Österreichisches Verkehrssicherheitsprogramm 2002-2010/3 ...
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Strategien für mehr Verkehrssicherheit auf der Straße<br />
Bundesministerium<br />
für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie<br />
ÖSTERREICHISCHES<br />
VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM<br />
<strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Stand 2009
Inhalt<br />
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Handlungsfeld Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Handlungsfeld Infrastruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Handlungsfeld Fahrzeugtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Handlungsfeld verkehrspolitische und rechtliche<br />
Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Weitere Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Impressum<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
Radetzkystraße 2, A-1030 Wien<br />
Redaktion und fachliche Betreuung: Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />
Fotos: Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />
Grafisches Design, Layout und Satz: Peter Brezansky (www.pixmess.at)<br />
© 3. Auflage Wien, 2009<br />
im Auftrag des Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds im<br />
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
- 2 -
Vorwort<br />
Vor mittlerweile mehr als sechs Jahren ist das österreichische<br />
<strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong>-<strong>2010</strong><br />
erstmals erschienen. Nun, anlässlich der dritten Edition, ist<br />
es Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen und das Programm an die<br />
neuen Herausforderungen anzupassen.<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Das <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> ist eine Erfolgsstory,<br />
denn die gemeinsamen Anstrengungen der vergangenen<br />
Jahre haben eindeutig Wirkung gezeigt. Seit dem Start des<br />
Programms war die Zahl der Verkehrstoten jedes Jahr aufs<br />
Neue niedriger als im Jahr zuvor und insgesamt niedriger als<br />
zu Beginn der Aufzeichnungen in den 60er Jahren. Der<br />
Ansatz einer strukturierten Vorgehensweise hat sich als<br />
richtig und zielführend erwiesen. Viele der Maßnahmen<br />
wurden bereits erfolgreich umgesetzt, wie die Mehrphasenausbildung<br />
für die Gruppe der besonders gefährdeten FahranfängerInnen, das Vormerksystem für<br />
HochrisikolenkerInnen, die flächendeckende Einführung von Alkohol-Vortestgeräten und die<br />
Section Control.<br />
Der große Wermutstropfen bleibt allerdings, dass das ehrgeizige Ziel, die Zahl der Verkehrstoten<br />
bis <strong>2010</strong> zu halbieren, noch nicht in Sicht ist. Zwar waren der Start und die Zwischenzeiten nicht<br />
schlecht, aber für den Endspurt müssen die Anstrengungen in den kommenden Jahren noch<br />
wesentlich verstärkt werden!<br />
Deshalb ist es nun, gegen Ende der Laufzeit des <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>s, notwendig, die<br />
Kräfte zu bündeln, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen. Der Maßnahmenkatalog wird in der<br />
nun vorliegenden dritten Edition adaptiert und um zahlreiche Herausforderungen erweitert. Denn<br />
jedes einzelne gerettete Menschenleben und jedes verhinderte Leid von Betroffenen, Angehörigen<br />
und Freunden ist die Anstrengung wert. Unser Motto bleibt unverändert: Jeder einzelne im Verkehr<br />
Getötete oder Schwerverletzte ist einer zuviel!<br />
Doris Bures<br />
Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
- 3 -
Verkehrssicherheit als<br />
Managementprozess<br />
Internationaler Trend:<br />
Fehlertolerantes<br />
Verkehrssystem<br />
Basis des Programms:<br />
Gesamtschau<br />
internationaler<br />
Programme und<br />
Problemanalyse in<br />
Österreich<br />
Einleitung<br />
Einleitung<br />
Einleitung<br />
Unfälle im Straßenverkehr stellen einen großen sozialen und finanziellen Verlust für die<br />
Gesellschaft dar. In den letzten 25 Jahren wurden in vielen Ländern Programme zur Erhöhung der<br />
Verkehrssicherheit entwickelt, mit dem Erfolg, dass die „Besten” in Europa heute etwa halb so viele<br />
Getötete zu beklagen haben wie Österreich. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und<br />
Technologie präsentierte im Jahr <strong>2002</strong> das erste Österreichische <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> auf<br />
Basis einer wissenschaftlichen und interdisziplinären Analyse des Kuratoriums für<br />
Verkehrssicherheit. Im Vordergrund standen dabei die Reduktion der Zahl der Getöteten und<br />
Verletzten, Umsetzbarkeit, Finanzierbarkeit, politische und soziale Akzeptanz sowie Kosteneffizienz.<br />
Die vorliegende 3. Edition des Programms repräsentiert den Umsetzungsstand im Jahr 2009 und<br />
zeigt die Herausforderungen bis zum Ende des Jahres <strong>2010</strong> auf.<br />
Die Philosophie<br />
Verkehrssicherheit als komplexer Managementprozess muss nach marktwirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten geplant, umgesetzt und bewertet werden. Erfolgreiche Programme zeichnen sich<br />
durch Langfristigkeit und klar ausgearbeitete Methodik sowie einen detaillierten<br />
Maßnahmenkatalog mit Evaluierungsplan aus.<br />
Um die Effizienz des Programms zu gewährleisten, ist auch das Engagement der politischen<br />
EntscheidungsträgerInnen notwendig. Es müssen Reduktionsziele verankert und entsprechende<br />
finanzielle Mittel vorgesehen werden.<br />
Ebenso wichtig ist eine fortlaufende Überprüfung der Wirksamkeit. Es gilt deshalb, Vorgaben zu<br />
schaffen, wonach jede neue Maßnahme auf ihre Auswirkung auf die Verkehrssicherheit untersucht<br />
wird. So können erfolgreiche Aktivitäten verstärkt und aus Fehlern gelernt werden.<br />
Eine Plattform zum Erfahrungsaustausch und zur Abstimmung der Maßnahmen zwischen<br />
Bund, Ländern und Gemeinden ist eine weitere Grundvoraussetzung für den Erfolg des Programms.<br />
Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit während der gesamten Programmlaufzeit stellt eine<br />
möglichst breite Übereinstimmung der Bevölkerung sowie der EntscheidungsträgerInnen und<br />
PraktikerInnen auf allen Ebenen sicher.<br />
Die Struktur<br />
Es gibt kaum Verkehrssicherheitsmaßnahmen, die man heute noch neu erfinden müsste. Seit<br />
Beginn der Massenmotorisierung sind hohe Opferzahlen im Straßenverkehr zu beklagen und<br />
genauso lange reicht auch die Geschichte der Gegenmaßnahmen zurück. Über die Jahrzehnte<br />
standen dabei jeweils entweder das Versagen der VerkehrsteilnehmerInnen oder der Technik im<br />
Mittelpunkt. Heute besteht international der Trend, ein fehlertolerantes Verkehrssystem zu<br />
gestalten. Nicht nur die VerkehrsteilnehmerInnen sollen in Hinkunft für die Vermeidung von Unfällen<br />
verantwortlich sein, sondern verstärkt auch Infrastrukturbetreiber, Fahrzeugindustrie,<br />
Gebietskörperschaften, Ministerien, Medien und die Politik. Das Österreichische <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong><br />
trägt diesem Trend Rechnung.<br />
Eine Literaturstudie analysierte zunächst die internationalen Erfahrungen mit <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>en.<br />
Zu den betrachteten Ländern gehörten Belgien, Dänemark, Deutschland,<br />
Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Schweden, Slowenien,<br />
Spanien, Australien und Kanada.<br />
Weiters wurden das österreichische Unfallgeschehen und die Trendentwicklungen analysiert<br />
und mit internationalen Daten verglichen. Zusätzlich erfolgten eine Berechnung der<br />
- 4 -
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
volkswirtschaftlichen Unfallkosten und eine Untersuchung der Einstellungen der Bevölkerung zu<br />
Risiken im Straßenverkehr sowie der Akzeptanz von unterschiedlichen Verkehrssicherheitsmaßnahmen.<br />
Im Maßnahmenkatalog werden vier Handlungsfelder unterschieden: Mensch, Fahrzeug,<br />
Infrastruktur und verkehrspolitische sowie rechtliche Rahmenbedingungen. Eine Liste mit 31<br />
Schwerpunkten und über hundert konkreten Maßnahmen wurde einer wissenschaftlichen<br />
Bewertung und einer Prioritätsreihung unterzogen:<br />
Mensch Infrastruktur Fahrzeug Rahmenbedingungen<br />
Rückhaltesysteme und<br />
Sicherheitsausrüstung<br />
Sanierung von<br />
Unfallhäufungsstellen<br />
Unfalldatenspeicher<br />
Europäische<br />
Verkehrssicherheits-Charta<br />
Alkohol und andere Drogen Sicherheit auf Freilandstraßen Lkw-Sicherheit Verkehrssicherheitsbeirat<br />
Geschwindigkeit Tunnelsicherheit<br />
Führerscheinausbildung,<br />
Fahrtraining<br />
FußgängerInnensicherheit:<br />
Schwerpunkt Schutzwege<br />
Ermüdung und Ablenkung am<br />
Steuer<br />
Motorisierte<br />
ZweiradfahrerInnen<br />
Sicherheitsabstand<br />
Fahren mit Tagfahrlicht<br />
Verkehrserziehung<br />
Aktive und passive<br />
Fahrzeugsicherheit<br />
Unabhängige<br />
