarbeitungszeit zu rechnen, da diese Person die<br />

spezifischen organisatorischen Gegebenheiten der Station <strong>und</strong> der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung sowie die medizinische <strong>und</strong> pflegerische Fachsprache der Neurologie<br />

kennenlernen mußte.<br />

Da es sich bei der Einführung des Stationssekretariats um die Etablierung einer<br />

neuen Funktionseinheit auf der Station handelte, die eine Umstrukturierung vieler<br />

administrativer <strong>und</strong> organisatorischer Arbeitsabläufe zum Ziel hatte, konnte die<br />

vorbereitende Planung nicht alle Details <strong>und</strong> Fragen vorweg klären.<br />

Die Planung stellte die erste Entwicklungsphase dar, welche der ersten Stations-<br />

sekretärin einen koordinierten Einstieg in ihr Aufgabengebiet erlauben sollte. Die<br />

zweite Entwicklungsphase beinhaltete die Sammlung der Erfahrungen des ersten<br />

Realisationsabschnittes. Anhand dieser konkreten Erfahrungen konnten das An-<br />

forderungsprofil <strong>und</strong> die Aufgabenbereiche überarbeitet <strong>und</strong> neu definiert werden.<br />

- Stellenbeschreibung<br />

Die Stellenbeschreibung, wie sie im folgenden vorliegt, ist das Ergebnis von 2½<br />

Jahren Projektdauer. Eine systematische Stellendarstellung <strong>und</strong> Auflistung aller<br />

wesentlichen Kriterien, welche diese Stelle definieren, findet sich im Anhang.<br />

An dieser Stelle soll ein Überblick über Anforderungen <strong>und</strong> Aufgaben einer Stations-<br />

sekretärin im Sinne des Modells geboten werden.<br />

Gr<strong>und</strong>legende Zielsetzung der Stelle ist die Übernahme von administrativen Arbeiten<br />

zur Unterstützung der pflegerischen <strong>und</strong> ärztlichen Arbeit auf der Station. Weiters<br />

umfaßt die Tätigkeit koordinierende Aufgaben im Stationsalltag <strong>und</strong> stellt die zentrale<br />

Kommunikationsstelle zwischen allen MitarbeiterInnen der Station sowie <strong>für</strong> die<br />

Kommunikation der Station nach außen, dar.<br />

Konkret können die Aufgaben der Stationssekretärin mit folgenden Tätigkeits-<br />

kategorien dargestellt werden:<br />

- Erledigung aller anfallenden Aufgaben <strong>und</strong> Formalitäten im Zusammenhang mit<br />

der PatientInnenaufnahme- <strong>und</strong> Entlassung<br />

- Koordination, Terminisierung <strong>und</strong> Schreibarbeiten (Bef<strong>und</strong>e) im Zusammenhang<br />

mit Untersuchungen<br />

- Durchführung verschiedenster Anforderungen <strong>und</strong> Bestellungen<br />

- Übernahme <strong>und</strong> Vermittlung von Telefonaten<br />

- Teilnahme an institutionalisierten Formen der Stationskommunikation sowie lau-<br />

fender Informationsaustausch mit anderen MitarbeiterInnen


- Erledigung der allgemeinen Stationsadministration<br />

- Erledigung weiterer anfallender Schreibarbeiten<br />

Aus dieser Skizzierung der Aufgabenbereiche der Stationssekretärin geht hervor,<br />

daß ihre Arbeit weit über den Tätigkeitsbereich einer »normalen« Abteilungs-<br />

schreibkraft hinausreicht. Neben der Anforderung, die administrativen Arbeiten zu<br />

übernehmen, wird die Fähigkeit zur Koordination <strong>und</strong> Kommunikation verlangt. Die<br />

Stationssekretärin muß über Büro- <strong>und</strong> Maschinschreibkenntnisse, Kenntnisse im<br />

medizinischen Bereich - insbesondere der medizinischen Fachsprache - <strong>und</strong><br />

Managementfähigkeiten hinsichtlich der Stationsorganisation <strong>und</strong> der kommunika-<br />

tiven Erfordernisse der Station verfügen.<br />

Im Gegensatz zu den komplexen Anforderungen der Stelle steht die relativ geringe<br />

Bezahlung. Der zweifache Wechsel der Stationssekretärin im ersten Jahr des<br />

Modellversuches liegt unter anderem darin begründet. Da es sich bei der Stations-<br />

sekretärin um ein, bezogen auf ein Krankenhaus, schwer einordenbares Berufsbild<br />

handelt, sollten in Zukunft Überlegungen zur verbesserten gehaltsmäßigen Einstu-<br />

fung angestellt werden.<br />

- Organisatorische Einbindung<br />

Die Stationssekretärin wurde der Stationsschwester unterstellt <strong>und</strong> sollte sich<br />

vormittags um Telefontätigkeiten <strong>und</strong> pflegerische Notwendigkeiten kümmern. Nach-<br />

mittags war ihr Hauptaufgabengebiet die Erledigung ärztlicher Schreibarbeiten.<br />

Während der ersten Einarbeitungszeit mußte die Stationssekretärin an einem sehr<br />

ungenügenden Arbeitsplatz arbeiten, da die provisorische räumliche Neuordnung<br />

erst Anfang November 1990 durchgeführt werden konnte. Der relativ lange Vorlauf<br />

<strong>für</strong> die provisorische Neuordnung der Station hätte auf den Einstieg der Stations-<br />

sekretärin besser abgestimmt werden sollen, was aber unter dem gegebenen<br />

Zeitdruck von der Projektgruppe nicht zu bewältigen war. Erst mit dem provisori-<br />

schen Übersiedeln des Schwestern-Dienstzimmers Anfang November 1990 konnte<br />

die Stationssekretärin ihren vorläufigen Arbeitsplatz im Dienstzimmer einnehmen.<br />

Trotz der großen Beengtheit dieser bis zum tatsächlichen Umbau provisorischen<br />

Lösung wurde klar, daß die Stationssekretärin einen zentralen Arbeitsplatz im<br />

Schwestern-Dienstzimmer dauerhaft benötigt <strong>und</strong> nicht, wie ursprünglich vorgese-<br />

hen (vgl. »Vorschläge <strong>und</strong> Anträge 1« - August 1990), am Nachmittag in ein anderes<br />

Zimmer <strong>für</strong> Schreibarbeiten wechselt. Die Notwendigkeit <strong>für</strong> eine ständige Anwesen-<br />

heit der Stationssekretärin im Dienstzimmer ergibt sich einerseits aus der Aufgabe,<br />

jederzeit das Telefon zu übernehmen, andererseits aus der notwendigen Ein-<br />

geb<strong>und</strong>enheit der Sekretärin in den laufenden Stationsbetrieb. Die Sekretärin muß<br />

wissen, wo sich die anderen MitarbeiterInnen der Station gerade befinden, wo<br />

einzelne PatientInnen liegen etc., um ihre koordinative Rolle im Stationsbetrieb<br />

ausfüllen zu können.<br />

43<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


44<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Das diplomierte Pflegepersonal stand anfangs dem neuen Arbeitsplatz der Stations-<br />

sekretärin in »ihrem« Dienstzimmer skeptisch gegenüber, weil die Schreibmaschinen-<br />

arbeit eine gewisse Lärmbelastung bedeutet <strong>und</strong> weil das neue Dienstzimmer durch<br />

den fehlenden Umbau noch zu klein war.<br />

Im Rahmen des Teilprojekts »Funktionelle räumliche Neuordnung« erfolgte im<br />

Spätsommer 1991 der Abschluß der räumlichen Umbauten auf der Station. Hierbei<br />

wurde auch das Schwestern-Dienstzimmer vergrößert <strong>und</strong> darin ein fixer Arbeits-<br />

platz <strong>für</strong> die Stationssekretärin eingerichtet. Dieser Arbeitsplatz hat sich aus heutiger<br />

Sicht bewährt.<br />

Die räumliche Unterbringung einer/s Stationssekretärs/in bedarf also sehr genauer<br />

Planung <strong>und</strong> Vorbereitung, insbesondere unter Berücksichtigung der geplanten<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Kooperationsbeziehungen dieser Berufsrolle.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> eine möglichst effiziente Einschulung ist eine detaillierte stations-<br />

spezifische Stellenbeschreibung, um von Beginn an möglichst klare Kompetenz-<br />

abgrenzungen <strong>und</strong> Kooperationsbeziehungen etablieren zu können. Nach Modell-<br />

beginn kam es zur zweimaligen personellen Umbesetzung des Stationssekretariats.<br />

Die Erfahrungen, die mit diesen drei unterschiedlichen Personen bezüglich der<br />

Einschulung gewonnen wurden, sind durchaus einheitlich. Obwohl die stations-<br />

spezifische Stellenbeschreibung vor jeder Neuanstellung überarbeitet <strong>und</strong> verbes-<br />

sert wurde, hat sich die Einschulungszeit nicht wesentlich verkürzt.<br />

Unter Anleitung der Abteilungssekretärin <strong>und</strong> der Stationsschwestern konnten die<br />

Stationssekretärinnen sich sehr rasch in die Schreibarbeiten auf der Neurologie<br />

einarbeiten <strong>und</strong> schrittweise bisher händisch ausgeführte Dokumente mit der<br />

Maschine schreiben. Die Übernahme der umfangreichen Telefonarbeiten <strong>und</strong> der<br />

daraus folgenden Koordinationsarbeiten erforderte eine längere Einarbeitungs-<br />

phase, da die nötigen spezifischen Kenntnisse nur im Stationsalltag erworben<br />

werden können.<br />

Wesentlich <strong>für</strong> die Einschulung der Stationssekretärin ist die Anwesenheit einer<br />

erreichbaren <strong>und</strong> verfügbaren Hauptansprechperson. Als optimale Anleitungs-<br />

personen kristallisierten sich die Stationsschwester <strong>und</strong> ihre Vertretung heraus.<br />

Diese sind jedoch meist so ausgelastet, daß eine kontinuierliche Einschulung nur<br />

sehr schwer organisiert werden konnte.<br />

Als besonders schwierig in der Einschulungsphase wurde beschrieben:<br />

- Das Erlernen der medizinischen Fachsprache.<br />

- Das Kennenlernen der routinemäßigen Abläufe auf der Station <strong>und</strong> im Haus (der<br />

»Hausbrauch«).<br />

- Die Einschätzung der Prioritäten bei den anfallenden Arbeiten <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

einer entsprechenden Arbeitseinteilung.


- Die Koordination <strong>und</strong> die Anwesenheit vieler Personen im Dienstzimmer.<br />

Die minimale Einarbeitungszeit <strong>für</strong> einen optimalen Einsatz einer Stationssekretärin<br />

kann nach Erfahrungswerten bezüglich der Einschulung von 3 unterschiedlichen<br />

Personen mit 2-3 Monaten angegeben werden. Dies betrifft insbesondere die<br />

Bereiche der medizinischen Fachsprache, der stations- <strong>und</strong> hausinternen Arbeits-<br />

abläufe <strong>und</strong> des Aufbaus von persönlichen Routinen im Umgang mit den<br />

vielfältigen Kooperationspartnern innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Station.<br />

- Die Auflösung des Stationssekretariats<br />

Im September 1993 wurden die Projektressourcen gekürzt, was zur Folge hatte, daß<br />

das Stationssekretariat nicht mehr finanzierbar war. Überlegungen <strong>und</strong> Versuche,<br />

das Stationssekretariat trotzdem - durch Umwidmung vorhandener Personalstellen<br />

- zu erhalten, scheiterten, da es zum gleichen Zeitpunkt zu einer Kürzung der<br />

ärztlichen Posten um zwei kam <strong>und</strong> bei den Schwestern Unsicherheit über die<br />

Verlängerung der eigenen Dienststellen herrschte (im Extremfall drohte eine Reduk-<br />

tion auf nur 9 diplomierte Schwestern).<br />

Nach der daraus folgenden Auflösung des Stationssekretariats mußten die Stations-<br />

schwestern einen Teil dieser Aufgaben wieder übernehmen, mit der Konsequenz,<br />

daß die Stationsschwestern in den pflegerischen Arbeiten v.a. wegen der zu<br />

erledigenden Schreibarbeiten <strong>und</strong> Telefondienste nicht mehr so präsent sind.<br />

Insbesondere die pflegerische Qualitätskontrolle <strong>und</strong> Koordination der pflegeri-<br />

schen<br />

Leistungen ist dadurch eingeschränkt. Bei Abwesenheit der Stationsschwestern<br />

(Urlaube, Oberschwesternvertretung, Krankenstände) bedeutet der Wegfall des<br />

Stationssekretariats auch eine Belastung des restlichen Pflegeteams mit Telefon-<br />

dienst <strong>und</strong> anderen administrativen Arbeiten.<br />

Für den ärztlichen Bereich hat die Zurücknahme des Stationssekretariats vor allem<br />

zur Folge, daß in der Dokumentation Qualitätsverluste hinzunehmen sind (keine<br />

Dekurse, handschriftliche Krankengeschichten, ungenaue Dokumentation der an<br />

die zentralen Stellen weiterzugebenden Behandlungsdaten). Dies ist vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> von steigenden Anforderungen in der Erfassung der ärztlichen Leistun-<br />

gen besonders problematisch. Die Verschlechterung der Qualität der Krankenge-<br />

schichten (handschriftlich <strong>und</strong> daher zum Teil unleserlich) führte zu einer verminder-<br />

ten Brauchbarkeit dieser Dokumente im klinischen Alltag, was in der Neurologie<br />

besonders problematisch ist. Generell zeigt sich als Konsequenz auch eine Verrin-<br />

gerung der interprofessionellen Stationsbesprechungen, da nur schwer ungestörte<br />

gemeinsame Besprechungen möglich sind.<br />

- Evaluation<br />

Während der ersten beiden Modellphasen (90-91) erfolgten mehrere Evaluations-<br />

gespräche sowohl mit den jeweiligen Stationssekretärinnen als auch mit der verant-<br />

45<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


46<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

wortlichen Projektgruppe. Die vorläufigen Ergebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen, die in diesen<br />

Interviews formuliert wurden, bildeten die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die ersten schriftlichen<br />

Dokumentationen über das Projekt (vgl. »Erste Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse« des<br />

Modellversuches »Stationssekretariat« im Rahmen des WHO-Modellprojekts »Ge-<br />

s<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankenhaus« - April 91, Stellungnahme zur Anfrage »zentrale Schreibst-<br />

elle oder einzelne Organisationseinheit pro Abteilung <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>« seitens des<br />

Dezernats <strong>für</strong> Personalangelegenheiten der MA 17 der Gemeinde Wien - Mai 91).<br />

Nach einem ausführlichen Evaluationsgespräch mit der dritten Stationssekretärin<br />

entstand im Dezember 91 ein vorläufiger Entwurf zum Modelldokument »Stations-<br />

sekretariat«.<br />

Eine ausführliche <strong>und</strong> systematische Erhebung zum Modellprojekt erfolgte im<br />

Frühjahr 92.<br />

Die Ziele dieser Erhebung waren folgende:<br />

- eine vollständige Erfassung der Aufgaben <strong>und</strong> Arbeiten welche von der Stations-<br />

sekretärin durchgeführt wurden (Überarbeitung der Stellenbeschreibung)<br />

- eine Tätigkeitsanalyse -»"Welche Arbeiten erfordern wieviel Zeit bzw. wie ist ihre<br />

zeitliche Verteilung bezogen auf den Arbeitstag«<br />

- eine Aufschlüsselung der Telefontätigkeit der Stationssekretärin<br />

- eine Überprüfung der Effekte des Modells in Bezug auf eine Entlastung des<br />

Pflegepersonals <strong>und</strong> des ärztlichen Personals von administrativen <strong>und</strong> organisa-<br />

torischen Tätigkeiten<br />

Zur Durchführung der Tätigkeitsanalyse <strong>und</strong> Erfassung der Telefontätigkeit wurde<br />

die Methode einer Arbeitsablaufstudie bzw. Frequenzstudie angewandt. Im Rahmen<br />

dieser Studien sollte die Stationssekretärin genaue Aufzeichnungen, über ihre<br />

Tätigkeiten <strong>und</strong> deren zeitliche Verteilung anhand von Erhebungsblätter anfertigen.<br />

Erster Realisierungsschritt war die Strukturierung derartiger Erhebungsblätter durch<br />

das »Kernteam« des LBI.<br />

Nach Stellungnahme seitens der Stationssekretärin <strong>und</strong> der Stationsschwestern<br />

erfolgte eine Korrektur der Erhebungsblätter.<br />

Mitte April 92 fand an drei Tagen eine Probeerhebung zur »Tätigkeitsdokumentation«<br />

<strong>und</strong> »Telefonübersicht« statt. Die daraus resultierenden Erkenntnisse <strong>und</strong> weitere<br />

Entwicklungsarbeit führte einer Überarbeitung der Erhebungsblätter<br />

Der Erhebungszeitraum umspannte <strong>für</strong> die »Tätigkeitsdokumentation« <strong>und</strong> die<br />

»Telefonübersicht« je 2 Arbeitswochen (Mai/Juni 92).<br />

Zusätzlich fertigte die Stationssekretärin zwei Tagesprotokolle über ihren Arbeitsab-<br />

lauf an (Ende April 92).<br />

Im Anschluß an die Erhebungsphase wurden die Erhebungsblätter statistisch<br />

ausgewertet <strong>und</strong> die Ergebnisse graphisch dargestellt. Diese Auswertungen <strong>und</strong><br />

Graphiken wurden im Juli 92 der Stationsprojektgruppe zur Diskussion <strong>und</strong> Stellung-<br />

nahme vorgelegt.


Letzter Schritt der Evaluation war ein Gruppeninterview mit der Projektgruppe <strong>und</strong><br />

eine Befragung der Stationssekretärin über den Verlauf <strong>und</strong> die Auswirkungen des<br />

Modellversuchs (Dezember 1992). Gleichzeitig wurde anhand der Tätigkeitsliste,<br />

welche als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Erhebungsblätter gedient hatte, eine Überarbeitung der<br />

Vertretungsverhältnisse, d.h. welche MitarbeiterInnen müssen welche Aufgaben bei<br />

Krankheit oder Urlaub der Stationssekretärin zusätzlich übernehmen, durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Tätigkeitsanalyse<br />

- Durchführung <strong>und</strong> Ergebnisse der Erhebung »Tätigkeitsdokumentation«<br />

Für die Tätigkeitsdokumentation des Stationssekretariats wurden aus allen er-<br />

faßbaren Arbeiten 7 Kategorien gebildet (vgl. Anhang Stellenbeschreibung). Das<br />

verwendete Erhebungsblatt forderte von der Stationssekretärin, ihre Arbeitszeit jede<br />

St<strong>und</strong>e rückblickend in zehnminütige Intervalle zu teilen <strong>und</strong> diese Intervalle<br />

entsprechend ihres Arbeitsinhaltes über die 7 Tätigkeitskategorien zu verteilen.<br />

Die Auswertung der Erhebungsblätter zeigt einerseits den Anteil jeder Tätigkeits-<br />

kategorie an der gesamten Arbeitszeit <strong>und</strong> andererseits die tageszeitliche Verteilung<br />

der Tätigkeitskategorien.<br />

Folgende Grafik faßt die Auswertungsergebnisse zusammen:<br />

Tab. 2: Tätigkeiten der Stationssekretärin<br />

Tätigkeitskategorien Anteil an der tageszeitliche Verteilung<br />

Arbeitszeit 7-9 9-11 11-13 13-15<br />

1. Patientenaufnahme- <strong>und</strong> 12% 12% 6% 14% 16%<br />

Entlassungen<br />

2. Untersuchungen <strong>und</strong> 15% 12% 16% 18% 13%<br />

Bef<strong>und</strong>e<br />

3. Bestellungen 8% 15% 8% 4% 3%<br />

4. Telefonübernahme <strong>und</strong> 28% 20% 39% 27% 25%<br />

Telefonvermittlung<br />

5. Teamkommunikation 12% 28% 5% 7% 4%<br />

6. Sonstige 6% 7% 6% 4% 10%<br />

Stationsorganisation<br />

7. Weitere Schreibarbeiten 20% 6% 21% 27% 30%<br />

Die Haupttätigkeit der Stationssekräterin stellte die Telefonübernahme <strong>und</strong> -vermittlung<br />

dar. Diese vermutete Tatsache war ausschlaggebend da<strong>für</strong>, eine gesonderte<br />

Erhebung der Telefontätigkeit in die Evaluationsplanung aufzunehmen (wobei in der<br />

Telefonübersicht auch die selbstständig getätigten Anrufe berücksichtigt sind, die<br />

hier zeitlich den entsprechenden anderen Tätigkeitskategorien zugeordnet waren).<br />

Weiters zeigte sich, daß die eigentlichen Schreibarbeiten nur ein Fünftel der gesam-<br />

ten Arbeitzeit ausmachten.<br />

47<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


48<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Der Dienstbeginn der Stationssekretärin war gekennzeichnet durch einen hohen<br />

Anteil an Teamkommunikation (»Schwestern-Übergabe«, interdisziplinäre Morgen-<br />

besprechung) <strong>und</strong> durch die Durchführung von Bestellungen.<br />

Die Telefonübernahme <strong>und</strong> -vermittlung stellte einen kontinuierlichen Anteil der<br />

Beschäftigung dar <strong>und</strong> erreicht vormittags einen Spitzenwert (in Zusammenhang mit<br />

der Aufarbeitung der Visite). Die Erledigung der Schreibarbeiten fiel, in Abhängigkeit<br />

von den anderen Tätigkeiten, hauptsächlich in die zweite Tageshälfte.<br />

Ebenfalls in der zweiten Tageshälfte lag eine Häufung der Aufnahmen <strong>und</strong> Entlas-<br />

sungen die auf folgende Punkte zurückzuführen ist:<br />

- die Ambulanzen haben erst dann eingewiesene PatientInnen soweit untersucht,<br />

daß sie zur Aufnahme auf die Station kommen<br />

- die Arztbriefe werden erst zu Mittag fertig<br />

- meist werden erst nach der Visite PatientInnen entlassen.<br />

Die dargestellte Verteilung über die Tätigkeitskategorien erschien sowohl den<br />

Schwestern als auch den ÄrztInnen entsprechend ihren Beobachtungen als reprä-<br />

sentativ. Gleichzeitig entsprach die Verteilung der Tätigkeiten der von der Projekt-<br />

gruppe <strong>für</strong> das Stationssekretariat geplanten Aufgabenzuteilung.<br />

Insgesamt war die Stationssekretärin mit 40 Wochenst<strong>und</strong>en voll ausgelastet. Nach<br />

Angaben der Projektgruppe hätte sogar der Bedarf zur Leistung von Überst<strong>und</strong>en<br />

durch die Stationssekretärin bestanden.<br />

- Durchführung <strong>und</strong> Ergebnisse der Erhebung »Telefonübersicht«<br />

Zur Erhebung der Telefontätigkeit wurden zwei Erhebungsblätter konzipiert, anhand<br />

deren die Stationssekretärin die Aufzeichnungen ihrer Telefonarbeit durchführte.<br />

Ein Erhebungsblatt diente zur Erfassung der Gesprächsdauer pro Gespräch, das<br />

zweite zur Erhebung der Gesprächspartner. Zusätzlich zu der Art der Gesprächs-<br />

partner wurde unterschieden, ob es sich um eine Telefonübernahme oder einen<br />

getätigten Anruf handelte <strong>und</strong> zu welcher Zeit das Gespräch stattfand.<br />

Folgende Tabellen zeigen zusammenfassend die Ergebnisse:<br />

Tabelle 3: Verteilung der Gesprächsdauer<br />

Gesprächsdauer < ½ min. ½-1min. 1-2 min. 2-3min 3-4 min. 4-5 min. > 5 min.<br />

Anteil in % 15 % 40 % 25 % 10 % 5 % 4 % 1 %


Tabelle 4: Telefonübersicht nach Gesprächspartner aufgeschlüsselt:<br />

Gesprächspartner Übernahme Anruf getätigt Gesamt<br />

I innerhalb der Station 1 % 0 % 1 %<br />

II Neurol. Ambulanz + Abt.Sekr. + Osr 14 % 8 % 22 %<br />

III bettenführende Abt. der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung 19 % 12 % 31 %<br />

IV zentrale Einrichtungen der<br />

Krankenanstalt Rudolfstiftung 17 % 12 % 29 %<br />

V andere Krankenhäuser 1 % 1 % 2 %<br />

VI extramurale Einrichtungen 1 % 4 % 5 %<br />

VII Angehörige oder PatientInnen 9 % 1 % 10 %<br />

62 % 38 % 100 %<br />

Der Mittelwert der Telefonate im Erhebungszeitraum betrug 36 Gespräche pro<br />

Arbeitstag. Die Projektgruppe schätzt die tatsächliche Anzahl der Telefonate noch<br />

etwas höher ein, da die Erhebung in eine relativ »ruhige« Zeit gefallen ist. Der<br />

Mittelwert <strong>für</strong> die Gesprächsdauer lag bei 1,8 Minuten.<br />

Anzahl der Telefongespräche <strong>und</strong> Gesprächsdauer ergeben eine »Netto-Telefon-<br />

tätigkeit« von ungefähr einer St<strong>und</strong>e am Tag. Hinzu kommt aber der Umstand, daß<br />

viele Telefonkontakte in direkter Folge mit weiterem Arbeitsaufwand verb<strong>und</strong>en sind<br />

