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Macht Und Ein? - Jugendpresse BW

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Politik<br />

Gefährlich: Noir-<br />

Autoren beim<br />

Nato-Gipfel<br />

Ausgabe 10 (Mai '09)<br />

<strong>Macht</strong> und <strong>Ein</strong>fl uss<br />

Selbstbestimmt statt fremdgesteuert?<br />

Kultur<br />

Hörenswert:<br />

Soha singt in<br />

drei Sprachen<br />

Special<br />

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Zum 10. Heft:<br />

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~ Editorial ~<br />

BÜHNE DER MACHT<br />

Abraham Lincoln kannte weder Reality-Shows noch<br />

Rockfestivals. Zu Lincolns Zeiten funktionierte Politik<br />

anders als heute. Doch Lincoln sagte Sätze, die zeitlos<br />

sind: „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen,<br />

so gib ihm <strong>Macht</strong>.“ Heute, 150 Jahre später, steht Barack<br />

Obama auf der Bühne der <strong>Macht</strong>. Er versteht mehr von Reality-Shows<br />

und Rockfestivals als jeder andere Politiker vor<br />

ihm. Obama ist selbst ein Popstar. Bisher scheint sein Charakter<br />

nicht unter der enormen <strong>Macht</strong> zu leiden. Obama,<br />

so scheint es, möchte seine Wahlversprechen halten. Doch<br />

nicht immer sind die Mächtigen mit einem guten Charakter<br />

gesegnet. Viel zu oft wird <strong>Macht</strong> missbraucht. Viel zu oft<br />

sind die Mächtigen sich ihrer Verantwortung nicht bewusst:<br />

Banker, die Milliarden verzocken, Manager, die Unternehmen<br />

in den Konkurs treiben, Diktatoren, die ihr Volk unterdrücken.Doch<br />

es gibt Möglichkeiten, <strong>Macht</strong> zu begrenzen<br />

und die Mächtigsten zu kontrollieren. <strong>Ein</strong>e davon ist eine<br />

funktionierende Presse.<br />

NOIR ist ein Teil der Presselandschaft in Deutschland.<br />

Zugegeben: Unsere Auflage ist nicht mit der ZEIT oder dem<br />

SPIEGEL vergleichbar. Doch NOIR hat andere Qualitäten:<br />

NOIR wird ausschließlich von Jugendlichen gemacht: Wir<br />

sind mal verspielt, mal ernst, und haben einen kritischen<br />

Blick – auch auf die Mächtigen unserer Gesellschaft. <strong>Und</strong><br />

das seit 10 Ausgaben! NOIR gibt Jugendlichen die <strong>Macht</strong>,<br />

eigene Artikel zu schreiben. Doch wir haben unseren guten<br />

Charakter bewahrt. Wenn das Abraham Lincoln sehen<br />

könnte …<br />

Fotos: "Nina L" / Jugendfotos.de (groß); photocase.de / User: "madochab" (o.r.)<br />

Hilfe, wie spreche ich sie an? Nina Deissler<br />

gibt auf Seite 8 Flirt-Tipps – für sie und ihn<br />

Inhalt – Noir 10<br />

002 Lifestyle. Markenmacht<br />

003 Wissen. Tierische Nachbarn<br />

004 Thema. Massenveranstaltungen<br />

008 Interview. Flirttipps<br />

009 Thema. Unterbewusstsein<br />

011 Thema. Die Kirche im Dorf<br />

012 Reportage. Auf vier Rädern<br />

014 Politik. Gipfeltreffen<br />

015 Politik. Versammlungsfreiheit?<br />

016 Politik. Date am 7. Juli<br />

018 Kultur. Leichenschau<br />

019 Kultur. <strong>Ein</strong> Satz, drei Sprachen<br />

020 Kreativ. Kurzgeschichte<br />

021 Sport. Millionär macht Fußball<br />

022 Querbeet. Licht im Dunkeln<br />

023 Intern. Wer hinter Noir steckt<br />

024 Special. Die Noir und ich<br />

001 Editorial<br />

023 Impressum<br />

1


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

ALLES MARKE ODER WAS?<br />

Marken – tagtäglich sind wir von ihnen umgeben. Sie sind mitten unter uns.<br />

<strong>Und</strong> sie haben menschliche Charakterzüge<br />

Marken verselbständigen sich. Bei<br />

manchen Produkten hat eine Marke<br />

die funktionelle Bezeichnung komplett<br />

verdrängt. Wir trinken „Cola“ statt<br />

„koffeinhaltiger Limonade“ und benutzen<br />

„Tempos“ statt „Papiertaschentücher“.<br />

Dieses Phänomen tritt übrigens auch in<br />

anderen Sprachen auf: Im Englischen sagt<br />

man „to hoover“ fürs Staubsaugen und in<br />

Frankreich kärchert nicht nur Monsieur<br />

Sarkozy die Straßen (symbolisch jene der<br />

Vorstädte – worüber die Firma Kärcher<br />

Hochdruckreiniger entsetzt war und sich<br />

distanzierte).<br />

Marken entwickeln ein Eigenleben. Vor<br />

zehn Jahren hätte niemand mit dem Begriff<br />

„googlen“ etwas anfangen können,<br />

heute wird er gleichbedeutend mit „im<br />

Internet suchen“ verwendet. Google ist<br />

unangefochtener Marktführer bei dieser<br />

Dienstleistung. Solch eine Vorherrschaft<br />

birgt allerdings auch ihre Schattenseiten:<br />

Keiner kann sagen, was mit all den Daten<br />

passiert, die die Firma in Profilen über<br />

jeden einzelnen Internetnutzer sammelt.<br />

Wir werden gläserne Menschen!<br />

Wer hat das<br />

Geld dazu?<br />

Marken erobern die Welt. Wie kein anderes<br />

Produkt versinnbildlicht der Siegeszug<br />

von Coca Cola die Amerikanisierung<br />

der Erde. Selbst in entlegenen Winkeln<br />

von Afrika kann man sie kaufen. Mit<br />

dieser Dominanz der westlichen Kultur<br />

ging dort ein Wandel des Lebensstils einher.<br />

Doch kann man das auf die Kolonialisierung<br />

durch Marken zurückführen?<br />

Teilweise ja – sie haben mit ihrem Image<br />

sicherlich dazu beigetragen, den Westen so<br />

verlockend erscheinen zu lassen und nachzuahmen.<br />

Große Unternehmen wie Nestlé oder<br />

Coca Cola kaufen die lokale Wasserversorgung<br />

in Ländern wie Indien auf, um das<br />

„Läuft da nicht etwas falsch in dieser Welt?“<br />

Wasser dann zu Geld zu machen, indem<br />

sie es zu überhöhten Preisen an die lokale<br />

Bevölkerung verticken.<br />

Ist diese weltweite Kommerzialisierung<br />

nicht zuviel <strong>Macht</strong> der Marken? Läuft da<br />

nicht etwas falsch in dieser Welt? Marken<br />

bekämpfen einander. Schon im Kindergarten<br />

herrscht der Kampf Adidas gegen<br />

Nike. Kaum ein Schulanfänger, der diese<br />

Teilung der Welt nicht kennt.<br />

Beim Fußball tritt sie offensichtlich zu<br />

Tage. Je nachdem, ob ein mit den drei<br />

Streifen ausgestattetes Team gewinnt oder<br />

verliert, steigt oder fällt der Aktienkurs. Ist<br />

das nicht pervers?<br />

Geht man nachts durch die <strong>Ein</strong>kaufsmeilen<br />

einer beliebigen Großstadt, glänzen<br />

die Auslagen in den Schaufenstern:<br />

Funkelnde Edelsteine, blitzend polierte<br />

Gürtelschnallen, ausgefallene Outfits, das<br />

alles zu astronomischen Preisen. Dicht an<br />

dicht drängen sich die Markenschilder:<br />

Gucci, Prada, Hugo Boss.<br />

Ich frage mich: Wer soll sich das alles<br />

kaufen? Wer hat das Geld dazu, ist bereit,<br />

für einen Fetzen Stoff ein halbes Vermögen<br />

zu zahlen?<br />

Marken sind ein Ausdruck von Qualität.<br />

Nicht immer jedoch entscheidet dabei allein<br />

die objektive Qualität, sondern auch<br />

die ihr zugesprochene. Man könnte sagen,<br />

eine Marke ist eine Erwartungshaltung:<br />

Sie zeigt an, was ich von einem Produkt<br />

erwarten kann. Klar steckt dabei auch<br />

immer Image mitdrin. Wer einen Porsche<br />

vor der Tür stehen hat, dem geht es bei<br />

weitem nicht allein um einen fahrbaren<br />

Untersatz. Es geht auch oft nur nachrangig<br />

um Leistung. Nein, es ist wohl das Design,<br />

vor allem aber das besondere Image, das<br />

man sich erkauft, und das berauschende<br />

Gefühl, sich etwas Besonderes leisten zu<br />

können.<br />

Marken schaffen Identifikation des Käufers<br />

mit ihr. <strong>Und</strong> dieses Gefühl ist bares<br />

Geld wert. Alexander Hoffmann<br />

2 Noir Nr. 10 (Mai 2009) Foto: Jan Zaiser


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

Auto an der Steckdose<br />

<strong>Ein</strong> Stückchen Zukunft gab es auf dem Genfer<br />

Autosalon zu sehen, als zum ersten Mal<br />

der Grüne Pavillon eröffnet wurde. Dass<br />

die Idee vom Elektroauto bald Realität sein<br />

könnte, bewies der MiEV von Vorreiter Mitsubishi.<br />

Es ist das erste in Serie produzierte<br />

Auto, das ausschließlich von einem Elektromotor<br />

angetrieben wird, und soll zwischen<br />

2010 und 2011 reif für den Markt sein. Aber<br />

auch die anderen namhaften Hersteller wie<br />

BMW mit dem E-Mini oder Mercedes mit<br />

dem E-Smart lassen sich nicht lumpen und<br />

stehen mit ihren Studien auf den Teststrecken.<br />

Betrieben werden die Mobile der Zukunft<br />

von Lithium-Ionen-Akkus, die an der<br />

Steckdose geladen werden können. Um die<br />

dafür benötigten Strommengen bereitzustellen,<br />

werden derzeit Kooperationen mit Automobilherstellern<br />

und Energielieferanten<br />

gegründet, um ein europaweites E-Tankstellen-Netz<br />

aufzubauen.<br />

Für Sparfüchse ist die Anschaffung trotz<br />

der geringen Kosten im Verbrauch derzeit<br />

jedoch noch nicht zu empfehlen, da die Anschaffungskosten<br />

noch deutlich über dem<br />

vergleichbaren Modell mit Verbrennungsmotor<br />

liegen. Luca Leicht<br />

Animal Farm<br />

Waschbären, die Mülltonnen durchwühlen?<br />

Wildschweine auf unseren Straßen? Feldhasen<br />

auf Radwegen? Phänomene, die immer<br />

öfter zu beobachten sind. Immer mehr Wildtiere<br />

zieht es in die Stadt. Doch warum flüchten<br />

diese Tiere aus ihrer natürlichen Umgebung?<br />

Diese Flucht hat folgenden Grund: Im<br />

Laufe der letzten Jahrzehnte verschlechterten<br />

sich die Lebensbedingungen der Tiere in der<br />

freien Wildbahn immer mehr. Durch die<br />

<strong>Ein</strong>griffe des Menschen wurde ihr Lebensraum<br />

teilweise oder gar gänzlich zerstört.<br />

Ihnen wird Nistplatz, Rückzugsmöglichkeit<br />

und Nahrungssuche erschwert. Für viele<br />

Wildtiere ist es schlicht „bequemer“ in der<br />

Stadt zu leben. Auf eine gute Nachbarschaft,<br />

Familie Wildschwein! Lisa Cramer<br />

Fotos: Egon Häbich / PIXELIO (o.l.); "Paul Fleischer" (groß), "Kai Döring" (u.l.) / Jugendfotos.de<br />

ZERSTÖRUNG EINER<br />

JUNGEN SEELE<br />

Zermürbt von Folter und isoliert von Mitgefangenen lebten<br />

Stasi-Häftlinge unter miserablen Bedingungen<br />

Es ist dunkel. Im Hintergrund ist<br />

ein gleichmäßiges Fiepen zu hören.<br />

Woher es kommt, weiß er nicht, denn in<br />

diesem kleinen Raum ist kein Fenster,<br />

keine Lampe. Noch nicht einmal ein<br />

kleiner Türschlitz, durch den Licht fallen<br />

könnte. In seiner Zelle in der Haft-<br />

anstalt Berlin-Hohenschönhausen sitzt<br />

der 18-jährige Rainer Dellmuth zusammengekauert<br />

auf seiner Holzpritsche.<br />

Warum er hier ist? Ihm wird „versuchte<br />

Republikflucht“ und „staatsgefährdende<br />

Hetze“ vorgeworfen.<br />

Plötzlich sind dumpfe Schritte zu hören,<br />

sie kommen näher und näher. <strong>Ein</strong><br />

Schlüsselbund rasselt, dann öffnet sich<br />

die Tür der Isolierzelle. <strong>Ein</strong>e raue, starke<br />

Stimme bestimmt: „Kommen se'! Los,<br />

geh'n se'!“<br />

Es ist düster hier im „U-Boot“. So wird<br />

der Hochsicherheitstrakt im Keller der<br />

Haftanstalt genannt. Entkommen? Unmöglich.<br />

<strong>Ein</strong> alter, modrig stinkender<br />

Gang, links und rechts winzige Zellen<br />

aneinander gereiht.<br />

Rainer Dellmuth wird in einen kleinen<br />

Raum gebracht. Ihm steht eine Wasserfolter<br />

bevor: Er wird gefesselt, dann<br />

lassen sie ihm in unregelmäßigen Ab-<br />

ständen kaltes Wasser auf seine Stirn<br />

tropfen.<br />

Solch eine Anwendung über Stunden<br />

hinweg verursacht Stresszustände und<br />

schwere psychische Schäden. Freigang<br />

in einem Käfig in strömendem Regen<br />

oder systematischer Schlafentzug durch<br />

tagelanges Verhör waren weitere Methoden.<br />

„Es gab sogar Vorschriften, wie man<br />

schlafen musste.“, berichtet Dellmuth.<br />

Oft saß oder stand man beim Schlafen.<br />

„Wer liegen durfte, hatte Glück.“<br />

„Tagsüber lief ununterbrochen eine<br />

Kreissäge, im Hochsommer wurde die<br />

Heizung auf volle Stärke aufgedreht.“<br />

Heute versucht Dellmuth durch Vorträge<br />

über die Geschehnisse hinweg zu<br />

kommen. „So wie man rein kam, kommt<br />

man nicht wieder raus.“ Heute hasst er<br />

es beispielsweise, eine Tür hinter sich<br />

zu schließen. „In meiner Wohnung sind<br />

alle Türen offen.“<br />

Das Ziel der Haft war die Zerstörung der<br />

Psyche des Menschen. „Die Stasi hat aus<br />

der Nazizeit gelernt und die Methoden<br />

verfeinert“, so Rainer Dellmuth. Sein<br />

bitteres Fazit: „Die waren besser als die<br />

GeStaPo.“ Christina Ott<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

3


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

4<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

WAHLKAMPF ALS REALITYSHOW<br />

Die <strong>Macht</strong> der Masse, die Beeinfl ussung der Wähler, die Inszenierung von Politik und Wahlkampfkandidaten:<br />

Der US-Wahlkampf 2008 war ein schillerndes Beispiel für die moderne Form der Politikvermittlung.<br />

