pik - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

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p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 . PatientInnenbeteiligung in England und Holland Über den Projektrand geschaut beteiligung im NHS. Ihre Berichte übermittelt die CPPHI je nach Zuständigkeit an die Healthcare Commission, an das Gesundheitsministerium und im Bedarfsfall sogar an die Justiz. PatientInnenbeteiligung in Holland Das wohl charakteristischste Merkmal von Patient- Innenbeteiligung im holländischen Gesundheitswesen ist der starke Einfluss von PatientInnenorganisationen. In Holland gibt es ca. 400 Selbsthilfegruppen die teils in Dachverbänden zusammengeschlossen, teils lokal organisiert sind. Diese 400 Gruppen sind auf nationaler Ebene in ungefähr 40 Verbänden zusammengeschlossen. Seit Anfang der 80er Jahre vernetzten sich diese Gruppen, um den Einfluss der PatientInnen im Gesundheitswesen zu stärken. Wichtige andere Organisationen haben sich in Folge diesen Netzwerken angeschlossen: Verbände der Versicherten, Organisationen für PatientInnenrechte, VerbraucherInnengruppen und Konsument- Innenenvereine. 1992 schließlich wurde der Nationale PatientInnen- und KonsumentInnenverband (NP/CF) gegründet, um die vielfältigen Interessen der Verbände und Organisationen zu bündeln. Mit einer Mitgliedschaft von 15 – 20% der erwachsenen Bevölkerung (= rund 2 Millionen Menschen) besitzt der NP/CF ein entsprechendes politisches Gewicht, um die Interessen ihrer Mitglieder durchsetzen zu können. Mittlerweile vereinigt der NP/CF 18 Mitgliederorganisationen, die wiederum aus landesweiten Netzwerken bestehen und beherbergt ca. 70% aller PatientInnenorganisationen. Das Ziel des NP/CF ist die Realisierung eines an den Vorstellungen der PatientInnen ausgerichteten pik newsletter 08 juli 2004 SEITE 34 bedürfnisorientierten Gesundheitssystems. Dazu arbeitet der NP/CF an drei Schwerpunkten: 1. Wahlfreiheit und Transparenz (z.B. Entwicklung und Ausbau von Informationssystemen für PatientInnen) 2. Förderung der Qualität in der Krankenbetreuung (z.B.: ausreichende Berücksichtigung der Perspektive der PatientInnen) 3. Struktur und Finanzierungssystem des Gesundheitswesens (z.B.: Zugang zum Gesundheitwesen, solidarische Versicherungsmodelle, Stärkung der PatientInnenposition innerhalb des Gesundheitssystems) Insgesamt wurden im Jahr 2000 vom Gesundheitsministerium ca. 50 Mio. ¤ für Selbsthilfe- und Konsumentengruppen ausgegeben. 2,5 – 3 Mio. ¤ davon erhielt der NP/CF, der ca. 45 (größtenteils Teilzeit-) MitarbeiterInnen beschäftigt. Im Zuge der Gesundheitsreformen Ende der 80er Jahre (Eckdaten des holländischen Gesundheitssystems) wurden auch die PatientInnenrechte reformiert und ausgeweitet. Zwei der Änderungen sind in diesem Kontext besonders hervorzuheben: Gesetz über die Mitbestimmung der KlientInnen im Gesundheitswesen Aufgrund dieses Gesetzes haben alle Institutionen des Gesundheitswesens – egal ob ngl. ÄrztInnen, Pflege- und Sozialdienste, Pflegeheime oder Krankenhäuser – KlientInnenenräte einzurichten, die verbindliche Beratungen bezüglich der Patient- Innenbelange durchführen sollen. Die Klient- Innenräte verfügen über weitgehende Rechte. So können bestimmte Entscheidungen der Einrichtungen nur mit Zustimmung des KlientInnen-

p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 . PatientInnenbeteiligung in England und Holland Über den Projektrand geschaut rats getroffen werden. Darunter fallen beispielsweise alle Veränderungen bezüglich Ernährung, Sicherheit und Wohlbefinden der PatientInnen, aber auch Veränderungen mit Auswirkngen auf die Qualität der Betreuung und das Beschwerdemanagement. Zudem können Manager für gewisse Bereiche nur mit Zustimmung des KlientInnenrats bestellt werden. Reformierung des Beschwerdemanagements Durch die gesetzliche Neuregelung des Beschwerdemanagements wurden die holländischen Krankenhäuser verpflichtet, Beschwerdekommissionen einzurichten. Um zu verhindern, dass bei jeder Beschwerde gleich eine Kommission aus 3-5 Mitgliedern tagen muss, verfügen die meisten holländischen Krankenhäuser mittlerweile über Beschwerdebeauftragte. Diese stellen eine sehr niederschwellige Ebene der Annahme und Bearbeitung von Beschwerden dar und unterstützen PatientInnen bei ihren Belangen im Krankenhaus. Vergleich der Strukturen für PatientInnenbeteiligung in England und Holland Bei einem Vergleich der beiden Länder hinsichtlich PatientInnenbeteiligung ist es wichtig, die unterschiedlichen Voraussetzungen nochmals zu verdeutlichen. Während Holland schon über eine lange Tradition auf diesem Gebiet verfügt, wurde in England erst in der jüngeren Vergangenheit mit dem Aufbau eines PatientInnenbeteiligungssystems begonnen. Einige Strukturen (z.B. die PPIs) haben erst seit kurzem ihre Tätigkeit aufgenommen, andere befinden sich noch im Aufbau (z.B. die pik newsletter 08 juli 2004 SEITE 35 Institution für Beschwerdeberatung: Independent Complaints Advocacy Services). Für den Ländervergleich werden drei verschiedenen Formen von PatientInnenbeteiligung auf der Ebene von Betreuungsorganisationen (Meso) und auf der politischen bzw. Makroebene unterschieden: 1 PatientInneninformation 1 Beratung durch PatientInnen, Angehörige oder deren Vertretungen und 1 (Mit-)Entscheidung Information ist eine Grundlage für jede Form aktiver Beteiligung. PatientInneninformation meint in diesem Zusammenhang gesundheitspolitische Information im weitesten Sinn über Einrichtungen auf der Meso- und Makroebene für PatientInnen, Angehörige oder PatientenvertreterInnen (z.B. transparente Leistungsdaten). Der Bereich Beratung umfasst all jene Formen von PatientInnenbeteiligung, im Rahmen derer Stellungnahmen von PatientInnen oder deren VertreterInnen von Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen gehört werden. Diese Form der Beteiligung kann z.B. durch PatientInnenbefragungen, oder durch die Anhörung von Patienten(-vertreterInnen) umgesetzt werden („Beratung durch Patienten(-vertreterInnen)“). (Mit-)Entscheidung umfasst jenen Bereich, in dem PatientInnen(-vertreter) stimmberechtigt Entscheidungen im Gesundheitswesen beeinflussen können.

