PLANUNGSBEGRIFFE - lamp.tugraz.at
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LlTERATUR<br />
<strong>PLANUNGSBEGRIFFE</strong><br />
1. Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung, herausgegeben von der<br />
Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 2. Auflage, Hannover, (Gebrüder<br />
Jänicke-Verlag), 1970<br />
2. Planungswörterbuch, herausgegeben vom Deutschen Verband für Wohnungswesen,<br />
Städtebau und Raumplanung e.V. in Bonn (Stadtbauverlag), Band 11.<br />
3. Planungsbegriffe, herausgegeben vom Institut Wohnen und Umwelt G.m.b.H., 2.<br />
Auflage, Darmstadt 1977<br />
Zum Wesen des Städtebaus<br />
Planungsbegriffe 1<br />
"Städtebau ist die vorausschauende räumliche Ordnung eines Gemeinwesens nach Art<br />
und Ausmaß der baulichen und sonstigen Nutzung. Sein Ziel ist es, eine den Bedürfnissen<br />
der Bevölkerung optimal entsprechende Umwelt zu schaffen. Seine Mittel liegen einerseits<br />
in den mit rechtlichen Wirkungen ausgest<strong>at</strong>teten Bauleitplänen, andererseits in der Investitions-<br />
und Infrastrukturpolitik des Gemeinwesens. Die Erarbeitung der Planungsgrundlagen<br />
und der Planungsziele, der Pläne selbst und der Mittel zu ihrer Verwirklichung erfordert<br />
ein hohes Maß interdisziplinärer Zusammenarbeit." (Gerd Albers 1970)<br />
Von den 20er Jahren an sprach man st<strong>at</strong>t von Städtebau immer häufiger von Stadtplanung.<br />
Ein Unterschied zwischen den beiden Begriffen bildete sich nie heraus, wenn man<br />
davon absieht, dass Stadtplanung vielleicht etwas mehr das r<strong>at</strong>ionale, Städtebau dagegen<br />
mehr das künstlerisch wertende Element dieser Disziplin anspricht.<br />
Wegen des intensiven Zusammenwirkens des in der Stadtplanung (Ortsplanung) tätigen<br />
Architekten mit Fachleuten aus anderen Disziplinen, Politikern und sonstigen Planungsbeteiligten<br />
muss er sich mit vielen Begriffen vertraut machen, um mitreden zu können.<br />
Grundbegriffe<br />
Stadt: Größere Ortschaft mit Stadtrecht, Sammelpl<strong>at</strong>z von Gewerbe und<br />
Industrie, Handel und Verkehr und Sitz von Verwaltungen, der auch<br />
Bildungsstätten an sich zieht. Zum Begriff der Stadt gehören unter<br />
anderem dichte Bebau-ung, innerräumliche Aufgliederung, u. U. eine<br />
bestimmte rechtlich fixierte Mindesteinwohnerzahl, soziale Schichtung<br />
mit fortgeschrittener Arbeitsteilung und „Citybildung“.<br />
Stadtstruktur: Die Anordnung und das Zusammenwirken der einzelnen Teilelemente<br />
einer Stadt zu einem gesamten Gefüge und die dieser Anordnung<br />
zugrun-deliegenden Prinzipien, Ideen und Gesetzmäßigkeiten.
