Macht Und Ein? - Jugendpresse BW
Macht Und Ein? - Jugendpresse BW
Macht Und Ein? - Jugendpresse BW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Politik<br />
Gefährlich: Noir-<br />
Autoren beim<br />
Nato-Gipfel<br />
Ausgabe 10 (Mai '09)<br />
<strong>Macht</strong> und <strong>Ein</strong>fl uss<br />
Selbstbestimmt statt fremdgesteuert?<br />
Kultur<br />
Hörenswert:<br />
Soha singt in<br />
drei Sprachen<br />
Special<br />
www.noirmag.de<br />
Zum 10. Heft:<br />
Die Redaktion<br />
zieht Bilanz
Anzeige<br />
Horn-Druck<br />
Erstklassiger Kundenservice<br />
Ihre Fragen werden kompetent beantwortet,<br />
Ihre Wünsche spornen uns an, Sie zufrieden<br />
zu stellen.<br />
Günstige Preise<br />
Unser Preis-Leistungsverhältinis ist sehr gut.<br />
Wir bieten Ihnen attraktive Zahlungskonditionen<br />
Kostenlose Datenprüfung<br />
Bevor wir drucken, prüfen wir Ihre Daten sorgfältig<br />
auf Fehler. So kann nichts schief gehen.<br />
Beste Qualität<br />
Ob im Offset- oder Digitaldruck – wir holen<br />
immer das Beste aus Ihren Daten heraus und<br />
unsere Druckqualität ist hervorragend.<br />
Absolute Termintreue<br />
Wir setzen alles daran, Ihren Wunschtermin<br />
einzuhalten. Sie können sich darauf verlassen,<br />
dass Ihre Zeitung pünktlich eintrifft.<br />
Top Qualität · Top Service · Top-Timing · Jetzt Anfrage starten!<br />
Stegwiesenstraße 6-10 · 76646 Bruchsal · Tel. 07251 / 97 85-31<br />
www.horn-druck.de<br />
Seit über 25 Jahren drucken<br />
wir Schülerzeitungen. Über<br />
1.000 Redaktionen haben<br />
sich schon für uns entschieden.<br />
Überzeugen auch Sie<br />
sich davon, dass wir gut und<br />
günstig sind.<br />
• TOP-Qualität<br />
• TOP-Service<br />
• TOP-Timing<br />
Ihr Kundenberater:<br />
Dominik Blümle<br />
Tel. 07251 / 97 85 31<br />
Druck & Verlag<br />
b<br />
d<br />
we bdbd<br />
we bd<br />
we bd<br />
we b
~ Editorial ~<br />
BÜHNE DER MACHT<br />
Abraham Lincoln kannte weder Reality-Shows noch<br />
Rockfestivals. Zu Lincolns Zeiten funktionierte Politik<br />
anders als heute. Doch Lincoln sagte Sätze, die zeitlos<br />
sind: „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen,<br />
so gib ihm <strong>Macht</strong>.“ Heute, 150 Jahre später, steht Barack<br />
Obama auf der Bühne der <strong>Macht</strong>. Er versteht mehr von Reality-Shows<br />
und Rockfestivals als jeder andere Politiker vor<br />
ihm. Obama ist selbst ein Popstar. Bisher scheint sein Charakter<br />
nicht unter der enormen <strong>Macht</strong> zu leiden. Obama,<br />
so scheint es, möchte seine Wahlversprechen halten. Doch<br />
nicht immer sind die Mächtigen mit einem guten Charakter<br />
gesegnet. Viel zu oft wird <strong>Macht</strong> missbraucht. Viel zu oft<br />
sind die Mächtigen sich ihrer Verantwortung nicht bewusst:<br />
Banker, die Milliarden verzocken, Manager, die Unternehmen<br />
in den Konkurs treiben, Diktatoren, die ihr Volk unterdrücken.Doch<br />
es gibt Möglichkeiten, <strong>Macht</strong> zu begrenzen<br />
und die Mächtigsten zu kontrollieren. <strong>Ein</strong>e davon ist eine<br />
funktionierende Presse.<br />
NOIR ist ein Teil der Presselandschaft in Deutschland.<br />
Zugegeben: Unsere Auflage ist nicht mit der ZEIT oder dem<br />
SPIEGEL vergleichbar. Doch NOIR hat andere Qualitäten:<br />
NOIR wird ausschließlich von Jugendlichen gemacht: Wir<br />
sind mal verspielt, mal ernst, und haben einen kritischen<br />
Blick – auch auf die Mächtigen unserer Gesellschaft. <strong>Und</strong><br />
das seit 10 Ausgaben! NOIR gibt Jugendlichen die <strong>Macht</strong>,<br />
eigene Artikel zu schreiben. Doch wir haben unseren guten<br />
Charakter bewahrt. Wenn das Abraham Lincoln sehen<br />
könnte …<br />
Fotos: "Nina L" / Jugendfotos.de (groß); photocase.de / User: "madochab" (o.r.)<br />
Hilfe, wie spreche ich sie an? Nina Deissler<br />
gibt auf Seite 8 Flirt-Tipps – für sie und ihn<br />
Inhalt – Noir 10<br />
002 Lifestyle. Markenmacht<br />
003 Wissen. Tierische Nachbarn<br />
004 Thema. Massenveranstaltungen<br />
008 Interview. Flirttipps<br />
009 Thema. Unterbewusstsein<br />
011 Thema. Die Kirche im Dorf<br />
012 Reportage. Auf vier Rädern<br />
014 Politik. Gipfeltreffen<br />
015 Politik. Versammlungsfreiheit?<br />
016 Politik. Date am 7. Juli<br />
018 Kultur. Leichenschau<br />
019 Kultur. <strong>Ein</strong> Satz, drei Sprachen<br />
020 Kreativ. Kurzgeschichte<br />
021 Sport. Millionär macht Fußball<br />
022 Querbeet. Licht im Dunkeln<br />
023 Intern. Wer hinter Noir steckt<br />
024 Special. Die Noir und ich<br />
001 Editorial<br />
023 Impressum<br />
1
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
ALLES MARKE ODER WAS?<br />
Marken – tagtäglich sind wir von ihnen umgeben. Sie sind mitten unter uns.<br />
<strong>Und</strong> sie haben menschliche Charakterzüge<br />
Marken verselbständigen sich. Bei<br />
manchen Produkten hat eine Marke<br />
die funktionelle Bezeichnung komplett<br />
verdrängt. Wir trinken „Cola“ statt<br />
„koffeinhaltiger Limonade“ und benutzen<br />
„Tempos“ statt „Papiertaschentücher“.<br />
Dieses Phänomen tritt übrigens auch in<br />
anderen Sprachen auf: Im Englischen sagt<br />
man „to hoover“ fürs Staubsaugen und in<br />
Frankreich kärchert nicht nur Monsieur<br />
Sarkozy die Straßen (symbolisch jene der<br />
Vorstädte – worüber die Firma Kärcher<br />
Hochdruckreiniger entsetzt war und sich<br />
distanzierte).<br />
Marken entwickeln ein Eigenleben. Vor<br />
zehn Jahren hätte niemand mit dem Begriff<br />
„googlen“ etwas anfangen können,<br />
heute wird er gleichbedeutend mit „im<br />
Internet suchen“ verwendet. Google ist<br />
unangefochtener Marktführer bei dieser<br />
Dienstleistung. Solch eine Vorherrschaft<br />
birgt allerdings auch ihre Schattenseiten:<br />
Keiner kann sagen, was mit all den Daten<br />
passiert, die die Firma in Profilen über<br />
jeden einzelnen Internetnutzer sammelt.<br />
Wir werden gläserne Menschen!<br />
Wer hat das<br />
Geld dazu?<br />
Marken erobern die Welt. Wie kein anderes<br />
Produkt versinnbildlicht der Siegeszug<br />
von Coca Cola die Amerikanisierung<br />
der Erde. Selbst in entlegenen Winkeln<br />
von Afrika kann man sie kaufen. Mit<br />
dieser Dominanz der westlichen Kultur<br />
ging dort ein Wandel des Lebensstils einher.<br />
Doch kann man das auf die Kolonialisierung<br />
durch Marken zurückführen?<br />
Teilweise ja – sie haben mit ihrem Image<br />
sicherlich dazu beigetragen, den Westen so<br />
verlockend erscheinen zu lassen und nachzuahmen.<br />
Große Unternehmen wie Nestlé oder<br />
Coca Cola kaufen die lokale Wasserversorgung<br />
in Ländern wie Indien auf, um das<br />
„Läuft da nicht etwas falsch in dieser Welt?“<br />
Wasser dann zu Geld zu machen, indem<br />
sie es zu überhöhten Preisen an die lokale<br />
Bevölkerung verticken.<br />
Ist diese weltweite Kommerzialisierung<br />
nicht zuviel <strong>Macht</strong> der Marken? Läuft da<br />
nicht etwas falsch in dieser Welt? Marken<br />
bekämpfen einander. Schon im Kindergarten<br />
herrscht der Kampf Adidas gegen<br />
Nike. Kaum ein Schulanfänger, der diese<br />
Teilung der Welt nicht kennt.<br />
Beim Fußball tritt sie offensichtlich zu<br />
Tage. Je nachdem, ob ein mit den drei<br />
Streifen ausgestattetes Team gewinnt oder<br />
verliert, steigt oder fällt der Aktienkurs. Ist<br />
das nicht pervers?<br />
Geht man nachts durch die <strong>Ein</strong>kaufsmeilen<br />
einer beliebigen Großstadt, glänzen<br />
die Auslagen in den Schaufenstern:<br />
Funkelnde Edelsteine, blitzend polierte<br />
Gürtelschnallen, ausgefallene Outfits, das<br />
alles zu astronomischen Preisen. Dicht an<br />
dicht drängen sich die Markenschilder:<br />
Gucci, Prada, Hugo Boss.<br />
Ich frage mich: Wer soll sich das alles<br />
kaufen? Wer hat das Geld dazu, ist bereit,<br />
für einen Fetzen Stoff ein halbes Vermögen<br />
zu zahlen?<br />
Marken sind ein Ausdruck von Qualität.<br />
Nicht immer jedoch entscheidet dabei allein<br />
die objektive Qualität, sondern auch<br />
die ihr zugesprochene. Man könnte sagen,<br />
eine Marke ist eine Erwartungshaltung:<br />
Sie zeigt an, was ich von einem Produkt<br />
erwarten kann. Klar steckt dabei auch<br />
immer Image mitdrin. Wer einen Porsche<br />
vor der Tür stehen hat, dem geht es bei<br />
weitem nicht allein um einen fahrbaren<br />
Untersatz. Es geht auch oft nur nachrangig<br />
um Leistung. Nein, es ist wohl das Design,<br />
vor allem aber das besondere Image, das<br />
man sich erkauft, und das berauschende<br />
Gefühl, sich etwas Besonderes leisten zu<br />
können.<br />
Marken schaffen Identifikation des Käufers<br />
mit ihr. <strong>Und</strong> dieses Gefühl ist bares<br />
Geld wert. Alexander Hoffmann<br />
2 Noir Nr. 10 (Mai 2009) Foto: Jan Zaiser
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Auto an der Steckdose<br />
<strong>Ein</strong> Stückchen Zukunft gab es auf dem Genfer<br />
Autosalon zu sehen, als zum ersten Mal<br />
der Grüne Pavillon eröffnet wurde. Dass<br />
die Idee vom Elektroauto bald Realität sein<br />
könnte, bewies der MiEV von Vorreiter Mitsubishi.<br />
Es ist das erste in Serie produzierte<br />
Auto, das ausschließlich von einem Elektromotor<br />
angetrieben wird, und soll zwischen<br />
2010 und 2011 reif für den Markt sein. Aber<br />
auch die anderen namhaften Hersteller wie<br />
BMW mit dem E-Mini oder Mercedes mit<br />
dem E-Smart lassen sich nicht lumpen und<br />
stehen mit ihren Studien auf den Teststrecken.<br />
Betrieben werden die Mobile der Zukunft<br />
von Lithium-Ionen-Akkus, die an der<br />
Steckdose geladen werden können. Um die<br />
dafür benötigten Strommengen bereitzustellen,<br />
werden derzeit Kooperationen mit Automobilherstellern<br />
und Energielieferanten<br />
gegründet, um ein europaweites E-Tankstellen-Netz<br />
aufzubauen.<br />
Für Sparfüchse ist die Anschaffung trotz<br />
der geringen Kosten im Verbrauch derzeit<br />
jedoch noch nicht zu empfehlen, da die Anschaffungskosten<br />
noch deutlich über dem<br />
vergleichbaren Modell mit Verbrennungsmotor<br />
liegen. Luca Leicht<br />
Animal Farm<br />
Waschbären, die Mülltonnen durchwühlen?<br />
Wildschweine auf unseren Straßen? Feldhasen<br />
auf Radwegen? Phänomene, die immer<br />
öfter zu beobachten sind. Immer mehr Wildtiere<br />
zieht es in die Stadt. Doch warum flüchten<br />
diese Tiere aus ihrer natürlichen Umgebung?<br />
Diese Flucht hat folgenden Grund: Im<br />
Laufe der letzten Jahrzehnte verschlechterten<br />
sich die Lebensbedingungen der Tiere in der<br />
freien Wildbahn immer mehr. Durch die<br />
<strong>Ein</strong>griffe des Menschen wurde ihr Lebensraum<br />
teilweise oder gar gänzlich zerstört.<br />
Ihnen wird Nistplatz, Rückzugsmöglichkeit<br />
und Nahrungssuche erschwert. Für viele<br />
Wildtiere ist es schlicht „bequemer“ in der<br />
Stadt zu leben. Auf eine gute Nachbarschaft,<br />
Familie Wildschwein! Lisa Cramer<br />
Fotos: Egon Häbich / PIXELIO (o.l.); "Paul Fleischer" (groß), "Kai Döring" (u.l.) / Jugendfotos.de<br />
ZERSTÖRUNG EINER<br />
JUNGEN SEELE<br />
Zermürbt von Folter und isoliert von Mitgefangenen lebten<br />
Stasi-Häftlinge unter miserablen Bedingungen<br />
Es ist dunkel. Im Hintergrund ist<br />
ein gleichmäßiges Fiepen zu hören.<br />
Woher es kommt, weiß er nicht, denn in<br />
diesem kleinen Raum ist kein Fenster,<br />
keine Lampe. Noch nicht einmal ein<br />
kleiner Türschlitz, durch den Licht fallen<br />
könnte. In seiner Zelle in der Haft-<br />
anstalt Berlin-Hohenschönhausen sitzt<br />
der 18-jährige Rainer Dellmuth zusammengekauert<br />
auf seiner Holzpritsche.<br />
Warum er hier ist? Ihm wird „versuchte<br />
Republikflucht“ und „staatsgefährdende<br />
Hetze“ vorgeworfen.<br />
Plötzlich sind dumpfe Schritte zu hören,<br />
sie kommen näher und näher. <strong>Ein</strong><br />
Schlüsselbund rasselt, dann öffnet sich<br />
die Tür der Isolierzelle. <strong>Ein</strong>e raue, starke<br />
Stimme bestimmt: „Kommen se'! Los,<br />
geh'n se'!“<br />
Es ist düster hier im „U-Boot“. So wird<br />
der Hochsicherheitstrakt im Keller der<br />
Haftanstalt genannt. Entkommen? Unmöglich.<br />
<strong>Ein</strong> alter, modrig stinkender<br />
Gang, links und rechts winzige Zellen<br />
aneinander gereiht.<br />
Rainer Dellmuth wird in einen kleinen<br />
Raum gebracht. Ihm steht eine Wasserfolter<br />
bevor: Er wird gefesselt, dann<br />
lassen sie ihm in unregelmäßigen Ab-<br />
ständen kaltes Wasser auf seine Stirn<br />
tropfen.<br />
Solch eine Anwendung über Stunden<br />
hinweg verursacht Stresszustände und<br />
schwere psychische Schäden. Freigang<br />
in einem Käfig in strömendem Regen<br />
oder systematischer Schlafentzug durch<br />
tagelanges Verhör waren weitere Methoden.<br />
„Es gab sogar Vorschriften, wie man<br />
schlafen musste.“, berichtet Dellmuth.<br />
Oft saß oder stand man beim Schlafen.<br />
„Wer liegen durfte, hatte Glück.“<br />
„Tagsüber lief ununterbrochen eine<br />
Kreissäge, im Hochsommer wurde die<br />
