02. Raumtypologien - lamp.tugraz.at
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<strong>02.</strong> <strong>Raumtypologien</strong><br />
Typologie Der Typus ist eine bewährte Raumorganis<strong>at</strong>ion, die zwar den funktionalen Anforderungen<br />
der Entstehungszeit entspricht, aber auch den Wandel der funktionalen<br />
Abläufe über einen möglichst längeren Zeitraum aufzunehmen vermag.<br />
Der Wandel der Funktionsabläufe bewirkt das moralische Altern der geplanten<br />
Raumorganis<strong>at</strong>ion. Es ist ein schöpferisches Problem die Veränderbarkeit der<br />
Raumorganis<strong>at</strong>ion zu sichern. Um diese Veränderbarkeit zu berücksichtigen ist<br />
der Planer bemüht die Raumorganis<strong>at</strong>ion nur bis zu jenem bestimmten Grad zu<br />
typisieren, der am nachhaltigsten den Wandel der Funktionen und Funktionsabläufe<br />
aufnehmen kann. Typologien sind auch historisch – sie werden vom<br />
Leben überholt oder verschmelzen zu neuen Typologien.<br />
I. Ortschaften Die Ortschaften sind das räumliche Umfeld, in dem sich die grundlegenden<br />
menschlichen Funktionen – Arbeiten, Wohnen, Erholung, Dienstleistung und<br />
Bewegung (Raumüberwindung) – in einer komplexen Form abspielen. Eine<br />
grundlegende typologische Unterscheidung ist die zwischen ländlichen Ortschaften<br />
(Dorf) und städtischen Ortschaft (Stadt). Die Unterscheidung kann<br />
aufgrund von folgenden Kriterien vorgenommen werden:<br />
- der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Wirtschaft in einem Ort,<br />
- der Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft gemessen an der<br />
gesamten Zahl der Erwerbstätigen,<br />
- die absolute Bevölkerungsanzahl und<br />
- letztendlich das Erscheinungsbild der Ortschaft.<br />
Schon beim Auflisten dieser Kriterien wird ersichtlich, wie schwierig es heutzutage<br />
in der Praxis sein dürfte eine exakte Unterscheidung zwischen diesen<br />
zwei theoretisch formulierten Typologien vorzunehmen. Diese zwei Typologien<br />
treten heutzutage selten in einer reinen Form auf. Die Zersiedlung der Städte<br />
in die umgebende Landschaft, das Auswandern von städtischer Bevölkerung<br />
in umliegende Ortschaften und nicht zuletzt der strukturelle Wandel in der<br />
Landwirtschaft (Nebenerwersbauern) macht dieses theoretische Konstrukt<br />
unbrauchbar.<br />
Wenn wir aber die Gestalt der europäischen Ortschaften in einer sehr abstrahierten<br />
Form zeigen sollen, dann kommt die typische sternförmige Struktur,<br />
also eine zentralisierte Organis<strong>at</strong>ionsform, heraus. Diese abstrakte Form<br />
(Schema) ist das Result<strong>at</strong> eines Jahrhunderte langen Flächenwachstums entlang<br />
der radialen Ausfallstraßen und der nachfolgen Verdichtung in den „Flächenkeilen“<br />
zwischen den Radialen. Im Unterschied zur sternförmigen europäischen<br />
Stadt besitzt die amerikanische Stadt (ehemalige Kolonialstadt) eine<br />
eher homogene Struktur, in der die Zentren fehlen oder zumindest nicht klar<br />
abgelesen werden können. Die gleichmäßig sich ausbreitende sternförmige<br />
Form einer Ortschaft ist nur ein Idealfall. Außer den regionalen oder überre-<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006 <strong>02.</strong>1
gionalen Wegebeziehungen sind es die konkreten n<strong>at</strong>ürlichen (insbesondere<br />