Katharina Tomaszewski war zu dieser Zeit in Amerika und live bei den Wahlkampfreden dabei<br />

Zehntausend kreischende Studenten<br />

und Schüler, Metalldetektoren, bewaffnete<br />

Polizisten und eine Marketingmaschinerie<br />

wie bei einem Popstar.<br />

Massenveranstaltungen mit Sicherheitskontrollen,<br />

bei denen nicht einmal eine<br />

Wasserflasche erlaubt war, Gastredner,<br />

welche mit ihren Anfeuer-Rufen die Massen<br />

bis zur Hysterie aufheizten, Scharfschützen<br />

auf den umliegenden Häuserdächern,<br />

T-Shirt-Wurfaktionen und eine<br />

Stimmung wie auf einem Rockfestival<br />

– so sah der Wahlkampf 2008 mit Obama,<br />

Clinton und Mc Cain aus. <strong>Ein</strong><br />

hervorragendes Beispiel für den <strong>Ein</strong>fluss<br />

von Massenveranstaltungen.<br />

Heiße Kampagnen mit Spitzenkandidaten<br />

und Massenpublikum<br />

auf dem Campus; Was in<br />

Deutschland kaum vorstellbar<br />

wäre, war hier tägliche<br />

Realität. Vor allem das<br />

Wahlrennen der<br />

Demokraten<br />

erinnerte an<br />

eine Reality-<br />

Show.<br />

Foto: Katharina Tomaszewski<br />

Während meines Auslandsstudiums im<br />

US- Westküstenstaat Oregon konnte ich<br />

das hautnah miterleben. Hillary Clinton,<br />

Barack Obama und Bill Clinton haben<br />

hier ihre Wahlreden gehalten und ich war<br />

dabei.<br />

Allein die Wahlkampfwerbung kostete<br />

mehrere Milliarden Dollar. <strong>Ein</strong> Farbiger<br />

und eine Frau, die beide für das Amt des<br />

44. amerikanischen Präsidenten kandidierten,<br />

so vielfältig war der Wahlkampf<br />

noch nie. Im Vorfeld wurden penibel die<br />

Pro- und Kontra-Listen mit Wahlargumenten<br />

für die beiden Demokraten gegenübergestellt<br />

und heftig diskutiert.<br />

„Sieht Obama nicht geil aus?“, fragte<br />

mich meine Freundin Lisa während der<br />

Wahlrede. Darüber hatte ich mir ehrlich<br />

gesagt noch nie Gedanken gemacht,<br />

schließlich geht es hier doch um Politik,<br />

dachte ich. „Bill, I love you!“, schreit mein<br />

linker Nebensteher und bester Freund Pierre-Anthony.<br />

Der Austauschstudent aus<br />

Annecy war bekennender Politik-Junkie.<br />

Mir war jedoch neu, dass er auch Männern<br />

Liebeserklärungen macht.<br />

Während ich mich bei Hillarys Rede<br />

schüchtern in den hinteren Reihen befand,<br />

steigerte sich mein Selbstvertrauen<br />

beim Auftritt Obamas; Ich drängelte mich<br />

durch die Menschenmassen, bis ich nur<br />

noch zwei Meter vom jetzigen US-Präsidenten<br />

entfernt war.<br />

Bei Bill Clinton stellte ich mich bereits<br />

am frühen Mittag in die Schlange, so dass<br />

ich am Schluss sogar in der ersten Reihe<br />

stand.<br />

Nach seiner Werberede für Hillary<br />

trat er zu der ersten Reihe vor und<br />

schüttelte jedem die Hand. In mir kamen<br />

noch nie dagewesene Gefühle<br />

auf; die große Ehre einem ehemaligen<br />

US-Präsidenten die Hand zu schütteln, die<br />

aufgeheizte Stimmung und die jubelnden<br />

Hände von 2.000 Zuschauern hinter mir.<br />

Die Spannung war fast nicht auszuhalten<br />

und jedes einzelne Handschütteln schien<br />

für mich wie in Zeitlupe zu geschehen.<br />

Auf einmal stand er dann vor mir und<br />

reichte mir die Hand. Ich war in diesem<br />

Moment wie gelähmt und dachte nur: „Sag<br />

jetzt etwas Kluges, dies ist ein einzigartiger<br />

Moment und irgendetwas muss du ihm zu<br />

sagen haben“. Aber es kam einfach nichts<br />

aus meinem Hals, zu groß waren die Überwältigung<br />

und der Schock über das, was<br />

gerade passierte. Pierre-Anthony schrie die<br />

ganze Zeit: „Bill, I love you!“.<br />

Nachdem Bill die Bühne verlassen hatte,<br />

suchte ich Lisa und fand sie bei den Rettungssanitätern.<br />

Sie war nach der Rede in<br />

Ohnmacht gefallen, obwohl sie auch ganz<br />

vorne stand und ihm die Hand schütteln<br />

wollte. Das stundenlange Warten, der<br />

Druck der Massen und die Dehydrierung<br />

waren für sie, wie für viele andere, einfach<br />

zu viel gewesen.<br />

Auf einmal verstand ich die ganze Hysterie<br />

und das Staraufgebot der Präsidentschaftskandidaten.<br />

Es gab vor allem unter<br />

den Jungwählern viele, die sich nicht<br />

selbst informiert hatten und sich einzelnen<br />

Gruppen von Wählern angeschlossen<br />

hatten. Der Zauber der Massenveranstaltungen<br />

überdeckte die mehr oder weniger<br />

gleichen Wahlbotschaften bei Hillary und<br />

Obama.<br />

Die <strong>Macht</strong> der Massen reichte vielen<br />

Schüler und Studenten, um sich eine Meinung<br />

zu bilden. Viel Rummel, Aufregung<br />

und die Massenhysterie von tausenden<br />

von Menschen kann die politische Meinungsbildung<br />

stark beeinflussen.<br />

Dieses verrückte Verhalten konnte ich,<br />

als ich mitten drin stand, plötzlich nachvollziehen.<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 5


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

Stimmung während der Wahlreden<br />

Die Rede Hillary Clintons habe ich im<br />

April 2008 in einer Highschool in Eugene,<br />

Oregon, miterlebt. Die Turnhalle der Highschool<br />

war mit über 3.000 Zuschauern fast<br />

überfüllt. Clinton-Fans aus dem ganzen<br />

Westküsten-Staat versammelten sich bereits<br />

in den frühen Morgenstunden, um<br />

ihre Wahlkampagne zu unterstützen.<br />

Vor der Rede wurden die Zuschauer mit<br />

Sprechchören von Clintons Wahlkampfteam<br />

angeheizt: „Wir schreiben heute Geschichte!“<br />

und „Hillary hat die Lösung!“<br />

schallte es aus der Turnhalle.<br />

T-Shirts wurden geworfen, Plakate verteilt<br />

(eigene waren verboten) und eine<br />

Telefonaktion gestartet. Dazu wurden Zettel<br />

mit jeweils fünf Telefonnummern ans<br />

Publikum ausgegeben mit der Bitte, diese<br />

Personen anzurufen und ihnen Clintons<br />

Wahlslogan aufzusagen. Damit sollten in<br />

15 Minuten über 10.000 der rund 150.000<br />

<strong>Ein</strong>wohner von Eugene erreicht werden.<br />

6<br />

“Wir schreiben<br />

heute Geschichte!”<br />

Als Clinton endlich mit 90-minütiger<br />

Verspätung eintraf, wurde sie mit Standing<br />

Ovations empfangen. Die Demokratin<br />

sprach davon, dass Amerika immer mehr<br />

zu einem Land mutiere, in dem die Reichen<br />

privilegiert sind und Steuervorzüge<br />

bekommen, während die arbeitende Mittelklasse<br />

und ärmere Bürger ausgebeutet<br />

werden. „Nicht die Reichen haben dieses<br />

Land erbaut, sondern die hart arbeitende<br />

Mittelklasse“, sagte Clinton. Sie sprach<br />

über steigende Benzinkosten, hohe Studiengebühren,<br />

den Irak-Krieg, das unflexible<br />

Schul- und das schlechte Krankenversicherungssystem.<br />

Die Wahlinhalte waren ähnlich wie bei<br />

Obama und vergleichbar mit seiner Rede:<br />

positiv, überzeugend und hoffnungsvoll.<br />

Obama ging sogar noch einen Schritt<br />

weiter und startete eine Aktion, bei der<br />

Freiwillige gesucht wurden, die an Haustüren<br />

klingelten, um dort seinen Wahlslogan<br />

aufzusagen. Das Wort „change“ entwickelte<br />

sich dabei zum einem Ohrwurm,<br />

den bald jeder kannte, egal ob Obama-Unterstützer<br />

oder nicht.<br />

Obama hielt zwei Wochen später seine<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