(wie aus Tab. 2 ersichtlich ist, 28% der Arbeitszeit, das entspricht täglich 2 St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> 15 Minuten). Vor Einführung des Stationssekretariats waren in erster Linie die<br />

Stationsschwestern <strong>für</strong> das Telefon zuständig, sodaß allein durch die Telefon-<br />

tätigkeit der Stationssekretärin eine enorme Entlastung <strong>für</strong> die Stationsschwestern<br />

eintrat.<br />

Anzumerken ist, daß die Sekretärin nicht alle Telefonate <strong>für</strong> die Station entgegenneh-<br />

men konnte, sodaß die Gesamt-Telefonbelastung der Station noch höher liegt.<br />

Die Übersicht nach Gesprächspartnern zeigt, daß der größte Anteil (82%) der<br />

Telefonübernahmen <strong>und</strong> der getätigten Anrufe andere Arbeitsbereiche der Kranken-<br />

anstalt Rudolfstiftung betreffen. Überraschend hoch hingegen war <strong>für</strong> die Projekt-<br />

gruppe der relativ hohe Anteil an PatientInnen- <strong>und</strong> Angehörigenanrufen, die von der<br />

Sekretärin übernommen wurden.<br />

Die tageszeitliche Verteilung der Telefongespräche stimmte mit den Auswertungen<br />

der »Tätigkeitsdokumentation« überein.<br />

Bei der Diskussion der Ergebnisse stellte sich heraus, daß zusätzlich sehr viele<br />

falsche Anrufe auf der Neurologischen Station landen, die meist <strong>für</strong> die Neurologi-<br />

sche Ambulanz oder <strong>für</strong> die Neurochirurgische Station bestimmt sind. Zu diesem<br />

Punkt wäre eine eigene Projektinitiative interessant, um gezielte Gegenmaßnahmen<br />

einleiten zu können.<br />

- Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Der Einsatz der Stationssekretärin auf der Neurologie kann als sehr erfolgreich<br />

bezeichnet werden. Die Entlastung der unterschiedlichen Berufsgruppen auf der<br />

Station von administrativ-organisatorischen Arbeiten kann im Detail an den<br />

49<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


50<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Vertretungsverhältnissen bezüglich der »Aufgaben <strong>und</strong> Tätigkeitsbereiche« (vgl.<br />

Stellenbeschreibung) nachgewiesen werden, da die jetzigen Vertretungsverhältnisse<br />

weitgehend dem Status Quo vor der Implimentierung des Stationssekretariates<br />

entsprechen. Annähernd alle MitarbeiterInnen an der Station 14A vertraten in der<br />

MitarbeiterInnenbefragung die Auffassung, daß durch die Einführung des Stations-<br />

sekretariats eine klarere Kompetenzabgrenzung erreicht wurde. 63,2% beantworte-<br />

ten die Frage mit »ja« <strong>und</strong> 36,8% mit »eher ja«.<br />

Im folgenden werden die konkreten Ergebnisse <strong>und</strong> Auswirkungen des Modellver-<br />

suches auf die Neurologische Station angeführt:<br />

Auswirkungen des Modellversuchs auf die Arbeit des Pflegepersonals<br />

- Für die diplomierten Schwestern der Station war in erster Linie die Entlastung von<br />

der umfangreichen Telefonarbeit von entscheidender Bedeutung.<br />

- Eine weitere wichtige administrative Arbeitsentlastung <strong>für</strong> die Schwestern stellte<br />

die Durchführung der PatientInnenaufnahme- <strong>und</strong> Entlassungsformalitäten durch<br />

die Stationssekretärin dar.<br />

- Die Schwestern konnten durch die Abgabe dieser Tätigkeiten sich wesentlich mehr<br />

den eigentlichen pflegerischen Arbeiten widmen <strong>und</strong> auf die individuellen Bedürf-<br />

nisse der PatientInnen eingehen. Nach einer Schätzung der Krankenschwestern<br />

konnte die Präsenz am Krankenbett um 40% gesteigert werden.<br />

- Die Entlastung der Stationsschwestern gab diesen die Möglichkeit, viel mehr an der<br />

Weiterentwicklung der Pflege zu arbeiten (vgl. Teilprojekte »Gruppenpflege« <strong>und</strong><br />

»Pflegeplanung«) <strong>und</strong> die Aufgaben der Leitung des Stationspflegeteams besser<br />

zu erfüllen.<br />

- Die Koordinationstätigkeit der Stationssekretärin machte erst eine effiziente Durch-<br />

führung von Gruppenpflege möglich, da sie die laufend hereinkommenden Infor-<br />

mationen <strong>und</strong> Kooperationsnotwendigkeiten direkt an die zuständigen<br />

MitarbeiterInnen weiterleiten kann, ohne daß etwa Schwestern aus der anderen<br />

Gruppe gestört werden.<br />

Auswirkungen des Modellversuchs auf die Arbeit des ärztlichen Personals<br />

- Die ÄrztInnen berichten über eine große Entlastung im Stationsalltag durch<br />

Abgabe der Schreibarbeiten (Anamnesen, Doppler-Bef<strong>und</strong>e, Dekurse). In diesen<br />

Zusammenhang ist positiv zu erwähnen, daß die PatientInnen bei ihrer Entlassung<br />

sofort den Arztbrief ausgehändigt bekamen.<br />

- Die »gewonnene« Zeit kam einerseits der ärztlichen Versorgung der PatientInnen<br />

zugute, <strong>und</strong> andererseits konnten die ÄrztInnen ihrer Aufgabe bezüglich der<br />

Ausbildung der Turnusärzte verstärkt nachkommen.<br />

- Als besonders hilfreich <strong>für</strong> die gegenseitige Information über die PatientInnen im<br />

Betreuungsteam wurden die maschinengeschriebenen Krankengeschichten be-<br />

zeichnet. Die so erstellten Krankengeschichten konnten genau überprüft werden


<strong>und</strong> auch den Schwestern wichtige Informationen liefern. Vorher waren handge-<br />

schriebenen Krankengeschichten kaum lesbar.<br />

- Aus dem ärztlichen Bereich wurde auch berichtet, daß die Stationssekretärin aktiv<br />

<strong>für</strong> die Durchführung gewisser medizinisch-administrativer Arbeiten sorgte <strong>und</strong><br />

somit die ÄrztInnen rechtzeitig zum Ausfüllen von notwendigen Formularen etc.<br />

bewegte.<br />

Allgemeine Auswirkungen des Modellversuchs auf die Station<br />

- Ärztliches <strong>und</strong> pflegerisches Personal berichten über Entlastung von <strong>für</strong> die<br />

jeweiligen Personen unnötigen Informationen, da die Stationssekretärin gezielt<br />

Informationen an die zuständigen Personen weiterleitete.<br />

- Da alle delegierbaren administrativen Tätigkeiten an die Stationssekretärin dele-<br />

giert wurden, fielen entscheidende Reibungsflächen zwischen ärztlichem <strong>und</strong><br />

pflegerischem Personal weg. Vorher mußte ausdiskutiert werden, wer nun irgend-<br />

eine administrative Tätigkeit durchführt, da ja keine der beiden Berufsgruppen <strong>für</strong><br />

diese Tätigkeiten in ihrem Berufsbild verantwortlich ist.<br />

- Die Durchführung von Teamgesprächen gestaltete sich durch die Ausschaltung<br />

unnötiger Unterbrechungen effektiver.<br />

- Nach Aussagen der StationsmitarbeiterInnen konnte eine erhebliche Senkung des<br />

»Alltagsstresses« bei der Arbeit erreicht werden (weil es z.B. kein langes Läuten<br />

des Telefons mehr gab).<br />

- Die wahrgenommene Verbesserung der Arbeitsbedingungen steigerte die Motiva-<br />

tion <strong>und</strong> Arbeitszufriedenheit der StationsmitarbeiterInnen. Dies läßt sich anhand<br />

der Abnahme der Personalaustritte im Pflegebereich belegen (siehe Beilagen,<br />

»Entwicklung der Personalaustritte auf Station 14A«).<br />

- Die Implementation des Stationssekretariats bedeutete nicht nur eine Abgabe von<br />

organisatorischen <strong>und</strong> administrativen Aufgaben an die Stationssekretärin, son-<br />

dern führte darüber hinaus zu einer qualitativen Verbesserung der Stations-<br />

organisation <strong>und</strong> der Arbeitsabläufe.<br />

Durch den Einsatz der Stationssekretärin gelang es, die Effizienz der Stations-<br />

organisation zu steigern:<br />

- keine Fehl- oder Doppelinformationen, sondern »gefilterte« Information<br />

- keine Unterbrechung von ärztlichen bzw. pflegerischen Arbeitsprozessen<br />

- keine Verzögerungen bei organisatorischen bzw. administrativen Anforderungen<br />

- zentraler Überblick über PatientInnenbewegungen<br />

- zentrale Kommunikationsstelle auf der Station<br />

- Verringerung von Fehlerquellen im Arbeitsablauf<br />

- Auswirkungen der Auflösung des Stationssekretariats<br />

Eine problematische Seite des Modellversuches stellte die Abhängigkeit anderer<br />

Projekte auf der Station (z.B. Gruppenpflege) <strong>und</strong> des Organisationsniveaus vom<br />

Stationssekretariat dar. Die Stationssekretärin nahm in der Stationsorganisation<br />

51<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


52<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

eine Schlüsselstellung ein <strong>und</strong> wurde in ihrer Funktion kaum mehr ersetzbar. Dies<br />

zeigte sich vor allem bei der Auflösung des Stationssekretariats, welche folgende<br />

Auswirkungen hatte:<br />

- Es kam zu Problemen bei der Durchführung der Gruppenpflege, da die Schwestern<br />

wieder viele Aufgaben der Sekretärin, wie u.a. Telefondienste, übernehmen<br />

mußten (siehe auch Teilprojekt »Gruppenpflege«).<br />

- Es kam erneut zu Unklarheiten bei der Kompetenzabgrenzung zwischen den<br />

verschiedenen Berufsgruppen (siehe auch Teilprojekt »Kompetenzabgrenzungen«)<br />

- Die PatientInnenbetreuung verschlechterte sich, weil das medizinische <strong>und</strong> pflege-<br />

rische Personal wieder die administrativen Aufgaben durchzuführen hatte.<br />

Zusammenfassende Einschätzung <strong>und</strong> Transferempfehlungen<br />

Anfängliche Schwierigkeiten bereitete eine genaue Abklärung der Prioritäten von<br />

ärztlich-administrativen <strong>und</strong> pflegerisch-administrativen Tätigkeiten im Verlauf eines<br />

Arbeitstages. Diese Probleme konnten durch die gute Kommunikation zwischen<br />

ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern gelöst werden. Nach Meinung der Projektgruppe verhin-<br />

derte diese gemeinsame Planung <strong>und</strong> Erarbeitung des Modells die Gefahr einer<br />

einseitigen Okkupation der Stationssekretärin. Weiters bewirkte die intensive Ein-<br />

bindung der Projektgruppe <strong>und</strong> der StationsmitarbeiterInnen bei der Planung eine<br />

hohe Akzeptanz <strong>und</strong> Motivation <strong>für</strong> das Projekt.<br />

Es hat sich gezeigt, daß diese Vorgehensweise einen wesentlichen Faktor <strong>für</strong> die<br />

erfolgreiche Etablierung des Stationssekretariats darstellte <strong>und</strong> <strong>für</strong> ähnliche Projekte<br />

empfehlenswert ist.<br />

Aus den Erfahrungen des Modellversuches »Stationssekretariat« kann klar <strong>für</strong> die<br />

Notwendigkeit dezentraler »Sekretariate« entschieden werden. Die beschriebene<br />

Rolle der Stationssekretärin übersteigt die herkömmliche Rolle einer »Abteilungs-<br />

schreibkraft« <strong>und</strong> ist daher nicht durch einen zentralen Schreibkräftepool ersetzbar.<br />

Der Modellversuch »Stationssekretariat« auf der Neurologischen Station der KA-<br />

Rudolfstiftung ist insgesamt als äußerst erfolgreich zu bewerten. Die Stations-<br />

sekretärin war eine große Entlastung <strong>für</strong> ÄrztInnen, Stationsschwestern <strong>und</strong> Touren-<br />

schwestern. Dies ermöglichte eine erhöhte Präsenz am PatientInnenbett <strong>und</strong> eine<br />

Verbesserung der ärztlichen <strong>und</strong> pflegerischen Versorgung.<br />

Weiters konnten die Arbeitsabläufe auf der Station effizienter gestaltet werden <strong>und</strong><br />

eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> des Stationsklimas beobachtet<br />

werden.<br />

Das Modell »Stationssekretariat« kann daher in allen seinen Elementen als Modell<br />

zur Übernahme in anderen Krankenanstalten empfohlen werden.


Notwendig bzw. günstig sind folgende Rahmenbedingungen:<br />

- Finanzierung einer Personalstelle (<strong>für</strong> eine durchschnittliche Station mit 30-40<br />

Betten eine 40-Wochenst<strong>und</strong>en)<br />

- Unterstellung der Stationssekretärin unter die Stationsschwester mit klarer Rege-<br />

lung über Verfügbarkeit <strong>für</strong> die ärztlichen MitarbeiterInnen<br />

- Bei der Auswahl des Arbeitsplatzes ist es wichtig, die Sekretärin möglichst zentral<br />

in der Station unterzubringen<br />

3.2.2. Teilprojekt »EDV in der Stationsorganisation«<br />

Spezifische Ausgangsbedingungen auf der Modellstation im EDV-Bereich<br />

Die Durchführung der umfangreichen Schreibarbeiten auf der Station wurde zu<br />

Projektbeginn sehr zeitaufwendig mit der Hand oder mit Schreibmaschine erledigt.<br />

Gleichzeitig waren die handschriftlichen Produkte oft schwer lesbar <strong>und</strong> somit fast<br />

nutzlos. Darüber hinaus mußte ein sehr komplexes Ablagesystem geführt werden,<br />

das große Depoträume erforderte. Es fand kein Einsatz von EDV statt, weder im<br />

Bereich der stationsinternen Schreib- <strong>und</strong> Dokumentationsarbeiten noch extern zur<br />

direkten Vernetzung mit den diagnostischen Subeinheiten der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung, was zumindest das Abfassen der Arztbriefe sehr vereinfacht hätte.<br />

Die Bef<strong>und</strong>e mußten <strong>für</strong> jeden Arztbrief neu diktiert werden.<br />

Ziele<br />

Die Einführung der EDV sollte der Unterstützung <strong>und</strong> Reorganisation der stations-<br />

internen Arbeitsabläufe dienen. Eine künftige weitere Vernetzung mit anderen<br />

Subeinheiten des Krankenhauses sollte mitberücksichtigt werden. Die konkreten<br />

Ziele waren:<br />

- Beschleunigung der Schreibarbeiten<br />

- Vereinfachungen im administrativen Bereich<br />

- raumsparende Archivierung der Dokumentation<br />

Maßnahmen<br />

Ursprünglich waren folgende Vorhaben geplant:<br />

- Erhebung <strong>und</strong> Definition der möglichen Einsatzgebiete von EDV auf der Station<br />

- Abklärung der technischen Möglichkeiten mit Experten der MA 17<br />

- Schrittweise Etablierung des EDV-Systems<br />

Mitte November 1990 wurde mit den Vorarbeiten <strong>für</strong> ein EDV-Konzept <strong>für</strong> die<br />

Neurologische Station in der Projektgruppe unter Beiziehung der Stationsekretärin<br />

<strong>und</strong> der Abteilungssekretärin begonnen. Die Anforderungen an das EDV-System<br />

wurden von seiten der Sekretariate, der Pflegeorganisation <strong>und</strong> der ärztlichen<br />

53<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


54<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Organisation erfaßt. In mehreren Expertengesprächen mit MitarbeiterInnen der<br />

Krankenanstalt Rudolfstiftung, die bereits mit EDV arbeiten, wurden die bisher<br />

gef<strong>und</strong>enen EDV-Lösungen des Hauses von einzelnen Projektgruppenmitgliedern<br />

recherchiert.<br />

Ergebnisse<br />

Ergebnis dieser Überlegungen <strong>und</strong> Recherchen war, daß es aufgr<strong>und</strong> von längerfri-<br />

stigen Interventionsplänen der Gemeinde Wien in absehbarer Zeit nicht möglich sein<br />

wird, eine entsprechende Hardware- <strong>und</strong> Software-Installation auf der Neurologi-<br />

schen Station vorzunehmen. Dieses Ergebnis wurde von der Projektgruppe sehr<br />

bedauert, da bereits durch private Spenden erste Personalcomputer auf der<br />

Neurologischen Station im Betrieb sind, die jedoch nicht befriedigend ausgestattet<br />

werden können. In diesem Bereich erscheint der Projektgruppe die Investitionspolitik<br />

der Gemeinde Wien zum Teil unverständlich, da sehr billige PC-Lösungen <strong>für</strong> die<br />

Station zu finden wären, während man auf die langjährigen Großcomputerprojekte<br />

sehr lange warten muß <strong>und</strong> diese gleichzeitig sehr teuer kommen. Von der Projekt-<br />

gruppe wurde eine PC-Lösung angestrebt, wie sie im Krankenhaus Rosenhügel<br />

bereits im Einsatz ist.<br />

3.2.3. Teilprojekt »Besprechungskultur«<br />

Allgemeine Ausgangsproblematik der Besprechungskultur auf Krankenhausstationen<br />

Ein Mangel an strukturierten Kommunikationsgelegenheiten im Betreuungsteam<br />

kann oft als die Ursache <strong>für</strong> fehlende oder schlecht koordinierte Teamarbeit<br />

diagnostiziert werden. Im besonderen sind meist weder angemessene Zeiten <strong>und</strong><br />

Räumlichkeiten <strong>für</strong> erfolgreiche Besprechungen vorgesehen, noch sind entspre-<br />

chende Kommunikationsstrukturen (Moderation, Tagesordnung, Protokollführung<br />

etc.) aufgebaut, die einen gesicherten Kommunikationsfluß im Betreuungsteam<br />

zulassen.<br />

Eine fehlende Besprechungskultur wird auch von der Wiener Spitalsreform-<br />

kommission in den Spitälern diagnostiziert. Bisher fehlte es jedoch meist an den<br />

organisatorischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> effiziente <strong>und</strong> befriedigende Team-<br />

besprechungen. Die Entwicklung regelmäßiger Besprechungen zur Verbesserung<br />

der interprofessionellen Zusamenarbeit <strong>und</strong> der organisatorischen Abläufe auf der<br />

Station wird angestrebt. Darüber hinaus ist eine entwickelte Besprechungskultur ein<br />

wesentliches Instrument der Qualitätssicherung in der medizinischen <strong>und</strong> pflegeri-<br />

schen Betreuung der PatientInnen.


Spezifische Ausgangsbedingungen der Besprechungskultur an der Modellstation<br />

Obwohl im speziellen Fall der Neurologischen Station von allen MitarbeiterInnen ein<br />

sehr gutes Teamklima beschrieben wurde, gab es doch Berichte über Konflikte<br />

zwischen den Berufsgruppen <strong>und</strong> ungesicherte Informationsflüsse <strong>und</strong><br />

Entscheidungswege, die eine effiziente Arbeitsorganisation behinderten. Entspre-<br />

chend dieser Diagnose <strong>und</strong> auch den Zielvorstellungen der Wiener <strong>und</strong> Österreichi-<br />

schen Spitalsreform galt es, ein <strong>für</strong> die Station 14A geeignetes Modell zu erarbeiten.<br />

Ziele<br />

Es sollten unterschiedliche Besprechungssettings, die den unterschiedlichen Anfor-<br />

derungen des komplexen Informations- <strong>und</strong> Entscheidungsbedarfes einer Station<br />

entsprechen, etabliert werden. Das Modell umfaßte die Einführung einer täglichen<br />

»Morgenbesprechung« aller diensthabenden ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern zur tägli-<br />

chen patientInnenbezogenen Koordination <strong>und</strong> Information im Betreuungsteam.<br />

Darüber hinaus sollte eine ca. monatliche »Stationsbesprechung« des gesamten<br />

Betreuungsteams der Station etabliert werden, um Kooperationsprobleme zwischen<br />

den MitarbeiterInnen <strong>und</strong> strukturelle Entscheidungen in der Organisation der<br />

Station zu besprechen.<br />

Maßnahmen<br />

In einer ersten Modellphase wurde im November 1991 die interprofessionelle<br />

Morgenbesprechung eingeführt. Die »Morgenbesprechung« etablierte sich in den<br />

ersten Wochen gut. Die gegenseitige Information über die PatientInnen wurde nach<br />

Berichten der ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern wesentlich besser, <strong>und</strong> viele kleinere<br />

Koordinationsprobleme konnten besprochen werden. Kleinere Probleme waren:<br />

- die genaue Koordination der ärztlichen <strong>und</strong> der pflegerischen Arbeitsabläufe<br />

(ÄrztInnen kamen zu spät);<br />

- manche Schwestern trauten sich nicht wirklich, mitzureden;<br />

- ärztliche Fachgespräche nahmen zeitweise überhand.<br />

In einer zweiten Modellphase sollte auch eine Stationsbesprechung etabliert wer-<br />

den. Die positive Entwicklung der »Morgenbesprechung« hatte aber den unerwar-<br />

teten Effekt, daß schon dort viele Koordinationsprobleme besprochen werden<br />

konnten <strong>und</strong> folglich das Bedürfnis nach einer »Stationsbesprechung« stark nach-<br />

ließ. Auch wurde klar, daß zur Struktur der »Stationsbesprechung« noch wesentli-<br />

che offene Fragen bestanden. Einige wichtige Fragen waren:<br />

- Wie entsteht die Tagesordnung einer »Stationsbesprechung«?<br />

- Wer lädt zur »Stationsbesprechung« ein?<br />

- Wie verpflichtend ist die Teilnahme?<br />

55<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


56<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

- Wann <strong>und</strong> wo kann die »Stationsbesprechung« sinnvoll durchgeführt werden?<br />

- Wer führt Protokoll?<br />

- Welchen Stellenwert haben Beschlüsse der »Stationsbesprechung« in der Stations-<br />

organisation?<br />

In der Folge wurde eine Kooperation mit dem Subprojekt 1 »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> am<br />

Arbeitsplatz« eingegangen, im Rahmen derer die Modellentwicklung <strong>und</strong> Etablie-<br />

rung der »Stationsbesprechung« durch fachliche <strong>und</strong> organisatorische Unterstüt-<br />

zung aus diesem Subprojekt begleitet wurde. (vgl. Subprojekt 1 »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> am<br />

Arbeitsplatz«). Einige der anfangs aufgeworfenen Fragen konnten im Rahmen<br />

dieses Subprojekts beantwortet werden. Dennoch kam es nicht zu einer gesicherten<br />

Installierung von regelmäßigen Stationsbesprechungen, sondern nur zu in größeren<br />

zeitlichen Abständen einberufenen Besprechungen.<br />

Ergebnisse<br />

Es kam zu Verbesserungen der interprofessionellen Teamarbeit.<br />

Bei der MitarbeiterInnenbefragung auf Station 14A schätzen die MitarbeiterInnen der<br />

Neurologie die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Berufsgruppen<br />

signifikant besser ein als alle anderen MitarbeiterInnen in der Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung.<br />

Von jenen MitarbeiterInnen der gesamten Krankenanstalt Rudolfstiftung, die bei der<br />

MitarbeiterInnenbefragung eine Beurteilung des Modellprojekts »Stations-<br />

organisation« vornahmen, wird das Modellprojekt zu 63,2% als wichtige Maßnahme<br />

zur Verbesserung der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen an der Station<br />

angesehen, 9,2% vertreten eine konträre Auffassung, <strong>und</strong> 21,7% enthalten sich der<br />

Urteilsfindung.<br />

Ende Mai 1992 wurde von Mag. Lobnig vom <strong>Ludwig</strong> <strong>Boltzmann</strong>-<strong>Institut</strong> ein Aus-<br />

wertungsinterview mit dem besprechungsleitenden Personal durchgeführt. Die<br />

Auswertung dieses Interviews fand im Herbst 1992 statt.<br />

Es zeigte sich deutlich, daß die Morgenbesprechung (<strong>und</strong> teilweise auch die<br />

Stationsbesprechung) einen wesentlichen Bestandteil der Organisationskultur der<br />

Neurologischen Station darstellen. Im Rahmen der Morgenbesprechung können<br />

ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern die Erfahrungen mit der Betreuung der einzelnen<br />

PatientInnen austauschen <strong>und</strong> wesentliche Abstimmungen <strong>für</strong> den Alltagsbetrieb<br />

durchführen.<br />

Zur Durchführung der Stationsbesprechung wurden immer wieder zwei Punkte<br />

kritisch angemerkt. Die Initiative zu Tagesordnungspunkten kam vorwiegend vom<br />