Unfalluntersuchungen<br />
GeisterfahrerInnen Lkw-Verkehr<br />
Sicherheitsmanagement im<br />
Ortsgebiet<br />
Road Safety Audit<br />
Road Safety Inspection<br />
Autobahnbaustellen –<br />
Gegenverkehrsbereiche<br />
Oberflächeneigenschaften von<br />
Fahrbahnbelägen<br />
Straßenseitige<br />
Verkehrstelematik<br />
Legislative<br />
Raumplanung:<br />
Raumordnungsgesetze<br />
Beeinflussung der<br />
Verkehrsmittelwahl<br />
Eisenbahnkreuzungen = NEU<br />
In einem Startpaket wurden zentrale Punkte kurzfristig umgesetzt, teilweise noch im Jahr <strong>2002</strong>.<br />
Darunter fielen Maßnahmen zu den Themenbereichen Gurt und Kindersitz, Drogen im Straßenverkehr,<br />
Abstand, Geschwindigkeit, motorisierte ZweiradfahrerInnen, FußgängerInnensicherheit,<br />
Unfallhäufungsstellen, Tunnelsicherheit und Autobahnbaustellen. Bis dato konnten so nennenswerte<br />
Maßnahmen wie die Mehrphasenausbildung, das Vormerksystem, der Einsatz der Alkohol-<br />
Vortestgeräte, die Section Control und die erfolgreiche Medienkampagne zu Gurt und Kindersitz<br />
umgesetzt werden.<br />
- 5 -<br />
31 Maßnahmenschwerpunkte<br />
Startpaket <strong>2002</strong>
Ziele bis <strong>2010</strong>:<br />
-50% Verkehrstote<br />
-20% Unfälle<br />
Zwischenziele 2004<br />
nicht erreicht<br />
Eckpfeiler<br />
erfolgreicher<br />
<strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>e<br />
Einleitung<br />
Die Ziele<br />
Verkehrssicherheit ist nicht zuletzt auch eine Frage der Ökonomie. Wir können es uns nicht<br />
leisten, im Bereich der Verkehrssicherheit überdurchschnittliche Verluste zu schreiben – wie<br />
Österreich mit seinen über 10 Mrd. Euro jährlichen volkswirtschaftlichen Unfallfolgekosten.<br />
Langfristige Grundsätze der österreichischen Verkehrssicherheitspolitik sind daher:<br />
Jede/r Tote und Schwerverletzte im Verkehr ist eine/r zuviel.<br />
Die nachhaltige Sicherheitsarbeit im Bereich der Bahn, der Luftfahrt und der<br />
Arbeitssicherheit soll für die Straße als Vorbild dienen.<br />
Eine gesunde Sozialwirtschaft hat schon allein aus ökonomischer Sicht die Pflicht,<br />
Unfallfolgekosten zu minimieren.<br />
Bis zum Jahr <strong>2010</strong> soll die Zahl der Getöteten um 50% reduziert werden. Ein solch ambitionierter<br />
Wert steht im Einklang mit zahlreichen nationalen Vorgaben innerhalb der EU und entspricht<br />
auch dem langfristigen Reduktionsziel der Europäischen Kommission. Für das Jahr 2004 wurde ein<br />
Reduktionsziel von 25% der Getöteten angestrebt, da angenommen wurde, dass in der ersten Phase<br />
nach Einführung eines <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>s das Reduktionspotential höher ist als in den<br />
Folgejahren. Diese Annahme konnte nicht bestätigt werden, da man die Trägheit des Systems in der<br />
Anlaufphase unterschätzt hatte.<br />
Bei den Unfällen mit Personenschaden wurde für das Jahr <strong>2010</strong> ein Reduktionsziel von 20%<br />
festgelegt. Das Zwischenziel für das Jahr 2004 war demnach eine Reduktion um 10%. Leider zeigte<br />
sich bisher bei der Zahl der Unfälle keine signifikante Verbesserung.<br />
Ziele bis <strong>2010</strong>: Ziele bis 2004:<br />
-50% Getötete* -25% Getötete*<br />
Subziel: Subziel:<br />
-20% Unfälle mit Personenschaden* -10% Unfälle mit Personenschaden*<br />
* Basis: Durchschnitt 1998-2000<br />
Merkmale erfolgreicher <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>e<br />
Die internationale Analyse von <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>en zeigt folgende Eckpfeiler, die<br />
ein erfolgreiches <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> bilden:<br />
mEntwicklung<br />
einer langfristigen Strategie in der Verkehrssicherheitspolitik auf Basis einer<br />
klaren Philosophie<br />
mFestlegung<br />
numerischer und kontrollierbarer Ziele<br />
mBeschluss<br />
des Programms auf der Ebene von Parlament/Regierung<br />
mEnge<br />
Kooperation zwischen den Gebietskörperschaften auf allen Ebenen<br />
mStaatliches<br />
Programmbudget, ergänzt durch Mittel von regionaler und lokaler Seite<br />
- 6 -
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
mDurchgängige<br />
Kommunikationsstrukturen zwischen den AkteurInnen und der Bevölkerung:<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung<br />
mProblemorientierte<br />
Maßnahmensetzung<br />
mRegelmäßige<br />
Sammlung von unfallkausalen Sicherheitsindikatoren, wie Geschwindigkeitsniveau,<br />
Gurtverwendungsquoten und Alkoholquoten<br />
mLaufende<br />
Überprüfung und Verbesserung des Programms in Hinblick auf die Zielerreichung<br />
Das österreichische Unfallgeschehen – ein Überblick<br />
In der Zeitreihe ist ein relativ robuster Abwärtstrend der Getötetenzahlen zu beobachten,<br />
während die Zahlen der Verletzten und Unfälle stagnieren. Der starke Rückgang bei den Getötetenzahlen,<br />
der sich in ähnlicher Weise auch in anderen Ländern Mittel- und Nordeuropas zeigt, ist vor<br />
allem durch verbesserte passive Sicherheit der Pkw, kürzere Reaktionszeiten der Rettungsdienste<br />
und bessere Notfallmedizin zu erklären.<br />
Index (1961=100%)<br />
Getötete<br />
Verletzte<br />
1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />
1973: Tempo 100km/h auf Bundesstraßen<br />
1974: Tempo 130km/h auf Autobahnen<br />
1976: Gurtpflicht ohne Strafe<br />
1984: Gurtpflicht mit Strafe<br />
1985/86: Sturzhelmpflicht<br />
Die Entwicklung der Absolutzahlen<br />
des Unfallgeschehens in Österreich:<br />
Die Unfall- und Verletztenzahlen<br />
haben sich seit 1961 wenig verändert,<br />
die Zahl der Getöteten wurde seit dem<br />
Spitzenwert im Jahr 1972 auf weniger<br />
als ein Viertel reduziert.<br />
Entwicklung der Unfallkenngrößen 1961 - 2007<br />
und die maßgebenden Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />
(Quelle: Statistik Austria)<br />
Unfälle Verletzte Getötete<br />
Unfälle<br />
100<br />
130<br />
1983: Beginn Rettungshubschraubereinsatz<br />
1988: Beginn des Alkomateinsatzes<br />
1990: Gurtanlegepflicht auf allen Sitzen<br />
1991: Stufenführerschein/Mopedausweis<br />
1992: Probeführerschein<br />
Beginn des Laser-Einsatzes<br />
1994: Kindersitz-Pflicht<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
- 7 -<br />
1997: 0,1 Promille für Moped, Bus und Lkw<br />
1998: Blutalkoholgrenzwert 0,5 Promille<br />
1999: B-Führerschein ab 17 Jahren (L17)<br />
2003: Einführung Mehrphasenfahrausbildung<br />
2005: Einführung des Vormerksystems<br />
Einführung Alkoholvortestgeräte<br />
Unfälle<br />
Verletzte<br />
Getötete<br />
Zahl der Getöteten<br />
sinkt<br />
Zahl der Unfälle und<br />
Verletzten stagniert
Im EU-Vergleich nur<br />
Mittelfeld<br />
Einleitung<br />
Im europäischen Vergleich erkennt man, dass Österreich im Mittelfeld liegt. Allerdings weisen<br />
die „besten“ Länder immer noch etwa doppelt so gute Werte auf.<br />
Malta<br />
25<br />
45<br />
Niederlande<br />
49 54 56<br />
Schweden<br />
Getötete nach Verkehrsbeteiligung 2007<br />
(Quelle: Statistik Austria)<br />
Motorrad<br />
(inkl. Leichtmotorrad)<br />
13,9%<br />
Freiland<br />
Landstraßen<br />
(L) 23,6%<br />
Freiland<br />
Landstraßen<br />
(B) 32,1%<br />
Großbritannien<br />
Dänemark<br />
Pkw 54,7%<br />
Anzahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten pro Million EinwohnerInnen 2006<br />
(Quelle: EUROSTAT)<br />
Deutschland<br />
62 64<br />
Finnland<br />
Luxemburg<br />
67 77<br />
Frankreich<br />
Irland<br />
Moped (inkl. Kleinmotorrad) 3,5%<br />
Fahrrad 5,4%<br />
86 87 88 92 93<br />
EU-27<br />
Österreich<br />
Getötete nach Straßenarten 2007<br />
(Quelle: Statistik Austria)<br />
Portugal<br />
Spanien<br />
Italien<br />
FußgängerInnen<br />
15,6%<br />
Sonstige<br />
2,6%<br />
Lkw 3,8%<br />
Bus 0,6%<br />
Freiland<br />
Sonstige Straßen Ortsgebiet<br />
7,1% Landstraßen<br />
(B) 8,1%<br />
Ortsgebiet<br />
Landstraßen<br />
(L) 6,9%<br />
Freiland<br />
Schnellstraßen<br />
1,3%<br />
Ortsgebiet<br />
Sonstige<br />
Straßen<br />
10,0%<br />
Freiland<br />
Autobahnen<br />
10,9%<br />
- 8 -<br />
96<br />
Belgien<br />
101<br />
104<br />
Tschechien<br />
107 111<br />
Slowakei<br />
Zypern<br />
129 131 135 149 152<br />
137<br />
115<br />
Rumänien<br />
Ungarn<br />
Slowenien<br />
Bulgarien<br />
Polen<br />
Griechenland<br />
Beim Vergleich der Getöteten nach Verkehrsbeteiligung<br />
stellen Pkw-InsassInnen mit 54,7% die<br />
mit Abstand größte Gruppe aller Getöteten dar.<br />
Danach folgen FußgängerInnen (15,6%), MotorradfahrerInnen<br />
und -beifahrerInnen (13,9%) und<br />
RadfahrerInnen (5,4%).<br />
Bei der Betrachtung der Trendentwicklung<br />
zeigt sich eine Zunahme des Anteils der Motorradtoten.<br />
Bei den Getöteten der anderen Verkehrsarten<br />
wurden größtenteils Reduktionen erzielt, die<br />
bei Pkw-InsassInnen besonders ausgeprägt waren.<br />
Bei Unfällen und Verletzten zeigen sich<br />
zuletzt Anstiege bei Moped und Fahrrad sowie bei<br />
