OAM Ausgabe September 2010 - Die Wirbellosen
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Der Zankapfel<br />
Der Stein des Anstoßes ist natürlich immer ein entsprechend<br />
des Aquascaping-Trends eingerichtetes Aquarium,<br />
oder die Frage eines Unbedarften, was es überhaupt damit<br />
auf sich hat. Der Fischaquarianer und gleichzeitig meist<br />
Biotop-Fan nimmt dann recht häufig die Position ein, dass<br />
insbesondere recht kahl gestaltete Aquascapes, wie es zum<br />
Beispiel im Iwagumi Stil* üblich ist, nur in den seltensten<br />
Fällen wirklich mit passenden Fischen besetzt werden<br />
können und somit das gesteckte Ziel der Aquaristik, die<br />
artgerechte Pflege von Aquarientieren, zu Gunsten der<br />
Ästhetik außer Acht gelassen wird. In vielen Fällen ist diese<br />
Kritik sicherlich berechtigt, in anderen aber natürlich auch<br />
vollkommen überzogen.<br />
Ein typisches, kleines, im Aquascape-Stil eingerichtetes<br />
Aquarium. In diesem Fall ohne Fischbesatz.<br />
Der Ausweg<br />
Meist ließen sich die hitzigsten Diskussionen über diese<br />
Thematik vermeiden, wenn beide Parteien aufeinander zu<br />
gehen würden. Der Gedanke, dass das Wohl der Fische vor<br />
dem ästhetischen Anspruch des Beckengestalters zu stehen<br />
hat, ist zwar absolut richtig, aber bedeutet natürlich im<br />
Umkehrschluss nicht, dass man nicht auch in rein nach<br />
ästhetischen Gesichtspunkten gestalteten Becken erfolgreich<br />
und artgerecht Fische pflegen kann. Man sollte es<br />
individuell für jedes Becken betrachten und vor allem als<br />
derjenige, der das Becken einrichtet, genau überlegen,<br />
inwieweit man mit seinem Becken den eigenen, sowie den<br />
Ansprüchen der geplanten Tiere gerecht werden kann.<br />
Dabei lohnt sich für den Aquascaper auf jeden Fall ein Blick<br />
auf das Habitat der geplanten Fische.<br />
Im Zweifelsfall sollte es dann auch zu der Konsequenz<br />
führen, dass man besser auf den Besatz mit Fischen<br />
verzichtet, wenn man ihnen mit der gebotenen Beckeneinrichtung<br />
nicht gerecht werden würde. In der östlichen<br />
Kultur steht das Tier mit seinen Ansprüchen deutlich<br />
hinter den ästhetischen Ansprüchen des Menschen zurück.<br />
Daran sollte sich in Deutschland niemand ein Vorbild nehmen,<br />
nur um erfolgreich einem Trend nachzujagen.<br />
Der Anfänger<br />
Für erfahrene Aquarianer dürften diese Diskussionen<br />
wenig verwirrend sein, aber gerade für den noch unbedarften<br />
Anfänger kann es zu einem Dilemma werden.<br />
Im Zuge von Aquascaping und Nano-Cube-Trend kommen<br />
immer mehr Leute über das reine Interesse an einem<br />
perfekt gestalteten Aquarium zur Aquaristik und der Fisch<br />
wird ein bisschen zum Nebendarsteller, oder ebenfalls zum<br />
Dekorelement degradiert. Zum guten Teil passiert es<br />
einfach aus der Annahme heraus, dass das, was man unter<br />
„Naturaquarium“ versteht, auch tatsächlich Natur im Sinne<br />
des Fischs ist. An diesem Punkt sollte man deutlich aufklären,<br />
die Unterschiede aufzeigen und den Neueinsteigern<br />
bewusst machen, wo der eigentliche Fokus bei einem<br />
besetzen Aquarium liegen sollte. Nämlich beim Wohl des<br />
Fischbesatzes. Wenn das gewährleistet ist, dann steht auch<br />
dem schönsten besetzten Aquascape nichts im Wege.<br />
In diesem Fall ging der Versuch, ein Naturaquarium<br />
passend zu besetzen, deutlich sichtbar schief.<br />
*Der Iwagumi Stil bezeichnet Aquarien, in denen hauptsächlich<br />
Steine und niedrige, den Boden bedeckende<br />
Pflanzen als Dekorelement verwendet werden. Aquarien<br />
dieses Stils bieten Fischen meist wenig, oder gar keine<br />
Möglichkeit sich den Blicken des Betrachters zu entziehen.<br />
Text: Kay Eggers<br />
Fotos: Hans Baumann<br />
Naturaquaristik<br />
Online Aquarium-Magazin www.aquariummagazin.de <strong>Ausgabe</strong> Sept. <strong>2010</strong> Seite 7