Heizung auf volle Stärke aufgedreht.“<br />
Heute versucht Dellmuth durch Vorträge<br />
über die Geschehnisse hinweg zu<br />
kommen. „So wie man rein kam, kommt<br />
man nicht wieder raus.“ Heute hasst er<br />
es beispielsweise, eine Tür hinter sich<br />
zu schließen. „In meiner Wohnung sind<br />
alle Türen offen.“<br />
Das Ziel der Haft war die Zerstörung der<br />
Psyche des Menschen. „Die Stasi hat aus<br />
der Nazizeit gelernt und die Methoden<br />
verfeinert“, so Rainer Dellmuth. Sein<br />
bitteres Fazit: „Die waren besser als die<br />
GeStaPo.“ Christina Ott<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
3
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
4<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
WAHLKAMPF ALS REALITYSHOW<br />
Die <strong>Macht</strong> der Masse, die Beeinfl ussung der Wähler, die Inszenierung von Politik und Wahlkampfkandidaten:<br />
Der US-Wahlkampf 2008 war ein schillerndes Beispiel für die moderne Form der Politikvermittlung.<br />
Katharina Tomaszewski war zu dieser Zeit in Amerika und live bei den Wahlkampfreden dabei<br />
Zehntausend kreischende Studenten<br />
und Schüler, Metalldetektoren, bewaffnete<br />
Polizisten und eine Marketingmaschinerie<br />
wie bei einem Popstar.<br />
Massenveranstaltungen mit Sicherheitskontrollen,<br />
bei denen nicht einmal eine<br />
Wasserflasche erlaubt war, Gastredner,<br />
welche mit ihren Anfeuer-Rufen die Massen<br />
bis zur Hysterie aufheizten, Scharfschützen<br />
auf den umliegenden Häuserdächern,<br />
T-Shirt-Wurfaktionen und eine<br />
Stimmung wie auf einem Rockfestival<br />
– so sah der Wahlkampf 2008 mit Obama,<br />
Clinton und Mc Cain aus. <strong>Ein</strong><br />
hervorragendes Beispiel für den <strong>Ein</strong>fluss<br />
von Massenveranstaltungen.<br />
Heiße Kampagnen mit Spitzenkandidaten<br />
und Massenpublikum<br />
auf dem Campus; Was in<br />
Deutschland kaum vorstellbar<br />
wäre, war hier tägliche<br />
Realität. Vor allem das<br />
Wahlrennen der<br />
Demokraten<br />
erinnerte an<br />
eine Reality-<br />
Show.<br />
Foto: Katharina Tomaszewski<br />
Während meines Auslandsstudiums im<br />
US- Westküstenstaat Oregon konnte ich<br />
das hautnah miterleben. Hillary Clinton,<br />
Barack Obama und Bill Clinton haben<br />
hier ihre Wahlreden gehalten und ich war<br />
dabei.<br />
Allein die Wahlkampfwerbung kostete<br />
mehrere Milliarden Dollar. <strong>Ein</strong> Farbiger<br />
und eine Frau, die beide für das Amt des<br />
44. amerikanischen Präsidenten kandidierten,<br />
so vielfältig war der Wahlkampf<br />
noch nie. Im Vorfeld wurden penibel die<br />
Pro- und Kontra-Listen mit Wahlargumenten<br />
für die beiden Demokraten gegenübergestellt<br />
und heftig diskutiert.<br />
„Sieht Obama nicht geil aus?“, fragte<br />
mich meine Freundin Lisa während der<br />
Wahlrede. Darüber hatte ich mir ehrlich<br />
gesagt noch nie Gedanken gemacht,<br />
schließlich geht es hier doch um Politik,<br />
dachte ich. „Bill, I love you!“, schreit mein<br />
linker Nebensteher und bester Freund Pierre-Anthony.<br />
Der Austauschstudent aus<br />
Annecy war bekennender Politik-Junkie.<br />
Mir war jedoch neu, dass er auch Männern<br />
Liebeserklärungen macht.<br />
Während ich mich bei Hillarys Rede<br />
schüchtern in den hinteren Reihen befand,<br />
steigerte sich mein Selbstvertrauen<br />
beim Auftritt Obamas; Ich drängelte mich<br />
durch die Menschenmassen, bis ich nur<br />
noch zwei Meter vom jetzigen US-Präsidenten<br />
entfernt war.<br />
Bei Bill Clinton stellte ich mich bereits<br />
am frühen Mittag in die Schlange, so dass<br />
ich am Schluss sogar in der ersten Reihe<br />
stand.<br />
Nach seiner Werberede für Hillary<br />
trat er zu der ersten Reihe vor und<br />
schüttelte jedem die Hand. In mir kamen<br />
noch nie dagewesene Gefühle<br />
auf; die große Ehre einem ehemaligen<br />
US-Präsidenten die Hand zu schütteln, die<br />
aufgeheizte Stimmung und die jubelnden<br />
Hände von 2.000 Zuschauern hinter mir.<br />
Die Spannung war fast nicht auszuhalten<br />
und jedes einzelne Handschütteln schien<br />
für mich wie in Zeitlupe zu geschehen.<br />
Auf einmal stand er dann vor mir und<br />
reichte mir die Hand. Ich war in diesem<br />
Moment wie gelähmt und dachte nur: „Sag<br />
jetzt etwas Kluges, dies ist ein einzigartiger<br />
Moment und irgendetwas muss du ihm zu<br />
sagen haben“. Aber es kam einfach nichts<br />
aus meinem Hals, zu groß waren die Überwältigung<br />
und der Schock über das, was<br />
gerade passierte. Pierre-Anthony schrie die<br />
ganze Zeit: „Bill, I love you!“.<br />
Nachdem Bill die Bühne verlassen hatte,<br />
suchte ich Lisa und fand sie bei den Rettungssanitätern.<br />
Sie war nach der Rede in<br />
Ohnmacht gefallen, obwohl sie auch ganz<br />
vorne stand und ihm die Hand schütteln<br />
wollte. Das stundenlange Warten, der<br />
Druck der Massen und die Dehydrierung<br />
waren für sie, wie für viele andere, einfach<br />
zu viel gewesen.<br />
Auf einmal verstand ich die ganze Hysterie<br />
und das Staraufgebot der Präsidentschaftskandidaten.<br />
Es gab vor allem unter<br />
den Jungwählern viele, die sich nicht<br />
selbst informiert hatten und sich einzelnen<br />
Gruppen von Wählern angeschlossen<br />
hatten. Der Zauber der Massenveranstaltungen<br />
überdeckte die mehr oder weniger<br />
gleichen Wahlbotschaften bei Hillary und<br />
Obama.<br />
Die <strong>Macht</strong> der Massen reichte vielen<br />
Schüler und Studenten, um sich eine Meinung<br />
zu bilden. Viel Rummel, Aufregung<br />
und die Massenhysterie von tausenden<br />
von Menschen kann die politische Meinungsbildung<br />
stark beeinflussen.<br />
Dieses verrückte Verhalten konnte ich,<br />
als ich mitten drin stand, plötzlich nachvollziehen.<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 5
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Stimmung während der Wahlreden<br />
Die Rede Hillary Clintons habe ich im<br />
April 2008 in einer Highschool in Eugene,<br />
Oregon, miterlebt. Die Turnhalle der Highschool<br />
war mit über 3.000 Zuschauern fast<br />
überfüllt. Clinton-Fans aus dem ganzen<br />
Westküsten-Staat versammelten sich bereits<br />
in den frühen Morgenstunden, um<br />
ihre Wahlkampagne zu unterstützen.<br />
Vor der Rede wurden die Zuschauer mit<br />
Sprechchören von Clintons Wahlkampfteam<br />
angeheizt: „Wir schreiben heute Geschichte!“<br />
und „Hillary hat die Lösung!“<br />
schallte es aus der Turnhalle.<br />
T-Shirts wurden geworfen, Plakate verteilt<br />
(eigene waren verboten) und eine<br />
Telefonaktion gestartet. Dazu wurden Zettel<br />
mit jeweils fünf Telefonnummern ans<br />
Publikum ausgegeben mit der Bitte, diese<br />
Personen anzurufen und ihnen Clintons<br />
Wahlslogan aufzusagen. Damit sollten in<br />
15 Minuten über 10.000 der rund 150.000<br />
<strong>Ein</strong>wohner von Eugene erreicht werden.<br />
6<br />
“Wir schreiben<br />
heute Geschichte!”<br />
Als Clinton endlich mit 90-minütiger<br />
Verspätung eintraf, wurde sie mit Standing<br />
Ovations empfangen. Die Demokratin<br />
sprach davon, dass Amerika immer mehr<br />
zu einem Land mutiere, in dem die Reichen<br />
privilegiert sind und Steuervorzüge<br />
bekommen, während die arbeitende Mittelklasse<br />
und ärmere Bürger ausgebeutet<br />
werden. „Nicht die Reichen haben dieses<br />
Land erbaut, sondern die hart arbeitende<br />
Mittelklasse“, sagte Clinton. Sie sprach<br />
über steigende Benzinkosten, hohe Studiengebühren,<br />
den Irak-Krieg, das unflexible<br />
Schul- und das schlechte Krankenversicherungssystem.<br />
Die Wahlinhalte waren ähnlich wie bei<br />
Obama und vergleichbar mit seiner Rede:<br />
positiv, überzeugend und hoffnungsvoll.<br />
Obama ging sogar noch einen Schritt<br />
weiter und startete eine Aktion, bei der<br />
Freiwillige gesucht wurden, die an Haustüren<br />
klingelten, um dort seinen Wahlslogan<br />
aufzusagen. Das Wort „change“ entwickelte<br />
sich dabei zum einem Ohrwurm,<br />
den bald jeder kannte, egal ob Obama-Unterstützer<br />
oder nicht.<br />
Obama hielt zwei Wochen später seine<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
Rede. 10 000 Frauen und Männer hatten<br />
sich damals auf dem großen Rasen vor der<br />
Hauptbibliothek der University of Oregon<br />
versammelt. Bei Obama kamen die ersten<br />
Zuschauer zehn Stunden vor Redebeginn<br />
und er verspätete sich über zwei Stunden,<br />
bis er vor das angeheizte Publikum trat.<br />
Der Jurastudent James Cleavenger fuhr<br />
Obamas Eskorte in Eugene. Cleavenger<br />
hatte den ehemaligen Senator aus Illinois<br />
persönlich kennen gelernt, nachdem er<br />
2001 seine Arbeit für die Al Gore-Kampagne<br />
in Chicago beendet hatte. „Ich hatte<br />
einige Male die Gelegenheit, mit ihm Zeit<br />
zu verbringen. Er ist eine tolle Persönlichkeit<br />
und man merkte schon damals, dass<br />
er eine große Zukunft vor sich hat“, sagte<br />
Cleavenger. „Er kann seine Botschaft<br />
überzeugender vermitteln als jeder andere<br />
amerikanische Präsident seit John F. Kennedy“.<br />
Cleavenger traf auch Hillary Clinton<br />
mehrmals während seiner Tätigkeit in<br />
Chicago. „Ich halte sie für eine ebenbürtige<br />
Konkurrentin, wir brauchen jedoch<br />
drastische Veränderungen in den USA<br />
und Obama scheint dieser großen Aufgabe<br />
eher gewachsen zu sein“, findet er.<br />
„Ich mache mir jedoch ein wenig Sorgen<br />
um Obamas Leben“, fügt er besorgt<br />
hinzu. Schließlich hätten viele große politische<br />
Führer wie Martin Luther King,<br />
John F. Kennedy und sein Bruder Robert<br />
ihr Leben verloren, trotz ihrer Beliebtheit.<br />
„Ich habe Obamas Bodyguards gesehen;<br />
er braucht momentan mehr Schutz als Al<br />
Gore während seiner Wahlkampagne vor<br />
vier Jahren“.<br />
Kritische Studenten<br />
Obama wurde gefeiert wie ein Star und<br />
hielt eine Rede, in der nicht ein negatives<br />
Wort über seine Konkurrenz fiel. Aber<br />
es gab auch kritische Zuhörer. Elizabeth<br />
Alford ging zu der Rede, um die Unterschiede<br />
zu Clintons Programm zu sehen.<br />
„Obwohl mich seine offene und ehrliche<br />
Art beeindruckt hat, bin ich nicht einverstanden<br />
mit einigen seiner Ziele, vor allem<br />
seiner Immigrationspolitik“, so die Medizinstudentin.<br />
Der 19-jährige Lewis Birdseye war von<br />
der Rede unbeeindruckt: „Obama hielt<br />
seine Rede und verließ hinterher die Stadt,<br />
sie war nicht so interaktiv wie die von<br />
Clinton“. Außerdem kritisierte der Romanistikstudent,<br />
dass Obama von einem ehemaligen<br />
Airforce-General angesagt wurde,<br />
wo doch Frieden eine seiner wichtigsten<br />
Botschaften sei.<br />
“Hetzaktionen in<br />
den Medien”<br />
Unfaire Hilfsmittel<br />
Neben dem ultimativen Obama Wahlspruch<br />
„Yes, we can“ sah man auch viele<br />
Anti-Hillary T-Shirts auf den Straßen mit<br />
Spürchen wie „Life is a bitch, don´t vote<br />
for one“ oder „Bro´s before ho´s“.<br />
Die politische Meinungsbildung wurde<br />
hier offensichtlich stark durch die täglichen<br />
Hetzaktionen in den Medien beeinflusst.<br />
Kein Tag verging, an dem nicht eines der<br />
Gesichter der Präsidentschaftskandidaten<br />
zu sehen war. In TV-Spots, auf den Wahlkampf-Postern,<br />
in den Tageszeitungen und<br />
Magazinen: Obama tanzend in der Talkshow<br />
„Ellen“ oder Hillarys Gatte Bill, der<br />
sich nicht einmal zu schade war, auf einer<br />
Hundeshow in Salem (Hauptstadt von<br />
Oregon) die Werbetrommel zu rühren.<br />
Während Hillary Clinton beim Aufzählen<br />
der Kernpunkte ihres Wahlprogramms<br />
gleichzeitig das von Obama kritisierte und<br />
an seiner Kompetenz zweifelte, glänzte<br />
Obama vor allem dadurch, dass er kein<br />
schlechtes Wort über seine Konkurrenz<br />
verlor. Hier zeigte sich eine eindeutige Strategie<br />
von Obama.<br />
Der richtige Wahlkampf kam aber erst<br />
in Gang, als im Juli 2008 das Wahlergebnis<br />
der Demokraten feststand: Obama war<br />
der klare Sieger.<br />
Nachdem mein Auslandsstudienjahr im<br />
Juni vorbei war, beschloss ich, drei weitere<br />
Monate im Bundesstaat Michigan, mitten<br />
im Land und angrenzend an Kanada, zu<br />
verbringen.<br />
Mc Cain hatte sich bis dahin dezent im<br />
Hintergrund gehalten.<br />
Gleich am nächsten Morgen wurde Mc<br />
Cains neuer Werbespot ausgestrahlt und<br />
erinnerte von der Art an den von Hillary:<br />
<strong>Ein</strong>e Hausfrau, mitte 30, im Businesskostüm<br />
spricht in die Kamera: „Jetzt, wo<br />
Hillary aus dem Rennen ist, wähle ich<br />
McCain und das ist ok, denn die meisten<br />
Demokraten wählen ihn jetzt auch“.<br />
Katharina Tomaszewski
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
DIE MACHT DES<br />
SOZIALEN UMFELDES<br />
In den ersten Jahren wird unsere Entwicklung vor allem von unseren<br />
Eltern beeinfl usst. Später lösen wir uns immer mehr von<br />
ihnen. Vom hilfl osen Baby entwickeln wir uns zu eigenständigen<br />