Motorrad und FußgängerInnen.<br />
Die meisten Getöteten sind mit fast 65% auf<br />
Landesstraßen im Freiland zu beklagen. Ein Viertel<br />
der tödlichen Unfälle tritt im Ortsgebiet und 11%<br />
auf Autobahnen auf.<br />
Die Trendentwicklung bei den Getöteten zeigt<br />
Verbesserungen auf allen Straßenarten (sowohl im<br />
Ortsgebiet als auch im Freiland), wobei jene auf<br />
Landesstraßen (B) am stärksten ausgefallen sind.<br />
Bei Unfällen und Verletzten bleiben die<br />
Rückgänge auf das Freiland beschränkt, während<br />
die Werte im Ortsgebiet stagnieren. Am wenigsten<br />
konnten sich hier in den letzten Jahren die<br />
Gemeindestraßen verbessern.<br />
Estland<br />
178<br />
Lettland<br />
Litauen<br />
224
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Volkswirtschaftliche Kosten der Straßenverkehrsunfälle<br />
Folgende volkswirtschaftliche Kostenarten haben in der Österreichischen Unfallkostenrechnung<br />
das größte Gewicht:<br />
mWert<br />
des menschlichen Leids (49%)<br />
mKosten<br />
von Sachschäden (22%)<br />
mVerlust<br />
an Leistungspotenzial (18%)<br />
mVerwaltungskosten<br />
Versicherungen (7%)<br />
mRechtskosten<br />
(2%)<br />
mMedizinische<br />
Behandlungskosten (1%)<br />
Durch Summierung der einzelnen Kostenarten ergeben sich folgende Unfallkosten nach<br />
Verletzungsgrad bzw. Schadensart: Die Gesamtkosten für Unfälle im Straßenverkehr belaufen sich in<br />
Österreich auf gut fünf Milliarden Euro jährlich. Diese Zahl steigt auf über zehn Milliarden Euro,<br />
sofern – wie heute internationaler Standard – der Wert des menschlichen Leids mit eingerechnet<br />
wird.<br />
Kostenträger<br />
Kosten (€), inkl.<br />
menschliches Leid<br />
Kosten (€), ohne<br />
menschliches Leid<br />
Getötete/r 2.461.345 1.287.004<br />
Schwerverletzte/r 291.275 55.925<br />
Leichtverletzte/r 20.896 2.792<br />
Sachschaden (pro Unfall) 4.075 4.075<br />
Analyse der Einstellungen von VerkehrsteilnehmerInnen<br />
Quelle: Herry Consult, Zentrum<br />
Transportwirtschaft und Logistik (ZTL),<br />
Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />
(KfV): Unfallkostenrechung Straße<br />
2007 unter Berücksichtigung des<br />
menschlichen Leids (Willingness to<br />
Pay), im Auftrag des BMVIT. Wien 2007<br />
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit befragte <strong>2002</strong> im Rahmen der europaweiten Studie<br />
„SARTRE 3” österreichische AutofahrerInnen zu den möglichen Unfallursachen im Straßenverkehr,<br />
wobei sich folgendes Meinungsbild ergab:<br />
Wie oft glauben Sie, sind Verkehrsunfälle auf folgende Ursachen zurückzuführen?<br />
Quelle: KfV (SARTRE 3)<br />
Zu schnelles Fahren<br />
Fahren unter Alkoholeinfluss<br />
Zu dichtes Auffahren<br />
Fahren bei Müdigkeit<br />
Ungünstige Witterungsbedingungen<br />
Handynutzung ohne Freisprecheinrichtung<br />
Verkehrsstaus<br />
Abgefahrene Reifen<br />
Fahren unter Drogen<br />
Schlechte Bremsen<br />
Fahren unter Medikamenten<br />
Mangelhafte Fahrzeugbeleuchtung<br />
Schlechter Straßenzustand<br />
Fehlerhafte Lenkung<br />
Handynutzung mit Freisprecheinrichtung<br />
19<br />
21<br />
15<br />
25<br />
35<br />
38<br />
35<br />
36<br />
32<br />
39<br />
29<br />
42<br />
84<br />
86<br />
88<br />
83<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />
- 9 -<br />
36<br />
38<br />
49<br />
51<br />
54<br />
55<br />
55<br />
58<br />
73<br />
68<br />
71<br />
61<br />
65<br />
80<br />
EU-Sartre 3 Österr. Sartre 3<br />
10 Milliarden Euro<br />
Unfallkosten pro Jahr<br />
(unter Einrechnung<br />
des Werts des<br />
menschlichen Leids)
ÖsterreicherInnen<br />
schätzen<br />
Hauptunfallursachen<br />
realistisch ein<br />
Eigene Vergehen<br />
werden ungern<br />
zugegeben<br />
Verstärkte<br />
Überwachung und<br />
härtere Strafen<br />
werden befürwortet<br />
ÖsterreicherInnen<br />
gegenüber neuen<br />
Verkehrstechnologien<br />
eher skeptisch<br />
Einleitung<br />
Insgesamt fühlen sich österreichische AutofahrerInnen durch Verkehrsunfälle ähnlich stark<br />
beunruhigt wie durch Arbeitslosigkeit. Die tatsächlichen Hauptunfallgefahren werden sehr<br />
realistisch eingeschätzt: zu hohe Geschwindigkeit, Alkoholisierung, zu geringer Abstand und<br />
Müdigkeit. Österreichische AutofahrerInnen geben allerdings die eigenen riskanten Fahrmanöver,<br />
wie Einfahren in den Kreuzungsbereich bei Gelb, knappes Überholen oder dichtes Auffahren, vergleichsweise<br />
seltener zu als die LenkerInnen aus anderen europäischen Ländern.<br />
Was Maßnahmen zur Hebung der Verkehrssicherheit betrifft, lassen sich in Österreich folgende<br />
Grundtendenzen feststellen:<br />
mMehr<br />
als zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass Überwachung und Bestrafung<br />
von Verkehrsdelikten der Verkehrssicherheit dienlich sind und befürworten sowohl eine<br />
verstärkte Überwachung der Verkehrsregeln als auch härtere Strafen für Verkehrsvergehen.<br />
Im europäischen Vergleich ist die Zustimmung zu diesen Maßnahmen<br />
mehrheitlich größer.<br />
mHärtere<br />
Strafen für Fahren unter Alkoholeinfluss werden von vier von fünf Befragten<br />
befürwortet, die Senkung der derzeit geltenden Alkohollimits von rund einem Drittel.<br />
Damit liegt Österreich europaweit allerdings jeweils nur an vorletzter Stelle. In den<br />
meisten europäischen Ländern ist die Zustimmung zu höheren Strafen für alkoholisiertes<br />
Fahren und einer Senkung des Alkohollimits deutlich höher.<br />
mRund<br />
drei Viertel der österreichischen AutofahrerInnen stimmen dem Ziel der europäischen<br />
Union zu, die Anzahl der Getöteten im Straßenverkehr in den nächsten zehn<br />
Jahren um mindestens 50% zu reduzieren. Damit liegt Österreich eher im Schlussfeld.<br />
mAuch<br />
hinsichtlich der Einführung neuer Technologien zur Hebung der Verkehrssicherheit,<br />
wie Geschwindigkeitsbegrenzer, Alkoholmess-, Navigations- oder Stauwarngeräte, sind<br />
die österreichischen AutofahrerInnen im europäischen Vergleich eher skeptisch.<br />
- 10 -
Handlungsfeld Mensch<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Handlungsfeld Mensch<br />
Rückhaltesysteme und Sicherheitsausrüstung<br />
Ziel ist es, durch geeignete Maßnahmen die Gurtanlegequote auf das Niveau der Spitzenreiter<br />
Europas zu heben. Besonderes Augenmerk muss dabei auf die MitfahrerInnen auf den Rücksitzen<br />
gelegt werden. Parallel zur Durchführung anderer Maßnahmen soll kontinuierliche Bewusstseinsbildung<br />
auf breiter Basis erfolgen. Dabei sind alle Medien einzubeziehen. Erste Schritte wurden<br />
bereits mit den Gurtkampagnen „Sind Sie Sicher“ (2001) und „Gurte retten Leben“ (2005/06) des<br />
BMVIT gesetzt. Neben solchen öffentlichkeitswirksamen Aktionen gibt es nach einem gezielten<br />
Einsatzplan Überwachungsschwerpunkte der Exekutive zum Thema Gurt.<br />
Die Entwicklung von Systemen, welche die FahrzeuginsassInnen unmissverständlich an die<br />
Verwendung des Sicherheitsgurts erinnern, wird auf EU-Ebene unterstützt.<br />
Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung der Verwendungsquote für Rückhalteeinrichtungen für Kinder<br />
auf zumindest 95%. Die Maßnahmen im Bereich Kindersicherung werden mit jenen zum<br />
Sicherheitsgurt gekoppelt. Zusätzlich sollen Maßnahmen zur korrekten Verwendung von<br />
Kindersitzen ergriffen werden, um die hohe Rate der Fehlbedienungen zu reduzieren. Die Europäische<br />
„Gürteltier“-Kampagne EUCHIRES zielt auf die Sicherung von Kindern zwischen sieben und zwölf<br />
Jahren ab und wurde seit 2007 auch in Österreich erfolgreich durchgeführt (www.gordy.at). Fehlende<br />
oder falsche Kindersicherung wird seit 2005 im Rahmen des Vormerksystems geahndet.<br />
Obwohl derzeit keine gesetzliche Vorschrift für Radhelme geplant ist, sollte durch<br />
Öffentlichkeitsarbeit die verletzungslindernde Wirkung von Radhelmen – vor allem für Kinder – ins<br />
Bewusstsein der Eltern gerückt werden.<br />
Verletzungsschwere<br />
verunglückter Pkw-<br />
LenkerInnen 2007 (Quelle: KfV)<br />
9,6% der nicht angegurteten<br />
UnfalllenkerInnen wurden im Jahr<br />
2007 getötet (23,5% schwer<br />
verletzt). Bei den angeschnallten<br />
LenkerInnen wurden hingegen nur<br />
0,8% getötet und 7,1% schwer<br />
verletzt.<br />
Rückhaltesysteme und<br />
Kindersicherung 1999-2007<br />
(Quelle: KfV)<br />
Die Sicherheitsreserve Gurt ist noch<br />
nicht ausgeschöpft: Trotz eines<br />
Aufwärtstrends in den vergangenen<br />
Jahren waren zuletzt 89%<br />
der LenkerInnen und Beifahrer-<br />
Innen angegurtet, aber nur erschreckende<br />
49% der Mitfahrer-<br />
Innen auf den Rücksitzen. Der<br />
Anteil der gesicherten Kinder sank<br />
2007 auf 82%.<br />
mit Gurt<br />
(insgesamt 20.662)<br />
Schwer<br />
Nicht verletzt<br />
erkennbaren 7,1% Getötet<br />
Grades<br />
0,8%<br />
10,3%<br />
44,9%<br />
41,4%<br />
Leicht verletzt 81,7%<br />
Nicht<br />
erkennbaren<br />
Grades<br />
12,3%<br />
ohne Gurt<br />