Planungsbegriffe 2<br />
Gestalt: Räumliche Erscheinungsform von Erzeugnissen und Phänomenen, die eine<br />
anschauliche umgrenzte, mehr oder weniger gegliederte in sich abgeschlossene<br />
Einheit der Erscheinung aufweisen und eine Ordnung in der Mannigfaltigkeit<br />
ihrer Bestandteile erkennen lassen. Die Ordnungseinheit in der Gestalt<br />
kann in der Gesetzlichkeit des Aufbaues in Form und Wesen einer Struktur<br />
oder im seelisch-geistigen Sinngehalt zum Ausdruck kommen.<br />
Organismus: In Analogie zum ein- oder mehrzelligen belebten N<strong>at</strong>urkörper eine gegliederte<br />
Ganzheit, deren Glieder sich wechselseitig in ihrem Dasein bedingen und<br />
zweckhaft aufeinander bezogen sind.<br />
System: Ein aus vielen einzelnen Wesen, Begriffen, Erkenntnissen o. ä. nach einer<br />
allgemeinen alle Teile erfassenden Regel zusammengesetztes Ganzes.<br />
Theorie: 1. Die reine Erkenntnis und das system<strong>at</strong>isch geordnete Wissen ohne Rück-<br />
sicht auf seine Anwendung und seine Nutzbarmachung zu bestimmten<br />
Zwecken.<br />
2. Im Gegens<strong>at</strong>z zur Empirie (Erfahrung), die durch Denken gewonnene<br />
Erkenntnis oder wissenschaftliche Erklärung bestimmter Erscheinungen<br />
aus einem Prinzip und die Zusammenfassung der Einzelerkenntnisse unter<br />
allgemeine Gesetze sowie ihre Ordnung nach Prinzipien, aus denen sich<br />
alle Gesetzmäßigkeiten und Einzelfälle ableiten lassen.<br />
Praxis: Der Prozess der direkten und indirekten Gestaltung oder Umgestaltung der<br />
räumlichen und gesellschaftlichen Umwelt des Menschen durch den Menschen.<br />
Planungsbegriffe im engeren Sinne:<br />
Städtebau: Die Lenkung der räumlichen, insbesondere der baulichen Entwicklung im<br />
gemeindlichen Bereich. Das Tätigkeitsfeld erstreckt sich von der langfristigen<br />
räumlichen Disposition der Bodennutzung und Infrastrukturinvestitionen bis hin<br />
zum Entwurf des dreidimensionalen Rahmens für die bauliche Gestaltung.<br />
Seinen rechtlichen Niederschlag findet der Städtebau in der örtlichen Raumordnung<br />
mit den Planarten des örtlichen Entwicklungskonzepts, des Flächenwidmungsplanes<br />
und des Bebauungsplanes (nach Stmk. Raumordnungsgesetz<br />
1974 idgF). Maßstäblich bezieht sich die örtliche Raumordnung auf das<br />
Gesamtgebiet oder auf Teile einer Gemeinde. Nach unten hebt sie sich deutlich<br />
ab gegen bauliche und sonstige Fachplanungen, für die sie den Rahmen setzt,<br />
nach oben geht sie in den Bereich der Regionalplanung fließend über.<br />
Planung: Eine aus Wollen und Erkennen oder abwägendem konstruktivem Vorausdenken<br />
bestehende geistige Tätigkeit. Je nachdem wie vage oder konkret die<br />
dem Planen zugrundeliegenden Ziele formuliert sind, unterscheidet man (siehe<br />
auch „Planungsprozess“):<br />
Norm<strong>at</strong>ive Planung,<br />
Str<strong>at</strong>egische Planung<br />
Oper<strong>at</strong>ionale Planung.
Planungsbegriffe 3<br />
Entwicklungsplanung: Bezeichnung für eine K<strong>at</strong>egorie des Planens, die über die traditionelle<br />
Vorstellung des Städtebaues hinausweist durch folgende<br />
Erwägungen:<br />
• Zusammenfassende Betrachtung und wechselseitige Abstimmung<br />
räumlicher, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungsaspekte.<br />
• Ers<strong>at</strong>z der nur als Rahmen für die Priv<strong>at</strong>initi<strong>at</strong>ive verstandenen<br />
Anpassungsplanung oder Auffangplanung, durch eine aktive, die<br />
Investitionsplanung einbeziehende Strukturentwicklungspolitik der<br />