Rede. 10 000 Frauen und Männer hatten<br />

sich damals auf dem großen Rasen vor der<br />

Hauptbibliothek der University of Oregon<br />

versammelt. Bei Obama kamen die ersten<br />

Zuschauer zehn Stunden vor Redebeginn<br />

und er verspätete sich über zwei Stunden,<br />

bis er vor das angeheizte Publikum trat.<br />

Der Jurastudent James Cleavenger fuhr<br />

Obamas Eskorte in Eugene. Cleavenger<br />

hatte den ehemaligen Senator aus Illinois<br />

persönlich kennen gelernt, nachdem er<br />

2001 seine Arbeit für die Al Gore-Kampagne<br />

in Chicago beendet hatte. „Ich hatte<br />

einige Male die Gelegenheit, mit ihm Zeit<br />

zu verbringen. Er ist eine tolle Persönlichkeit<br />

und man merkte schon damals, dass<br />

er eine große Zukunft vor sich hat“, sagte<br />

Cleavenger. „Er kann seine Botschaft<br />

überzeugender vermitteln als jeder andere<br />

amerikanische Präsident seit John F. Kennedy“.<br />

Cleavenger traf auch Hillary Clinton<br />

mehrmals während seiner Tätigkeit in<br />

Chicago. „Ich halte sie für eine ebenbürtige<br />

Konkurrentin, wir brauchen jedoch<br />

drastische Veränderungen in den USA<br />

und Obama scheint dieser großen Aufgabe<br />

eher gewachsen zu sein“, findet er.<br />

„Ich mache mir jedoch ein wenig Sorgen<br />

um Obamas Leben“, fügt er besorgt<br />

hinzu. Schließlich hätten viele große politische<br />

Führer wie Martin Luther King,<br />

John F. Kennedy und sein Bruder Robert<br />

ihr Leben verloren, trotz ihrer Beliebtheit.<br />

„Ich habe Obamas Bodyguards gesehen;<br />

er braucht momentan mehr Schutz als Al<br />

Gore während seiner Wahlkampagne vor<br />

vier Jahren“.<br />

Kritische Studenten<br />

Obama wurde gefeiert wie ein Star und<br />

hielt eine Rede, in der nicht ein negatives<br />

Wort über seine Konkurrenz fiel. Aber<br />

es gab auch kritische Zuhörer. Elizabeth<br />

Alford ging zu der Rede, um die Unterschiede<br />

zu Clintons Programm zu sehen.<br />

„Obwohl mich seine offene und ehrliche<br />

Art beeindruckt hat, bin ich nicht einverstanden<br />

mit einigen seiner Ziele, vor allem<br />

seiner Immigrationspolitik“, so die Medizinstudentin.<br />

Der 19-jährige Lewis Birdseye war von<br />

der Rede unbeeindruckt: „Obama hielt<br />

seine Rede und verließ hinterher die Stadt,<br />

sie war nicht so interaktiv wie die von<br />

Clinton“. Außerdem kritisierte der Romanistikstudent,<br />

dass Obama von einem ehemaligen<br />

Airforce-General angesagt wurde,<br />

wo doch Frieden eine seiner wichtigsten<br />

Botschaften sei.<br />

“Hetzaktionen in<br />

den Medien”<br />

Unfaire Hilfsmittel<br />

Neben dem ultimativen Obama Wahlspruch<br />

„Yes, we can“ sah man auch viele<br />

Anti-Hillary T-Shirts auf den Straßen mit<br />

Spürchen wie „Life is a bitch, don´t vote<br />

for one“ oder „Bro´s before ho´s“.<br />

Die politische Meinungsbildung wurde<br />

hier offensichtlich stark durch die täglichen<br />

Hetzaktionen in den Medien beeinflusst.<br />

Kein Tag verging, an dem nicht eines der<br />

Gesichter der Präsidentschaftskandidaten<br />

zu sehen war. In TV-Spots, auf den Wahlkampf-Postern,<br />

in den Tageszeitungen und<br />

Magazinen: Obama tanzend in der Talkshow<br />

„Ellen“ oder Hillarys Gatte Bill, der<br />

sich nicht einmal zu schade war, auf einer<br />

Hundeshow in Salem (Hauptstadt von<br />

Oregon) die Werbetrommel zu rühren.<br />

Während Hillary Clinton beim Aufzählen<br />

der Kernpunkte ihres Wahlprogramms<br />

gleichzeitig das von Obama kritisierte und<br />

an seiner Kompetenz zweifelte, glänzte<br />

Obama vor allem dadurch, dass er kein<br />

schlechtes Wort über seine Konkurrenz<br />

verlor. Hier zeigte sich eine eindeutige Strategie<br />

von Obama.<br />

Der richtige Wahlkampf kam aber erst<br />

in Gang, als im Juli 2008 das Wahlergebnis<br />

der Demokraten feststand: Obama war<br />

der klare Sieger.<br />

Nachdem mein Auslandsstudienjahr im<br />

Juni vorbei war, beschloss ich, drei weitere<br />

Monate im Bundesstaat Michigan, mitten<br />

im Land und angrenzend an Kanada, zu<br />

verbringen.<br />

Mc Cain hatte sich bis dahin dezent im<br />

Hintergrund gehalten.<br />

Gleich am nächsten Morgen wurde Mc<br />

Cains neuer Werbespot ausgestrahlt und<br />

erinnerte von der Art an den von Hillary:<br />

<strong>Ein</strong>e Hausfrau, mitte 30, im Businesskostüm<br />

spricht in die Kamera: „Jetzt, wo<br />

Hillary aus dem Rennen ist, wähle ich<br />

McCain und das ist ok, denn die meisten<br />

Demokraten wählen ihn jetzt auch“.<br />

Katharina Tomaszewski


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DIE MACHT DES<br />

SOZIALEN UMFELDES<br />

In den ersten Jahren wird unsere Entwicklung vor allem von unseren<br />

Eltern beeinfl usst. Später lösen wir uns immer mehr von<br />

ihnen. Vom hilfl osen Baby entwickeln wir uns zu eigenständigen<br />

Persönlichkeiten<br />

Lisa und Max sind<br />

zwei fiktive Personen.<br />

Als sie auf die<br />

Welt kommen, haben<br />

sie dieselben Vorraussetzungen.<br />

Doch der<br />

<strong>Ein</strong>fluss ihrer sozialen<br />

Umfelder und ihrer Familie<br />

sind verschieden.<br />

In den ersten drei Lebensjahren<br />

sind beide voll-<br />

ständig von ihren Eltern n<br />

abhängig. Mama und Papa a<br />

reden und spielen n<br />

mit ihnen und<br />

die Babys lernen<br />

ständig dazu. Im Alter<br />

von drei Jahren sitzt Max Max<br />

das erste Mal im Kinderndergarten. Hier hat er die Möglichkeit,<br />

Neues zu entdecken cken<br />

und zu lernen. Bald darauf werden<br />

Lisa und Max gemeinsam sam<br />

eingeschult. Sie treffen<br />

sich das erste Mal, als ls sie<br />

mit ihrer Schultüte in die<br />

Schule kommen. Hier lernen nen<br />

beide, was Leistungsdruck ck<br />

bedeutet: Gute Noten<br />

werden gelobt, schlechte<br />

müssen verbessert<br />

werden. Ihre Eltern<br />

unterstützen beide, wo<br />

sie nur können. Max hat<br />

die Möglichkeit, zu Nachhilfestunden<br />

zu besuchen.<br />

Lisa stattdessen muss zu Hause<br />

auf ihre kleine Schwester aufpassen.<br />

Mit dem Wechsel auf die weiterführende<br />

Schule haben beide die Möglichkeit,<br />

einen kleinen Neuanfang zu starten. Sie<br />

können neue Freunde finden und die<br />

Lehrer von ihren Fähigkeiten überzeugen.<br />

In der Pubertät nimmt der <strong>Ein</strong>fluss<br />

ihrer Eltern stark ab. Dafür werden die<br />

Foto: privat; Illustration: Sebastian Nikoloff<br />

Mein Meinungen der Freunde<br />

imme immer wichtiger. Marken-<br />

kklamotten<br />

werden für<br />

Max zum Statussymbol.<br />

Lisa legt<br />

großen Wert auf<br />

ihr Äußeres.<br />

Nicht nur auf<br />

Grund des Freundeskreises,sondern<br />

auch wegen<br />

vieler Kleinigkeiten<br />

entfachen<br />

Streitereien mit<br />

den Eltern. Sie<br />

werden zu erklär-<br />

ten<br />

Feinden und sind<br />

an<br />

Stimmungsschwan-<br />

kun kungen schuld. Während<br />

dies dieser Phase entwickeln<br />

sich<br />

Max und Lisa in<br />

unt unterschiedliche Rich-<br />

tun tungen. Max fängt an,<br />

sich<br />

zu engagieren. Lisa<br />

dagegen sitzt stundenlang<br />

vor ihrem Computer.<br />

BBeide<br />

fiebern dem lang ersehnten<br />

Sc Schulabschluss entgegen. Ihre Schule<br />

entlässt sie, nach bestandenen<br />

Prüfungen, in die Selbstständigkeit.<br />

Lisa und Max haben nun die<br />

Möglichkeit, ihre Leben zu gestalten<br />

und ihre Träume zu verwirklichen.<br />

Max möchte Medizin studieren,<br />

Lisa weiß noch nicht, was sie<br />

machen möchte.<br />

Beide sind zu jungen Erwachsenen<br />

herangereift und können ihre Leben<br />

selbst in die Hand nehmen. Sie müssen<br />

lernen, dass die Eltern weiter eine wichtige<br />

Rolle in ihrem Leben spielen, aber<br />

trotzdem vieles in ihrer eigenen Hand<br />

liegt. So haben sie sich von hilflosen Babys<br />

zu individuellen und eigenständigen<br />

Persönlichkeiten. Silke Steinbrenner<br />

Wir sind nicht besser als<br />

Manager und Politiker!<br />

<strong>Ein</strong> Kommentar von Jan Zaiser<br />

Wenn der Wind<br />

der Veränderung<br />

weht, bauen die einen<br />

Windmühlen, die anderen<br />

Mauern. Was gebaut<br />

wird, hängt von den<br />

Mächtigen auf dieser<br />

Welt ab. Von ihren Sommerresidenzen<br />

auf Malle<br />

und Hawaii treffen sie zwischen Kaviar und Champagner<br />

Entscheidungen, die die Welt verändern.<br />

Dass ihnen das nicht immer gelingt, beweist die<br />

aktuelle Wirtschaftskrise. Gierige Banker, die nur<br />

auf Provision aus sind, zerstören unsere geliebte<br />

Weltordnung. Politiker, die des Kompromisses wegen<br />

keine klaren Entscheidungen treffen können,<br />

schaffen es nicht, die Ordnung wiederherzustellen.<br />

Wo soll das nur hinführen?<br />

Dabei sind doch wir, die Otto Normalverbraucher,<br />

diejenigen, die für diese machtvollen Positionen<br />

qualifiziert sind. Denn wir handeln intelligent,<br />

wägen alle Vor- und Nachteile gegeneinander<br />

ab, benutzten unseren Verstand und treffen am<br />

Ende rational die richtigen Entscheidungen. Was<br />

für eine utopische Vorstellung; Wir handeln gewiss<br />

nicht rational!<br />

<strong>Ein</strong> paar Beispiele: Wir schneiden uns mühselig<br />

Coupons aus Zeitungen aus, durch die wir zehn<br />

Cent bei einem Eis sparen. Andererseits akzeptieren<br />

wir bei unserer Partyrechnung von 500 Euro<br />

locker einen Zuschlag von 50 Euro für Eis als Nachtisch.<br />

Wir gehen einmal die Woche zum Starbucks,<br />

obwohl wir uns über die Wucherpreise bewusst<br />

sind. Diese Liste könnte man endlos weiterführen:<br />

Viele Menschen sind noch immer mit ihrem Partner<br />

zusammen, obwohl sie seit Monaten unglücklich<br />

sind. Viele Menschen schieben seit Jahren Termine<br />

auf, obwohl sie längst wissen, dass das nur<br />

zu Stress führt. Viele Menschen rauchen, obwohl<br />

sie ganz genau wissen, wie tödlich es ist. Viele<br />

Menschen kaufen sich für den Preis einer Spülmaschine<br />

moderne Markenklamotten, weil sie „in“<br />

sein wollen. Viele Menschen besitzen Alleskönner-<br />

Handys, benutzen es dann aber nur um SMS zu<br />

verschicken. Viele Menschen beschweren sich<br />

über Manager und Politiker, obwohl sie keinen<br />

Deut besser sind. Wie gut, dass viele Menschen<br />

keine <strong>Macht</strong> haben.<br />

Bevor wir uns also über die Großen dort oben<br />

aufregen, müssen wir zuallererst selbstkritisch<br />

reflektieren, ob wir welche von denen sind, die<br />

Windmühlen statt Mauern bauen.<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 7


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„FLIRTEN IST WIE EIN SPIEL“<br />

Wie beeinfl ussen wir das andere Geschlecht? Wie starte ich einen erfolgreichen Flirt? <strong>Und</strong> wer soll wen zuerst<br />

ansprechen? Hierzu befragt<br />

Noir-Redakteurin Ann-Katrin<br />

Wieland die Hamburger<br />

Flirt-Trainerin Nina Deißler<br />

Wie schaffe ich es, selbstbewusster<br />

aufzutreten?<br />

Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.<br />

Tipp 1: Sich selbst attraktiver finden.<br />

Schauen wir uns doch einmal an und<br />

stellen uns die Frage: „Was ist alles gut an<br />

mir?“<br />

Tipp 2: Sich nicht zu viele Gedanken darüber<br />

machen, was andere Menschen denken<br />

könnten.<br />

Darf eine Frau einen Mann ansprechen?<br />

Wir leben heute in einer Zeit, in der Männer<br />

und Frauen gleichberechtigt sein sollen.<br />

Daher ist es eigentlich völlig legitim,<br />

wenn eine Frau einen Mann anspricht.<br />

Ganz viele Männer sagen auch: „Ich würde<br />

mich total freuen, wenn die Frau mich<br />

mal anspricht.“<br />

Jetzt gibt es aber das Problem mit dem<br />

Gehirnareal, in dem alles gespeichert ist,<br />

was mit Anziehung zwischen Männern<br />

und Frauen zu tun hat. Es weiß nichts<br />

von dieser Gleichberechtigung. Wenn eine<br />

Frau einen Mann direkt anspricht, dann<br />

findet er das vielleicht auf der bewussten<br />

Ebene toll, aber etwas in ihm sagt: „Wäre<br />

das nicht deine Aufgabe gewesen? Das war<br />

jetzt eine komische Situation.“ Es gibt einige<br />

tolle Möglichkeiten, wie eine Frau einen<br />

Mann ansprechen kann, ohne dass er bemerkt,<br />

dass sie den Anfang gemacht hat.<br />

Wenn ich zum Beispiel in eine Bar gehe<br />

und einen Mann sehe, den ich toll finde,<br />

dann kann ich mich in seine Nähe stellen<br />

und ratlos in die Karte schauen. Dann<br />

frage ich ihn, ob er mir etwas empfehlen<br />

kann, da ich mich nicht entscheiden kann.<br />

Der Mann wird aufmerksam. Wenn er Interesse<br />

hat, dann wird er versuchen wollen,<br />

mit der Frau ins Gespräch zu kommen.<br />

8<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

Fast wie Hitch, der Date-Doktor: Nina Deißler ist Flirt-Trainerin und Buchautorin<br />

Was kann ein Mann machen, wenn er<br />

eine attraktive Frau entdeckt hat und diese<br />

ihn ebenfalls bemerkt?<br />

Er sollte die Frau nicht anstarren, jedoch<br />

im Auge behalten. <strong>Und</strong> er sollte gucken,<br />

ob er einen zweiten Blickkontakt von ihr<br />

bekommt. Sie schaut nur dann, wenn sie<br />

ihn gut findet. Es ist nicht so wichtig, was<br />

er sagt, sondern wie er wirkt. <strong>Und</strong> das hat<br />

damit zu tun, was er denkt. Wenn ich mir<br />

als Mann denke: „Alter, versaue es bloß<br />

nicht!“, dann fokussiere ich mich in meinen<br />

Gedanken auf das Problem. Wenn ich<br />

aber denke: „Oh, die finde ich nett! Ich<br />

gehe da jetzt mal rüber und gucke, ob wir<br />

etwas gemeinsam haben“, dann gehe ich<br />

gedanklich von diesem Problem weg und<br />

ich denke in eine bessere Richtung und<br />

besitze eine bessere Ausstrahlung.<br />

Wie schaffe ich es, dass sich aus einem<br />

Flirt mehr entwickelt?<br />

Flirten ist keine Frage der Technik. Es ist<br />

wie ein Spiel. <strong>Und</strong> aus diesem Spaß kann irgendwann<br />

ernst werden – muss aber nicht.<br />

Das ist auch der Grund, warum man eigentlich<br />

keine Angst davor haben müsste.<br />

Das Problem ist,<br />

dass zu viele<br />

Menschen zu<br />

viel in den<br />

Flirt hineininterpretieren.<br />

Sie habe bereits ein Endziel (Verführung,<br />

Partnerschaft oder Sex) im Kopf. Dadurch<br />

sind sie entsprechend nervös.<br />

Nobody is perfect. Wie kann ein Mann<br />

die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich<br />

lenken?<br />

Bei Männern wird das Thema Verhalten<br />

groß geschrieben. Auch ein Mann, der im<br />

ersten Moment nicht so hübsch ist, kann<br />

trotzdem unglaublich bei Frauen punkten,<br />

wenn er charmant ist und wenn er Humor,<br />

Persönlichkeit und Stil besitzt.<br />

<strong>Und</strong> wie schafft es die Frau?<br />

Männer sind tierische Augentiere. Sie fühlen<br />

sich immer angezogen von der Betonung<br />

von bestimmten Attributen.<br />

Immer das, was an einem schön und<br />

weiblich ist, betone ich. Wenn ich zum<br />

Beispiel schöne Haare habe, dann mache<br />

ich etwas mit meinen Haaren. Wenn ich<br />

schöne Lippen habe, dann sollte ich meine<br />

Lippen betonen. Das wird den Männern<br />

auffallen. Der Mann wird sich denken:<br />

„Naja, die ist vielleicht ein wenig klein oder<br />

sie ist ein bisschen dünn oder ein bisschen<br />

dick. Aber wow, die hat<br />

ja tolle Augen oder<br />

ein tolles Lächeln.“<br />

Foto: Gerd Altmann / PIXELIO (unten); Nina Deißler (oben)


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DIE KRAFT AUS DEN TIEFEN UNSERER SEELE<br />

Das Unterbewusstsein beeinfl usst unser tägliches Denken und Handeln: Es lenkt unsere Entscheidungen und<br />

Reaktionen. Doch mit Hilfe von Tricks können wir unser Unterbewusstein ganz bewusst nutzen<br />

Im Entspannungszustand arbeitet das Unterbewusstsein am Besten. Den Tag über sammelt es <strong>Ein</strong>drücke, nachts werden sie verarbeitet<br />

Viele Dinge, die wir im Alltag als Routine<br />

erledigen, machen wir automatisch,<br />

während wir uns auf ganz andere<br />

Sachen konzentrieren können. In solchen<br />

Momenten übernimmt unser Unterbewusstsein<br />

die Kontrolle.<br />

Das Unterbewusstsein ist die Summe aller<br />

Erinnerungen, <strong>Ein</strong>drücke, Motive, <strong>Ein</strong>stellungen<br />

und Handlungsbereitschaften.<br />

Sie sind dem Bewusstsein nicht frei zugänglich,<br />

da wir sie ein Stück weit verdrängt<br />

haben. Sie können aber in einem<br />

neuen Zusammenhang leicht wieder geweckt<br />

werden. Das Unterbewusstsein ist<br />

zwar wissenschaftlich nicht nachweisbar,<br />

wird in der Psychologie aber als existierend<br />

angenommen.<br />

Visuelle und akustische Reize wie Farben,<br />

Formen, Geräusche, Stimmen, aber<br />

auch sensitive Reize, wie Berührungen,<br />

Wind, Schmerzen, Gerüche; Das Unterbewusstsein<br />

nimmt unheimlich viele <strong>Ein</strong>drücke<br />

auf, die wir bewusst nur zu einem<br />

Bruchteil wahrnehmen können. Da das<br />

Unterbewusstsein immer aktiv ist, sammelt<br />

es den ganzen Tag über <strong>Ein</strong>drücke,<br />

verarbeitet sie im Schlaf und gibt diese in<br />

Verbindung mit Erfahrungen und aktu-<br />

Fotos: "Paul Fleischer" (oben), "Stefan Franke" (unten) / Jugendfotos.de<br />

eller Lebenssituation uns als Träume zu<br />

sehen. Seit dem frühen Kinderalter wird<br />

das Aufgenommene im Unterbewusstsein<br />

gespeichert und beeinflusst unser tägliches<br />

Tun und Denken.<br />

Unser Unterbewusstsein kennt uns viel<br />

besser als wir uns selbst, es kennt unsere<br />

Ängste, Wünsche und Ziele. Neue <strong>Ein</strong>drücke<br />

überlagern die alten, ohne sie zu zerstören.<br />

Deshalb handelt das Unterbewusstsein<br />

manchmal anders, als wir eigentlich<br />

wollen. Von falschen Entscheidungen<br />

bringt es uns durch die innere Stimme<br />

oder durch die Gefühle im Bauch ab, die<br />

wir als Intuition kennen.<br />

Das Unterbewusstsein ist dem Bewusstsein<br />

nicht frei zugänglich<br />

Diese tiefenpsychologische Ebene kann<br />

nur durch psychoanalytische Verfahren<br />

oder Hypnose erreicht werden. Allerdings<br />

hat auch in diesem Bereich der Mensch<br />

eine Möglichkeit gefunden, unser Unterbewusstsein<br />

zu beeinflussen oder sogar<br />

Kontakt aufzunehmen. Am Morgen<br />

vor dem Aufwachen oder am Abend vor<br />

dem <strong>Ein</strong>schlafen, eben im Entspannungszustand,<br />

arbeitet das Unterbewusstsein<br />

am besten. Diese Tatsachen machen sich<br />

zahlreichen Mental-Techniken zu Nutze.<br />

So nutzen Menschen das Wissen über ihr<br />

Unterbewusstsein zu ihren Zwecken.<br />

Das kann jeder von uns lernen, sagen<br />

Psychologen und Mentaltrainer. Man müsse<br />

sich nur ein bestimmtes Ziel als Momentanzustand<br />

vorstellen und durch farbige<br />

Bilder ausmalen. Dann werde das Unterbewusstsein<br />

sofort darauf hinarbeiten,<br />

dieses Ziel real werden zu lassen.<br />

In den Tiefen des Unterbewusstseins<br />

liege die Quelle der Weisheit, Gesundheit<br />

und inneren Kraft. Mit Hilfe von Mentaltechniken<br />

kann man diese Quelle erreichen,<br />

sie wahrnehmen und öffnen, so dass<br />

wir unser Unterbewusstsein für unsere<br />

Zwecke nutzen können. Oxana Lytus<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 9


