OAM Ausgabe September 2010 - Die Wirbellosen
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Das Aquarium sollte versteckreich und gut strukturiert<br />
eingerichtet sein. Pflanzendickicht, das beklettert, aber<br />
überhaupt nicht behelligt wird, Steine, Wurzeln und auf<br />
jeden Fall reichlich Laub. Ich nehme vorzugsweise Eichenblätter,<br />
die ich im Herbst sammele und trockne und unbehandelt<br />
in das Becken gebe. Es verstärkt zudem den<br />
natürlichen Ausdruck des Beckens. <strong>Die</strong> Krebse leben in<br />
dem Lückensystem zwischen den Blättern und fressen sie<br />
auch.<br />
<strong>Die</strong> Wasserwerte spielen keine wesentliche Rolle. Das jew.<br />
örtliche Leitungswasser sollte in allen Fällen, wenn es<br />
etwas abgestanden ist, gut genug sein. Allerdings ist ein<br />
regelmäßiger Teilwasserwechsel absolute Pflicht. Gerne<br />
einmal in der Woche, od. auch häufiger. Besonders<br />
Häutungsproblemen kann hiermit vorgebeugt werden.<br />
<strong>Die</strong> Temperaturspanne in der die Krebse leben können ist<br />
sicher sehr groß. <strong>Die</strong> flachen Pfützen in den Sümpfen<br />
Floridas, in denen ich selbst Krebse gefangen habe, kühlen<br />
bei winterlichen Nachtfrösten schnell auf wenige Grad über<br />
Null ab und erwärmen sich im Sommer unter der dann<br />
heißen Sonne auf über 30°C. Im Aquarium ist die gängige<br />
Zimmertemperatur eine gute Wahl. Temperaturunterschiede<br />
zwischen Tag/Nacht und Winter/Sommer<br />
sind sicher vorteilhaft.<br />
Cambarellus diminutus fressen fast alles. Wie Krebse halt<br />
so sind. Lebend-, Frost-, Pflanzen-und Trockenfutter jeder<br />
Art und wenn mal ein Artgenosse oder anderer Beckenmitbewohner<br />
das Zeitliche segnet, wird dieser auch schnell<br />
recycelt. Viel muss nicht gefüttert werden, denn es sind<br />
kleine, genügsame Tiere, die in einem eingefahrenen Aquarium<br />
vieles verwerten können.<br />
Tierportrait: Cambarellus diminutus<br />
Eine Diminutuspaarung ist, wie bei allen Flusskrebsen,<br />
nicht sehr romantisch. Das Weibchen wird von dem Männchen<br />
gepackt, auf den Rücken gelegt, die Scheren nach vorn<br />
gestreckt festgehalten und dann wird das Samenpaket<br />
übergeben. Anschließend werden auch keine Nettigkeiten<br />
ausgetauscht. Jeder verdrückt sich in eine Richtung und<br />
das war es dann. Viel später erst presst das Weibchen<br />
die ca. 20 bis 30 Eier hervor, befruchtet diese mit dem<br />
Samenpaket außerhalb des Körpers mit gekrümmtem<br />
Abdomen, heftet diese für drei bis vier Wochen an ihre<br />
Pleopoden und trägt sie mit sich herum. In dieser Zeit ist<br />
das Weibchen noch seltener zu sehen. <strong>Die</strong> fertigen Minikrebse<br />
schlüpfen bei der Mutter und werden noch einige<br />
weitere Tage herumgetragen, bis sie sich aus dem Mulm<br />
machen. <strong>Die</strong> Jungen müssen in einem nicht zu sauberen<br />
Becken nicht besonders gefüttert werden. <strong>Die</strong> ganz kleinen<br />
wird man ohnehin nur in einzelnen seltenen Glücksfällen<br />
zu sehen bekommen.<br />
Da ich es nicht auf Masse abgesehen habe bleiben bei mir<br />
die Eier tragenden Weibchen im Hälterungsbecken mit den<br />
anderen Krebsen. Ein paar von den Nachwuchstieren<br />
kommen hier immer durch und ab und zu kann ich auch<br />
geringe Stückzahlen abgeben.<br />
Cambarellus diminutus ist nichts für den “Poweraquarianer“.<br />
Er braucht Zeit, Ruhe und am besten sein<br />
eigenes Becken. Wer sich aber mit diesem kleinen<br />
Krabbler erst einmal angefreundet hat, wird ihn nicht mehr<br />
missen wollen. Belohnt wird er dann auf jeden Fall, denn<br />
die Beobachtungen des vielfältigen Verhaltensrepertoires,<br />
sowie der Moment, in dem der erste Minikrebs entdeckt<br />
wird, bereiten sehr viel Freude.<br />
Autor:<br />
Kay Urban<br />
Online Aquarium-Magazin www.aquariummagazin.de <strong>Ausgabe</strong> Sept. <strong>2010</strong> Seite 4