Früher War All Es Besser - Jugendpresse BW
Früher War All Es Besser - Jugendpresse BW
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Fr ü h e r w a r alles b e s s e r!<br />
Od e r d O c h n i c h t?<br />
U<br />
nd drittens kommt es anders: Wer an dieser Stelle Noir<br />
Nummer drei erwartet hat, muss leider enttäuscht und<br />
auf das neue Jahr vertröstet werden. Stattdessen in euren<br />
Händen: die Noir Sonderausgabe. Was das ist? Ein Heft das<br />
ursprünglich innerhalb von 18 Stunden entstanden ist, als Veranstaltungszeitung<br />
der Jugendmedientage Baden-Württemberg.<br />
Aufgrund der knappen Zeit wurde die erste Auflage kopiert,<br />
zusammengetackert und ist nur in limitierter Auflage erhältlich.<br />
Damit nicht nur die Teilnehmer und Helfer der Jugendmedientage<br />
in den Genuss dieser Lektüre kommen, gibt es diese Sonderausgabe<br />
nun in zweiter Auflage. Sie hat einen optischen sowie<br />
inhaltlichen Feinschliff bekommen; kleine Schönheitfehler<br />
wurden verbessert.<br />
Wir hoffen, dass nun niemand denkt: „<strong>Früher</strong> war alles besser!“<br />
Im neuen Jahr erscheint die vierte Ausgabe von Noir in<br />
gewohnter Form. Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß bei der<br />
Lektüre dieser Sonderausgabe. Sie soll einen kleinen Einblick in<br />
ein arbeitsreiches, aber auch lehrreiches und spaßiges Wochenende<br />
geben.<br />
Nicht zuletzt unser fünfköpiges Text- und Layoutteam hatte<br />
während der Nachtschicht von Samstag auf Sonntag neben viel<br />
Arbeit auch jede menge Spaß! Aus müde wird eben irgendwann<br />
blöd! ;–) Wer auch mal Noir-Redaktionsalltag miterleben möchte<br />
ist herzlich eingeladen bei uns mitzuarbeiten – wir freuen uns<br />
über jedes neue Gesicht!<br />
Miriam Kumpf<br />
Foto: Fabian Sommer<br />
~ Editorial ~<br />
Die Noir-Redaktion und das Organisationsteam<br />
der JMT freuen sich über deine Post!<br />
in h a lt<br />
004 Gegen unseren Willen<br />
Workshop „Onlinemedien“<br />
So war‘s:<br />
Workshop Wirtschaftsjournalismus<br />
005 Sprungbrett in den Journalismus<br />
Umfrage unter den Teilnehmern<br />
006 Die Jugendmedientage <strong>BW</strong> 2007<br />
Ein Überblick<br />
007 „Wenn alle gegen Bush sind,<br />
dann bin ich für Bush“<br />
Interview mit Thees Uhlmann<br />
008 Dürfen wir uns von HipHop-<br />
pern die Politik erklären lassen?<br />
Resumée der Podiumsdiskussion<br />
010 Dicker Geldbeutel<br />
Die Finanzierung der JMT <strong>BW</strong><br />
Gute Töne<br />
Workshop „Musikjournalismus“<br />
013 Gekonnter Einstieg<br />
Workshop Printmedien<br />
Die Stimme aus dem Äther<br />
Radio-Workshop mit DASDING<br />
014 Hinter den Kulissen der JMT<br />
Gespräch mit zwei Orgas<br />
015 Unauffindbar und doch überall<br />
Projektleiter Sören Binder<br />
016 <strong>All</strong>es für den guten Zweck<br />
Live Earth und Großkonzerne<br />
Für Augen und Ohren<br />
Workshops Layout und Film<br />
017 Blitzlichtgewitter<br />
Der Foto-Workshop<br />
018 Shut up and sing<br />
Filmkritik „The Dixie Chicks“<br />
003 Editorial<br />
015 Impressum<br />
017 Sponsoren der JMT <strong>BW</strong><br />
3
E<br />
igentlich wollte keiner den Workshop<br />
„Onlinejournalismus“ besuchen.<br />
Aber wir hatten keine Wahl.<br />
Unsere Lieblingsworkshops waren alle<br />
vergeben. Die meisten von uns waren zunächst<br />
enttäuscht. Aber schon nach kurzer<br />
Zeit erwies sich der Workshop als großer<br />
Glücksgriff.<br />
Uns konnte nichts <strong>Besser</strong>es passieren,<br />
als an diesem Workshop teilnehmen zu<br />
können. Wir waren eine kleine Gruppe<br />
und wurden von unseren sehr netten und<br />
hilfsbereiten Workshopleiterinnen Eva<br />
Rothfuß und Miriam Kumpf sehr gut betreut.<br />
Sie haben uns alles bestens erklärt<br />
und haben uns in der Praxisphase sehr<br />
unterstützt.<br />
Im Grunde unterscheidet sich der Onlinejournalismus<br />
nicht sehr vom Printjournalismus.<br />
Wir haben zuerst die Journalistischen<br />
Grundregeln gelernt (was für<br />
diejenigen von uns, die eigentlich Printgrundlagen<br />
lernen wollten, sehr willkommen<br />
war). Danach haben wir uns überlegt,<br />
welche Regeln für das Schreiben im Web<br />
4<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Jugendmedientage Baden-Württembert 2007 in Stuttgart<br />
Ge G e n u n s e r e n willen…<br />
Und trotzdem war der Online Workshop ein Glücksgriff<br />
gelten. Grundregel<br />
Nr.1: Eine aussagekräftige<br />
Überschrift<br />
und ein knackiger<br />
Vorspann sind das<br />
A und O für einen<br />
spannenden Artikel.<br />
Ein Bild darf dabei<br />
nicht fehlen. Denn<br />
der durchschnittliche<br />
Internetsurfer liest<br />
sehr oberflächlich<br />
und die Gefahr, dass<br />
der eigene Artikel<br />
ignoriert wird, wäre<br />
sonst sehr hoch.<br />
Am Nachmittagkonnten<br />
wir unsere Kenntnisse direkt<br />
anwenden. Wir zogen los und sammelten<br />
Infirmationen. Danach setzten uns an die<br />
Laptops und schrieben unsere Artikel. Gegen<br />
Ende des Tages stellten wir stolz unsere<br />
Ergebnisse ins Internet.<br />
Wir sind froh, dass wir „gegen unseren<br />
Willen“ in diesen Workshop gekommen<br />
Journalistische Arbeit mit Stift und Block - auch für‘s Internet...<br />
sO w a r´s: wirtschaFtsjOurnalismus<br />
Vier Teilnehmer über ihren Workshop „Wirtschaftsjournalismus“<br />
D<br />
ass Wirtschaftsjournalismus ein<br />
hartes Handwerk ist, ahnten<br />
wir bereits. Positive Nebeneffekte<br />
wie Abendessen mit Vorständen<br />
waren uns jedoch ebenso neu wie vermeintlich<br />
unangenehme Arbeit mit hartnäckigen<br />
PR-Arbeitern. Interessant war<br />
die Schilderung aus dem <strong>All</strong>tag des Wirtschaftsjournalisten<br />
der Financial Times<br />
Deutschland Oliver Wihofszki allemal. In<br />
kleiner, aber geselliger Runde erzählte er<br />
uns unser Workshopkeiter unter anderem<br />
vom Markt der Wirtschaftszeitungen, auf<br />
was es in welchem Ressort besonders ankommt<br />
und weshalb das Papier der Finan-<br />
cial Times orangefarben ist. In der Tat ein<br />
gelungener Workshop aus dem ich sehr<br />
viel mitgenommen habe.<br />
Jens Holder<br />
Vier Leute, ein Referent: Die perfekte<br />
Arbeitsatmosphäre. In dieser hatten wir<br />
stundenlang Gelgenheit, um alles zu erfahren,<br />
was wir über den Witschaftjournalismus<br />
schon immer wissen wollten.<br />
Doch auch darüber hinaus lernten wir<br />
sehr Vieles. Dieser Workshop und seine<br />
Inhalte werden immer in meinem Gdächtnis<br />
bleiben. Danke.<br />
Silke Steinbrenner<br />
sind. Die anfängliche Angst und Enttäuschung<br />
war völlig umsonst. Dieser Workshop<br />
hat uns zum Onlinejournalismus motiviert,<br />
weil wir eine neue Art zu schreiben<br />
entdeckt haben. Wir können den Besuch<br />
eines Onlinejournalismus-Workshops jedem<br />
empfehlen, der etwas Neues ausprobieren<br />
will. Silke Brüggemann<br />
Der Workshop „Wirtschaftsjournalismus“<br />
hat es erneut bewiesen:<br />
Wirtschaft ist bei Weitem nicht so trocken<br />
wie der Volksmund behauptet. Das<br />
die Wirtschaft häufig begleitende Gähnen<br />
blieb beim Workshop mit Financial Time<br />
Journalist Oliver Wihofszki völlig aus. Mit<br />
Spannung entdeckte ich gerne die Vielseitigkeit<br />
dieses Themas, wobei meine Faszination<br />
der gegenseitigen Abhängigkeit<br />
von Pressesprechern der Unternehmen<br />
und den Journalisten galt. So verbrachten<br />
wir einen überaus informativen Tag in lockerer<br />
und aufgeschlossener Atmosphäre.<br />
Julia Spiesberger<br />
Fotos: Tobias Fischer
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema Jugendmedientage ~ Porträt ~ Wissenschaft Baden-Württemberg ~ Reise 2007 ~ Sport in Stuttgart ~ jpbw-Intern ~ Politik ~ Buntes<br />
sp r u n G b r e t t in d e n jO u r n a l i s m u s?<br />
Bestärken die Jugendmedientage bei den Teilnehmern den Berufswunsch<br />