(insgesamt 1.361)<br />
90,8%<br />
89,1%<br />
85,8%<br />
84,7%<br />
83,0% 83,1%<br />
74,4% 74,2%<br />
71,0%<br />
73,9%<br />
71,8%<br />
70,0%<br />
74,4%<br />
61,6%<br />
75,6%<br />
77,2%<br />
58,2%<br />
55,8%<br />
43,4%<br />
88,4%<br />
82,9%<br />
81,5%<br />
51,7%<br />
58,2%<br />
Schwer<br />
verletzt<br />
23,5%<br />
Leicht verletzt 54,6%<br />
48,9%<br />
1999 2000 2001 <strong>2002</strong> 2003 2004 2005 2006 2007<br />
- 11 -<br />
Getötet<br />
9,6%<br />
Kinder gesichert<br />
LenkerInnen<br />
angegurtet<br />
erwachsene<br />
MitfahrerInnen<br />
auf Rücksitzen<br />
angegurtet<br />
Ziel:<br />
Sicherheitsgurtquote<br />
auf das Niveau der<br />
Besten Europas<br />
heben<br />
Sicherheitsgurtwarner<br />
Ziel:<br />
Kindersicherung 95%<br />
Radhelme
Handlungsfeld Mensch<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
in Prozent<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
98<br />
99<br />
97<br />
97 98<br />
99<br />
92<br />
94 93 93<br />
93<br />
90<br />
86<br />
88 88<br />
86<br />
84<br />
84<br />
80<br />
77<br />
Österreich<br />
Belgien<br />
Tschechien<br />
Deutschland<br />
Dänemark<br />
Frankreich<br />
Finnland<br />
58<br />
59<br />
Ortsgebiet Freiland Autobahn<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Rückhaltesysteme:<br />
Ungarn<br />
Irland<br />
93 94<br />
Gurtanlegequote<br />
von Pkw-<br />
LenkerInnen<br />
2006 im<br />
internationalen<br />
Vergleich<br />
(Quelle: IRTAD, KfV)<br />
Irland 2001;<br />
Portugal 2004/2005;<br />
Ungarn 2005<br />
Im Vergleich mit<br />
anderen Ländern der<br />
EU liegt Österreich<br />
im Mittelfeld.<br />
! Informationsbroschüre „Sicher unterwegs – Kindersicherheit im Auto“ und Info-<br />
Folder zur breiten Verteilung u.a. über den Fachhandel; Neuauflage 2008<br />
! Schaffung und laufende Betreuung einer Homepage (www.autokindersitz.at)<br />
! Kampagnen: „Sind Sie Sicher“, „Gurte retten Leben“, EUCHIRES (Gordy)<br />
! Fehlende oder falsche Kindersicherung als Vormerkdelikt<br />
! Zielgerichtete und verdichtete Überwachung<br />
! Kontinuierliche Evaluierung der Gurtquoten<br />
! Basistraining für KindersitzverkäuferInnen und Schulung von MultiplikatorInnen (wie<br />
Exekutive, Hebammen und KinderärztInnen)<br />
! Merkblätter über Kindersicherung für nichtdeutschsprachige LenkerInnen in 10<br />
Sprachen zur Verteilung über Fachhandel, Autofahrerclubs und Fahrschulen<br />
! Unterstützung der Initiativen im Bereich Sicherheitsgurtwarner auf EU-Ebene<br />
! Radhelme: Öffentlichkeitsarbeit<br />
Reduktionspotential: bis zu 90 Getötete jährlich<br />
- 12 -<br />
77<br />
74<br />
69<br />
Niederlande<br />
89<br />
86<br />
Portugal<br />
94<br />
75<br />
Polen<br />
83<br />
85<br />
98<br />
94<br />
92 91<br />
Schweden<br />
67<br />
Slovenien
Alkohol und andere Drogen<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Das Delikt „Alkohol am Steuer“ stellt eine der häufigsten Unfallursachen dar und ist mit einer<br />
hohen Dunkelziffer behaftet. Als generalpräventive Maßnahme wurde die verdachtslose<br />
Alkoholkontrolle aller beteiligten LenkerInnen eines Unfalls mit Personenschaden eingeführt.<br />
Der Einsatz von Alkohol-Vortestgeräten bedeutet für die Exekutive eine nennenswerte<br />
Erleichterung bei der Überwachung und wurde in einem Pilotprojekt getestet. Aufgrund des großen<br />
Erfolgs werden weitere Geräte angeschafft, um die Kontrolldichte weiter zu erhöhen. Darüber soll<br />
auch die Öffentlichkeit laufend informiert werden. Die regelmäßige Erhebung der Alkoholquoten<br />
im Straßenverkehr ist ein wesentlicher Sicherheitsindikator und soll – wie in einigen Ländern der EU<br />
Standard – auch in Österreich durchgeführt werden.<br />
Die Europäische „BOB-Kampagne“ läuft in Österreich unter dem Titel „0,0 for friends“. Der<br />
„friend“ ist jeweils derjenige einer Gruppe, der an diesem Abend nichts Alkoholisches trinkt, weil er<br />
die anderen nach Hause fährt. In Niederösterreich und der Steiermark wurde eine solche Kampagne<br />
in den Jahren 2006/07 erfolgreich durchgeführt (www.forfriends.org). Eine Ausweitung auf ganz<br />
Österreich wird angestrebt.<br />
Alkohol-Interlock-Systeme veranlassen die FahrerInnen vor Antritt der Fahrt zu einem Alko-<br />
Test (mittels eingebautem Alkomat). Das Fahrzeug ist nur zu bewegen, wenn bei diesem Test keine<br />
illegal erhöhten Werte festgestellt werden. In Österreich sollen die Voraussetzungen für ein<br />
Pilotprojekt geprüft werden (Alkohol-Interlocks als Teil der psychologischen (Langzeit-)<br />
Rehabilitation von Alko-LenkerInnen und Grundlagen für die notwendigen rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen).<br />
Auf gesetzlicher Ebene soll ein abgestuftes und an den Gefahrengrad der Übertretung<br />
angepasstes Sanktionsmodell geschaffen werden.<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
0<br />
4290 4180 4282<br />
3046 2860 3068<br />
141<br />
115<br />
123 118<br />
Alkoholunfälle 1990-2007<br />
Quelle: Statistik Austria<br />
Verletzte bei Alkoholunfällen Alkoholunfälle<br />
Getötete bei Alkoholunfällen<br />
3855 4041 3888<br />
2711 2852 2655<br />
2530 2482 2468<br />
2225 2574 2559 2736 2841 2835 2746<br />
2579<br />
2736 2731<br />
131<br />
113<br />
3540 3479<br />
81<br />
96<br />
3126<br />
82<br />
3439 3673 3517<br />
68 69<br />
3901 4020 4017 3825 3565 3819<br />
92 84<br />
Beim Problemkreis „Alkohol am Steuer” bestehen zwischen der offiziellen Statistik und den<br />
Ergebnissen von Detailstudien des KfV nennenswerte Unterschiede: Bei bis zu 15% aller<br />
Unfallbeteiligten (ausschließlich Unfälle mit Todesfolge) liegt eine Alkoholbeeinflussung vor, bei<br />
Alleinunfällen erhöht sich der Anteil sogar auf über 30%. Der „Alleinunfall im Freiland“ ist mit einem<br />
Anteil von 44% der dabei am häufigsten vertretene Unfalltyp. Die Altersgruppe der 15-24-Jährigen<br />
steht mit einem Anteil von 45% an erster Stelle. Jede/r fünfte alleinverunfallte Alko-LenkerIn ist der<br />
Behörde bereits wegen Alkoholdelikten im Straßenverkehr bekannt. Zum Teil liegt schon ein<br />
Führerscheinentzug wegen Alkohols vor.<br />
67<br />
57 56 56<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 <strong>2002</strong> 2003 2004 2005 2006 2007<br />
93<br />
- 13 -<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Verpflichtender Alko-<br />
Check für alle<br />
unfallbeteiligten<br />
LenkerInnen<br />
Alkohol-<br />
Vortestgeräte<br />
„0,0 for friends“:<br />
wer fährt, bleibt<br />
nüchtern<br />
Alkohol-Interlocks<br />
Abgestufte<br />
Sanktionen je nach<br />
Alkoholisierungsgrad
Hohe Dunkelziffer bei<br />
drogenbedingten<br />
Unfällen<br />
Forschungsprojekt<br />
DRUID<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
Die Dunkelziffer bei drogenbedingten Unfällen liegt noch um ein Vielfaches höher als bei<br />
Alkohol. Nur durch eine spezielle Ausbildung und entsprechend zuverlässige Testgeräte sind die<br />
ExekutivbeamtInnen in der Lage, DrogenlenkerInnen bei einer Verkehrskontrolle zu identifizieren.<br />
Auch die mit der Begutachtung von mutmaßlich Drogenbeeinträchtigten betraute Ärzteschaft<br />
bedarf einer speziellen Schulung. Die so genannte „Ärztepool-Verordnung“ wird zusätzlich dazu<br />
beitragen, das Netz der für Drogentests zur Verfügung stehenden ÄrztInnen zu verdichten. Die<br />
Überwachung soll intensiviert und zielgerichtet erfolgen.<br />
Im Rahmen des EU-weiten Forschungsprojekts DRUID, an dem mehrere Österreichische<br />
Institutionen beteiligt sind, werden die Möglichkeiten zur Festlegung von Drogengrenzwerten<br />
untersucht und Methoden zur Drogen-Vortestung erarbeitet. Die Ergebnisse werden <strong>2010</strong> vorliegen<br />
und sollen direkt in die weitere Vorgangsweise in Österreich Eingang finden.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
In DRUID werden auch Europäische Rehabilitationsmodelle für alkohol- und drogenauffällige<br />
Lenker verglichen und die „Best Practices“ ermittelt.<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Alkoholmissbrauch am Steuer wird seit 2005 im Rahmen des Vormerksystems<br />
geahndet.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Alkohol und andere Drogen:<br />
! Alko-Check bei allen unfallbeteiligten LenkerInnen (Unfälle mit Personenschaden)<br />
! Alkohol-Vortestgeräte: Pilotstudie, Anschaffung weiterer Geräte und intensivierte<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
! Regelmäßige Erhebung der Alkoholquote auf wissenschaftlicher Basis<br />
! Übernahme der international erfolgreichen „BOB-Kampagne“ als „0,0 for friends“<br />
! Alkohol-Interlock: Prüfung der Voraussetzungen für ein Pilotprojekt (Rehabilitation,<br />
rechtliche Rahmenbedingungen), Unterstützung der Initiativen auf EU-Ebene<br />
! Adaptiertes, abgestuftes Sanktionsmodell für Alko-LenkerInnen<br />
! Schulung der Exekutive im Bereich der Drogenerkennung<br />