topografischen) Gegebenheiten, die das flächenhafte Wachstum einer Ortschaft<br />
in Bahnen lenken. So entstehen z.B. lineare Ortschaften, die wiederum<br />
eine oder zwei Entwicklungsrichtungen besitzen können. N<strong>at</strong>urgemäß können<br />
noch endlos viele Organis<strong>at</strong>ionsformen, die von der Topografie bestimmt sind,<br />
erkannt werden.<br />
Die typologische Organis<strong>at</strong>ion einer Stadt ist auch abhängig von dem ursprünglichen<br />
Entstehungsgrund:<br />
- das Wachstum und der Wandel einer ehemals ländlichen Ortschaft zu<br />
einer Stadt,<br />
- die Stadtneugründungen,<br />
- die Verstädterung um Militäranlagen oder Marktplätze im Mittelalter,<br />
- die Entwicklung einer oder mehrerer Siedlungen um Zechen und Industriestandorte<br />
(Ruhrgebiet) oder Hafenanlagen (Trieste),<br />
- die Entstehung neuer urbaner touristischer Anlagen (Las Vegas, Beispiele<br />
im Mittelmeerraum in der zweiten Hälfte des 20. Jh.).<br />
Diese Typologisierung ist theoretisch endlos. Eine für das 20. Jh. charakteristische<br />
Typologie der Raumorganis<strong>at</strong>ion von Ortschaften ist die Agglomer<strong>at</strong>ion<br />
(Verdichtung von Ortschaften und diversen Siedlungsformen um eine oder<br />
mehrere Städte, und das auf einer rel<strong>at</strong>iv eingeschränkten Fläche). Die Agglomer<strong>at</strong>ion<br />
stellt zu Beginn des 21. Jh. eine übliche städtische Form dar, wenn<br />
auch die Größe sehr variabel sein kann.<br />
Die Organis<strong>at</strong>ion der Stadt gründet auf das Netz von öffentlich zugängigen<br />
Bereichen (öffentlichen Räumen). Dieses besteht grundsätzlich aus Plätzen<br />
und Straßen sowie den öffentlichen Grünanlagen.<br />
Die Ursprünge des Pl<strong>at</strong>zes d<strong>at</strong>ieren von der antiken Agora in den griechischen<br />
Städten. War die Agora ein Marktpl<strong>at</strong>z und der Versammlungsort der Bürger,<br />
an dem wichtige gesellschaftspolitische Entscheidungen in einer transparenten<br />
Form getroffen wurden, so dient der Pl<strong>at</strong>z (Forum) im Römischen<br />
Reich vorwiegend repräsent<strong>at</strong>iven Funktionen und zeichnen sich durch Axialität<br />
und hierarchischer Gestaltung aus. Die gesamte historische Entwicklung<br />
der Raumorganis<strong>at</strong>ion von städtischen Plätzen verläuft bis in die Gegenwart<br />
zwischen diesen zwei Polen – der Pl<strong>at</strong>z als öffentlicher Raum, in dem sich<br />
Alltagsfunktionen abspielen und der Pl<strong>at</strong>z als Demonstr<strong>at</strong>ion von Macht und<br />
Ideologie.<br />
Ein allgemeiner Überblick über die funktionalen Inhalte der Raumorganis<strong>at</strong>ion<br />
öffentlicher Plätze in Europa lässt typologische Unterschiede erkennen:<br />
- der Pl<strong>at</strong>z als Versammlungsstätte der Bürger (Hauptpl<strong>at</strong>z, R<strong>at</strong>hauspl<strong>at</strong>z<br />
usw.)<br />
- der Marktpl<strong>at</strong>z<br />
- der Kirchenpl<strong>at</strong>z<br />
- der repräsent<strong>at</strong>ive oder monumentale Pl<strong>at</strong>z, gestaltet zu Ehren einer Person,<br />
eines Helden oder eines wichtigen historischen Geschehnisses<br />
<strong>02.</strong>2<br />
II. Plätze<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006