Journalist? Traumberuf oder doch nicht? Hanna Alene hat nachgefragt.<br />
D<br />
ie Jugendmedientage waren für<br />
viele eine Möglichkeit neue Leute<br />
kennen zu lernen, Kontakte<br />
zu Profis aus der Medienbranche zu knüpfen<br />
und Spaß zu haben. Hanna Alene hat<br />
bei ihrer Umfrage Stimmen junger Journalisten<br />
eingefangen, die mit dem Gedanken<br />
spielen, einen Beruf im Medienbereich zu<br />
ergreifen. Ob sie die Jugendmedientage in<br />
ihrem Berufswunsch bestärkt haben oder<br />
ob sie es sich anders überlegt haben, erfahrt<br />
ihr hier.<br />
Johanna Heuer, 17<br />
Schülerin aus Freiburg:<br />
„Eigentlich interessiert mich Journalismus<br />
schon, ich hatte es mir auch schon<br />
überlegt, aber es mir leichter vorgestellt.<br />
Ich glaube es ist zu schwer, Fuß zu fassen<br />
und die Konkurrenz ist zu groß, da das<br />
einfach zu viele wollen. Außerdem<br />
würde mich die finanzielle Unsicherheit<br />
durch die unbezahlten<br />
Praktika und die unregelmäßigen<br />
Arbeitszeiten stören,<br />
so hat man viel zu<br />
wenig Zeit für eine<br />
eigene Familie.“<br />
Oliver Wihofszki, Referent<br />
des Workshops<br />
„Wirtschaftsjournalismus“<br />
Von der Frauenquote bei der Financial<br />
Times Deutschland bis hin zu Testfahrten<br />
in der Toskana – bei Oliver haben wir<br />
einiges über den Arbeitsalltag eines Wirtschaftsjournalisten<br />
erfahren. Dass dabei<br />
bei weitem nicht nur trockene Bilanzen im<br />
Vordergrund stehen, ist spätestens bei den<br />
Alexander Schmitz, 19<br />
Schüler aus Schwieberdingen:<br />
„Ich bin Chefredakteur bei der Schülerzeitung<br />
an meiner Schule, plane und<br />
organisiere gerne und war auch schon<br />
Pressesprecher bei einem Schulprojekt.<br />
Ich habe also dadurch schon Erfahrungen<br />
im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und bin<br />
ganz gut im Koordinieren von Abläufen.<br />
Beruflich würde ich letztendlich gerne in<br />
Richtung Magazinjournalismus gehen.“<br />
Ann-Katrin Wieland, 19<br />
Studentin aus Hochdorf/Enz:<br />
„Ich studiere Medienmanagement mit<br />
der Fachrichtung Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kommunikation an der Macromedia<br />
Stuttgart. Ich möchte später in der Musikbranche<br />
arbeiten. Zum einen interessiert<br />
mich Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen<br />
der Bereich Veranstaltungsorganisation. Je<br />
nachdem, wo es klappt. Nebenbei möchte<br />
ich Musikjournalistin für Printmedien<br />
werden. Ich bin momentan auch schon<br />
freie Mitarbeiterin bei einer Kreiszeitung,<br />
wo ich unter anderem CD-Kritiken schreibe.“<br />
Anne Theimer, 18<br />
Schülerin aus Heidelberg:<br />
„Ich bin hier, weil mich Journalismus<br />
an sich schon immer interessiert<br />
und ich die verschie-<br />
Berichten über informelle Abendessen mit<br />
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aufgefallen.<br />
Nach dem Motto „klein aber fein“<br />
hatten wir fünf „Wirtschaftler“ bei Brezeln,<br />
Red Bull und einem unkomplizierten Redaktionsklima<br />
einen super Workshoptag.<br />
Ann-Katrin Siekemeier,<br />
denen Berufsfelder kennen lernen möchte.<br />
Mein Ziel ist, noch genauer herauszufinden<br />
welcher Beruf letztendlich in Frage<br />
kommt. Ich habe den Workshop „Printmedien:<br />
Musikjournalismus“ belegt, weil<br />
ich mich viel mit Musik beschäftige, selbst<br />
in einer Band spiele und ich so meine<br />
beiden Interessen miteinander verbinden<br />
kann.“<br />
Pirmin Clossé, 18<br />
Schüler aus Kaiserslautern<br />
„Ob der Journalismus das ist, was ich<br />
mein ganzes Leben lang machen will, weiß<br />
ich noch nicht. In den Bereich „Medien“<br />
wird es aber auf jeden Fall gehen. Ich interessiere<br />
mich für Medien im <strong>All</strong>gemeinen.<br />
Ich habe mich aber noch nicht genauer<br />
festgelegt und will mich im Moment auch<br />
noch nicht entscheiden. Nach meinem Abitur<br />
im Frühjahr möchte ich Medienwissenschaften<br />
studieren. Im Prinzip ist das<br />
eine Aufschiebung meiner Entscheidung,<br />
weil ich nach diesem Studium eigentlich<br />
in alle Richtungen gehen kann: Journalismus,<br />
Fernsehen, Radio Werbung und so<br />
weiter. Ich höre sehr viel Musik und lese<br />
Musikzeitschriften, und so war das hier<br />
die ideale Gelegenheit, mich näher über<br />
Musikjournalismus im Speziellen zu informieren,<br />
auch wenn ich es zu Hause immer<br />
wieder ausgeredet bekomme. Ich will mir<br />
hier mein eigenes Bild machen.“<br />
Hanna Alene<br />
i<br />
Gleich geht‘s weiter...<br />
Auf Seite 14 findet ihr den<br />
Artikel „<strong>All</strong>es für den guten<br />
Zweck“, der im Workshop<br />
Wirtschaftsjournalismus<br />
recherchiert und verfasst wurde.<br />
Noir - Sonderausgabe<br />
5
6<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
ju G e n d m e d i e n t aG e bw 2007<br />
Workshops, Podiumsdiskussion und Jubiläumsparty: Rund 100 Jungjournalisten<br />
feierten gemeinsam das 25. Jubiläum der <strong>Jugendpresse</strong> Baden Württemberg.<br />
D<br />
ie Jugendmedientage fanden dieses<br />
Jahr vom 26.-28.Oktober unter dem<br />
Motto „<strong>Früher</strong> war alles besser! Oder<br />
doch nicht?“ in Stuttgart statt. Dort konnten<br />
junge Medienmacher in verschiedenen Workshops<br />
ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und<br />
von Profis lernen. Veranstalter war die <strong>Jugendpresse</strong><br />
<strong>BW</strong>.<br />
Rund 100 Teilnehmer trafen sich am<br />
Freitag im Stuttgarter Rathaus zur Eröffnung<br />
der Jugendmedientage. Im Großen<br />
Saal wurden sie von Vorstandssprecher der<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Kai Mungenast und Albrecht<br />
Kutteroff von der Landesanstalt für Kommunikation<br />
Baden-Württemberg begrüßt.<br />
Auf der anschließenden Medienmesse<br />
im Foyer des Rathauses konnten sich die<br />
Jungjournalisten über verschiedene Verbände<br />
und Organisationen informieren,<br />
um so einen Einblick in verschiedene Medien<br />
zu bekommen. Vertreten waren unter<br />
anderem das Jugendnetz Baden-Württemberg<br />
und die Landeszentrale für politische<br />
Bildung.<br />
Später sahen sich die Teilnehmer<br />
den Film „Shut up And Sing/The Dixie<br />
Chicks“ im Stuttgarter Metropol-Kino an.<br />
Dieser gab ihnen einen Vorgeschmack auf<br />
das Thema der Podiumsdiskussion, die am<br />
nächsten Tag auf dem Programm stand:<br />
„Die Wiederkehr der politischen Musik“.<br />
Geschlafen haben die Jugendlichen<br />
ganz spartanisch in der Turnhalle des Dillmann-Gymnasiums<br />
in der Nähe des Tagungsortes<br />
mit Schlafsack und Isomatte.<br />
Nach einer unruhigen Nacht begann<br />
der Samstag mit einem gemeinsamen Frühstück.<br />
Im Anschluss starteten die Workshops.<br />
Zur Auswahl standen Fotojournalismus,<br />
Layout, Printmedien Grundlagen,<br />
Printmedien Musik- sowie Wirtschaftsjournalismus,<br />
Radio, Film, Online und<br />
Redaktionsleitung.<br />
Nach dem Mittagessen begaben sich<br />
die Teilnehmer wieder ins Rathaus zur<br />
Podiumsdiskussion „Die Wiederkehr der<br />
politischen Musik“. Geladen waren vier<br />
Referenten: der Leiter der Kommunikationsabteilung<br />
im Kulturamt der Stadt Stuttgart<br />
Werner Stiefele, der Sänger der deutschen<br />
Band Tomte Thees Uhlmann, die<br />
Kulturwissenschaftlerin und Publizistin<br />
Sonja Eismann sowie der freie Journalist<br />
Frank Apunkt Schneider. Mirko Drotschmann<br />
vom Jugendradiosender DASDING<br />
moderierte die Diskussion, die zu Beginn<br />
noch recht informativ und angeregt verlief.<br />
Spätestens beim Reizwort „Nationalstolz<br />
in der Musik“ verlor sie ihren roten Faden<br />
und das Gespräch driftete in emotionale<br />
Äußerungen ab.<br />
Die Informationen wurden in den<br />
Workshops medial aufgearbeitet.<br />
Abends feierten alle Beteiligten im<br />