Pflegepersonal, während die Ärzte kaum Kooperationsprobleme von sich aus<br />

ansprachen. Und die Beschlüsse der Stationsbesprechungen konnten neu hinzu-<br />

kommendem Personal nicht systematisch weitergegeben werden, sodaß durch den


ständigen Personalwechsel vor allem im ärztlichen Bereich (Turnusärzte) die<br />

vereinbarten Regelungen immer wieder neu besprochen werden mußten.<br />

3.3. Pflegeorganisation<br />

3.3.1. Allgemeine Ausgangsbedingungen auf der Modellstation im Pflegebereich<br />

Die Ausgangsbedingungen im pflegerischen Bereich der Neurologischen Station<br />

14A waren zu Projektbeginn durch eine starke Arbeitsüberlastung des diplomierten<br />

Pflegepersonals gekennzeichnet. Diese entstanden durch<br />

- eine sehr geringe Systemisierung von Pflegepersonen (10 + 2 Stationsschwestern)<br />

- Ausfälle durch Urlaube, Krankenstände <strong>und</strong> Kündigungen<br />

- Belastungen durch berufsfremde Tätigkeiten<br />

- Überforderung der Hauptdienstschwester <strong>und</strong><br />

- eine laufende Überbelegung der Station.<br />

Die Folgen der Arbeitsüberlastung (Symptome) waren vielschichtig:<br />

- Schwestern gingen krank arbeiten, um den Stationsbetrieb nicht zusammenbre-<br />

chen zu lassen bzw. um KollegInnen nicht in einer unzumutbaren Arbeitssituation<br />

alleine zu lassen. (Im März 1990 ist eine Schwester an Grippe gestorben!)<br />

- Undurchführbarkeit von patientInnenorientierten Pflegemodellen (Gruppenpflege<br />

<strong>und</strong> Pflegeplanung)<br />

- Pflegeniveau am Rand der gefährlichen Pflege; insbesondere mobile PatientInnen<br />

kamen zu kurz, da bei diesen weniger Pflege unbedingt erforderlich war<br />

- keine Zeit <strong>für</strong> Praxisanleitung der SchülerInnen<br />

- keine Zeit <strong>für</strong> »Observatio« über das Hilfspersonal<br />

- ÄrztInnen fanden nicht rechtzeitig diplomierte Schwestern als Ansprechpersonen<br />

<strong>für</strong> die aktuelle Koordination der Arbeit.<br />

3.3.2. Teilprojekt »PatientInnenorientierte Gruppenpflege«<br />

Allgemeine Ausgangsbedingungen<br />

Das in Wien noch verbreitete Modell der Funktionspflege führt zu einer Fragmentierung<br />

pflegerischer Handlungen. Im Zentrum der Station steht die Stationsschwester, die<br />

unter Umständen allein über alle wesentlichen Informationen der PatientInnen<br />

verfügt <strong>und</strong> dementsprechend ihre Anweisungen an das Personal verteilt. Die<br />

Funktionspflege ist nicht nur bei quantitativer, sondern auch bei qualitativer Unter-<br />

besetzung durchführbar, zumal die Hauptverantwortung nicht beim einzelnen,<br />

sondern bei der Stationsschwester liegt; außerdem ist der Stationsablauf weniger<br />

störbar (vgl. von Scheidt, von Scheidt & Eikelbeck, 1991). Der Nachteil dieses<br />

Pflegemodells liegt darin, daß sich PatientInnen den funktionellen Abläufen der<br />

Station unterordnen müssen. Es gibt keine fixe Bezugsperson im Pflegeteam,<br />

57<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


58<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

sondern verschiedene Pflegepersonen führen unterschiedliche Pflegehandlungen<br />

an dem einzelnen PatientInnen aus (»Fließbandarbeit«).<br />

Neben der Stationsschwester ist insbesondere die sogenannte »Hauptdienst-<br />

Schwester« besonderen Belastungen ausgesetzt. Sie muß über das Befinden aller<br />

PatientInnen der Station laufend den Überblick bewahren, <strong>und</strong> dies, obwohl nicht<br />

über sie, sondern über die Stationsschwester alle wichtigen Informationen laufen.<br />

Allgemeine Möglichkeiten zur Entwicklung von PatientInnenorientierten Pflege-<br />

modellen<br />

In der internationalen Diskussion werden etliche Pflegemodelle <strong>und</strong> organisations-<br />

systeme vorgeschlagen, die zum einen eine mehr patientInnenorientierte, individu-<br />

elle Pflege ermöglichen <strong>und</strong> zum anderen zu einer höheren Berufszufriedenheit der<br />

Pflegenden beitragen. Die wichtigsten Formen sollen nachfolgend beschrieben<br />

werden.<br />

- Gruppenpflege<br />

Bei der Gruppenpflege versorgt eine Gruppe von Pflegepersonen (dipl. Schwestern,<br />

PflegehelferInnen, SchülerInnen) eine überschaubar kleine Anzahl von PatientInnen.<br />

Die Pflegegemeinschaft übernimmt die gesamte Pflege <strong>und</strong> ist <strong>für</strong> alle hier anfallen-<br />

den Aufgabenbereiche voll verantwortlich. Bei der Planung <strong>und</strong> Ausführung steht<br />

nach Juchli (1983) v.a. die Dispositionsfreiheit bzgl. der Aufgabenverteilung <strong>und</strong> die<br />

Flexibilität einzelner Gruppenmitglieder gemäß der Pflegebedürftigkeit der PatientInnen<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist ein entsprechender Informationsaus-<br />

tausch, in den alle Mitglieder der Arbeitsgruppe eingeb<strong>und</strong>en sind. Das »All-Kanal-<br />

System« (Weinert, 1987, S. 326) wird in der Regel als subjektiv befriedigend von den<br />

MitarbeiterInnen wahrgenommen (von Scheidt et al., 1991). Etwaige Probleme<br />

können sich nach Hofer (1987) dadurch ergeben, daß die Bildung einer formalen<br />

Gruppe, die über längere Zeit in direkter Interaktion miteinander steht, aufgr<strong>und</strong> der<br />

24-St<strong>und</strong>en-Betreuung <strong>und</strong> den daraus resultierenden unregelmäßigen Dienstzei-<br />

ten schwierig ist. Zum anderen führt ein Zuteilungsschema, das sich in erster Linie<br />

an der Pflegebedürftigkeit orientiert, zu einem Wechsel der unmittelbaren Kontakt-<br />

person während des Krankenhausaufenthaltes.<br />

Einen Vergleich der Organisation in der Gruppenpflege <strong>und</strong> der vorher praktizierten<br />

Funktionspflege auf Station 14A zeigt die folgende Tabelle:


Tabelle 5: Vergleich: Funktionspflege - Gruppenpflege<br />

Funktionspflege Gruppenpflege<br />

1) Arbeitseinteilung - Gr<strong>und</strong>prinzip:<br />

Zuordnung der Pflegepersonen zu Diensten / Zuordnung zu PatientInnengruppen /<br />

Funktionen / Tätigkeiten PatientInnenräumen<br />

2) Zuordnung der Pflegepersonen 3 Betreuungsteams mit 1 - 2 Pflegepersonen<br />

Jeweils 1 Person macht »Hauptdienst« (zumindest 1 DKP <strong>und</strong> 1 PflegehelferIn abhängig<br />

(Gesamtüberblick, PatientInnenaufnahmen von Personalausstattung <strong>und</strong> Pflegebedürftikeit)<br />

<strong>und</strong> aktuelle Patientenbedürfnisse) <strong>für</strong> 1 »Gruppe« von jeweils 6 - 12 PatientInnen<br />

2 -3 Personen machen »Beidienst« (je nach Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> räumlicher<br />

(jede Person eine bestimmte Tätigkeit Belegung)<br />

<strong>für</strong> alle ca. 30 PatientInnen der Station:<br />

Waschen, Spritzen, Bettenmachen etc.)<br />

3) Täglich erforderlicher Pflegepersonalstand:<br />

Tagdienst: Tagdienst:<br />

3-4 Pflegekräfte + 2 Stat.Sr. an Wochentagen 5-6 Pflegekräfte + 2 Stat.Sr. an Wochentagen<br />

Nachtdienst: 2 Pflegekräfte Nachtdienst: 2 Pflegekräfte<br />

4) Diensteinteilung<br />

fixer Touren-Dienst (damals auf Wunsch der flexible Diensteinteilung<br />

MitarbeiterInnen, diese Diensteinteilung ist mit dem Ziel, eine möglichst langdauernde<br />

jedoch nicht notwendigerweise mit der Kontinuität der Zuordnung von Pflegepersonen<br />

Funktionspflege verb<strong>und</strong>en) zu bestimmten Patienten zu erreichen<br />

laufender Wechsel zwischen Hauptdienst <strong>und</strong><br />

Beidienst<br />

Zum Ausgleich von Belastungsspitzen am Zum Ausgleich von Belastungsspitzen am<br />

vormittag können auch verkürzte Arbeitszeiten Vormittag können auch verkürzte Arbeitszeiten<br />

(z.B. 6 Std.: 7-13 Uhr) eingeführt werden. (z.B. 6 Std.: 7-13 Uhr) eingeführt werden.<br />

Im Nachtdienst werden die Gruppen nur<br />

insofern berücksichtigt, als nach Möglichkeit<br />

die beiden Nachtdienst-Pflegekräfte aus zwei<br />

verschiedenen Gruppen stammen, um so<br />

zumindest 2/3 der PatientInnen schon persönlich<br />

zu kennen.<br />

5. Folgen <strong>für</strong> die PatientInnen<br />

keine fixe Ansprechperson über mehrere fixe Ansprechpersonen vorgesehen<br />

Tage vorgesehen<br />

Die Pflegequalität gemindert durch: Koordination aller Pflegehandlungen in<br />

- zentrale Koordination der einzelnen Abstimmung mit den zeitlichen<br />

Pflegehandlungen, Bedürfnissen der PatientInnen, dadurch<br />

- laufende Überwachung des erhöhte aktive Beteiligung der PatientInnen<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustandes schwierig,<br />

- geringe Möglichkeit der aktiven<br />

Beteiligung der PatientInnen aufgr<strong>und</strong> fix<br />

vorgegebener Zeitabläufe<br />

die Pflegekräfte können sich nur schwer vollständiger Überblick über einzelne<br />

über den Gesamtzustand der einzelnen PatientInnen <strong>und</strong> über mehrere Tage durch<br />

PatientInnen informieren 1 Pflegekraft gut möglich<br />

Pflegeperson kann seltener unmittelbar <strong>für</strong> Pflegeperson ist zumeist im<br />

aktuelle PatientInnenbedürfnisse zur PatientInnenzimmer direkt <strong>für</strong> aktuelle<br />

Verfügung stehen Bedürfnisse erreichbar<br />

59<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


60<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Funktionspflege Gruppenpflege<br />

6. Folgen <strong>für</strong> das Pflegepersonal<br />

große Anzahl von zu betreuenden überschaubare Anzahl von PatientInnen über<br />

PatientInnen mehrere Tage betreut<br />

- persönliche Interaktion ist erschwert, - persönliche Beziehung ist gut aufbaubar,<br />

unbefriediegendere Arbeitserfahrung befriedigendere Arbeitserfahrung<br />

kleiner Ausschnitt der Pflege wird an alle Pflegehandlungen an einem/r Patienten/in<br />

einem/r Patienten/in durchgeführt werden von einer Pflegeperson durchgeführt<br />

- weniger Überblick über den Gesamtzustand - laufender Überblick über Gesamtzustand<br />

der PatientInnen der PatientInnen möglich<br />

keine Kontinuität der Pflegeleistungen Kontinuität der Pflegeleistungen über<br />

bei einzelnen PatientInnen über mehrere mehrere Tage<br />

Tage<br />

- weniger feed-back über den Erfolg der - Erfolgskontrolle über geleistete Pflege gut<br />

Pflegehandlungen möglich<br />

zu bestimmten Zeiten sind bestimmte auf individuelle Wünsche der PatientInnen<br />

Funktionen auszufüllen kann direkt <strong>und</strong> rasch eingegangen werden<br />

- Eingehen auf individuelle Wünsche der - befriedigendere Arbeitserfahrung<br />

PatientInnen ist erschwert möglich,<br />

unbefriediegendere Arbeitserfahrung<br />

häufige Überlastung im »Hauptdienst« <strong>und</strong> ausgeglichene Belastung <strong>und</strong> Verantwortung<br />

»Fließbandarbeit« im »Beidienst« zwischen den Teammitgliedern <strong>und</strong> über die<br />

Zeit<br />

- Zimmerpflege<br />

Von der Konzeption her orientiert sich die Zimmerpflege - wie auch die Gruppen-<br />

pflege - an einer ganzheitlichen Betreuung der PatientInnen. Eine Schwester<br />

übernimmt die volle Verantwortung <strong>und</strong> die Ausübung aller Pflegemaßnahmen <strong>für</strong><br />

die PatientInnen eines oder mehrerer Zimmer. SchülerInnen <strong>und</strong>/oder<br />

PflegehelferInnen können sie dabei unterstützen. Schwierigkeiten bei der Realisie-<br />

rung des Zimmerpflegesystems ergeben sich aufgr<strong>und</strong> der Berufsstruktur, d.h.<br />

wenn der Anteil der Hilfsschwestern zu groß ist.<br />

- Primary nursing<br />

Beim »Primary-nursing-Konzept« handelt es sich um eine mehr patientInnenzentrierte<br />

Variante der Zimmerpflege. Dabei werden die PatientInnen entsprechend ihrer<br />

Bedürfnisse einer - <strong>für</strong> die jeweiligen Bedürfnisse kompetenten - Krankenschwester<br />

zugeteilt, die <strong>für</strong> sämtliche Pflegemaßnahmen verantwortlich ist. Bezüglich der<br />

Zufriedenheit aller am Pflegeprozeß beteiligten Personen meint Schenk (1987):<br />

Studies have clearly demonstrated, that in addition to the satisfaction of patients and nurses,<br />

physicians and other health care providers are also better satisfied with primary nursing, since it is<br />

clear with whom they should communicate their questions and suggestions about the patient (S.<br />

91).<br />

Auf einer Modellstation der II. Med. Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals wurde<br />

neben einer Verkürzung der Wochenst<strong>und</strong>enverpflichtung auch versucht, Gruppen-


pflege einzuführen. Bei der Evaluierung im Jahre 1992 stellte sich heraus, daß die<br />

durchgeführte Gruppenpflege zwar als solche bezeichnet wurde, aber eher einer<br />

Mischform aus Gruppen-, Zimmer- oder Funktionspflege glich. Daraufhin erfolgte<br />

eine Diskussion, um die Unterschiede zwischen den einzelnen Formen zu klären<br />

<strong>und</strong> ein <strong>für</strong> alle Beteiligten stimmiges Verständnis der spezifischen Pflegeform zu<br />

finden.<br />

Weiters wurden Gründe aufgearbeitet, welche immer wieder zu einem Übergang zur<br />

Funktionspflege führten (Trögl, 1993):<br />

- mangelnde Akzeptanz des ärztlichen Personals<br />

- Bei den Teammitgliedern <strong>und</strong> über die Zeit unterschiedliche Erwartungshaltungen<br />

beim Pflegepersonal<br />

- unterschiedliche Pflegephilosophie<br />

- Schulungsmängel<br />

- zu wenig Vertrauen des dipl. Personals zum nicht dipl. Personal, dadurch<br />

- Angst der Verantwortungsübertragung.<br />

Im Bericht der Internationalen Expertenkommission (1989, S. 7) wird die Ansicht<br />

vertreten, daß bei umfangreichen Änderungen der Pflegeorganisation mobile<br />

Schulungsteams am ehesten geeignet sind, in den einzelnen Abteilungen <strong>und</strong><br />

Pflegeeinheiten bewußtseinsbildend zu wirken. Sie sollten auch organisatorische<br />

Verbesserungen der Pflege einleitend <strong>und</strong> begleitend unterstützen.<br />

- Exkurs: Pflegepersonalstand<br />

Wie bereits erwähnt, ist ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Durchführung der Funktionspflege der<br />

oftmals geringe Pflegepersonalstand. Nach dem Bericht der internationalen Experten-<br />

kommission (1989) ist die Versorgung der Bevölkerung durch Pflegepersonen in<br />

Österreich sehr gering. In Frankreich kommen auf 100.000 Einwohner 523 Pflegen-<br />

de (1984), in Großbritannien 699 (1987), in Schweden 1.042 (1985), in der Schweiz<br />

735 (1980) <strong>und</strong> in Österreich 448 (1986).<br />

Zur Ermittlung des Pflegepersonalstandes im stationären Bereich sind im deutsch-<br />

sprachigen Raum nachstehende Verfahren in Verwendung (Expertenbericht vom<br />

30. 10. 1989, Österr. Krankenpflegezeitschrift, Sondernummer, März 1990, S. 27):<br />

Berechnungsmethode »Deutsches Krankenhausinstitut (DKI)«<br />

Bei der Berechnung wird von einem durchschnittlichen Pflegeminutenwert pro<br />

Patient ausgegangen, der aufgr<strong>und</strong> arbeitsanalytischer Untersuchungen aus dem<br />

Jahre 1967 festgelegt wurde. Nachfolgende Korrekturen wurden aufgr<strong>und</strong> von<br />

Arbeitszeitverkürzungen vorgenommen. Die Pflegeminutenwerte sind je nach Fach-<br />

bereich (z.B. Normalpflegeeinheit, Frühgeboreneneinheit, Intensivpflegeeinheit usw.)<br />

unterschiedlich, jedoch <strong>für</strong> alle PatientInnen eines bestimmten Fachbereichs gleich.<br />

61<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


62<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Eine Senkung des Pflegeminutenwertes ergibt sich durch einen höheren Organisations-<br />

grad des Krankenhauses, z.B. beim Vorhandensein von Hol- <strong>und</strong> Bringediensten,<br />

Zentralsterilisation usw.<br />

Die Betreuung von LangzeitpatientInnen wie beispielsweise in Pflegeheimen ent-<br />

spricht bei der Berechnung der sogenannten Normalpflege, erfährt also keine<br />

entsprechende Steigerung.<br />

Berechnungsmethode »Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)«<br />

Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Pflegepersonalbedarfsberechnung deckt sich mit der<br />

Methode DKI, berücksichtigt jedoch zusätzlich eine Reihe von Faktoren wie Verweil-<br />

dauerverkürzung, Mehrfacherkrankungen, Alter usw., was zur Folge hat, daß der<br />

Pflegeminutenwert pro PatientIn <strong>und</strong> Tag etwas höher eingeschätzt wird als bei der<br />

Berechnung nach dem DKI.<br />

Berechnungsmethode »Schweizer Wegleitung«<br />

Bei dieser Berechnungsmethode wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

(1965) die Pflegebedürftigkeit jedes/r einzelnen Patienten/in einer bestimmten Pflege-<br />

einheit ermittelt. Aufgr<strong>und</strong> von pflegerelevanten Variablen in Form einer Checkliste<br />

wurden PatientInnen drei verschiedenen Abhängigkeitskategorien zugeordnet, <strong>für</strong><br />

welche jeweils Rahmenzeitwerte zur Durchführung der erforderlichen Pflege errech-<br />

net wurden. Der Vorteil dieses Modells liegt in einer differenzierten Pflege-<br />

bedarfsermittlung <strong>für</strong> eine bestimmte Einheit. Von den Autoren wird darauf verwie-<br />

sen, daß diese Methode nur <strong>für</strong> Akutspitäler <strong>und</strong> ausschließlich <strong>für</strong> die beiden<br />

Einheiten Innere Medizin <strong>und</strong> Chirurgie Gültigkeit hat. Eine Übertragung auf andere<br />

Einheiten <strong>und</strong> Fachgebiete erfordert eine Adaptierung der Variablenliste zur Er-<br />

fassung der Pflegebedürftigkeit von PatientInnen.<br />

Berechnungsmethode »Pflege-Personalregelung (PPR)«<br />

Während in Deutschland insbesondere die ersten beiden Methoden zur Berechnung<br />

des Pflegepersonalbedarfs lange Zeit Anwendung fanden, trat mit Wirkung vom 1.<br />

Jänner 1993 die Pflege-Personalregelung (PPR) als Ergänzung zur B<strong>und</strong>espflegesatz-<br />

verordnung in Kraft, wonach in Hinkunft der Personalbedarf nach dieser Methode zu<br />

bestimmen ist.<br />

Zur Ermittlung des Bedarfs an Fachpersonal <strong>für</strong> die Krankenpflege werden die<br />

PatientInnen aufgr<strong>und</strong> der <strong>für</strong> sie notwendigen Pflegeleistungen sowohl in bezug auf<br />

»Allgemeine Pflege« als auch »Spezielle Pflege« jeweils drei verschiedenen Kate-<br />

gorien zugeordnet. Die Zuordnung wird vom Pflegedienst vorgenommen <strong>und</strong> in der<br />

Pflegedokumentation ausgewiesen. Nach Ablauf eines Kalendervierteljahres wer-<br />

den die Patienten-Erhebungsbögen von der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenver-


ände der Krankenkassen überprüft <strong>und</strong> das Ergebnis den Vertragsparteien <strong>für</strong> die<br />

Pflegesatzverhandlungen übermittelt. Neben den PatientInnenzuordnungen fließen<br />

Pflegegr<strong>und</strong>werte (je Pat. <strong>und</strong> Tag 30 Minuten) <strong>und</strong> Krankenhausaufnahmen (je<br />

Neuaufnahme 70 Minuten) in die Berechnungen ein. Darüber hinaus werden <strong>für</strong> die<br />

Kinderkrankenpflege sowie teilstationäre Einrichtungen eigene Zeitstrukturen ein-<br />

geplant. Besondere Gegebenheiten können von den Vertragsparteien ausgehandelt<br />

werden, beispielsweise sind Nachtdienste nicht in der Pflege-PR berücksichtigt;<br />

außerdem wird von voll zentralisierten Versorgungsdiensten in einem Krankenhaus<br />

ausgegangen.<br />

Werden die Berechnungsmethoden auf ein fiktives Beispiel angewandt, so können<br />

die Unterschiede in der Bestimmung des Bedarfs illustriert werden.<br />

Als Beispiel sei eine Station mit einem systemisierten Bettenstand von 30 <strong>und</strong> einer<br />

Durchschnittsbelegung von 95% (=28,5 PatientInnen) mit guter organisatorischer<br />

Ausstattung angegeben. In die Abhängigkeitskategorie I (nicht pflegebedürftig) fallen<br />

0% der PatientInnen, in Kategorie II 71% (=20,235) <strong>und</strong> Kategorie III 29% der<br />

PatientInnen(=8,265). 2 Nachtdienste werden eingeplant sowie die Altersstruktur<br />

<strong>und</strong> Mehrfacherkrankungen in Form von Zuschlägen berücksichtigt. Die notwendige<br />

Gesamtzahl der Pflegepersonen wäre nach dem DKI 14,4, nach dem DKG 16,0 <strong>und</strong><br />

nach der »Schweizer Wegleitung« 20,5. Grob geschätzt läge der Personalstand<br />

nach der Pflegepersonalregelung bei 18,5 Personen.<br />

Spezifische Ausgangsbedingung an der Modellstation<br />

An der Neurologie 14A war die Pflege zu Projektbeginn nach dem Modell der<br />

Funktionspflege organisiert. Trotz der von den Pflegepersonen der Station erkannten<br />

Nachteile dieses Pflegesystems (v.a. Belastung <strong>und</strong> Überforderung des »Haupt-<br />

dienstes« <strong>und</strong> mangelnde PatientInnenorientiertheit) war die Einführung der<br />

patientInnenorientierten Gruppenpflege bisher vor allem wegen Personalmangels<br />

nicht möglich.<br />

Ziele<br />

Ziel war die Einführung der patientInnenorientierten Gruppenpflege zur Entwicklung<br />

einer patientInnen-orientierten Pflege <strong>und</strong> zur Hebung der Pflegequalität an der<br />

Neurologischen Station. Dieses Ziel stimmt mit den Zielen der Wiener Spitalsreform<br />

überein <strong>und</strong> wird in allen wesentlichen Reformdokumenten betont (Bericht der<br />

Internationalen Expertenkommission, rk-spezial nr.11/1989, S. 7). Neben der Qua-<br />

litätssicherung <strong>und</strong> -entwicklung der Pflege verfolgte die Einführung von Gruppen-<br />

pflege das mittelbare Ziel einer Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen <strong>für</strong><br />

PatientInnen <strong>und</strong> eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen <strong>für</strong> das Personal.<br />

63<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


64<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Einzelziele in der Implementierung der Gruppenpflege waren<br />

- Personalbedarfsschätzung <strong>für</strong> die Einführung einer veränderten Pflegeorganisation<br />

auf Basis vorhandener Literatur bzw. praktischer Erfahrungen<br />

- Erarbeitung eines Konzepts <strong>für</strong> die Durchführung von Gruppenpflege<br />

- Diskussion des Konzepts im Pflegeteam<br />

- Angemessene Ausstattung der Station mit qualifiziertem Pflegepersonal<br />

- Entlastung des diplomierten Pflegepersonals von berufsfremden Tätigkeiten<br />