- der Pl<strong>at</strong>z vor Transport- und Verkehrseinrichtungen (Bahnhofsvorpl<strong>at</strong>z)<br />
- der Pl<strong>at</strong>z vor einem wichtigen kulturellen Objekt (Museumspl<strong>at</strong>z, The<strong>at</strong>erpl<strong>at</strong>z,<br />
Universitätspl<strong>at</strong>z)<br />
- der Pl<strong>at</strong>z vor einem/mehreren Bürogebäuden<br />
- der Spielpl<strong>at</strong>z im Wohngebiet usw.<br />
Diese Typologien erscheinen selten in dieser funktionalen Reinheit, sondern in<br />
Kombin<strong>at</strong>ionen. In der postindustriellen Gesellschaft ergibt auch eine eindeutige<br />
funktionale Zuordnung von Plätzen wenig Sinn, da dies nicht der Dynamik<br />
des Wandels im öffentlichen Leben entsprechen würde. Sehr oft ergeben sich<br />
Inhalte mit der Zeit, ungeplant und unvorhergesehen.<br />
Außer die funktionale (inhaltliche) Typologisierung wird in der Liter<strong>at</strong>ur auch<br />
eine Unterscheidung nach Form und Größe der Plätze unternommen. Diese<br />
Typologisierung erscheint insofern schem<strong>at</strong>isch und unzeitgemäß, als Form<br />
und Größe fast immer von Rahmenbedingungen bestimmt werden, die einen<br />
Standort (aber auch den Stand einer gesellschaftlichen Entwicklung) prägen.<br />
Diese Rahmenbedingungen sind von Ort zu Ort unterschiedlich und einmalig.<br />
Erwähnenswert erscheint eher die T<strong>at</strong>sache, dass die europäische Vorstellung<br />
von einem Pl<strong>at</strong>zraum mit der räumlichen Schließung und Übersichtlichkeit einhergeht,<br />
Kriterien, die auch heute zeitgemäß und inhaltlich korrekt erscheinen.<br />
Erst die Abgrenzung des öffentlichen Raums mit Bauten schafft ein „Volumen“<br />
für einen Pl<strong>at</strong>zraum. Die funktionalen Inhalte der abgrenzenden Bauten bestimmen<br />
(oder zumindest beeinflussen) den Inhalt des Pl<strong>at</strong>zes, seine Bedeutung<br />
und Rangordnung im städtischen Gefüge, seine Form und Erscheinungsbild.<br />
Diese Feststellung bedeutet nicht das „Pl<strong>at</strong>z“ ausschließlich ein geschlossener<br />
städtischer Raum sein kann. Seit der Neuzeit (Paris im 18. Jh.) werden auch<br />
Plätze geschaffen, die auf der einen oder auf mehreren Seiten nicht bebaut<br />
sind und trotzdem ein markantes und ästhetisches Erscheinungsbild besitzen.<br />
Insbesondere in der modernen Stadt werden wir immer wieder mit offenen<br />
Plätzen konfrontiert. Bei der Raumorganis<strong>at</strong>ion von offenen Plätzen ist es nicht<br />
mehr ausschließlich die abgrenzende Bebauung und ihre funktionalen Inhalte,<br />
die den Pl<strong>at</strong>zcharakter bestimmen, sondern auch andere, zeitgemäße künstlerische<br />
Mittel, die den Pl<strong>at</strong>z als Raum einen und als Einheit erlebbar machen.<br />
III. Strassen Straßen dienen der Raumüberwindung (Transport von Menschen und Gütern)<br />
und erfüllen die wichtige gesellschaftliche Funktion eines Raums für Öffentlichkeit.<br />
Dienen die Plätze fast ausschließlich dem Abspielen von Öffentlichkeit,<br />
so ist bei den Straßen der Aspekt des Transportierens und Bewegens<br />
erstrangig. Mit der Entwicklung der modernen und postmodernen Stadt sind<br />
eine Technologisierung und eine Abschwächung der öffentlichen Inhalte des<br />