! Schulung der ÄrztInnen im Bereich der Drogenerkennung (Pilotstudie) und<br />
Verdichtung des Netzes<br />
! Intensivierte Kontrolltätigkeit der Exekutive<br />
! Drogengrenzwerte und Drogen-Vortestgeräte: Forschung und Entwicklung im EU-<br />
Projekt DRUID<br />
! Rehabilitationsmodelle für alkohol- und drogenauffällige LenkerInnen (DRUID)<br />
! Alkoholmissbrauch am Steuer als Vormerkdelikt<br />
- 14 -<br />
Reduktionspotential: bis zu 100 Getötete jährlich<br />
Foto
Geschwindigkeit<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Die Einhaltung von Tempolimits ist umso besser, je höher die von den LenkerInnen subjektiv<br />
erlebte Kontrolldichte ist. Nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ sollten Überwachungskampagnen<br />
künftig stärker in den Medien – und auch an Ort und Stelle – kommuniziert werden.<br />
Damit einher gehen auch die kontinuierliche Evaluierung und Effizienzsteigerung der<br />
Überwachungsmaßnahmen. Im Sinne einer generalpräventiven Wirkung werden auch die gesetzlich<br />
vorgesehenen Strafsätze für Geschwindigkeitsdelikte erhöht.<br />
Zum Thema der anlagebedingten Anpassung von Tempolimits auf Freilandstraßen laufen<br />
bereits Modelle in mehreren Bundesländern, deren Ergebnisse ausgewertet werden. Eine einheitliche<br />
Vorgangsweise wird in Folge für das gesamte Bundesgebiet angestrebt.<br />
Eine sehr gute Wirksamkeit lässt sich mit Systemen erzielen, die die Einhaltung des Tempolimits<br />
nicht punktuell, sondern auf ganzen Streckenabschnitten überwachen (Section Control). Diese<br />
Technologie soll auf besonders unfallträchtigen Strecken und in Baustellenabschnitten verstärkt<br />
eingesetzt werden, wobei den Fragen der Rechtssicherheit und des Datenschutzes besonderes<br />
Augenmerk gewidmet wird.<br />
Die Statistik macht<br />
deutlich, dass nicht angepasste<br />
Geschwindigkeit die<br />
mit Abstand häufigste Unfallursache<br />
darstellt. International<br />
geht man davon aus,<br />
dass eine Reduktion der<br />
mittleren Geschwindigkeit<br />
um 1 km/h eine durchschnittliche<br />
Unfallreduktion von 3%<br />
mit sich bringt.<br />
Nennenswerte Unfallreduktionen können durch das Fahrerassistenzsystem „Intelligente<br />
Geschwindigkeitsassistenz“ erzielt werden. Die FahrerInnen werden über das lokal verordnete<br />
Tempolimit informiert und bei Überschreitung gewarnt. Diese Technologie konnte im Rahmen der<br />
BMVIT-Technologie-Initiative I2-Intelligente Infrastruktur erfolgreich getestet werden<br />
(www.roncalli-telematics.com).<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Geschwindigkeit:<br />
80<br />
Dänemark Niederlande<br />
70<br />
Finnland** Norwegen<br />
Irland*** Schweiz<br />
Lichtenstein Zypern<br />
Schweden* Malta<br />
* 70/90/110km/h nach Beschilderung<br />
** 80/100km/h nach Beschilderung<br />
Belgien Luxemburg<br />
Bulgarien Polen****<br />
Estland Portugal<br />
Estland Rumänien<br />
Griechenland Slowakei<br />
Island Slowenien<br />
Italien Spanien<br />
Kroatien Tschechien<br />
Lettland Türkei<br />
Litauen Ungarn<br />
Großbritannien<br />
Deutschland<br />
Österreich<br />
! Verstärkte Informationsarbeit über Überwachungsschwerpunkte<br />
! Einführung höherer Strafrahmen für Geschwindigkeitsdelikte<br />
! Kontinuierliche Evaluierung und Effizienzsteigerung der Überwachungsmaßnahmen<br />
! Tempolimits auf Freilandstraßen je nach Anlageverhältnissen<br />
! Einführung der „Section Control“<br />
! Pilotversuch „Intelligente Geschwindigkeitsadaption“: Projekt RONCALLI<br />
90<br />
Reduktionspotential: bis zu 250 Getötete jährlich<br />
- 15 -<br />
96<br />
100<br />
*** Landesstraßen: 80 km/h, Bundesstraßen: 100 km/h<br />
**** 90/100/110km/h nach Beschilderung<br />
Tempolimits werden<br />
eher eingehalten,<br />
wenn subjektiv<br />
erlebte Kontrolldichte<br />
hoch ist<br />
Section Control auf<br />
unfallträchtigen<br />
Streckenabschnitten<br />
Intelligente<br />
Geschwindigkeitsassistenz
Mehrphasenausbildung<br />
Vormerksystem<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
Führerscheinausbildung, Fahrtraining<br />
Ein neues Ausbildungsmodell, in dem junge FahrerInnen nach der Führerscheinprüfung<br />
zumindest ein Jahr weiter begleitet werden, wurde 2003 eingeführt. Die Mehrphasenausbildung<br />
steht unter dem Motto: Bewusstseinsbildung, richtige Selbsteinschätzung, längere Begleitung und<br />
aktive Einbindung der TeilnehmerInnen. Die erfolgreiche Evaluierung zeigt auch Möglichkeiten für<br />
eine weitere Optimierung des Modells für Pkw-LenkerInnen auf. Bereits jetzt konnten so die Unfälle<br />
von FahranfängerInnen um 30% reduziert werden.<br />
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Unfallgeschehen nicht gleichmäßig über die<br />
Bevölkerung verteilt ist, sondern ein geringer Prozentsatz von LenkerInnen überdurchschnittlich<br />
viele Unfälle verursacht. Diese kleine Gruppe korreliert gut mit jener der notorischen ÜbertreterInnen<br />
von Verkehrsregelungen.<br />
Mit dem Vormerksystem wurde ein Modell zur effizienten und unbürokratischen Verfolgung<br />
von HochrisikolenkerInnen geschaffen, für die nun zum Schutz der Allgemeinheit verschärfte<br />
Sanktionen und Nachschulungsmaßnahmen zur Anwendung kommen. Dieses Modell ähnelt dem<br />
so genannten Punkteführerschein, der bereits in einer Reihe von Europäischen Ländern existiert. Ein<br />
Katalog für deliktspezifische Vorgaben für Nachschulungen wurde ausgearbeitet. Das Vormerksystem<br />
wurde einer Evaluation unterzogen.<br />
Im Einklang mit geltendem EU-Recht ist – v.a. im Sinne der Fälschungssicherheit – der<br />
Führerschein regelmäßig zu erneuern.<br />
Punkteführerschein in der Europäischen Union<br />
Punkteführerschein<br />
in Vorbereitung<br />
ähnliches System<br />
- 16 -
Bei den jungen FahrerInnen<br />
starben im<br />
Jahr 2006 allein 48 18und<br />
19-Jährige auf der<br />
Straße, womit fast 7%<br />
aller Getöteten in diesen<br />
beiden Altersstufen<br />
zu verzeichnen<br />
waren. Österreich bildet<br />
immer noch ein<br />
Schlusslicht der Union.<br />
Ungarn 2003<br />
Italien/Luxemburg 2004<br />
Irland 2005<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Bei der Mopedausbildung werden grundlegende Reformmaßnahmen vorbereitet. So sollen die<br />
Voraussetzungen für die Erlangung eines Mopedausweises für alle Alterskategorien vereinheitlicht<br />
werden. Im Zuge der praktischen Ausbildung sollen jedenfalls auch Fahrstunden im Verkehr<br />
absolviert werden müssen.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
56<br />
Niederlande<br />
Getötete Pkw-InsassInnen 18-20 Jahre<br />
pro Mio. Einwohner dieser Altersgruppe im Jahr 2006<br />
Quelle: IRTAD<br />
132 133 135 139 141 143<br />
102 107<br />
113 114<br />
81 82<br />
148<br />
180<br />
159 162<br />
Schweden<br />
Portugal<br />
Ungarn<br />
Spanien<br />
Großbritannien<br />
Das Projekt Close-To verfolgt in zwölf Europäischen Ländern den viel versprechenden Ansatz,<br />
FahrschülerInnen mit jungen VerkehrsstraftäterInnen zu konfrontieren, die Verkehrsunfälle<br />
verschuldet haben. Diese erfolgreiche Methode soll bis zum Jahr <strong>2010</strong> weiter ausgebaut<br />
werden (www.close-to.net).<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Führerscheinausbildung und Fahrtraining:<br />
! Einführung der Führerschein-Mehrphasenausbildung<br />
! Evaluierung der Mehrphasenausbildung für Pkw-LenkerInnen<br />
! Evaluierung der Mehrphasenausbildung für MotorradlenkerInnen<br />
! Einführung des Vormerksystems<br />
! Evaluierung des Vormerksystems<br />
! Regelmäßige Erneuerung des Führerscheins im Einklang mit EU-Regelungen<br />
! Mopedausbildung: Reformmaßnahmen<br />
! Durchführung des Projekts „Close-To“: Peer-Erziehung für FahranfängerInnen<br />
Griechenland<br />
Italien<br />
Luxemburg<br />
Dänemark<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Reduktionspotential: bis zu 150 Getötete jährlich<br />
- 17 -<br />
Polen<br />
Tschechien<br />
Belgien<br />
Österreich<br />
Finnland<br />
Irland<br />
213<br />
260<br />
Slowenien<br />
Reform der<br />
Mopedausbildung<br />
„Close-To“: UnfalllenkerInnen<br />
berichten<br />
in Fahrschulen von<br />
ihren traumatischen<br />
Erfahrungen
Bewusstseinsbildende<br />
Maßnahmen<br />
und Erhöhung der<br />
Strafen<br />
Bessere<br />
Sichtbeziehungen<br />
zwischen LenkerInnen<br />
und FußgängerInnen<br />
Verbesserte<br />
Schutzweggestaltung<br />
Beleuchtung von<br />
Schutzwegen<br />
Schulwegpläne<br />
Tempolimits bei<br />
Kindergärten und<br />
Schulen<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
FußgängerInnensicherheit: Schwerpunkt Schutzwege<br />
Zum Schutz der FußgängerInnen wurden zunächst die Mindeststrafsätze für Vorrangverletzungen<br />
deutlich angehoben. Die Gefährdung von FußgängerInnen am Schutzweg wird seit<br />
2005 im Rahmen des Vormerksystems geahndet. Weiters finden in ganz Österreich bewusstseinsbildende<br />
