pik - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

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p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 . Autonomie und Aufklärung Das Projekt Patientenorientierte Betreuung bedeutet zu allererst Wahrnehmen der Ängste und Bedürfnisse der Patienten und Aufklärung über Diagnose, Therapie und erwarteten Verlauf. Aus den Besonderheiten bei onkologischen Erkrankungen heraus wurde im Rahmen des Teilprojektes „Diagnosespezifische Krankenbetreuung“ der patientenorientierten Aufklärung besonderes Augenmerk geschenkt. Aus juridischer Sicht bedarf selbst der medizinisch indizierte Heileingriff in die körperliche Integrität des Patienten der Einwilligung. Dies folgt aus dem Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrecht des Patienten. Wenn der Heileingriff nicht von einer wirksamen Einwilligung gedeckt ist, so ist er rechtswidrig. Grundsätzlich ist eine solche Einwilligung nur dann rechtskräftig, wenn der Patient darüber, worin er einwilligt vollständig und umfassend aufgeklärt ist. Denn der Patient kann nur dann wirksam einwilligen, wenn er die ärztliche Maßnahme kennt und gegebenenfalls die Gefahren, die sich mit ihr verbinden. Außerdem müssen die Alternativen bekannt sein und im Falle von Unheilbarkeit, wie sie bei onkologischen Erkrankungen häufig ist, auch der Verlauf bei Therapieunterlassung. Über diesen juridischen Aspekt hinaus zeigt die Praxis, dass umfassendes Wissen Angst und Hilflosigkeit und das Gefühl der Abhängigkeit reduzieren. Gleichzeitig verbessert eine umfassende Information die Akzeptanz und die Mitarbeit am Betreuungsprozess. Nicht zuletzt haben klare Informationen für alle an der Betreuung beteiligten Personen, also Patienten, Pflegepersonen und Ärzte, eine Verbesserung der pik newsletter 08 juli 2004 SEITE 12 Kommunikation und damit einen optimierten Ablauf des Behandlungsprozesses zur Folge. Das fehlende Wissen um die Krankheitssituation, um das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen und um die Auswirkungen auf das tägliche Leben wurde von Patienten in den ersten Befragungen als besonders belastend angegeben. Daher wurde im vorliegenden Projekt für Patienten mit onkologischer Diagnose eine verbesserte und dokumentierte Aufklärung etabliert. Als Eckpunkte dieser patientenorientierten Aufklärung wurden unter anderem die Nominierung eines verantwortlichen Arztes, die Information über wesentliche diagnostische und therapeutische Aspekte außerhalb der Routinevisite und eine schriftliche Protokollierung des Gesprächsinhaltes für den Patienten umgesetzt. Erste Erfahrungen zeigen, dass diese Maßnahmen von den Patienten sehr gut angenommen werden. Patienten sind oftmals nicht in der Lage die Fülle an Information, die im Zusammenhang mit Aufklärung über Diagnose, Therapie und Prognose gegeben wird zu fassen. Die Gesprächsprotokollierung, bei der die wesentlichen Aspekte nochmals schriftlich ausgehändigt werden, erlaubt es dem Patienten das Gespräch auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmals nachzuvollziehen. Die Aufklärung außerhalb der Visite unterstreicht die Individualisierung der Zuwendung und gibt Raum, um auf persönliche Aspekte des Patienten besonders einzugehen. Auf diese Weise können auch Angehörige und bei Wunsch auch Pflegepersonen in das Gespräch eingebunden werden.

p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 . Autonomie und Aufklärung Das Projekt Gerade an dieser, von Patienten besonders geschätzten Maßnahme, werden jedoch auch die Limitationen der Umsetzung im Routinebetrieb deutlich, die in neu zu schaffenden räumlichen Strukturen und vor allem in fehlenden zeitlichen und personellen Ressourcen bestehen. Dies wird die Herausforderung für die tägliche Umsetzung der Maßnahmen sein. Die Bearbeitung des Komplexes „Patientenorientierten Aufklärung“ im Rahmen des Projektes hat den Umgang mit diesem Thema an der 1. Medizinischen Abteilung bereits verändert. pik newsletter 08 juli 2004 SEITE 13 Wir sind davon überzeugt, dass erfolgreiche medizinische Behandlung und qualitätvolle pflegerische Betreuung ohne Kooperation von Patienten nicht möglich ist. Diese Kooperation kann jedoch nur von informierten und vollständig in den Behandlungsprozess integrierten Patienten erbracht werden. Die Umsetzung der Erfahrungen aus dem Projekt wird unsere Aufgabe in den nächsten Monaten sein. Dr. Clemens Leitgeb 1. Medizinische Abteilung Wilhelminenspital

p a t i e n t e n o r i e n t i e r t e i n t e g r i e r t e k r a n k e n b e t r e u u n g i n w i e n 1 4 . – 1 7 .<br />