Straßenraums festzustellen. Der Widerspruch zwischen „humanem Raum“ und<br />
„technologischen Korridor“ spitzt sich mit der Zunahme der Verkehrsmittel<br />
im Straßenraum zu, um bei Straßen höheren Verkehrsranges zugunsten der<br />
Technologie auszugehen. In diesem Sinne ist auch eine mögliche Typologisierung<br />
der Straßen vorzunehmen: von der Wohnstraße und der städtischen<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006 <strong>02.</strong>3
Hauptstraße (Einkaufsstraße, Allee, Boulevard) bis hin zur Schnellstraße.<br />
Analog zu den Pl<strong>at</strong>ztypologien kann auch eine Unterscheidung in der Art der<br />
baulichen Abgrenzung des Straßenraums vorgenommen werden: Straßen mit<br />
geschlossener Bauweise, mit Solitärbauweise, Straßen, deren Raum von heterogener<br />
Bebauung oder von Grünelementen bestimmt wird usw. Auch im<br />
Straßenraum sind die Inhalte der Bebauung (der begleitenden Grundstücke)<br />
ausschlaggebend für den Charakter der Straße.<br />
Der ursprünglichste Typus im Wohnbau, der auch heute noch die begehrteste<br />
Wohnform darstellt ist das Einfamilienhaus im Gründstück. Die Notwendigkeit<br />
der intensiveren Nutzung von Flächen in den Ortschaften h<strong>at</strong> im 19. und insbesondere<br />
im 20. Jahrhundert die Suche nach neuen Wohnbautypen, die eine<br />
dichtere Bebauung erlauben, verstärkt. Zu der ersten K<strong>at</strong>egorie gehört der<br />
verdichtete, niedrig geschossige Wohnbau. Bereits im 19. jahrhundert h<strong>at</strong> sich<br />
in den Industriegesellschaften (insbesondere in der angelsächsischen Welt)<br />
der Typus des Reihenhauses, bei dem die Wohnbaueinheiten in einer Reihe<br />
zueinander stehen, etabliert. Das Reihenhaus ist eine Altern<strong>at</strong>ive zum Einfamilienhaus,<br />
da es aus individuellen Einheiten besteht (eine Einheit/Familie) und<br />
das Gefühl des priv<strong>at</strong>en Grundstücks vermittelt. Der Reihenhaustypus formiert<br />
drei lineare Zonen:<br />
- die Straßenseite als Zufahrts- und Eingangssitu<strong>at</strong>ion gestaltet einen halböffentlichen<br />
bzw. einen halbpriv<strong>at</strong>en Außenraum,<br />
- der Streifen der eigentlichen Bauvolumen (2-3 Geschosse) und<br />
- den Streifen der priv<strong>at</strong>en, dazugehörenden Gärten.<br />
Sinngemäß gibt es zwischen dem Einfamilien- und dem Reihenhaus auch den<br />
intermediären Typus des Doppelhauses oder der gruppenartiger Konzentr<strong>at</strong>ion<br />
an individuellen Wohneinheiten.<br />
Ein spezifischer Typus ist das Innenhofhaus (Atriumhaus), das durch eine Ausrichtung<br />
der Innenräume zu einem Innenhof charakteristisch ist. Die „Umdrehung“<br />
der Räume nach Innen gest<strong>at</strong>tet sehr verdichtete Bebauungsformen<br />
(Nähe bis Anlehnung an den Nachbarn) mit unterschiedlichen Ordnungsmustern,<br />
die aufgrund der Ähnlichkeit mit Teppichen auch als der Typus der<br />
Teppichbebauung bekannt sind. Anzumerken sei, dass dieser Typus, obwohl<br />
er als ein Produkt der modernen Stadt gesehen wird, antiken Ursprungs und<br />
typisch für Asien, Afrika und dem Mittelmeerraum ist. Die Introvertiertheit dieses<br />
Wohnbautypus, bei dem der Kontakt nach Außen eingeschränkt ist, macht<br />
ihn nicht überall anwendbar.<br />
Die zweite K<strong>at</strong>egorie Wohnbautypen sind die Geschoßwohnbauten, d.h. Mehrfamilienwohnformen,<br />