Stuttgarter Kunstmuseum das 25-jährige<br />
Jubiläum der <strong>Jugendpresse</strong> <strong>BW</strong>.<br />
Ann-Kathrin Freude, Marc<br />
Broens, Sebastian Häuslein<br />
Foto: Tobias Fischer
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
“we n n alle G e G e n bu s h s i n d,<br />
d a n n b i n i c h F ü r bu s h.“<br />
Mit Thees Uhlmann wurde für die Podiumsdiskussion ausgerechnet ein Musiker eingeladen,<br />
dessen Band als explizit unpolitisch wahrgenommen wird. Um zu klären,<br />
warum das so ist, und um festzustellen, ob sich hinter Tomte nicht doch ein politisch<br />
denkender Mensch verbirgt, haben wir mit ihm gesprochen.<br />
Die Jugendmedientage haben sich die<br />
Wiederkehr der politischen Rockmusik<br />
zum Thema gemacht. Ist Tomte eine politisch<br />
motivierte Band?<br />
Auf keinen Fall. Ich bin ein politischer<br />
Mensch – wahrscheinlich politischer als<br />
90 Prozent meiner Generation. Ich würde<br />
Tomte aber nie als politische Band bezeichnen.<br />
Künstler haben ein großes Publikum - ist<br />
es ihre Aufgabe, dieses Forum zu nutzen,<br />
um das Publikum zu beeinflussen?<br />
Nur einem Prozent der Künstler hören<br />
viele Leute zu — 99 Prozent hört niemand<br />
zu. Bono sagt: „Jetzt hört mal auf, die Bäume<br />
abzuschneiden.“ Und dann sagen alle:<br />
„Boa, das stimmt, ist ja schlecht, die Bäume<br />
abzuschneiden.“ Wenn ich in den ersten<br />
acht Jahren von Tomte gesagt hätte, „Hört<br />
mal auf, die Bäume abzuschneiden“...<br />
Aber was ist mit Künstlern, die den Einfluss<br />
haben?<br />
Das muss jeder mit sich ausmachen. Ich<br />
halte das Publikum, das Tomte hört, für<br />
viel zu intelligent, als dass es sich von halbseidenen<br />
Typen wie mir die Welt erklären<br />
lässt. Auch glaub ich selber nicht an Leute,<br />
die einem die Welt in so kleine Stücke<br />
hauen, dass man die mit seinem kleinstädtischen<br />
Gedächtnis essen kann.<br />
Vor dem Interview hast du ganz beiläufig<br />
einen interessanten Satz fallen gelassen:<br />
“So kriegen wir Deutschland wieder aus<br />
der Scheiße raus.“ In welcher Hinsicht<br />
steckt Deutschland in der Scheiße?<br />
Das ist so ein Scherz. 2001, 2002, als<br />
alles so depressiv war und wir unsere coo-<br />
len Jobs bei den Internet-Firmen verloren<br />
haben, da war das so ein gängiger Witz:<br />
„Hey, ich geb mal ein Bier aus“ – „Mit der<br />
Einstellung kriegen wir Deutschland wieder<br />
aus der Scheiße! Schön die Konjunktur<br />
pushen“. Man kann das eigentlich gar<br />
nicht mehr so sagen, weil Deutschland ja<br />
auf einer Welle des Erfolges schwimmt.<br />
Heißt das, dass keine Protestsongs geschrieben<br />
werden, weil es uns zu gut<br />
geht?<br />
Ich glaube, dass es immer ein, zwei Leute<br />
gibt, die in der Lage sind, mit einem Protestsong<br />
das Lebensgefühl einer Generation<br />
zu verändern. Generell aber glaube ich,<br />
dass die Welt viel zu kompliziert und auch<br />
zu aufgeklärt geworden ist, dass wir sowas<br />
wie den klassischen Protestsong einfach<br />
nicht mehr brauchen – wenn die Leute<br />
mehr als drei Gehirnzellen haben.<br />
Ist Tomte vielleicht keine so explizit<br />
politische Band, weil du selbst keine so<br />
starken politischen Meinungen hast?<br />
Gute Frage. Wenn ich Tomte mach’,<br />
hab ich ein Gefühl in mir, das sehr intensiv<br />
ist. In Richtung Liebe, Hass, Neid, Gier,<br />
Wollen-haben, das ist das <strong>All</strong>ergrößte, das<br />
ich je erlebt habe, das ist so schlecht, hier<br />
gehts nicht mehr weiter – das ist der Impuls,<br />
wo ich anfange, Texte zu schreiben.<br />
Das hat manchmal politische Spitzen, aber<br />
es interessiert mich für die Kunst nicht,<br />
politische Komplexe auszudrücken.<br />
<strong>Es</strong> ist heute schon fast Mainstream, auf<br />
der Bühne gegen Bush zu wettern. Distanzierst<br />
du dich absichtlich von sowas?<br />
Genau.<br />
Weil das „Indie“ ist?<br />
Nein, das ist eher „Uhlmann“. Ich hab<br />
mal zu meinem Freund Markus Wiebusch<br />
gesagt – wir streiten uns ab und zu über Politik,<br />
weil Wiebusch auch ein alter linker<br />
Haken ist – und da hab ich gesagt: „Weißt<br />
du was, wenn alle gegen George Bush sind,<br />
dann bin ich für George Bush.“<br />
Gestenreich: Thees Uhlmann, Sänger der<br />
Band „Tomte“, diskutierte mit 100 Jugendlichen<br />
Medienmachern über die Wiederkehr<br />
der politischen Musik.<br />
Foto: Fabian Sommer Noir - Sonderausgabe<br />
7
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
dü r F e n w i r u n s vO n hiphO p p e r n<br />
d i e pOlitik e r k l ä r e n lassen?<br />
Bei der Podiumsdiskussion im Stuttgarter Rathaus diskutierten nahmhafte Referenten<br />
mit den Teilnehmern über die Wiederkehr der politischen Musik.<br />
H<br />
at die Uni nie von innen gesehen,<br />
denkt aber, dass er politisch<br />
ganz groß ist“, schimpft Thees<br />
Uhlmann, Sänger der Band „Tomte“ über<br />
den Rapper Curse. Dieser Satz fiel unter<br />
anderem bei der Podiumsdiskussion am<br />
27.10.2007 im Stuttgarter Rathaus. Im<br />
Publikum saßen rund hundert junge, motivierte<br />
Journalisten, die im Rahmen der<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg<br />
über ihren Notizblöcken hingen und eifrig<br />
fotografierten.<br />
Viel entspannter verlief der Vorabend,<br />
den die Jugendlichen im Kino verbrachten<br />
und sich den Film „Shut up and Sing/The<br />
Dixie Chicks“ ansahen. Dabei handelte<br />
es sich um eine Dokumentation über die<br />
texanische Band „The Dixie Chicks“, deren<br />
Karriere aufgrund einer politischen<br />
Aussage der Sängerin auf dem Spiel stand.<br />
Ihr Satz „I’m ashamed that Bush is from<br />
Texas“, der auf einem Konzert zu Beginn<br />
des Irak Kriegs fiel, löste großes Entsetzen<br />
bei den US Bürgern aus. Die Musik der<br />
Dixie Chicks wurde aus allen Country Radiosendern<br />
verbannt, ihre Konzerte boykottiert,<br />
sogar eine Morddrohung bekam<br />
die Sängerin. Dank diesen Films wurde<br />
den Teilnehmern schon am ersten Tag der<br />
Jugendmedientage bewusst, welche große<br />
Rolle politische Musik für die Gesellschaft<br />
spielt.<br />
Der Kinobesuch sollte den Jugendlichen<br />
eine Grundlage bieten, sich am<br />
nächsten Mittag engagiert an der Podiumsdiskussion<br />
zu beteiligen. Man hatte den<br />
Eindruck, Teil einer richtigen Pressekonferenz<br />
zu sein, obwohl das Durchschnittsalter<br />
der Teilnehmer nicht über 16 Jahren<br />
lag. Hauptthema der Diskussion war „Die<br />
Wiederkehr der politischen Musik“, was<br />
unter das große Motto des Medienwochenendes<br />
„<strong>Früher</strong> war alles besser! Oder doch<br />
nicht?“ fällt.<br />
8<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Fragen stellen, Informationen für den Artikel sammeln, Fotos schießen und Referenten ausquetschen:<br />
Die Podiumsdiskussion fand im großen Saal des Stuttgarter Rathauses statt.<br />
Die vier geladenen Gäste aus den Bereichen<br />
Musik und Journalismus waren<br />
Sonja Eismann, Kulturwissenschaftlerin<br />
und Publizistin, Werner Stiefele der für die<br />
Kommunikationsabteilung des Stuttgarter<br />
Kulturamts arbeitet, Frank Apunkt Schneider,<br />
freier Journalist und Experte für Musik<br />
und der bereits erwähnte Sänger Thees<br />
Uhlmann. Geleitet wurde die Diskussion<br />
von Mirko Drotschmann, Moderator beim<br />
Jugend-Radiosender DASDING. Er eröffnete<br />
die Diskussionsrunde mit den Worten<br />
„Musik war immer schon politisch, vor<br />
allem in den letzen 50 Jahren.“<br />
In den 70er Jahren spielte die politische<br />
Musik jedoch eine größere Rolle als heute.<br />
Sie war Ausdruck des Protests der Jugendlichen<br />
gegen die Eltern. Das Zitat der deutschen<br />
Band Ton Steine Scherben „Ich will<br />
nicht werden, was mein Alter ist“ spiegelte<br />
die Meinung vieler junger Männer zu dieser<br />
Zeit wieder. Der Generationskonflikt<br />
