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Deutsch - Über Heraeus

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„Schluss mit lustig!“<br />

„Jede Tonne N 2O trägt in<br />

der Atmosphäre rund<br />

310 Mal stärker zur<br />

globalen Erwärmung<br />

bei als Kohlendioxid.“<br />

steht nicht nur der gewünschte Stoff, sondern immer auch<br />

etwas Lachgas. Wenig zwar. Aber das Wenige summiert<br />

sich. Glück im Unglück: Die meisten dieser Platinnetze,<br />

die im Endeffekt weltweit dafür sorgen, dass auch karge<br />

Böden genug Nahrung für alle geben können, kommen<br />

von <strong>Heraeus</strong>. Und zwar seit Jahrzehnten. Und darum ist<br />

in Hanau auch das Know-how, mit dem man dem Lachgas<br />

den Hahn zudrehen kann, praktisch mitgewachsen.<br />

Die Edelmetallküche<br />

Schon die Herstellung der Platin-Netze ist eine Wissenschaft<br />

für sich. Woher zum Beispiel das nötige „Garn“<br />

nehmen? Denn auf der ganzen Welt gibt es kein Material,<br />

das beständig genug wäre, um flüssiges Platin wie Kunstseide<br />

zu Fäden zu spinnen. Deshalb müssen die ultrafeinen<br />

Drähte geschmiedet werden. Die Voraussetzungen<br />

dazu werden bei <strong>Heraeus</strong> in der Edelmetallschmelze<br />

gelegt. Die wirkt auf den ersten Blick wie eine Mischung<br />

aus Großküche, Wäscherei und Autowerkstatt. Ein Arbeiter<br />

mit dunkler Schutzbrille bringt einen Platinblock – mit<br />

Spezialwaagen auf das Milligramm genau gewogen – und<br />

gibt ihn vorsichtig in einen Tiegel, der etwa die Größe<br />

einer Kaffeedose hat. Manchmal kommen noch ein paar<br />

Krümel oder Quäderchen anderer Elemente – wie eben<br />

12<br />

co2<br />

Faktor 1: Kohlendioxid<br />

1 x<br />

Die kunstvollen Platinnetze sind Hightech-Katalysatoren. „Klimakiller“ im Vergleich.<br />

25 x<br />

cH4<br />

Faktor 25: Methan<br />

Rhodium – dazu. Dann ein Knopfdruck – und der Block<br />

wird ganz allmählich rot, orange, gelb – gleißend gelb.<br />

Bei der Schmelztemperatur von 1900 °C ist das Innere<br />

des Ofens so hell, dass man mit bloßem Auge nicht mehr<br />

hineinsehen kann.<br />

Engelshaar für die Hitzehölle<br />

Nachdem die Arbeiter den bei fast 2000 °C frisch zusammengerührten<br />

Katalysator in handliche Quader gegossen<br />

haben – jeder rund 12 Kilogramm schwer – passiert er<br />

mehrere Walzwerke, wo er in Handarbeit über etliche Stationen<br />

gequetscht und in die Länge gezogen wird, bis er<br />

schließlich in Form eines mehrere tausend Meter langen,<br />

millimeterfeinen Drahts auf Spulen aufgewickelt wird. Und<br />

selbst dann geht es noch weiter: Am Ende ist der Draht<br />

auf handliche Längen zugeschnitten – und mit gerade mal<br />

einigen hundertstel Millimetern Durchmesser dünner als<br />

ein menschliches Haar.<br />

Allerdings viel leichter zu zerreißen – was den nächsten<br />

Arbeitsschritt zu einer besonders kniffeligen Sache macht:<br />

Dem Verflechten einiger tausend dieser Fäden zu einem<br />

durchscheinenden Gewebe, das jedem Brautschleier zur<br />

Ehre gereichen würde – wenn es nicht aus einem der teu-<br />

310 x<br />

Faktor 310:<br />

Distickstoffmonoxid<br />

(Lachgas)<br />

technology report 2008 technology report 2008<br />

UMwelt<br />

n2o<br />

ersten Metalle der Welt bestünde. Die beinahe spinnwebfeinen<br />

Drähtchen werden in die Maschine eingespannt,<br />

die daraus schließlich die begehrten Netze herstellt.<br />

Apropos Schleier: Tatsächlich wurden die Netze bis vor<br />

gar nicht so langer Zeit noch gewebt. Bis man herausfand,<br />

dass sie bei ihrem Katalyse-Job eine höhere Wirksamkeit<br />

entfalten, wenn man sie auf eine ganz bestimmte, trickreiche<br />

Weise wirkt, also gewissermaßen verhäkelt. „Der<br />

Unterschied ist klein, aber<br />

fein“, so Fertigungsleiter<br />

Günter Glaab. Da Ammoniak<br />

teuer ist, lässt ein<br />

Katalysator, der gerade<br />

mal ein halbes Prozent<br />

mehr leistet als ein Vorgänger,<br />

die Kassen der<br />

Düngerhersteller jedes<br />

Montage eines Mehrstufen-<br />

Jahr um einige 100.000<br />

Katalysators.<br />

Euro heller klingen. Eine<br />

lohnende Sache!<br />

Wie das optimale Gewebe allerdings aussieht und welche<br />

man bei der Entwicklung verworfen hat – das ist ein Ge-<br />

heimnis. Hilfreich bei der Entwicklung war aber sicher die<br />

Tatsache, dass der Vater eines der Entwickler in der Textilindustrie<br />

arbeitete. Und natürlich <strong>Heraeus</strong>‘ Know-how.<br />

Denn auch hier gilt: Je reiner die Drähte, desto stabiler<br />

und wirksamer sind sie.<br />

Feine Gewebe für den Reaktor<br />

Sind die frischen Netze erst einmal auf Rollen gebracht,<br />

wo sie wie Stoffbahnen in einem Vorhanggeschäft wirken –<br />

ein Quadratmeter dieser feinen Gewirke wiegt gerade einmal<br />

600 Gramm, viele Stoffe sind schwerer – werden sie<br />

von Hand zugeschnitten und gegebenenfalls mehrlagig zu<br />

kreisrunden, bis zu sechs Meter durchmessenden Matten<br />

verschweißt, die dann in die Reaktoren eingebaut werden<br />

– überall auf der Welt. Für vergleichsweise wenig Geld<br />

übrigens: Im Vergleich zum Materialwert, der in einem<br />

Primärkatalysator steckt, sind die Verarbeitungskosten,<br />

die <strong>Heraeus</strong> seinen Kunden in Rechnung stellt, gering.<br />

Je nach Anlage – die zwischen zwei und 40 dieser Netze<br />

enthalten kann – kommen bei den heutigen Edelmetall-<br />

Preisen schnell Millionen von Euro zusammen. Weshalb<br />

in Hanau bei aller Sorgfalt auch alles ganz schnell gehen<br />

muss: Platin, das herumliegt, schafft ungefähr so viel<br />

Mehrwert wie ein Geldkoffer unter dem Bett.<br />

13<br />

Bildquelle: www.gettyimages.com

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