Persönlichkeiten<br />
Lisa und Max sind<br />
zwei fiktive Personen.<br />
Als sie auf die<br />
Welt kommen, haben<br />
sie dieselben Vorraussetzungen.<br />
Doch der<br />
<strong>Ein</strong>fluss ihrer sozialen<br />
Umfelder und ihrer Familie<br />
sind verschieden.<br />
In den ersten drei Lebensjahren<br />
sind beide voll-<br />
ständig von ihren Eltern n<br />
abhängig. Mama und Papa a<br />
reden und spielen n<br />
mit ihnen und<br />
die Babys lernen<br />
ständig dazu. Im Alter<br />
von drei Jahren sitzt Max Max<br />
das erste Mal im Kinderndergarten. Hier hat er die Möglichkeit,<br />
Neues zu entdecken cken<br />
und zu lernen. Bald darauf werden<br />
Lisa und Max gemeinsam sam<br />
eingeschult. Sie treffen<br />
sich das erste Mal, als ls sie<br />
mit ihrer Schultüte in die<br />
Schule kommen. Hier lernen nen<br />
beide, was Leistungsdruck ck<br />
bedeutet: Gute Noten<br />
werden gelobt, schlechte<br />
müssen verbessert<br />
werden. Ihre Eltern<br />
unterstützen beide, wo<br />
sie nur können. Max hat<br />
die Möglichkeit, zu Nachhilfestunden<br />
zu besuchen.<br />
Lisa stattdessen muss zu Hause<br />
auf ihre kleine Schwester aufpassen.<br />
Mit dem Wechsel auf die weiterführende<br />
Schule haben beide die Möglichkeit,<br />
einen kleinen Neuanfang zu starten. Sie<br />
können neue Freunde finden und die<br />
Lehrer von ihren Fähigkeiten überzeugen.<br />
In der Pubertät nimmt der <strong>Ein</strong>fluss<br />
ihrer Eltern stark ab. Dafür werden die<br />
Foto: privat; Illustration: Sebastian Nikoloff<br />
Mein Meinungen der Freunde<br />
imme immer wichtiger. Marken-<br />
kklamotten<br />
werden für<br />
Max zum Statussymbol.<br />
Lisa legt<br />
großen Wert auf<br />
ihr Äußeres.<br />
Nicht nur auf<br />
Grund des Freundeskreises,sondern<br />
auch wegen<br />
vieler Kleinigkeiten<br />
entfachen<br />
Streitereien mit<br />
den Eltern. Sie<br />
werden zu erklär-<br />
ten<br />
Feinden und sind<br />
an<br />
Stimmungsschwan-<br />
kun kungen schuld. Während<br />
dies dieser Phase entwickeln<br />
sich<br />
Max und Lisa in<br />
unt unterschiedliche Rich-<br />
tun tungen. Max fängt an,<br />
sich<br />
zu engagieren. Lisa<br />
dagegen sitzt stundenlang<br />
vor ihrem Computer.<br />
BBeide<br />
fiebern dem lang ersehnten<br />
Sc Schulabschluss entgegen. Ihre Schule<br />
entlässt sie, nach bestandenen<br />
Prüfungen, in die Selbstständigkeit.<br />
Lisa und Max haben nun die<br />
Möglichkeit, ihre Leben zu gestalten<br />
und ihre Träume zu verwirklichen.<br />
Max möchte Medizin studieren,<br />
Lisa weiß noch nicht, was sie<br />
machen möchte.<br />
Beide sind zu jungen Erwachsenen<br />
herangereift und können ihre Leben<br />
selbst in die Hand nehmen. Sie müssen<br />
lernen, dass die Eltern weiter eine wichtige<br />
Rolle in ihrem Leben spielen, aber<br />
trotzdem vieles in ihrer eigenen Hand<br />
liegt. So haben sie sich von hilflosen Babys<br />
zu individuellen und eigenständigen<br />
Persönlichkeiten. Silke Steinbrenner<br />
Wir sind nicht besser als<br />
Manager und Politiker!<br />
<strong>Ein</strong> Kommentar von Jan Zaiser<br />
Wenn der Wind<br />
der Veränderung<br />
weht, bauen die einen<br />
Windmühlen, die anderen<br />
Mauern. Was gebaut<br />
wird, hängt von den<br />
Mächtigen auf dieser<br />
Welt ab. Von ihren Sommerresidenzen<br />
auf Malle<br />
und Hawaii treffen sie zwischen Kaviar und Champagner<br />
Entscheidungen, die die Welt verändern.<br />
Dass ihnen das nicht immer gelingt, beweist die<br />
aktuelle Wirtschaftskrise. Gierige Banker, die nur<br />
auf Provision aus sind, zerstören unsere geliebte<br />
Weltordnung. Politiker, die des Kompromisses wegen<br />
keine klaren Entscheidungen treffen können,<br />
schaffen es nicht, die Ordnung wiederherzustellen.<br />
Wo soll das nur hinführen?<br />
Dabei sind doch wir, die Otto Normalverbraucher,<br />
diejenigen, die für diese machtvollen Positionen<br />
qualifiziert sind. Denn wir handeln intelligent,<br />
wägen alle Vor- und Nachteile gegeneinander<br />
ab, benutzten unseren Verstand und treffen am<br />
Ende rational die richtigen Entscheidungen. Was<br />
für eine utopische Vorstellung; Wir handeln gewiss<br />
nicht rational!<br />
<strong>Ein</strong> paar Beispiele: Wir schneiden uns mühselig<br />
Coupons aus Zeitungen aus, durch die wir zehn<br />
Cent bei einem Eis sparen. Andererseits akzeptieren<br />
wir bei unserer Partyrechnung von 500 Euro<br />
locker einen Zuschlag von 50 Euro für Eis als Nachtisch.<br />
Wir gehen einmal die Woche zum Starbucks,<br />
obwohl wir uns über die Wucherpreise bewusst<br />
sind. Diese Liste könnte man endlos weiterführen:<br />
Viele Menschen sind noch immer mit ihrem Partner<br />
zusammen, obwohl sie seit Monaten unglücklich<br />
sind. Viele Menschen schieben seit Jahren Termine<br />
auf, obwohl sie längst wissen, dass das nur<br />
zu Stress führt. Viele Menschen rauchen, obwohl<br />
sie ganz genau wissen, wie tödlich es ist. Viele<br />
Menschen kaufen sich für den Preis einer Spülmaschine<br />
moderne Markenklamotten, weil sie „in“<br />
sein wollen. Viele Menschen besitzen Alleskönner-<br />
Handys, benutzen es dann aber nur um SMS zu<br />
verschicken. Viele Menschen beschweren sich<br />
über Manager und Politiker, obwohl sie keinen<br />
Deut besser sind. Wie gut, dass viele Menschen<br />
keine <strong>Macht</strong> haben.<br />
Bevor wir uns also über die Großen dort oben<br />
aufregen, müssen wir zuallererst selbstkritisch<br />
reflektieren, ob wir welche von denen sind, die<br />
Windmühlen statt Mauern bauen.<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 7
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
„FLIRTEN IST WIE EIN SPIEL“<br />
Wie beeinfl ussen wir das andere Geschlecht? Wie starte ich einen erfolgreichen Flirt? <strong>Und</strong> wer soll wen zuerst<br />
ansprechen? Hierzu befragt<br />
Noir-Redakteurin Ann-Katrin<br />
Wieland die Hamburger<br />
Flirt-Trainerin Nina Deißler<br />
Wie schaffe ich es, selbstbewusster<br />
aufzutreten?<br />
Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.<br />
Tipp 1: Sich selbst attraktiver finden.<br />
Schauen wir uns doch einmal an und<br />
stellen uns die Frage: „Was ist alles gut an<br />
mir?“<br />
Tipp 2: Sich nicht zu viele Gedanken darüber<br />
machen, was andere Menschen denken<br />
könnten.<br />
Darf eine Frau einen Mann ansprechen?<br />
Wir leben heute in einer Zeit, in der Männer<br />
und Frauen gleichberechtigt sein sollen.<br />
Daher ist es eigentlich völlig legitim,<br />
wenn eine Frau einen Mann anspricht.<br />
Ganz viele Männer sagen auch: „Ich würde<br />
mich total freuen, wenn die Frau mich<br />
mal anspricht.“<br />
Jetzt gibt es aber das Problem mit dem<br />
Gehirnareal, in dem alles gespeichert ist,<br />
was mit Anziehung zwischen Männern<br />
und Frauen zu tun hat. Es weiß nichts<br />
von dieser Gleichberechtigung. Wenn eine<br />
Frau einen Mann direkt anspricht, dann<br />
findet er das vielleicht auf der bewussten<br />
Ebene toll, aber etwas in ihm sagt: „Wäre<br />
das nicht deine Aufgabe gewesen? Das war<br />
jetzt eine komische Situation.“ Es gibt einige<br />
tolle Möglichkeiten, wie eine Frau einen<br />
Mann ansprechen kann, ohne dass er bemerkt,<br />
dass sie den Anfang gemacht hat.<br />
Wenn ich zum Beispiel in eine Bar gehe<br />
und einen Mann sehe, den ich toll finde,<br />
dann kann ich mich in seine Nähe stellen<br />
und ratlos in die Karte schauen. Dann<br />
frage ich ihn, ob er mir etwas empfehlen<br />
kann, da ich mich nicht entscheiden kann.<br />
Der Mann wird aufmerksam. Wenn er Interesse<br />
hat, dann wird er versuchen wollen,<br />
mit der Frau ins Gespräch zu kommen.<br />
8<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
Fast wie Hitch, der Date-Doktor: Nina Deißler ist Flirt-Trainerin und Buchautorin<br />
Was kann ein Mann machen, wenn er<br />
eine attraktive Frau entdeckt hat und diese<br />
ihn ebenfalls bemerkt?<br />
Er sollte die Frau nicht anstarren, jedoch<br />
im Auge behalten. <strong>Und</strong> er sollte gucken,<br />
ob er einen zweiten Blickkontakt von ihr<br />
bekommt. Sie schaut nur dann, wenn sie<br />
ihn gut findet. Es ist nicht so wichtig, was<br />
er sagt, sondern wie er wirkt. <strong>Und</strong> das hat<br />
damit zu tun, was er denkt. Wenn ich mir<br />
als Mann denke: „Alter, versaue es bloß<br />
nicht!“, dann fokussiere ich mich in meinen<br />
Gedanken auf das Problem. Wenn ich<br />
aber denke: „Oh, die finde ich nett! Ich<br />
gehe da jetzt mal rüber und gucke, ob wir<br />
etwas gemeinsam haben“, dann gehe ich<br />
gedanklich von diesem Problem weg und<br />
ich denke in eine bessere Richtung und<br />
besitze eine bessere Ausstrahlung.<br />
Wie schaffe ich es, dass sich aus einem<br />
Flirt mehr entwickelt?<br />
Flirten ist keine Frage der Technik. Es ist<br />
wie ein Spiel. <strong>Und</strong> aus diesem Spaß kann irgendwann<br />
ernst werden – muss aber nicht.<br />
Das ist auch der Grund, warum man eigentlich<br />
keine Angst davor haben müsste.<br />
Das Problem ist,<br />
dass zu viele<br />
Menschen zu<br />
viel in den<br />
Flirt hineininterpretieren.<br />
Sie habe bereits ein Endziel (Verführung,<br />
Partnerschaft oder Sex) im Kopf. Dadurch<br />
sind sie entsprechend nervös.<br />
Nobody is perfect. Wie kann ein Mann<br />
die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich<br />
lenken?<br />
Bei Männern wird das Thema Verhalten<br />
groß geschrieben. Auch ein Mann, der im<br />
ersten Moment nicht so hübsch ist, kann<br />
trotzdem unglaublich bei Frauen punkten,<br />
wenn er charmant ist und wenn er Humor,<br />
Persönlichkeit und Stil besitzt.<br />
<strong>Und</strong> wie schafft es die Frau?<br />
Männer sind tierische Augentiere. Sie fühlen<br />
sich immer angezogen von der Betonung<br />
von bestimmten Attributen.<br />
Immer das, was an einem schön und<br />
weiblich ist, betone ich. Wenn ich zum<br />
Beispiel schöne Haare habe, dann mache<br />
ich etwas mit meinen Haaren. Wenn ich<br />
schöne Lippen habe, dann sollte ich meine<br />
Lippen betonen. Das wird den Männern<br />
auffallen. Der Mann wird sich denken:<br />
„Naja, die ist vielleicht ein wenig klein oder<br />
sie ist ein bisschen dünn oder ein bisschen<br />
dick. Aber wow, die hat<br />
ja tolle Augen oder<br />
ein tolles Lächeln.“<br />
Foto: Gerd Altmann / PIXELIO (unten); Nina Deißler (oben)
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
DIE KRAFT AUS DEN TIEFEN UNSERER SEELE<br />
Das Unterbewusstsein beeinfl usst unser tägliches Denken und Handeln: Es lenkt unsere Entscheidungen und<br />
Reaktionen. Doch mit Hilfe von Tricks können wir unser Unterbewusstein ganz bewusst nutzen<br />
Im Entspannungszustand arbeitet das Unterbewusstsein am Besten. Den Tag über sammelt es <strong>Ein</strong>drücke, nachts werden sie verarbeitet<br />
Viele Dinge, die wir im Alltag als Routine<br />
erledigen, machen wir automatisch,<br />
während wir uns auf ganz andere<br />
Sachen konzentrieren können. In solchen<br />
Momenten übernimmt unser Unterbewusstsein<br />
die Kontrolle.<br />
Das Unterbewusstsein ist die Summe aller<br />
Erinnerungen, <strong>Ein</strong>drücke, Motive, <strong>Ein</strong>stellungen<br />
und Handlungsbereitschaften.<br />
Sie sind dem Bewusstsein nicht frei zugänglich,<br />
da wir sie ein Stück weit verdrängt<br />
haben. Sie können aber in einem<br />
neuen Zusammenhang leicht wieder geweckt<br />
werden. Das Unterbewusstsein ist<br />
zwar wissenschaftlich nicht nachweisbar,<br />
wird in der Psychologie aber als existierend<br />
angenommen.<br />
Visuelle und akustische Reize wie Farben,<br />
Formen, Geräusche, Stimmen, aber<br />
auch sensitive Reize, wie Berührungen,<br />
Wind, Schmerzen, Gerüche; Das Unterbewusstsein<br />
nimmt unheimlich viele <strong>Ein</strong>drücke<br />
auf, die wir bewusst nur zu einem<br />
Bruchteil wahrnehmen können. Da das<br />
Unterbewusstsein immer aktiv ist, sammelt<br />
es den ganzen Tag über <strong>Ein</strong>drücke,<br />
verarbeitet sie im Schlaf und gibt diese in<br />
Verbindung mit Erfahrungen und aktu-<br />
Fotos: "Paul Fleischer" (oben), "Stefan Franke" (unten) / Jugendfotos.de<br />
eller Lebenssituation uns als Träume zu<br />
sehen. Seit dem frühen Kinderalter wird<br />
das Aufgenommene im Unterbewusstsein<br />
gespeichert und beeinflusst unser tägliches<br />
Tun und Denken.<br />
Unser Unterbewusstsein kennt uns viel<br />
besser als wir uns selbst, es kennt unsere<br />
Ängste, Wünsche und Ziele. Neue <strong>Ein</strong>drücke<br />
überlagern die alten, ohne sie zu zerstören.<br />
Deshalb handelt das Unterbewusstsein<br />
manchmal anders, als wir eigentlich<br />
wollen. Von falschen Entscheidungen<br />
bringt es uns durch die innere Stimme<br />
oder durch die Gefühle im Bauch ab, die<br />
wir als Intuition kennen.<br />
Das Unterbewusstsein ist dem Bewusstsein<br />
nicht frei zugänglich<br />
Diese tiefenpsychologische Ebene kann<br />