entstand dadurch, dass die Jugendlichen<br />
das Gefühl hatten, ihre Eltern hätten nicht<br />
genug Widerstand während des zweiten<br />
Weltkriegs geleistet. Dadurch entwickelte<br />
sich die politische Musik, die auch durch<br />
die Verbote der Eltern, diese zu hören, an<br />
Popularität gewann. Neue junge Bands<br />
präsentierten in ihren Texten oder in ihrer<br />
Art und Weise zu komponieren und Musik<br />
zu machen, politische Aussagen, um<br />
Aufmerksamkeit zu erlangen.<br />
Sonja Eismann formuliert die heutige<br />
Situation der Jugendlichen treffend mit<br />
der Aussage „Heute ist keine Zeit mehr<br />
vier Jahre zu kiffen und irgendwas zu studieren,<br />
worauf man grad Bock hat“. Der<br />
Großteil der jungen Menschen sei nämlich<br />
zukunftsorientiert und beschäftigt<br />
sich auf Grund der wirtschaftlichen Situation<br />
schon früh mit Berufsplanung. Kurz<br />
gesagt, in der heutigen Zeit lebe man als Jugendlicher<br />
vor allem für den Lebenslauf.<br />
Foto: Annalena Bottmann
Trotzdem ist die politische Musik noch<br />
nicht ganz verschwunden. Die Übriggebliebenen<br />
werden von der Öffentlichkeit<br />
als Skandalrapper bezeichnet. Diese sind<br />
heutzutage Diskussions- und Streitthema<br />
zwischen Erwachsenen und Jugendlichen,<br />
aber auch unter Jugendlichen selbst, wie<br />
man auch in<br />
der Diskussion<br />
zwischen den<br />
geladenen Gästen<br />
und den<br />
jungen Journalistenfeststellen<br />
konnte. Bei<br />
der anschließendenWortmeldungen<br />
der<br />
Jugendlichen, die unter anderem lautete:<br />
„Ich bin nicht so’n Gangster, der nachts<br />
rausgeht und Mülltonnen verbrennt“<br />
zeigte sich, dass es ihnen nicht gefällt<br />
aufgrund ihres Musikgeschmacks in eine<br />
Schublade gesteckt zu werden. In frauen-,<br />
homosexuellenfeindlichen und generell<br />
diskriminierenden Texten finden sie nicht<br />
ihre eigene Meinung wieder, obwohl sie<br />
die Musik von Aggro-Berlin und Sido gerne<br />
hören, da ihnen „der Beat gefällt“.<br />
Von Beginn an gespannt und aufmerksam<br />
verfolgten die Jugendlichen die auf<br />
moderne und verständliche Basis gestaltete<br />
Diskussion. Zuvor in Workshops eingeteilt,<br />
saßen alle mit verschiedenen Aufträgen,<br />
Foto: Fabian Sommer<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
“Keine Zeit<br />
mehr vier Jahre<br />
zu kiffen...”<br />
Sonja Eismann über unsere Generation<br />
passend zu ihrem Workshopthema,<br />
wie zum Beispiel „Fotojournalismus“,<br />
„Printmedien Grundlagen“,<br />
„Radio“ und „Redaktionsleitung“<br />
im Publikum. <strong>Es</strong> wurde rege mitgeschrieben,<br />
Zitate gesammelt und<br />
der Fotoworkshop veranstaltete<br />
ein wahres Blitzlichtgewitter.<br />
Als sie sich<br />
schließlich selbst zu<br />
Wort melden durften,<br />
wurde die Diskussion<br />
hitzig und aufgrund<br />
der mangelnden Zeit<br />
abgebrochen.<br />
Zusammenfassend<br />
lässt sich zu diesem<br />
Thema sagen, dass die<br />
politische Musik noch immer aktuell<br />
ist, sich jedoch stark verändert<br />
hat. Außerdem ist das Problem der<br />
heutigen politischen Musik, dass<br />
Erwachsene jedes einzelne Wort<br />
der Texte auf die Goldwaage legen<br />
und Jugendliche die Worte oft nicht<br />
ernst genug nehmen. Außerdem<br />
„habe ich noch zwei Gehirnzellen<br />
und lass mir deshalb nicht von<br />
`nem Hip-Hopper die Politik erklären“,<br />
appelliert Thees Uhlmann an<br />
die jungen Medienmacher, selbst aktiv<br />
zu werden.<br />
Kommentar ~ Widerstand zwecklos? Rebellieren heute.<br />
Auf den Jugendmedientagen gab es eine<br />
Podiumsdiskussion zum Thema: „Die Wiederkehr<br />
der politischen Musik“. Hier wurde<br />
unter anderem behauptet, dass die heutige<br />
Wirtschaftslage am mangelnden politischen<br />
Engagement Jugendlicher Schuld sei. Was<br />
Silke Brüggemann darüber denkt, erfahrt ihr<br />
in ihrem Kommentar.<br />
Die Jugend heutzutage hat es schwer. In<br />
der Podiumsdiskussion wurde behauptet,<br />
dass Jugendliche es sich in der heutigen<br />
Zeit nicht mehr leisten können, gegen<br />
Staat und Gesellschaft zu rebellieren. Stattdessen<br />
müssen sie sich um einen Job kümmern.<br />
Wer hat da noch Zeit für politisches<br />
Engagement?<br />
Zeitgleich wurde noch nie soviel Unter-<br />
haltung in den Medien angeboten. <strong>War</strong>um<br />
also Politik, Gesellschaft und Medien kritisch<br />
hinterfragen, wenn wir uns heutzutage<br />
mit Fernsehen, Internet und Konsum<br />
betäuben können?<br />
Die größte Herausforderung ist jedoch:<br />
Wie sollen wir gegen die Generation unserer<br />
Eltern rebellieren? Unsere Eltern<br />
waren es, die die ältere Generation mit<br />
Rock´n Roll provozierte. Rock und Pop<br />
war damals etwas Revolutionäres. Heute<br />
regt sich kaum jemand über Rock und Pop<br />
auf.<br />
Ein Beitrag aus dem Publikum war:<br />
„Wir wollen doch unsere Eltern gar nicht<br />
erschrecken“. Das ist ein weiteres Problem:<br />
Wir haben zu unseren Eltern ein anderes<br />
Verhältnis, als die Jugendlichen in den<br />
„Ich bin kein Gangster der Mülltonnen verbrennt!“<br />
Schubladendenken aufgrund des Musikgeschmacks<br />
ist für die Jugendlichen heute tabu.<br />
Benita Hummel, Andrea<br />
Schill, Nora Schütz<br />
70er Jahren. Die meisten von uns sind freizügig<br />
erzogen und haben zu ihren Eltern<br />
ein freundschaftliches Verhältnis.<br />
Subkulturen werden als freie Meinungsäußerung<br />
oder als Möglichkeit zur Entfaltung<br />
der eigenen Persönlichkeit angesehen.<br />
Da bleibt nur noch der viel kritisierte<br />
Hip Hop. Aber Hip Hop als Protest? Selbst<br />
die Jugend hat keine eindeutige Meinung<br />
darüber.<br />
Schulstress, Notendruck, Jobsuche: Wo<br />
bleibt da unsere Freizeit? Sollen wir unsere<br />
Lage als gegeben hinnehmen? Die Möglichkeiten<br />
dafür sind knapp. Aber es lohnt<br />
sich, sie zu nutzen. Zum Beispiel versuche<br />
ich mich sozial zu engagieren und meine<br />
Jugend zu genießen. Das will ich mir nicht<br />
nehmen lassen.<br />
Noir Sonderausgabe<br />
9
di c k e r Ge l d b e u t e l<br />
K<br />
ann es sein, dass ein Jugendevent<br />
fast ausschließlich durch Förderungen<br />
und Sponsoring finanziert<br />
wird? Ja, es kann. Das Beispiel sind die Jugendmedientage<br />
Baden-Württemberg. Das<br />
Großevent, das Ende Oktober in Stuttgart<br />
stattfand, wurde zu 90 % durch Förderungen<br />
und Sponsoring finanziert. Die<br />
restlichen 10 % machen die Teilnehmerbeiträge<br />
aus. Wie hoch das Gesamtbudget<br />
ist, daraus macht das Organisationsteam<br />
ein Geheimnis: „Das sagen wir grundsätzlich<br />
nicht“, sagt Mitorganisator<br />
Andreas<br />
Hensler.<br />
Mit dem Geld<br />
wurde für die Teilnehmer<br />
ein ausgefeiltes<br />
Programm organisiert,<br />
das sowohl<br />
anstrengende und<br />
lehrreiche Arbeitsphasen,<br />
als auch entspannende<br />
10<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
Förderungen, Sponsoring und Teilnehmerbeiträge: Die Finanzierung der JMT<br />
Gu t e tö n e?<br />
Momente beeinhaltete. Die Referenten,<br />
die die Workshops leiteten, wurden von<br />
den Medienpartnern zur Verfügung gestellt.<br />
An Kosten fielen somit nur die Anfahrt<br />
und gegebenenfalls eine Übernachtung<br />
an.<br />
Die Förderer und Sponsoren können<br />
als Gegenleistung damit werben, dass sie<br />
die Jugendmedientage unterstützen: Ihr<br />
Logo wurde im Internet und auf Flyern<br />
veröffentlicht und sie hatten die Möglichkeit,<br />
sich am Freitagabend auf der Medienmesse<br />
im Rathaus zu präsentieren.<br />
Den Förderern und Sponsoren wurde<br />
somit die Gelegenheit gegeben, während<br />
den Tagen präsent zu sein. Die Förderstiftungen<br />
geben das Geld allerdings nicht,<br />
weil sie mit ihrem Logo vertreten sein<br />
möchten, sondern weil sie etwas für die<br />
Gesellschaft tun möchten.<br />
