pik - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...
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p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 .<br />
Vorwort<br />
„Die Organisations- <strong>und</strong><br />
Behandlungsabläufe in der<br />
Krankenanstalt sind nach<br />
den Bedürfnissen der<br />
Patienten auszurichten“,<br />
normiert das Wr. KAG <strong>und</strong><br />
rückt damit zumindest <strong>für</strong><br />
den intramuralen Bereich die Bedürfnisse der<br />
PatientInnen in den Mittelpunkt. Die gesetzliche<br />
Norm geht also von einem hohen Grad an Patientenorientierung<br />
aus, die Praxis ist bemüht aber<br />
nicht immer erfolgreich. Deshalb ist ja ein Projekt<br />
wie das PIK, das die Patientenorientierung schon<br />
im Titel trägt, dringend notwendig. Die oben zitierte<br />
Sollensnorm mit Leben auszufüllen, sie also in<br />
die Seinswelt hereinzuholen, ist eine Aufgabe,<br />
die je nach Wissensstand <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Bewusstsein mit unterschiedlichen Methoden<br />
erfüllt wird.<br />
In der Zeit der paternalistischen <strong>Medizin</strong>, als<br />
noch die „Götter in Weiß“ regierten, waren es diese,<br />
die über die Bedürfnisse der Patienten bescheid<br />
wussten <strong>und</strong> wie daher die Abläufe in der<br />
Krankenanstalt zu organisieren seien. Mit dem<br />
Paradigmenwechsel zur partnerschaftlichen<br />
<strong>Medizin</strong>, die den mündigen Patienten fokussiert,<br />
war es notwendig, diesen Patienten auch artikulationsfähig<br />
zu machen. Eine Hilfestellung hier<strong>für</strong><br />
war in den 90 Jahren die Schaffung der Patientenanwaltschaften,<br />
die in Wirklichkeit Ges<strong>und</strong>heitsombudspersonen<br />
sind, also soft-law-Einrichtungen<br />
ohne Befehls- <strong>und</strong> Zwangsgewalt. Der<br />
Patientenanwalt hilft im Einzelfall dem betroffenen<br />
Bürger, der sich im System nicht zurecht findet oder<br />
nicht Willens ist einen zeit-, geld- <strong>und</strong> nerven-<br />
<strong>pik</strong><br />
newsletter 08<br />
juli 2004<br />
SEITE 3<br />
kostenden <strong>Medizin</strong>prozess zu führen, trotzdem zu<br />
seinem Recht zu kommen. Patientenorientierung<br />
geht aber über Durchsetzung von Rechten hinaus,<br />
da nicht alle Bedürfnisse von PatientInnen in<br />
Rechtsnormen gefasst werden können. Dies sei<br />
an einem Beispiel demonstriert: Man kann, wie es<br />
auch das Krankenanstaltengesetz in Wien versucht,<br />
ein Recht auf eine Mutter-Kind-Zimmer in Krankenanstalten<br />
festschreiben. Abgesehen von dem<br />
Totschlagargument, dass dieses Recht nicht im ausreichenden<br />
Maße umgesetzt werden könne, weil die<br />
finanziellen Ressourcen knapp seien, stellt sich<br />
bald heraus, dass mit Mutter-Kind-Zimmern allein<br />
es nicht getan ist. Die Bedürfnisse von Mutter <strong>und</strong><br />
Kind verlangen nach einer Spielecke <strong>und</strong> Spielzeug,<br />
nach Trennung von großen Kindern von kleinen<br />
Babys, größere Kinder, die von ihrer Fre<strong>und</strong>esschar<br />
besucht werden, wollen eine Geburtstagsparty<br />
feiern, Kleinkinder (<strong>und</strong> deren Mütter) fühlen sich<br />
dadurch vielleicht gestört usw. Die Liste der denkbaren<br />
<strong>und</strong> wohl auch legitimen Bedürfnisse ließe<br />
sich noch lange fortsetzten. Der Gesetzgeber, stoßt<br />
aber sehr bald an seine regulative Kraft, wenn er<br />
diese Vielzahl von Bedürfnissen normieren wollte.<br />
Er kann nicht jeden individuell konkreten Einzelfall<br />
gerecht normieren, sondern muss im Generell –<br />
abstrakten verhaftet bleiben. Dennoch existieren<br />
diese nicht normierten Bedürfnisse in der realen<br />
Welt <strong>und</strong> in der Regel wird ihnen Legitimität nicht<br />
abgesprochen werden. Um sie zu kennen <strong>und</strong> damit<br />
befriedigen zu können gilt es, die mündigen PatientInnen<br />
selbst <strong>und</strong> nicht mediatisiert durch<br />
einen Verein oder eine Anwaltschaft an Abläufen<br />
im Krankenhaus zu beteiligen. Ein gutes Beispiel<br />
der Einbindung von Patienten ist ja die im Rahmen