Aktionen zum Thema „Rücksichtnahme auf nicht motorisierte VerkehrsteilnehmerInnen“<br />
statt. Die bestehenden Richtlinien werden überarbeitet. Bestehende Schutzwege sollen sicherheitstechnisch<br />
überprüft werden.<br />
Das Maßnahmenpaket sieht auch die örtliche Verbesserung der Sichtbeziehungen bei<br />
FußgängerInnenquerungen vor. Hier sollen verstärkt Gehsteigvorziehungen zum Einsatz kommen.<br />
Auch die Durchsetzung der relevanten Halte- und Parkverbote im Bereich von Schutzwegen wird<br />
eingefordert. Ein wesentlicher Beitrag zur Bewusstseinsbildung besteht in der verstärkten<br />
Überwachung durch die Exekutive.<br />
In einem Forschungsprojekt wurden 19 unterschiedliche Zusatzausstattungen für Schutzwege<br />
evaluiert. Die Vorher-Nacher-Vergleiche zeigten, dass bauliche Gestaltungsvarianten (z.B. Mittelinseln,<br />
Aufpflasterungen) am besten geeignet sind, die Anhaltebereitschaft der Kfz-LenkerInnen zu<br />
erhöhen, gefolgt von verschiedenen Formen der Signalisierung und Bodenmarkierungen.<br />
Die Verbesserung der Beleuchtung von Schutzwegen wird in einem vom Verkehrssicherheitsfonds<br />
unterstützten Projekt in Tirol forciert, das als Vorbild für Gemeinden in ganz Österreich dienen kann.<br />
Im Rahmen der Initiative Schulwegpläne werden für SchülerInnen von Volksschulen,<br />
Hauptschulen und AHS-Unterstufen Straßenkarten und Gefahrenhinweise für die tägliche Strecke<br />
zur und von der Schule erstellt.<br />
Künftig sollen auch zeitlich eingeschränkte Tempolimits zum Einsatz kommen, v.a. im Bereich<br />
von Kindergärten und Schulen während deren Betriebszeiten, wobei moderne Wechselverkehrs-<br />
zeichen statische Schilder ablösen sollen.<br />
Die Zahl der Unfälle auf ungeregelten<br />
Schutzwegen hat nach einer deutlichen<br />
Verringerung Mitte der 90er Jahre wieder<br />
zugenommen. Der Vorrang für Fußgänger-<br />
Innen auf Schutzwegen ist in der StVO seit<br />
1994 verankert. Seitdem hat sich die<br />
Situation allerdings nicht verbessert.<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
- 18 -<br />
Unfälle auf Schutzwegen 1990 - 2007<br />
Quelle: Statistik Austria<br />
589 624 576 577<br />
599<br />
694 694<br />
727 734<br />
699 719 721 704 786<br />
666<br />
637<br />
488<br />
553<br />
483<br />
501<br />
501<br />
415<br />
381 398 401 395<br />
363<br />
374 339 363<br />
319 333<br />
415 429<br />
362 368<br />
0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 <strong>2002</strong> 2003 2004 2005 2006 2007<br />
ungeregelte Schutzwege (inkl. „sonstige”) geregelte Schutzwege
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich FußgängerInnensicherheit:<br />
! Höhere Mindeststrafen für Vorrangverletzungen bei Schutzwegen<br />
! Bewusstseinsbildende Aktionen in ganz Österreich<br />
! Überprüfung von bestehenden Schutzwegen, Überarbeitung der betreffenden<br />
Richtlinie (Querungshilfen)<br />
! Verbesserung der Sichtbeziehungen bei FußgängerInnenquerungen<br />
! Untersuchung von sicherheitsförderlichen Zusatzausstattungen für Schutzwege<br />
! Verstärkte Kontrolle bei Schutzwegen in Abstimmung mit den Aktionen<br />
! Schulwegpläne<br />
! Zeitlich eingeschränkte Tempolimits bei Kindergärten und Schulen<br />
! Gefährdung von FußgängerInnen am Schutzweg als Vormerkdelikt<br />
Ermüdung und Ablenkung am Steuer<br />
Reduktionspotential: bis zu 10 Getötete jährlich<br />
Die Europäische Kommission wurde bei der Umsetzung der Verordnungen zu einheitlichen<br />
Lenk- und Ruhezeiten von Lkw-LenkerInnen unterstützt. Diese gelten auch für selbständige<br />
Frächter.<br />
Ebenso wurde die Europäische Kommission bei der Umsetzung der EU-Fahrerbescheinigung<br />
für grenzüberschreitende Lkw-Fahrten im Binnenmarkt unterstützt. Mit dieser Maßnahme wird<br />
verhindert, dass FahrerInnen aus Drittstaaten unter Umgehung der europäischen Gesetze und<br />
Sicherheitsstandards von EU-Frächtern beschäftigt werden.<br />
Weiters wurde die Europäische Kommission bei der Einführung des Digitalen Tachographen<br />
unterstützt. Die manipulationssicherere Version des klassischen Tachographen stellt einen bedeutenden<br />
Schritt in Richtung einer adäquaten Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten dar.<br />
Eine intensive Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten durch die österreichische Exekutive und das<br />
Arbeitsinspektorat stellt einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Lkw-Unfallgeschehens<br />
dar. Dabei ist auf die Einhaltung der per Europäischer Richtlinie geforderten Kontrollzahlen zu<br />
achten. Wünschenswert wäre auch die Einbindung von entsprechend geschulten und verfügbaren<br />
ÄrztInnen für die Klärung des Vorliegens von Müdigkeit.<br />
An der Entwicklung von „Müdigkeitstests“ wird derzeit gearbeitet. Es werden geeignete Testprozeduren<br />
entwickelt, die es der<br />
Exekutive bei Verkehrskontrollen in<br />
Zukunft ermöglichen, objektive<br />
Rückschlüsse auf den Ermüdungszustand<br />
von LenkerInnen zu ziehen. Im<br />
Rahmen eines Pilotversuchs werden<br />
zwei unterschiedliche Messgeräte<br />
(Pupillomaten) im Hinblick auf ihre<br />
Validität und Sensibilität getestet<br />
und die Möglichkeit einer Eichung<br />
untersucht.<br />
- 19 -<br />
Einheitliche Lenk-<br />
und Ruhezeiten<br />
EU-Fahrerbescheinigung<br />
für grenzüberschreitende<br />
Lkw-<br />
Fahrten<br />
Digitaler Tachograph<br />
Müdigkeitstest mit<br />
„Pupillomat“
Rastplatzausbau<br />
entlang der<br />
Autobahnen<br />
Lkw-Kontrollplätze<br />
Forschung zu<br />
Mobiltelefonieren<br />
beim Lenken<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
Entlang der Autobahnen wird seitens der ASFINAG der Bau von Rastplätzen forciert, um<br />
LenkerInnen ein adäquates Angebot für Erholungspausen und speziell Lkw-LenkerInnen zur<br />
Einhaltung der Ruhezeiten bereit zu stellen.<br />
Zusätzlich sollten entlang der Transitrouten jeweils in beiden Fahrrichtungen vermehrt Lkw-<br />
Kontrollplätze entstehen.<br />
Die Benutzung von Mobiltelefonen beim Lenken kann Unfälle auslösen. Als Basis für eine<br />
sachorientierte weitere Vorgangsweise in Österreich werden zunächst die zahlreichen<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
Aufstockung der<br />
Praxisstunden für<br />
bessere Fahrzeugbeherrschung<br />
Bewusstseinsbildende<br />
Maßnahmen<br />
Verstärkte Kontrolle<br />
„getunter” Mopeds<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
internationalen Forschungsergebnisse analysiert und die Unfallursachenforschung in<br />
diesem Bereich verstärkt. Die Strafen für das Telefonieren am Steuer wurden bereits auf 50<br />
Euro erhöht.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Ermüdung und Ablenkung am Steuer:<br />
! Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Modifizierung der Verordnung<br />
3820/85 (Lenk- und Ruhezeiten)<br />
! Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Einführung der EU-<br />
Fahrerbescheinigung (im Rahmen der Umsetzung der „Berufskraftfahrer-Richtlinie“<br />
2003/59/EG)<br />
! Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Einführung des digitalen<br />
Tachographen<br />
! Intensive Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten von BerufsfahrerInnen<br />
! Entwicklung eines „Müdigkeitstests“ in Zusammenarbeit mit der österreichischen<br />
Exekutive<br />
! Pilotversuch zur Testung von Müdigkeitsmessgeräten (Pupillomaten)<br />
! Bau von Rastplätzen entlang der Autobahnen<br />
! Lkw-Kontrollplätze entlang der Transitrouten forcieren<br />
! Handy am Steuer: Analyse der internationalen Forschungsergebnisse; verstärkte<br />
Unfallursachenforschung<br />
! Höhere Strafen für Telefonieren am Steuer<br />
Reduktionspotential: bis zu 30 Getötete jährlich<br />
Motorisierte ZweiradfahrerInnen<br />
Praxisstudien zeigen, dass bei MotorradfahrerInnen nennenswerte Defizite bei der<br />
Fahrzeugbeherrschung bestehen. Als erste Maßnahme bei der Führerscheinausbildung wurde<br />
deshalb eine Aufstockung auf zwölf Praxisstunden umgesetzt.<br />
MotorradfahrerInnen missachten oft – speziell auf den bekannt unfallträchtigen Motorradstrecken<br />
– die Gebote des Fahrens auf Sicht, des Rechtsfahrens und der Lärmvermeidung. Es gilt<br />
deshalb, diese Fehlverhaltensweisen besser zu kontrollieren und damit einen generalpräventiven<br />
Effekt zu erzielen.<br />
Es zeigt sich, dass das Gespräch mit MotorradfahrerInnen und die persönliche Vermittlung<br />
von Strategien zu sicherem Fahren durchaus positiv aufgenommen werden. Es ist anzustreben,<br />
während der gesamten Laufzeit des Österreichischen <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>s bewusstseinsbildende<br />
Aktionen durchzuführen.<br />
Die Zahl der „getunten“ Mopeds ist im Steigen begriffen. Ebenso steigt die Zahl jener Modelle,<br />
die bereits im Originalzustand weit überhöhte Endgeschwindigkeiten aufweisen. Die Gegenmaßnahmen<br />
bestehen vor allem in einer gezielten Kontrolle durch die Exekutive und in einer<br />