Die Gelder werden von der <strong>Jugendpresse</strong><br />
verwaltet, die sich auch um die Buchhaltung<br />
kümmert. Im Interesse der Teilnehmer<br />
wurde das gesamte Budget natürlich<br />
sinnvoll ausgegeben, damit das Wochenen-<br />
Politisches Gedankengut in der Musikszene<br />
F<br />
rüher war alles besser! Oder<br />
doch nicht?“ lautete das Motto<br />
der diesjährigen Jugendmedientage<br />
Baden-Württemberg. Auch der<br />
Workshop Musikjournalismus, geleitet<br />
vom Musikexpress-Redakteur Christoph<br />
Lindemann, beschäftigte sich<br />
mit diesem Thema. Unter dem Motto<br />
„Die Wiederkehr der politischen<br />
Musik“ stand dabei ein Interview mit<br />
Thees Uhlmann, dem Frontmann der<br />
deutschen Indieband „Tomte“, im Mittelpunkt<br />
der Arbeit. In äußerst produktiver<br />
Zusammenarbeit der zwölf engagierten<br />
Teilnehmer entstanden zunächst die Fragen, aus denen<br />
sich ein sehr interessantes Interview mit dem überaus auskunfts-<br />
de für alle zu einem unvergesslichen Ereignis<br />
wurde.<br />
Manche haben sich bestimmt gefragt,<br />
wie die <strong>Jugendpresse</strong> an die Veranstaltungsorte<br />
kam. Nun, die Standorte wurden<br />
mit Absicht gewählt: Das Rathaus, die<br />
Seminarräume im staatlichen Seminar für<br />
Didaktik und Lehrerbildung und die Übernachtungsgelegenheit,<br />
die Turnhalle einer<br />
Schule, wurden kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt. Stuttgart, das mitten im Herz von<br />
Baden-Württemberg liegt, ist außerdem<br />
von allen Richtungen gut zu erreichen.<br />
Die Fahrtkosten werden von den Jugendmedientagen<br />
übernommen, damit<br />
„das Geld kein Hindernis ist, um an den<br />
JMT teilzunehmen“, so die Veranstalter.<br />
<strong>All</strong>e mitwirkenden Helfer engagierten sich<br />
auf ehrenamtlicher Basis. <strong>War</strong>um sie das<br />
machen? Eigentlich nur, um die Chance<br />
wahrzunehmen, andere Jugendliche kennenzulernen,<br />
die genau wie sie engagiert<br />
und interessiert sind. Auf so eine Jugend<br />
kann die Presse in Zukunft bauen.<br />
Silke Steinbrennerr<br />
freudigen Uhlmann entwickelte. Über<br />
eine Stunde lang diskutierten wir über<br />
den Einfluss der Politik in der Musik<br />
der vergangenen und der heutigen Generationen.<br />
Das abschließende Kürzen<br />
für eine Online- sowie die auf Seite 7<br />
abgedruckte Version des Interviews<br />
stellte sich als besonders schmerzhaft<br />
für unser Redaktionsteam heraus.<br />
Lukas Bach, Pirmin Clossé,<br />
Die Teilnehmer des Workshops Musikjournalismus<br />
A n n e T h e i m e r, C h a r l o t t - A m é l i e<br />
Teutsch, Ingrid Hanschke, Maria<br />
Blenich, Chantal Busse, Corinna<br />
Hartling, Helen Roob, Lisa Kressin, Miriam Berner, Ann-<br />
Katrin Wieland<br />
Fotos: pixelio.de (Jürgen Oberguggenberger); unbekannt
12<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
Impressionen<br />
Sebastian Czub<br />
Sebastian Czub<br />
Annkathrin Barkenings<br />
Johannes Schäfer<br />
Charlotte Gauckler Charlotte Gauckler Fabian Sommer Fabian Sommer
Ge k O n n t e r einstieG<br />
W<br />
as ist eine Nachricht? Unter<br />
anderem mit dieser Frage beschäftigte<br />
sich der Workshop<br />
„Printmedien Grundlagen“ bei den Jugendmedientagen<br />
2007. Die verschiedenen<br />
Formen, wie Informationen verarbeitet<br />
werden können, wurden von Simone<br />
Drescher von der Stuttgarter Zeitung vorgestellt.<br />
Darüber hinaus wurde allgemein<br />
über das Zeitungswesen gesprochen.<br />
Später wurde es praktisch und wir wurden<br />
selbst aktiv: Verschiedene Übungen<br />
machten die Mitglieder kreativ und bereiteten<br />
sie auf ihre eigentliche Tagesaufgabe<br />
vor. Diese bestand darin, bei der Veranstaltungszeitung<br />
mitzuhelfen. Hierfür wurden<br />
verschiedene Stilformen verwendet: So<br />
Fotos: Sebastian Czub<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
Die wichtigsten Tipps und Tricks für den Start in den Journalismus<br />
W<br />
ir hören es fast täglich, aber<br />
wie es funktioniert, das wissen<br />
wir nicht. Was steckt hinter einer<br />
Radiosendung, wie viel Aufwand bringt<br />
eine Sendungsgestaltung mit sich? <strong>All</strong> dies<br />
lernten die Radioworkshopteilnehmer bei<br />
den Profis von DASDING.<br />
Zuerst wurden die Jugendlichen in die<br />
Radiotheorie eingeführt. Anhand von<br />
DASDING wurden die Grundlagen der<br />
Radiotechnik erklärt.<br />
Dass Audio-Schnitt Macht bedeutet,<br />
wagte sich beispielsweise eine Gruppe an<br />
ein „Feature“ heran, eine Form zwischen<br />
Sachbericht und Reportage.<br />
die st i m m e au s d e m ät h e r<br />
Auf den JMT blicken Jugendliche hinter die Kulissen von Radiostationen<br />
zeigte eine Einführung in Schnittprogramme.<br />
Mit diesen können Themen, zum<br />
Beispiel durch Weglassen von Inhalten,<br />
manipuliert werden.<br />
Nachmittags wurden die Workshopteilnehmer<br />
in den Gebrauch von Reportagegeräten<br />
eingewiesen.<br />
Das gelernte Wissen wurde in Umfragen<br />
zu den Themen „Ist es okay, am Tag nach<br />
einer Party blau zu machen?“, „Ist es wichtig,<br />
sich für den Partner fit zu halten?“ und<br />
„Wie kann man die Beziehung frisch hal-<br />
Teilnehmer des Workshops<br />
Grundlagen Printmedien<br />
ten?“ angewendet. Diese Beiträge wurden<br />
selbständig sendefertig vorbereitet.<br />
Und das tollste daran: Die Beiträge wurden<br />
nicht nur zum Spaß prodziert, sondern<br />
im Programm von DASDING gesendet:<br />
einige gleich am Sonntag in der Sendung<br />
„Gefühlsecht“, die anderen am Montag.<br />
Wer nicht zuhören konnte, weil er das<br />
Schlafdefizit des Wochenendes aufholten<br />
musste, kann sich die Beiträge übrigens auf<br />
www.jmtbw.de anhören.<br />
Teilnehmer Radioworkshop<br />
Noir Sonderausgabe 13
W<br />
ann haben die Vorbereitungen<br />
für die Jugendmedientage<br />
begonnen?<br />
Sebastian: Die Organisation läuft seit<br />
Januar, aber im Juni hat die heiße Phase<br />
mit mehreren Stunden Arbeit pro Tag begonnen.<br />
Wie lange gibt es die Jugendmedientage<br />
schon?<br />
Sebastian: Die JMT gibt es seit drei Jahren<br />
in Baden-Württemberg. Außerdem<br />
finden jedes Jahr bundesweite JMT statt.<br />
Inzwischen gibt es sogar europaweite Jugendmedientage,<br />
die European Youth Media<br />
Days.<br />
Wie lange ist die <strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />
Württemberg schon aktiv?<br />
Kai: Die <strong>Jugendpresse</strong> Baden-Württemberg<br />
gibt es seit 25 Jahren. Das Jubiläum<br />
haben wir zum Anlass genommen, zusam-<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
hi n t e r d e n kulissen<br />
Nach der Podiumsdiskussion hatten wir die Gelegenheit, zwei Mitglieder des<br />
Organisationsteams, Sebastian Nikoloff und Kai Mungenast, zu interviewen.<br />
men mit den Teilnehmern am Samstagabend<br />
im Kunstmuseum eine große Jubiläumsparty<br />
zu feiern. Deutschlandweit ist die<br />
<strong>Jugendpresse</strong> schon seit 60 Jahren aktiv.<br />
“100 Teil<br />
nehmer und über<br />
20 Helfer“<br />
Die Dimensionen der JMT <strong>BW</strong><br />
Wie viele Teilnehmer und Teammitglieder<br />
sind bei den JMT dabei?<br />
Sebastian: An der Veranstaltung nehmen<br />
rund 100 Teilnehmer teil, dazu kommen<br />
über 20 Orgas - das sind die in den<br />
orangefarbenen T-Shirts.<br />
Bekommt ihr Geld für eure Arbeit?<br />
Sebastian: Nein, wir machen das ehrenamtlich.<br />
Aber unsere Ausgaben, wie zum<br />
Beispiel Fahrt- oder Handykosten werden<br />
natürlich erstattet.<br />
Wie wird diese Großveranstaltung eigentlich<br />
finanziert?<br />
Sebastian: Hauptsächlich durch Sponsoren<br />
und Fördergelder. Die 25 Euro Teilnahmebeitrag<br />
reichen nicht aus, um <strong>Es</strong>sen<br />
und Übernachtung zu decken. Sponsoren<br />
sind zum Beispiel das MedienKompetenz<br />