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

10<br />

»Bei uns in Tschechien<br />

gibt es keine Masern mehr«<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

Philipp (18)<br />

»Baden-Württemberg<br />

schafft das auch«<br />

www.mach-den-impfcheck.de<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Sabrina (16)<br />

Foto:


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SONNTAGS UM HALB ZEHN<br />

Junge Menschen, die regelmäßig einen Gottesdienst besuchen? In vielen Orten sucht man da vergebens.<br />

Die Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Doch vor allem in ländlichen Regionen haben christliche Jugendverbände<br />

noch immer einen großen <strong>Ein</strong>fl uss<br />

Es ist sonntagmorgens um halb zehn<br />

in einem kleinen Ort irgendwo in<br />

Deutschland: Gottesdienstzeit. Nur rund<br />

40 Menschen haben den Weg in die Kirche<br />

gefunden: Neben Pfarrer und Organist<br />

haben die meisten Gottesdienstbesucher<br />

ergrautes Haar. Die einzigen jungen Teilnehmer<br />

am Gottesdienst sind die Konfirmanden<br />

– und die sehen verschlafen aus,<br />

beinahe so, als wären sie froh, nach ihrer<br />

Konfirmation sonntags wieder ausschlafen<br />

zu können.<br />

Die Kirche hat ein Nachwuchsproblem.<br />

Junge Leute sollen durch Jugendgottesdienste<br />

und eine modernere Liturgie in<br />

den Gottesdienst gelockt werden – mit<br />

mäßigem Erfolg.<br />

Bisher hatte die Kirche auf dem Land nie<br />

ein Problem: Man ging sonntagmorgens in<br />

den Gottesdienst und die Kinder mussten<br />

mit, ob sie wollten oder nicht. So ging das<br />

von Generation zu Generation.<br />

Wenn der Paul nicht in die Kirche<br />

ging, sprach sich das schnell herum,<br />

und ein Gemeindemitglied klingelte<br />

an der Haustüre, um nach den<br />

Gründen des Fernbleibens zu fragen.<br />

Heutzutage fällt es der Kirche schwer, auf der Jugend aufzubauen<br />

So war das früher. Heute werden die Leute<br />

nicht mehr unter Druck gesetzt, aber man<br />

versucht ihnen den Glauben auf anderen<br />

Wegen schmackhaft zu machen: Das fängt<br />

im Krabbelalter an. Auf dem Land ist oft<br />

keinerlei <strong>Ein</strong>richtung für Mütter mit Kleinkindern<br />

vorhanden – bis auf den kirchlichen<br />

Krabbelkreis. Erste Geschichten aus<br />

der Bibel erzählen oft die Erzieherinnen,<br />

weil Kindergärten ebenfalls meist kirchlich<br />

sind und Kindertagesstätten zwischen<br />

Bauernhöfen und Dorfschulen noch ein<br />

Fremdwort sind. In der Schule gibt es Religionsunterricht,<br />

meist vom Dorfpfarrer<br />

persönlich gehalten – in weiten Teilen<br />

Deutschlands obligatorisch.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts forderte<br />

die Kirche Religion als festen Bestandteil<br />

des Lehrplans, da in dieser Zeit<br />

viele kirchliche Schulen verstaatlicht wurden.<br />

Spätestens in der Schule wollen die Jugendlichen<br />

immer mehr selbstständig<br />

ohne Eltern machen. Gerade in den kleinen<br />

Gemeinden auf dem Land, wie auf der<br />

Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald,<br />

sind die christlichen Jugendorganisati-<br />

onen meist die einzigen, die der Jugend<br />

ein Freizeitangebot bieten. So zum Beispiel<br />

der Christliche Verein Junger Menschen<br />

(CVJM) oder die Katholische Junge<br />

Gemeinde (KJG). Neben der Kinderkirche<br />

oder der Jungschar bieten sie häufig auch<br />

Sport-, Kultur- und Betreuungsangebote.<br />

So wird samstagabends die Kirche für<br />

das Konzert einer christlichen Rockband<br />

freigeräumt und beim Jugendtreff im Gemeindehaus<br />

gibt es die Möglichkeit, eine<br />

Runde Billard zu spielen oder mit dem<br />

anderen Geschlecht zu flirten. Die Ausbildung<br />

zum christlichen Jugendleiter lockt<br />

immer mehr Jugendliche an, weil sie hier<br />

mit Gleichaltrigen zusammen kommen<br />

können.<br />

Neben Sportvereinen und staatlichen<br />

Freizeitangeboten spielen die religiösen<br />

Jugendverbände also durchaus noch eine<br />

bedeutende Rolle. Schwieriger ist für die<br />

Kirche, Jugendliche für den Gottesdienst<br />

zu begeistern. Zu groß ist das Alternativangebot,<br />

zu gering oftmals das Interesse<br />

bei Jugendlichen an einem Gottesdienst<br />

teilzunehmen. Hier verliert die Kirche zunehmend<br />

an <strong>Ein</strong>fluss. Lukas Ramsaier<br />

Foto: Jan Zaiser<br />

11


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PLÖTZLICH NICHT MEHR AUF AUGENHÖHE<br />

Wie fühlt es sich an, an einen Rollstuhl gebunden zu sein? Unsere Autorin<br />

Henrike W. Ledig startete einen Selbstversuch und ist schockiert über die Erfahrung<br />

Sechs Uhr, der Wecker klingelt: aufgestanden!<br />

Doch von stehen kann keine<br />

Rede sein, denn heute ist der Tag meines<br />

Selbstversuches; Langsam hieve ich mich<br />

in den Rollstuhl. Dann mache ich mich<br />

mit meinem ungewohnten Gefährt vertraut:<br />

Hinten zwei große Räder mit Handrädern<br />

zum selber drehen, dazu zwei<br />

Feststellbremsen und vorne zwei kleine<br />

Räder zum Manövrieren. Meine Größe<br />

von 1,83 wurde gerade auf 1,20 Meter<br />

gestutzt; eine ganz neue Erfahrung.<br />

Zuerst muss ich feststellen, dass es gar<br />

nicht so einfach ist, sich im Sitzen das<br />

Gesicht zu waschen, wenn das Kinn gerade<br />

über den Rand des Waschbeckens<br />

reicht und der Waschlappen außer<br />

Reichweite auf einem Regalbrett liegt.<br />

Mit großer Gelenkigkeit, derer ich mir<br />

bis dato noch nicht bewusst war, schaffe<br />

ich es schließlich, die ersten Hürden<br />

zu überwinden.<br />

Meine Ankunft am Frühstückstisch<br />

erweist sich als eine rumpelnde Angelegenheit,<br />

da die Beine zu dicht beieinander<br />

stehen, um geschickt mit dem Stuhl<br />

davor zu parken. Auch der Griff nach der<br />

Zahnbürste 20 Minuten später, erweist<br />

sich als schwieriger als gedacht.<br />

Trotzdem schaffe ich es, pünktlich um<br />

sieben Uhr mich zum Hausausgang zu<br />

rollen. Dort erwartet mich bereits meine<br />

Freundin Ramona, die sich bereit erklärt<br />

hat, mir ein bisschen unter die Arme zu<br />

greifen. Wir nehmen auf dem Weg zum<br />

Bahnhof extra einen Umweg, um nicht<br />

über das Blumenbeet des Vermieters zu<br />

rollen.<br />

Da der Stuhl über keinerlei Aufbewahrungsmöglichkeiten<br />

verfügt, balanciere ich<br />

unsere Schultaschen und noch einen Geburtstagskuchen<br />

schlicht auf dem Schoß.<br />

Der Fußgängerüberweg am Bahnhof erweist<br />

sich schnell als Hindernis, da er auf<br />

keiner Seite über einen abgesenkten Bordstein<br />

verfügt und es mich, samt Taschen<br />

erst einmal auf den Asphalt schlägt. Wir<br />

lassen einige Passanten verdutzt zurück,<br />

als ich aufstehe, um mich wieder in den<br />

Rollstuhl zu setzen.<br />

Ohne große Probleme gelangen wir mit<br />

dem Aufzug auf unser Gleis. Unser Bahn-<br />

steig erweist sich aber leider als gut 25<br />

Zentimeter zu tief für einen problemlosen<br />

<strong>Ein</strong>stieg in die S-Bahn.<br />

Zur Schule brauchen wir genau 20 Minuten<br />

länger als gewöhnlich, schlicht und<br />

einfach deswegen, weil so viele Stellen für<br />

uns nicht passierbar sind: <strong>Ein</strong>mal ist der<br />

Bordstein zu hoch, dann ist die Steigung<br />

zu stark (alles über sechs Prozent<br />

Steigung ist nicht zu erklimmen), dann<br />

gibt es keinen Aufzug und erst recht keine<br />

Rolltreppe. Außerdem fällt uns auf,<br />

dass kein Gehweg wirklich gerade ist,<br />

alle neigen sich ein wenig zur Straße,<br />

wodurch der Rollstuhl sofort Schlagseite<br />

bekommt und man mit größter<br />

Mühe gegenlenken muss.<br />

Meine Schule verfügt zwar<br />

über einen Aufzug, dieser allerdings<br />

zu klein<br />

für einen Rollstuhl.<br />

Doch<br />

schließlich erreichen<br />

wir verschwitzt unser<br />

Klassenzimmer, wo dann, nach<br />

einigen Erklärungsversuchen meinerseits,<br />

der Unterricht beginnt.<br />

Zur Pause erwartet mich die nächste Herausforderung:<br />

Ich muss bis in den dritten<br />

Stock in die Kapelle gelangen. Erwähnenswert<br />

hierbei: Die einzige Person, die mir<br />

dabei frei- und bereitwillig hilft, ist meine<br />

Sportlehrerin. Alle anderen blicken zwar<br />

betroffen auf mich herab, gehen dann aber<br />

wortlos vorbei.<br />

12 Noir Nr. 10 (Mai 2009) Illustration: Simon Staib


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25 Minuten später geht das gleiche Spiel<br />

wieder von vorne los, dieses Mal aber nach<br />

unten.<br />

Mich in den Schulgängen fortzubewegen<br />

ist dagegen kein Problem. Ich muss aber<br />

auf die energiegeladene Unterstufe und<br />

deren endlose Fangspiele achten, um nicht<br />

von einer plötzlich aus dem Klassenzimmer<br />

spurtenden Fünftklässlerin<br />

überrannt zu werden oder einen<br />

Verkehrsunfall<br />

mit Frontalschaden<br />

zu<br />

verursachen.<br />

Meine Klassenkameradinnen<br />

scheinen sich darüber keine großen<br />

Gedanken zu machen, und haben<br />

schon bald großen Spaß daran, nachzuprüfen,<br />

wie groß der Impuls sein muss,<br />

damit ich, nur einmal angestoßen, deb<br />

gesamten Gang entlang fahre. Alle, bis auf<br />

mich, hatten dabei großen Spaß.<br />

Leider habe ich vergessen, mir ein paar<br />

dünne Handschuhe mitzunehmen. Diese<br />

wären nützlich um mir zwar meine Feinmotorik<br />

beim Lenken zu bewahren, aber<br />

meine Hände nicht zu verschmutzen. Also<br />

rolle ich in jeder kleinen Pause zu unserem<br />

Waschbecken, um mir sämtlichen Straßen-<br />

und Schuldreck von Fingern und<br />

Handflächen zu waschen.<br />

Auch das hat so seine Schwierigkeit,<br />

denn unser Handtuchspender<br />

hängt von der Sitzposition<br />

etwas zu hoch und zu<br />

weit an<br />

der Wand,<br />

als dass<br />

man ihn,<br />

ohne einen weiteren Vorzeigeakt<br />

an Gelenkigkeit, erreichen<br />

könnte.<br />

Nachdem der restliche Schultag einigermaßen<br />

problemfrei überstanden ist,<br />

machen wir uns wieder auf den Weg in<br />

Richtung S-Bahn-Station. Inzwischen haben<br />

wir den Dreh raus und merken, dass<br />

bergab alles viel leichter geht. Wir müssen<br />

uns nur daran gewöhnen, dass man jetzt<br />

hin und wieder bremsen muss, was mir<br />

ganz schön in den Händen schmerzt. Mal<br />

ganz abgesehen von dem Geräusch, das<br />

entsteht, wenn Haut über das Metall der<br />

Handräder rutscht.<br />

Gerade als wir den Aufzug zum Bahnsteig<br />

erreichen, sehen wir die Rücklichter<br />

unserer S-Bahn verschwinden. Nachdem<br />

wir eine Viertelstunde auf die nächste<br />

gewartet haben, macht uns wieder der<br />

<strong>Ein</strong>stieg Probleme: Diesmal ist allerdings<br />

nicht der Höhenunterschied zwischen<br />

Bahnsteig und S-Bahn<br />

das Problem, sondern<br />

eine klaffende<br />

Lücke zwischen<br />

denselben,<br />

in welche die<br />

vorderen zwei<br />

Räder des<br />

Roll- stuhls einfach<br />

hinein rut- schen.<br />

Ich kann mich, während mein<br />

Rollstuhl in Richtung Gleise gleitet, zwar<br />

auf festen Boden retten, wäre ich allerdings<br />

wirklich mobil eingeschränkt gewesen,<br />

hätte das richtig gefährlich werden<br />

können.<br />

Den restlichen Tag kann ich mich,<br />

dank einer treppenlosen<br />

Wohnung<br />

und eines funktionsfähigen<br />

Aufzuges<br />

angemessener Größe,<br />

nicht über weitere<br />

Probleme klagen.<br />

Gegen<br />

18 Uhr bringe ich<br />

m e i n e n fahrbaren Untersatz<br />

zurück zu seinen Verleihern.<br />

Abschließend kann ich von<br />

meinem Selbstversuch sagen, dass ich<br />

schockiert bin, wie schwierig das Leben<br />

im Rollstuhl ist, trotz aller sogenannter<br />

„behindertengerechter“ <strong>Ein</strong>richtungen.<br />

Denn wer einmal einen Stadtplan für mobil<br />

eingeschränkte Menschen angesehen<br />

hat, wird feststellen, dass es zum Beispiel<br />

zwar etliche behindertengerechte Toiletten<br />

in Stuttgart gibt, diese aber einfach nicht<br />

zu erreichen sind. Schrecklich sind auch<br />

die Blicke der Menschen, die einem auf<br />

der Straße oder im Gang begegnen. Zuerst<br />

schauen sie auf die Räder, dann prüfen sie<br />

mein Gesicht und suchen nach möglichen<br />

Zeichen der Behinderung, vielleicht noch<br />

einen mitleidigen Blick, dann schaut jeder<br />

schnell in eine andere Richtung. Hauptsache,<br />

man bekundet kein wirkliches Interesse<br />

an dem Mädchen im Rollstuhl, da<br />

das ja pietätlos wäre. Ist man sich dieses<br />

Ablaufes erstmal bewusst, widert er mit der<br />

Zeit nur noch an.<br />

Genauso schrecklich ist das Bewusstsein<br />

der vollständigen Abhängigkeit. Erst von<br />

den Menschen, die einen aufopferungsvoll<br />

durch die Gegend schieben, dann, wenn<br />

man alleine unterwegs ist, die absolute Abhängigkeit<br />

von dem Stuhl mit Rädern, den<br />

man niemals loswerden kann.<br />

Mir ist nach diesem Tag klar geworden,<br />

wie viel Charakterstärke man braucht, um<br />

das ertragen zu können. Außerdem habe<br />

ich gelernt, dass man Menschen mit Behinderung<br />

niemals bemitleiden sollte, sondern<br />

vielmehr bewundern, für das, was sie<br />

jeden Tag leisten, leisten müssen. Diese<br />

Erfahrungen lege ich übrigens jedem ans<br />

Herz. Auch wenn man vielleicht nur beim<br />

nächsten <strong>Ein</strong>kaufsbummel durch die Stadt<br />

darauf achtet, ob der nächste Fußgängerüberweg<br />

einen abgesenkten Bordstein besitzt.<br />

i<br />

Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband<br />

1974 als Arbeitsgemeinschaft Rollstuhlsport<br />

gegründet, wandelte er sich 1977<br />

in den Deutschen Rollstuhl-Sportverband<br />

(DRS) um. Der DRS ist ein Fachverband,<br />

der den Rollstuhlsport auf breiter Ebene<br />

fördert und fortentwickelt. Ihm gehören<br />

über 6.500 sporttreibende Rollstuhlfahrer<br />

an, die in mehr als 250 Vereinen<br />

organisiert sind. > www.drs.org<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 13