öffentlichen Hand.<br />
• Ergänzung des Entwurfes für einen zu erreichenden<br />
Ordnungszustand, durch Vorstellungen zur Lenkung des<br />
Veränderungsprozesses (Entwicklungssteuerung)<br />
Raumplanung: Übergeordneter Begriff (annähernd gIeichbedeutend mit Raumordnung),<br />
der im weitesten Sinne alle Maßnahmen und Überlegungen umfasst, die<br />
direkte und indirekte räumliche Auswirkungen haben. Zur Raumordnung<br />
gehören insbesondere die Landesplanung, die Regionalplanung und der<br />
Städtebau (in der Terminologie des steiermärkischen Raumordnungsgesetzes<br />
1974 wird die Raumplanung auf der gemeindlichen Ebene als<br />
örtliche Raumordnung bezeichnet (§ 18 ff).<br />
Strukturplanung: Bereich der Raumplanung, der sich mit der Bemessung und Formung<br />
von Struktur- und Siedlungselementen sowie deren Überlagerung und<br />
Verknüpfung beschäftigt, um eine Gliederung der Gesamt-<br />
Agglomer<strong>at</strong>ion zu erreichen.<br />
Stadtgestaltung: Bereich des Städtebaus, der sich mit dem Entwurf und der Kontrolle der<br />
räumlichen Umwelt unter dem Aspekt der Erwartungen und Verhaltensweisen<br />
des Menschen beschäftigt und neben seinen physischen, insbesondere<br />
seine imm<strong>at</strong>eriellen Bedürfnisse in der Stadt vertritt. Dabei ist<br />
es unwesentlich, ob alle diese Bedürfnisse schon r<strong>at</strong>ional erklärt werden<br />
können.<br />
Stadterneuerung: Bereich des Städtebaus, der sich auf die Umgestaltung von bereits<br />
verbauten Stadt- oder Gemeindeteilen mit dem Ziel der Behebung von<br />
Missständen bezieht.<br />
Stadterhaltung (Altstadterhaltung): Summe der Bestrebungen, Maßnahmen, Beschlüsse<br />
und Festsetzungen, die sich aus der Wertsch<strong>at</strong>zung des baulichen oder<br />
städte-baulichen Erbes ergeben und dem Ziel dienen, die historisch<br />
bedingte Stadtqualität zu bewahren.<br />
Revitalisierung (Rehabilit<strong>at</strong>ion): Summe der Maßnahmen, durch die einem städtebaulich<br />
oder historisch wertvollen, aber baulich in der Umweltqualität vernachlässigten<br />
Gebiet, insbesondere durch sinnvolle Nutzungszuweisung,<br />
Verkehrsberuhigung, beispielhafte Gebäudewiederherstellung, neue<br />
Erhaltungs- und Regener<strong>at</strong>ionskräfte zugeführt werden.<br />
Fachplanung: Die von den jeweiIs zuständigen Fachdienststellen (Fachministerien des<br />
Bundes, Ämter der Landesregierungen, Gebietskörperschaften und<br />
sonstige öffentlich-rechtliche Körperschaften) betriebene system<strong>at</strong>ische<br />
Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen, die auf die<br />
Entwicklung bestimmter Sachbereiche (Verkehr, Wasserwirtschaft,<br />
Forstwesen, Landwirtschaft etc.) ausgerichtet sind.
Planungsbegriffe 4<br />
ORL-Planung: Vor allem in der Schweiz gebräuchliche Abkürzung für Orts-, Regional-<br />
und Landesplanung.<br />
Methodenbegriffe:<br />
Planungsprozess: Bezeichnung zur Charakterisierung der Planung als ein aus zahlreichen<br />
einander bedingenden und aufeinander bezogenen Stufen oder<br />
Schritten bestehenden Arbeitsvorganges.<br />
Bestandsaufnahme: Erfassung, Analyse und nachvollziehbare Darstellung von ausgewähIten<br />
Sachverhalten, D<strong>at</strong>en und Entwicklungen als Grundlage für die<br />
Lösung einer Planungsaufgabe.<br />
Zieldiskussion: System<strong>at</strong>ische Auseinandersetzung mit allgemeinen und speziellen (von<br />
Beteiligten und Betroffenen geäußerten) Zielvorstellungen zur Ordnung<br />
und Entwicklung eines Ortes oder Ortsteiles als BestandteiI des<br />