Forum Südwest, die AOK oder die Deutsche<br />
Bahn.<br />
Was ist das Hauptziel, das ihr in Zukunft<br />
mit eurer Arbeit und euren Angeboten<br />
erreichen wollt?<br />
Sebastian: Wir wollen noch mehr Jugendliche<br />
für die Medien begeistern. Denn<br />
die Arbeit mit den Medien ist wichtig für<br />
14 Noir Sonderausgabe Foto: Luca Leicht
Die Orgas sind weithin gut sichtbar unterwegs<br />
— und ständig im Dienst der JMT auf Achse<br />
die Gesellschaft. Journalisten schauen den<br />
Politikern auf die Finger und sorgen für<br />
Aufklärung.<br />
Kai: Seit es die <strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />
Württemberg gibt, hat sich schon vieles<br />
verbessert. So ist zum Beispiel die Finanzierung<br />
für Schülerzeitungen besser geworden,<br />
auch Vergünstigungen für Mitglieder<br />
wurden eingeführt. Der bundesweit einheitliche<br />
Jugend-Presseausweis hat eine<br />
immer größere Akzeptanz.<br />
Was ratet ihr Jugendlichen, die gerne im<br />
Journalismus arbeiten möchten?<br />
Sebastian: <strong>Es</strong> ist sehr wichtig, Praxiserfahrung<br />
zu sammeln und das Schreiben<br />
zu üben. Studieren kann man, was einem<br />
Spaß macht, man sollte aber auch an die<br />
Berufsaussichten denken. <strong>Es</strong> nutzt wenig,<br />
Fernöstliche Kulturgeschichte mit Nebenfach<br />
Ethnologie zu studieren. <strong>Es</strong> sei denn,<br />
es interessiert denjenigen tatsächlich brennend.<br />
Kai: Im Handbuch „Einstieg in den<br />
Journalismus“ findet man alles Wissenswerte<br />
zu diesem Thema. Außerdem kann<br />
man sich über Seminare und Praktika<br />
weiterbilden. Auch unser Verbandsmagazin<br />
„Noir“ bietet jungen Journalisten eine<br />
Plattform.<br />
Vielen Dank für dieses Gespräch.<br />
Okan Bellikli, Katharina Funk,<br />
Fabian Lippmann<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
Die Jugendmedientage <strong>BW</strong><br />
Wieso, weshalb, warum?<br />
Die Jugendmedientage sind dazu da, die<br />
Chance zu haben, Medien selbst zu produzieren.<br />
<strong>Es</strong> fängt an mit einfachen Grundlagen<br />
für die Schülerzeitung und reicht bis zum Layout<br />
einer ganzen Zeitung. Man kann sich auf<br />
fortgeschrittenem Niveau weiterbilden, lernen,<br />
im Team zu arbeiten und Verantwortung<br />
Projektleiter Sören Binder<br />
Unauffindbar und doch überall<br />
Als wichtiger Teil der Jugendmedientage<br />
(JMT) ist er tatsächlich sehr selten zu sehen,<br />
doch Fadenzieher haben das nun mal so an<br />
sich. Da uns Teilnehmern dieser Veranstaltung<br />
die gute Planung schon am ersten Tag<br />
aufgefallen ist, liegt die Frage nahe: Wer<br />
steckt hinter all dem?<br />
Auf die Einladung zu einem kurzen Interview<br />
bekomme ich ihn zum ersten Mal zu<br />
Gesicht. Ganz entgegen meiner Erwartungen<br />
scheint er mir sehr locker und ruhig, keinesfalls<br />
nervös. Auf die Frage, wie er sich fühle,<br />
antwortet Sören, dass die ganze Aktion auf jeden<br />
Fall eine stressige Angelegenheit sei und<br />
sein Handy immerzu klingele. Doch der Spaß,<br />
den er dabei habe, lasse sich durch nichts verderben:<br />
„Wenn ich daran denke, dass die Teilnehmer<br />
Spaß an der Sache haben und etwas<br />
lernen, dann lohnt es sich.“<br />
Sein Handy, das Sören auch während des<br />
Interviews in den Händen hält, spielt an diesem<br />
Wochenende in der Tat eine große Rolle.<br />
Bereits an den ersten beiden Veranstaltungstagen<br />
war das Organisationsteam immer fleißig<br />
dabei, ihn per Mobiltelefon mit vielerlei<br />
Fragen zu löchern: von PC-Problemen bis zu<br />
Terminänderungen.“Mindestens alle zehn<br />
Minuten klingelt mein Handy“, erzählt er.<br />
Zwei Minuten später, wie vorhergesagt, ertönt<br />
sein Klingelton.<br />
Ob er bei dem Stress überhaupt noch zum<br />
<strong>Es</strong>sen oder Schlafen komme? „Verzögert und<br />
immer nebenher“ ist seine Antwort. Da erüb-<br />
zu übernehmen. Die Jugendmedientage sind<br />
eine tolle Gelegenheit, Talent zu entdecken<br />
und zu fördern. 2005 fanden zum ersten Mal<br />
die Jugendmedientage statt, allerdings waren<br />
es nur einzelne Tage. Dieses Jahr fanden die<br />
JMT <strong>BW</strong> zum drittten Mal statt – und erstmals<br />
an einem ganzen Wochenende.<br />
Man hört von ihm - sieht ihn aber nicht. Die Rede ist nicht von einem Poltergeist,<br />
sondern vom 17-jährigen Sören Binder, dem Projektleiter der Jugendmedientage<br />
Baden-Württemberg 2007. Caroline Haro hat ihn getroffen und mit ihm über Handys,<br />
die Planung einer Großveranstaltung und die Vereinigten Staaten gesprochen.<br />
rigt sich fast meine nächste Frage und doch<br />
stelle ich sie: „Kommst du dazu, an den JMT<br />
teilzunehmen, in die Workshops mal reinzuschauen?“<br />
Nein, die paar Minuten, die ihm<br />
frei blieben, wolle er sich auch frei halten.<br />
Durchaus verständlich bei all der Arbeit.<br />
Wichtige Erfahrungen mache er trotzdem,<br />
auch wenn sie nicht innerhalb der Workshops<br />
stattfinden.<br />
Obwohl die Planungen bereits im Januar<br />
auf dem Aktiventreffen der <strong>Jugendpresse</strong> begonnen<br />
haben, gebe es Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Um das ganze Projekt, die zahlreichen<br />
Veranstaltungen und Seminare auf die Beine<br />
zu stellen, sind ein fünfköpfiges Kernteam<br />
und über 20 weitere Mitarbeiter rund um die<br />
Uhr im Einsatz.<br />
Ein Medienevent für über 100 Jugendliche<br />
zu organisieren und den Schulstress unter einen<br />
Hut zu bekommen – für Sören eine besondere<br />
Herausforderung, die er nicht scheut.<br />
Manchmal komme dabei die Schule zu kurz,<br />
nur eines wolle er nicht: Schwänzen.<br />
Ein Wochenende kaum geschlafen, wenig<br />
gegessen, den ganzen Tag auf den Beinen - da<br />
träumt auch Sören von Erholung: „Einfach<br />
weit wegfahren, am liebsten in die USA. Und<br />
das ganz ohne Laptop und Handy.“ Doch daraus<br />
wird wohl nichts: Der nächste Ferienjob<br />
steht an, schon am Tag nach den JMT. So ist<br />
er, der Mann im Hintergrund. Sören Binder<br />
– der Projektleiter der JMT – unauffindbar<br />
und doch überall.<br />
Noir Sonderausgabe<br />
15
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
alles F ü r d e n G u t e n Zw e c k<br />
Während Al Gore auf der Bühne des Live Earth Festivals Reden für den<br />
Klimaschutz schwingt, lachen sich große Konzerne ins Fäustchen<br />
L<br />
ängst haben sie die globale Reichweite<br />
von Festivals für ihre Geschäfte<br />
entdeckt. Denn für die<br />
Unternehmen spielen keineswegs nur moralische<br />
oder politische Beweggründe eine<br />
Rolle. Vielmehr stehen für sie wirtschaftliche<br />
Interessen im Vordergrund.<br />
„Konzerne wägen genau ab: Was kann<br />
mir nützen, was kann mir schaden“, sagt<br />
Sonja Eismann, Kulturwissenschaftlerin<br />
mit Spezialgebiet Popindustrie. Ein positives<br />
Image ist heutzutage alles – „aus<br />
reiner Nächstenliebe geschieht da nichts“,<br />
meint Eismann. Dabei sei der Wohlfühlfaktor,<br />
der sich bei den Konzerten auf die<br />
Produkte übertragen soll, entscheidend,<br />
sagt die Kulturwissenschaftlerin.<br />
Ein Beispiel von vielen ist das Elektronikunternehmen<br />
Philipps. Beim Live Earth<br />
Konzert 2007 war der Konzern einer der<br />
Hauptsponsoren. Mit dem Augenmerk<br />
auf den Klimaschutz sollte auf die neuen<br />
umweltschonenden Geräte aufmerksam<br />
gemacht werden. Doch nicht nur Philipps<br />
Michael Heinz, Referent des Layout-Workshops,<br />
im Dialog mit den Teilnehmern<br />
macht sich diese Marketingstrategie zu<br />
Nutzen. Auch Vertreter der Autoindustrie<br />
versuchen so ihre Zielgruppen zu erreichen<br />
und für ihre neuen Modelle zu werben.<br />
Getreu dem Motto „verbinde Lifestyle<br />
und Umweltschutz“ betrieb Smart den offiziellen<br />
Shuttle-Service für Künstler und<br />
Prominente beim Live Earth Festival. So<br />