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

„SPARGELSUPPE FÜR OBAMA“<br />

Der Nato-Gipfel: Tränengasgeschosse, eine historische Brückenüberquerung, große Politik und<br />

gewaltbereite Randalierer. Anna Schmauder und Okan Bellikli waren mittendrin<br />

Entnervt aufgrund unserer ergebnislosen<br />

Suche nach dem Anti-NATO-<br />

Camp im Straßburger Stadtteil Ganzau<br />

hören wir auf einmal einen lauten Schlag.<br />

Große Rauchwolken steigen keine 500<br />

Meter vor uns auf. Um uns herum Kamerateams<br />

und Fotografen. Wir heften uns<br />

an die Fersen von drei dpa-Fotografen, um<br />

nicht in der Schusslinie zwischen bewaffneten<br />

Polizisten und Steine werfenden<br />

Mofafahrern zu sein. Die Luft ist erfüllt<br />

vom Rauch des Tränengases, unsere Augen<br />

brennen, die Atemwege fühlen sich<br />

an, als stünden sie in Flammen. Warum<br />

alle anderen Journalisten mit Masken,<br />

Schutzbrillen und Helmen herumlaufen,<br />

wird uns spätestens jetzt bewusst, als wir,<br />

begleitet vom durchgehenden Heulen<br />

der Sirenen und den ständigen Schüssen<br />

der explodierenden Tränengasgeschosse,<br />

feststellen, dass es<br />

den dpa-Fotografen gelungen<br />

ist, uns abzuschütteln.<br />

Abgeschottet von diesen<br />

Vorkommnissen fand in<br />

Baden-Baden und Straßburg<br />

der politische Teil des Gipfels<br />

statt. Dabei stand die Rückkehr<br />

Frankreichs in das Sicherheitsbündnis<br />

im Mittelpunkt.<br />

Als viertgrößter Beitrittszahler<br />

wollte Sarkozy Frankreich<br />

nicht länger eine Statistenrolle<br />

am Verhandlungstisch<br />

zukommen lassen.<br />

Mit dem Überqueren der<br />

Passerelle des Deux-Rives,<br />

einer Fußgängerbrücke, die<br />

Deutschland und Frankreich<br />

verbindet, wurde das Ende<br />

dieser Unmündigkeit gefeiert.<br />

Zudem wurden Kroatien und<br />

Albanien im transatlantischen<br />

Bündnis begrüßt. Mit dem<br />

Beitritt der beiden Balkanstaaten<br />

hat sich die Zahl<br />

der Mitgliedsstaaten<br />

von 26 auf 28 erhöht.<br />

Auch der erste Be-<br />

such von US-Präsident Barack Obama<br />

auf deutschem Boden war von großem<br />

öffentlichem Interesse. Die Demonstration<br />

in Baden-Baden verlief friedlich, der<br />

Großteil der Bevölkerung stand auf Obamas<br />

Seite. Entrüstet über die Rufe der Demonstranten<br />

„Keine Suppe für Obama!“,<br />

forderten einige Rentner lauthals „Spargelsuppe<br />

für Obama“.<br />

Alle 28 Mitgliedsstaaten konnten sich<br />

auf den dänischen Ministerpräsidenten-<br />

Rasmussen als neuen NATO-Generalsekretär<br />

einigen. Dass die Türkei, die den<br />

dänischen Ministerpräsidenten aufgrund<br />

seiner Rolle während des Karikaturenstreits<br />

abgelehnt hatte, doch noch nachgab,<br />

ist zu einem entscheidenden Teil Präsident<br />

Obama zu verdanken. <strong>Ein</strong> großer<br />

Trost für die Türkei dürfte dabei die Zusicherung<br />

des Vize-Generalsekretärsposten<br />

gewesen sein.<br />

Wir sind währenddessen weit weg vom<br />

politischen Geschehen des Gipfels. Das<br />

Ibis-Hotel brennt und die hohe Temperatur<br />

der Flammen ist im Gesicht zu spüren.<br />

<strong>Ein</strong>ige hundert gewaltbereite Randalierer<br />

unter den etwa 20.000 Demonstranten haben<br />

das Gebäude angezündet. Man meint,<br />

die Luft bestünde nur noch aus Rauch,<br />

Tränengas und herumfliegenden Rußpartikeln.<br />

Kurz davor ist die Lage im Süden<br />

der Stadt eskaliert, Randalierer sind<br />

auf Polizisten getroffen. Erstere mit<br />

Steinen und Molotov-Cocktails, die<br />

<strong>Ein</strong>satzkräfte mit Gummigeschossen<br />

und Wasserwerfern.<br />

An uns vorbei ziehen Menschenmassen<br />

mit Transparenten, „N-at-O“<br />

steht auf einem. Aus den Lautsprechern<br />

eines alten Lasters dröhnt<br />

rebellischer Reggae: Dancing Résistance.<br />

Scherben pflastern den<br />

Weg der Demonstranten, überall<br />

wurden Scheiben eingeschlagen.<br />

Am Ende bleiben <strong>Ein</strong>drücke, die<br />

wir sicher noch unseren Enkeln erzählen<br />

werden.<br />

<strong>Und</strong> die Erkenntnis, dass keine<br />

der Protestaktionen auch nur in die<br />

Nähe von Politikern kam. Der entstandene<br />

Schaden in den armen<br />

Vorstädten erregten großes Aufsehen.<br />

Die friedliche Protestaktion<br />

von einigen tausend Demonstranten<br />

blieb weitgehend<br />

unbeachtet; ihr Appell<br />

gegen die NATO ging<br />

unter. Wir sind entnervt.<br />

14 Noir Nr. 10 Foto: Johannes Schäfer


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Die NATO-Sicherheitskonferenz in<br />

München im Februar 2007 sorgte<br />

für einige Proteste in Bayern. Noch mehr<br />

Proteste löste allerdings die Verurteilung<br />

der Versammlungsleiterin einer Großdemonstration<br />

zu 1.600 Euro Strafe durch die<br />

bayerische Justiz aus. Frau B. habe durch<br />

ihre Körpersprache eine „aggressive, hetzerische“<br />

Stimmung erzeugt und sei nicht<br />

energisch genug gegen Seitentransparente<br />

und „nicht themenbezogene“ Beiträge aus<br />

einem Lautsprecherwagen vorgegangen.<br />

Dieses Urteil schreckte ab und bot einen<br />

kleinen Vorgeschmack auf das, was folgte:<br />

Gestärkt durch die Föderalismusreform<br />

entwickelte die CSU ein verschärftes Versammlungsgesetz<br />

für Bayern und boxte es<br />

mit absoluter Mehrheit im Landtag durch,<br />

so dass es zum 1. Oktober 2008 in Kraft<br />

trat.<br />

Flächendeckend erschwert dieses Gesetz<br />

jeden Schritt von öffentlicher Meinungsäußerung;<br />

Der Veranstalter muss 72 Stunden<br />

im Voraus mit vielen persönlichen Daten<br />

die Versammlung ankündigen. Diese<br />

kann von der Polizei abgelehnt werden. Im<br />

Laufe der Versammlung muss der Verantwortliche<br />

gewalttätige Ausschreitungen<br />

unterbinden und mit der Polizei kooperieren.<br />

Die Teilnehmer können für ein<br />

einschüchterndes Auftreten belangt werden<br />

und mit 3.000 Euro Strafe rechnen,<br />

wenn sie der Auflösung der Versammlung<br />

Foto: "Michael Schulze von Glaßer" / Jugendfotos.de<br />

WIE VIEL SICHERHEIT VERTRÄGT<br />

EINE DEMOKRATIE?<br />

„Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne<br />

Waffen zu versammeln. Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht<br />

durch Gesetz […] beschränkt werden.“ (Artikel 8 Grundgesetz)<br />

durch die Polizei nicht Folge leisten. Für<br />

polizeiliche Untersuchungen dürfen die<br />

Ordnungshüter Übersichtsvideos von der<br />

Veranstaltung anfertigen und beliebig lange<br />

speichern. Auch bei Veranstaltungen<br />

in geschlossenen Räumen darf die Polizei<br />

nun – ohne sich vollständig zu erkennen<br />

zu geben – anwesend sein.<br />

Diese und andere Auflagen zeigen: Der<br />

Straf- und Bußgeldkatalog für ehemalige<br />

Ordnungswidrigkeiten ist stark angehoben<br />

worden. Die Formulierungen der<br />

Vergehen sind so allgemein gehalten, dass<br />

Missbrauch entstehen könnte. Was ist<br />

ein einschüchternder Kleidungsstil? Kön-<br />

nen auch eine Mütze oder ein Kopftuch<br />

als Vermummung ausgelegt werden? Die<br />

Kompetenzerweiterungen der Ordnungshüter<br />

gehen klar zu Lasten der Grundrechte<br />

der Bürger, wenn sogar eine laute<br />

Unterhaltung zweier Personen auf offener<br />

Straße als unangemeldete Versammlung<br />

mit Bußgeld bestraft werden kann. Das<br />

schreckt ab.<br />

Die <strong>Ein</strong>schnitte begründet Bayerns Innenminister<br />

Joachim Herrmann (CSU)<br />

mit „Schutz der Demokratie vor militanten<br />

Aufmärschen von Links- und Rechtextremen“.<br />

Die damalige politische Opposition<br />

(SPD, FDP und Grüne), die Gewerkschaften<br />

und andere Organisationen<br />

sehen das anders: Sie kritisieren Willkür,<br />

„überzogene Kontrollbefugnisse und büro-<br />

kratische Schikanen“. Das Gesetz sei eine<br />

weitere Möglichkeit für „Bespitzelung und<br />

<strong>Ein</strong>schüchterung“, so betitelt es der Arbeitskreis<br />

Vorratsdatenspeicherung.<br />

Dieser wurde im Januar 2008 gegründet,<br />

nachdem das gleichnamige bundesweite<br />

Gesetz in Kraft getreten war. Er engagiert<br />

sich für mehr Datenschutz, das Recht auf<br />

Privatheit und unbeobachtete Kommunikation.<br />

„Staat und Unternehmen registrieren,<br />

überwachen und kontrollieren uns<br />

immer vollständiger. Egal, was wir tun,<br />

mit wem wir sprechen oder telefonieren,<br />

wohin wir uns bewegen oder fahren, […]<br />

der ,große Bruder‘‚ Staat und […] Wirt-<br />

schaft wissen es immer genauer“, heißt es<br />

in ihrer Erklärung.<br />

Das Bundesverfassungsgericht beschäftigt<br />

sich aufgrund der Klage der Opposition<br />

mit dem bayerischen Gesetz und setzte<br />

am 27. Februar 2009 Teile des Gesetzes per<br />

Eilantrag vorerst außer Kraft. Die Richter<br />

äußerten schwere Bedenken und wollten<br />

der <strong>Ein</strong>schüchterung von Demonstranten<br />

durch Bußgelder und Filmaufzeichnungen<br />

entgegenwirken. Wann das endgültige Urteil<br />

fällt und wie es aussehen wird, ist unklar.<br />

Fakt ist, dass der Beschluss sich auch<br />

auf Baden-Württemberg auswirken wird,<br />

denn auch hier plant die Landesregierung<br />

ein Gesetz – in Anlehnung an Bayern.<br />

Ekaterina Eimer<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 15


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VOM KUMULIEREN UND PANASCHIEREN<br />

Zwischen Europawahl und Bundestagswahl wirkt die diesjährige Kommunalwahl ziemlich unspektakulär.<br />

„Es lohnt sich trotzdem, seine Stimme abzugeben“, fi ndet Jessica Christian<br />

Es ist der 7. Juli 2009. Kai sitzt am Baggersee<br />

und lässt sich die Sonne auf<br />

den Bauch scheinen. Dass heute Kommunalwahl<br />

ist, interessiert ihn nicht. Vom<br />

Gemeinderat hat er keine Ahnung, die<br />

Bürgermeisterkandidaten kennt er nur von<br />

den Wahlplakaten und in Gemeinschaftskunde<br />

hat er Kommunalpolitik schon vor<br />

drei Jahren behandelt. Den Unterschied<br />

zwischen Gemeinderat und Kreisrat hat<br />

er damals schon nicht ganz verstanden<br />

und Panaschieren hält er für einen Fachausdruck<br />

aus der Küche. Neulich hat ihm<br />

sein Vater erzählt, dass bald ein neues<br />

Schwimmbad gebaut werden soll. Welche<br />

Partei das unterstützt hat, weiß Kai nicht.<br />

Wenn das Bad fertig ist, ist er längst beim<br />

Studieren.<br />

Wozu also wählen?<br />

Kai ist kein <strong>Ein</strong>zelfall. So wie ihm<br />

wird es am 7. Juli vielen jungen Erwachsenen<br />

gehen. Die Politikverdrossenheit<br />

der Jugendlichen<br />

ist ein ständiges Problem.<br />

Die Kommunen spüren<br />

das besonders. Wenn Jugendliche<br />

sich für Politik<br />

interessieren,<br />

dann meist für<br />

internationale<br />

und na-<br />

16<br />

tionale. Der Besuch des neuen US-Präsidenten<br />

Barack Obama in Europa ist nun<br />

mal faszinierender als das Aufstellen neuer<br />

Bänke in der Innenstadt.<br />

Dabei soll Kommunalpolitik nah am Bürger<br />

sein. Junge Erwachsene können sich<br />

In der Innenstadt<br />

werden neue<br />

Bänke aufgestellt<br />

Aber Obama ist interessanter<br />

leichter für einen neuen Skaterplatz einsetzen,<br />

als für den Frieden im Gazastreifen.<br />

Nirgendwo wird ihnen eine bessere Möglichkeit<br />

geboten ihrem Engagement Taten<br />

folgen zu sehen. Auf der kommunalen<br />

Ebene werden Ziele sichtbar<br />

und greif- bar: keine<br />

abstrakte<br />

Steueränder ung, sondern das neue Jugendzentrum<br />

neben der Schule.<br />

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich<br />

politisch zu engagieren, sei es in Vereinen<br />

oder den Jugendverbänden der Parteien.<br />

Außerdem gibt es in Baden-Württemberg<br />

eine weitere Möglichkeit sich nicht parteigebunden<br />

zu engagieren: Die Jugendgemeinderäte<br />

(JGR).<br />

In ganz Baden-Württemberg gibt es über<br />

1.500 Jugendliche, die sich im Jugendgemeinderat<br />

engagieren Sie sind zwischen<br />

14 und 18 Jahren alt, werden von den Jugendlichen<br />

der entsprechenden Gemeinde<br />

gewählt und vertreten die Stimme der Jugend<br />

vor dem richtigen Gemeinderat. Außerdem<br />

haben sie das Recht Anträge im<br />

Gemeinderat zu stellen. Sie haben Mitspracherecht<br />

bei allen Themen, die die Jugend<br />

betreffen, wie etwa Jugendzentren oder<br />

die öffentlichen Verkehrsmittel, und sie<br />

besitzen einen eigenen Etat für Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder Veranstaltungen.<br />