Planungsprozesses.<br />
Prognose: Vorausschätzung zukünftig zu erwartender wirtschaftlicher oder sozialer<br />
quantit<strong>at</strong>iv formulierter Größen. Wird bei der Vorausschau von gleichbleibenden<br />
Voraussetzungen und Bedingungen ausgegangen, so spricht<br />
man von St<strong>at</strong>us quo Prognose, Eingriffsprognosen nennt man Schätzungen,<br />
die auf der Annahme gezielter Maßnahmen der öffentlichen<br />
Hand zur Veränderung der Entwicklungs-voraussetzungen ausgehen.<br />
Modell: Planungsinstrument, um die reale Welt zumindest in den Merkmalen abzubilden,<br />
die von der in Frage stehenden Planungsentscheidung<br />
wesentlich betroffen werden und damit die bei jeder Entscheidung<br />
vorhandene Unsicherheit einzuengen. Modelle können sowohl dreidimensionaIe<br />
Darstellungen eines künftigen Zustandes sein, als auch<br />
durch m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ische Abstraktion vereinfachte AbbiIdungen wirklicher<br />
Zustände oder Abläufe zur logischen Behandlung quantit<strong>at</strong>iver und<br />
qualit<strong>at</strong>iver Probleme und Erscheinungen.<br />
Simul<strong>at</strong>ion: In der Regel m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>isierte Abbildung von Planungs- und Entwicklungsabläufen<br />
unter Berücksichtigung menschlichen Verhaltens. Wenn<br />
die Simul<strong>at</strong>ion von Interessenkonflikten und Entscheidungsmechanismen<br />
durch ein Rollenspiel mehrerer Beteiligter erfolgt, spricht man<br />
von Planspiel.<br />
Stadt- und Raumforschungsbegriffe:<br />
Der Städtebau arbeitet mit einer großen Zahl von Begriffen aus den Grundlagen und Vollzugswissenschaften<br />
der Raumplanung, insbesondere der Geographie, der Soziologie, der<br />
N<strong>at</strong>ionalökonomie, aber auch der M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik, der Psychologie, der Jurisprudenz und<br />
anderer nicht unmittelbar raumbezogenen Disziplinen. Selbst eine nur auszugsweise<br />
Darstellung wichtiger Stadt- und Raumforschungsbegriffe würde den Rahmen dieses<br />
Umdruckes sprengen. Die wichtigsten Fachtermini werden im jeweiligen Sachzusammenhang<br />
behandelt. Herausgegriffen seien lediglich die folgenden wichtigen Begriffe.<br />
Wirtschaftssektor: K<strong>at</strong>egorie zur Gliederung der Wirtschaft durch Unterscheidung von<br />
primären, sekundären und tertiären Bereichen.
Planungsbegriffe 5<br />
Zum primären Sektor gehören Land- und Forstwirtschaft, Fischerei<br />
und Bergbau,<br />
zum sekundären Sektor alle produzierenden Erwerbszweige<br />
(lndustrie, Handwerk).<br />
Zum tertiären Sektor schließlich gehören Handel, Verkehr und alle<br />
sonstigen Dienstleistungsbereiche sowie die Organis<strong>at</strong>ionen ohne<br />
Erwerbscharakter, die priv<strong>at</strong>en Haushalte, die Gebietskörperschaften<br />
und die Sozialversicherung.<br />
Heute wird bereits vom quartären Sektor gesprochen, der das<br />
Wissensmanagement umfasst.<br />
Erwerbsquote: Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Arbeitslose) von der<br />
Wohnbevölkerung in Prozenten.<br />
Agglomer<strong>at</strong>ion: Eine zusammenhängend besiedelte Flache, in der gewisse Verdichtungserscheinungen<br />
der Bebauung zu erkennen sind, ohne Rücksicht<br />
auf die Größe oder den rechtlichen St<strong>at</strong>us des betreffenden SiedlungsgebiIdes.<br />
Infrastruktur: Die Gesamtheit der m<strong>at</strong>eriellen, institutionellen und personellen Einrichtungen<br />