Sanktionierung des Anbietens von Tuningsätzen.<br />
- 20 -
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Im Auftrag des BMVIT wurden zwei Detailstudien auf Basis der amtlichen Unfallstatistik und<br />
von Gerichtsakten durchgeführt. Die Resultate dieser Studien, die detaillierte Aufschlüsse über die<br />
Ursachen von Motorradunfällen geben, bilden die Basis für weitere Maßnahmen in diesem Bereich.<br />
In der letzten Zeit sind häufig Motorrad-WiedereinsteigerInnen in Unfälle verwickelt. Für<br />
diese Gruppe werden spezielle Praxistrainings entwickelt. Generell soll auch die freiwillige<br />
Teilnahme an regelmäßigen Fahrtrainings zu Saisonbeginn forciert werden („Warm-Ups“). Die<br />
Nachfrage nach Motorrädern mit Antiblockiersystem (ABS) sollte durch Anreizmodelle gesteigert<br />
werden.<br />
Die neue RVS-Richtlinie 02.02.42 zu infrastrukturseitigen Maßnahmen für Motorräder ist<br />
den Themen Fahrbahngriffigkeit, ortsfeste Hindernisse, Sichthindernisse und Trassierung sowie<br />
alternative Leitschienenmodelle an kritischen Stellen gewidmet.<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Foto<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Zweiradsicherheit:<br />
! Erweiterung der Zahl an Praxisstunden bei der Führerscheinausbildung<br />
! Entwicklung eines Überwachungsmodells für Geschwindigkeitsverhalten,<br />
Spurverhalten und Geräuschemissionen<br />
! Kontinuierliche und zielgruppenspezifische Bewusstseinsbildung<br />
! Maßnahmen gegen Vertrieb und Betrieb von Mopeds, die serienmäßig (oder nach<br />
Tuning) die zulässige Höchstgeschwindigkeit nennenswert überschreiten<br />
! Sanktionierung des Anbietens von Tuningsätzen<br />
! Wissenschaftliche Studien, z.B. „Unfallgeschehen von Motorrädern“, IDAF (In-Depth<br />
Analysis of Fatal Accidents), Motivforschung und Befragungen zu den Unfallursachen<br />
von motorisierten ZweiradfahrerInnen<br />
! Praxistrainings für Motorrad-WiedereinsteigerInnen<br />
! Forcierung der freiwilligen Teilnahme an regelmäßigen Fahrtrainings zu Saisonbeginn<br />
(„Warm-Ups“).<br />
! Steigerung der Nachfrage nach Motorrädern mit Antiblockiersystem (ABS)<br />
! RVS zu infrastrukturseitigen Maßnahmen für Motorräder<br />
Reduktionspotential: bis zu 20 Getötete jährlich<br />
- 21 -<br />
Praxistrainings für<br />
Wiedereinsteiger-<br />
Innen<br />
Neue RVS-Richtlinie
Konsequente<br />
Überwachung<br />
Medienkampagne<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
Sicherheitsabstand<br />
Der hohe Anteil an Auffahrunfällen auf dem höchstrangigen Straßennetz steht in direktem<br />
Zusammenhang mit dem Abstandsverhalten der LenkerInnen. Deshalb werden bundesweit einheitliche<br />
Standards festgelegt, nach denen die Kontrolle der Exekutive eindeutig geregelt wird. Die<br />
konsequente Überwachung dieser zu schaffenden verbesserten Regelungen – und die Aufnahme in<br />
den Deliktkatalog des Vormerksystems – stellen die wesentlichsten Grundlagen für die Wirksamkeit<br />
dieser Maßnahme dar. Derzeit ist ein Sicherheitsabstand von 0,2 bis 0,4 Sekunden Vormerkdelikt. Bei<br />
noch geringeren Abständen erfolgt sofortiger Führerscheinentzug.<br />
Zur verstärkten Bewusstseinsbildung wird die<br />
Durchführung einer begleitenden Medienkampagne<br />
gemeinsam mit der Einführung der neuen Bestimmungen<br />
angestrebt.<br />
Die Exekutive soll über geeignete Überwachungsgeräte<br />
verfügen, die zunächst auf<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
Tagfahrlicht<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Autobahnbrücken und in Tunnels zum<br />
Einsatz kommen. Langfristig sollte eine<br />
Ausdehnung auf das Landesstraßennetz<br />
erfolgen.<br />
Fahren mit Tagfahrlicht<br />
Eine wachsende Zahl von europäischen Ländern akzeptiert den Nutzen von Tagfahrlicht. In einer<br />
umfangreichen EU-Studie wurde auf Basis der zahlreich verfügbaren internationalen<br />
Erfahrungsstudien die generell positive Wirkung auf das Unfallgeschehen nachgewiesen.<br />
Die bestehende Norm ECE R87 sieht eine Ausrüstungsbestimmung von Kfz mit speziellen<br />
Tagfahrleuchten mit verminderter Lampenleistung vor. Österreich wird die Europäische Kommission<br />
bei der Umsetzung dieser Norm unterstützen.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Sicherheitsabstand:<br />
! Festlegung von verbesserten, einheitlichen Standards zur Abstandskontrolle<br />
! Aufnahme der Regelungen in das Vormerksystem<br />
! Ausstattung der Exekutive mit Überwachungsgeräten<br />
! Schwerpunktmäßige Kontrolltätigkeit, Medienkampagne<br />
! Ausdehnung der Abstandskontrollen auf das Netz der Landesstraßen<br />
Reduktionspotential: bis zu 5 Getötete jährlich<br />
Für die Übergangszeit bis zur flächendeckenden Ausstattung aller Neufahrzeuge mit<br />
Tagfahrlicht wird verstärkt Bewusstseinsbildung für die richtige Verwendung des<br />
Abblendlichts bei Tag (bei Dämmerung, bestimmten Witterungsbedingungen, in Tunnels)<br />
durchgeführt.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Fahren mit Tagfahrlicht:<br />
! Unterstützung der Umsetzung der Richtlinie ECE R87 bzgl. Tagfahrleuchten mit<br />
verminderter Lampenleistung<br />
! Richtige Verwendung von Abblendlicht am Tag: bewusstseinsbildende Maßnahmen<br />
- 22 -<br />
Reduktionspotential: bis zu 20 Getötete jährlich
Verkehrserziehung<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Maßnahmen der Verkehrserziehung sollten in allen Altersstufen ansetzen. Auch Eltern von<br />
Kleinstkindern (ab 12 bis 14 Monate) muss bereits die Bedeutung der Verkehrserziehung und der<br />
eigenen Rolle als Vorbild im Verkehr bewusst gemacht werden. Eine Broschüre mit Anleitungen und<br />
Hintergrundwissen soll eine frühzeitige Sensibilisierung bewirken.<br />
In Kindergarten und Vorschule hat sich die verpflichtende Abhaltung eines Elternabends zum<br />
Thema Verkehrssicherheit gut bewährt. Als Unterstützung der Vortragenden wurde ein<br />
Moderationspaket (Folien, Video, Broschüren etc.) erstellt. „Das kleine Hexen 4x4“ ist ein neues<br />
Spiel-, Methoden- und Informationspaket für Kindergärten. Damit kann Verkehrs- und<br />
Mobilitätserziehung in die tägliche Praxis integriert werden.<br />
Das Verkehrserziehungsmaskottchen Helmi motiviert seit über 25 Jahren in seiner<br />
Fernsehsendung und im Internet Kinder und Eltern zu verkehrssicherem Verhalten. Helmi, der in ganz<br />
Europa einzigartig ist, wurde 2005 einem Relaunch unterzogen und steht weiterhin mit seinen<br />
Themen am Puls der Zeit.<br />
Für den verbindlichen Verkehrserziehungsunterricht von der 1. bis zur 4. Schulstufe wurden<br />
Lehrmittel im Sinne einer umfassenden Mobilitätserziehung neu erstellt. Zusätzlich zu spannenden<br />
Geschichten zur Verwendung im Sprach-, Lese- und Sachunterricht enthält die Sammlung auch<br />
Anleitungen für LehrerInnen und Arbeitsmaterialien für die Kinder. Das BMVIT hat gemeinsam mit<br />
dem BM:UKK Bücher mit lehrreichen und amüsanten Schulweggeschichten zur breiten Verteilung<br />
an Volksschulen erstellt ("Wir gehen zur Schule", "Sicher unterwegs mit Flocki Flott").<br />
Das vom KfV geleitete EU-Projekt ROSE-25 hat effiziente Verkehrserziehungsmaßnahmen in<br />
der ganzen EU gesammelt und analysiert. Ein „Good-Practice-Handbuch“ erläutert in zehn Schritten<br />
die optimale Umsetzung von Maßnahmen und unterlegt sie mit Beispielen aus den Mitgliedsstaaten<br />
(ec.europa.eu/transport/rose25).<br />
Es wird für die HS, AHS-Unterstufe und die Polytechnischen Schulen ein verbindlicher<br />
Verkehrserziehungsunterricht angestrebt. Für das Unterrichtsprinzip Verkehrserziehung, das für<br />
alle Schulstufen gilt, wird die Entwicklung entsprechender Unterrichtsmaterialien und Medien<br />
speziell ab der 5. Schulstufe angestrebt. Bei den „Verkehrssicherheitstagen“ des Bundesheers<br />
- 23 -<br />
Frühzeitige<br />
Sensibilisierung der<br />
Eltern von<br />
Kleinstkindern<br />
„Das kleine Hexen<br />
4x4“ für Kindergarten<br />
und Volksschule<br />
Helmi<br />
Neue Lehrmittel für<br />
Verkehrssicherheitsunterricht<br />
EU-weite „Good<br />
Practice“-Sammlung<br />
Verbindlicher<br />
Verkehrssicherheitsunterricht<br />
ab der der<br />
5. Schulstufe
Informationen für<br />
ältere Menschen und<br />
Menschen mit<br />
Behinderung<br />
Handlungsfeld Mensch<br />
erhalten Grundwehrdiener eine CD-ROM, die rund 40 Artikel zu Verkehrsthemen wie Alkohol,<br />
Drogen und überhöhte Geschwindigkeit enthält.<br />
Initiativen und Informationsangebote, die es SeniorInnen ermöglichen, sich selbst besser zu<br />
schützen, müssen verstärkt werden. Dazu zählen Schulungsangebote für ältere KraftfahrerInnen und<br />
FußgängerInnen sowie Aufklärungskampagnen mit praktischen Tipps.<br />
Menschen mit Behinderung sollten bessere Mobilitätschancen erhalten. Einerseits bedarf es<br />
dazu der Einrichtung eines adäquaten Verkehrssystems, andererseits brauchen die Betroffenen<br />
