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pik - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

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p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 .<br />

Die Bedeutung der Selbsthilfegruppen<br />

<strong>für</strong> das Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Gastbeiträge<br />

fischen Krankheitsbild beschäftigen. Einem einzelnen<br />

Patienten würde dieses Wissen im medizinischen<br />

Routinebetrieb nicht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Möglichkeiten im Bereich der sozialen Hilfen,<br />

Pflegegeld, Invaliditätspension, Selbstbehalte,<br />

Ansuchen, Förderungen, arbeitsrechtliche Faktoren,<br />

Befreiungen <strong>und</strong> vieles andere mehr, mit denen<br />

ein Patient konfrontiert wird, sind unübersichtlich<br />

<strong>und</strong> kaum durchschaubar. Erschwert durch organisatorische<br />

Hürden, bürokratische Strukturen, örtliche<br />

Hindernisse, Unzuständigkeiten, wenig<br />

Flexibilität, kapitulieren viele Patienten <strong>und</strong><br />

bleiben auf der Strecke. Noch gibt es kaum eine<br />

individuelle Betreuung eines chronisch kranken<br />

oder behinderten Patienten, bei welcher alle<br />

notwendigen Informationen konkret <strong>und</strong> umfassend<br />

<strong>für</strong> den betreffenden Fall vermittelt<br />

werden. Viele Patienten erleiden Nachteile, weil sie<br />

dieses Wissen nicht haben, denn – paradoxerweise<br />

– wird doch gerade von jenen, die körperlich,<br />

psychisch oder sozial geschwächt sind, verlangt,<br />

dass sie aktiv werden <strong>und</strong> sich selbst um die relevanten<br />

Informationen kümmern. In diesem Fall<br />

sind Selbsthilfegruppen eine unverzichtbare<br />

Informationsquelle, denn sie geben dieses Wissen<br />

an neu hinzukommende Patienten weiter.<br />

Unzählige Patienten berichten, dass sie die <strong>für</strong> sie<br />

notwendigen Informationen in der gesamten Breite<br />

erst in der Selbsthilfegruppe erfahren hätten. Hier<br />

füllen medizinische Selbsthilfegruppen ein Manko<br />

aus, welches durch andere <strong>Institut</strong>ionen des Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Sozialsystems in diesem Umfang<br />

nicht angeboten wird.<br />

<strong>pik</strong><br />

newsletter 08<br />

juli 2004<br />

SEITE 21<br />

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Selbsthilfegruppen<br />

ist jener der Prävention, <strong>und</strong> zwar<br />

sowohl der Sek<strong>und</strong>är-, als auch Tertiärprävention.<br />

Die Sensibilisierung <strong>für</strong> bestimmte Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> Begleiterkrankungen führt zu einer Reduktion<br />

von Folgesymptomen, zu deren früherem<br />

Erkennen, zu einem abgeschwächtem Verlauf der<br />

Erkrankung. Dies sei an mehreren Beispielen<br />

erläutert: Die Gruppe der Morbus Bechterew-<br />

Patienten bietet ein regelmäßiges gemeinsames<br />

Turnen über das ganze Jahr hindurch an. Der Herzverband<br />

animiert zum Koronarturnen <strong>und</strong> gemeinsamen<br />

Wanderungen. Die Gruppe der Lymphödemerkrankten<br />

organisiert Lymphdrainagen mit<br />

mindestens 45-minütiger Therapie. Die Diabetiker-<br />

Selbsthilfegruppe schult z.B. ältere Leute noch<br />

gesondert im Umgang mit dem Insulin <strong>und</strong> der<br />

Handhabung mit dem Pen nach, usw. In allen Fällen<br />

wird den Patienten klar gemacht, dass Therapien<br />

konsequent eingehalten werden müssen, will man<br />

das Fortschreiten der Erkrankungen verringern<br />

oder stoppen. Die aktiven Mitglieder sehen es als<br />

ihre Aufgabe an, durch Vorbildwirkung <strong>und</strong> vorgelebter<br />

Disziplin den anderen Betroffenen zu<br />

zeigen, wie wichtig es ist, die medizinisch-therapeutischen<br />

Vorgaben einzuhalten. Mit dem Ergebnis,<br />

dass die Eigenverantwortung des Patienten<br />

steigt, dass die Selbstbestimmung über das Einhalten<br />

von Therapien zunimmt, dass die Lebensqualität<br />

zunimmt.<br />

Sehr oft werden notwendige Therapien nur beschränkt<br />

von den (leistbaren) <strong>Institut</strong>ionen des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens angeboten, bewilligt oder die<br />

angebotenen Therapiekapazitäten reichen gar nicht<br />

aus. Oder Maßnahmen werden empfohlen, ohne

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