meint Smart-Verkaufschef Anders Sundt<br />
Jensen: „Mit der Marke Smart wollen wir<br />
Menschen dazu anregen, bewusst zu leben,<br />
Bestehendes zu hinterfragen und offen<br />
für neue, zukunftsweisende Lösungen zu<br />
sein.“<br />
Ein umweltbewusstes Image – dies ist<br />
auch das Ziel von Chevrolet. Aber lassen<br />
sich schnelle Autos und Umweltschutz<br />
wirklich miteinander vereinbaren? Für die<br />
Unternehmen scheint die Rechnung aufzugehen,<br />
sonst würden sie nicht viel Geld<br />
in das Sponsoring von Wohltätigkeitskonzerten<br />
stecken.<br />
Gibt es überhaupt Musikfestivals jenseits<br />
der Marktmechanismen? „Totaler<br />
Layout Workshop<br />
Das Auge liest mit<br />
Die Firma Adobe ist wohl jedem bekannt,<br />
der sich mit Bildbearbeitung, Layout & Co.<br />
beschäftigt. Im Layoutworkshop mit Michael<br />
Heinz von der Zeitschrift „Auto Motor Sport“<br />
hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die<br />
Grundlagen von Adobe InDesign, einem der<br />
populärsten und beliebten Layoutprogramme,<br />
zu lernen.<br />
Der Workshopleiter beantwortete geduldig<br />
und kompetent alle Fragen und gab im Vorraus<br />
Tipps zu Aufbau und Gestaltung eines ansprechenden<br />
Layouts. Dank dieser Hilfe kamen alle<br />
Teilnehmer gut mit dem Programm zurecht<br />
und haben sich ein Wissen erarbeitet, auf das<br />
sich gut aufbauen lässt.<br />
Nobelpreisgewinner Al Gore während einer<br />
Rede auf einem der Live-Earth-Konzerte<br />
Humbug“, meint Werner Stiefele, erfahrener<br />
Musikjournalist aus Stuttgart, „diese<br />
Vision ist absolut unrealistisch“. Unternehmen<br />
haben dies schon vor geraumer<br />
Zeit erkannt. Für ein gutes Image zahlen<br />
sie Millionen. Um es auf den Punkt zu<br />
bringen: Bei der Kommerzialisierung stellen<br />
Benefizkonzerte leider keine Ausnahme<br />
dar.<br />
Ann-Katrin Siekemeier,<br />
Julia Spiesberger<br />
Film Workshop<br />
Klappe zu und Action<br />
Sie flimmern weltweit über die Bildschirme<br />
und bringen das aktuelles Geschehen<br />
aus aller Welt in unsere heimischen vier<br />
Wände.<br />
Dass viel Arbeit dahinter steckt bis eine<br />
TV-Nachricht entsteht, lernen die Teilnehmer<br />
des Filmworkshops. Ihnen wurden von<br />
Jonas van de Löcht, Produktionsassistent,<br />
und Gün Aydemir von Artists & Clients<br />
eine theoretische Einführung in die Grundlagen<br />
des Films geboten. Nach der Analyse<br />
von Werbespots und einem Musikvideo,<br />
drehten sie Szenen an den originalen Schauplätzen<br />
nach. Im Anschluss haben wurden<br />
diese besprochen und bearbeitet.<br />
16 Noir Sonderausgabe Fotos: Brendan Smialowski/Getty Images; Sebastian Czub
l i t Z l i c h t G e w i t t e r<br />
Der beliebteste Workshop dieses Jahr<br />
war zweifellos der Fotoworkshop<br />
D<br />
er Workshop „Fotographie“<br />
beschäftigte sich mit der<br />
Theorie und Praxis der fotografischen<br />
Berichterstattung. Von der<br />
Vorbereitung einer Aufnahme und der<br />
Technik über die Bildbearbeitung bis<br />
zum Foto- und Urheberrecht, konnten<br />
die Teilnehmer alles über die Welt des<br />
Bildjournalismus erlernen.<br />
Zuerst musste geklärt werden, was<br />
„Bildjournalismus“ eigentlich bedeutet<br />
und was das Tätigkeitsfeld eines<br />
Journalisten dieses Bereichs beinhaltet.<br />
Anschließend lernten die Teilnehmer<br />
alles über das Werkzeug des<br />
Fotojournalisten: den Fotoapparat,<br />
dazu Bildausschnitte, Gestaltung,<br />
Objektive und Formate. Dazwischen<br />
gab es immer die Möglichkeit, Fragen<br />
an die Referentin und professionelle<br />
Fotographin Carina C. Kircher zu<br />
stellen. Um das gelernte Wissen umzusetzen,<br />
wurden die Jugendlichen zur<br />
Podiumsdiskussion geleitet, wo sie ihr<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
neu erlerntes Wissen gleich umsetzen<br />
konnten.<br />
In einem weiteren Schritt wurden<br />
die Workshop-Teilnehmer in die Kunst<br />
der Bildbearbeitung eingeführt. Sie<br />
lernten dabei, wie man mit Hard- und<br />
Software umgehen muss und damit<br />
Fotos bearbeitet. Zum Abschluss wurden<br />
Fragen zum Foto-, Urheber- und<br />
Persönlichkeitsrecht sowie zum Honorar<br />
und zur fairen Bezahlung geklärt.<br />
Teilnehmer Fotoworkshop<br />
Bei den JMT ist voller Körpereinsatz für<br />
das perfekte Bild gefragt.<br />
OriGinal-impressum d e r ju G e n d m e d i e n t aG s-au s G a b e *<br />
Redaktion (Zeitung & DVD):<br />
Hanna Alene, Oliver Ascherl, Lukas<br />
Bach, Annkathrin Barkenings, Martika<br />
Baumert, Annabell Bayer Oves, Okan Bellikli,<br />
Miriam Berner, Nikola Blaschke, Maria<br />
Blenich, Simon Bohn, Annalena Bottmann,<br />
Marc Broens, Silke Brüggemann,<br />
Chantal Busse, Tabea Bußmann, Nupelda<br />
Ciftci, Pirmin Clossé, Sebastian Czub, Felix<br />
Deiters, Manuel Dietz, Susan Djahangard,<br />
Timo Dorsch, Johanna Feld, Isabel Fichter,<br />
Paula Frank, Nicole Freihoff, Ann-Kathrin<br />
Freude, Steffen Frys, Katharina Funk,<br />
Gabriel Fürst, Charlotte Gauckler, Julia<br />
Geßner, Tamara Gröber, Philipp Günther,<br />
Ingrid Hanschke, Carolin Haro, Corinna<br />
Hartling, Sebastian Häuslein, Johanna<br />
Heuer, Lena Heuer, Angelika Hinz, Lukas<br />
Hoffmann, Lea Hokenmaier, Simon Holdermann,<br />
Svenja Horn, Benita Hummel,<br />
Philip Kanwischer, Wlada Kasper, Caterina<br />
Kattler, Olga Kiefer, Laura König, Bianca<br />
Krauss, Lisa Kressin, Miriam Kurz, Tanja<br />
Lau, Sabrina Lehrer, Nele Link, Fabian<br />
Lippmann, Michaela Mack, Gamze Mandaci,<br />
Patrick Mayer, Ronja Morgenthaler,<br />
Marcus Müller, Verena Negwer, Jasmin Pfirsing,<br />
Asuvini Ratnamaheson, David Rau,<br />
Daniel Reeß, Sarah Renner, Marcel Rich-<br />
Foto: Annalena Bottmann<br />
ter, Helen Roob, Sonja Ruhland, Johannes<br />
Schäfer, Marie-Christine Scheffold, Sandra<br />
Scherbarth, Pascal Schill, Andrea Schill,<br />
Ulrike Schirmer, Anna Schmauder, Veronika<br />
Schmid, Alexander Schmitz, Sarah<br />
Scholl, Melanie Schollenberger, Hannah<br />
Schüller, Nora Schütze, Nikolai Sexauer,<br />
Ann-Kathrin Siekemeier, Julia Spiesberger,<br />
Kevin Spitta, Silke Steinbrenner, Nadine<br />
Tannreuther, Nur Tetkin, Charlott-Amélie<br />
Teutsch, Anne Theimer, Patricia Vanek,<br />
Lisa Villing, Paul Volkwein, Hendrik von<br />
Raven, Alice Watmann, Stephan Westphal,<br />
Ann-Katrin Wieland, Jürgen Woidschützke<br />
und alle anderen Teilnehmern die wir hier<br />
vergessen haben...<br />
Ebenso danken wir ganz herzlich den<br />
Referenten und Workshopleitern Simone<br />
Drescher, Christoph Lindemann, Oliver<br />
Wihofszki, Eva Rothfuß, Miriam Kumpf,<br />
Carina Kircher, Michael Heinz, Mirko Drotschmann,<br />
Gün Aydemir, Jonas van de Löcht<br />
und Frauke Müller<br />
Wir (das 18 Std.-Layout-Team) danken:<br />
- den Red-Bull-Blondinen,<br />
- dem teuren Kaffeeautomaten im<br />
Seminar,<br />
- dem Poltergeist,<br />
- Ferrero für die Strandnasen,<br />
- den zwölf stinkenden Laptops,<br />
- allen, die auf der Party waren und für<br />
uns mitgetrunken haben,<br />
- Sebastians sensibler Direktheit,<br />
- Frauke, die unsere Gesichter von den<br />
Spuren der durcharbeiteten Nacht<br />
befreien wird<br />
- Simons Geldbeutel,<br />
- Sebastians Dönergeld,<br />
- Tobias‘ ermunterndem „Sei kreativ!“,<br />
- Adobe für die tollen Testversionen von<br />
Photoshop, InDesign und Lightroom,<br />
- Fabian für seinen aufmunternden und<br />
sehr belustigenden Wutausbruch um<br />
kurz vor vier...,<br />
- der Zeitumstellung (ohne die zusätzliche<br />
Stunde wär‘s wirklich verdammt knapp<br />
geworden!!!),<br />
- dem Dönerladen dem die Frauen<br />
vertrauen<br />
- Mirko und DASDING für „Ehrlichkeit<br />
und den ganzen Schrott...“<br />
- Miriam für den Zusammenbau der<br />
Ü-Eier-Figuren die uns stundenlang beim<br />
Layouten motiviert haben,<br />
- Luca und Tobi für die hoffentlich sichere<br />