So veranstalteten mehre<br />

JGR im letzten Jahr<br />

überregio-<br />

Foto: Sebastian Nikoloff


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nale Open-Air-Konzerte unter dem<br />

Motto „Schöner leben ohne Nazis“,<br />

um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.<br />

Normalerweise nimmt ein JGR an sechs<br />

bis zehn öffentlichen Sitzungen im Jahr<br />

teil. Doch die wirkliche Arbeit passiert<br />

abseits der Öffentlichkeit. Die meisten<br />

JGR treffen sich ein bis zwei-wöchentlich,<br />

um Projekte und Veranstaltungen<br />

zu organisieren.<br />

Auch in Punkto Kommunalwahl planen<br />

die JGRs fleißig: Der JGR Göppingen<br />

beispielsweise ruft alle 14- bis 18-Jährigen<br />

auf am Online-Voting unter www.<br />

deinestimme.jugendnetz.de teilzunehmen.<br />

Auf der Seite können Jugendliche<br />

über die Situation in der eigenen Stadt<br />

in Bezug auf Jugendpolitik und Freizeitangebote<br />

abstimmen. Am 6. Mai sollen<br />

die Ergebnisse der Umfrage der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt werden. Außerdem<br />

7. Juli: Treffen<br />

mit der Wahlurne<br />

werden die Gemeinderäte der verschiedenen<br />

Fraktionen ihre Arbeit vorstellen<br />

und die Erstwähler über die anstehende<br />

Kommunalwahl informieren.<br />

<strong>Und</strong> wie sieht‘s mit dir aus? Gehörst<br />

du zu den Kais dieser Welt? Oder kennst<br />

du dich aus mit Kommunalpolitik? Ja?<br />

Dann organisiere doch einen Informationsabend<br />

für Erstwähler. Oder eine<br />

Podiumsdiskussion mit Gemeinderäten.<br />

Oder mach es wie der JGR Göppingen<br />

und beteilige dich am Online-Voting.<br />

Vielleicht gibt es bei euch auch einen<br />

Jugendgemeinderat, der schon eine Idee<br />

für die Wahlen hat. Frag doch mal nach<br />

und biete ihnen gegebenenfalls deine<br />

Unterstützung an.<br />

Zu viel Stress? Keine Zeit? Dann geh<br />

zumindest am 7. Juli wählen. Denn jede<br />

Stimme zählt!<br />

iDiese Seiten wurden im Rahmen des Projektes<br />

Jugend, Medien und Politik „Du hast<br />

die Wahl …“ erstellt und vom Landesjugendring<br />

Baden-Württemberg und der Landesanstalt<br />

für Kommunikation unterstützt.<br />

Illustraion: Jan Zaiser, Idee: Miriam Kumpf<br />

Kommunalwahlen in Baden Württemberg<br />

Stimmzettel mit<br />

den Wahlvorschlägen<br />

der Parteien.<br />

per Post<br />

Wahltag<br />

Gibt den Stimmzettel einer<br />

Partei unverändert ab.<br />

Jeder Bewerber erhält<br />

jeweils eine Stimme<br />

Wähler<br />

Wie funktioniert eigentlich<br />

kumulieren und<br />

panaschieren?<br />

Jede Partei schickt<br />

eine Liste mit ihren<br />

Kandidaten –<br />

das nennt sich<br />

Wahlvorschläge<br />

hat so viele Stimmen, wie<br />

Gemeinde- oder Kreisräte<br />

zu wählen sind<br />

hat zwei Möglichkeiten<br />

1 2<br />

Er wählt „à la carte“ und stellt aus<br />

den verschiedenen Wahlvorschlägen<br />

zusammen.<br />

dabei kann er<br />

KUMULIEREN<br />

Stimmen häufen: Er kann einzelne Kandidaten<br />

besonders unterstützen und ihnen bis zu drei<br />

Stimmen geben. Jedoch dürfen nicht mehr Stimmen<br />

vergeben werden, als der Wähler insgesamt hat, sonst<br />

ist sein Wahlzettel ungültig.<br />

PANASCHIEREN<br />

Der Wähler kann Bewerber verschiedener Stimmzettel<br />

mischen, indem er Namen von einem anderen<br />

Wahlvoschlag in die freien Zeilen seines Stimmzettels<br />

schreibt.<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 17


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MAKABRE LEICHENSHOW ALS KUNST?<br />

Gunther von Hagens stellt in seinen Körperwelten Ausstellungen<br />

Leichen aus und bezeichnet dies als Kunst. Anna Ruppert fi ndet<br />

das geschmacklos und gegen alle Moralvorstellungen<br />

<strong>Ein</strong>e tote schwangere Mama liegt da<br />

und stützt ihren Kopf auf dem Ellenbogen<br />

ab. Ihr ganzer Bauch ist offen, bis zu<br />

den Brüsten: Dort ist ihr Baby zu sehen.<br />

Diese Mutter wurde „künstlerisch“ für die<br />

Körperwelten-Ausstellung von Gunther<br />

von Hagens plastiniert. Für die Plastination<br />

hat von Hagens sein eigenes Rezept,<br />

wie andere Leute zum Kuchenbacken und<br />

die „Zutaten“ hat er immer vorrätig. In einer<br />

Pressekonferenz erklärte er: „Ich habe<br />

früh gelernt, dass man immer ein paar Leichen<br />

vorrätig haben muss.“<br />

Für eine Ausstellung benötigte Hagens<br />

noch 50 Leichen. Praktisch war, dass er<br />

schon 250 auf Vorrat hatte. Sein Rezept<br />

für die „Leichenbehandlung“ ist so simpel,<br />

dass man es auf seiner Webseite nachlesen<br />

kann: Als erstes findet die Fixierung statt<br />

und den Toten wird eine Formalin-Lösung<br />

in den Körper gepumpt. Es tötet die Bakterien<br />

ab. Dann geht's mit dem Skalpell<br />

zur Sache: Haut, Fett und Gewebe werden<br />

dem Menschen entnommen.<br />

Dieser kunstvolle Prozess kann bis zu<br />

tausend Stunden dauern. Danach wird die<br />

Leiche bis zu drei Monate in eine eisiges<br />

Azetonbad gelegt, anschließend kommt sie<br />

Lesenswert<br />

18<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

in die Vakuumkammer, die mit<br />

flüssigem Kunststoff gefüllt ist.<br />

In maximal fünf Wochen kann<br />

eine Kunststofflösung bis in die<br />

letzte Zelle des Menschen eindringen.<br />

Weil der menschliche<br />

Körper danach durchtränkt und<br />

beweglich ist, kann man ihn nun<br />

in die passende Pose biegen. In<br />

einem letzten Schritt wird der Mensch für<br />

immer haltbar gemacht.<br />

Dies ist auch der entscheidende Unterschied<br />

zur medizinischen Forschung, wo<br />

an den Leichen kein Geld verdient und die<br />

einzelnen Körperteile schließlich bestattet<br />

werden.<br />

Aber kann man von Hagens Körperwelten<br />

als Kunst bezeichnen? Mit welcher<br />

Moral steht er selbst dazu? Als Hagens'<br />

erste Ausstellung eröffnete wurde, veranstaltete<br />

eine evangelische Pröpstin einen<br />

Gedenkgottesdienst für die Toten aus Hagens'<br />

Menschenausstellung. Von Hagens<br />

erklärt dazu nur, dass er am Bestattungsmonopol<br />

der Kirche kratze.<br />

Aber muss Hagens für seine „Kunst“ kriminell<br />

sein? Das Nachrichtenmagazin „Der<br />

Spiegel“ warf Hagens nämlich vor, dass in<br />

Laugenweckle zum Frühstück – Bridget Jones auf Schwäbisch<br />

Eigentlich wollte Elisabeth Kabatek als studierte<br />

Literaturwissenschaftlerin immer etwas<br />

„Hochliterarisches und Tiefschürfendes“<br />

schreiben, wie sie im Gespräch mit der Stuttgarter<br />

Zeitung erzählte. Nun ist im Oktober<br />

letzten Jahres mit „Laugenweckle zum Frühstück“<br />

ihr erster Roman erschienen, der eigentlich<br />

nur eine „Notlösung“ war.<br />

Denn außergewöhnlich tiefschürfend ist die<br />

Erzählung über eine junge Stuttgarterin namens<br />

Line nicht, dafür umso unterhaltsamer.<br />

Line, eigentlich mit dem klangvollen Namen<br />

Pipeline Praetorius geschmückt, hat kein leichtes<br />

Leben. Im Gegensatz zu ihrer perfekten<br />

Schwester Katharina hat die 31-jährige Schwäbin<br />

weder eine Arbeitsstelle noch ihren Traummann<br />

gefunden. Stattdessen ist sie mit dem<br />

„Katastrophen-Gen“ gesegnet, das sämtliche<br />

ihrer Kochversuche und Unternehmungen zu<br />

Abenteuern werden lässt. Als ihr dann auch<br />

noch Leon, ein charmanter Ingenieur und begeisterter<br />

Stäffelesjogger, und der interessante<br />

Fotograf Eric M. Hollister aus Amerika begegnen,<br />

ist Pipelines Leben vollkommen auf den<br />

Kopf gestellt und die Stuttgarterin stolpert von<br />

einer Katastrophe in die andere.<br />

Doch das Herausragende an „Laugenweckle<br />

zum Frühstück“ ist nicht unbedingt die Ge-<br />

<strong>Ein</strong>gelegt in Formalin-Lösung und haltbar bis in alle Ewigkeit<br />

seiner Firma im chinesischen Dailan 650<br />

Leichen mit Schussverletzungen gefunden<br />

wurden, genauer gesagt: Hingerichtete.<br />

Doch Hagens erklärte lapidar, dass in seinem<br />

Institut für Plastination nur von der<br />

Polizei angelieferte Leichen benutzt werden.<br />

Der Spiegel musste den Vorwurf später<br />

zwar zurücknehmen. Trotzdem scheint<br />

es merkwürdig, dass Hagens extra in China<br />

arbeitet und immer so viele Leichen vorrätig<br />

hat. Interessant wäre auch zu wissen,<br />

wie die angelieferten Leichen eingewilligt<br />

haben. Laut Hagens' Webseite sind in seiner<br />

Ausstellung nämlich nur die Leichen<br />

von Menschen, die vorher gründlich über<br />

seine Ausstellung informiert wurden. Andere<br />

Quellen ergeben jedoch, dass ein normaler<br />

Körperspenden-Ausweis ausreicht,<br />

um in der Leichenshow zu landen.<br />

schichte. Auch wenn der Roman sehr witzig<br />

und flüssig geschrieben ist, so gibt es Beziehungsromane<br />

in ähnlicher Form bereits zuhauf.<br />

Das Besondere an „Laugenweckle zum<br />

Frühstück“ ist, dass die ganze Geschichte in<br />

Stuttgart spielt. So kommt einem als Baden-<br />

Württemberger so einiges bekannt vor: Leon<br />

arbeitet bei Bosch in Feuerbach, Line geht auf<br />

der Königsstraße shoppen und in Sindelfingen<br />

bei Ikea Möbel kaufen. Auch die schwäbische<br />

Mentalität bleibt nicht außen vor, amüsant und<br />

sehr realistisch dargestellt in Form von Tante<br />

Dorle und Lines Nachbarn Herrn Tellerle und<br />

Frau Müller-Thurgau.<br />

Fazit: <strong>Ein</strong> tolles Buch, das sich flüssig lesen<br />

lässt und bestimmt nicht nur weibliche Leser<br />

zum Lachen bringt. Susan Djahangard<br />

(Kabatek, Elisabeth: Laugenweckle zum Frühstück.<br />

Tübingen: Silberburg-Verlag, 2008)<br />

Foto: photocase.de / User: "zielos.de"


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DARF MAN LIEBEN, WENN MAN STIRBT?<br />