Autonomie <strong>und</strong> Aufklärung<br />

Das Projekt<br />

Patientenorientierte Betreuung bedeutet zu<br />

allererst Wahrnehmen der Ängste <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

der Patienten <strong>und</strong> Aufklärung über Diagnose,<br />

Therapie <strong>und</strong> erwarteten Verlauf. Aus den Besonderheiten<br />

bei onkologischen Erkrankungen heraus<br />

wurde im Rahmen des Teilprojektes<br />

„Diagnosespezifische Krankenbetreuung“ der<br />

patientenorientierten Aufklärung besonderes<br />

Augenmerk geschenkt.<br />

Aus juridischer Sicht bedarf selbst der medizinisch<br />

indizierte Heileingriff in die körperliche<br />

Integrität des Patienten der Einwilligung. Dies folgt<br />

aus dem Persönlichkeits- <strong>und</strong> Selbstbestimmungsrecht<br />

des Patienten. Wenn der Heileingriff<br />

nicht von einer wirksamen Einwilligung gedeckt ist,<br />

so ist er rechtswidrig. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist eine solche<br />

Einwilligung nur dann rechtskräftig, wenn der<br />

Patient darüber, worin er einwilligt vollständig <strong>und</strong><br />

umfassend aufgeklärt ist. Denn der Patient kann<br />

nur dann wirksam einwilligen, wenn er die ärztliche<br />

Maßnahme kennt <strong>und</strong> gegebenenfalls die Gefahren,<br />

die sich mit ihr verbinden. Außerdem müssen die<br />

Alternativen bekannt sein <strong>und</strong> im Falle von Unheilbarkeit,<br />

wie sie bei onkologischen Erkrankungen<br />

häufig ist, auch der Verlauf bei Therapieunterlassung.<br />

Über diesen juridischen Aspekt hinaus zeigt<br />

die Praxis, dass umfassendes Wissen Angst <strong>und</strong><br />

Hilflosigkeit <strong>und</strong> das Gefühl der Abhängigkeit<br />

reduzieren. Gleichzeitig verbessert eine umfassende<br />

Information die Akzeptanz <strong>und</strong> die<br />

Mitarbeit am Betreuungsprozess. Nicht zuletzt<br />

haben klare Informationen <strong>für</strong> alle an der<br />

Betreuung beteiligten Personen, also Patienten,<br />

Pflegepersonen <strong>und</strong> Ärzte, eine Verbesserung der<br />

<strong>pik</strong><br />

newsletter 08<br />

juli 2004<br />

SEITE 12<br />

Kommunikation <strong>und</strong> damit einen optimierten<br />

Ablauf des Behandlungsprozesses zur Folge.<br />

Das fehlende Wissen um die Krankheitssituation,<br />

um das weitere diagnostische <strong>und</strong> therapeutische<br />

Vorgehen <strong>und</strong> um die Auswirkungen<br />

auf das tägliche Leben wurde von Patienten in den<br />

ersten Befragungen als besonders belastend<br />

angegeben. Daher wurde im vorliegenden Projekt<br />

<strong>für</strong> Patienten mit onkologischer Diagnose eine<br />

verbesserte <strong>und</strong> dokumentierte Aufklärung etabliert.<br />

Als Eckpunkte dieser patientenorientierten<br />

Aufklärung wurden unter anderem die Nominierung<br />

eines verantwortlichen Arztes, die Information<br />

über wesentliche diagnostische <strong>und</strong> therapeutische<br />

Aspekte außerhalb der Routinevisite<br />

<strong>und</strong> eine schriftliche Protokollierung des Gesprächsinhaltes<br />

<strong>für</strong> den Patienten umgesetzt.<br />

Erste Erfahrungen zeigen, dass diese Maßnahmen<br />

von den Patienten sehr gut angenommen<br />

werden. Patienten sind oftmals nicht in der Lage die<br />

Fülle an Information, die im Zusammenhang mit<br />

Aufklärung über Diagnose, Therapie <strong>und</strong> Prognose<br />

gegeben wird zu fassen. Die Gesprächsprotokollierung,<br />

bei der die wesentlichen Aspekte nochmals<br />

schriftlich ausgehändigt werden, erlaubt es dem<br />

Patienten das Gespräch auch zu einem späteren<br />

Zeitpunkt nochmals nachzuvollziehen.<br />

Die Aufklärung außerhalb der Visite unterstreicht<br />

die Individualisierung der Zuwendung<br />

<strong>und</strong> gibt Raum, um auf persönliche Aspekte des<br />

Patienten besonders einzugehen. Auf diese Weise<br />

können auch Angehörige <strong>und</strong> bei Wunsch auch<br />

Pflegepersonen in das Gespräch eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden.

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