die normalerweise über 3 Geschoße gehen. Je nachdem<br />
wie viele Wohnungen in einem Geschoß um den Treppenraum angeordnet<br />
sind wird zwischen Zwei-, Drei, Vierspännern usw. unterschieden. Dieser Typus<br />
ist insbesondere für eine Ost-West-Ausrichtung der Fassaden und eine<br />
höhere Tiefe des Baukörpers (bis zu 12-13 m) geeignet, da die Sonne aus diesen<br />
Himmelsrichtungen niedriger scheint und tiefer in die Innenräume eindringen<br />
kann. Heutzutage findet hauptsächlich der Zweispänner Anwendung, bei<br />
<strong>02.</strong>4<br />
IV. Wohntypologien<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006
dem alle Wohnungen gleichwertig eine doppelseitige Ausrichtung bekommen<br />
und die sozialen Kontakte im Treppenhaus übersichtlich bleiben. Unter bestimmten<br />
Umständen, besonders aber in Ecksitu<strong>at</strong>ionen oder bei (den selten<br />
gewordenen) Wohnhochhäusern) sind auch die Typen der Drei-, Vierspänner<br />
oder mehr möglich.<br />
Eine bewährte Form mehrgeschossigen Wohnbaus historischen Ursprungs ist<br />
der Typus des Laubenganghauses. Dieser Typus, bei dem alle Wohneinheiten<br />
von einem (offenen oder geschlossenen) Laubengang erschlossen werden, ist<br />
sowohl für eine Ost-West- wie für eine Nord-Süd-Ausrichtung der Fassaden<br />
geeignet. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Anwendung bei Nord-Süd-Ausrichtung<br />
eher zu empfehlen, da der Laubengang die Möglichkeit der Planung<br />
von Wohn- oder Schlafräumen auf seiner Seite stark beschränkt (Blick in die<br />
Wohnung) und daher auch die Tiefe des Bauvolumens einschränkt ist (8-9 m).<br />
Bei dieser Tiefe und bei der Ausrichtung der Wohn- und Schlafräume zur besonnten<br />
Seite ist die Besonnung von Süden ausreichend. Eine Verlegung von<br />
Wohn- oder Schlafräumen zum Laubengang ist dann möglich, wenn er sich<br />
vom Baukörper distanziert, so dass die Wohneinheiten über Brückenkonstruktionen<br />
erreichbar sind. Die vertikale Erschließung der Laubenganghäuser mit<br />
Stiegen und Lifte und deren Transparenz verleihen diesem Typus einen sehr<br />
kommunik<strong>at</strong>iven Charakter.<br />
In der Praxis sind außer in dieser typologisch reinen Form oft gemischte Typologien<br />
zu sehen, die zu unikalen und interessanten Wohnbauformen führen<br />
oder von schwierigen Rahmenbedingungen hervorgerufen sind. So kann der<br />
Spänner-Typ in einem Laubengang-Typ übergehen, der Laubengang-Typ mit<br />
einer Teppichbebauung in oberen Geschoßen kombiniert werden, bis zu einmaligen,<br />
komplexen Lösungen, die sich in keinem Typus einordnen lassen.<br />
Das Ende der Typologien<br />
Zum Schluss sei erwähnt, dass das Wohnen eine sehr konserv<strong>at</strong>ive Funktion<br />
ist, bei der sich sehr schwierig neue, innov<strong>at</strong>ive Typologien etablieren können<br />
– Typologien, die von den Bewohnern akzeptiert werden und nachhaltig funktionsfähig<br />
sind. Alle übrigen funktionalen Bauten – seien es öffentliche Gebäude<br />
(Kultur, Bildung, Verwaltung, Verkehrswesen usw.), Büro- und Officebauten,<br />
Dienstleistungseinrichtungen und viele mehr werden rel<strong>at</strong>iv schnell von den<br />
wandelnden Inhalten und daher von den neuen funktionalen und ästhetischen<br />