und Gegebenheiten, die der arbeitsteiligen Wirtschaft zur<br />
Verfügung stehen. Im engeren Sinne die von der öffentlichen Hand für<br />
den Gemeindebedarf und Gemeingebrauch vorgehaltenen<br />
Einrichtungen und Flächen.<br />
Social costs: Alle direkten und indirekten Verluste, die Dritte oder die allgemeine Öffentlichkeit<br />
als Ergebnis einer priv<strong>at</strong>wirtschaftlichen Tätigkeit erleiden.<br />
Wesensmerkmal der social costs ist, dass sie aus der Wirtschaftsrechnung<br />
der Betriebe ausgeschlossen sind und auf dritte Personen oder<br />
die Gesamtheit abgewälzt werden. Social costs können zum Ausdruck<br />
kommen in der Schädigung der menschlichen Gesundheit, in der<br />
Vernichtung oder Minderung von Eigentum, in der vorzeitigen<br />
Erschöpfung n<strong>at</strong>ürlicher HiIfsquellen oder in einer Schädigung weniger<br />
greifbarer Werte.<br />
Tragfähigkeit: Die Kapazität einer Einrichtung eines Wirtschafts- oder Landschaftsraumes<br />
zur Aufnahme bzw. Versorgung zunehmender Bevölkerung,<br />
aber auch die zur Errichtung und Auslastung einer Einrichtung notwendige<br />
Zahl von Einwohnern mit ihren Bedürfnissen bzw. ihrer<br />
Kaufkraft.<br />
Standortgunst: Besondere Merkmale bzw. Qualitäten eines Standortes, die die<br />
Situierung einer Funktion.(aufgrund ihrer „Standortansprüche“)<br />
begünstigen und ihre Entwicklung unterstützen (Z. B. Erreichbarkeit,<br />
Fühlungsvorteil, optische Präsenz, ... etc.)<br />
Fühlungsvorteil: Ergibt sich aus dem Vorhandensein insbes. der örtlichen Nähe von<br />
eine bestimmte Funktion unterstützenden anderen Funktionen<br />
(Zulieferbetrieben, betriebsnahe Dienstleistungen oder – z. B. für<br />
Dienstleister und Handelsbetriebe – Leitbetriebe mit hoher<br />
Kundenfrequenz).<br />
Nachhaltigkeit: Unter "Nachhaltigkeit in der raumwirksamen Planung" sind Str<strong>at</strong>egien<br />
zu verstehen, die die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung im<br />
Einklang mit der Erhaltung der Umwelt sicherstellen. (Sorgsamer Umgang<br />
mit nicht vermehrbaren Ressourcen, möglichst geringe Beeinträchtigung<br />
der (n<strong>at</strong>ürlichen) Umwelt, Kompens<strong>at</strong>ion von Eingriffen<br />
bzw. deren Auswirkungen ..... etc.)
Planungsbegriffe 6<br />
Die intern<strong>at</strong>ionale Terminologie unterscheidet sich auf Grund der verschiedenen „Planungstraditionen“<br />
beträchtlich. Daher bringt die Übersetzung von städtebaulichen Texten entsprechende<br />
Probleme mit sich. Im Anschluss sind einige wesentliche Begriffe im Vergleich zusammengestellt.<br />
DEUTSCHE ENGLISCHE FRANZÖSISCHE<br />
BEGRIFFE BEGRIFFE BEGRIFFE<br />
STADTFORSCHUNG<br />
STADTENTWICKLUNGS-<br />
PLANUNG<br />
STÄDTEBAU<br />
= Stadtplanung<br />
= örtliche Raumplanung<br />
= Ortsplanung<br />
= Dorfplanung<br />
Stadtgestaltung<br />
(Stadtbaukunst)<br />
Umweltplanung<br />
Strukturplanung<br />
= Umweltgestaltung<br />
(Umraumgestaltung)<br />
Vergleich mit der ausländischen Terminologie<br />
URBAN STUDIES<br />
TOWN PLANNING (brit.)<br />
= City Planning (am.)<br />
= Urban Planning (am.)<br />
Urban Design<br />
= Civic Design<br />
Environmental Planning<br />
Environmental Design<br />
URBANISME<br />
Planific<strong>at</strong>ion de<br />
I'Environnement
STÄDTEBAULICHE KENNWERTE - BEZIEHUNGSZAHLEN<br />
WOZU?<br />
Ergebnisse von Erhebungen und Bestandsaufnahmen – Karten,<br />
Tabellen, Texte, .. etc. - stellen ein sehr illustr<strong>at</strong>ives, aber auch sehr<br />
"sperriges" Medium dar, das vor allem einen Vergleich nur sehr<br />