- Schaffung adäquater struktureller Rahmenbedingungen<br />

- Durchführung von Gruppenpflege<br />

- Reflexion <strong>und</strong> Adaptation des Modells<br />

Maßnahmen<br />

Personalbedarfsschätzung <strong>für</strong> die Einführung einer veränderten Pflegeorganisation<br />

auf Basis vorhandener Personalbedarfsberechnungen<br />

Auf Basis der Daten zu den an der Station 14A erbrachten pflegerischen Leistungen<br />

konnte in den unterschiedlichen Pflegepersonal-Berechnungsverfahren nachfol-<br />

gender Personalbedarf ermittelt werden. Dabei wurde von einem Gr<strong>und</strong>bedarf an<br />

hauswirtschaftlicher Arbeit im Ausmaß von 3 Abteilungshilfen ausgegangen. Alle<br />

Personalpostenangaben beinhalten auch den jeweiligen Fehlzeitersatz <strong>und</strong> die<br />

Personalausstattung der Stationsleitung einschließlich aller administrativer Arbei-<br />

ten.<br />

Tabelle 6: Pflegepersonalbedarf Station 14A Neurologie (siehe auch Beilagen)<br />

Berechnungsverfahren Pflegepersonal AbteilungshelferInnen<br />

Schweizer Wegleitung - Gemeinde Wien 16,5 3<br />

Schweizer Wegleitung - spezif. Neurologie / unteres Pflegeniveau 17,5 3<br />

Schweizer Wegleitung - spezif. Neurologie / durchschnittliche Pflege 19,5 3<br />

Schweizer Wegleitung - spezif. Neurologie / optimale Pflege 22,1 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A2/S2 18,1 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A2/S3 20,7 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A3/S1 21,6 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A2/S2 16,2 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A2/S3 18,7 3<br />

Deutsche Pflege-Personalrechnung - 2 Sr. Nachtdienst - A3/S1 19,7 3<br />

Systemisierter Personalstand zu Projektbeginn 12 2<br />

- Implementierung der Maßnahmen<br />

In einer ersten Phase wurde von den Stationsschwestern ein Konzept zur Realisie-<br />

rung von Gruppenpflege erarbeitet <strong>und</strong> mit den diplomierten Schwestern an der


Station diskutiert. Als wesentliche Stütze diente dabei die Heranziehung einer<br />

externen Expertin, die mit Fragen der Gruppenpflege <strong>und</strong> deren Umsetzung in der<br />

Praxis vertraut war.<br />

Um eine Einteilung der PatientInnen in 2 Gruppen (später in 3 Gruppen) zu<br />

realisieren, war es notwendig, bestimmte technische <strong>und</strong> organisatorische Voraus-<br />

setzungen zu schaffen. So wurden ein zusätzlicher Mappenwagen <strong>und</strong> ein Spritzen-<br />

wagen angeschafft, eine Wandtafel <strong>und</strong> eine PatientInnentafel zur Veranschauli-<br />

chung der Gruppenpflege installiert, der Pflegepersonalstand von 12 auf 17 gehoben<br />

(wobei die 5 neuen Stellen vom Wiener Krankenanstaltenverb<strong>und</strong> bewilligt wurden),<br />

der Verteilungsschlüssel zwischen Schwestern <strong>und</strong> Schwesternhilfsdienst auf ein<br />

Verhältnis 80:20 gebracht <strong>und</strong> die Dienstzeiten verändert (siehe auch Teilprojekt<br />

»Arbeitszeitregelung des Pflegepersonals«).<br />

Das ärztliche Personal war im Rahmen der Projektgruppe im Planungsprozeß<br />

eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wurde zu Beginn der Gruppenpflege über die geplanten Maßnah-<br />

men informiert.<br />

Darüberhinaus wurden die ärztlichen Zuständigkeiten den PatientInnengruppen<br />

weitgehend angeglichen, sodaß es möglich wurde, »geteilte Visiten« zu machen.<br />

Die gesamte Station wird in diesem Modell nur von den leitenden ÄrztInnen <strong>und</strong> den<br />

Stationschwestern vidiert, während die <strong>für</strong> eine bestimmte Gruppe zuständigen<br />

ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern nur bei »ihren« PatientInnen bleiben müssen <strong>und</strong> so<br />

Arbeitszeit eingespart werden kann.<br />

Anfang November 1990 konnte mit der probeweisen Einführung von Gruppenpflege<br />

in 2 Gruppen begonnen werden. Gleichzeitig war es aufgr<strong>und</strong> der Neuorganisation<br />

der ärztlichen Anwesenheit auf der Station möglich, die Aufgabengebiete der<br />

Sek<strong>und</strong>arärztInnen der Station denen der Gruppen im Pflegebereich anzugleichen,<br />

sodaß jeweils auch 1 Sek<strong>und</strong>ararzt <strong>für</strong> die PatientInnen einer Gruppe zuständig ist.<br />

Als wesentliche Unterstützung <strong>für</strong> die Durchführung der Gruppenpflege erwies sich<br />

die Arbeit der Stationssekretärin, die in der Koordination zwischen den beiden<br />

Gruppen sehr hilfreich wurde.<br />

Trotz anfänglicher Skepsis wurde das Modell schon nach wenigen Monaten vom<br />

Pflegepersonal <strong>und</strong> den ÄrztInnen der Station sehr positiv dargestellt. Die wichtig-<br />

sten Ergebnisse der ersten Modellerprobungsphase wurden folgendermaßen be-<br />

schrieben:<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

- Das Pflegepersonal verbringt mehr Zeit in den Krankenzimmern<br />

- Das Pflegepersonal weiß über einzelne PatientInnen, deren Befinden <strong>und</strong> Thera-<br />

pie- <strong>und</strong> Pflegeplan besser Bescheid<br />

- Es gelingt besser, den Überblick zu bewahren<br />

- Von PatientInnen kommen positive Rückmeldungen bezüglich der Betreuungs-<br />

dichte <strong>und</strong> Aufmerksamkeit des Pflegepersonals<br />

65<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


66<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Als problematisch erschienen folgende Punkte:<br />

- Die Zweiteilung erschien noch unzureichend, um die PatientInnen optimal zu<br />

pflegen. Vor allem im Zusammenhang mit der Einführung von Pflegeplanung <strong>und</strong><br />

der damit verb<strong>und</strong>enen Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse der PatientInnen<br />

verstärkt einzugehen, wurde eine Dreiteilung als erstrebenswert dargestellt. Für<br />

die dadurch entstehenden organisatorischen <strong>und</strong> technischen Probleme mußten<br />

Lösungen gef<strong>und</strong>en werden.<br />

- Die Rolle der Stationsschwester veränderte sich - einmal aufgr<strong>und</strong> von Gruppen-<br />

pflege <strong>und</strong> einmal aufgr<strong>und</strong> des Vorhandenseins einer Stationssekretärin. Eine<br />

Neudefinition der Berufsrolle schien notwendig.<br />

- Die Koordination des Pflegeteams im Rahmen einer Gruppe erwies sich zum Teil<br />

als unklar. Soll es eine Gruppenleiterin geben, die dann aber leicht wieder in die alte<br />

Rolle eines »Hauptdienstes« kommt, oder sollen die diplomierten Pflegepersonen<br />

gleichermaßen Verantwortung übernehmen <strong>und</strong> sich eher die Verantwortung <strong>für</strong><br />

einzelne PatientInnen teilen?<br />

In den Monaten Februar, März, April 1991 wurde schließlich probeweise die Gruppen-<br />

pflege in 3 Gruppen auf der Station eingerichtet. Trotz anfänglicher Vorbehalte von<br />

Seiten der Schwestern wurde in diesen wenigen Wochen klar, daß Gruppenpflege<br />

in 3 Gruppen eine wesentlich patientInnenorientiertere <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> das Personal<br />

befriedigendere Pflege auf der Station ermöglicht. Zum Bedauern aller Schwestern<br />

mußte jedoch während der Urlaubszeit dieses personalintensivere Pflegemodell<br />

vorerst aufgegeben werden, da die notwendigen Dienste nicht zu besetzen waren.<br />

Ab November 1991 wurde die Dreiteilung der Gruppen wiederum erfolgreich aufge-<br />

nommen <strong>und</strong> seither beibehalten. Allerdings ist diese Form der Pflegeorganisation<br />

nur dann aufrechtzuerhalten, wenn der Personalstand beibehalten werden kann.<br />

Ergebnisse<br />

a.) Ergebnisse <strong>für</strong> die PatientInnen der Station 14A:<br />

Seit Einführung der Gruppenpflege läßt sich feststellen, daß das Personal mehr Zeit<br />

<strong>für</strong> einzelne Pflegehandlungen <strong>und</strong> patientInnenorientierte Pflege hat, persönlicher<br />

Kontakt zwischen Pflegepersonal <strong>und</strong> PatientInnen <strong>und</strong> eine bessere psychische<br />

Betreuung der PatientInnen <strong>und</strong> Angehörigen möglich sind. Es gibt nun gleichblei-<br />

bende AnsprechpartnerInnen <strong>für</strong> die PatientInnen, das Pflegepersonal ist direkter<br />

erreichbar, da die Krankenschwestern/pfleger mehr bei den PatientInnen in den<br />

Krankenzimmern sein können, <strong>und</strong> die Wünsche der PatientInnen können durch<br />

gute Übersicht <strong>und</strong> Planung besser <strong>und</strong> rascher berücksichtigt werden.<br />

Durch bessere Beobachtungsmöglichkeit haben die PatientInnen ein Gefühl der<br />

Sicherheit, <strong>und</strong> das Pflegepersonal ist auch sicher, daß keine Pflegehandlungen<br />

vergessen werden. Außerdem sind jetzt ausreichende Gespräche zur Deckung der<br />

Informationsbedürfnisse der PatientInnen möglich. Insgesamt werden die Patient-<br />

Innen besser rehabilitiert.


Die Beurteilung der Pflege auf der Station 14A brachte im Detail folgende Ergebnisse:<br />

- Die PatientInnen der Station 14A stört der Wechsel des Pflegepersonals signifikant<br />

weniger als auf den anderen Stationen.<br />

- Beim Extremgruppenvergleich gab es bei der Frage: »War die Vorbereitung auf<br />

pflegerische Maßnahmen (z.B. Körperpflege, Verbandwechsel usw.) ausreichend?«<br />

einen signifikanten Unterschied (84,6% der PatientInnen der Station 14A antwor-<br />

teten mit immer, in der gesamten Krankenanstalt Rudolfstiftung waren es 70,8%).<br />

- Schwestern sind in der Krankenanstalt Rudolfstiftung insgesamt eher rasch<br />

erreichbar, wenn sie benötigt werden, jedoch ist ein Unterschied zwischen 14A <strong>und</strong><br />

den anderen Stationen nachweisbar.<br />

- Keine signifikanten Unterschiede gab es hingegen zwischen der Station 14A <strong>und</strong><br />

anderen Stationen bei den Fragen, ob das Pflegepersonal einfühlsam ist bei<br />

unangenehmen Pflegehandlungen, die Schwestern Zeit haben <strong>für</strong> persönliche<br />

Fragen, PatientInnen ohne triftigen Gr<strong>und</strong> geweckt werden sowie wenn eine<br />

Gesamteinschätzung zur Betreuungsqualität durch das Pflegepersonal abzuge-<br />

ben ist.<br />

- Bei Fragen nach der Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten des Kranken-<br />

hausaufenthaltes (Qualität der Betreuung durch das Pflegepersonal, Organisation<br />

<strong>und</strong> Betreuung an der Station, bisheriger Aufenthalt) schneidet die Station 14A gut<br />

ab, d.h. die Bewertungen sind stets im positiven Skalenbereich angesiedelt.<br />

b) Ergebnisse <strong>für</strong> die MitarbeiterInnen der Station 14A<br />

Auch beim Personal ergab die Einführung der Gruppenpflege mehrere Veränderun-<br />

gen. So ist das Pflegepersonal entsprechend seiner Ausbildung einsetzbar, hat<br />

mehr Überblick über seinen Arbeitsbereich <strong>und</strong> ist daher weniger überfordert, hat<br />

mehr Informationen (Ergebnisse von Untersuchungen, aktuelles Befinden, Stand<br />

der Therapie) über die PatientInnen, weiß über jede/n PatientIn Bescheid.<br />

Auch kennt sich das Pflegeteam besser <strong>und</strong> kann deshalb effizienter zusammenar-<br />

beiten. Die Kontakte mit den ÄrztInnen sind besser geworden, was die gegenseitige<br />

Information <strong>und</strong> das Verständnis <strong>für</strong> die ärztliche Tätigkeit betrifft.<br />

Weiters sind bessere Ausbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> SchülerInnen <strong>und</strong> neue<br />

MitarbeiterInnen entstanden, Motivation <strong>und</strong> Arbeitszurfriedenheit haben sich er-<br />

höht <strong>und</strong> gutes Personal bleibt an der Station.<br />

Die Ergebnisse der MitarbeiterInnenbefragung auf der Station 14A bestätigten diese<br />

Ergebnisse:<br />

- 80% der MitarbeiterInnen der Station glauben, daß durch Gruppenpflege eine<br />

patientInnenorientierte Pflege erreicht werden konnte. 20% antworteten mit »eher<br />

ja«.<br />

- Dasselbe Ergebnis zeichnet sich bei der Frage ab, ob auf PatientInnenbedürfnisse<br />

rascher <strong>und</strong> individueller eingegangen werden kann.<br />

- 73,7% meinen, daß PatientInnen besser rehabilitiert werden, 21,1% sprechen sich<br />

67<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


68<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

<strong>für</strong> »eher ja« aus. Nur 5.3% der MitarbeiterInnen meinen, daß sich in dieser Hinsicht<br />

eher nichts verändert hat.<br />

- 74% sagen, daß Gruppenpflege zu einer Steigerung der Arbeitszufriedenheit des<br />

Personals beigetragen hat, 26% meinen »eher ja«.<br />

- Bei der Frage, ob durch Gruppenpflege eine personalfre<strong>und</strong>lichere Arbeits- <strong>und</strong><br />

Dienstplangestaltung geschaffen werden konnte, antworten 58% mit »ja«, 37% mit<br />

»eher ja« <strong>und</strong> 5,3% mit »eher nein«.<br />

Diese Frage auf PatientInnen umgelegt (Schaffung patientInnenfreudlicherer<br />

Arbeitszeiten) brachte folgendes Ergebnis: 42% antworten mit »ja«, 37% mit »eher<br />

ja« <strong>und</strong> 21,1% äußern sich negativ.<br />

- Durch Gruppenpflege konnte aus der Sicht von 75% der MitarbeiterInnen der<br />

Station eine bessere Klärung der Zuständigkeit im Pflegeteam erreicht werden,<br />

25% meinen »eher ja«.<br />

- Ein Transfer von Gruppenpflege auf andere Stationen <strong>und</strong>/oder Krankenhäuser<br />

wird von allen MitarbeiterInnen unterstützt.<br />

c) Beurteilung durch die MitarbeiterInnen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />

Die wesentlichsten Ergebnisse der Befragung der MitarbeiterInnen der Krankenan-<br />

stalt Rudolfstiftung waren:<br />

- Vom Projekt »Stationsorganisation« haben 45% der MitarbeiterInnen in der Kran-<br />

kenanstalt Rudolfstiftung gehört, 36% haben nichts davon gehört, <strong>und</strong> 19,6% geben<br />

keine Antwort.<br />

- 71,6% der MitarbeiterInnen, die das Projekt »Stationsorganisation« kannten, mei-<br />

nen, daß die Einführung von Gruppenpflege zur Verbesserung der Pflegesituation<br />

an der Station beigetragen hat, 7,5% äußern sich negativ, <strong>und</strong> 20,9% geben kein<br />

Urteil ab.<br />

- 67,4% sind der Auffassung, daß bessere Arbeitsbedingungen auf der Station<br />

geschaffen wurden, 9,2% sprechen sich dagegen aus, <strong>und</strong> 23,4% enthalten sich<br />

einer Beurteilung.<br />

d) Die Auswirkungen auf die Gruppenpflege durch die Rücknahme des Stations-<br />

sekretariats<br />

Folgende negative Entwicklungen wurden nach Auflösung des Stationssekretariats<br />

berichtet:<br />

- Unterbrechungen durch Telefonate.<br />

- Probleme bei der Informationsweitergabe, da die Schwester einer Gruppe über die<br />

beiden anderen Gruppen nicht informiert ist.<br />

- Stationsexterne Kooperationspartner haben z.T. Schwierigkeiten, ohne größere<br />

zeitliche Verzögerung an die richtige Ansprechperson zu kommen.<br />

- Die Stationsschwestern sind weniger präsent <strong>für</strong> die Pflege in dem Sinn, daß sie<br />

sich an der unmittelbaren Pflege von PatientInnen beteiligen.<br />

- Spezifische Führungsaufgaben kommen aufgr<strong>und</strong> des hohen administrativen


Aufwandes zu kurz.<br />

- Kompetenzabgrenzungen können nicht mehr eingehalten werden.<br />

Zusammenfassende Einschätzung <strong>und</strong> Transferempfehlungen<br />

Das Modell »PatientInnenorientierte Pflege - Gruppenpflege« kann in allen seinen<br />

Elementen als Modell zur Übernahme in anderen Krankenanstalten empfohlen<br />

werden.<br />

Notwendig bzw. günstig sind folgende Rahmenbedingungen:<br />

- Genügend personelle Gr<strong>und</strong>ausstattung im Pflegebereich,<br />

- Räumliche <strong>und</strong> technische Adaptation im Schwestern-Dienstzimmer,<br />

- fachliche Beratung in der Einführungsphase,<br />

- flexible Dienst- <strong>und</strong> Arbeitszeiteinteilung,<br />

- Administrative Unterstützung durch ein Stationssekretariat,<br />

- Bereitschaft der ÄrztInnen, sich mit der neuen Pflegeorganisation abzustimmen.<br />

3.3.3. Teilprojekt »Pflegeplanung/Pflegeprozeß«<br />

Warum Pflegeplanung <strong>und</strong> Pflegeprozeß?<br />

Bisher lag das Hauptaugenmerk der Pflege sehr häufig in der korrekten Ausführung<br />

bestimmter pflegerischer Handlungen, die jedoch nicht in ihrer Gesamtheit als<br />

Beziehungsprozeß zwischen Pflegeperson <strong>und</strong> PatientInnen in der Organisation der<br />

Pflege Niederschlag fand. Dies führt leicht zu einer Fragmentierung der einzelnen<br />

Pflegehandlungen, die nicht in einem integrierten <strong>und</strong> patientInnenorientierten<br />

Pflegeplan münden, sondern die PatientInnen zum Objekt isolierter Pflege-<br />

maßnahmen machen. Darüber hinaus können zwar in einer guten Pflege-<br />

dokumentation die Pflegehandlungen anderer Pflegepersonen ersichtlich sein, aber<br />

es fällt den sich laufend abwechselnden Pflegepersonen schwer, ein kontinuierli-<br />

ches <strong>und</strong> gezieltes Pflegehandeln während des gesamten Aufenthaltes der<br />

PatientInnen an der Station durchzuführen.<br />

In den Ergebnissen der Wiener Spitalsreformkommission (rk-spezial nr. 11/1990, S.<br />

4) wird auf die Notwendigkeit einer Verbesserung des Dokumentationssystems<br />

hingewiesen: »Die stations- <strong>und</strong> funktionsorientierten Aufzeichnungen über die<br />

Patienten sollen durch Dokumentationsformen, die auf den einzelnen Patienten<br />

bezogen sind <strong>und</strong> in einem zusammenhängenden Bericht eine Pflegeverlaufs-<br />

sowie Pflegeerfolgskontrolle ermöglichen, abgelöst werden (Pflegeplan)«.<br />

Was ist Pflegeplanung?<br />

Pflegeplanung wird im deutschen Sprachraum häufig synonym verwendet mit<br />

Pflegeprozeß. Ähnlich ist es mit den Begriffen »Pflegeplan« <strong>und</strong> »Pflege-<br />

dokumentation«, dem schriftlichen Ergebnis der Planung. Soll der »Vorgang der<br />

69<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


70<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Problemlösung« (Seidl, 1991) exakter ausdifferenziert werden, so kann unter<br />

»Pflegeplanung« das »Aufstellen von Zielen <strong>und</strong> die Suche nach geeigneten<br />

Maßnahmen« (Seidl, 1991) verstanden werden. Unter »Pflegeprozeß« kann ein<br />

systematisches Vorgehen in der Krankenpflege bezeichnet werden, das dazu dient,<br />

die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbedürfnisse des Patienten/Klienten bzw. einer Gruppe zu erkennen,<br />

die entsprechende Maßnahmen zu planen, durchzuführen <strong>und</strong> die erzielten Resul-<br />

tate anschließend zu beurteilen.<br />

Die gehobenen Anforderungen an die Pflege, die sich in den letzten 30 Jahren<br />

international entwickelten, erfordern einen theoretischen Rahmen <strong>und</strong> ein prakti-<br />

sches Instrumentarium, um Pflegequalität zu einer meßbaren <strong>und</strong> reflektierbaren<br />

Größe zu machen. Bisher war es aufgr<strong>und</strong> des akuten Pflegepersonalmangels <strong>und</strong><br />

der Überforderung durch berufsfremde Tätigkeiten in fast allen Spitälern der<br />

Gemeinde Wien nicht möglich, eine systematische patientInnenbezogene Pflege-<br />

planung als ein Instrument der Pflegequalitätssicherung einzuführen. Insbesondere<br />

die Implementationsphase <strong>für</strong> die Pflegeplanung ist ausgesprochen arbeitsaufwen-<br />

dig <strong>und</strong> daher nur unter günstigen Arbeitsbedingungen zu realisieren. Auch müssen<br />

bestimmte strukturelle Voraussetzungen gegeben sein. So kann sich eine<br />

patientInnenorientierte Pflegeplanung nur dann positiv auf die Pflegequalität auswir-<br />

ken, wenn sie Hand in Hand geht mit patientInnenorientierter Pflege (Seidl, 1991), d.h.<br />

einem patientInnenorientierten Pflegemodell mit all seinen Begleitbedingungen wie<br />

ausreichende Personalbesetzung, entsprechende Dienstplangestaltung usw.. An-<br />

sonsten verkommt Pflegeplanung zur bloßen Schreibtischarbeit.<br />

Im Rudolfinerhaus wurde bereits Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit der<br />

Einführung einer systematischen Pflegeplanung begonnen. Arbeitsgruppen mach-<br />

ten sich mit der Pflegeplanung vertraut <strong>und</strong> führten sie auf den Stationen ein. Zur<br />

strukturellen Absicherung wurde eine Mitarbeiterin als Hauptverantwortliche <strong>für</strong> das<br />

Projekt eingesetzt. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß die Pflegeplanung entschei-<br />

dende Auswirkungen auf die Pflegequalität hat. Pflegeplanung ermöglicht Mitbe-<br />

stimmung <strong>und</strong> Zufriedenheit der PatientInnen, eine autonome Handlungsweise der<br />

Pflegenden <strong>und</strong> ein kooperatives Arbeiten im interdisziplinären Team (vgl. Seidl,<br />

1991, Meikl, 1993).<br />

Spezifische Ausgangsbedingung auf der Modellstation<br />

Eine gute Pflegedokumentation war zu Projektbeginn allgemeiner Standard an der<br />

KA Rudolfstiftung, so auch an der Neurologie 14A. Allerdings wurde die Pflege nicht<br />

nach dem Pflegeprozeßmodell geplant. Die Art der Dokumentation erschien den<br />

Pflegepersonen an der Station bislang ausreichend.