Anforderungen überholt. Sie altern moralisch, bedürfen einer Adaptierung, eines<br />
Umbaus oder Anbaus, oder müssen schlicht und einfach ersetzt werden.<br />
Dieser T<strong>at</strong>bestand, sowie auch die erhöhte funktionale Komplexität der urbanen<br />
Architektur machen die Anwendung schemenhaft formulierter Typologien<br />
unmöglich. In diesem Sinn kann zusammengefasst werden, dass heutzutage<br />
sowohl der traditionelle Typus der Ortschaften als auch der unterschiedlichen<br />
funktionalen Bauten schwindet. Die Typologien wachsen ineinander und es<br />
entstehen neue Raumorganis<strong>at</strong>ionen, die sich nicht mehr in ein vordefiniertes<br />
typologisches Schema einordnen lassen, sondern konkreten räumlichen und<br />
sozialen Rahmenbedingungen und Anforderungen entgegen kommen.<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006 <strong>02.</strong>5
Robert Krier: Town Spaces. 7-R-8<br />
Krier, Rob: Town spaces. contemporary interpret<strong>at</strong>ions in traditional urbanism.<br />
Basel [u.a.]: Birkhäuser, 2003.<br />
Spiro Kostov: Das Gesicht der Stadt. 1-C-191<br />
Kostof, Spiro: Das Gesicht der Stadt. Geschichte städtischer Vielfalt. Frankfurt,<br />
Main [u.a.]: Campus Verlag, 1992.<br />
Spiro Kostov: Die An<strong>at</strong>omie der Stadt. 1-C-195<br />
Kostof, Spiro: Die An<strong>at</strong>omie der Stadt. Geschichte städtischer Strukturen.<br />
Frankfurt, Main [u.a.]: Campus Verlag, 1993.<br />
<strong>02.</strong>6<br />
Liter<strong>at</strong>ur zu diesem Thema<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006
<strong>02.</strong> Abbildungen<br />
01<br />
Typus:<br />
ländlicher Raum<br />
02<br />
Typus:<br />
sternförmige Stadt<br />
03<br />
Typus:<br />
orthogonale Stadt<br />
04<br />
Typus:<br />
gewachsener mittelalterlicher Pl<strong>at</strong>z<br />
05<br />
Typus:<br />
geometrischer Pl<strong>at</strong>z<br />
06<br />
Typus:<br />
Straßentunnel<br />
07<br />
Typus:<br />
Straße mit geschlossener Randbebauung<br />
01<br />
05<br />
06<br />
07<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006 <strong>02.</strong>7<br />
02<br />
03<br />
04
08 09<br />
11<br />
12<br />
13 | 16<br />
14 15<br />
<strong>02.</strong>8<br />
10<br />
08<br />
Typus:<br />
offener Straßenraum<br />
09<br />
Typus:<br />
Straße mit offener Randbebauung<br />
10<br />
Typus:<br />
Wohnsiedlung<br />
11 | 12<br />
Wohntypologie:<br />
Atrienhäuser<br />
13 - 15<br />
Wohntypologie:<br />
Zweispänner<br />
16<br />
Wohntypologie:<br />
Reihenhäuser<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006
17 | 18<br />
Wohntypologie:<br />
Reihenhäuser<br />
19 - 22<br />
Gemischter Wohntypus:<br />
Zweispänner und Reihenhaus<br />
17 18<br />
19<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006 <strong>02.</strong>9<br />
20<br />
21 22
23<br />
<strong>02.</strong>10<br />
24<br />
25 26<br />
27<br />
28 29<br />
24<br />
Wohntypologie:<br />
Laubenganghaus<br />
25<br />
Gemischte Wohntypologie:<br />
Reihenhäuser, Dreispänner und Atrienhäuser<br />
26<br />
Gemischte Wohntypologie:<br />
Atrienhäuser und Laubenganghäuser<br />
27<br />
Gemischte Wohntypologie:<br />
Atrienhäuser und Laubenganghäuser<br />
28 | 29<br />
Wohntypologie:<br />
Interpret<strong>at</strong>ion der „Kasbah“<br />
RAUMORGANISATION UND PLANEN SS 2006