schwer zulässt. Eine Vorgabe für die Planung ist in diesem Medium<br />
beinahe unmöglich.<br />
Viel geeigneter ist die Charakterisierung in ZAHLEN.<br />
Planungsbegriffe 7<br />
BEZIEHUNGSZAHLEN: 1. DICHTEN: Anzahl von Menschen / Dingen bezogen auf Flächeneinheiten<br />
2. ANTEILWERTE (Standards): Flächen bezogen auf Einheit von Menschen<br />
oder Dingen<br />
3. INDEX (Maßzahlen): Flächen bezogen auf Flächeneinheiten<br />
Leider entspricht die Nomenkl<strong>at</strong>ur - besonders die österreichische - nicht exakt<br />
diesen Definitionen.<br />
BEVÖLKERUNGSDICHTE, BESIEDELUNGSDICHTE (EW/km 2 , EW/ha):<br />
Das Verhältnis von Einwohner zu Bezugsfläche.<br />
Für größere Flächeneinheiten (z.B. Bezirke )<br />
Zum Beispiel Einwohner bezogen auf Fläche von Sta<strong>at</strong>en:<br />
Bundesrepublik (2003) 250 EW/km 2<br />
Niederlande (2003) 334 EW/km 2<br />
Österreich (2003) 93 EW/km 2<br />
(bezogen auf den Dauersiedlungsraum: 240 EW/km 2 )<br />
BRUTTOBAUGEBIET: Besiedeltes Gebiet mit Freilandeinschlüssen<br />
BRUTTOBAULAND: Bebautes oder zur Bebauung vorgesehenes Bauland inklusive<br />
Erschließungs- und Parkierungsflächen<br />
NETTOBAULAND: Bebautes oder zur Bebauung vorgesehene Flächen verringert um alle<br />
Abtretungsflächen (Grundlage für die Berechnung von<br />
Bebauungsdichte, Bebauungsgrad))<br />
BRUTTOWOHNBAULAND: Nettowohnbauland und alle diejenigen Flächen, die den gemeinsamen<br />
Bedürfnissen der Bewohner des Bezugsgebietes dienen (Flächen für<br />
Grundschulen, Kindergarten, Nahversorgung, Wohn- bzw. Anlieger- und<br />
Sammelstraßen, Kinderspielplätze .... etc.); exklusive Flächen für<br />
übergeordnete Nutzungen.<br />
NETTOWOHNBAULAND: Grundstücke, die mit Wohnbauten bebaut sind oder bebaut werden<br />
sollen; samt interner Erschließung, priv<strong>at</strong>en Parkplätzen, Wirtschafts- und<br />
Kinderspielflächen (für Berechnungen wie „Nettobauland“)<br />
-
Planungsbegriffe 8<br />
BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE: Summe aller Grundrissflächen (von Gebäuden auf einem<br />
Baupl<strong>at</strong>z; Grundlage für Berechnung d. Bebauungsdichte)<br />
GESCHOSSFLÄCHENANTEIL: durchschnittliche Geschoßfläche pro Einwohner (m 2 / EW)<br />
WOHNFLÄCHENANTEIL: Wohnnutzflache pro Einwohner (m2/EW);<br />
Wohnnutzfläche + 25% entspricht ca. der Geschoßfläche<br />
FREIFLÄCHENANTEIL: Freifläche im Nettowohnbauland pro Einwohner (m 2 /EW)<br />
BEBAUUNGSGRAD: Verhältnis von überbauter Fläche zu Nettobauland (BRD:<br />
Grundflächenzahl)<br />
BEBAUUNGSDICHTE: Verhältnis der Summe der Geschoßflächen zu<br />
Nettobauland (BRD: GFZ= Geschoßflächen-Zahl)<br />
BAUMASSENZAHL : m 3 Baumasse bezogen auf eine Flächeneinheit; m 3 /ha (in<br />
Osterreich nicht gebräuchlich)<br />
BRUTTOWOHNDICHTE: Einwohner bezogen auf das Bruttowohnbauland (EW/ha)<br />
NETTOWOHNDICHTE: Einwohner bezogen auf das Nettowohnbauland (EW/ha)<br />
WOHNUNGSDICHTE: Wohneinheiten bezogen auf das Bezugsgebiet (WE/ha)<br />
BELEGUNGSZIFFER Einwohner pro Wohneinheit (EW/WE):<br />
FREIFLÄCHENINDEX : (nutzbare) Freifläche bezogen auf die Geschoßfläche<br />
Weitere relevante Begriffe aus dem Baurecht (Basis: Steiermärkisches Baugesetz)<br />
BAUFLUCHTLINIE: Linie, in die eine Hauptflucht oder eine Kante eines<br />
Bauwerkes straßenseitig zu stellen ist (Darst.:<br />
Strich/Punkt/Punkt/Strich, rot)<br />
BAUGRENZLINIE: Linie, die durch oberirdische Teile von Gebäuden nicht<br />
überschritten werden darf; für Nebengebäude können<br />
Ausnahmen festgelegt werden (Darst.: Punkt/Strich/<br />