Ziele<br />

Die Inhalte einer systematischen Pflegeplanung, die sowohl den Problemlösungs-<br />

prozeß in der Pflege als auch den Beziehungsprozeß zwischen Pflegeperson <strong>und</strong><br />

PatientIn berücksichtigt, ergeben sich aus dem Anspruch nach Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> Qualitätsentwicklung in der Pflege. Die Pflege wird durch die Heranziehung des<br />

Pflegeprozeßmodells, eines empirisch überprüften Instrumentariums zur Qualitäts-<br />

sicherung, zu einer faßbaren <strong>und</strong> meßbaren Größe. Ziel der Einführung des<br />

Pflegeprozeßmodells war es, ein anerkanntes <strong>und</strong> erprobtes Instrumentarium an<br />

der Station 14A anzuwenden, um Pflegequalität zu einer meßbaren <strong>und</strong> reflektierbaren<br />

Größe zu machen.<br />

Das Pflegeprozeßmodell bzw. die systematische patientInnenorientierte Pflege-<br />

planung wird in 6 Schritten beschrieben:<br />

- Informationsgespräch (»Pflegeanamnese«)<br />

- Erkennen von Problemen <strong>und</strong> Ressourcen des/der Patienten/in<br />

- Festlegung der Pflegeziele<br />

- Planung der Pflegemaßnahmen<br />

- Durchführung der Pflege<br />

- Pflegebericht <strong>und</strong> Beurteilung der Pflege.<br />

Diese Abfolge von Arbeitsschritten ist als zirkulärer Prozeß zu sehen, in dem die<br />

erzielten Resultate der Pflege wieder als Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Planung der<br />

weiteren Pflegemaßnahmen dienen sollen.<br />

Maßnahmen<br />

Unter Berücksichtigung der vorhandenen Literatur zum Pflegeprozeß <strong>und</strong> insbeson-<br />

dere der Unterlagen des »Leitenden Kurses« der Gemeinde Wien erstellten die<br />

Stationsschwestern einen Formularentwurf <strong>für</strong> die Pflegeplanung. Nach Vorstellung<br />

des Pflegeprozeßmodells <strong>und</strong> der Pflegeplanung im Pflegeteam wurden <strong>für</strong> einzelne<br />

PatientInnen Pflegepläne erstellt. Es zeigte sich recht bald, daß die Schwestern noch<br />

detailliertere Fortbildung <strong>für</strong> die Pflegeplanung benötigen, um gezielter <strong>und</strong> auch<br />

rationeller die Pflegeplanung in den Stationsalltag einbauen zu können. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurde eine externe Expertin <strong>für</strong> Schulung im Bereich des Pflegeprozesses<br />

eingeladen, um eine ausführlichere Darstellung der Methoden <strong>und</strong> Ziele des<br />

Pflegeprozesses vorzunehmen. Im Laufe der da<strong>für</strong> einberufenen Teamsitzung des<br />

gesamten Pflegepersonals tauchten bisher noch nicht erkannte Zusammenhänge<br />

zwischen der Pflegeplanung einerseits <strong>und</strong> der Form der Gruppenpflege (Größe der<br />

Gruppe) sowie der Dienstzeitregelung andererseits auf. In diesem Zusammenhang<br />

entstand eine erste Diskussion über eine mögliche Aufteilung der Pflege auf der<br />

Station in 3 Gruppen.<br />

71<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


72<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Die Etablierung der Pflegeplanung stellte sich als langer <strong>und</strong> arbeitsaufwendiger<br />

Prozeß dar, der fachlicher Unterstützung bedarf <strong>und</strong> nur unter guten personellen <strong>und</strong><br />

organisatorischen Bedingungen erfolgreich abzuschließen ist. Die schrittweise<br />

Erarbeitung <strong>und</strong> Erprobung von Standardplänen, die auf die spezifischen Bedürfnis-<br />

se der Neurologischen Station abgestimmt sind, hat eine erste Annäherung an das<br />

Pflegeprozeßmodell gebracht <strong>und</strong> hilft gleichzeitig, zu einem von allen Schwestern<br />

geteilten Niveau der Qualitätssicherung in der Pflege zu kommen.<br />

In der Erprobung der individuellen Pflegeprozeßplanung konnte vom Pflegepersonal<br />

festgestellt werden, daß die in der Literatur vorgestellten Planungstechniken <strong>für</strong> den<br />

Stationsalltag zu aufwendig sind <strong>und</strong> gleichzeitig die Schwester durch die zeitinten-<br />

siven Schreibarbeiten vom direkten PatientInnenkontakt abhält. Aus diesen Grün-<br />

den wurde der Schwerpunkt der Arbeiten in diesem Teilprojekt auf die Verbesserung<br />

der Dokumentationsformulare gelegt, um in diesen kurz, aber übersichtlich <strong>für</strong><br />

Schwestern <strong>und</strong> Ärzte die wesentlichen Maßnahmen <strong>und</strong> deren Erreichung doku-<br />

mentieren zu können. Diese Dokumentationen erschienen dem Pflegepersonal der<br />

Neurologischen Station ausreichend <strong>für</strong> eine optimale, patientInnenorientierte Pfle-<br />

ge.<br />

Ergebnisse<br />

Gründe <strong>für</strong> die Nichtrealisierung der individuellen Pflegeprozeßplanung<br />

Ziel war es, die individuelle Pflegeprozeßplanung an der Neurologie 14A zu realisie-<br />

ren, was als nicht gelungen angesehen werden muß. Vom Pflegeteam der Station<br />

wurden folgende Gründe da<strong>für</strong> angegeben:<br />

- Der Zeitaufwand ist zu hoch (1 St<strong>und</strong>e <strong>für</strong> Erstgespräch <strong>und</strong> Pflegeplan).<br />

- In den nächsten Tagen wird der Pflegeplan nicht gelesen, da er zu ausführlich ist.<br />

- Es ist relativ schwierig, aktuelle Probleme im Rahmen des Erstgesprächs in ihrer<br />

Gesamtheit zu erfassen; neue Probleme kommen tagtäglich hinzu <strong>und</strong> erfordern<br />

eine kontinuierliche Überarbeitung des individuellen Pflegeplanes.<br />

- Das Modell ist <strong>für</strong> eine Schwerpunktstation mit einer relativ kurzen Verweildauer<br />

der PatientInnen nicht geeignet, da der Gesamtaufwand zu hoch ist.<br />

- Die Beschreibung von Pflegezielen erscheint wenig sinnvoll.<br />

- Fremdsprachige Schwestern können zu wenig Deutsch, um die Pflegepläne zu<br />

formulieren.<br />

Alternative Vorgangsweise<br />

- Erarbeitung <strong>und</strong> Erprobung von Standardpflegeplänen, welche auf die spezifi-<br />

schen Bedürfnisse der Neurologischen Station abgestimmt sind.<br />

- Standardpflegepläne ermöglichen eine Annäherung an das Pflegeprozeßmodell,<br />

zumal bei dessen Vorhandensein Pflegeprobleme, Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen nicht bei<br />

jedem/r PatientIn neu zu formulieren sind, sondern auszugsweise darauf zurück-


gegriffen werden kann.<br />

- Entwicklung eines stationsspezifischen Dokumentationsformulars.<br />

- Dieses Formular umfaßt Vordrucke <strong>für</strong> das Erstgespräch, Pflegeprobleme, Pflege-<br />

maßnahmen <strong>und</strong> das Entlassungsgespräch. Es ist deutlich umfangreicher als jene<br />

Formulare, die an anderen bettenführenden Stationen der Krankenanstalt Rudolf-<br />

stiftung (mit Ausnahme von Spezialabteilungen) Verwendung finden.<br />

- Dem Pflegepersonal der Neurologischen Station erscheint dieses Dokumentations-<br />

system als ausreichend <strong>für</strong> eine optimale, patientInnenorientierte Pflege.<br />

3.3.4. »Kompetenzabgrenzungen in der Stationsarbeit«<br />

Allgemeine Ausgangsbedingungen in den Kompetenzabgrenzungen in der Station<br />

Die Aufgaben des Krankenpflegepersonals <strong>und</strong> das Verhältnis zum ärztlichen<br />

Personal ist im Österreichischen Krankenpflegegesetz von 1961 (BGBl. Nr. 102)<br />

geregelt. Nach diesem Gesetz sind Pflegepersonen zwar kompetent <strong>für</strong> die Pflege,<br />

insbesondere die Gr<strong>und</strong>versorgung, deren Beurteilung, Planung <strong>und</strong> Durchführung,<br />

in letzter Konsequenz aber ÄrztInnen gegenüber weisungsgeb<strong>und</strong>en. Für das<br />

Pflegepersonal ergibt sich somit eine Doppelunterstellung: Einerseits ist es einge-<br />

b<strong>und</strong>en in die pflegerische Hierarchie (Pflegedienstleitung, Stationsleitung), anderer-<br />

seits ist es abhängig von ärztlichen Vorgesetzten (vgl. Pelikan, Krajic & Lobnig,<br />

1994). Von den komplexen Weisungslinien sind somit sämtliche Pflegepersonen<br />

betroffen. Das Ausmaß an Eigenständigkeit <strong>und</strong> Aufgaben-zentriertheit in der Pflege<br />

wird in der Realität nicht nur durch das medizinische Personal mitbestimmt, sondern<br />

ganz besonders durch organisatorische Bedingungen in der <strong>Institut</strong>ion Kranken-<br />

haus. So gehört die Verrichtung administrativer Tätigkeiten zum Pflegeberuf, obwohl<br />

diese in der Berufsbeschreibung nicht explizit angeführt sind (ebd., 1994). Darüber<br />

hinaus sind Pflegepersonen aufgr<strong>und</strong> organisatorischer Mängel insbesondere in<br />

den Abend- <strong>und</strong> Nachtst<strong>und</strong>en sowie an Wochenenden <strong>für</strong> verschiedenste berufs-<br />

fremde Tätigkeiten zuständig: <strong>für</strong> Haushalts- <strong>und</strong> Reinigungsarbeiten, Reparaturen<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsarbeiten. Gleichzeitig sollen sie PhysiotherapeutInnen,<br />

DiätassistentInnen usw. ersetzen (Bericht der Internationalen Expertenkommission,<br />

1989). In der Untersuchung von Seidl (1993) gaben 78% der Befragten an, öfters<br />

berufsfremde Tätigkeiten ausführen zu müssen, in der Studie von Paseka (1994)<br />

waren es 73%. In der Schweiz gaben nach der Untersuchung von Seidl (1993) 42%<br />

der Krankenpflegepersonen die zeitweise Verrichtung berufsfremder Tätigkeiten<br />

an, in der BRD 86%.<br />

Bei den Pflegepersonen der Gemeinde Wien konnten folgende Gruppen von<br />

berufsfremden Tätigkeiten gef<strong>und</strong>en werden (Seidl, 1993, S. 228):<br />

73<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


74<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Tabelle 7: Berufsfremde Tätigkeiten<br />

Berufsfremde Tätigkeiten Diplomiertes Personal SchülerInnen<br />

n=286 n=187<br />

hauswirtschaftliche Tätigkeiten 73% 69%<br />

administrative Tätigkeiten 32% 12%<br />

ärztliche Tätigkeiten 21% 36%<br />

Aufgaben anderer medizinischer Berufe 5% 8%<br />

Botengänge <strong>und</strong> Handwerkerarbeiten 22% 18%<br />

Serviceleistungen <strong>für</strong> PatientInnen <strong>und</strong> Angehörige 11% 5%<br />

Sonstiges 17% 14%<br />

In der Studie von Paseka (1994, zitiert nach Pelikan et al., 1994) wurden Reinigungs-<br />

<strong>und</strong> Putzarbeiten am häufigsten genannt (48,6%), gefolgt von ärztlichen Tätigkeiten<br />

(21%) <strong>und</strong> Hilfsdiensten (15,2%), wie z.B. Botengängen.<br />

Prinzipielle Möglichkeiten zur Etablierung von angemessenen Kompetenz-<br />

abgrenzungen<br />

Mangelnde Kompetenzabgrenzung ist oft das Ergebnis mangelnder Präsenz einer<br />

anderen Berufsgruppe, was dazu führt, daß Pflegefachkräfte diverse berufsfremde<br />

Tätigkeiten übernehmen. Im Bericht der Internationalen Expertenkommission (1989)<br />

wird die Ansicht vertreten, daß der Einsatz von medizinisch-technischen Kräften<br />

auch an Wochenenden erforderlich ist. Um Pflegefachkräfte zu entlasten, sind aber<br />

vor allem Schreibkräfte auf den einzelnen Krankenstationen einzusetzen. Die<br />

Arbeitszeit der AbteilungshelferInnen <strong>und</strong> des Reinigungspersonals ist so einzutei-<br />

len, daß sie auch abends <strong>und</strong> an Wochenenden zur Verfügung stehen (S. 7).<br />

Der Expertenbericht (1989) weist auf die Notwendigkeit von Arbeitsplatz-<br />

beschreibungen mit klaren Kompetenzabgrenzungen hin. Um eine Verbindung zur<br />

Personalsituation herzustellen, wird postuliert, daß <strong>für</strong> sämtliche Berufsgruppen<br />

unabhängige Personalbedarfsberechnungen notwendig sind, um das Pflegeperso-<br />

nal von berufsfremden Tätigkeiten zu entlasten. Bei ausreichend hohem Personal-<br />

stand <strong>und</strong> günstigem Verhältnis zwischen diplomiertem Personal <strong>und</strong><br />

PflegehelferInnen kann der schon seit vielen Jahren geforderten <strong>und</strong> auch gesetzlich<br />

verankerten Aufsichtspflicht von diplomierten Pflegefachkräften über PflegehelferInnen<br />

ausreichend nachgekommen werden.<br />

Parallel zur Festlegung klarer Kompetenzabgrenzungen einzelner Mitglieder des<br />

Betreuungsteams sollte - so die Expertengruppe (1989) - <strong>für</strong> die Forcierung unmit-<br />

telbarer Kommunikationsstrukturen in horizontaler Hinsicht sowie Supervision ge-<br />

sorgt werden. Die Expertengruppe (1989) betont zwar, daß Rechtsvorschriften in<br />

diesem Bereich häufig kein geeignetes Mittel sind, um Verbesserungen einzuführen.<br />

Vor allem eine Verbesserung der Kommunikation <strong>und</strong> Supervision können nur auf<br />

Basis der Freiwilligkeit, Überzeugung <strong>und</strong> Akzeptanz realisiert werden. Dies schließt


nicht aus, daß im Rahmen der Anstaltsordnung gr<strong>und</strong>sätzlich Möglichkeiten <strong>für</strong> die<br />

beschriebenen Maßnahmen eröffnet werden.<br />

Spezifische Ausgangsbedingungen auf der Modellstation<br />

Durch den verstärkten Einsatz von PflegehelferInnen <strong>und</strong> AbteilungshelferInnen auf<br />

der Station wurde deutlich, daß es an klaren <strong>und</strong> detaillierten Kompetenz-<br />

abgrenzungen zwischen den verschiedenen Berufsgruppen mangelt. Dies führte an<br />

der Neurologie 14A zu einer Überlastung des diplomierten Pflegepersonals mit nicht<br />

eindeutig pflegerischen Tätigkeiten bzw. zu einer Überforderung von Hilfsdiensten<br />

mit pflegerischen Tätigkeiten, die sie nicht verantworten können <strong>und</strong> dürfen (z.B.<br />

Vorbereiten von Injektionen).<br />

Zwei PflegehelferInnen wurden praktisch wie diplomiertes Personal eingesetzt. Dies<br />

war <strong>für</strong> alle Seiten unbefriedigend <strong>und</strong> nicht zu verantworten. Der Einsatz von<br />

PflegehelferInnen <strong>für</strong> die Nachtdienste wurde als sehr problematisch bezeichnet, da<br />

während der Nacht besonders schwierige <strong>und</strong> eigenständige Entscheidungen (ab<br />

wann muß etwa ein Arzt verständigt werden?) vom Pflegepersonal gefordert sind.<br />

Ebenso konnte die dem diplomierten Personal auferlegte Pflicht der »observatio«<br />

über den Schwesternhilfsdienst nicht sinnvoll erfüllt werden.<br />

Neben den unklaren Kompetenzabgrenzungen im pflegerischen Bereich kam es zu<br />

einer Überlastung der Pflege (<strong>und</strong> hier in erster Linie der Stationsschwestern) durch<br />

administrative Tätigkeiten sowie zu einzelnen Uneinigkeiten in der Abgrenzung zum<br />

ärztlichen Bereich.<br />

Ziele<br />

Die Inhalte der Bemühungen um eine klare Kompetenzabgrenzung ergaben sich aus<br />

mehreren Umständen:<br />

- Die Berufsbilder der einzelnen Berufsgruppen, wie sie etwa im Gesetz, in der<br />

Ausbildung <strong>und</strong> in den Stellenbeschreibungen geregelt <strong>und</strong> in der persönlichen<br />

Wahrnehmung gesehen werden, stehen nicht unverb<strong>und</strong>en nebeneinander, son-<br />

dern müssen sich aufeinander beziehen, um eine erfolgreiche Arbeit im Kranken-<br />

haus zu gewährleisten.<br />

- Eine funktionierende Tätigkeitsabgrenzung zwischen den einzelnen Berufsgrup-<br />

pen stellt eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die Implementierung der Gruppenpflege<br />

dar.<br />

- Der Personalmangel beim diplomierten Personal verstärkt die Notwendigkeit, die<br />

Aufgaben dieser Berufsgruppe genauer zu definieren, um eine Entlastung von<br />

eigentlich berufsfremden Tätigkeiten zu erzielen.<br />

- Das geänderte Selbstbewußtsein im Pflegeberuf hat dazu geführt, daß<br />

Krankenpflegepersonen nicht mehr als »Mädchen <strong>für</strong> alles«, sondern als hochqua-<br />

75<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


76<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

lifizierte Fachkräfte in einem immer stärker arbeitsteiligen Versorgungs-system<br />

verstanden werden wollen.<br />

Ziel war es, eine klare <strong>und</strong> konsensfähige Kompetenzabgrenzung zwischen allen<br />

Berufsgruppen der Station mit einem Schwerpunkt auf die genaue Definition des<br />

Arbeitsbereiches der diplomierten Pflegepersonen <strong>und</strong> der PflegehelferInnen zu<br />

erwirken. Ein weiteres Ziel bestand darin, das Pflegepersonal durch die Einführung<br />

eines Stationssekretariats von administrativen Tätigkeiten zu entlasten <strong>und</strong> durch<br />

die Änderung bzw. Aufstockung der Anwesenheitszeiten von AbteilungshelferInnen<br />

<strong>und</strong> Reinigungsdiensten den Umfang von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten zu<br />

minimieren.<br />

Maßnahmen<br />

In einer ersten Phase wurde von der Projektgruppe eine vorläufige Zusammenstel-<br />

lung der Aufgabenbereiche bzw. Kompetenzabgrenzungen der einzelnen Berufs-<br />

gruppen (diplomiertes Pflegepersonal, PflegehelferInnen, Abteilungs-helferInnen)<br />

vorgenommen. Der Focus lag dabei auf einer genauen Abgrenzung zwischen<br />

diplomiertem Pflegepersonal <strong>und</strong> PflegehelferInnen. Eine Abgrenzung des Pflege-<br />

dienstes zum administrativen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> ärztlichen Kompetenzbereich<br />

wurde in Ansätzen versucht.<br />

In Diskussionen mit dem Pflegeteam konnte eine Präzisierung des Gegenstandes<br />

erreicht werden, um darauf aufbauend Adaptationen des ursprünglichen Konzeptes<br />

vornehmen zu können.<br />

Die Hauptproblempunkte betrafen v.a. Be<strong>für</strong>chtungen der PflegehelferInnen, durch<br />

die neue Regelung entwertet zu werden. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde latent von<br />

einer annähernden Gleichstellung von Hilfsdiensten <strong>und</strong> diplomiertem Pflegeperso-<br />

nal ausgegangen. Einige Unklarheiten eröffneten sich auch gegenüber dem ärztli-<br />

chen Kompetenzbereich.<br />

Um eine klare Bestimmung der jeweiligen Kompetenzen unter Berücksichtigung der<br />

spezifischen Anforderungen <strong>und</strong> personellen Ressourcen der Station zu erreichen,<br />

erstellte die Projektgruppe verbindliche Stellenbeschreibungen <strong>für</strong> diplomiertes<br />

Pflegepersonal, PflegehelferInnen <strong>und</strong> AbteilungshelferInnen. Mit der Einführung<br />

<strong>und</strong> Erprobung der neuen Kompetenzabgrenzungen erfolgte eine personelle Auf-<br />

stockung von PflegehelferInnen <strong>und</strong> AbteilungshelferInnen sowie eine Veränderung<br />

der Dienstzeiten von PflegehelferInnen <strong>und</strong> AbteilungshelferInnen, sodaß sie ihre<br />

neuen Aufgaben erfüllen können. Insbesondere wurden auch Dienstzeiten einge-<br />

führt, die eine Entlastung der diplomierten Schwestern bei den Arbeiten <strong>für</strong> das<br />

PatientInnen-Abendessen ermöglicht.


Ergebnisse<br />

Die Etablierung der neuen Kompetenzabgrenzungen haben in erster Linie eine<br />

Entlastung der diplomierten Schwestern mit sich gebracht. Diese Entlastung war<br />

auch <strong>für</strong> die Entwicklungen in den anderen Teilbereichen (Gruppenpflege, Pflege-<br />

planung) notwendig <strong>und</strong> förderlich.<br />

Durch den Wegfall des Stationssekretariats im Herbst 1993 konnten die Kompetenz-<br />

abgrenzungen nicht mehr aufrecht erhalten werden. Die administrativen Tätigkeiten<br />

mußten wieder vom ärztlichen <strong>und</strong> Pflegepersonal übernommen werden.<br />

Beurteilungen durch MitarbeiterInnen der Station 14A<br />

- Ein ähnliches Ergebnis gab es bei der Frage, ob durch das Stationssekretariat eine<br />

verbesserte Koordination im Stationsalltag erzielt werden konnte - 78,9% meinen<br />

»ja« <strong>und</strong> 21,1% »eher ja«.<br />

- Eine bessere Klärung der Zuständigkeit im Pflegeteam wird von den MitarbeiterInnen<br />

der Station 14A vielfach mit Gruppenpflege in Verbindung gebracht - 75% der<br />

MitarbeiterInnen meinen, daß durch die Gruppenpflege eine bessere Klärung der<br />

Zuständigkeit im Pflegeteam erreicht wurde, 25% meinen »eher ja«.<br />

Problempunkte bei der Ein- <strong>und</strong> Durchführung von Kompetenzabgrenzungen<br />

Vier Problempunkte sind hier aufzulisten:<br />

- Ein Bereitschaftsdienst <strong>für</strong> Reinigungsarbeiten (auch in der Nacht) war nicht<br />

möglich,<br />

- Rücknahme des Stationssekretariats im Herbst 1993, was zu einer zwangsweisen<br />

Wiederaufnahme der administrativen Tätigkeiten, wie Telefondienste <strong>und</strong> Schreib-<br />

arbeiten, führte,<br />

- Die gut ausgearbeitete <strong>und</strong> eingeführte Kompetenzabgrenzung zwischen Diplom-<br />

pflegepersonen <strong>und</strong> PflegehelferInnen fiel z.T. weg, da im Winter 1994 nur mehr<br />

eine Pflegehelferin an der Station tätig war,<br />

- Die Abgrenzung zum ärztlichen Bereich wurde nicht systematisch aufgearbeitet.<br />

3.3.5. Teilprojekt »Arbeitszeitregelung des Pflegepersonals«<br />

Allgemeine Ausgangssituation<br />

Seit einigen Jahren wird in Wien eine öffentliche Diskussion über Dienstzeitmodelle<br />

<strong>und</strong> Arbeitszeiten des Pflegepersonals geführt. In den verschiedensten Arbeiten<br />

wurde schon auf die ungünstigen physiologischen, sozialen <strong>und</strong> psychologischen<br />

Auswirkungen der derzeitigen Dienstformen hingewiesen (vgl. Bericht der Interna-<br />

tionalen Expertenkommission, 1989). 12-St<strong>und</strong>en-Dienste in Form sog. »Radl-<br />

77<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


78<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

dienste« oder »Tourendienste« (»Wechselschichtdienste«) führen längerfristig ge-<br />

sehen zu Störungen der privaten <strong>und</strong> beruflichen Bezüge. Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

müssen ständig auf den Arbeitsrhythmus Rücksicht nehmen, <strong>und</strong> innerhalb des<br />

beruflichen Kontextes muß mit verschiedenen Gruppen von MitarbeiterInnen zu<br />

verschiedenen Zeiten zusammengearbeitet werden (Pelikan et al., 1994). Nacht-<br />

dienste bewirken Störungen des menschlichen 24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus (circadianer<br />

Rhythmus) mit Überbeanspruchung des Nervensystems. Bei einem raschen Wech-<br />

sel zwischen Tag- <strong>und</strong> Nachtdiensten, wie es bei Radldiensten der Fall ist, verschärft<br />

sich die Problematik.<br />

Obwohl es sich hier um ein zentrales Problem in der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung des<br />

Personals handelt, war bisher nur in Ansätzen eine partizipative Arbeit an Lösungs-<br />

möglichkeiten zu beobachten. Zum einen dürften der bürokratische Aufwand, der<br />

notwendig ist, um ein seit vielen Jahren erstarrtes System umzustellen (Bericht der<br />

Internationalen Expertenkommission, 1989) sowie der Bedarf an Information, Flexi-<br />

bilität <strong>und</strong> Weiterbildung sehr groß sein. Zum anderen fehlen vielerorts die nötigen<br />

Rahmenbedingungen, um das Pflegepersonal davon zu überzeugen, ges<strong>und</strong>heits-<br />

förderliche Arbeits- <strong>und</strong> Dienstzeiten anzustreben. So sind insbesondere ökonomi-<br />

sche Gründe (hohe Überst<strong>und</strong>enpauschale, niedriger Gr<strong>und</strong>lohn) <strong>und</strong> der Mangel an<br />

Pflegepersonal da<strong>für</strong> verantwortlich, daß es <strong>für</strong> die Pflegepersonen wenig attraktiv<br />

ist, von dem vorherrschenden »Radldienst« (oder »Tourendienst«) mit 12-St<strong>und</strong>en-<br />

Tag <strong>und</strong> Wochenarbeitszeiten bis zu 60 St<strong>und</strong>en abzugehen.<br />

Dennoch sind es nicht nur objektiv ungünstige Rahmenbedingungen, sondern auch<br />

eine bisher meist sehr unglückliche »Aufklärungsarbeit« (Verordnung von neuen<br />

»personalfre<strong>und</strong>lichen« Dienstzeiten durch vorgesetzte Dienststellen), die eine<br />

sachliche Diskussion zu diesem Problembereich kaum zuließen. In diesem Zusam-<br />

menhang muß auch auf eine zu Beginn des Projekts sehr unbefriedigende gesetz-<br />

liche Situation in den Sonderbestimmungen <strong>für</strong> Arbeitnehmer in Krankenanstalten<br />

im Arbeitszeitgesetz, insbesondere die Differenzierung der Arbeitszeitvorschriften<br />

nach Rechtsträgern, hingewiesen werden (Bericht der österreichischen B<strong>und</strong>esre-<br />

gierung zur Reform des österreichischen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>swesens, Österreichische<br />