p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 .<br />

PatientInnenbeteiligung<br />

in England <strong>und</strong> Holland<br />

Über den Projektrand geschaut<br />

rats getroffen werden. Darunter fallen beispielsweise<br />

alle Veränderungen bezüglich Ernährung,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Wohlbefinden der PatientInnen,<br />

aber auch Veränderungen mit Auswirkngen auf<br />

die Qualität der Betreuung <strong>und</strong> das Beschwerdemanagement.<br />

Zudem können Manager <strong>für</strong> gewisse<br />

Bereiche nur mit Zustimmung des KlientInnenrats<br />

bestellt werden.<br />

Reformierung des Beschwerdemanagements<br />

Durch die gesetzliche Neuregelung des Beschwerdemanagements<br />

wurden die holländischen Krankenhäuser<br />

verpflichtet, Beschwerdekommissionen<br />

einzurichten.<br />

Um zu verhindern, dass bei jeder Beschwerde<br />

gleich eine Kommission aus 3-5 Mitgliedern tagen<br />

muss, verfügen die meisten holländischen Krankenhäuser<br />

mittlerweile über Beschwerdebeauftragte.<br />

Diese stellen eine sehr niederschwellige<br />

Ebene der Annahme <strong>und</strong> Bearbeitung von Beschwerden<br />

dar <strong>und</strong> unterstützen PatientInnen<br />

bei ihren Belangen im Krankenhaus.<br />

Vergleich der Strukturen <strong>für</strong> PatientInnenbeteiligung<br />

in England <strong>und</strong> Holland<br />

Bei einem Vergleich der beiden Länder hinsichtlich<br />

PatientInnenbeteiligung ist es wichtig, die unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen nochmals zu verdeutlichen.<br />

Während Holland schon über eine lange<br />

Tradition auf diesem Gebiet verfügt, wurde in<br />

England erst in der jüngeren Vergangenheit mit<br />

dem Aufbau eines PatientInnenbeteiligungssystems<br />

begonnen. Einige Strukturen (z.B. die PPIs)<br />

haben erst seit kurzem ihre Tätigkeit aufgenommen,<br />

andere befinden sich noch im Aufbau (z.B. die<br />

<strong>pik</strong><br />

newsletter 08<br />

juli 2004<br />

SEITE 35<br />

<strong>Institut</strong>ion <strong>für</strong> Beschwerdeberatung: Independent<br />

Complaints Advocacy Services).<br />

Für den Ländervergleich werden drei verschiedenen<br />

Formen von PatientInnenbeteiligung auf<br />

der Ebene von Betreuungsorganisationen (Meso)<br />

<strong>und</strong> auf der politischen bzw. Makroebene<br />

unterschieden:<br />

1 PatientInneninformation<br />

1 Beratung durch PatientInnen, Angehörige<br />

oder deren Vertretungen <strong>und</strong><br />

1 (Mit-)Entscheidung<br />

Information ist eine Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> jede Form aktiver<br />

Beteiligung. PatientInneninformation meint<br />

in diesem Zusammenhang ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Information im weitesten Sinn über Einrichtungen<br />

auf der Meso- <strong>und</strong> Makroebene <strong>für</strong> PatientInnen,<br />

Angehörige oder PatientenvertreterInnen<br />

(z.B. transparente Leistungsdaten).<br />

Der Bereich Beratung umfasst all jene Formen<br />

von PatientInnenbeteiligung, im Rahmen derer<br />

Stellungnahmen von PatientInnen oder deren<br />

VertreterInnen von Entscheidungsträgern im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen gehört werden. Diese Form<br />

der Beteiligung kann z.B. durch PatientInnenbefragungen,<br />

oder durch die Anhörung von<br />

Patienten(-vertreterInnen) umgesetzt werden<br />

(„Beratung durch Patienten(-vertreterInnen)“).<br />

(Mit-)Entscheidung umfasst jenen Bereich, in dem<br />

PatientInnen(-vertreter) stimmberechtigt Entscheidungen<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen beeinflussen<br />

können.

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