Strich/Punkt, blau; Anmerkung: Baugrenz- und<br />
Baufluchtlinien können auch geschoßweise festgelegt<br />
werden!)<br />
STRASSENFLUCHTLINIE: die Grenze der bestehenden oder künftigen öffentlichen<br />
Verkehrsfläche (Darst.: Strich/Punkt/Strich, grün)
Planungsbegriffe 9<br />
BEBAUUNGSWEISE: Verteilung der Baumassen auf dem Baupl<strong>at</strong>z in Bezug auf<br />
die Baupl<strong>at</strong>zgrenzen. Es gibt 3 Bebauungsweisen:<br />
a) offene Bebauungsweise:<br />
- allseits freistehende bauliche Anlagen (Abb. 1.1 – 1.4)<br />
oder<br />
- einseitig an die Grenzen angebaute bauliche Anlagen<br />
(Abb. 1.4 – 1.5);
Planungsbegriffe 10<br />
b) gekuppelte Bebauungsweise: an einer Grenze<br />
aneinander gebaute bauliche Anlagen;<br />
c) geschlossene Bebauungsweise: an mindestens<br />
zwei Grenzen aneinander gebaute bauliche<br />
Anlagen<br />
GEBÄUDEHÖHE: der jeweilige vertikale Abstand zwischen einem Punkt auf<br />
der Geländeverschneidung (n<strong>at</strong>ürliches Gelände) mit der<br />
Außenwandfläche und dem darüber liegenden Dachsaum;<br />
GESAMTHÖHE eines Gebäudes: der vertikale Abstand zwischen dem tiefsten Punkt der<br />
Geländeverschneidung (n<strong>at</strong>ürliches Gelände) mit den<br />
Außenwandflächen und der höchsten Stelle des<br />
Gebäudes, wobei kleinvolumige Bauteile, wie Rauchfänge,<br />
Rohraufsätze u. dgl., unberücksichtigt bleiben;<br />
BAULICHE ANLAGE (Bauwerk): jede Anlage,<br />
- zu deren Errichtung bautechnische Kenntnisse<br />
erforderlich sind,<br />
- die mit dem Boden in eine Verbindung gebracht wird<br />
und<br />
- die wegen ihrer Beschaffenheit die öffentlichen<br />
Interessen zu berühren geeignet ist.
Ermittlung von Bebauungsdichte und Bebauungsgrad<br />
Planungsbegriffe 11
Beispiel für Berechnung<br />
Planungsbegriffe 12<br />
(Anmerkung: die Berechnung von Nettowohndichte und Geschoßflächenanteil macht in diesem kleinen<br />
Umfang n<strong>at</strong>ürlich keinen Sinn. Ist nur als Beispiel für die Vorgehensweise gedacht)
STÄDTEBAULICHE KENNWERTE und ihre BEZIEHUNG zueinander<br />
Planungsbegriffe 13<br />
Im Folgenden werden die oben beschriebenen städtebaulichen Kennwerte erläutert und in<br />
ihrem Zusammenhang dargestellt. Dazu herangezogen wird eine „Gebietsanalyse“ eines<br />
Quartiers in Graz (sogenannte Eisteichsiedlung in St. Peter; nicht mehr aktueller Stand!).<br />
Gebietsanalyse<br />
„Eisteichsiedlung“:<br />
Das Quartier ist durch<br />
eine Mischung von<br />
Wohnbauten, Gewerbe,<br />
Einrichtungen des<br />
Gemeinbedarfes,<br />
priv<strong>at</strong>en und öffentlichen<br />
Grün- und Verkehrsflächen<br />
geprägt.<br />
Im Quartier befinden<br />
sich 968 Wohneinheiten<br />
mit insgesamt<br />
2950 Einwohnern.<br />
Die einzelnen Flächenanteile<br />
(Grund-<br />
und Geschoßflächen)<br />
wurden aus dem<br />
Lageplan berechnet.<br />
Lageplan 1<br />
Um auf die entsprechenden Kennwerte zu kommen, sind die Flächen nach ihrer Funktion zu<br />
unterscheiden:<br />
• Baugebiete für Wohn- bzw. Gewerbebauten,<br />
• Versorgungseinrichtungen<br />
• Flächen für Gemeinbedarfseinrichtungen,<br />
• öffentlichen Verkehrsflächen (Straßen, Wege, Parkierungsflächen),<br />
• öffentlichen Grünflächen<br />
Wichtig: priv<strong>at</strong>e Verkehrsflächen zur inneren Erschließung der Grundstücke (z. B. bei<br />
Wohnbauten) zählen zum Nettobauland; priv<strong>at</strong>e Straßen („Interessentenwege“),<br />
die mehrere Grundstücke erschließen, werden den öffentlichen Verkehrsflächen<br />
zugezählt.