nur durch psychoanalytische Verfahren<br />
oder Hypnose erreicht werden. Allerdings<br />
hat auch in diesem Bereich der Mensch<br />
eine Möglichkeit gefunden, unser Unterbewusstsein<br />
zu beeinflussen oder sogar<br />
Kontakt aufzunehmen. Am Morgen<br />
vor dem Aufwachen oder am Abend vor<br />
dem <strong>Ein</strong>schlafen, eben im Entspannungszustand,<br />
arbeitet das Unterbewusstsein<br />
am besten. Diese Tatsachen machen sich<br />
zahlreichen Mental-Techniken zu Nutze.<br />
So nutzen Menschen das Wissen über ihr<br />
Unterbewusstsein zu ihren Zwecken.<br />
Das kann jeder von uns lernen, sagen<br />
Psychologen und Mentaltrainer. Man müsse<br />
sich nur ein bestimmtes Ziel als Momentanzustand<br />
vorstellen und durch farbige<br />
Bilder ausmalen. Dann werde das Unterbewusstsein<br />
sofort darauf hinarbeiten,<br />
dieses Ziel real werden zu lassen.<br />
In den Tiefen des Unterbewusstseins<br />
liege die Quelle der Weisheit, Gesundheit<br />
und inneren Kraft. Mit Hilfe von Mentaltechniken<br />
kann man diese Quelle erreichen,<br />
sie wahrnehmen und öffnen, so dass<br />
wir unser Unterbewusstsein für unsere<br />
Zwecke nutzen können. Oxana Lytus<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 9
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
10<br />
»Bei uns in Tschechien<br />
gibt es keine Masern mehr«<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
Philipp (18)<br />
»Baden-Württemberg<br />
schafft das auch«<br />
www.mach-den-impfcheck.de<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
Sabrina (16)<br />
Foto:
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
SONNTAGS UM HALB ZEHN<br />
Junge Menschen, die regelmäßig einen Gottesdienst besuchen? In vielen Orten sucht man da vergebens.<br />
Die Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Doch vor allem in ländlichen Regionen haben christliche Jugendverbände<br />
noch immer einen großen <strong>Ein</strong>fl uss<br />
Es ist sonntagmorgens um halb zehn<br />
in einem kleinen Ort irgendwo in<br />
Deutschland: Gottesdienstzeit. Nur rund<br />
40 Menschen haben den Weg in die Kirche<br />
gefunden: Neben Pfarrer und Organist<br />
haben die meisten Gottesdienstbesucher<br />
ergrautes Haar. Die einzigen jungen Teilnehmer<br />
am Gottesdienst sind die Konfirmanden<br />
– und die sehen verschlafen aus,<br />
beinahe so, als wären sie froh, nach ihrer<br />
Konfirmation sonntags wieder ausschlafen<br />
zu können.<br />
Die Kirche hat ein Nachwuchsproblem.<br />
Junge Leute sollen durch Jugendgottesdienste<br />
und eine modernere Liturgie in<br />
den Gottesdienst gelockt werden – mit<br />
mäßigem Erfolg.<br />
Bisher hatte die Kirche auf dem Land nie<br />
ein Problem: Man ging sonntagmorgens in<br />
den Gottesdienst und die Kinder mussten<br />
mit, ob sie wollten oder nicht. So ging das<br />
von Generation zu Generation.<br />
Wenn der Paul nicht in die Kirche<br />
ging, sprach sich das schnell herum,<br />
und ein Gemeindemitglied klingelte<br />
an der Haustüre, um nach den<br />
Gründen des Fernbleibens zu fragen.<br />
Heutzutage fällt es der Kirche schwer, auf der Jugend aufzubauen<br />
So war das früher. Heute werden die Leute<br />
nicht mehr unter Druck gesetzt, aber man<br />
versucht ihnen den Glauben auf anderen<br />
Wegen schmackhaft zu machen: Das fängt<br />
im Krabbelalter an. Auf dem Land ist oft<br />
keinerlei <strong>Ein</strong>richtung für Mütter mit Kleinkindern<br />
vorhanden – bis auf den kirchlichen<br />
Krabbelkreis. Erste Geschichten aus<br />
der Bibel erzählen oft die Erzieherinnen,<br />
weil Kindergärten ebenfalls meist kirchlich<br />
sind und Kindertagesstätten zwischen<br />
Bauernhöfen und Dorfschulen noch ein<br />
Fremdwort sind. In der Schule gibt es Religionsunterricht,<br />
meist vom Dorfpfarrer<br />
persönlich gehalten – in weiten Teilen<br />
Deutschlands obligatorisch.<br />
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts forderte<br />
die Kirche Religion als festen Bestandteil<br />
des Lehrplans, da in dieser Zeit<br />
viele kirchliche Schulen verstaatlicht wurden.<br />
Spätestens in der Schule wollen die Jugendlichen<br />
immer mehr selbstständig<br />
ohne Eltern machen. Gerade in den kleinen<br />
Gemeinden auf dem Land, wie auf der<br />
Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald,<br />
sind die christlichen Jugendorganisati-<br />
onen meist die einzigen, die der Jugend<br />
ein Freizeitangebot bieten. So zum Beispiel<br />
der Christliche Verein Junger Menschen<br />
(CVJM) oder die Katholische Junge<br />
Gemeinde (KJG). Neben der Kinderkirche<br />
oder der Jungschar bieten sie häufig auch<br />
Sport-, Kultur- und Betreuungsangebote.<br />
So wird samstagabends die Kirche für<br />
das Konzert einer christlichen Rockband<br />
freigeräumt und beim Jugendtreff im Gemeindehaus<br />
gibt es die Möglichkeit, eine<br />
Runde Billard zu spielen oder mit dem<br />
anderen Geschlecht zu flirten. Die Ausbildung<br />
zum christlichen Jugendleiter lockt<br />
immer mehr Jugendliche an, weil sie hier<br />
mit Gleichaltrigen zusammen kommen<br />
können.<br />
Neben Sportvereinen und staatlichen<br />
Freizeitangeboten spielen die religiösen<br />
Jugendverbände also durchaus noch eine<br />
bedeutende Rolle. Schwieriger ist für die<br />
Kirche, Jugendliche für den Gottesdienst<br />
zu begeistern. Zu groß ist das Alternativangebot,<br />
zu gering oftmals das Interesse<br />
bei Jugendlichen an einem Gottesdienst<br />
teilzunehmen. Hier verliert die Kirche zunehmend<br />
an <strong>Ein</strong>fluss. Lukas Ramsaier<br />
Foto: Jan Zaiser<br />
11
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
PLÖTZLICH NICHT MEHR AUF AUGENHÖHE<br />
Wie fühlt es sich an, an einen Rollstuhl gebunden zu sein? Unsere Autorin<br />
Henrike W. Ledig startete einen Selbstversuch und ist schockiert über die Erfahrung<br />
Sechs Uhr, der Wecker klingelt: aufgestanden!<br />
Doch von stehen kann keine<br />
Rede sein, denn heute ist der Tag meines<br />
Selbstversuches; Langsam hieve ich mich<br />
in den Rollstuhl. Dann mache ich mich<br />
mit meinem ungewohnten Gefährt vertraut:<br />
Hinten zwei große Räder mit Handrädern<br />
zum selber drehen, dazu zwei<br />
Feststellbremsen und vorne zwei kleine<br />
Räder zum Manövrieren. Meine Größe<br />
von 1,83 wurde gerade auf 1,20 Meter<br />
gestutzt; eine ganz neue Erfahrung.<br />
Zuerst muss ich feststellen, dass es gar<br />
nicht so einfach ist, sich im Sitzen das<br />
Gesicht zu waschen, wenn das Kinn gerade<br />
über den Rand des Waschbeckens<br />
reicht und der Waschlappen außer<br />
Reichweite auf einem Regalbrett liegt.<br />
Mit großer Gelenkigkeit, derer ich mir<br />
bis dato noch nicht bewusst war, schaffe<br />
ich es schließlich, die ersten Hürden<br />
zu überwinden.<br />
Meine Ankunft am Frühstückstisch<br />
erweist sich als eine rumpelnde Angelegenheit,<br />
da die Beine zu dicht beieinander<br />
stehen, um geschickt mit dem Stuhl<br />
davor zu parken. Auch der Griff nach der<br />
Zahnbürste 20 Minuten später, erweist<br />
sich als schwieriger als gedacht.<br />
Trotzdem schaffe ich es, pünktlich um<br />
sieben Uhr mich zum Hausausgang zu<br />
rollen. Dort erwartet mich bereits meine<br />
Freundin Ramona, die sich bereit erklärt<br />
hat, mir ein bisschen unter die Arme zu<br />
greifen. Wir nehmen auf dem Weg zum<br />
Bahnhof extra einen Umweg, um nicht<br />
über das Blumenbeet des Vermieters zu<br />
rollen.<br />
Da der Stuhl über keinerlei Aufbewahrungsmöglichkeiten<br />
verfügt, balanciere ich<br />
unsere Schultaschen und noch einen Geburtstagskuchen<br />
schlicht auf dem Schoß.<br />
Der Fußgängerüberweg am Bahnhof erweist<br />
sich schnell als Hindernis, da er auf<br />
keiner Seite über einen abgesenkten Bordstein<br />
verfügt und es mich, samt Taschen<br />
erst einmal auf den Asphalt schlägt. Wir<br />
lassen einige Passanten verdutzt zurück,<br />
als ich aufstehe, um mich wieder in den<br />
Rollstuhl zu setzen.<br />
Ohne große Probleme gelangen wir mit<br />
dem Aufzug auf unser Gleis. Unser Bahn-<br />
steig erweist sich aber leider als gut 25<br />
Zentimeter zu tief für einen problemlosen<br />
<strong>Ein</strong>stieg in die S-Bahn.<br />
Zur Schule brauchen wir genau 20 Minuten<br />
länger als gewöhnlich, schlicht und<br />
einfach deswegen, weil so viele Stellen für<br />
uns nicht passierbar sind: <strong>Ein</strong>mal ist der<br />
Bordstein zu hoch, dann ist die Steigung<br />
zu stark (alles über sechs Prozent<br />
Steigung ist nicht zu erklimmen), dann<br />
gibt es keinen Aufzug und erst recht keine<br />
Rolltreppe. Außerdem fällt uns auf,<br />
dass kein Gehweg wirklich gerade ist,<br />
alle neigen sich ein wenig zur Straße,<br />
wodurch der Rollstuhl sofort Schlagseite<br />
bekommt und man mit größter<br />
Mühe gegenlenken muss.<br />
Meine Schule verfügt zwar<br />
über einen Aufzug, dieser allerdings<br />
zu klein<br />
für einen Rollstuhl.<br />
Doch<br />
schließlich erreichen<br />
wir verschwitzt unser<br />
Klassenzimmer, wo dann, nach<br />
einigen Erklärungsversuchen meinerseits,<br />
der Unterricht beginnt.<br />
Zur Pause erwartet mich die nächste Herausforderung:<br />
Ich muss bis in den dritten<br />
Stock in die Kapelle gelangen. Erwähnenswert<br />
hierbei: Die einzige Person, die mir<br />
dabei frei- und bereitwillig hilft, ist meine<br />
Sportlehrerin. Alle anderen blicken zwar<br />
betroffen auf mich herab, gehen dann aber<br />
wortlos vorbei.<br />
12 Noir Nr. 10 (Mai 2009) Illustration: Simon Staib
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
25 Minuten später geht das gleiche Spiel<br />
wieder von vorne los, dieses Mal aber nach<br />
unten.<br />
Mich in den Schulgängen fortzubewegen<br />
ist dagegen kein Problem. Ich muss aber<br />
auf die energiegeladene Unterstufe und<br />
deren endlose Fangspiele achten, um nicht<br />
von einer plötzlich aus dem Klassenzimmer<br />
spurtenden Fünftklässlerin<br />
überrannt zu werden oder einen<br />
Verkehrsunfall<br />
mit Frontalschaden<br />
zu<br />
verursachen.<br />
Meine Klassenkameradinnen<br />
scheinen sich darüber keine großen<br />
Gedanken zu machen, und haben<br />
schon bald großen Spaß daran, nachzuprüfen,<br />
wie groß der Impuls sein muss,<br />
damit ich, nur einmal angestoßen, deb<br />
gesamten Gang entlang fahre. Alle, bis auf<br />
mich, hatten dabei großen Spaß.<br />
Leider habe ich vergessen, mir ein paar<br />
dünne Handschuhe mitzunehmen. Diese<br />
wären nützlich um mir zwar meine Feinmotorik<br />
beim Lenken zu bewahren, aber<br />
meine Hände nicht zu verschmutzen. Also<br />
rolle ich in jeder kleinen Pause zu unserem<br />
Waschbecken, um mir sämtlichen Straßen-<br />
und Schuldreck von Fingern und<br />
Handflächen zu waschen.<br />
Auch das hat so seine Schwierigkeit,<br />
denn unser Handtuchspender<br />
hängt von der Sitzposition<br />
etwas zu hoch und zu<br />
weit an<br />
der Wand,<br />
als dass<br />
man ihn,<br />
ohne einen weiteren Vorzeigeakt<br />
an Gelenkigkeit, erreichen<br />
könnte.<br />
Nachdem der restliche Schultag einigermaßen<br />
problemfrei überstanden ist,<br />
machen wir uns wieder auf den Weg in<br />
Richtung S-Bahn-Station. Inzwischen haben<br />
wir den Dreh raus und merken, dass<br />
bergab alles viel leichter geht. Wir müssen<br />
uns nur daran gewöhnen, dass man jetzt<br />
hin und wieder bremsen muss, was mir<br />
ganz schön in den Händen schmerzt. Mal<br />
ganz abgesehen von dem Geräusch, das<br />
entsteht, wenn Haut über das Metall der<br />
Handräder rutscht.<br />
Gerade als wir den Aufzug zum Bahnsteig<br />
erreichen, sehen wir die Rücklichter<br />
unserer S-Bahn verschwinden. Nachdem<br />
wir eine Viertelstunde auf die nächste<br />
gewartet haben, macht uns wieder der<br />
<strong>Ein</strong>stieg Probleme: Diesmal ist allerdings<br />
nicht der Höhenunterschied zwischen<br />
Bahnsteig und S-Bahn<br />
das Problem, sondern<br />
eine klaffende<br />
Lücke zwischen<br />
denselben,<br />
in welche die<br />
vorderen zwei<br />
Räder des<br />
Roll- stuhls einfach<br />
hinein rut- schen.<br />
Ich kann mich, während mein<br />
Rollstuhl in Richtung Gleise gleitet, zwar<br />
auf festen Boden retten, wäre ich allerdings<br />
wirklich mobil eingeschränkt gewesen,<br />
hätte das richtig gefährlich werden<br />
können.<br />
Den restlichen Tag kann ich mich,<br />
dank einer treppenlosen<br />
Wohnung<br />
und eines funktionsfähigen<br />
Aufzuges<br />
angemessener Größe,<br />
nicht über weitere<br />
Probleme klagen.<br />
Gegen<br />
18 Uhr bringe ich<br />
m e i n e n fahrbaren Untersatz<br />
zurück zu seinen Verleihern.<br />
Abschließend kann ich von<br />
meinem Selbstversuch sagen, dass ich<br />
schockiert bin, wie schwierig das Leben<br />
im Rollstuhl ist, trotz aller sogenannter<br />
„behindertengerechter“ <strong>Ein</strong>richtungen.<br />
Denn wer einmal einen Stadtplan für mobil<br />
eingeschränkte Menschen angesehen<br />