Bei Tessa wird im Alter von zwölf Jahren<br />

Leukämie diagnostiziert. Mittlerweile<br />

ist sie 16 und weiß, dass ihr Kampf<br />

um das Leben aussichtlos ist. Deswegen<br />

erstellt sie eine Liste von Dingen, die sie<br />

noch erleben möchte, bevor sie stirbt.<br />

Anstatt aufzugeben gibt sie ihrem Leben<br />

einen Sinn: Sie möchte einmal im Leben<br />

Sex haben, Drogen nehmen und Gesetze<br />

brechen.<br />

Das Buch beschreibt ein Mädchen,<br />

das sehr krank ist, aber auch seine Mitmenschen.<br />

Besonders ihrem Vater macht<br />

es Tessa nicht leicht, mit der Situation<br />

umzugehen. Daneben noch der jüngere<br />

Bruder Cal, der mit Angst und Kindlichkeit<br />

alles miterlebt. Im Endstadium ihrer<br />

Krankheit verliebt sich Tessa in ihren<br />

Nachbarn Adam. Es bleibt eine gewisse<br />

Sorge, dass es falsch sein könnte jetzt noch<br />

zu lieben und ihre Liebe dann allein zurück<br />

zu lassen, aber trotzdem lässt sich<br />

Tessa darauf ein. Adam begleitet sie bis zu<br />

ihrem Tod.<br />

Da die Autorin Jenny Downham und<br />

die Protagonisten Tessa sich im Lebensalter<br />

deutlich unterscheiden, wirken die Ge-<br />

Hörenswert<br />

D’ici et d’ailleurs<br />

Wie kann man drei Sprachen in einen Satz<br />

packen, einen Song daraus machen und trotzdem<br />

noch authentisch wirken? Keine Ahnung,<br />

wie. Soha kann es einfach. In den einzigartigen<br />

Lyrics der französischen Neuentdeckung verschmelzen<br />

Englisch, Französisch und Spanisch<br />

zu einer <strong>Ein</strong>heit: „On ne saura jamais whatever<br />

people say como empieza l´amour“.<br />

Wer jedoch denkt, Soha begnügt sich damit,<br />

Sprachen zu vermischen, der sollte sich<br />

schleunigst ihre Platte besorgen. Mit ihrem Debütalbum<br />

„D´ici et d´ailleurs“ („Von hier und<br />

anderswo“) gelingt der Französin, deren Vorfahren<br />

algerische Nomaden waren, auch ein<br />

einmaliger Stilmix: Neben Pop, Soul, Jazz und<br />

klassischem französischem Chanson finden<br />

sich in Sohas Musik jamaikanischer Reggae<br />

und Rap ebenso wie kubanische und lateinamerikanische<br />

Rhythmen wieder. Gekonnt<br />

vereint sie alle <strong>Ein</strong>flüsse, die ihr Leben bisher<br />

geprägt haben.<br />

Fotos: cbt Verlag (oben), EMi Music (unten)<br />

„Bevor ich sterbe“ von Jenny Downham nimmt den Leser auf<br />

eine Gefühlsachterbahn von Leben und Tod mit<br />

In Frankreich bereits als neuer Star am Chanson-Himmel<br />

gehandelt, erfreut sich Soha, die<br />

sich musikalisch selbst als Nomadin versteht,<br />

auch hierzulande zunehmender Beliebtheit.<br />

Ihre Konzerte sind ausverkauft, das Publikum<br />

begeistert. Die erfrischende Ausstrahlung der<br />

jungen Künstlerin, ihre kräftige Stimme sowie<br />

ihr feuriges Temperament faszinieren sowohl<br />

Besucher als auch Kritiker.<br />

Sohas Texte handeln von Liebe und<br />

Schmerz, von Melancholie und Hoffnung.<br />

„D´ici et d´ailleurs“ macht Lust<br />

auf Urlaub, versprüht Lebensfreude und<br />

Exotik. Hits wie „Tourbillon“ und „C´est<br />

bien mieux comme ça“ laden dazu ein,<br />

sich den feurigen Rhythmen hinzugeben<br />

und die Hüften zu schwingen. Im<br />

Duett „Mil pasos“, das sie mit Antoine<br />

Essertier aufgenommen hat, verzaubert<br />

Soha mit ihrer vielseitigen Stimme und<br />

südamerikanischen Klängen. Bei den<br />

ruhigen Gitarrensounds von „Dream<br />

Club“ möchte man einfach nur entspannen<br />

und vor sich hin träumen. In „Heureuse“<br />

(„Glücklich“), dem letzten der<br />

zwölf Songs ihres Albums, stellt Soha<br />

ein letztes Mal ihr Stimmvolumen unter<br />

danken einer Sechzehnjährigen hin und<br />

wieder unrealistisch. Denkt eine Sechzehnjährige<br />

wirklich so egozentrisch, dass<br />

sie keine Rücksicht auf ihren Vater und ihren<br />

Bruder nimmt? Auch die Frage, was in<br />

Adams Gefühlswelt vorgeht, wenn er seine<br />

Freundin sterben sieht, bleibt völlig außer<br />

Acht. Jedoch ist die Sterbeszene am Ende<br />

sehr liebevoll und berührend geschrieben.<br />

Mir sind die Tränen am Ende hinunter<br />

gekullert, nicht wegen des Todes, sondern<br />

wegen der zärtlich knisternden Beziehung<br />

der Protagonisten unteinander: „Adam<br />

streichelt meinen Kopf, mein Gesicht, er<br />

küsst meine Tränen. Wir sind selig. Lass<br />

sie alle los.“ Katrin Jaskulski<br />

(Downham, Jenny: Bevor ich sterbe. München:<br />

cbt Verlag 2008)<br />

Dieser Text stammt aus thema – Dem Magazin im<br />

Jugendnetz. www.thema.jugendnetz.de<br />

Beweis und lässt zum Abschluss, wie der Titel<br />

schon sagt, noch einmal mit einer eingängigen<br />

Pop-Melodie Glücksgefühle aufkommen.<br />

Fazit: Sohas Musik ist natürlich und bewegend,<br />

ihr Stil neu und einzigartig. „D´ici et<br />

d´ailleurs“ überzeugt und macht neugierig auf<br />

mehr! Lisa Schof<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 19


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

20<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

blind. fetzen<br />

<strong>Ein</strong>e Kurzgeschichte von Maren Ochs<br />

Ich bin ihnen ausgeliefert und meiner Angst. Ihre grinsenden Fratzen tanzen in dem<br />

Schwarz hinter meinen Lidern. Gebückt und krumm und verletzlich krabble ich über den klebrigen<br />

Boden, in Kreisen, immerfort. Ich höre das Tuscheln der Mädchen und manchmal ein fiepsendes<br />

Kichern. Das Schlimmste ist, sie nicht sehen zu können. Welche Richtung, frage ich leise, aber<br />

niemand will antworten. In tumber Dunkelheit steigt ein Gefühl von Schwindel auf und ich<br />

schlage mit meinem Holzlöffel gegen ein Stuhlbein.<br />

Topfschlagen, haben sie gejohlt, haben meine Augen mit einem Tuch verbunden. Ich<br />

habe mich nicht gewehrt. Ich habe mein T-Shirt in die Hose gestopft, dann bin ich in die Hocke<br />

gegangen. Ich schäme mich. Auf meinem Gesicht schwimmt die feuchtwarme Röte eines<br />

schrecklichen Momentes und ich ziehe mir das Tuch weit über Wangen und Nase, bis mir von<br />

seinem Geruch nach talgigem Haar übel wird.<br />

Weite Kreise, enge Kreise, immerfort.<br />

Niemand sagt Warm oder sagt Kalt. Niemand raunt mir einen kleinen Hinweis zu, wie<br />

Freundinnen das untereinander tun würden. Es ist kein lustiges Spiel, das Topfschlagen.<br />

Ich frage mich, ob es in diesem Spiel überhaupt einen Topf gibt.<br />

Ich denke, dass die anderen mich nicht mögen. Mir fällt nur nicht ein, weswegen sie<br />

sonst hier sein könnten.<br />

Oder nur einen Holzlöffel.<br />

Ich spüre ihre Blicke.<br />

Ich erinnere mich an die Menschen in der Fußgängerzone.<br />

Sie sind überrascht, wenn ihre <strong>Ein</strong>kaufstüten gegen meine Unterschenkel schlagen. Sie schauen<br />

mich mit großen Augen an, als sei zu ihrer Rechten nie jemand gewesen. Sie vergessen, sich zu<br />

entschuldigen, so überrascht sind sie. Dabei habe ich mich schon seit vielen Minuten mit ihnen<br />

durch das Gewühl geschoben.<br />

Ich spüre die Blicke auf meinem Rücken und mich fröstelt. Vielleicht wissen die Mädchen,<br />

wie schlimm das alles für mich ist. Blind – blind – blind. Vielleicht auch nicht.<br />

Jetzt, da ich nicht sehen kann, sehen sie mich.<br />

Weite Kreise,<br />

enge Kreise,<br />

immerfort.<br />

Kreis.<br />

Kreis.<br />

Allmählich weichen Wut und Angst einem Gefühl von Ruhe. In gleichmäßigem Rhythmus<br />

patsche ich mit meinem Holzlöffel auf den Boden, in Kreisen, immerfort.<br />

<strong>Und</strong> allmählich verschwimmt das gleichmäßige Ticken unserer Wanduhr zu einem surrenden,<br />

knisternden Klangbrei, der sich auf meine Ohren und über alle Geräusche legt. Die kleinen,<br />

übersichtlichen Sekunden knicken verschüchtert ein vor der massigen Zeit. Meine Sinne scheinen<br />

verwirrt, schlagen wahnwitzige Kapriolen und stolpern dabei übereinander. Ich schmecke das<br />

Licht, das grell und ungedämpft durch die Fenster fällt.<br />

Ich beginne zu schwitzen, einen kalten Schweiß. Ich beschließe plötzlich, mich zu<br />

wehren. Ich streife mir die Augenbinde ab und blicke die anderen triumphierend an. Ich sage<br />

Durchschaut. Dann sehe ich den Topf.<br />

So etwas passiert mir manchmal.<br />

Illustration: Tobias Fischer


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

Foto: "yannick schulze" / Jugendfotos.de<br />

Was Dietmar Hopp mit dem russischen Erdöl-Milliardär zu tun hat, der den FC Chelsea<br />

zum reichsten und unbeliebtesten Klub der Welt gemacht hat …<br />

Da war dieses Interview, das Marcel<br />

Reif der Rhein-Neckar-Zeitung gegeben<br />

hat. Der Fernsehmann Reif nennt<br />

Hoffenheim einen Retortenklub und<br />

Hopp einen deutschen Abramowitsch.<br />

Hopp bezeichnet sich als Unternehmer<br />

im Ruhestand. Er ist 66 Jahre alt, ein<br />

großer Mann mit breiten Schultern und<br />

eisgrauem Haar. 1972 hat er den Softwarekonzern<br />

SAP mitgegründet, sein Vermögen<br />

wird auf mehrere Milliarden Euro<br />

geschätzt.<br />

Hopp ist hier aufgewachsen und hat<br />

selbst für „Hoffe“ gespielt, wie die <strong>Ein</strong>heimischen<br />

sagen. Sein schönstes Tor? „Flanke<br />

von rechts, ich stehe am Strafraum,<br />

ziehe voll ab und der Ball saust unter die<br />

Latte.“ Damals war der Fußballplatz eine<br />

lehmige Wiese. Er war als Spieler daran<br />

beteilgt, den Verein aus der Kreisklasse in<br />

die Regionalliga zu führen. Jahrelang fand<br />

Hoffenheim Erfüllung darin, mit selbst<br />

ausgebildeten Spielern in der dritten Liga<br />

zu spielen. Warum muss es auf einmal die<br />

erste sein? Dietmar Hopp antwortete leise<br />

und zurückhaltend. Er will nicht dastehen<br />

als gelangweilter Milliardär, der sich als<br />

Spielzeug eine Fußballmannschaft<br />

gekauft hat. Dafür hat<br />

er aus der<br />

DER DEUTSCHE ABRAMOWITSCH?<br />

Bundesliga den Trainer Ralf Rangnick<br />

geholt und einen Stab weiterer hoch geschätzter<br />

Spezialisten. Hopp investiert<br />

aber auch in Biotechnologie, er unterstützt<br />

die Heidelberger Uniklinik und hat<br />

so ziemlich jeden Sportplatz in der Gegend<br />

gesponsert.<br />

Hoffenheim ist ein Dorf im Kraichgau,<br />

Nordbaden. 3.300 <strong>Ein</strong>wohner, von einem<br />

Ende bis zum anderen läuft man eine Viertelstunde.<br />

Der Kaufmann schließt seinen<br />

Laden zur Mittagspause und am Bahnhof<br />

wird die Schranke noch mit der Hand heruntergekurbelt.<br />

„<strong>Ein</strong>e Fußballtradition<br />

wie in München oder Dortmund haben<br />

wir nicht“, sagte Hopp einmal. „Aber die<br />

Wurzeln des Vereins reichen zurück ins<br />

Jahr 1899.“ Vor acht Jahren hat Hopp ein<br />

Stadion gebaut, mit einer Tribüne und<br />

drei Steintraversen. Das Stadion trägt<br />

seinen Namen. Innzwischen ist der Klub<br />

ein paar Kilometer weiter in die Kreisstadt<br />

Sinsheim gezogen, in ein neues Stadion<br />

für 30 000 Zuschauer. Hopp wollte<br />

es eigentlich in Heidelberg bauen („eine<br />

Weltstadt!“). Aber die Heidelberger waren<br />

nicht sehr kooperativ und haben das ausgeguckte<br />

Gelände lieber einem Getränkefabrikanten<br />

gegeben.<br />

Der neue Standort in Sinsheim liegt direkt<br />

an der A6 zwischen Mannheim und<br />

Heilbronn.<br />

Die vielen Blickkontakte der vorbeifahrenden<br />

Autofahrer sollen eine optimale<br />

Vermarktung des Stadionnamens ermöglichen.<br />

„Microsoft-Arena würde mir gefallen“,<br />

sagt Hopp.<br />

Im Fußball gibt es vier Sorten von Fans:<br />

Der Vereinsfan ist vor allem Anhänger<br />

eines Vereins, um den Fußball an sich<br />

geht es dabei recht selten. Die zweite<br />

Gruppe von Fans sieht sich alle Spiele im<br />

Fernsehen an und schmeißt mit Fachbegriffen<br />

um sich. Diese Fans wären am<br />

liebsten alle Sportjournalist geworden.<br />

Der Eventfan kommt nur ins Stadtion,<br />

wenn vor Anpfiff Shakira singt, während<br />

den Erfolgsfan nur der Sieg seiner<br />

Mannschaft interessiert. Hoffenheim<br />

bedient von diesen Fans gerade drei Kategorien:<br />

alle, bis auf den Vereinsfan. Sie<br />

sind oft in den Medien, das macht sie für<br />

Eventfans interessant. Sie spielen einen<br />

schönen, offensiven Fußball, das ist was<br />

für Feinschmecker. <strong>Und</strong>: Sie sind dabei<br />

erfolgreich. Zumindest noch. Dass so<br />

eine junge und unerfahrene Mannschaft<br />

eine Saison ohne zwischenzeitlichen<br />

Leistungseinbruch übersteht, wäre ungewöhnlich,<br />

und man sieht es derzeit deutlich<br />

am Tabellenplatz. Alles andere wird<br />

die Zukunft zeigen. Irina Bernhardt<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 21