Planungsbegriffe 14<br />
Lageplan 2:<br />
Flächenverteilung<br />
über das ganze<br />
Quartier.<br />
Dieser T<strong>at</strong>bestand lässt sich in tabellarischer Form darstellen (Tab. 1). Die Untergliederung ist<br />
an den Indizes abzulesen. Die Kennwerte bzw. Prozentanteile werden durch Division des entsprechenden<br />
Zeilenwertes durch den dazugehörenden Spaltenwert errechnet (siehe Tab. 2).<br />
Tabelle 1:<br />
1 absolute Zahlenwerte<br />
2 Prozentanteile<br />
3 Besiedelungsdichte (E/ha)<br />
4 Bruttowohndichte (E/ha)<br />
5 Nettowohndichte (E/ha)<br />
6 Belegungsdichte (E/WE)<br />
7 Bebauungsgrad (ha/ha)<br />
8 Bebauungsdichte (ha/ha)<br />
9 Freiflächenindex /ha/ha)<br />
10 Freiflächenanteil /ha/E)<br />
11 Geschoßflächenanteil<br />
(ha/E)
Tabelle 2: Werte der Gebietsanalyse „Eisteichsiedlung“<br />
Besiedelungsdichte (Index 5/1) = 127 E/ha<br />
Bruttowohndichte (Index 5/2) = 150 E/ha<br />
Nettowohndichte (Index 5/2.4) = 223 E/ha<br />
Belegungsdichte (Index 5/4) = 3 E/WE<br />
Wohndichte Nettowohnbl.(Ind. 4/2.4) =73WE/ha<br />
Planungsbegriffe 15<br />
Zur Verdeutlichung:<br />
Darstellung der einzelnen<br />
Flächenanteile<br />
der Eisteichsiedlung<br />
und der entsprechenden<br />
Bezugsgrößen laut<br />
Tabelle 2.<br />
Bebauungsgrad/Wohnen (Ind. 2.41/2.4) = 0,18<br />
Bebauungsdichte/Wohnen (Ind. 3/2.4) = 0,81<br />
Freiflächenanteil (Ind. 2.42/5) = 36,6<br />
Freiflächenindex/Wohnen (Ind. 2.42/2.4) = 0,82<br />
Geschoßflächenanteil (Ind. 3/5) = 36 m 2 /E
Planungsbegriffe 16<br />
In der Planungspraxiswerden wird oft die Frage gestellt werden „Wieviel an Einwohnern,<br />
Wohnungen, ...etc. kann auf eine zu beplanende Fläche gebracht werden ?“ oder<br />
umgekehrt: „Wieviel Fläche brauche ich für ein bestimmtes Maß an Funktionen (Einwohner,<br />
Wohneinheiten, Geschoßfläche für andere Nutzungen)?“<br />
Das folgende Schema zeigt den Zusammenhang nochmals in vereinfachter Form. Es ist<br />
immer zu bedenken, dass jegliche Nutzung einen Bedarf an Folgenutzungen oder<br />
infrastrukturelle Einrichtungen nach sich zieht – unter der Annahme eines optimalen<br />
Funktionierens (Wohnen: Wohnfolgeeinrichtungen wie Versorgung, Freiflächen,<br />
Kindergärten, ...etc. – jedenfalls aber Verkehrsflächen)<br />
Abbildung: Rechenschema / vom Bruttobauland zu den Einwohnern oder umgekehrt.<br />
Je nach Problemlage sind für die einzelnen Anteile geforderte bzw. notwendige<br />
Anteilsprozentsätze bzw. Faustwerte (siehe dort) und die Ausgangsgrößen (z. B.: Anzahl von<br />
EinwohnerInnen bzw. Wohneinheiten oder das gegebene Bruttobaugebiet) einzusetzen.<br />
(Siehe dazu auch : „Rechenbeispiele“)