Fahrt nach Sersheim zum Kopierer.<br />
* Die Ausgabe der Jugendmedientage wurde innerhalb von 18 Stunden am Stück (!!!) gelayoutet, kopiert und getackert, um sie am<br />
Sonntagmorgen allen Teilnehmern, Referenten und Helfern als Veranstaltungszeitung mit nach Hause geben zu können.<br />
impressum<br />
Noir ist das junge Magazin der<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />
Württemberg e.V.<br />
Sonderausgabe Oktober 2007<br />
Erschienen im Dezember 2007<br />
Herausgeber<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Baden-Württemberg e.V.<br />
Schlossstr. 23<br />
74372 Sersheim<br />
Tel.: 07042 831718<br />
Fax: 07042 831740<br />
www.jpbw.de<br />
buero@jpbw.de<br />
Schlussredaktion (ViSdP)<br />
Tobias Fischer<br />
(Anschrift wie Herausgeber)<br />
tobias.fischer@noirmag.de<br />
Layout<br />
Tobias Fischer, Simon Staib, Luca Leicht<br />
Fabian Sommer, Miriam Kumpf, Katrin Ehmke<br />
layout@noirmag.de<br />
Titelbilder<br />
Sebastian Czub (2x), Luca Leicht,<br />
Annalena Bottmann<br />
Redaktion<br />
<strong>All</strong>e Teilnehmer des Workshops „Redaktionsorganisation“<br />
sowie Miriam Kumpf,<br />
Katrin Ehmke und Tobias Fischer<br />
redaktion@noirmag.de<br />
Anzeigen, Finanzen, Koordination<br />
Sebastian Nikoloff<br />
anzeigen@noirmag.de<br />
sebastian.nikoloff@noirmag.de<br />
Druck<br />
Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Bruchsal<br />
www.horn-druck.de<br />
Noir kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement<br />
1,40 Euro pro Ausgabe (8,40 im Jahr,<br />
Vorauszahlung, Abo jederzeit kündbar).<br />
Bestellung unter der Telefonnummer 07042<br />
831718 oder per Mail an abo@noirmag.de.<br />
Für Mitglieder und Interessenten der <strong>Jugendpresse</strong><br />
<strong>BW</strong> ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Noir wird gefördert von der Youth Bank Mannheim.<br />
Noir Sonderausgabe<br />
17
am e r i k a s ra d i O s e n d e r<br />
G e G e n j u n G e mu s i k e r i n n e n<br />
Durch einen ungeschickten Kommentar über den amerikanischen<br />
Präsidenten löste die Musikgruppe „The<br />
Dixie Chicks“ aus Texas einen großen Skandal aus<br />
N<br />
äheres über den daraus resultierenden<br />
Einschnitt in der Karriere der Dixie<br />
Chicks konnten die Teilnehmer der<br />
Jugendmedientage am Eröffnungsabend bei der<br />
Kinovorführung von „Shut up and sing“ erfahren.<br />
Beeindruckend fand den Film auch Susan<br />
Djahangard, die über den Doku-Film berichtet<br />
und weitere Meinungen eingefangen hat.<br />
The Dixie Chicks, das sind drei junge<br />
Countrymusikerinnen aus den USA,<br />
hinter denen kaum einer selbstbewusste<br />
Frauen mit eigener politischer Meinung<br />
vermutet. Der Film „Shut up and Sing“<br />
dokumentiert die tragische Geschichte der<br />
weltweit erfolgreichen Band aus Texas.<br />
Während eines Konzerts 2003 in London<br />
äußert sich Nathalie Maines, Frontfrau<br />
der Dixie Chicks, ohne große Hintergedanken<br />
provozierend gegenüber dem<br />
amerikanischen Präsidenten. Als Scherz<br />
gedacht, meint die Leadsängerin, dass sie<br />
sich schämen würde, dass George W. Bush<br />
ebenfalls aus Texas komme. Kurz vor dem<br />
Irak-Krieg stößt dies auf großen Widerspruch<br />
unter der amerikanischen Bevölkerung<br />
und löst in den USA einen großen<br />
Skandal aus.<br />
Kommentar ~ Politische Musik damals und heute<br />
Die heutige Jugend wird scheinbar immer<br />
unpolitischer, doch woran liegt das? Ein Grund<br />
könnte die aktuelle Musik sein. Die Zeiten,<br />
in denen man zum Woodstockfestival pilgerte<br />
und mit Überzeugung Häuser besetzte, sind definitiv<br />
vorbei. Stattdessen strömen die Massen<br />
zu diversen Castingshows und halten SPD für<br />
eine Hautcreme. Doch dieser Zustand ist sehr<br />
gefährlich. Schon seit Jahren nimmt die Wahlbeteiligung<br />
drastisch ab. Ein Aspekt könnte die<br />
18<br />
Noir Sonderausgabe<br />
Jugendmedientage Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart<br />
Der Film verdeutlicht, wie eine Randbemerkung<br />
von den Medien aufgebauscht<br />
werden kann. Die amerikanischen Radiosender<br />
weigerten sich in Folge der Aussage<br />
von Nathalie Maines, Songs der Dixie<br />
Chicks zu spielen. Beeinflusst durch die<br />
Medien vernichteten viele einstige Fans<br />
ihre CDs und protestierten öffentlich.<br />
Sogar George W. Bush äußerte sich persönlich<br />
im Fernsehen zu dem Vorfall. Erstaunt,<br />
was sie ausgelöst hatten, bezog die<br />
Band öffentlich Stellung, welcher jedoch<br />
kaum Beachtung geschenkt wurde.<br />
Durch den Verlust eines Großteils ihrer<br />
Fans und die mangelnde Präsenz in der<br />
Öffentlichkeit nahm der Erfolg der Dixie<br />
Chicks stark ab und es dauerte mehrere<br />
Jahre, bis sich die Band zurück in die<br />
Charts kämpfen konnte.<br />
Im Rahmen der Jugendmedientage Baden-Württemberg<br />
wurde den Teilnehmern<br />
die Dokumentation „Shut up and Sing“<br />
in einem Stuttgarter Kino vorgeführt.<br />
Die jungen Medienmacher äußerten sich<br />
durchweg positiv. Die 16-jährige Schülerin<br />
Paula Frank aus Weinheim hatte vorher<br />
nichts von den Dixie Chicks gehört, findet<br />
es jedoch beeindruckend, „was für eine<br />
fortschreitende Kommerzialisierung der Musik<br />
sein. Wo landen wir denn in zehn Jahren, wenn<br />
sich die Jugendlichen nur noch von Bands<br />
wie Monrose berieseln lassen? Aber auch hier<br />
gibt es kleine Lichtblicke: zum Beispiel Bands<br />
wie Freundeskreis oder Tocotronic. Doch der<br />
Großteil der Musiker und Labels sieht es wie<br />
Thees Uhlmann (Leadsänger von Tomte): „Der<br />
Künstler sollte seine verdammte Kunst machen<br />
und nicht die Welt verändern“. Platten-Labels<br />
Auswirkung ein Satz auf eine ganze Nation<br />
haben kann“. Silke Brüggemann, Studentin<br />
aus Waiblingen, bezeichnet es als „interessant<br />
zu sehen, wie drei junge Frauen<br />
durch diese provokante Nebenbemerkung<br />
ihr politisches Engagement entdecken“.<br />
„Shut up and sing“ ist auch für an der<br />
Countrymusik Nicht-Interessierte empfehlenswert.<br />
<strong>Es</strong> ist spannend und unterhaltsam<br />
für jeden zu sehen, wie stark der Einfluss<br />
der Medien ist und welche Auswirkungen<br />
eine achtlose Bemerkung mit sich bringen<br />
kann. Direkt auf die Band bezogen wirft<br />
der Film einen neuen Blick auf die Musikgruppe<br />
Dixie Chicks und regt dazu an, ein<br />
größeres Augenmerk auf den Inhalt ihrer<br />
Texte zu legen und sich Gedanken darüber<br />
zu machen. Die Teilnehmer der Jugendmedientage<br />
haben dies getan - und die<br />
Podiumsdiskussion am Samstag griff das<br />
spannende Thema nochmals auf.<br />
Susan Djahangard<br />
zum Beispiel fänden ein politisches Statement<br />
von ihrem Künstler nicht so prickelnd, da ihnen<br />
durch dieses Statement, wenn es sich nicht<br />
gerade um „Bush-Bashing“ handelt, viel Geld<br />
durch die Lappen gehen würde. Trotzdem<br />
sollten die Musiker die Möglichkeit nutzen,<br />
ihre Stücke ein bisschen zu politisieren und<br />
ihre Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft<br />
wahrzunehmen. Patrick Mayer,<br />
Nur Tetkin, Ronja Morgenthaler
Die Jugendmedientage 2007 waren eine Veranstaltung der<br />
und wurden von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:<br />
Motor Presse Stuttgart • eMeNeS GmbH • Philologenverband <strong>BW</strong><br />
Subway Stuttgart (Tübinger Str.) • Förderprogramm DieGesellschafter.de<br />
Innenstadt Kinos Stuttgart • Burda Journalistenschule
Die Jugendmedientage 2007 waren eine Veranstaltung der<br />
und wurden von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:<br />
Motor Presse Stuttgart • eMeNeS GmbH • Philologenverband <strong>BW</strong><br />
Subway Stuttgart (Tübinger Str.) • Förderprogramm DieGesellschafter.de<br />
Innenstadt Kinos Stuttgart • Burda Journalistenschule