hat, wird feststellen, dass es zum Beispiel<br />
zwar etliche behindertengerechte Toiletten<br />
in Stuttgart gibt, diese aber einfach nicht<br />
zu erreichen sind. Schrecklich sind auch<br />
die Blicke der Menschen, die einem auf<br />
der Straße oder im Gang begegnen. Zuerst<br />
schauen sie auf die Räder, dann prüfen sie<br />
mein Gesicht und suchen nach möglichen<br />
Zeichen der Behinderung, vielleicht noch<br />
einen mitleidigen Blick, dann schaut jeder<br />
schnell in eine andere Richtung. Hauptsache,<br />
man bekundet kein wirkliches Interesse<br />
an dem Mädchen im Rollstuhl, da<br />
das ja pietätlos wäre. Ist man sich dieses<br />
Ablaufes erstmal bewusst, widert er mit der<br />
Zeit nur noch an.<br />
Genauso schrecklich ist das Bewusstsein<br />
der vollständigen Abhängigkeit. Erst von<br />
den Menschen, die einen aufopferungsvoll<br />
durch die Gegend schieben, dann, wenn<br />
man alleine unterwegs ist, die absolute Abhängigkeit<br />
von dem Stuhl mit Rädern, den<br />
man niemals loswerden kann.<br />
Mir ist nach diesem Tag klar geworden,<br />
wie viel Charakterstärke man braucht, um<br />
das ertragen zu können. Außerdem habe<br />
ich gelernt, dass man Menschen mit Behinderung<br />
niemals bemitleiden sollte, sondern<br />
vielmehr bewundern, für das, was sie<br />
jeden Tag leisten, leisten müssen. Diese<br />
Erfahrungen lege ich übrigens jedem ans<br />
Herz. Auch wenn man vielleicht nur beim<br />
nächsten <strong>Ein</strong>kaufsbummel durch die Stadt<br />
darauf achtet, ob der nächste Fußgängerüberweg<br />
einen abgesenkten Bordstein besitzt.<br />
i<br />
Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband<br />
1974 als Arbeitsgemeinschaft Rollstuhlsport<br />
gegründet, wandelte er sich 1977<br />
in den Deutschen Rollstuhl-Sportverband<br />
(DRS) um. Der DRS ist ein Fachverband,<br />
der den Rollstuhlsport auf breiter Ebene<br />
fördert und fortentwickelt. Ihm gehören<br />
über 6.500 sporttreibende Rollstuhlfahrer<br />
an, die in mehr als 250 Vereinen<br />
organisiert sind. > www.drs.org<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 13
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
„SPARGELSUPPE FÜR OBAMA“<br />
Der Nato-Gipfel: Tränengasgeschosse, eine historische Brückenüberquerung, große Politik und<br />
gewaltbereite Randalierer. Anna Schmauder und Okan Bellikli waren mittendrin<br />
Entnervt aufgrund unserer ergebnislosen<br />
Suche nach dem Anti-NATO-<br />
Camp im Straßburger Stadtteil Ganzau<br />
hören wir auf einmal einen lauten Schlag.<br />
Große Rauchwolken steigen keine 500<br />
Meter vor uns auf. Um uns herum Kamerateams<br />
und Fotografen. Wir heften uns<br />
an die Fersen von drei dpa-Fotografen, um<br />
nicht in der Schusslinie zwischen bewaffneten<br />
Polizisten und Steine werfenden<br />
Mofafahrern zu sein. Die Luft ist erfüllt<br />
vom Rauch des Tränengases, unsere Augen<br />
brennen, die Atemwege fühlen sich<br />
an, als stünden sie in Flammen. Warum<br />
alle anderen Journalisten mit Masken,<br />
Schutzbrillen und Helmen herumlaufen,<br />
wird uns spätestens jetzt bewusst, als wir,<br />
begleitet vom durchgehenden Heulen<br />
der Sirenen und den ständigen Schüssen<br />
der explodierenden Tränengasgeschosse,<br />
feststellen, dass es<br />
den dpa-Fotografen gelungen<br />
ist, uns abzuschütteln.<br />
Abgeschottet von diesen<br />
Vorkommnissen fand in<br />
Baden-Baden und Straßburg<br />
der politische Teil des Gipfels<br />
statt. Dabei stand die Rückkehr<br />
Frankreichs in das Sicherheitsbündnis<br />
im Mittelpunkt.<br />
Als viertgrößter Beitrittszahler<br />
wollte Sarkozy Frankreich<br />
nicht länger eine Statistenrolle<br />
am Verhandlungstisch<br />
zukommen lassen.<br />
Mit dem Überqueren der<br />
Passerelle des Deux-Rives,<br />
einer Fußgängerbrücke, die<br />
Deutschland und Frankreich<br />
verbindet, wurde das Ende<br />
dieser Unmündigkeit gefeiert.<br />
Zudem wurden Kroatien und<br />
Albanien im transatlantischen<br />
Bündnis begrüßt. Mit dem<br />
Beitritt der beiden Balkanstaaten<br />
hat sich die Zahl<br />
der Mitgliedsstaaten<br />
von 26 auf 28 erhöht.<br />
Auch der erste Be-<br />
such von US-Präsident Barack Obama<br />
auf deutschem Boden war von großem<br />
öffentlichem Interesse. Die Demonstration<br />
in Baden-Baden verlief friedlich, der<br />
Großteil der Bevölkerung stand auf Obamas<br />
Seite. Entrüstet über die Rufe der Demonstranten<br />
„Keine Suppe für Obama!“,<br />
forderten einige Rentner lauthals „Spargelsuppe<br />
für Obama“.<br />
Alle 28 Mitgliedsstaaten konnten sich<br />
auf den dänischen Ministerpräsidenten-<br />
Rasmussen als neuen NATO-Generalsekretär<br />
einigen. Dass die Türkei, die den<br />
dänischen Ministerpräsidenten aufgrund<br />
seiner Rolle während des Karikaturenstreits<br />
abgelehnt hatte, doch noch nachgab,<br />
ist zu einem entscheidenden Teil Präsident<br />
Obama zu verdanken. <strong>Ein</strong> großer<br />
Trost für die Türkei dürfte dabei die Zusicherung<br />
des Vize-Generalsekretärsposten<br />
gewesen sein.<br />
Wir sind währenddessen weit weg vom<br />
politischen Geschehen des Gipfels. Das<br />
Ibis-Hotel brennt und die hohe Temperatur<br />
der Flammen ist im Gesicht zu spüren.<br />
<strong>Ein</strong>ige hundert gewaltbereite Randalierer<br />
unter den etwa 20.000 Demonstranten haben<br />
das Gebäude angezündet. Man meint,<br />
die Luft bestünde nur noch aus Rauch,<br />
Tränengas und herumfliegenden Rußpartikeln.<br />
Kurz davor ist die Lage im Süden<br />
der Stadt eskaliert, Randalierer sind<br />
auf Polizisten getroffen. Erstere mit<br />
Steinen und Molotov-Cocktails, die<br />
<strong>Ein</strong>satzkräfte mit Gummigeschossen<br />
und Wasserwerfern.<br />
An uns vorbei ziehen Menschenmassen<br />
mit Transparenten, „N-at-O“<br />
steht auf einem. Aus den Lautsprechern<br />
eines alten Lasters dröhnt<br />
rebellischer Reggae: Dancing Résistance.<br />
Scherben pflastern den<br />
Weg der Demonstranten, überall<br />
wurden Scheiben eingeschlagen.<br />
Am Ende bleiben <strong>Ein</strong>drücke, die<br />
wir sicher noch unseren Enkeln erzählen<br />
werden.<br />
<strong>Und</strong> die Erkenntnis, dass keine<br />
der Protestaktionen auch nur in die<br />
Nähe von Politikern kam. Der entstandene<br />
Schaden in den armen<br />
Vorstädten erregten großes Aufsehen.<br />
Die friedliche Protestaktion<br />
von einigen tausend Demonstranten<br />
blieb weitgehend<br />
unbeachtet; ihr Appell<br />
gegen die NATO ging<br />
unter. Wir sind entnervt.<br />
14 Noir Nr. 10 Foto: Johannes Schäfer
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Die NATO-Sicherheitskonferenz in<br />
München im Februar 2007 sorgte<br />
für einige Proteste in Bayern. Noch mehr<br />
Proteste löste allerdings die Verurteilung<br />
der Versammlungsleiterin einer Großdemonstration<br />
zu 1.600 Euro Strafe durch die<br />
bayerische Justiz aus. Frau B. habe durch<br />
ihre Körpersprache eine „aggressive, hetzerische“<br />
Stimmung erzeugt und sei nicht<br />
energisch genug gegen Seitentransparente<br />
und „nicht themenbezogene“ Beiträge aus<br />
einem Lautsprecherwagen vorgegangen.<br />
Dieses Urteil schreckte ab und bot einen<br />
kleinen Vorgeschmack auf das, was folgte:<br />
Gestärkt durch die Föderalismusreform<br />
entwickelte die CSU ein verschärftes Versammlungsgesetz<br />
für Bayern und boxte es<br />
mit absoluter Mehrheit im Landtag durch,<br />
so dass es zum 1. Oktober 2008 in Kraft<br />
trat.<br />
Flächendeckend erschwert dieses Gesetz<br />
jeden Schritt von öffentlicher Meinungsäußerung;<br />
Der Veranstalter muss 72 Stunden<br />
im Voraus mit vielen persönlichen Daten<br />
die Versammlung ankündigen. Diese<br />
kann von der Polizei abgelehnt werden. Im<br />
Laufe der Versammlung muss der Verantwortliche<br />
gewalttätige Ausschreitungen<br />
unterbinden und mit der Polizei kooperieren.<br />
Die Teilnehmer können für ein<br />
einschüchterndes Auftreten belangt werden<br />
und mit 3.000 Euro Strafe rechnen,<br />
wenn sie der Auflösung der Versammlung<br />
Foto: "Michael Schulze von Glaßer" / Jugendfotos.de<br />
WIE VIEL SICHERHEIT VERTRÄGT<br />
EINE DEMOKRATIE?<br />
„Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne<br />
Waffen zu versammeln. Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht<br />
durch Gesetz […] beschränkt werden.“ (Artikel 8 Grundgesetz)<br />
durch die Polizei nicht Folge leisten. Für<br />
polizeiliche Untersuchungen dürfen die<br />
Ordnungshüter Übersichtsvideos von der<br />
Veranstaltung anfertigen und beliebig lange<br />
speichern. Auch bei Veranstaltungen<br />
in geschlossenen Räumen darf die Polizei<br />
nun – ohne sich vollständig zu erkennen<br />
zu geben – anwesend sein.<br />
Diese und andere Auflagen zeigen: Der<br />
Straf- und Bußgeldkatalog für ehemalige<br />
Ordnungswidrigkeiten ist stark angehoben<br />
worden. Die Formulierungen der<br />
Vergehen sind so allgemein gehalten, dass<br />
Missbrauch entstehen könnte. Was ist<br />
ein einschüchternder Kleidungsstil? Kön-<br />
nen auch eine Mütze oder ein Kopftuch<br />
als Vermummung ausgelegt werden? Die<br />
Kompetenzerweiterungen der Ordnungshüter<br />
gehen klar zu Lasten der Grundrechte<br />
der Bürger, wenn sogar eine laute<br />
Unterhaltung zweier Personen auf offener<br />
Straße als unangemeldete Versammlung<br />
mit Bußgeld bestraft werden kann. Das<br />
schreckt ab.<br />
Die <strong>Ein</strong>schnitte begründet Bayerns Innenminister<br />
Joachim Herrmann (CSU)<br />
mit „Schutz der Demokratie vor militanten<br />
Aufmärschen von Links- und Rechtextremen“.<br />
Die damalige politische Opposition<br />
(SPD, FDP und Grüne), die Gewerkschaften<br />
und andere Organisationen<br />
sehen das anders: Sie kritisieren Willkür,<br />
„überzogene Kontrollbefugnisse und büro-<br />
kratische Schikanen“. Das Gesetz sei eine<br />
weitere Möglichkeit für „Bespitzelung und<br />
<strong>Ein</strong>schüchterung“, so betitelt es der Arbeitskreis<br />
Vorratsdatenspeicherung.<br />
Dieser wurde im Januar 2008 gegründet,<br />
nachdem das gleichnamige bundesweite<br />
Gesetz in Kraft getreten war. Er engagiert<br />
sich für mehr Datenschutz, das Recht auf<br />
Privatheit und unbeobachtete Kommunikation.<br />
„Staat und Unternehmen registrieren,<br />
überwachen und kontrollieren uns<br />
immer vollständiger. Egal, was wir tun,<br />
mit wem wir sprechen oder telefonieren,<br />
wohin wir uns bewegen oder fahren, […]<br />
der ,große Bruder‘‚ Staat und […] Wirt-<br />
schaft wissen es immer genauer“, heißt es<br />
in ihrer Erklärung.<br />
Das Bundesverfassungsgericht beschäftigt<br />
sich aufgrund der Klage der Opposition<br />
mit dem bayerischen Gesetz und setzte<br />
am 27. Februar 2009 Teile des Gesetzes per<br />
Eilantrag vorerst außer Kraft. Die Richter<br />
äußerten schwere Bedenken und wollten<br />
der <strong>Ein</strong>schüchterung von Demonstranten<br />
durch Bußgelder und Filmaufzeichnungen<br />
entgegenwirken. Wann das endgültige Urteil<br />
fällt und wie es aussehen wird, ist unklar.<br />
Fakt ist, dass der Beschluss sich auch<br />
auf Baden-Württemberg auswirken wird,<br />
denn auch hier plant die Landesregierung<br />
ein Gesetz – in Anlehnung an Bayern.<br />
Ekaterina Eimer<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 15
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
VOM KUMULIEREN UND PANASCHIEREN<br />
Zwischen Europawahl und Bundestagswahl wirkt die diesjährige Kommunalwahl ziemlich unspektakulär.<br />
„Es lohnt sich trotzdem, seine Stimme abzugeben“, fi ndet Jessica Christian<br />
Es ist der 7. Juli 2009. Kai sitzt am Baggersee<br />
und lässt sich die Sonne auf<br />
den Bauch scheinen. Dass heute Kommunalwahl<br />
ist, interessiert ihn nicht. Vom<br />
Gemeinderat hat er keine Ahnung, die<br />
Bürgermeisterkandidaten kennt er nur von<br />
den Wahlplakaten und in Gemeinschaftskunde<br />
hat er Kommunalpolitik schon vor<br />
drei Jahren behandelt. Den Unterschied<br />
zwischen Gemeinderat und Kreisrat hat<br />
er damals schon nicht ganz verstanden<br />
und Panaschieren hält er für einen Fachausdruck<br />
aus der Küche. Neulich hat ihm<br />
sein Vater erzählt, dass bald ein neues<br />
Schwimmbad gebaut werden soll. Welche<br />
Partei das unterstützt hat, weiß Kai nicht.<br />
Wenn das Bad fertig ist, ist er längst beim<br />
Studieren.<br />
Wozu also wählen?<br />
Kai ist kein <strong>Ein</strong>zelfall. So wie ihm<br />
wird es am 7. Juli vielen jungen Erwachsenen<br />
gehen. Die Politikverdrossenheit<br />
der Jugendlichen<br />
ist ein ständiges Problem.<br />
Die Kommunen spüren<br />
das besonders. Wenn Jugendliche<br />
sich für Politik<br />
interessieren,<br />
dann meist für<br />
internationale<br />
und na-<br />
16<br />
tionale. Der Besuch des neuen US-Präsidenten<br />
Barack Obama in Europa ist nun<br />
mal faszinierender als das Aufstellen neuer<br />
Bänke in der Innenstadt.<br />
