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14<br />

HEraEus 2008<br />

konzErnlaGEBErichT<br />

konzErnaBSchlUSS<br />

familienunternehmen: substanz und Verantwortung<br />

Auf Familienunternehmen wurde eine Zeit lang mit<br />

dem Finger gezeigt. Nicht, dass wir uns ins Abseits<br />

gedrängt fühlten. Aber die Auffassung war weit verbreitet,<br />

dass diese spezifische Form des Unternehmertums<br />

keine Zu kunftschancen mehr besäße. Talentierte<br />

Führungskräfte, so hieß es, seien nicht daran<br />

interessiert, sich in Familienunternehmen zu engagieren.<br />

Die traditionell sta rke Verankerung in einer<br />

Region vertrage sich nicht mit der Globalisierung der<br />

Märkte. Und das Geld wer de den Familienbetrieben<br />

auch ausgehen im Zeitalter von Shareholder Value<br />

und Hedge-Fonds-Aktivismus – so die landläufige<br />

Meinung.<br />

Heute, im Angesicht der dramatischen Finanz- und<br />

Wirt schaftskrise, richten sich viele Blicke wieder auf<br />

die Familienunternehmer, die als „ehrbare Kaufleute“,<br />

Hüter der ökonomischen Vernunft und Bollwerk<br />

gegen Exzesse gelten. Angestellte Manager, insbesondere<br />

solche in Banken, werden hingegen der<br />

Gier, der Verantwortungslosigkeit, teilweise auch der<br />

Unfähigkeit bezichtigt.<br />

Übertreibungen sind immer schädlich. Aus zahllosen<br />

Begegnungen, Gesprächen und Aufgabenstellungen<br />

weiß ich: Es gibt sehr gute Familienunternehmer,<br />

aber auch weniger gute. Es gibt sehr gute Manager<br />

und eben weniger gute. Weiter als der Vergleich<br />

der Personen führt der Vergleich der Modelle: Es gibt<br />

eben einen Unterschied zwischen „Familienkapitalismus“<br />

und Finanzkapitalismus. Familienunternehmen<br />

sind auf Lang fristigkeit ausgelegt. Über die Vertragsdauer<br />

einzelner Geschäftsführer hinaus wird buchstäblich<br />

in Gene ratio nen gedacht. Eine angemessene<br />

Kapitalverzinsung ist wichtig, aber kein Ziel an sich.<br />

Wir fragen immer wieder: Was hat unser Unternehmen<br />

in 20, 50 oder 80 Jahren davon?<br />

Ganz anders im freien, globalen Kapitalmarkt: Dort<br />

sind Gelder, etwa aus Pensionsfonds, von Stiftungen<br />

und Privaten, auf der permanenten Suche nach einer<br />

hohen Verzinsung. Eine langfristige Anlage steht<br />

dem oft entgegen. Um die Kapitalgeber für sich zu<br />

gewinnen, müssen die Vorstände börsennotierter<br />

Gesellschaf ten immer höhere Renditen in immer<br />

kürzeren Zyklen bieten. Dies zwingt sie förmlich<br />

dazu, höhere Risiken einzugehen – mit den bekannten<br />

Folgen. Heute ist die Marktkapitalisierung<br />

vieler Gesellschaften dezimiert. Das Geld der Anleger<br />

sucht sich andere, vermeintlich sicherere Wege.<br />

Familienunternehmen kommen insgesamt besser<br />

durch die Finanzkrise als die von externer Kapitalzufuhr<br />

abhängigen Gesellschaften. Fünf Jahre guter<br />

Konjunktur mit soliden, teils sogar steigenden Gewinnen<br />

schufen genügend Spielraum, die Eigenkapitalquote<br />

zu erhö hen. Viele Unternehmen konnten<br />

Schulden abbauen und – dem Eichhörnchen gleich –<br />

Vorrat für einen kalten Winter anlegen. Wer nicht<br />

mit Gewalt die Verschuldung hochgetrieben (geleveraged)<br />

hat, z. B. mit Aktienrückkaufprogrammen,<br />

wer auch in guten Jahren Wachs tum mit Augenmaß<br />

betrieben und genügend diversifiziert hat, dem<br />

drohen derzeit kaum oder gar keine Kredit- oder<br />

Liquiditätsprobleme.<br />

Das gilt zumindest für die großen Familienunternehmen.<br />

Die kleineren unter ihnen haben es naturgemäß<br />

schwerer, da ihnen häufig die Möglichkeit der Diversifikation<br />

fehlt und sie fast zwangsläufig in nur einer<br />

Branche tätig sind. Wenn sie dann noch, wie im<br />

Automobilzulieferbereich, nur wenige große Kunden<br />

haben, deren Aufträge wegbrechen, dann ereilt auch<br />

sie die Krise.

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