Krankenpflegezeitschrift, Sondernummer 1990, S. 7).<br />

- Exkurs: Entlohnung<br />

Ein Problem, das eng mit der Arbeitszeitregelung im Pflegebereich verb<strong>und</strong>en ist,<br />

stellt die Entlohnung dar. Diese hat aber auch Auswirkungen auf andere Teilprojekte<br />

(z.B. »Praxisanleitung«), weshalb hier in Form eines Exkurses auf diese Frage<br />

eingegangen wird.<br />

Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, wurden die Gehaltsschemata des<br />

Pflegepersonals in den meisten B<strong>und</strong>esländern überarbeitet. Unmittelbar nach der<br />

Ausbildung ist das Gehalt - verglichen mit Ausbildungen gleicher Dauer - relativ


hoch. Später steigt es nur langsam an. Die Schemata sind allerdings so aufgebaut,<br />

daß das Gr<strong>und</strong>gehalt niedrig ist <strong>und</strong> die Pflegepersonen erst durch Zulagen<br />

(Nachtdienstzulage, Sonn- <strong>und</strong> Feiertagszulage, Erschwerniszulage usw.) <strong>und</strong><br />

Überst<strong>und</strong>enpauschale auf ihr angestrebtes Gehalt kommen. Dies hat zur Folge,<br />

daß - wie schon oben erwähnt -, neue ges<strong>und</strong>heitsfördernde Dienst- <strong>und</strong> Arbeitszeit-<br />

formen <strong>für</strong> das Pflegepersonal wenig attraktiv sind. Weiters wird die Einführung von<br />

neuen Berufsrollen erschwert, wenn diese vorzugsweise an eine regelmäßige<br />

Dienstzeit geb<strong>und</strong>en sind. Entscheidet sich beispielsweise eine Praxisanleiterin <strong>für</strong><br />

einen regelmäßigen Tagdienst, um möglichst häufig mit Auszubildenden zusam-<br />

menarbeiten zu können, muß sie Gehaltseinbußen bis zu S 5.000.- im Monat in Kauf<br />

nehmen.<br />

Ein weiteres Merkmal einer ungünstigen Regelung in bezug auf die Entlohnung<br />

betrifft den geringen Gehaltsunterschied zwischen PflegehelferInnen <strong>und</strong> diplomier-<br />

tem Pflegepersonal, der der unterschiedlichen Ausbildung <strong>und</strong> Verantwortung nicht<br />

entsprechend Rechnung trägt. Im Bericht der Internationalen Expertenkommission<br />

(1989) wird kritisch angemerkt, daß PflegehelferInnen durch verschiedene Zulagen<br />

oft mehr verdienen als leitende Pflegepersonen mit Fortbildung.<br />

Die Entlohnung von lehrenden <strong>und</strong> leitenden Pflegepersonen, auch von Schul- <strong>und</strong><br />

PflegedirektorInnen, entspricht oft nicht ihren Leistungen <strong>und</strong> Positionen. So werden<br />

Pflegedirektorinnen nach dem Gehaltsschema der Gemeinde Wien stets in C<br />

eingestuft, selbst MaturantInnen oder AkademikerInnen werden im Pflegebereich in<br />

C entlohnt (Bericht der Internationalen Expertenkommission, 1989). Erfahrungen im<br />

Ausland oder in Privatkrankenanstalten werden nach dem Gemeinde-<br />

bedienstetengesetz bei der Gehaltseinstufung nur zu einem Teil berücksichtigt.<br />

Prinzipielle Möglichkeiten zur Veränderung von Arbeitszeiten beim Pflegepersonal<br />

Einer Veränderung der Arbeits- <strong>und</strong> Dienstformen kommt im Sinne der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s-<br />

förderung <strong>und</strong> Verbesserung der Lebensqualität am Arbeitsplatz größte Bedeutung<br />

zu. In der Literatur werden vorrangig flexible Arbeitszeiten <strong>und</strong> die Möglichkeit von<br />

Teilzeitbeschäftigung diskutiert (Pelikan et al., 1994).<br />

Diese Maßnahmen würden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie<br />

ermöglichen <strong>und</strong> könnten dadurch <strong>für</strong> AussteigerInnen attraktiv sein.<br />

Ein mittlerweile recht populäres Modell zur Veränderung von Arbeitszeiten ist das<br />

Frankfurt-Höchster-Dienstzeitmodell. In diesem Krankenhaus wurde der Schicht-<br />

dienst durch feste Dienste ersetzt. Alle Dienste basieren auf der 5-Tage-Woche mit<br />

38,5 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> einer täglichen Arbeitszeit von 8 St<strong>und</strong>en (einschließlich 30<br />

Minuten Pause). Folgende Dienste wurden eingeführt:<br />

- Hauptdienst (7.30 - 15.30)<br />

79<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


80<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

- Spätdienst (15.00 - 23.00)<br />

- Nachtdienst (23.00 - 7.00)<br />

- Zwischendienst<br />

Gemäß den Arbeitsanforderungen des Spitalbetriebes ist der Personalstand von<br />

7.00 bis 15.30 am höchsten. Für Spät- <strong>und</strong> Nachtdienste sind Zulagen von 20-40%<br />

vorgesehen. Das Pflegepersonal hatte die Möglichkeit, den Dienst frei zu wählen.<br />

In der Orientierungsphase war die Akzeptanz <strong>für</strong> das neue Dienstzeitmodell unter-<br />

schiedlich. Jüngere Pflegepersonen bevorzugten zunächst noch die Flexibilität,<br />

Pflegepersonen mit längerer Verweildauer <strong>und</strong> mit Familie die festen Arbeitszeiten.<br />

Nach einer etwa halbjährigen Modellphase konnte eine ausgewogene Verteilung der<br />

Arbeitsanforderungen auf die verschiedenen Dienste erreicht werden (Campanini et<br />

al., 1991). Ergebnisse des Modells (Campanini et al., 1991, zitiert nach Pelikan et al.,<br />

1994):<br />

- Feste Arbeitszeiten tragen zu einem regelmäßigeren Lebensrhythmus bei <strong>und</strong><br />

liefern einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Stressoren im Krankenhaus <strong>und</strong> zur<br />

positiven Beeinflussung der Berufszufriedenheit.<br />

- Durch den späteren Dienstbeginn im Hauptdienst kommen die Pflegepersonen<br />

ausgeruhter zur Arbeit.<br />

- Die 5-Tage-Woche hat einen freien Tag mehr zur Folge.<br />

- Der Dienstplan läßt sich leichter gestalten; ein Wechsel zwischen den Diensten ist<br />

problemlos.<br />

- Die Neuordnung des Pflegedienstes auf den Modellstationen war mit einer ausrei-<br />

chenden Personalbesetzung verknüpft; Überst<strong>und</strong>en sind kaum mehr erforderlich.<br />

- Die Freizeit <strong>und</strong> das Familienleben sind besser <strong>und</strong> verläßlicher planbar. Frauen<br />

mit Kindern erleichtert dies erheblich den Verbleib im Beruf bzw. einen Wiederein-<br />

stieg in den Beruf.<br />

- Die Dienste zu ungünstigen Zeiten sind mit Einschränkungen verb<strong>und</strong>en. Diese<br />

werden durch finanzielle Zulagen aufgewogen.<br />

- Die Kooperation zwischen den Diensten wird als gut bezeichnet.<br />

- Reibungspunkte aufgr<strong>und</strong> der beiden unterschiedlichen Pflegeformen - Zimmer-<br />

pflege im Hauptdienst <strong>und</strong> funktionale Pflege im Spät- <strong>und</strong> Nachtdienst - wurden<br />

nicht benannt.<br />

Sowohl im Expertenbericht (1989) als auch in den Ergebnissen der Wiener Spital-<br />

reformkommission (1990) wird auf die Notwendigkeit einer mittelfristigen Dienstplan-<br />

erstellung auf der Gr<strong>und</strong>lage der 40-St<strong>und</strong>en-Woche hingewiesen, um die Verweil-<br />

dauer im Pflegeberuf nicht noch weiter absinken zu lassen. In diesem Zusammen-<br />

hang muß auch eine Reduktion der Tagesarbeitszeiten angestrebt werden.<br />

Auf der II. Med. Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals in Wien, welches seit Mitte<br />

1990 Modellspital <strong>für</strong> die Dezentralisierung im Rahmen der Spitalsreform ist, wurden


auf einer Modellstation u.a. die Wochenst<strong>und</strong>enverpflichtungen auf max. 40 St<strong>und</strong>en<br />

herabgesetzt. Trotz der finanziellen Einbußen sind 89% der Pflegepersonen mit der<br />

neuen Regelung zufrieden, 11% sind nicht zufrieden. Über 70% wollen nicht mehr<br />

zum alten System zurückkehren (Trögl, 1993). Neben der Verringerung der Wochen-<br />

arbeitszeit wurden auch kürzere Dienstformen <strong>und</strong> eine flexible Dienstplangestaltung<br />

eingeführt.<br />

Frühdienst:<br />

- Dauer: 6, 7 oder 8 St<strong>und</strong>en<br />

- Beginn: 6.00, 7.00 oder 8.00 Uhr<br />

Nachmittagsdienst:<br />

- Dauer: 6, 7 oder 8 St<strong>und</strong>en<br />

- Beginn: 13.00, 14.00 oder 15.00<br />

Nachtdienst:<br />

- Dauer: 12 St<strong>und</strong>en<br />

- Beginn <strong>und</strong> Ende: 19.00 bis 7.00, dabei ist eine Mindestbesetzung vorgegeben.<br />

Nachmittagsdienst <strong>und</strong> Nachtdienst überschneiden sich um 2 St<strong>und</strong>en.<br />

Bezüglich der Nachtarbeit ist das japanische Modell interessant, wo zu zweit<br />

Nachtdienst versehen wird <strong>und</strong> abwechselnd eine nächtliche Schlafpause gestattet<br />

ist.<br />

Spezifische Ausgangssituation auf der Modellstation<br />

Alle Pflegepersonen der Neurologie 14A arbeiteten zu Projektbeginn über 40<br />

St<strong>und</strong>en pro Woche mit Wochenst<strong>und</strong>enverpflichtungen bis zu 47 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Spitzen bis zu 60 St<strong>und</strong>en. Die Einteilung des Dienstes erfolgte nach dem sog.<br />

»Tourendienst«. Je nach Personalstand, wobei Krankenstände <strong>und</strong> Urlaube jeweils<br />

zu einer massiven Personalknappheit führten, wurde nach einer 6er oder 5er Tour<br />

gearbeitet. Eine St<strong>und</strong>enreduktion <strong>und</strong> Veränderung des Dienstzeitmodells erschien<br />

den Pflegepersonen aus jenen Gründen, die auch in der Öffentlichkeit <strong>und</strong> Kranken-<br />

anstalt Rudolfstiftung allgemein diskutiert werden, wenig attraktiv (Personalmangel,<br />

Gehaltseinbußen).<br />

Ziele<br />

Vorerst wurde ein partizipativer Meinungsbildungsprozeß unter den betroffenen<br />

Pflegepersonen angestrebt, der folgende Einzelziele verfolgte:<br />

- Entwicklung eines persönlichen <strong>und</strong> öffentlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewußtseins zu den<br />

Arbeitszeiten auf der Station<br />

- Entwicklung von Einsicht <strong>und</strong> Bewußtsein von Zusammenhängen zwischen<br />

Dienstzeitmodell <strong>und</strong> Pflegemodell (Gruppenpflege, Pflegeprozeß)<br />

81<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


82<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

- Klärung von notwendigen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> ein ges<strong>und</strong>heitsförderndes<br />

Dienstzeitmodell<br />

- Entwicklung von konsensfähigen Diensteinteilungen<br />

Maßnahmen<br />

Als provisorische Diensteinteilung zu Beginn der Modellphase wurde in Übereinstim-<br />

mung mit den betroffenen Schwestern eine Form des »Radldienstes« (»10er-Radl«)<br />

gewählt, die es ermöglichte, die Gruppenpflege gut durchzuführen. Dieses Dienstzeit-<br />

modell entsprach vorerst den Bedürfnissen der meisten Schwestern, obwohl es auf<br />

die Arbeitsspitzen im Tagesablauf <strong>und</strong> die Notwendigkeiten der Pflegeplanung keine<br />

Rücksicht nahm. Durch die Erhöhung des Personalstandes auf der Station war es<br />

gleichzeitig möglich, die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von ursprünglich 47<br />

St<strong>und</strong>en auf 43 bzw. 45 Wochenst<strong>und</strong>en zu reduzieren. Eine weitere Reduktion<br />

erschien den meisten Schwestern weder aus ökonomischen Gründen (zu geringer<br />

Gr<strong>und</strong>lohn) noch durch die Arbeitsbelastung der Station möglich. Im Rahmen der<br />

Präsentation des Pflegeprozeßmodells wurde eine erste öffentliche Diskussion über<br />

die Vor- <strong>und</strong> Nachteile des bestehenden Dienstzeitmodells <strong>und</strong> anderer Dienst-<br />

formen (vor allem der »flexiblen Diensteinteilung«) geführt. Es zeigte sich, daß das<br />

praktizierte Modell nicht sehr gut den Anforderungen des Pflegeprozeßmodells<br />

entspricht, aber andererseits andere Dienstformen den Schwestern zu wenig<br />

attraktiv erscheinen.<br />

In der Folge wurden etliche Besprechungen mit dem gesamten Pflegeteam der<br />

Station eigens zu Fragen der Arbeitszeitregelung <strong>und</strong> Dienstzeitmodelle durchge-<br />

führt. Die kontroversiellen Auseinandersetzungen machten deutlich, daß eine<br />

Änderung der Arbeitszeiten angesichts der ungünstigen Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Anreizsysteme nur sehr schwer möglich ist. Im Juli 1991 wurde probeweise mit der<br />

Einführung der flexiblen Diensteinteilung, welche von der zuständigen Magistratsab-<br />

teilung vorgeschlagen wurde, begonnen. Nach einer halbjährigen Erprobungsphase<br />

zeigte sich beim Großteil des Pflegepersonals Unzufriedenheit mit der flexiblen<br />

Diensteinteilung. Daher beauftragte das gesamte Pflegeteam der Station eine<br />

Arbeitsgruppe von 3 Schwestern mit der Entwicklung von alternativen Lösungs-<br />

formen.<br />

Die vom Pflegeteam designierte Arbeitsgruppe zur Entwicklung alternativer Dienstzeit-<br />

modelle stellte ihre Ergebnisse im Rahmen einer Schwesternteam-Sitzung im<br />

Jänner 1992 vor. Es wurde deutlich, daß mit den vorhandenen Personalressourcen<br />

<strong>und</strong> der Auflage, weiterhin patientInnenorientierte Gruppenpflege auf der Station<br />

durchzuführen, keines der gängigen Radldienstkonzepte anwendbar ist. Aus die-<br />

sem Gr<strong>und</strong> entschlossen sich die Schwestern der Station zu einer Überarbeitung<br />

des Modells der flexiblen Diensteinteilung, sodaß diese auch möglichst reibungslos


durchgeführt werden kann. Diese Zusatzregelungen wurden im Protokoll festgehal-<br />

ten <strong>und</strong> den Schwestern jeweils zur Diensteinteilung beigelegt, sodaß alle eine<br />

gemeinsame Regelung <strong>für</strong> die flexible Diensteinteilung beachten können. Auf dieser<br />

Basis konnte die flexible Diensteinteilung ohne größere Mißstimmung im Personal<br />

durchgehalten werden. Es zeigte sich, daß diese Regelung am ehesten den<br />

komplexen Kooperationserfordernissen einer hochqualifizierten Station entspricht<br />

(siehe Beilage »Regeln <strong>für</strong> die flexible Diensteinteilung auf 14A«).<br />

Ergebnisse<br />

Als ein positives Ergebnis kann die Beibehaltung der flexiblen Diensteinteilung auch<br />

nach Abschluß des Projekts gesehen werden.<br />

Des weiteren kann die Verkürzung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 47<br />

auf 43 bzw. 45 St<strong>und</strong>en als Erfolg gewertet werden. Eine weitere Reduktion erschien<br />

den Pflegepersonen weder aus ökonomischen Gründen (geringer Gr<strong>und</strong>lohn) noch<br />

aufgr<strong>und</strong> der Arbeitsbelastung der Station attraktiv. Für eine Wochenarbeitszeit von<br />

40 St<strong>und</strong>en würden 3-4 Schwestern fehlen, die nicht sofort wieder ersetzt werden<br />

würden.<br />

Mit der Einführung von Kurzdiensten gelang es, Belastungsspitzen in der Pflege-<br />

arbeit abzudecken.<br />

3.3.6. Teilprojekt »Praxisanleitung«<br />

Allgemeine Ausgangssituation<br />

Im Kontext mit den Bemühungen der Berufsgruppe um eine Neudefinition des<br />

Berufsbildes <strong>und</strong> einer Professionalisierung der Pflege wurde die Qualität der<br />

theoretischen <strong>und</strong> fachpraktischen Ausbildung in den letzten Jahren in verstärktem<br />

Maße kritisiert. Diese ist durch eine widersprüchliche Sozialisation gekennzeichnet,<br />

da das Verständnis von Pflege in der theoretischen Ausbildung mit dem der<br />

praktischen oft nicht übereinstimmt. Die Frage nach der Qualität der fachpraktischen<br />

Ausbildung ist auch aus personalpolitischen Gründen interessant, zumal der beruf-<br />

liche Werdegang nach der Diplomierung <strong>und</strong> damit auch die Auswahl des Kranken-<br />

hauses <strong>und</strong> der Station entscheidend von den Erfahrungen als SchülerIn geprägt<br />

wird.<br />

Diese Problematik wurde in einem eigenen Projekt »Praxisanleitung« <strong>für</strong> die<br />

gesamte Krankenanstalt Rudolfstiftung bearbeitet. Für eine theoretische Aufarbei-<br />

tung dieses Projekts wird somit auf den Endbericht des Subrojekts »Praxis- <strong>und</strong><br />

MitarbeiterInnenanleitung« verwiesen.<br />

83<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


84<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Maßnahmen<br />

Das Teilprojekt »Praxisanleitung« wurde Ende 1991/ Anfang 1992 in das Modell-<br />

projekt<br />

»Stationsorganisation« aufgenommen. Durch die Durchführung eines dislozierten<br />

»Fortbildungskurses <strong>für</strong> fachpraktische SchülerInnenanleitung« an der Kranken-<br />

anstalt Rudolfstiftung im Rahmen des Modellprojekts »Pflege«, Teilprojekt »Praxis-<br />

<strong>und</strong> MitarbeiterInnenanleitung« bot sich die Möglichkeit der Weiterbildung <strong>für</strong> die<br />

diplomierten Krankenschwestern der Station 14A. Von den zwei BewerberInnen<br />

wurde eine diplomierte Krankenschwester <strong>für</strong> den Kurs akzeptiert.<br />

Von Beginn an bezog die nun in Ausbildung stehende Praxisanleiterin auch die<br />

anderen Schwestern der Station in ihre neuen Erfahrungen mit ein <strong>und</strong> erarbeitete<br />

mit ihnen gemeinsam stationsspezifische Unterlagen <strong>für</strong> SchülerInnen <strong>und</strong> andere<br />

auszubildende Personen. Die Erfahrung zeigt, daß die Einführung dieser neuen<br />

Berufsrolle an der Station große qualitative Verbesserungen mit sich bringt, da<br />

einerseits die SchülerInnen <strong>und</strong> neuen MitarbeiterInnen wesentlich genauer auf ihre<br />

tatsächlichen Aufgaben vorbereitet werden <strong>und</strong> andererseits durch das Erstellen<br />

entsprechender Materialien die Qualitätsstandards der Station genauer definiert<br />

werden. Im Verlauf des Jahres zeigte sich eine entsprechende Resonanz bei den<br />

SchülerInnen, sodaß ab Herbst 1992 immer wieder BewerberInnen <strong>für</strong> die Neurolo-<br />

gische Station abgelehnt werden mußten.<br />

Die Bedingungen <strong>für</strong> den Aufbau von Praxisanleitung an der Neurologie 14A wurden<br />

von der dort tätigen Praxisanleiterin als äußerst hilfreich beschrieben:<br />

- Bereitschaft des gesamten Pflegeteams, sich an der Anleitungstätigkeit zu betei-<br />

ligen<br />

- Konstruktives Gesprächsklima<br />

- Offenheit der KollegInnen <strong>für</strong> die Weitergabe von Wissen, welches im Rahmen des<br />

Kurses angeeignet wurde<br />

- Unterstützung von der Stationsführung<br />

- Problemlose Einigung bei der Festlegung von Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />

Praxisanleiterinnentätigkeit<br />

- Ausreichend Zeit <strong>für</strong> eine intensive Beschäftigung mit SchülerInnen<br />

Darüber hinaus stellt die Gruppenpflege ein ideales Lernfeld <strong>für</strong> SchülerInnen dar.<br />

Die Anzahl der PatientInnen ist beschränkt <strong>und</strong> somit <strong>für</strong> die/den SchülerIn über-<br />

schaubar, sämtliche Pflegehandlungen werden bei einem/r Patienten/in von einer<br />

Pflegeperson durchgeführt, die Bezugsschwester ist rasch erreichbar. Gewichtig ist<br />

der Lerneffekt durch das Vorhandensein dieses in der Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />

einzigartigen Pflegeorganisationsmodells, das SchülerInnen vorher nur in der<br />

Theorie kennengelernt haben.