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

Mein erstes Mal<br />

<strong>Ein</strong> Handy besitzen<br />

Ich fand es<br />

lange dumm und nervig.<br />

Immer wenn jemand es in einer Sitzung<br />

mit hochrotem Kopf ausschaltete oder<br />

wenn jemand ein Gespräch unterbrach,<br />

war ich heilfroh, dass ich es nicht besaß.<br />

Nicht mehr die Möglichkeit zu haben,<br />

ab und zu nicht erreichbar zu sein,<br />

wenn ich mal ungestört, allein oder<br />

einfach mal weg sein wollte, hätte mir<br />

noch mehr Sorgen gemacht als Strahlen,<br />

die davon ausgehen und gesundheitsschädlich<br />

sein sollen.<br />

„Ich habe kein Handy“, antwortete<br />

ich immer auf die Frage nach meiner<br />

Nummer. Wenn ich die verschiedensten<br />

Klingeltöne mit den unterschiedlichsten<br />

Peinlichkeitsgraden – von Mozart über<br />

einen Kavallerieangriff, Bauchtanzmusik,<br />

eine Rede von Helmut Kohl hin zu<br />

Babygeschrei oder Furzgeräuschen – in<br />

der S-Bahn oder auf der Straße hörte,<br />

musste ich grinsen.<br />

Noch mehr grinste ich beim Anblick<br />

des Besitzers, der daraufhin seine ganze<br />

Tasche durchwühlte, um den Krachmacher<br />

ausfindig zu machen.<br />

Bis ich zum 18. Geburtstag mein erstes<br />

Handy bekam. Die erste Frage nach<br />

meiner Nummer zu beantworten, war<br />

mir fast peinlich.<br />

Mittlerweile habe ich mein Handy immer<br />

dabei. Mal kurz jemanden anzurufen,<br />

eine SMS zu verschicken oder das<br />

Handy sinnlos auf- und zuzuklappen,<br />

wenn ich Langeweile habe, ist doch geschickt.<br />

<strong>Ein</strong>es habe ich mir aber gemerkt:<br />

Mein Handy ist dauerlautlos. Auch<br />

das Vibrieren spüre ich meistens nicht.<br />

Deshalb wundert sich niemand mehr,<br />

wenn ich erst etwas später zurückrufe.<br />

Sophie Rebmann<br />

22<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />

LEUCHTE MIR DEN WEG<br />

Genau das Richtige für Leute wie<br />

mich!“, dachte ich, als ich von<br />

dieser originellen Erfindung las. Ich, als<br />

Person, die seit Monaten im Dunkeln<br />

lebt, da ich zu faul bin, die Glühbirne im<br />

Zimmer zu wechseln. Inzwischen habe<br />

ich mich recht gut an die Lage angepasst.<br />

Es ärgert mich kaum, wie blind<br />

durchs Zimmer zu laufen, um die<br />

Nachttischlampe anzumachen. Von<br />

kleinen Unfällen mal abgesehen, bei<br />

denen ich es fertiggebracht habe, meine<br />

Brille zu zertreten. Anstatt zwei Minuten<br />

zu investieren, um meinem Zimmer<br />

wieder Licht zu verschaffen, suche ich<br />

immer wieder nach neuen Gründen, genau<br />

das nicht zu tun. Da kommen mir<br />

die Light Feet Slippers wie gerufen!<br />

Das sind Hausschuhe, die im Dunkeln<br />

den Weg leuchten. Angepriesen werden<br />

sie für diejenigen, die nachts mal raus<br />

müssen, ohne das Licht anmachen zu<br />

wollen und andere damit zu wecken. Darum<br />

teste ich diese vielversprechenden<br />

Hausschuhe – zugegeben, nicht ganz<br />

uneigennützig. Natürlich ist auch genau<br />

das wichtig, was für altherkömmliche<br />

Hausschuhe gilt: Sie müssen bequem<br />

sein. Nach einem Nachmittag kann ich<br />

sagen, dass sie anderen Hausschuhen in<br />

puncto Bequemlichkeit in nichts nach-<br />

Geschichten aus dem Leben<br />

Gesundheitsvorsorge verbindet<br />

Es ist Grippezeit. Ich möchte aber<br />

nicht krank werden. Deshalb trinke<br />

ich Kanister voller Orangensaft. Zum<br />

Abendessen gibt es eine wahre Vitaminbombe:<br />

Rote-Bete-Salat. Das riesige Glas<br />

denkt aber gar nicht daran, aufzugehen.<br />

Ich brauche Verstärkung. Vielleicht hat<br />

meine neue Nachbarin das passende<br />

Werkzeug? Es ist die Gelegenheit, sie besser<br />

kennen zu lernen. Sie rennt immer<br />

vor mir weg. Was ist ihr Geheimnis?<br />

Zehn Minuten später sitzt der Deckel<br />

immer noch fest, als es an der Tür klingelt.<br />

Die Nachbarin hat einen Freund<br />

mit einer zerstörungsfreudigen Portion<br />

Arbeitsfrust und einem Werkzeugkoffer.<br />

stehen. Im Tageslicht leuchten die vorn<br />

angebrachten LEDs übrigens nicht wegen<br />

einem Sensor in den Sohlen, der die<br />

umgebene Helligkeit ermittelt. Ob das<br />

stimmt, teste ich nun in Phase zwei:<br />

Als es dunkel ist, ziehe ich die Slipper<br />

an, trete auf und siehe da: Ich sehe! In<br />

den Sohlen ist dazu noch ein Gewichtssensor,<br />

der die Schuhe im Dunkeln<br />

nur leuchten lässt, wenn sie gebraucht<br />

werden. Ich laufe also mit den Slippern<br />

durchs Haus und bin so fasziniert, dass<br />

sie ihren Zweck erst nur halb erfüllen:<br />

Denn ich schaue nicht auf den Weg,<br />

sondern immer wieder nach unten.<br />

Schließlich hatte ich zuvor nicht oft das<br />

Vergnügen, Scheinwerfer an den Füßen<br />

zu haben. Doch ich schaffe es, nirgends<br />

gegen zu stoßen und blicke nun auf den<br />

beleuchteten Weg. Natürlich ist das<br />

Licht nicht sehr hell, aber es reicht, um<br />

sich im dunklen Haus zurechtzufinden.<br />

Schließlich stelle ich die Schuhe vorm<br />

Bett ab. Die Schuhe leuchten noch kurz<br />

weiter, dann erlischt das Licht.<br />

Mit den Bright Feet Slippern bin ich<br />

sehr zufrieden. Zumal ich wieder einen<br />

Grund mehr habe, die Glühbirne nicht<br />

zu wechseln. Fragt sich nur, was ich mache,<br />

wenn die austauschbaren Batterien<br />

leer sind. Lisa Zeller<br />

<strong>Ein</strong> paar geschickte Handgriffe mit Zange<br />

und Schraubenzieher und das Glas<br />

ist offen. Die neu eingerichtete Küche<br />

gleicht der Kulisse eines Horrorfilms.<br />

Während wir das Rote-Bete-Blut wegputzen,<br />

finde ich das große Geheimnis<br />

heraus: Es gibt gar keins.<br />

Meine neue Nachbarin ist nett und<br />

hat viel zu tun, deshalb ist sie immer auf<br />

dem Sprung. Ich biete ihr von meinem<br />

Super-anti-Schnupfen-Salat mit Rote<br />

Bete, Zwiebel und Knoblauch an. Sie<br />

möchte aber nichts davon abhaben. Ob<br />

das vielleicht an einer vampirartigen<br />

Knoblauchallergie liegt?<br />

Silke Brüggemann<br />

Foto: Kigoo Images / PIXELIO


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

Fotos:<br />

Privat<br />

Andreas Spengler, 21, Student in Tübingen<br />

In fünf Adjektiven: einzigartig, zweifelnd, dreist,<br />

vierfältig, pfiffig<br />

Mein Job bei der NOIR: Chefredakteur<br />

Mein tollstes Erlebnis mit der NOIR: waren die Redaktionssitzungen<br />

und das tolle Gefühl, als ich zum<br />

ersten Mal einen Titeltext für Noir geschrieben<br />

habe.<br />

Freizeitaktivitäten: Joggen, Skifahren, Bergsteigen,<br />

Gitarrespielen, Schreiben, Wildcampen<br />

Pläne für die Zukunft: Journalistische Karriere, Familie,<br />

Kinder, Glücklich sein.<br />

Wen würdest du gerne interviewen und warum? Franz<br />

Kafka. <strong>Ein</strong>mal mit einem kranken Genie sprechen.<br />

Lieblingsessen: großer gemischter Fischteller<br />

Das Schlimmste, was mir meine Eltern jemals angetan haben:<br />

Sie haben meinen Riesen-Sandkasten zu einem<br />

Wasserteich umgebaut.<br />

Sebastian Czub, 17, Schüler aus Schwaigern<br />

in fünf Adjektiven: freundlich, tolerant, karrieristisch,<br />

abenteuerlustig, lebhaft<br />

Mein Job bei der NOIR: Redakteur<br />

Bei (langweiligen ) Familienfeiern ... mache ich meistens<br />

Fotos<br />

Bei einer Pressekonferenz warte ich meistens auf die<br />

Teilnehmer.<br />

Auf Fotos … kann ich nie richtig grinsen.<br />

Am liebsten schreibe ich über: Service-Themen.<br />

Am liebsten fotografiere ich: Prominente.<br />

Lieblingsfächer: Gesellschaftswissenschaften<br />

Berufswunsch im Kindergarten: Polizist<br />

Berufswunsch heute: TV-Redakteur<br />

Lieblingsessen: Amerikanisch, aber keine Burger<br />

Freizeitaktivitäten: Bogenschießen, Veranstaltungstechnik<br />

Pläne für die Zukunft: Hochschulstudium und Volontariat<br />

Das kann ich überhaupt nicht: in die Sonne schauen<br />

Das würde ich gerne lernen: Fliegen (Flugzeug, Hub-<br />

schrauber,…)<br />

Impressum<br />

Noir ist das junge Magazin der<br />

<strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />

Württemberg e.V.<br />

Ausgabe 10 – Mai 2009<br />

Herausgeber<br />

<strong>Jugendpresse</strong> Baden-Württemberg e.V.<br />

Schlossstr. 23<br />

74372 Sersheim<br />

Tel.: 07042 8155-35 www.jpbw.de<br />

Fax: 07042 8155-40 buero@jpbw.de<br />

Chefredaktion<br />

Andreas Spengler andreas.spengler@noirmag.de<br />

(V.i.S.d.P., Anschrift wie Herausgeber)<br />

Miriam Kumpf miriam.kumpf@noirmag.de<br />

Layout und Art-Director<br />

Tobias Fischer tobias.fischer@noirmag.de<br />

Layout-Team<br />

Sebastian Nikoloff, Simon Staib, Jan Zaiser,<br />

Tobias Fischer layout@noirmag.de<br />

Titelbilder<br />

Ingo Neumann / PIXELIO (Titelbild);<br />

Johannes Schäfer (links); EMi Music (mitte);<br />

photocase.com / User: vandalay (rechts)<br />

Redaktion<br />

Okan Bellikli (obl), Irina Bernhardt (ib), Silke<br />

Brüggemann (sbr), Jessica Christian (jc), Lisa<br />

Cramer (lc) Sebastian Czub (sc), Susan Djahangard<br />

(sd), Ekaterina Eimer (ee), Alexander<br />

Hoffmann (ahm), Katrin Jaskulski (kj), Miriam<br />

Kumpf (mk), Henrike W. Ledig (hl), Luca<br />

Leicht (ll), Oxana Lytus (ol), Maren Ochs (mo),<br />

Christina Ott (co), Lukas Ramsaier (lr), Sophie<br />

Rebmann (srm), Anna Ruppert (ar), Anna<br />

Schmauder (asd), Lisa Schof (ls), Andreas<br />

Spengler (as), Silke Steinbrenner (ssb), Katharina<br />

Tomaszewski (kt), Ann-Katrin Wieland<br />

(akw), Jan David Zaiser (jz), Lisa Zeller (lz)<br />

redaktion@noirmag.de<br />

Anzeigen, Finanzen, Koordination<br />

Sebastian Nikoloff<br />

sebastian.nikoloff@noirmag.de<br />

Druck<br />

Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />

www.horn-druck.de<br />

Noir kostet als <strong>Ein</strong>zelheft 2,00 Euro, im Abonnement<br />

1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 im Jahr, Vorauszahlung,<br />

Abo jederzeit kündbar).<br />

Bestellung unter der Telefonnummer 07042 8155-35 oder<br />

per Mail an abo@noirmag.de.<br />

Für Mitglieder der <strong>Jugendpresse</strong> <strong>BW</strong> ist das Abonnement<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) 23


Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />

24<br />

Susan<br />

Djahangard<br />

10<br />

Was W ist das Reizvolle an Noir?<br />

Viele V nette Menschen, die zusammen<br />

ein e Magazin gestalten, an dem man<br />

auch a selbst mitwirken kann und seine<br />

eigenen e Ideen einbringen kann.<br />

Jubiläum–<br />

10<br />

dfgyxcv jkp<br />

Jan Zaiser<br />

Was W wäre dein Leben ohne die Noir?<br />

OOhne<br />

Noir wäre ich ein gesellschaft-<br />

lliches<br />

Wrack, hätte keine fürsorglichen<br />

Freunde, die meine Artikel auseinan-<br />

ddernehmen<br />

wie Wölfe ihre Beute. Ich<br />

wüsste nicht, dass man sonntags grausame fünf Stunden<br />

lang in der Uni arbeiten kann und hätte wahrscheinlich<br />

ein potentielles Schwiegersohn-08 / 15-Leben. Noir bringt<br />

Abwechslung!<br />

Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />

Noir sollte noch französischer und dunkler werden. Wie<br />

wäre es mit schwarzer Poesie, verbrannten Baguettes und<br />

kleinen Eiffelturmanhängern bei Nacht?<br />

Was ist das Reizvolle an Noir?<br />

Die Chefredakteurin ☺<br />

f<br />

Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />

Noch viele weitere tolle Ausgaben, und dass Noir sich<br />

noch weiterentwickelt, zum Beispiel komplett in Farbe<br />

erscheint.<br />

k<br />

Lukas Lukas Ramsaier Ramsaier<br />

<strong>Ein</strong> Leben ohne Noir wäre mittlerweile undenkbar<br />

für mich. Was zum Beispiel wäre<br />

mein E-Mail Postfach ohne die Noir? Es würde<br />

wohl verhungern.<br />

Mit meinen zwei Ausgaben bei Noir bin ich<br />

sicherlich noch ein Frischling. Allerdings merkt man als<br />

aufmerksamer Beobachter schnell, mit wem man es hier<br />

zu tun hat: Mit einem Haufen verrückter, kreativer und<br />

toller Jungjournalisten, die alle für die Idee von einem tollen<br />

Heft leben.<br />

Noir lebt von seiner bunt gemischten Redaktionsund<br />

Layoutgruppe. Alle ein wenig verschieden, doch diese<br />

verschiedenen Ideen und Ansichten machen jede Redaktionssitzung<br />

unglaublich spannend und schaffen ein Ergebnis,<br />

auf das man wirklich stolz ist, wenn man es nach dem<br />

Druck in den Händen hält.<br />

Ann-Katrin<br />

Wieland<br />

T<br />

Was war dein aufregendstes Ereignis bei i<br />

der Noir?<br />

Mein aufregendstes Ereignis war, als ich<br />

die Nacht in verschiedenen Mini-Cars in n<br />

der Region verbrachte und viele interessante<br />

Mitfahrer kennenlernte (siehe Noir Nr. 6).<br />

Was waren Höhe- und Tiefpunkte?<br />

<strong>Ein</strong> Tiefpunkt war es, als das Essen in einem Dunkelrestaurant<br />

nicht klappte.<br />

Welches Ausgabe hat dir besonders gefallen?<br />

Am Besten hat mir die Ausgabe zu den Jugendmedientagen<br />

2007 in Stuttgart gefallen.<br />

Was hast du von der (Mit-)Arbeit an Noir gelernt?<br />

Immer genau nachzufragen.<br />

Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />

Ich wünsche Noir noch mehr Gefühls- und Musikthemen<br />

und natürlich ein langes Leben.<br />

Noir Nr. 10 (Mai 2009) Fotos: Privat<br />

Illustration: Jan Zaiser, Tobias Fischer<br />

x<br />

Die Noir wird 10!<br />

p(( ))<br />

c


FREUNDE<br />

IM GANZEN<br />

LAND?<br />

BLAUES NETZWERK<br />

AN 18 HOCHSCHULORTEN!<br />

Du bist bald Student – weltoffen, tolerant und bereit,<br />

Verantwortung zu übernehmen? Du willst Deine<br />

Studienzeit mit Freunden verbringen und Spaß haben?<br />

Du bist ein Netzwerker und freust Dich über Kontakte<br />

zu Gleichaltrigen in ganz Deutschland? Dann werde<br />

Mitglied einer Gemeinschaft, die Dich weit über<br />

die Studienzeit hinaus begleitet, die Dir zur Seite steht<br />

und die Dein Studium um Spaß, Verantwortung und<br />

hilfreiche Kontakte erweitert. Kurz – die landesweite<br />

Freundschaften bereithält.<br />

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Medienstudium mit Zukunft<br />

Studienstart: 1. Oktober | 15. März<br />

Studiengänge an der Macromedia Hochschule<br />

für Medien und Kommunikation (MHMK)<br />

Akkreditierte Studiengänge mit Abschluss Bachelor of Arts<br />

Medienmanagement (B.A.) - 6 Semester<br />

PR und Kommunikation<br />

Sport und Event<br />

Crossmedia- und Onlinemanagement<br />

Markenkommunikation und Werbung<br />

Musikmanagement<br />

Journalistik (B.A.) - 7 Semester<br />

Kulturjournalismus<br />

Sportjournalismus<br />

Digitale Medienproduktion (B.A.) - 6 Semester<br />

Mediendesign<br />

www.macromedia-hochschule.de<br />

macromedia hochschule für medien und kommunikation<br />

naststraße 11 70376 stuttgart<br />

tel 0711.280 738-0 email info.stgt@macromedia.de

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