Dabei soll Kommunalpolitik nah am Bürger<br />
sein. Junge Erwachsene können sich<br />
In der Innenstadt<br />
werden neue<br />
Bänke aufgestellt<br />
Aber Obama ist interessanter<br />
leichter für einen neuen Skaterplatz einsetzen,<br />
als für den Frieden im Gazastreifen.<br />
Nirgendwo wird ihnen eine bessere Möglichkeit<br />
geboten ihrem Engagement Taten<br />
folgen zu sehen. Auf der kommunalen<br />
Ebene werden Ziele sichtbar<br />
und greif- bar: keine<br />
abstrakte<br />
Steueränder ung, sondern das neue Jugendzentrum<br />
neben der Schule.<br />
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich<br />
politisch zu engagieren, sei es in Vereinen<br />
oder den Jugendverbänden der Parteien.<br />
Außerdem gibt es in Baden-Württemberg<br />
eine weitere Möglichkeit sich nicht parteigebunden<br />
zu engagieren: Die Jugendgemeinderäte<br />
(JGR).<br />
In ganz Baden-Württemberg gibt es über<br />
1.500 Jugendliche, die sich im Jugendgemeinderat<br />
engagieren Sie sind zwischen<br />
14 und 18 Jahren alt, werden von den Jugendlichen<br />
der entsprechenden Gemeinde<br />
gewählt und vertreten die Stimme der Jugend<br />
vor dem richtigen Gemeinderat. Außerdem<br />
haben sie das Recht Anträge im<br />
Gemeinderat zu stellen. Sie haben Mitspracherecht<br />
bei allen Themen, die die Jugend<br />
betreffen, wie etwa Jugendzentren oder<br />
die öffentlichen Verkehrsmittel, und sie<br />
besitzen einen eigenen Etat für Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder Veranstaltungen.<br />
So veranstalteten mehre<br />
JGR im letzten Jahr<br />
überregio-<br />
Foto: Sebastian Nikoloff
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
nale Open-Air-Konzerte unter dem<br />
Motto „Schöner leben ohne Nazis“,<br />
um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.<br />
Normalerweise nimmt ein JGR an sechs<br />
bis zehn öffentlichen Sitzungen im Jahr<br />
teil. Doch die wirkliche Arbeit passiert<br />
abseits der Öffentlichkeit. Die meisten<br />
JGR treffen sich ein bis zwei-wöchentlich,<br />
um Projekte und Veranstaltungen<br />
zu organisieren.<br />
Auch in Punkto Kommunalwahl planen<br />
die JGRs fleißig: Der JGR Göppingen<br />
beispielsweise ruft alle 14- bis 18-Jährigen<br />
auf am Online-Voting unter www.<br />
deinestimme.jugendnetz.de teilzunehmen.<br />
Auf der Seite können Jugendliche<br />
über die Situation in der eigenen Stadt<br />
in Bezug auf Jugendpolitik und Freizeitangebote<br />
abstimmen. Am 6. Mai sollen<br />
die Ergebnisse der Umfrage der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt werden. Außerdem<br />
7. Juli: Treffen<br />
mit der Wahlurne<br />
werden die Gemeinderäte der verschiedenen<br />
Fraktionen ihre Arbeit vorstellen<br />
und die Erstwähler über die anstehende<br />
Kommunalwahl informieren.<br />
<strong>Und</strong> wie sieht‘s mit dir aus? Gehörst<br />
du zu den Kais dieser Welt? Oder kennst<br />
du dich aus mit Kommunalpolitik? Ja?<br />
Dann organisiere doch einen Informationsabend<br />
für Erstwähler. Oder eine<br />
Podiumsdiskussion mit Gemeinderäten.<br />
Oder mach es wie der JGR Göppingen<br />
und beteilige dich am Online-Voting.<br />
Vielleicht gibt es bei euch auch einen<br />
Jugendgemeinderat, der schon eine Idee<br />
für die Wahlen hat. Frag doch mal nach<br />
und biete ihnen gegebenenfalls deine<br />
Unterstützung an.<br />
Zu viel Stress? Keine Zeit? Dann geh<br />
zumindest am 7. Juli wählen. Denn jede<br />
Stimme zählt!<br />
iDiese Seiten wurden im Rahmen des Projektes<br />
Jugend, Medien und Politik „Du hast<br />
die Wahl …“ erstellt und vom Landesjugendring<br />
Baden-Württemberg und der Landesanstalt<br />
für Kommunikation unterstützt.<br />
Illustraion: Jan Zaiser, Idee: Miriam Kumpf<br />
Kommunalwahlen in Baden Württemberg<br />
Stimmzettel mit<br />
den Wahlvorschlägen<br />
der Parteien.<br />
per Post<br />
Wahltag<br />
Gibt den Stimmzettel einer<br />
Partei unverändert ab.<br />
Jeder Bewerber erhält<br />
jeweils eine Stimme<br />
Wähler<br />
Wie funktioniert eigentlich<br />
kumulieren und<br />
panaschieren?<br />
Jede Partei schickt<br />
eine Liste mit ihren<br />
Kandidaten –<br />
das nennt sich<br />
Wahlvorschläge<br />
hat so viele Stimmen, wie<br />
Gemeinde- oder Kreisräte<br />
zu wählen sind<br />
hat zwei Möglichkeiten<br />
1 2<br />
Er wählt „à la carte“ und stellt aus<br />
den verschiedenen Wahlvorschlägen<br />
zusammen.<br />
dabei kann er<br />
KUMULIEREN<br />
Stimmen häufen: Er kann einzelne Kandidaten<br />
besonders unterstützen und ihnen bis zu drei<br />
Stimmen geben. Jedoch dürfen nicht mehr Stimmen<br />
vergeben werden, als der Wähler insgesamt hat, sonst<br />
ist sein Wahlzettel ungültig.<br />
PANASCHIEREN<br />
Der Wähler kann Bewerber verschiedener Stimmzettel<br />
mischen, indem er Namen von einem anderen<br />
Wahlvoschlag in die freien Zeilen seines Stimmzettels<br />
schreibt.<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 17
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
MAKABRE LEICHENSHOW ALS KUNST?<br />
Gunther von Hagens stellt in seinen Körperwelten Ausstellungen<br />
Leichen aus und bezeichnet dies als Kunst. Anna Ruppert fi ndet<br />
das geschmacklos und gegen alle Moralvorstellungen<br />
<strong>Ein</strong>e tote schwangere Mama liegt da<br />
und stützt ihren Kopf auf dem Ellenbogen<br />
ab. Ihr ganzer Bauch ist offen, bis zu<br />
den Brüsten: Dort ist ihr Baby zu sehen.<br />
Diese Mutter wurde „künstlerisch“ für die<br />
Körperwelten-Ausstellung von Gunther<br />
von Hagens plastiniert. Für die Plastination<br />
hat von Hagens sein eigenes Rezept,<br />
wie andere Leute zum Kuchenbacken und<br />
die „Zutaten“ hat er immer vorrätig. In einer<br />
Pressekonferenz erklärte er: „Ich habe<br />
früh gelernt, dass man immer ein paar Leichen<br />
vorrätig haben muss.“<br />
Für eine Ausstellung benötigte Hagens<br />
noch 50 Leichen. Praktisch war, dass er<br />
schon 250 auf Vorrat hatte. Sein Rezept<br />
für die „Leichenbehandlung“ ist so simpel,<br />
dass man es auf seiner Webseite nachlesen<br />
kann: Als erstes findet die Fixierung statt<br />
und den Toten wird eine Formalin-Lösung<br />
in den Körper gepumpt. Es tötet die Bakterien<br />
ab. Dann geht's mit dem Skalpell<br />
zur Sache: Haut, Fett und Gewebe werden<br />
dem Menschen entnommen.<br />
Dieser kunstvolle Prozess kann bis zu<br />
tausend Stunden dauern. Danach wird die<br />
Leiche bis zu drei Monate in eine eisiges<br />
Azetonbad gelegt, anschließend kommt sie<br />
Lesenswert<br />
18<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
in die Vakuumkammer, die mit<br />
flüssigem Kunststoff gefüllt ist.<br />
In maximal fünf Wochen kann<br />
eine Kunststofflösung bis in die<br />
letzte Zelle des Menschen eindringen.<br />
Weil der menschliche<br />
Körper danach durchtränkt und<br />
beweglich ist, kann man ihn nun<br />
in die passende Pose biegen. In<br />
einem letzten Schritt wird der Mensch für<br />
immer haltbar gemacht.<br />
Dies ist auch der entscheidende Unterschied<br />
zur medizinischen Forschung, wo<br />
an den Leichen kein Geld verdient und die<br />
einzelnen Körperteile schließlich bestattet<br />
werden.<br />
Aber kann man von Hagens Körperwelten<br />
als Kunst bezeichnen? Mit welcher<br />
Moral steht er selbst dazu? Als Hagens'<br />
erste Ausstellung eröffnete wurde, veranstaltete<br />
eine evangelische Pröpstin einen<br />
Gedenkgottesdienst für die Toten aus Hagens'<br />
Menschenausstellung. Von Hagens<br />
erklärt dazu nur, dass er am Bestattungsmonopol<br />
der Kirche kratze.<br />
Aber muss Hagens für seine „Kunst“ kriminell<br />
sein? Das Nachrichtenmagazin „Der<br />
Spiegel“ warf Hagens nämlich vor, dass in<br />
Laugenweckle zum Frühstück – Bridget Jones auf Schwäbisch<br />
Eigentlich wollte Elisabeth Kabatek als studierte<br />
Literaturwissenschaftlerin immer etwas<br />
„Hochliterarisches und Tiefschürfendes“<br />
schreiben, wie sie im Gespräch mit der Stuttgarter<br />
Zeitung erzählte. Nun ist im Oktober<br />
letzten Jahres mit „Laugenweckle zum Frühstück“<br />
ihr erster Roman erschienen, der eigentlich<br />
nur eine „Notlösung“ war.<br />
Denn außergewöhnlich tiefschürfend ist die<br />
Erzählung über eine junge Stuttgarterin namens<br />
Line nicht, dafür umso unterhaltsamer.<br />
Line, eigentlich mit dem klangvollen Namen<br />
Pipeline Praetorius geschmückt, hat kein leichtes<br />
Leben. Im Gegensatz zu ihrer perfekten<br />
Schwester Katharina hat die 31-jährige Schwäbin<br />
weder eine Arbeitsstelle noch ihren Traummann<br />
gefunden. Stattdessen ist sie mit dem<br />
„Katastrophen-Gen“ gesegnet, das sämtliche<br />
ihrer Kochversuche und Unternehmungen zu<br />
Abenteuern werden lässt. Als ihr dann auch<br />
noch Leon, ein charmanter Ingenieur und begeisterter<br />
Stäffelesjogger, und der interessante<br />
Fotograf Eric M. Hollister aus Amerika begegnen,<br />
ist Pipelines Leben vollkommen auf den<br />
Kopf gestellt und die Stuttgarterin stolpert von<br />
einer Katastrophe in die andere.<br />
Doch das Herausragende an „Laugenweckle<br />
zum Frühstück“ ist nicht unbedingt die Ge-<br />
<strong>Ein</strong>gelegt in Formalin-Lösung und haltbar bis in alle Ewigkeit<br />
seiner Firma im chinesischen Dailan 650<br />
Leichen mit Schussverletzungen gefunden<br />
wurden, genauer gesagt: Hingerichtete.<br />
Doch Hagens erklärte lapidar, dass in seinem<br />
Institut für Plastination nur von der<br />
Polizei angelieferte Leichen benutzt werden.<br />
Der Spiegel musste den Vorwurf später<br />
zwar zurücknehmen. Trotzdem scheint<br />
es merkwürdig, dass Hagens extra in China<br />
arbeitet und immer so viele Leichen vorrätig<br />
hat. Interessant wäre auch zu wissen,<br />
wie die angelieferten Leichen eingewilligt<br />
haben. Laut Hagens' Webseite sind in seiner<br />
Ausstellung nämlich nur die Leichen<br />
von Menschen, die vorher gründlich über<br />
seine Ausstellung informiert wurden. Andere<br />
Quellen ergeben jedoch, dass ein normaler<br />
Körperspenden-Ausweis ausreicht,<br />
um in der Leichenshow zu landen.<br />
schichte. Auch wenn der Roman sehr witzig<br />
und flüssig geschrieben ist, so gibt es Beziehungsromane<br />
in ähnlicher Form bereits zuhauf.<br />
Das Besondere an „Laugenweckle zum<br />
Frühstück“ ist, dass die ganze Geschichte in<br />
Stuttgart spielt. So kommt einem als Baden-<br />
Württemberger so einiges bekannt vor: Leon<br />
arbeitet bei Bosch in Feuerbach, Line geht auf<br />
der Königsstraße shoppen und in Sindelfingen<br />
bei Ikea Möbel kaufen. Auch die schwäbische<br />
Mentalität bleibt nicht außen vor, amüsant und<br />
sehr realistisch dargestellt in Form von Tante<br />
Dorle und Lines Nachbarn Herrn Tellerle und<br />
Frau Müller-Thurgau.<br />
Fazit: <strong>Ein</strong> tolles Buch, das sich flüssig lesen<br />
lässt und bestimmt nicht nur weibliche Leser<br />
zum Lachen bringt. Susan Djahangard<br />
(Kabatek, Elisabeth: Laugenweckle zum Frühstück.<br />
Tübingen: Silberburg-Verlag, 2008)<br />
Foto: photocase.de / User: "zielos.de"
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
DARF MAN LIEBEN, WENN MAN STIRBT?<br />
Bei Tessa wird im Alter von zwölf Jahren<br />
Leukämie diagnostiziert. Mittlerweile<br />
ist sie 16 und weiß, dass ihr Kampf<br />
um das Leben aussichtlos ist. Deswegen<br />
erstellt sie eine Liste von Dingen, die sie<br />
noch erleben möchte, bevor sie stirbt.<br />
Anstatt aufzugeben gibt sie ihrem Leben<br />
einen Sinn: Sie möchte einmal im Leben<br />
Sex haben, Drogen nehmen und Gesetze<br />
brechen.<br />
Das Buch beschreibt ein Mädchen,<br />
das sehr krank ist, aber auch seine Mitmenschen.<br />
Besonders ihrem Vater macht<br />
es Tessa nicht leicht, mit der Situation<br />
umzugehen. Daneben noch der jüngere<br />
Bruder Cal, der mit Angst und Kindlichkeit<br />
alles miterlebt. Im Endstadium ihrer<br />
Krankheit verliebt sich Tessa in ihren<br />
Nachbarn Adam. Es bleibt eine gewisse<br />
Sorge, dass es falsch sein könnte jetzt noch<br />
zu lieben und ihre Liebe dann allein zurück<br />
zu lassen, aber trotzdem lässt sich<br />
Tessa darauf ein. Adam begleitet sie bis zu<br />
ihrem Tod.<br />
Da die Autorin Jenny Downham und<br />
die Protagonisten Tessa sich im Lebensalter<br />
deutlich unterscheiden, wirken die Ge-<br />
Hörenswert<br />
D’ici et d’ailleurs<br />
Wie kann man drei Sprachen in einen Satz<br />
packen, einen Song daraus machen und trotzdem<br />
noch authentisch wirken? Keine Ahnung,<br />
wie. Soha kann es einfach. In den einzigartigen<br />
Lyrics der französischen Neuentdeckung verschmelzen<br />
Englisch, Französisch und Spanisch<br />
zu einer <strong>Ein</strong>heit: „On ne saura jamais whatever<br />
people say como empieza l´amour“.<br />
Wer jedoch denkt, Soha begnügt sich damit,<br />
Sprachen zu vermischen, der sollte sich<br />
schleunigst ihre Platte besorgen. Mit ihrem Debütalbum<br />
„D´ici et d´ailleurs“ („Von hier und<br />
anderswo“) gelingt der Französin, deren Vorfahren<br />