Ergebnisse<br />

Die Einführung von Praxisanleitung trug - neben den anderen Verbesserungen - zu<br />

einer weiteren Qualitätssteigerung in der Pflege bei. SchülerInnen werden über<br />

Ausbildungsziele <strong>und</strong> Lernmöglichkeiten an der Station gezielt informiert, bekom-<br />

men Hilfestellungen bei der Integration ins Team <strong>und</strong> in den Arbeitsprozeß, erhalten<br />

Materialien, die den Lernprozeß unterstützen sollen, werden bei der Aneignung<br />

pflegerischer Kompetenzen systematisch begleitet <strong>und</strong> bekommen im Rahmen von<br />

Reflexionsgesprächen die Möglichkeit, sich über ihre eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Lernfortschritte Klarheit zu verschaffen. Bei der SchülerInnenbefragung stellte sich<br />

heraus, daß SchülerInnen an Stationen mit Praxisanleitung mit vielen Aspekten<br />

ihres Lernens zufriedener sind als SchülerInnen an Stationen ohne Praxisanleitung.<br />

Dies sind v.a. die Aspekte Praktikumsst<strong>und</strong>eneinteilung, Gesprächsführung, Erstel-<br />

len von Protokollen, Zufriedenheit mit der Praktikumsorganisation, den Inhalten des<br />

Praktikums <strong>und</strong> dem Gefühl, im Lernen unterstützt zu werden (vgl. Endbericht<br />

Teilprojekt »Pflege«).<br />

3.4. Weiterentwicklung der Organisation des ärztlichen Dienstes<br />

3.4.1. Teilprojekt »Neue Arbeitsorganisation <strong>für</strong> Sek<strong>und</strong>arärzte«<br />

Allgemeine Ausgangsproblematik der ärztlichen Präsenz<br />

Die fehlende ärztliche Präsenz am Krankenbett ist ein immer wieder - vor allem auch<br />

von den betroffenen ÄrztInnen beklagter Umstand im Stationsbetrieb. Die Folgen<br />

dieses Mangels sind vielschichtig. Ungenügende Kommunikation mit den<br />

PatientInnen, mangelnde Koordination im Stationsteam, zu wenig fachliches Ge-<br />

spräch zwischen den ÄrztInnen <strong>und</strong> ungenügende Ausbildungssituation <strong>für</strong><br />

JungärztInnen sind nur die wichtigsten davon.<br />

Spezifische Ausgangsbedingungen auf der Modellstation<br />

Durch Belastung der StationsärztInnen mit Ambulanztätigkeit <strong>und</strong> Schreibarbeiten<br />

wurde auf der Station 14A immer wieder eine ungenügende ärztliche Präsenz auf der<br />

Station beklagt.<br />

Ein besonderes strukturelles Problem der Station ist, daß in Abteilungen, die nur eine<br />

Station haben, die ärztlichen Nacht- <strong>und</strong> Wochenenddienste sehr schwer zu<br />

besetzen sind. Für einen 24-St<strong>und</strong>en-Betrieb im ärztlichen Bereich werden 12 Ärzte/<br />

Ärztinnen benötigt. Die Ärzte der Neurologischen Station mit weniger ärztlichem<br />

Personal müssen in andere Abteilungen »betteln« gehen, damit externe ÄrztInnen<br />

die sonst nicht besetzbaren Dienste übernehmen. Neben diesen belastenden <strong>und</strong><br />

arbeitsaufwendigen Suchgängen durch das ganze Haus hat dies zur Folge, daß<br />

85<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


86<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

immer sehr unterschiedliches Personal, das die Station <strong>und</strong> ihre PatientInnen nicht<br />

kennt, die ärztliche Arbeit übernimmt. Diese Erschwernisse lassen sich verhindern,<br />

wenn in der Planung der Spitäler immer Abteilungen mit mindestens 2 Stationen<br />

vorgesehen werden.<br />

Die Probleme der ÄrztInnen im einzelnen waren:<br />

- zu lange Wochenarbeitszeit bei Sek<strong>und</strong>arärztInnen <strong>und</strong> OberärztInnen<br />

(durchschnittl. 50 bis 80 Std./Woche; Spitzen bis 120 Std./Woche)<br />

- Überst<strong>und</strong>en kontingentisiert, sodaß manchmal die Überst<strong>und</strong>en nicht bezahlt<br />

werden<br />

- zu wenig Anwesenheit der ÄrztInnen am Krankenbett durch sehr hohen<br />

Administrationsaufwand<br />

- Mitbetreuung der Ambulanz durch die Sek<strong>und</strong>arärztInnen der Station<br />

Ziele<br />

Ziel dieses Teilprojektes war, durch eine Erhöhung des Personalstandes von<br />

Sek<strong>und</strong>arärztInnen <strong>und</strong> durch dadurch mögliche organisatorische Veränderungen<br />

eine kontinuierlichere Präsenz der Sek<strong>und</strong>arärztInnen bei den Visiten <strong>und</strong> im<br />

Stationsalltag zu erreichen. In den bisherigen Dokumenten der Wiener Spitalsreform<br />

wird vor allem auf eine Erhöhung der Präsenz der leitenden ÄrztInnen bzw. auf die<br />

Einführung eines »Stationsärzte«-Modells hingewiesen (Bericht der Internationalen<br />

Expertenkommission, rk-spezial Nr. 15/1989, S.6; Die Ergebnisse der Wiener<br />

Spitalsreformkommission, rk-spezial nr.11/1990, S.3; Wiener <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s- <strong>und</strong><br />

Krankenanstaltenplan 1990, rk-spezial nr.24/1990, S.4). Beides hat auf der Neuro-<br />

logischen Station nicht den vordringlichen Handlungsbedarf dargestellt.<br />

Maßnahmen<br />

Angestrebt wurde die Erhöhung des Personalstandes von zwei auf drei<br />

Sek<strong>und</strong>arärztInnen. Gleichzeitig sollte ein neues Einsatzmodell <strong>für</strong> diese<br />

Sek<strong>und</strong>arärztInnen etabliert werden:<br />

- 1 Arzt/Ärztin ist (über Pieps) <strong>für</strong> die Mitbetreuung der Ambulanz-PatientInnen<br />

zuständig;<br />

- 2 ÄrztInnen teilen sich die Stations-PatientInnen entsprechend der Gruppenein-<br />

teilung der Schwestern auf; dadurch ist eine viel direktere Zusammenarbeit mit den<br />

Schwestern <strong>und</strong> eine persönlichere Betreuung der PatientInnen möglich.<br />

Andere Maßnahmen waren:<br />

- zusätzlicher bzw. alternativer Nachmittagsdienst (Tageswechseldienst, wie von<br />

der Wr. Spitalsreformkommission in § 13 vorgeschlagen),<br />

- der behandelnde Arzt sollte jeden Tag auf der Station sein;<br />

- kein Schichtdienst <strong>für</strong> den/die stationsführende/n Oberarzt/Oberärztin, sondern


tägliche Anwesenheit, um die Kontinuität der Betreuung zu sichern (dasselbe<br />

Modell wie bei den Stationsschwestern)<br />

- Entlastung von administrativen Arbeiten (durch Stationssekretärin, siehe Teil-<br />

projekt »Stationssekretariat«)<br />

Nach der Bewilligung der zusätzlichen Arztstelle <strong>und</strong> deren Besetzung wurde<br />

Anfang November 1990 mit dem neuen Einsatzmodell begonnen. Aufgr<strong>und</strong> einer<br />

allgemeinen Modellressourcenkürzung kam es zwischen September 1993 <strong>und</strong><br />

Februar 1994 kurzzeitig zu einem Engpaß bei den ÄrztInnen. In dieser Phase gab<br />

es Probleme insbesondere bei der Besetzung von Nachtdiensten (ca. 50% aller<br />

Dienste mußten von abteilungs- <strong>und</strong> fachfremden ÄrztInnen durchgeführt werden).<br />

Darüber hinaus litten auch die Dokumentationsarbeiten unter dem geringen Perso-<br />

nalstand (7 ÄrztInnen). Seit Februar 1994 kann aufgrung einer wienweiten Neurege-<br />

lung das Projekt aber wieder in vollem Umfang weitergeführt werden, da nun wieder<br />

12 ÄrztInnen auf der Station arbeiten.<br />

Ergebnisse<br />

Das Resümee durch die ÄrztInnen der Station ist durchwegs positiv. Die ÄrztInnen<br />

berichten, daß sie jetzt wesentlich besser informiert über die PatientInnen sind.<br />

Gleichzeitig berichten die Schwestern, daß das neue Einsatzmodell auch eine<br />

Entlastung der Schwestern gebracht hat, da diese den ÄrztInnen nicht mehr<br />

»dauernd nachlaufen« müssen, um sie in die Ambulanz bzw. in die Station zu rufen.<br />

Darüberhinaus ist es jetzt auch möglich, daß ÄrztInnen sich jetzt selbst um die<br />

Spritzen <strong>und</strong> Infusionen kümmern.<br />

Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />

- Mehr Zeit <strong>für</strong> PatientInnen (psychosoziale Betreuung),<br />

- PatientInnen werden rascher versorgt,<br />

- PatientInnen werden besser versorgt ("früher Notversorgung"),<br />

- ÄrtzInnen haben mehr Information über PatientInnen,<br />

- ÄrztInnen können bei der Visite sein,<br />

- Tätigkeitsabgrenzung zwischen ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern funktioniert besser,<br />

- ÄrztInnen müssen nicht dauernd gesucht werden,<br />

- Schwestern <strong>und</strong> ÄrztInnen können leichter Information austauschen.<br />

Allerdings wirkte sich auch hier die Rücknahme des Stationssekretariats negativ<br />

aus, da die ÄrztInnen wieder mehr Zeit <strong>für</strong> Dokumentationsarbeiten aufwenden<br />

müssen, worunter der PatientInnenkontakt leidet.<br />

87<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


88<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

3.4.2. Teilprojekt »Weiterentwicklung der ärztlichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung«<br />

Die praktische Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung im klinischen Alltag wurde schon von<br />

verschiedenster Seite kritisch dargestellt. Nachdem die wesentlichen strukturellen<br />

Veränderungen im Subprojekt fast abgeschlossen waren, widmete sich die Projekt-<br />

gruppe im Herbst 1991 im besonderen diesem Teilprojekt.<br />

Ziele<br />

Ziel war eine optimale Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>für</strong> die an der Station beschäftigten<br />

TurnusärztInnen, FamulantInnen <strong>und</strong> FachärztInnen in Ausbildung im Rahmen der<br />

gegebenen Möglichkeiten. Dazu wurde ein erstes Konzept entwickelt <strong>und</strong> mit allen<br />

ÄrztInnen der Station diskutiert (vgl. Beilagen). Schwerpukte dieses Konzepts<br />

waren:<br />

- ungestörte Visiten <strong>und</strong> Fallbesprechungen <strong>für</strong> praktische Ausbildung; theoretische<br />

Ausbildung der Sek<strong>und</strong>arärztInnen sollte ihnen selbst überlassen bleiben,<br />

- Ausbildungs-AssistentInnen; (siehe dazu Wr.Spitalsreformkommission § 17),<br />

- abteilungsinterne Fortbildungsveranstaltungen (ohne Zwang),<br />

- leichtere bürokratische Abwicklung <strong>für</strong> Sonderurlaub <strong>und</strong> Bildungsbudget,<br />

- Einrichtung einer Bibliothek mit Fachbüchern <strong>und</strong> -zeitschriften <strong>für</strong> die Station.<br />

Maßnahmen<br />

Die Maßnahmen des Teilprojekts »Aus- <strong>und</strong> Fortbildung des ärztlichen Personals«<br />

umfaßten schließlich:<br />

- die Verbesserung der Ausbildung der TurnusärztInnen <strong>und</strong> FamulantInnen durch<br />

Einbeziehung in den Stationsalltag,<br />

- die Verbesserung der Ausbildung der FachärztInnen,<br />

- regelmäßige interne Weiterbildungsveranstaltungen,<br />

- die Einrichtung einer Fachbibliothek.<br />

Ausbildung der TurnusärztInnen:<br />

Der Ausbildung der TurnusärztInnen wurde in zwei Bereichen besondere Aufmerk-<br />

samkeit gewidmet:<br />

- die Einführung der TurnusärztInnen bei Dienstantritt auf der Station<br />

- die laufende Ausbildung während der Alltagsarbeit (»Lehrvisiten«)<br />

Einführung der TurnusärztInnen bei Dienstantritt:<br />

Für die Einführung der TurnusärztInnen sind gr<strong>und</strong>sätzlich der stationsleitende<br />

Oberarzt <strong>und</strong> Assistenzarzt zuständig. Bei Dienstantritt werden die TurnusärztInnen<br />

zuerst in der Morgenbesprechung dem Stationspersonal vorgestellt. Sie erhalten in<br />

den ersten Tagen ihres Dienstes folgende Unterlagen als Orientierungshilfe:


a) »Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzabgrenzung der Ärzte«,<br />

b) Tagesablauf der Stationsarbeit,<br />

c) Literaturliste zu den typischen Krankheitsbildern auf der Neurologischen Station.<br />

Die Literaturliste soll der/dem Turnusarzt/-ärztin ermöglichen, die eigene Ausbildung<br />

zu steuern, indem die einzelnen Krankheitsbilder abgehakt werden können, sobald<br />

sie die entsprechende Literatur gelesen haben <strong>und</strong> diese Krankheitsbilder in einer<br />

Visite ausführlich mit einem Oberarzt besprochen wurden.<br />

Laufende Ausbildung während der Alltagsarbeit:<br />

Die laufende Ausbildung soll sowohl durch die ausführliche Besprechung der<br />

typischen Krankheitsbilder während den Visiten (ca. 1 - 2 mal in der Woche)<br />

gewährleistet werden, als auch durch die supervidierte PatientInnenaufnahme. Die<br />

supervidierte PatientInnenaufnahme, die bereits auf der Station durchgeführt wird,<br />

beinhaltet eine Begleitung des/der Turnusarztes/-ärztin durch eine/n Facharzt/ärztin<br />

in Ausbildung <strong>und</strong>/oder eine Nachbesprechung der PatientInnenaufnahme mit dem/<br />

r Facharzt/ärztin in Ausbildung oder dem Oberarzt.<br />

Zusätzlich sollen die internen Weiterbildungen <strong>für</strong> alle ÄrztInnen, auch <strong>für</strong> die<br />

TurnusärztInnen, verbindlicher Teil ihrer Ausbildung sein.<br />

Ausbildung der FamulantInnen:<br />

FamulantInnen erhalten dieselben Unterlagen wie TurnusärztInnen bei Dienstantritt<br />

<strong>und</strong> werden auch in der Morgenbesprechung vorgestellt.<br />

Ausbildung der FachärztInnen in Ausbildung:<br />

Die Ausbildung der FachärztInnen wird durch 3 Maßnahmen gewährleistet:<br />

Ausführliche Fall- <strong>und</strong> Bildbesprechungen:<br />

Diese werden während der ÄrztInnen-Morgenbesprechung durchgeführt, mit beson-<br />

deren Schwerpunkt auf diagnostischem Fahrplan <strong>und</strong> patientInnenorientierter Bef<strong>und</strong>-<br />

erhebung.<br />

Schulung in speziellen diagnostischen Verfahren:<br />

Die in der Krankenanstalt Rudolfstiftung angebotenen Untersuchungstechniken<br />

(EEG, EMG, CD, NMR etc.) werden den FachärztInnen in Ausbildung in Gr<strong>und</strong>zü-<br />

gen erklärt. Insbesondere wird die Bef<strong>und</strong>ung in der Praxis erlernt, unter Umständen<br />

unter Beiziehung externer Experten (z.B. Neuroradiologen).<br />

Vorbereitung der internen Weiterbildung:<br />

Die FachärztInnen in Ausbildung sollen zu ihrer eigenen Ausbildung einzelne<br />

Vorträge im Rahmen der internen Weiterbildung (siehe Punkt 3) vorbereiten.<br />

89<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


90<br />

Strukturelle<br />

Darstellung<br />

Weiterbildung <strong>für</strong> das gesamte ärztliche Personal der Abteilung:<br />

Zur fachlichen Weiterbildung aller ÄrztInnen (<strong>und</strong> Schwestern) der Abteilung sollten<br />

regelmäßige Informationsveranstaltungen organisiert werden.<br />

Zeit: 14 tägig; an einem bestimmten Wochentag von 12.30 - 13.30 (als Dienstzeit<br />

anzurechnen);<br />

Einrichtung einer Stationsbibliothek:<br />

Es wurde auch eine Präsenzbibliothek im ÄrztInnenzimmer im versperrbaren<br />

Schrank eingerichtet. Diese ist prinzipiell allen ÄrztInnen <strong>und</strong> Schwestern der Station<br />

zugänglich.<br />

Die Bibliothek beinhaltet:<br />

- Standardwerke des Faches (insbesondere schwer zugängliche oder teure Litera-<br />

tur, die privat nicht beschafft werden kann),<br />

- Standardwerke der Pflege,<br />

- wichtige Fachjournale.<br />

Ergebnisse<br />

Eine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen wurde in der Neurologischen Abteilung<br />

abgehalten, die jedoch nicht so kontinuierlich erfolgten, wie es ursprünglich geplant<br />

war. Die vorübergehende Nichtverlängerung des ärztlichen Personals 1993 führte<br />

schließlich bis zur Wiederaufstockung des Personals im Februar 1994 zu einer<br />

völligen Unterbrechung aller ärztlichen Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Die Unterbrechungen vor Herbst 1993 spiegeln auch das Fehlen zusätzlicher<br />

Ressourcen <strong>für</strong> eine entsprechende Ausbildungsaktivität auf der Neurologischen<br />

Abteilung wider. Im besonderen wird deutlich, daß das in den Reformbestrebungen<br />

immer wieder erwähnte Konzept eines/r Ausbildungsassistenten/in durchaus ein<br />

wesentlicher Schritt zu Verbesserungen in diesem Bereich sein würde.<br />

Alle anderen Maßnahmen zur Aus- <strong>und</strong> Fortbildung konnten wie geplant im Februaur<br />

1994 wieder aufgenommen werden.<br />

3.5. Teilprojekt »Heilgymnastische Betreuung«<br />

3.5.1. Spezifische Ausgangsbedingungen auf der Modellstation<br />

Aufgr<strong>und</strong> des besonderen Charakters der Station (sehr hoher Anteil an rehabilitations-<br />

bedürftigen PatientInnen) <strong>und</strong> der im allgemeinen immer wichtiger werdenden<br />

rehabilitativen Funktionen des stationären Bereiches war eine Erweiterung des<br />

heilgymnastischen Angebots auch nachmittags, an Wochenenden <strong>und</strong> Feiertagen<br />

notwendig. Unter Berücksichtigung entsprechender organisatorischer Anforderun-<br />

gen kann dadurch nicht nur die rehabilitative Betreuung verbessert, sondern auch<br />

das diplomierte Personal entlastet werden.


Bis zum Beginn des Projektes war nur eine Heilgymnastin <strong>für</strong> die Neurologische<br />

Abteilung zuständig, sodaß die PatientInnen nur an Wochentagen »durchbewegt«<br />

wurden. An Wochenenden <strong>und</strong> bei Urlauben od. Krankenständen mußten die<br />

Schwestern diese Arbeit übernehmen, ohne Ausbildung oder Zeit da<strong>für</strong> zu haben,<br />

sodaß die PatientInnen häufig keine adäquate heilgymnastische Betreuung erhiel-<br />

ten.<br />

3.5.2. Ziele<br />

Es sollte ein durchgängiges heilgymnastisches Betreuungsangebot realisiert wer-<br />

den.<br />

3.5.3.Maßnahmen<br />

Die Maßnahmen umfaßten:<br />

- Erhebung des Betreuungsbedarfes,<br />

- Beantragung von Personalstellen <strong>für</strong> zwei zusätzliche, halbtags beschäftigte<br />

HeilgymnastikerInnen,<br />

- Einführung eines turnusartigen Dienstes an Samstagen.<br />

Es wurden im Subprojekt zwei zusätzliche Halbtags-Heilgymnastinnen beantragt<br />

<strong>und</strong> im September 1990 bewilligt, um diese erweiterten physikotherapeutischen<br />

Aufgaben auf der Neurologie zu bewältigen. Erst im November 1991 ist es auf Gr<strong>und</strong><br />

des sehr knappen Personalangebotes gelungen beide Modell-Personalstellen zu<br />

besetzen.Wie wichtig diese zweite Halbtagsstelle <strong>für</strong> die PatientInnenbetreuung auf<br />

der Neurologischen Station ist, zeigte sich nach dem Weggang einer halbtags<br />

angestellten Heilgymnastin im Herbst 1992. Erst durch die Nachbesetzung dieser<br />

Stelle konnte wieder eine vollständige <strong>und</strong> befriedigende Betreuung der PatientInnen<br />

erreicht werden.<br />

Deshalb war es wichtig, daß es 1993 trotz Nichtverlängerung der Projektressourcen<br />

<strong>für</strong> diese zweite Halbtagsstelle gelang, die zusätzliche Heilgymnastikerin aus<br />

Ressourcen des Physikalischen <strong>Institut</strong>s auf der Station zu halten.<br />

3.5.4. Ergebnisse<br />

Eine intensive heilgymnastische Betreuung neurologisch kranker PatientInnen<br />

konnte erreicht werden.<br />

3.5.5. Zusammenfassende Einschätzung <strong>und</strong> Transferempfehlungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> der relativ (zum Durchschnitt der Wiener Neurologien) geringen Ausstat-<br />

tung der Neurologie in der Krankenanstalt Rudolfstiftung mit PhysiotherapeutInnen<br />

kann dieses Projekt in erster Linie als einmalige Sanierung dieser Station einge-<br />

91<br />

Strukturelle<br />

Darstellung


92<br />

Zusammenfassende<br />

Einschätzung<br />

schätzt werden. Generell ist jedoch die Empfehlung zur Nutzung des stationären<br />

Aufenthalts <strong>für</strong> eine ausreichende Rehabilitation auszusprechen, die mittelfristig<br />

auch unnötige Krankenhausaufenthalte vermeiden helfen kann.<br />

4. Zusammenfassende Einschätzung der Erfolge <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />

des gesamten Projekts aus der Sicht der Beratung <strong>und</strong> der<br />

wissenschaftlichen Begleitung<br />

Insgesamt konnte durch die unterschiedlichen Maßnahmen im Rahmen des Pro-<br />

jekts ein Modell <strong>für</strong> eine umfassende Stationsorganisation erarbeitet werden.<br />

Hierdurch wurde ein Beitrag zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung insbesondere <strong>für</strong> das<br />

Personal geliefert, der in vielen Punkten auch zur Übernahme <strong>für</strong> andere Projekte<br />

empfohlen werden kann. Im wesentlichen lassen sich eine große Zahl positiver<br />

Einschätzungen sowohl in bezug auf den Projektprozeß als auch die Projekt-<br />

ergebnisse feststellen. Diese werden auch kaum durch die aufgr<strong>und</strong> der Möglichkei-<br />

ten <strong>und</strong> Grenzen des Projekts aufgetretenen Schwierigkeiten in Frage gestellt. Die<br />

Erfolge <strong>und</strong> Schwierigkeiten, welche in den vorigen Kapiteln ausführlich besprochen<br />

wurden, sollen nun nochmals in geraffter Form dargestellt werden.<br />

Als wesentliche Erfolge im Projektprozeß sind zu sehen, daß die Einbindung aller<br />

Berufsgruppen <strong>und</strong> Hierarchieebenen des Personals gelungen ist, alle wesentlichen<br />

Verbesserungswünsche des Personals aufgegriffen werden konnten, über 4 Jahre<br />

eine große Kontinuität in der Projektgruppenarbeit sowie die Akzeptanz der Projekt-<br />

gruppe horizontal (vorgesetzte Stelle) <strong>und</strong> vertikal (Stationsteam) erreicht werden<br />

konnte. Auch gab es eine sehr gute Kooperation mit der externen Beratung. Und<br />

schließlich konnten die meisten Ziele erreicht werden.<br />

Kritisch kann am Projektprozeß das Fehlen eines direkten Einbezugs von PatientInnen<br />

in die Projektarbeit angemerkt werden. PatientInnenorientierte Veränderungen<br />

waren im Rahmen des Subprojekts von großer Bedeutung, allerdings wurden diese<br />

über die Anwendung professioneller Standards angestrebt <strong>und</strong> nicht durch die<br />

direkte Einbeziehung der PatientInnen. So wurde <strong>für</strong> die Professionellen die Mög-<br />

lichkeit geschaffen, <strong>für</strong> die Stationsorganisation <strong>und</strong> die Erbringung der Dienstlei-<br />

stungen neue patientInnenfre<strong>und</strong>lichere Formen durchzusetzen. Es wurde also ein<br />

Stellvertreter-Modell verwirklicht <strong>und</strong> keine direkte Partizipation der PatientInnen<br />

oder Angehörigen.<br />

Andere Probleme ergaben sich durch die unzureichende Einbeziehung des Stations-<br />

umfeldes, wodurch Neid <strong>und</strong> Unverständnis bei anderen Stationen entstand. Für<br />

eine Unterstützung des Projektes durch die vorgesetzten Stellen wurden zu wenig<br />

Ausgangsdaten <strong>für</strong> »harte« Evaluation einbezogen, sodaß sich die Ressourcen-<br />

verhandlungen schwierig gestalteten <strong>und</strong> es schlußendlich zu einer Kürzung der<br />

Ressourcen kam.


Die Erfolge bei den Projektergebnissen sind in der Verflachung der Hierachien, der<br />

hohen Attraktivität der Station <strong>für</strong> diplomiertes Pflegepersonal <strong>und</strong> der geringen<br />

Personalfluktuation beim Pflegepersonal zu sehen. Weiters kam es durch den<br />

Umbau der Station zu einer Verringerung der ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen der<br />

MitarbeiterInnen <strong>und</strong> Qualitätsverbesserung <strong>für</strong> die PatientInnen. Die Einführung<br />

eines Stationssekretariats hatte eine Intensivierung der pflegerischen <strong>und</strong> ärztlichen<br />

Versorgung der PatientInnen, die erhöhte Arbeitszufriedenheit der MitarbeiterInnen,<br />

eine Reduzierung des Alltagsstresses bei der Arbeit, die Steigerung der Effizienz der<br />

Arbeitsabläufe der Station <strong>und</strong> die erleichterte <strong>und</strong> verbesserte Anfertigung schrift-<br />

licher Produkte zur Folge. Durch die Einführung neuer interprofessioneller Morgen-<br />

(<strong>und</strong> Stations)besprechungen konnten eine Verbesserung der Koordination der<br />

Stationsarbeit <strong>und</strong> der Kooperation zwischen den Berufsgruppen erreicht werden.<br />

Und die Qualität der PatientInnenbetreuung stieg, da die Einführung von<br />

patientInnenorientierter Pflege in der Organisationsform der Gruppenpflege <strong>und</strong> die<br />

Intensivierung der heilgymnastischen Betreuung hier wesentliche Impulse brachten.<br />

Allerdings war die Einführung von EDV aufgr<strong>und</strong> der Investitionspläne der Magistrats-<br />

direktion »Automatische Datenverarbeitung« nicht möglich. Weitere Einschränkun-<br />

gen bei den Projektergebnissen entstanden dadurch, daß das Modell der<br />

patientInnenorientierten Pflege in der Organisationsform der Gruppenpflege zeitin-<br />

tensiver <strong>und</strong> daher auch personalintensiver als die Funktionspflege ist. Die Auflö-<br />

sung des Stationssekretariats nach einer sehr erfolgreichen Modellerprobung führte<br />

neben der Demotivierung des Stationsteams zu einer höheren Belastung des<br />

Pflegepersonals mit administrativen Arbeiten, zur Verschlechterung der internen<br />

Koordination der Stationsarbeit <strong>und</strong> der schriftlichen Produkte der Station. Die<br />

Absicherung der Projektergebnisse im Dauerbetrieb konnte nur teilweise gelöst<br />

werden (Insbesondere dauerhafte Sicherung der notwendigen Personalressourcen).<br />

5. Anhang<br />

5.1. Literatur<br />

Agnes Karl <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Pflegeforschung DBfK (1993) Strukturverbesserung in der<br />

Krankenpflege durch den Einsatz von StationsassistentInnen. Frankfurt/Main<br />

Badura B. (1993) Systemgestaltung im <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>swesen: das Beispiel Kranken-<br />

haus. In: Badura B., Feuerstein G., Schott T. (Hg.): System Krankenhaus.<br />

Arbeit, Technik, <strong>und</strong> Patientenorientierung. Weinheim <strong>und</strong> München. Juventa<br />

S. 28-40<br />

93<br />

Literatur


94<br />

Literatur<br />

Campanini GI., Holler G., Breithaupt A. (1991) Die Neuordnung des Pflegedienstes<br />

auf ausgewählten Stationen eines städtischen Großkrankenhauses. Ergebnis-<br />

se der wissenschaftlichen Begleitung im städtischen Krankenhaus Frankfurt-<br />

Höchst. Hannover: IES-Bericht Nr. 110.91<br />

Elkeles T. (1992): Rückenschmerzen <strong>und</strong> berufliche Belastung. Symposion »Arbeits-<br />

bedingte Erkrankungen - Prävention <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung. Linz: 1992<br />

Fussenegger W. (1994) Das ideale Krankenzimmer. In: Österreichische<br />

Krankenpflegezeitschrift 11/1994 S.14-16<br />

Goffman E. (1973) Asyle. Frankfurt/Main<br />

Hofer, M. (1987) Patientenbezogene Krankenhausorganisation. Berlin<br />

Hoffberger, M. (1990) Modellversuch Stationssekretärin. Graz<br />

Juchli, L. (1983) Krankenpflege. Stuttgart<br />

Meikl, M. (1993) Erfahrungen mit der Einführung eines koordinierten Pflegeprozesses.<br />

Österreichische Krankenpflegezeitschrift, 46, S. 23-45<br />

Österr. Krankenpflegezeitschrift, (1990) Expertenbericht vom 30. 10. 1989. Sonder-<br />

nummer, 43. Jahrgang, März, S. 14-29<br />

Paseka, A. (1994) Krankenpflegeberufe. In: Froschauer, U., Krajic, K., Pelikan, J.M.<br />

(Hrsg.) Entwicklungen <strong>und</strong> Widersprüche im System der Krankenversorgung<br />

Österreichs. Psychosoziale Versorgung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sberufe. Wien<br />

Pelikan, J.M., Krajic, K., Lobnig, H. (1994) Ges<strong>und</strong>es Krankenhaus. Strategien zur<br />

Verbesserung der Lebensqualität am Arbeitsplatz im Krankenhaus. Ein Literatur-<br />

bericht im Auftrag des »Forum Ges<strong>und</strong>es Österreich«. Wien<br />

Rathauskorrespondenz-spezial Nr.11/1989. Bericht der Internationalen Experten-<br />

kommission. Wien<br />

Rathauskorrespondenz-spezial Nr. 15/1989. Bericht der Internationalen Experten-<br />

kommission. Wien<br />

Rathauskorrespondenz-spezial Nr.11/1990. Die Ergebnisse der Wiener Spitals-<br />

reformkommission. Wien<br />

Rathauskorrespondenz-spezial Nr.24/1990. Wiener <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s- <strong>und</strong> Kranken-<br />

anstaltenplan 1990<br />

Schenk, K. (1987) Systems of Health Care Delivery. In: Philips, W.J., Long, B.C.,<br />

Woods N.F. (Eds.) Medical - Surgical - nursing. St. Louis, S. 85 -94<br />

Seidl, E. (1991) Auswirkungen der Pflegeplanung auf die Pflegequalität. Sondernum-<br />

mer der österreichischen Krankenpflegezeitschrift. Jg. 44, S. 80 -83


Seidl, E. (1993) Pflege im Wandel. Wien<br />

Trögl, I. (1993) Patientenorientierte Modellstation. In: Sondernummer der Österrei-<br />

chischen Krankenpflegezeitschrift. Jg. 46, S. 63 - 69<br />

von Scheidt, J., von Scheidt, Ch., Eikelbeck, M.L. (1991) Psychologie <strong>für</strong> Krankenpflege-<br />

berufe. München<br />

Weinert, A.B. (1987) Lehrbuch der Organisationspsychologie. Menschliches Verhal-<br />

ten in Organisationen (2. erweiterte Auflage). München<br />

Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) (1986) Ottawa Charta. Regionalbüro <strong>für</strong> Euro-<br />

pa Kopenhagen<br />

95<br />

Literatur


96<br />

Dokumentationen<br />

5.4. Dokumentationen, Working Papers <strong>und</strong> Modelldokumente<br />

zum WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Dokumentationsreihe »ges<strong>und</strong>es krankenhaus«<br />

gk/1 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Öffentliche Projektpräsentation am 27.11.1989<br />

Dokumentation der Vorträge<br />

April 1990<br />

gk/2 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Zweite Öffentliche Projektpräsentation am 31.8.1990<br />

Zusammenfassung der Zwischenergebnisse<br />

Jänner 1991<br />

gk/2e WHO-Modelproject »Health and Hospitals«<br />

Second public presentation of the project 31.8.1990<br />

& International workshop 31.8.-1.9.1991<br />

November 1991<br />

gk/3 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Zwischenberichte der ersten Modellerprobungsphase<br />

Jänner 1991<br />

gk/4 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Dritte Öffentliche Projektpräsentation am 16.5.1991<br />

Dokumentation der Reden & Kurzdarstellung der Subprojekte<br />

Juni 1991<br />

gk/5 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Vierte Öffentliche Projektpräsentation am 26.3.1992<br />

Zwischenbilanz zur Halbzeit<br />

Juli 1992<br />

gk/6 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Jahresbericht 1992<br />

Mai 1993<br />

gk/7 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Fünfte Öffentliche Projektpräsentation am 22.4.1993<br />

Modelle der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung an der Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />

Beiträge des WHO-Modellprojektes zur Wiener Spitalsreform<br />

August 1994<br />

gk/9 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Zusammenfassender Endbericht 1989-1994<br />

Jänner 1995<br />

gk/10 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Jahresbericht 1995<br />

Jänner 1996<br />

gk/11 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Gesamtprojekts<br />

Dezember 1995<br />

gk/12 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 1 »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> am Arbeitsplatz«<br />

Dezember 1995<br />

gk/13 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 2 »Hygiene-Organisation«<br />

Dezember 1995


gk/14 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 3 »Stationsorganisation«<br />

Dezember 1995<br />

gk/15 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts »Spitalsambulanz als Schaltstelle zwischen intra- <strong>und</strong> extramuraler<br />

Versorgung«<br />

Dezember 1995<br />

gk/16 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 5 »Ges<strong>und</strong>e Ernährung im Krankenhaus«<br />

Dezember 1995<br />

gk/17 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 6 »Diabetikerschulung«<br />

Dezember 1995<br />

gk/18 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 7 »Pflege«<br />

Dezember 1995<br />

gk/19 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Endbericht des Subprojekts 8 »Patientenhilfsteam Rudolfstiftung«<br />

Dezember 1995<br />

gk/20 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Evaluationsstudie: MitarbeiterInnenbefragung in der KA Rudolfstiftung<br />

September 1995<br />

gk/21 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Evaluationsstudie: PatientInnenbefragung in der KA Rudolfstiftung<br />

September 1995<br />

gk/22 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«;<br />

Schwendenwein, J.; Nowak, P.; Pelikan, J.M.; Lobnig, H.<br />

Evaluationsstudie: Krankenstandsanalyse in der KA Rudolfstiftung<br />

Oktober 1996<br />

Working Papers:<br />

wp 1 The Health Promoting Hospital - a Pilot Project of WHO in Vienna<br />

Paper presented at »Vienna Dialogue V«<br />

November 1990<br />

wp 2 WHO-Modellprojekt »<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

Subprojekt »Spitalsambulanz als Schaltstelle zwischen intra- <strong>und</strong> extramuraler Versorgung«<br />

Auswertung einer Fragebogenerhebung bei niedergelassenen Ärzten<br />

Dezember 1991<br />

wp 3 Evaluation within the Vienna WHO-Model Project »Health and Hospital«:<br />

Methods, Experiences and Problems<br />

September 1992<br />

97<br />

Dokumentationen


98<br />

Modelldokumente<br />

Modelldokumente:<br />

md 1 »Wie ein <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderndes Krankenhaus entwickelt werden kann« -<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung, Organisationsentwicklung <strong>und</strong> Projektmanagement im<br />

Krankenhaus<br />

September 1995<br />

md 2 »Wie man im Krankenhaus die Hygieneorganisation verbessern kann«<br />

September 1995<br />

md 3 »Wien man eine Krankenhausstation mit Beteiligung der Betroffenen umbauen kann«<br />

September 1995<br />

md 4 »Wie im Krankenhaus ein Kreuzweh-Präventions-Programm durchgeführt werden kann«<br />

September 1995<br />

md 5 »Wie Ges<strong>und</strong>e Ernährung im Krankenhaus eingeführt werden kann«<br />

September 1995<br />

md 6 »Wie interprofessionelle Teambesprechungen eingeführt werden können«<br />

September 1995<br />

md 7 »Wie ein Führungskräftelehrgang <strong>für</strong> Pflegepersonal im Krankenhaus organisiert werden<br />

kann«<br />

September 1995<br />

md 8 »Wie im Krankenhaus ehrenamtliche Hilfe eingeführt werden kann«<br />

September 1995<br />

md 9 »Wie im Pflegedienst Parxisanleitung eingeführt werden kann«<br />

März 1996<br />

Alle Produkte sind zu beziehen über das:<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Boltzmann</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Medizin- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>ssoziologie


5.5. Stab der ProjektmitarbeiterInnen<br />

des <strong>Ludwig</strong> <strong>Boltzmann</strong>-<strong>Institut</strong>es<br />

<strong>für</strong> Medizin- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>ssoziologie<br />

Projektleitung<br />

Univ.-Prof.Dr. Jürgen M. Pelikan<br />

Modellentwicklung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

Mag. Peter Nowak<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Evaluation<br />

Mag. Hubert Lobnig<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Internationales<br />

Dr. Karl Krajic<br />

Administrative Projektkoordination<br />

Annemarie Hager<br />

Generalsekretariat<br />

Dr. Christine Zach<br />

Subprojekt-Beratung<br />

Mag. Peter Nowak<br />

Projektsekretariat<br />

Alexander Popp<br />

Ernst Steininger<br />

Sekretariat <strong>und</strong> wissenschaftliche Hilfsarbeiten<br />

Johanna Bower<br />

Hermann Schmied<br />

Graphisches Konzept<br />

Barbara Bendl<br />

eichinger oder knechtl<br />

der Krankenanstalt der Stadt Wien -<br />

Rudolfstiftung<br />

Mitglieder des Gemeinsamen Projektausschusses<br />

Oberamtsrat Erich Freiberger (Verwaltungsdirektor)<br />

Hofrat Primarius Dr. Alfred Huber (Ärztlicher<br />

Direktor)<br />

TOAR Ing. Günter Klug (Technischer Direktor)<br />

Oberin Hilde Welzel (Direktorin des Pflegedienstes)<br />

OSr. Vera Ettmüller (Pflegedirektion)<br />

OA Dr. Robert März (2. Chir. Abteilung)<br />

Projektgruppenmitglieder im Subprojekt 3 »Stations-<br />

organisation« (an der neurologischen Station)<br />

Stat. Sr. Edith Schüsterl (Neurologie, Koord. d. SP)<br />

OA Dr. Viktor Stellamor (Neurologie, Koord. d. SP)<br />

Dr. Christian Prainer (Neurologie)<br />

Dr. Thomas Schlager (Neurologie)<br />

Stat.Sr.Vertr. Rosi Stedronsky (Neurologie)<br />

Sr. Margarete Steiner (Neurologie)<br />

99<br />

stab


100


5.4 Beilagen<br />

- Personalbedarf <strong>und</strong> Personalbedarfsrechnung<br />

- Stellenbeschreibung »Stationssekretärin«<br />

- Regeln <strong>für</strong> die flexible Diensteinteilung<br />

- Plan: Räumliche Neuordnung der Station<br />

101<br />

Beilagen


102


Personalbedarf<br />

1. Personalbedarfsberechnungen allgemein <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der Pflegebedürftigkeit<br />

Aktuelle Stationsdaten<br />

Betten durchsch. Aufbel.<br />

Betten nahmen<br />

ZuverlegungenAuslastungVerweildauer<br />

Belags- Pflege<br />

tage tage<br />

1992 32 30,72 837 85 96,09 13,15 11254 12121<br />

1993 32 30,65 819 79 95,79 13,43 11188 12036<br />

1.1. bis 31.10.1994 32 31,43 628 53 98,23 14,93 9556 10200<br />

Auf der Basis der Stationsdaten von 1992 wurden mehrere Personalbedarfsberechnungen (siehe<br />

Beilage) im Juni 1993 durchgeführt. Die Kennzahlen der Station 14 A haben sich 1993 nicht<br />

wesentlich verändert. 1994 war bisher die Belastung der Station (siehe Auslastung 1994) höher als in<br />

den beiden Jahren davor.<br />

Insgesamt kann also vorerst von demselben Personalbedarf ausgegangenen werden, wie in der<br />

Berechnung 1993 (Zusammenfassung, Berechnungsmodus siehe Beilage):<br />

Berechnungsart<br />

1. Schweizer Wegleitung - Gemeinde Wien 16,5<br />

2. Schw. We 1. - s ez. 14A - unterer Grenzwert 17,6<br />

Schw. We l. - s ez. 14A -durchschnittl. Grenzwert 1998<br />

Schw. Wegl. - spez. 14A - optimaler Grenzwert 22,1<br />

3. Dt. Pflege-Personalregelung PPR 2 Sr. Nachtdienst - A2/S2 18,1<br />

PPR 2 Sr. Nachtdienst - A2/S3 20,7<br />

Personalbedarf<br />

DKP + PH<br />

2. Personalbedarfsberechnung unter Berücksichtigung der Dienstplane rfordernisse <strong>für</strong><br />

Gruppenpflege<br />

3 parallel betreute Patientengruppen werden täglich von 5 bzw. 6 Pflegekräfte versorgt. Der Gruppe<br />

mit den geringsten Pflegeanforderungen wird 1 Pflegekraft zugeteilt.<br />

Dazu kommen 2 Nachtdienst-Pflegekräfte.<br />

5 Pflegekräfte 6 Pflegekräfte<br />

1 Dienst (Tag <strong>und</strong> Nacht) 12,5 Std. -> pro Tag: 87,5 Std 100 Std.<br />

-> pro Jahr: 31937,5 Std. 36500 Std.<br />

Jahresarbeitsleistung 1 Pflegekraft (43 Wochenstd.): notwendiger Personalstand<br />

diensthabendes Team (Werte inkl. 2 Stat.Sr. an Wochentagen) 5 Pfl.kräfte 6 Pfl.kräfte<br />

ohne Berücksichtigung der Fehlzeiten 2242 -> 16,2 18,3<br />

mit Berücksichtigung der Fehlzeiten 1844 -> 19,3 21,8<br />

(5 Wochen Urlaub, 2 Wochen Krankenstand,<br />

5 % Sanitärzeit)<br />

Durch den regelmäßigen Einbau von Kurzdiensten kann ein gewisses Maß an Arbeitszeitersparnis<br />

erreicht werden, die einer komplexeren Berechnung bedürfen, die an dieser Stelle nicht geleistet<br />

werden kann. Die Arbeitszeitersparnis erlaubt jedoch höchstwahrscheinlich keinen vollständigen<br />

Ausgleich der Fehlzeiten.


108<br />

Stellenbeschreibung<br />

Bezeichnung der Stelle:<br />

Stationssekretärin<br />

Definition:<br />

Kanzleibedienstete der neurologischen Station der KA-Rudolfstiftung<br />

Unterstellungsverhältnis:<br />

direkte Vorgesetzte: Verwaltungsdirektor, Stationsschwester<br />

indirekte Vorgesetzte: Abteilungsvorstand, stationsführender Oberarzt<br />

gleichgestellte Mitarbeiter: Abteilungssekretärin<br />

unterstellte Mitarbeiter: keine<br />

Weisungsbefugnis:<br />

direkt: keine<br />

indirekt: keine<br />

Zusammenarbeit mit anderen Stellen:<br />

Pflegedienstleitung der eigenen Station<br />

Stationsteam (interdisziplinär)<br />

Abteilungssekretariat <strong>und</strong> Neurologische Ambulanz<br />

zentrale Einrichtungen des Hauses (Labor, Röntgen etc.)<br />

Transporteinrichtungen (Träger des Hauses, externe Krankentransporte etc.)<br />

Kompetenz:<br />

Entscheidung <strong>und</strong> Verantwortung <strong>für</strong> die meisten administrative Tätigkeiten auf der<br />

Station. Im besonderenobliegt der/dem Stationssekretär/in das Archiv bzw. Ablage,<br />

Büromaterialien-Anforderungen <strong>und</strong> in Abstimmung mit den anderen Berufsgruppen<br />

die eigene Arbeitseinteilung.<br />

Anforderungen:<br />

- Abgeschlossene Bürolehre oder vergleichbare Vorkenntnisse; insbesondere er-<br />

forderlich sind Maschinschreib- kenntnisse (jedoch keine Stenographie-<br />

kenntnisse!)<br />

- Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit die verlangten koordinierenden Aufgaben <strong>und</strong> die Rolle<br />

einer zentralen Kommunikationsstelle zu übernehmen (sehr viel Telefonarbeit!)<br />

- Vorerfahrungen im medizinischen Bereich bzw. Interesse an diesem Arbeitsgebiet.<br />

- Interesse <strong>und</strong> Bereitschaft zur Teilnahme an spezifischen Fortbildungen zur<br />

medizinischen Fachsprache.<br />

Arbeitsbedingungen:<br />

Arbeitszeit: 40 St<strong>und</strong>enwoche; Mo - Fr von 7.00 bis 15.00<br />

Der relativ frühe Arbeitsbeginn (vorgesehen wäre 7.30) dientder Teilnahme an der


PflegeDienstübergabe, in der die/der Stationssekretär/in sich <strong>für</strong> ihre/seine koordi-<br />

nierende Tätigkeit über die Gruppeneinteilung <strong>und</strong> die jeweiligen AnsprechpartnerInnen<br />

orientieren kann. Gleichzeitig übernimmt sie/er das Telefon, sodaß die Dienstüber-<br />

gabe möglichst ungestört verlaufen kann.<br />

Urlaub:<br />

Urlaubsanspruch nach dem in der Gemeinde Wien üblichen Maß<br />

Arbeitsplatz:<br />

Schwestern-Dienstzimmer<br />

Dies ermöglicht ein direktes Eingeb<strong>und</strong>ensein in die aktuellen Arbeitsabläufe der<br />

Station <strong>und</strong> die notwendigen unter- stützenden Informations- <strong>und</strong> Koordinations-<br />

arbeiten.<br />

Dienstkleidung:<br />

Das Tragen einer Dienstkleidung (Vorschlag wie Dienstkleidung des SHDs) ist<br />

notwendig, da die/der StationssekretärIn direkten Patienten- <strong>und</strong> Angehörigen-<br />

kontakt steht<br />

Gehaltseinstufung:<br />

Nach dem Gehaltsschema der Dienstordnung der Stadt Wien: D-Posten,<br />

"Abteilungsschreibkraft"(inklusive Maschinschreib Zulage)<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten:<br />

Fortbildungsangebote der Gemeinde Wien <strong>für</strong> Kanzleikräfte insbesondere im Be-<br />

reich von Medizinischer Fachsprache <strong>und</strong> EDV.<br />

Aufstiegsmöglichkeiten:<br />

keine<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Tätigkeitsbereiche:<br />

I. Telefonübernahme <strong>und</strong> -vermittlung<br />

II. Allgemeine Schreibarbeiten<br />

III. Untersuchungen <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e. Beinhaltet:<br />

Koordination <strong>und</strong> Terminisierung von Untersuchungen, soweit wie möglich<br />

(Konsiliaruntersuchungen im Haus <strong>und</strong> außer Haus (MRT, psychologischer<br />

Test etc.) / Einholen von Informationen zur Organisation der Untersuchungen/<br />

Begleitschreiben <strong>für</strong> Untersuchungen außer Haus herrichten / Terminverein-<br />

barungen /Doku Mappe, Briefe, Klebeetiketten, ev. Röntgenbilder etc. mitge-<br />

ben / Träger bzw. Transport telefonisch organisieren / PatientInnen zu verein-<br />

barten Untersuchungen schicken/ Doppler-Bef<strong>und</strong>e schreiben/ Bef<strong>und</strong>e an-<br />

fordern <strong>und</strong> einordnen/ Bef<strong>und</strong>e des Patienten von auswärts kopieren <strong>für</strong><br />

Krankengeschichte <strong>und</strong> dem Patienten retournieren/ Bef<strong>und</strong>e <strong>für</strong> andere Ab-<br />

teilungen herrichten<br />

109


110<br />

IV. Teamkommunikation. Beinhaltet:<br />

Teilnahme an Schwestern-Dienstübergabe Stationsschwester/ Teilnahme an<br />

interprofessionellen Morgenbesprechung/ laufende (auch wörtlich zu nehmen)<br />

Koordination mit Ambulanz <strong>und</strong> Abteilungssekretärin<br />

V. Patientenaufnahme- <strong>und</strong> Entlassungsformalitäte. Beinhaltet<br />

Aufnahme: Bereitstellen <strong>und</strong> Beschriften von: Dokumentationsmappe, Fieber-<br />

kurveKrankengeschichte, Pflegedokumentation, ärztl. Decursformular,<br />

Kopfzettel, etc./ Standbuch eintragen/ Protokollbuch eintragen/ Steckkarten<br />

schreiben <strong>und</strong> in Patiententafel stecken/ Bett bestellen/ sich beim Patienten<br />

vorstellen/ Neubestellung <strong>für</strong> Speisenanforderung/"Niederschrift" <strong>für</strong> Zusatz-<br />

versicherung unterschreiben lassen <strong>und</strong> zurückschicken<br />

Entlassung: Ausräumen der Dokumentationsmappe/ Archivieren der gesam-<br />

ten Krankengeschichte/ Kopfzettel ausfüllen bzw. Ärzte an Ausfüllen erinnern<br />

<strong>und</strong> zum<br />

Abschreiben bereitstellen/ Leistungsformular zum Abschreiben bereitstellen/<br />

Standbuch austragen/ Entlassungsbrief bereitstellen (Unterschrift beim Arzt<br />

einholen)<br />

<strong>und</strong> archivieren/ Krankentransport organisieren/ Bett abbestellen/ Protokoll-<br />

buch austragen/ Herausnehmen der Steckkarte aus Patiententafel/ Reparie-<br />

ren von Dokumentationsmappen<br />

VI. Bestellungen<br />

Professionisten bestellen ("Arbeitsauftrag" ausfüllen)/ Sachmittel-Bestellun-<br />

gen "Wochenfassungen", "Monatsfassungen": pflegerische, medizinische <strong>und</strong><br />

administrative Materialien (Formulare, Büroartikel); zum Teil gemeinsam mit<br />

Stationsschwester/ Codenummern zur Apothekenbestellung suchen <strong>und</strong><br />

eintrage / Spezialbetten-Bestellung schreiben/ Telefonanschluß <strong>für</strong> PatientInnen<br />

im Krankenzimmer bestellen, archivieren <strong>und</strong> (bei Verlegung) ummelden<br />

/ Wahlkarten <strong>für</strong> PatientInnen bestellen<br />

VII. Sonstige Stationsadministration<br />

Aufnahme- <strong>und</strong> Transportkalender führen (inkl. Kontrolle der entsprechenden<br />

Kalender in der Ambulanz)/ Gruppenzuteilung der Schwestern auf Patienten-<br />

tafel eintragen/ Posteingang verteilen/ Postausgang/ Kopieren/ Patienten- <strong>und</strong><br />

Besucherauskünfte zu Stations- <strong>und</strong> Krankenhausorganisation


111


112<br />

Regeln <strong>für</strong> die flexible Diensteinteilung:<br />

1) Wer sich einträgt, ist fix eingetragen; bitte mit Kugelschreiber.<br />

Änderung: Nur nach Rücksprache mit der Stationsschwester <strong>und</strong> dem Tausch<br />

partner - doch nur auf Sicht mit dem Dienstplan.<br />

2) Die Priorität soll als letzte zur Dienständerung herangezogen werden.<br />

3) 4 Personen haben die Hauptpriorität - dann nach einteilen Zeile nach unten - im<br />

Kreis gehend<br />

4) Jede Kollegin hat mindestens 6 Nachtdienste (bei Urlaubszeit mindestens 7<br />

Nachtdienste - 2 Urlauber)<br />

5) Jede Kollegin hat 2 ganze Wochenenden Dienste zu versehen.<br />

6) Feiertage sollen untereinander aufgeteilt werden, z.B. wer Ostern macht solll<br />

Pfingsten dienstfrei haben.<br />

7) Mindestens 3 diplomierte Schwestern im Tagdienst <strong>und</strong> SHD:<br />

6 Personen am Vormittag<br />

4 Personen am Nachmittag (3 diplomierte Schwestern bis 19.00 Uhr)<br />

2 diplomierte Schwestern im Nachtdienst von Montag bis Sonntag<br />

8) Die Priorität verfällt bei Krankenstand <strong>und</strong> Urlaub.<br />

Bei Urlaub: Diensteinteilung schon vor Urlaub <strong>für</strong> nach dem Urlaub machen.<br />

Rechtzeitig darauf achten.<br />

9) Die Diensteinteilung soll 2 Monate vorher erstellt werden.<br />

10) Schwester Sherry - Sonderregelung: 3 Nachtdienste im Monat, das gesamte<br />

Team ist einverstanden <strong>und</strong> bereit die restlichen Nachtdienste zu über-<br />

nehemen.

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