algerische Nomaden waren, auch ein<br />
einmaliger Stilmix: Neben Pop, Soul, Jazz und<br />
klassischem französischem Chanson finden<br />
sich in Sohas Musik jamaikanischer Reggae<br />
und Rap ebenso wie kubanische und lateinamerikanische<br />
Rhythmen wieder. Gekonnt<br />
vereint sie alle <strong>Ein</strong>flüsse, die ihr Leben bisher<br />
geprägt haben.<br />
Fotos: cbt Verlag (oben), EMi Music (unten)<br />
„Bevor ich sterbe“ von Jenny Downham nimmt den Leser auf<br />
eine Gefühlsachterbahn von Leben und Tod mit<br />
In Frankreich bereits als neuer Star am Chanson-Himmel<br />
gehandelt, erfreut sich Soha, die<br />
sich musikalisch selbst als Nomadin versteht,<br />
auch hierzulande zunehmender Beliebtheit.<br />
Ihre Konzerte sind ausverkauft, das Publikum<br />
begeistert. Die erfrischende Ausstrahlung der<br />
jungen Künstlerin, ihre kräftige Stimme sowie<br />
ihr feuriges Temperament faszinieren sowohl<br />
Besucher als auch Kritiker.<br />
Sohas Texte handeln von Liebe und<br />
Schmerz, von Melancholie und Hoffnung.<br />
„D´ici et d´ailleurs“ macht Lust<br />
auf Urlaub, versprüht Lebensfreude und<br />
Exotik. Hits wie „Tourbillon“ und „C´est<br />
bien mieux comme ça“ laden dazu ein,<br />
sich den feurigen Rhythmen hinzugeben<br />
und die Hüften zu schwingen. Im<br />
Duett „Mil pasos“, das sie mit Antoine<br />
Essertier aufgenommen hat, verzaubert<br />
Soha mit ihrer vielseitigen Stimme und<br />
südamerikanischen Klängen. Bei den<br />
ruhigen Gitarrensounds von „Dream<br />
Club“ möchte man einfach nur entspannen<br />
und vor sich hin träumen. In „Heureuse“<br />
(„Glücklich“), dem letzten der<br />
zwölf Songs ihres Albums, stellt Soha<br />
ein letztes Mal ihr Stimmvolumen unter<br />
danken einer Sechzehnjährigen hin und<br />
wieder unrealistisch. Denkt eine Sechzehnjährige<br />
wirklich so egozentrisch, dass<br />
sie keine Rücksicht auf ihren Vater und ihren<br />
Bruder nimmt? Auch die Frage, was in<br />
Adams Gefühlswelt vorgeht, wenn er seine<br />
Freundin sterben sieht, bleibt völlig außer<br />
Acht. Jedoch ist die Sterbeszene am Ende<br />
sehr liebevoll und berührend geschrieben.<br />
Mir sind die Tränen am Ende hinunter<br />
gekullert, nicht wegen des Todes, sondern<br />
wegen der zärtlich knisternden Beziehung<br />
der Protagonisten unteinander: „Adam<br />
streichelt meinen Kopf, mein Gesicht, er<br />
küsst meine Tränen. Wir sind selig. Lass<br />
sie alle los.“ Katrin Jaskulski<br />
(Downham, Jenny: Bevor ich sterbe. München:<br />
cbt Verlag 2008)<br />
Dieser Text stammt aus thema – Dem Magazin im<br />
Jugendnetz. www.thema.jugendnetz.de<br />
Beweis und lässt zum Abschluss, wie der Titel<br />
schon sagt, noch einmal mit einer eingängigen<br />
Pop-Melodie Glücksgefühle aufkommen.<br />
Fazit: Sohas Musik ist natürlich und bewegend,<br />
ihr Stil neu und einzigartig. „D´ici et<br />
d´ailleurs“ überzeugt und macht neugierig auf<br />
mehr! Lisa Schof<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 19
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
20<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
blind. fetzen<br />
<strong>Ein</strong>e Kurzgeschichte von Maren Ochs<br />
Ich bin ihnen ausgeliefert und meiner Angst. Ihre grinsenden Fratzen tanzen in dem<br />
Schwarz hinter meinen Lidern. Gebückt und krumm und verletzlich krabble ich über den klebrigen<br />
Boden, in Kreisen, immerfort. Ich höre das Tuscheln der Mädchen und manchmal ein fiepsendes<br />
Kichern. Das Schlimmste ist, sie nicht sehen zu können. Welche Richtung, frage ich leise, aber<br />
niemand will antworten. In tumber Dunkelheit steigt ein Gefühl von Schwindel auf und ich<br />
schlage mit meinem Holzlöffel gegen ein Stuhlbein.<br />
Topfschlagen, haben sie gejohlt, haben meine Augen mit einem Tuch verbunden. Ich<br />
habe mich nicht gewehrt. Ich habe mein T-Shirt in die Hose gestopft, dann bin ich in die Hocke<br />
gegangen. Ich schäme mich. Auf meinem Gesicht schwimmt die feuchtwarme Röte eines<br />
schrecklichen Momentes und ich ziehe mir das Tuch weit über Wangen und Nase, bis mir von<br />
seinem Geruch nach talgigem Haar übel wird.<br />
Weite Kreise, enge Kreise, immerfort.<br />
Niemand sagt Warm oder sagt Kalt. Niemand raunt mir einen kleinen Hinweis zu, wie<br />
Freundinnen das untereinander tun würden. Es ist kein lustiges Spiel, das Topfschlagen.<br />
Ich frage mich, ob es in diesem Spiel überhaupt einen Topf gibt.<br />
Ich denke, dass die anderen mich nicht mögen. Mir fällt nur nicht ein, weswegen sie<br />
sonst hier sein könnten.<br />
Oder nur einen Holzlöffel.<br />
Ich spüre ihre Blicke.<br />
Ich erinnere mich an die Menschen in der Fußgängerzone.<br />
Sie sind überrascht, wenn ihre <strong>Ein</strong>kaufstüten gegen meine Unterschenkel schlagen. Sie schauen<br />
mich mit großen Augen an, als sei zu ihrer Rechten nie jemand gewesen. Sie vergessen, sich zu<br />
entschuldigen, so überrascht sind sie. Dabei habe ich mich schon seit vielen Minuten mit ihnen<br />
durch das Gewühl geschoben.<br />
Ich spüre die Blicke auf meinem Rücken und mich fröstelt. Vielleicht wissen die Mädchen,<br />
wie schlimm das alles für mich ist. Blind – blind – blind. Vielleicht auch nicht.<br />
Jetzt, da ich nicht sehen kann, sehen sie mich.<br />
Weite Kreise,<br />
enge Kreise,<br />
immerfort.<br />
Kreis.<br />
Kreis.<br />
Allmählich weichen Wut und Angst einem Gefühl von Ruhe. In gleichmäßigem Rhythmus<br />
patsche ich mit meinem Holzlöffel auf den Boden, in Kreisen, immerfort.<br />
<strong>Und</strong> allmählich verschwimmt das gleichmäßige Ticken unserer Wanduhr zu einem surrenden,<br />
knisternden Klangbrei, der sich auf meine Ohren und über alle Geräusche legt. Die kleinen,<br />
übersichtlichen Sekunden knicken verschüchtert ein vor der massigen Zeit. Meine Sinne scheinen<br />
verwirrt, schlagen wahnwitzige Kapriolen und stolpern dabei übereinander. Ich schmecke das<br />
Licht, das grell und ungedämpft durch die Fenster fällt.<br />
Ich beginne zu schwitzen, einen kalten Schweiß. Ich beschließe plötzlich, mich zu<br />
wehren. Ich streife mir die Augenbinde ab und blicke die anderen triumphierend an. Ich sage<br />
Durchschaut. Dann sehe ich den Topf.<br />
So etwas passiert mir manchmal.<br />
Illustration: Tobias Fischer
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Foto: "yannick schulze" / Jugendfotos.de<br />
Was Dietmar Hopp mit dem russischen Erdöl-Milliardär zu tun hat, der den FC Chelsea<br />
zum reichsten und unbeliebtesten Klub der Welt gemacht hat …<br />
Da war dieses Interview, das Marcel<br />
Reif der Rhein-Neckar-Zeitung gegeben<br />
hat. Der Fernsehmann Reif nennt<br />
Hoffenheim einen Retortenklub und<br />
Hopp einen deutschen Abramowitsch.<br />
Hopp bezeichnet sich als Unternehmer<br />
im Ruhestand. Er ist 66 Jahre alt, ein<br />
großer Mann mit breiten Schultern und<br />
eisgrauem Haar. 1972 hat er den Softwarekonzern<br />
SAP mitgegründet, sein Vermögen<br />
wird auf mehrere Milliarden Euro<br />
geschätzt.<br />
Hopp ist hier aufgewachsen und hat<br />
selbst für „Hoffe“ gespielt, wie die <strong>Ein</strong>heimischen<br />
sagen. Sein schönstes Tor? „Flanke<br />
von rechts, ich stehe am Strafraum,<br />
ziehe voll ab und der Ball saust unter die<br />
Latte.“ Damals war der Fußballplatz eine<br />
lehmige Wiese. Er war als Spieler daran<br />
beteilgt, den Verein aus der Kreisklasse in<br />
die Regionalliga zu führen. Jahrelang fand<br />
Hoffenheim Erfüllung darin, mit selbst<br />
ausgebildeten Spielern in der dritten Liga<br />
zu spielen. Warum muss es auf einmal die<br />
erste sein? Dietmar Hopp antwortete leise<br />
und zurückhaltend. Er will nicht dastehen<br />
als gelangweilter Milliardär, der sich als<br />
Spielzeug eine Fußballmannschaft<br />
gekauft hat. Dafür hat<br />
er aus der<br />
DER DEUTSCHE ABRAMOWITSCH?<br />
Bundesliga den Trainer Ralf Rangnick<br />
geholt und einen Stab weiterer hoch geschätzter<br />
Spezialisten. Hopp investiert<br />
aber auch in Biotechnologie, er unterstützt<br />
die Heidelberger Uniklinik und hat<br />
so ziemlich jeden Sportplatz in der Gegend<br />
gesponsert.<br />
Hoffenheim ist ein Dorf im Kraichgau,<br />
Nordbaden. 3.300 <strong>Ein</strong>wohner, von einem<br />
Ende bis zum anderen läuft man eine Viertelstunde.<br />
Der Kaufmann schließt seinen<br />
Laden zur Mittagspause und am Bahnhof<br />
wird die Schranke noch mit der Hand heruntergekurbelt.<br />
„<strong>Ein</strong>e Fußballtradition<br />
wie in München oder Dortmund haben<br />
wir nicht“, sagte Hopp einmal. „Aber die<br />
Wurzeln des Vereins reichen zurück ins<br />
Jahr 1899.“ Vor acht Jahren hat Hopp ein<br />
Stadion gebaut, mit einer Tribüne und<br />
drei Steintraversen. Das Stadion trägt<br />
seinen Namen. Innzwischen ist der Klub<br />
ein paar Kilometer weiter in die Kreisstadt<br />
Sinsheim gezogen, in ein neues Stadion<br />
für 30 000 Zuschauer. Hopp wollte<br />
es eigentlich in Heidelberg bauen („eine<br />
Weltstadt!“). Aber die Heidelberger waren<br />
nicht sehr kooperativ und haben das ausgeguckte<br />
Gelände lieber einem Getränkefabrikanten<br />
gegeben.<br />
Der neue Standort in Sinsheim liegt direkt<br />
an der A6 zwischen Mannheim und<br />
Heilbronn.<br />
Die vielen Blickkontakte der vorbeifahrenden<br />
Autofahrer sollen eine optimale<br />
Vermarktung des Stadionnamens ermöglichen.<br />
„Microsoft-Arena würde mir gefallen“,<br />
sagt Hopp.<br />
Im Fußball gibt es vier Sorten von Fans:<br />
Der Vereinsfan ist vor allem Anhänger<br />
eines Vereins, um den Fußball an sich<br />
geht es dabei recht selten. Die zweite<br />
Gruppe von Fans sieht sich alle Spiele im<br />
Fernsehen an und schmeißt mit Fachbegriffen<br />
um sich. Diese Fans wären am<br />
liebsten alle Sportjournalist geworden.<br />
Der Eventfan kommt nur ins Stadtion,<br />
wenn vor Anpfiff Shakira singt, während<br />
den Erfolgsfan nur der Sieg seiner<br />
Mannschaft interessiert. Hoffenheim<br />
bedient von diesen Fans gerade drei Kategorien:<br />
alle, bis auf den Vereinsfan. Sie<br />
sind oft in den Medien, das macht sie für<br />
Eventfans interessant. Sie spielen einen<br />
schönen, offensiven Fußball, das ist was<br />
für Feinschmecker. <strong>Und</strong>: Sie sind dabei<br />
erfolgreich. Zumindest noch. Dass so<br />
eine junge und unerfahrene Mannschaft<br />
eine Saison ohne zwischenzeitlichen<br />
Leistungseinbruch übersteht, wäre ungewöhnlich,<br />
und man sieht es derzeit deutlich<br />
am Tabellenplatz. Alles andere wird<br />
die Zukunft zeigen. Irina Bernhardt<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 21
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Mein erstes Mal<br />
<strong>Ein</strong> Handy besitzen<br />
Ich fand es<br />
lange dumm und nervig.<br />
Immer wenn jemand es in einer Sitzung<br />
mit hochrotem Kopf ausschaltete oder<br />
wenn jemand ein Gespräch unterbrach,<br />
war ich heilfroh, dass ich es nicht besaß.<br />
Nicht mehr die Möglichkeit zu haben,<br />
ab und zu nicht erreichbar zu sein,<br />
wenn ich mal ungestört, allein oder<br />
einfach mal weg sein wollte, hätte mir<br />
noch mehr Sorgen gemacht als Strahlen,<br />
die davon ausgehen und gesundheitsschädlich<br />
sein sollen.<br />
„Ich habe kein Handy“, antwortete<br />
ich immer auf die Frage nach meiner<br />
Nummer. Wenn ich die verschiedensten<br />
Klingeltöne mit den unterschiedlichsten<br />
Peinlichkeitsgraden – von Mozart über<br />
einen Kavallerieangriff, Bauchtanzmusik,<br />
eine Rede von Helmut Kohl hin zu<br />
Babygeschrei oder Furzgeräuschen – in<br />
der S-Bahn oder auf der Straße hörte,<br />
musste ich grinsen.<br />
Noch mehr grinste ich beim Anblick<br />
des Besitzers, der daraufhin seine ganze<br />
Tasche durchwühlte, um den Krachmacher<br />
ausfindig zu machen.<br />
Bis ich zum 18. Geburtstag mein erstes<br />
Handy bekam. Die erste Frage nach<br />
meiner Nummer zu beantworten, war<br />
mir fast peinlich.<br />
Mittlerweile habe ich mein Handy immer<br />
dabei. Mal kurz jemanden anzurufen,<br />
eine SMS zu verschicken oder das<br />
Handy sinnlos auf- und zuzuklappen,<br />
wenn ich Langeweile habe, ist doch geschickt.<br />
<strong>Ein</strong>es habe ich mir aber gemerkt:<br />
Mein Handy ist dauerlautlos. Auch<br />
das Vibrieren spüre ich meistens nicht.<br />
Deshalb wundert sich niemand mehr,<br />
wenn ich erst etwas später zurückrufe.<br />
Sophie Rebmann<br />
22<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009)<br />
LEUCHTE MIR DEN WEG<br />
Genau das Richtige für Leute wie<br />
mich!“, dachte ich, als ich von<br />
dieser originellen Erfindung las. Ich, als<br />
Person, die seit Monaten im Dunkeln<br />
lebt, da ich zu faul bin, die Glühbirne im<br />
Zimmer zu wechseln. Inzwischen habe<br />
ich mich recht gut an die Lage angepasst.<br />
Es ärgert mich kaum, wie blind<br />
durchs Zimmer zu laufen, um die<br />
Nachttischlampe anzumachen. Von<br />
kleinen Unfällen mal abgesehen, bei<br />
denen ich es fertiggebracht habe, meine<br />
Brille zu zertreten. Anstatt zwei Minuten<br />
zu investieren, um meinem Zimmer<br />
wieder Licht zu verschaffen, suche ich<br />
immer wieder nach neuen Gründen, genau<br />
das nicht zu tun. Da kommen mir<br />
die Light Feet Slippers wie gerufen!<br />
Das sind Hausschuhe, die im Dunkeln<br />
den Weg leuchten. Angepriesen werden<br />
sie für diejenigen, die nachts mal raus<br />
müssen, ohne das Licht anmachen zu<br />
wollen und andere damit zu wecken. Darum<br />
teste ich diese vielversprechenden<br />
Hausschuhe – zugegeben, nicht ganz<br />
uneigennützig. Natürlich ist auch genau<br />
das wichtig, was für altherkömmliche<br />
Hausschuhe gilt: Sie müssen bequem<br />
sein. Nach einem Nachmittag kann ich<br />
sagen, dass sie anderen Hausschuhen in<br />
puncto Bequemlichkeit in nichts nach-<br />
Geschichten aus dem Leben<br />
Gesundheitsvorsorge verbindet<br />
Es ist Grippezeit. Ich möchte aber<br />
nicht krank werden. Deshalb trinke<br />
ich Kanister voller Orangensaft. Zum<br />
Abendessen gibt es eine wahre Vitaminbombe:<br />
Rote-Bete-Salat. Das riesige Glas<br />
denkt aber gar nicht daran, aufzugehen.<br />
Ich brauche Verstärkung. Vielleicht hat<br />
meine neue Nachbarin das passende<br />
Werkzeug? Es ist die Gelegenheit, sie besser<br />
kennen zu lernen. Sie rennt immer<br />
vor mir weg. Was ist ihr Geheimnis?<br />
Zehn Minuten später sitzt der Deckel<br />
immer noch fest, als es an der Tür klingelt.<br />
Die Nachbarin hat einen Freund<br />
mit einer zerstörungsfreudigen Portion<br />
Arbeitsfrust und einem Werkzeugkoffer.<br />
stehen. Im Tageslicht leuchten die vorn<br />
angebrachten LEDs übrigens nicht wegen<br />
einem Sensor in den Sohlen, der die<br />
umgebene Helligkeit ermittelt. Ob das<br />
stimmt, teste ich nun in Phase zwei:<br />
Als es dunkel ist, ziehe ich die Slipper<br />
an, trete auf und siehe da: Ich sehe! In<br />
den Sohlen ist dazu noch ein Gewichtssensor,<br />
der die Schuhe im Dunkeln<br />
nur leuchten lässt, wenn sie gebraucht<br />
werden. Ich laufe also mit den Slippern<br />
durchs Haus und bin so fasziniert, dass<br />
sie ihren Zweck erst nur halb erfüllen:<br />
Denn ich schaue nicht auf den Weg,<br />
sondern immer wieder nach unten.<br />
Schließlich hatte ich zuvor nicht oft das<br />
Vergnügen, Scheinwerfer an den Füßen<br />
zu haben. Doch ich schaffe es, nirgends<br />
gegen zu stoßen und blicke nun auf den<br />
beleuchteten Weg. Natürlich ist das<br />
Licht nicht sehr hell, aber es reicht, um<br />
sich im dunklen Haus zurechtzufinden.<br />
Schließlich stelle ich die Schuhe vorm<br />
Bett ab. Die Schuhe leuchten noch kurz<br />
weiter, dann erlischt das Licht.<br />
Mit den Bright Feet Slippern bin ich<br />
sehr zufrieden. Zumal ich wieder einen<br />
Grund mehr habe, die Glühbirne nicht<br />
zu wechseln. Fragt sich nur, was ich mache,<br />
wenn die austauschbaren Batterien<br />
leer sind. Lisa Zeller<br />
<strong>Ein</strong> paar geschickte Handgriffe mit Zange<br />
und Schraubenzieher und das Glas<br />
ist offen. Die neu eingerichtete Küche<br />
gleicht der Kulisse eines Horrorfilms.<br />
Während wir das Rote-Bete-Blut wegputzen,<br />
finde ich das große Geheimnis<br />
heraus: Es gibt gar keins.<br />
Meine neue Nachbarin ist nett und<br />
hat viel zu tun, deshalb ist sie immer auf<br />
dem Sprung. Ich biete ihr von meinem<br />
Super-anti-Schnupfen-Salat mit Rote<br />
Bete, Zwiebel und Knoblauch an. Sie<br />
möchte aber nichts davon abhaben. Ob<br />
das vielleicht an einer vampirartigen<br />
Knoblauchallergie liegt?<br />
Silke Brüggemann<br />
Foto: Kigoo Images / PIXELIO
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
Fotos:<br />
Privat<br />
Andreas Spengler, 21, Student in Tübingen<br />
In fünf Adjektiven: einzigartig, zweifelnd, dreist,<br />
vierfältig, pfiffig<br />
Mein Job bei der NOIR: Chefredakteur<br />
Mein tollstes Erlebnis mit der NOIR: waren die Redaktionssitzungen<br />
und das tolle Gefühl, als ich zum<br />
ersten Mal einen Titeltext für Noir geschrieben<br />
habe.<br />
Freizeitaktivitäten: Joggen, Skifahren, Bergsteigen,<br />
Gitarrespielen, Schreiben, Wildcampen<br />
Pläne für die Zukunft: Journalistische Karriere, Familie,<br />
Kinder, Glücklich sein.<br />
Wen würdest du gerne interviewen und warum? Franz<br />
Kafka. <strong>Ein</strong>mal mit einem kranken Genie sprechen.<br />
Lieblingsessen: großer gemischter Fischteller<br />
Das Schlimmste, was mir meine Eltern jemals angetan haben:<br />
Sie haben meinen Riesen-Sandkasten zu einem<br />
Wasserteich umgebaut.<br />
Sebastian Czub, 17, Schüler aus Schwaigern<br />
in fünf Adjektiven: freundlich, tolerant, karrieristisch,<br />
abenteuerlustig, lebhaft<br />
Mein Job bei der NOIR: Redakteur<br />
Bei (langweiligen ) Familienfeiern ... mache ich meistens<br />
Fotos<br />
Bei einer Pressekonferenz warte ich meistens auf die<br />
Teilnehmer.<br />
Auf Fotos … kann ich nie richtig grinsen.<br />
Am liebsten schreibe ich über: Service-Themen.<br />
Am liebsten fotografiere ich: Prominente.<br />
Lieblingsfächer: Gesellschaftswissenschaften<br />
Berufswunsch im Kindergarten: Polizist<br />
Berufswunsch heute: TV-Redakteur<br />
Lieblingsessen: Amerikanisch, aber keine Burger<br />
Freizeitaktivitäten: Bogenschießen, Veranstaltungstechnik<br />
Pläne für die Zukunft: Hochschulstudium und Volontariat<br />
Das kann ich überhaupt nicht: in die Sonne schauen<br />
Das würde ich gerne lernen: Fliegen (Flugzeug, Hub-<br />
schrauber,…)<br />
Impressum<br />
Noir ist das junge Magazin der<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />
Württemberg e.V.<br />
Ausgabe 10 – Mai 2009<br />
Herausgeber<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Baden-Württemberg e.V.<br />
Schlossstr. 23<br />
74372 Sersheim<br />
Tel.: 07042 8155-35 www.jpbw.de<br />
Fax: 07042 8155-40 buero@jpbw.de<br />
Chefredaktion<br />
Andreas Spengler andreas.spengler@noirmag.de<br />
(V.i.S.d.P., Anschrift wie Herausgeber)<br />
Miriam Kumpf miriam.kumpf@noirmag.de<br />
Layout und Art-Director<br />
Tobias Fischer tobias.fischer@noirmag.de<br />
Layout-Team<br />
Sebastian Nikoloff, Simon Staib, Jan Zaiser,<br />
Tobias Fischer layout@noirmag.de<br />
Titelbilder<br />
Ingo Neumann / PIXELIO (Titelbild);<br />
Johannes Schäfer (links); EMi Music (mitte);<br />
photocase.com / User: vandalay (rechts)<br />
Redaktion<br />
Okan Bellikli (obl), Irina Bernhardt (ib), Silke<br />
Brüggemann (sbr), Jessica Christian (jc), Lisa<br />
Cramer (lc) Sebastian Czub (sc), Susan Djahangard<br />
(sd), Ekaterina Eimer (ee), Alexander<br />
Hoffmann (ahm), Katrin Jaskulski (kj), Miriam<br />
Kumpf (mk), Henrike W. Ledig (hl), Luca<br />
Leicht (ll), Oxana Lytus (ol), Maren Ochs (mo),<br />
Christina Ott (co), Lukas Ramsaier (lr), Sophie<br />
Rebmann (srm), Anna Ruppert (ar), Anna<br />
Schmauder (asd), Lisa Schof (ls), Andreas<br />
Spengler (as), Silke Steinbrenner (ssb), Katharina<br />
Tomaszewski (kt), Ann-Katrin Wieland<br />
(akw), Jan David Zaiser (jz), Lisa Zeller (lz)<br />
redaktion@noirmag.de<br />
Anzeigen, Finanzen, Koordination<br />
Sebastian Nikoloff<br />
sebastian.nikoloff@noirmag.de<br />
Druck<br />
Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />
www.horn-druck.de<br />
Noir kostet als <strong>Ein</strong>zelheft 2,00 Euro, im Abonnement<br />
1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 im Jahr, Vorauszahlung,<br />
Abo jederzeit kündbar).<br />
Bestellung unter der Telefonnummer 07042 8155-35 oder<br />
per Mail an abo@noirmag.de.<br />
Für Mitglieder der <strong>Jugendpresse</strong> <strong>BW</strong> ist das Abonnement<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) 23
Lifestyle ~ Wissen ~ Titelthema ~ Reportage ~ Politik ~ Kultur ~ Kreativ ~ Sport ~ Querbeet ~ Noir-Intern ~ Jubiläum<br />
24<br />
Susan<br />
Djahangard<br />
10<br />
Was W ist das Reizvolle an Noir?<br />
Viele V nette Menschen, die zusammen<br />
ein e Magazin gestalten, an dem man<br />
auch a selbst mitwirken kann und seine<br />
eigenen e Ideen einbringen kann.<br />
Jubiläum–<br />
10<br />
dfgyxcv jkp<br />
Jan Zaiser<br />
Was W wäre dein Leben ohne die Noir?<br />
OOhne<br />
Noir wäre ich ein gesellschaft-<br />
lliches<br />
Wrack, hätte keine fürsorglichen<br />
Freunde, die meine Artikel auseinan-<br />
ddernehmen<br />
wie Wölfe ihre Beute. Ich<br />
wüsste nicht, dass man sonntags grausame fünf Stunden<br />
lang in der Uni arbeiten kann und hätte wahrscheinlich<br />
ein potentielles Schwiegersohn-08 / 15-Leben. Noir bringt<br />
Abwechslung!<br />
Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />
Noir sollte noch französischer und dunkler werden. Wie<br />
wäre es mit schwarzer Poesie, verbrannten Baguettes und<br />
kleinen Eiffelturmanhängern bei Nacht?<br />
Was ist das Reizvolle an Noir?<br />
Die Chefredakteurin ☺<br />
f<br />
Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />
Noch viele weitere tolle Ausgaben, und dass Noir sich<br />
noch weiterentwickelt, zum Beispiel komplett in Farbe<br />
erscheint.<br />
k<br />
Lukas Lukas Ramsaier Ramsaier<br />
<strong>Ein</strong> Leben ohne Noir wäre mittlerweile undenkbar<br />
für mich. Was zum Beispiel wäre<br />
mein E-Mail Postfach ohne die Noir? Es würde<br />
wohl verhungern.<br />
Mit meinen zwei Ausgaben bei Noir bin ich<br />
sicherlich noch ein Frischling. Allerdings merkt man als<br />
aufmerksamer Beobachter schnell, mit wem man es hier<br />
zu tun hat: Mit einem Haufen verrückter, kreativer und<br />
toller Jungjournalisten, die alle für die Idee von einem tollen<br />
Heft leben.<br />
Noir lebt von seiner bunt gemischten Redaktionsund<br />
Layoutgruppe. Alle ein wenig verschieden, doch diese<br />
verschiedenen Ideen und Ansichten machen jede Redaktionssitzung<br />
unglaublich spannend und schaffen ein Ergebnis,<br />
auf das man wirklich stolz ist, wenn man es nach dem<br />
Druck in den Händen hält.<br />
Ann-Katrin<br />
Wieland<br />
T<br />
Was war dein aufregendstes Ereignis bei i<br />
der Noir?<br />
Mein aufregendstes Ereignis war, als ich<br />
die Nacht in verschiedenen Mini-Cars in n<br />
der Region verbrachte und viele interessante<br />
Mitfahrer kennenlernte (siehe Noir Nr. 6).<br />
Was waren Höhe- und Tiefpunkte?<br />
<strong>Ein</strong> Tiefpunkt war es, als das Essen in einem Dunkelrestaurant<br />
nicht klappte.<br />
Welches Ausgabe hat dir besonders gefallen?<br />
Am Besten hat mir die Ausgabe zu den Jugendmedientagen<br />
2007 in Stuttgart gefallen.<br />
Was hast du von der (Mit-)Arbeit an Noir gelernt?<br />
Immer genau nachzufragen.<br />
Was wünschst du dir für die Zukunft von Noir?<br />
Ich wünsche Noir noch mehr Gefühls- und Musikthemen<br />
und natürlich ein langes Leben.<br />
Noir Nr. 10 (Mai 2009) Fotos: Privat<br />
Illustration: Jan Zaiser, Tobias Fischer<br />
x<br />
Die Noir wird 10!<br />
p(( ))<br />
c
FREUNDE<br />
IM GANZEN<br />
LAND?<br />
BLAUES NETZWERK<br />
AN 18 HOCHSCHULORTEN!<br />
Du bist bald Student – weltoffen, tolerant und bereit,<br />
Verantwortung zu übernehmen? Du willst Deine<br />
Studienzeit mit Freunden verbringen und Spaß haben?<br />
Du bist ein Netzwerker und freust Dich über Kontakte<br />
zu Gleichaltrigen in ganz Deutschland? Dann werde<br />
Mitglied einer Gemeinschaft, die Dich weit über<br />
die Studienzeit hinaus begleitet, die Dir zur Seite steht<br />
und die Dein Studium um Spaß, Verantwortung und<br />
hilfreiche Kontakte erweitert. Kurz – die landesweite<br />
Freundschaften bereithält.<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues<br />
e www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de ww<br />
rk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues<br />
e www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de ww<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues<br />
e www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de ww<br />
rk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues<br />
e www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de ww<br />
rk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues<br />
e www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de ww<br />
rk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de<br />
laues-netzwerk.de www.blaues-netzwerk.de www.blaues
Medienstudium mit Zukunft<br />
Studienstart: 1. Oktober | 15. März<br />
Studiengänge an der Macromedia Hochschule<br />
für Medien und Kommunikation (MHMK)<br />
Akkreditierte Studiengänge mit Abschluss Bachelor of Arts<br />
Medienmanagement (B.A.) - 6 Semester<br />
PR und Kommunikation<br />
Sport und Event<br />
Crossmedia- und Onlinemanagement<br />
Markenkommunikation und Werbung<br />
Musikmanagement<br />
Journalistik (B.A.) - 7 Semester<br />
Kulturjournalismus<br />
Sportjournalismus<br />
Digitale Medienproduktion (B.A.) - 6 Semester<br />
Mediendesign<br />
www.macromedia-hochschule.de<br />
macromedia hochschule für medien und kommunikation<br />
naststraße 11 70376 stuttgart<br />
tel 0711.280 738-0 email info.stgt@macromedia.de