selbst Mobilitätstraining. Zur Durchführung von geeigneten Informationsveranstaltungen ist die<br />
Erstellung eines Moderationspaket als Hilfestellung notwendig.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Verkehrserziehung:<br />
! Frühzeitige Sensibilisierung der Eltern von Kleinstkindern (ab 12-14 Monaten)<br />
! Kindergarten und Vorschule: Neuerstellung von Lehrmitteln und des<br />
Anleitungsprogramms für Betreuungs- und Lehrpersonal sowie für die Exekutive<br />
! Unterstützung für Helmi, das Verkehrserziehungsmaskottchen<br />
! Volksschule: Neuerstellung von Lehrmaterialien<br />
! Schulweggeschichten für Volksschüler „Wir gehen zur Schule“, "Flocki Flott"<br />
! EU-Projekt ROSE-25: „Good-Practice-Handbuch” für Verkehrserziehung<br />
! Neuerstellung von Unterrichtsmaterialien (speziell ab der 5. Schulstufe) für das<br />
Unterrichtsprinzip Verkehrserziehung<br />
! Verbindlicher Verkehrserziehungsunterricht für Hauptschule, AHS-Unterstufe sowie<br />
Polytechnische Schulen<br />
! CD-ROM für Grundwehrdiener des Bundesheers<br />
! Verkehrserziehung für ältere Menschen; Schulungsangebot, Aufklärungskampagnen<br />
! Mobilitätstraining für Menschen mit Behinderung als Grundvoraussetzung für<br />
Integration<br />
- 24 -
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
Einrichtung eines Unfallhäufungsstellenmanagements<br />
Bis zu einem Viertel aller Unfälle treten an Häufungsstellen auf. Die Straßenverkehrsordnung<br />
schreibt im §96 der Behörde die Sanierung von Unfallhäufungsstellen vor. Zur genaueren Definition<br />
einer Unfallhäufungsstelle besteht allerdings derzeit nur eine unverbindliche Richtlinie. Es ist daher<br />
notwendig, verbindliche Standards zu formulieren sowie den Ablauf zur Auffindung und Sanierung<br />
von Unfallhäufungsstellen eindeutig zu regeln.<br />
Für die zeitgerechte Sanierung von Unfallhäufungsstellen<br />
und für die Überprüfung der gesetzten Maßnahmen<br />
wird die Informationskette zwischen der Bundesanstalt für<br />
Verkehr (BAV) und den zuständigen Stellen auf Landes- und<br />
Gemeindeebene neu geordnet. Die BAV verbessert und<br />
erweitert das Unfallhäufungsstellenmanagement kontinuierlich.<br />
Es wird darauf Wert gelegt, die Vorher-Nachher-<br />
Untersuchungen von Sanierungsmaßnahmen auf Basis<br />
einer wissenschaftlichen Methodologie durchzuführen.<br />
Mittelfristig sollte das Management von Unfallhäufungsstellen („Black Spot Management“) in<br />
ein Sicherheitsmanagement von Straßennetzen übergehen („Network Safety Management“), im<br />
Rahmen dessen regelmäßig Strecken und Abschnitte mit erhöhtem Risiko ermittelt und – auf der<br />
Basis von Kosteneffizienzberechnungen – Prioritätslisten zu deren Sanierung durch die<br />
Straßenerhalter erstellt werden.<br />
Viele Unfallumstände lassen sich aus den heute verfügbaren statistischen Informationen nicht<br />
schlüssig ermitteln. Das so genannte Unfallzählblatt der Polizei wird deshalb in elektronische Form<br />
gebracht und nach den neuen Anforderungen adaptiert. Zusätzlich wird die Erfassung von Unfällen<br />
mit Unterstützung eines Geographischen Informationssystems erfolgen, was die Genauigkeit der<br />
Unfallkoordinaten wesentlich verbessert (Projekt UDM – Unfalldatenmanagement).<br />
Das Ziel sollte ein fehlertolerantes Verkehrssystem sein, das dazu beiträgt, die Folgen von<br />
unabsichtlichen Fehlhandlungen von VerkehrsteilnehmerInnen zu lindern. Ein wesentlicher Schritt<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
auf diesem Weg besteht im Wissen der LenkerInnen über unterschiedliche Sicherheitsniveaus<br />
von Straßenabschnitten. Im EU-Projekt EuroRAP (European Road Assessment<br />
Programme) wurden für Österreich und viele andere Länder Europas Straßenkarten mit<br />
solchen Risikoinformationen erstellt (www.eurorap.org).<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Unfallhäufungsstellenmanagement:<br />
! Verbindlicherklärung der Standards zur Definition einer Unfallhäufungsstelle (RVS<br />
02.02.21)<br />
! Enge Kooperation zwischen Bund, Ländern und Gemeinden bzgl. Sanierung von<br />
Unfallhäufungsstellen und Effizienzkontrollen der Maßnahmen: zentrale<br />
Datenauswertung in der Bundesanstalt für Verkehr<br />
! Wissenschaftlich begleitete Vorher-Nachher-Untersuchungen<br />
! Einrichtung eines „Network Safety Management“<br />
! Polizeiliche Erfassung von Unfällen mit Geographischem Informationssystem und<br />
adaptiertem Unfallzählblatt in elektronischer Form (Projekt UDM)<br />
! EU-Projekt EuroRAP zur Information der StraßenverkehrsteilnehmerInnen über<br />
unterschiedliche Sicherheitsniveaus von Straßenabschnitten<br />
Reduktionspotential: bis zu 70 Getötete jährlich<br />
- 25 -<br />
Verbindliche<br />
Standards zur<br />
Definition und<br />
Sanierung von<br />
Unfallhäufungsstellen<br />
Die Zukunft: Network<br />
Safety Management<br />
Elektronische<br />
Erfassung von<br />
Unfalldaten: Projekt<br />
UDM<br />
Information der<br />
LenkerInnen über<br />
Sicherheitsniveau der<br />
Straßen
Zwei Drittel der<br />
Verkehrstoten auf<br />
Freilandstraßen<br />
Straßenhierarchisierung:<br />
Selbsterklärende<br />
Straße<br />
Anpassung von<br />
Tempolimits an die<br />
örtlichen<br />
Anlagebedingungen<br />
Richtlinie zur<br />
Reduktion von<br />
Baumunfällen<br />
Sichere Kreuzungen<br />
durch Kreisverkehre<br />
Anpassung der<br />
Straßenquerschnitte<br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
Sicherheit auf Freilandstraßen<br />
Auf Freilandstraßen (Straßen außerhalb der Ortsgebiete und abseits der Autobahnen und<br />
Schnellstraßen) sind in Österreich fast zwei Drittel der Todesopfer im Straßenverkehr zu beklagen. Es<br />
handelt sich dabei um ein internationales Problem, das nur mit einem integrierten Paket von<br />
Maßnahmen zu bewältigen ist. Die Straßenverwaltungen von Schweden und den Niederlanden<br />
gestalten Freilandstraßen – gemäß den Grundsätzen von „Vision Zero“ und „Sustainable Safety“ –<br />
neu, um Unfälle schon im Ansatz zu verhindern bzw. deren Folgen zu lindern.<br />
Eine stringente Straßenhierarchisierung (z.B. Hauptverkehrsstraßen, Verkehrsstraßen,<br />
Sammelstraßen, Nebenstraßen) bringt für die FahrerInnen klar erkennbare Gestaltungs- und<br />
Benutzungskriterien und damit angepasstes Fahrverhalten und adäquate Geschwindigkeit mit sich<br />
(„selbsterklärende Straße“). Das bedeutet auch die Schaffung getrennter Verkehrsflächen für<br />
Fahrzeuge und VerkehrsteilnehmerInnen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten („Trennprinzip“).<br />
So wird nicht zuletzt auch die Basis für die angestrebte Anpassung von Tempolimits an die örtlichen<br />
Anlagebedingungen geschaffen.<br />
Die Sicherung potenzieller Sturzräume<br />
erfolgt durch Absicherung oder<br />
Entfernung von Objekten wie Bäumen,<br />
Lichtmasten, großen Wegweisern und<br />
Kanaldurchlässen („fehlertoleranter<br />
Straßenrand”). Die neue RVS-Richtlinie<br />
zum „Schutz vor Unfällen mit ortsfesten<br />
Objekten“ legt die Basis für die weitere<br />
Vorgangsweise in Österreich. Wichtig wäre<br />
eine abgestimmte Strategie der Länder.<br />
Mitteltrennungen sind baulich so zu<br />
gestalten, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
ein Durchbruch – auch von<br />
schweren Fahrzeugen – verhindert wird.<br />
Die seitlichen Absicherungen sind den<br />
örtlichen Gegebenheiten entsprechend mit<br />
optimalen Rückhaltesystemen auszustatten.<br />
Kreisverkehre gehören zu den effizientesten Sicherheitsmaßnahmen für Kreuzungsbereiche.<br />
Eine vermehrte Anordnung von Kreisverkehrsanlagen auf unfallträchtigen Freilandstraßenkreuzungen<br />
kann das Unfallgeschehen maßgeblich verbessern.<br />
So genannte überbreite Querschnitte werden derzeit konsequent in 2+1-Querschnitte,<br />
erforderlichenfalls mit baulichen Mitteltrennungen, umgebaut oder auf geringere<br />
U m s e t z u n g Fahrbahnbreite (1+1) ummarkiert.<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Sicherheit auf Freilandstraßen:<br />
! Prinzipien der Schwedischen „Vision Zero“ und der Niederländischen „Sustainable<br />
Safety“ als Basis für weitere Vorgangsweise in Österreich: selbsterklärende Straße,<br />
Trennprinzip, fehlertoleranter Straßenrand, Mitteltrennungen, Kreisverkehre<br />
! RVS-Richtlinie „Schutz vor Unfällen mit ortsfesten Objekten“: gemeinsame<br />
Vorgangsweise der Bundesländer<br />
! Straßenhierarchisierung und an die Anlageverhältnisse angepasste Tempolimits<br />
! Umbau von überbreiten Querschnitten<br />
- 26 -<br />
Reduktionspotential: bis zu 100 Getötete jährlich
Tunnelsicherheit<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Eine vom BMVIT eingesetzte Expertenkommission erarbeitete basierend auf den Aktivitäten der<br />
Fachgremien des BMVIT und der Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr (FSV) ein<br />
umfassendes Paket zur Verbesserung der Sicherheit in Straßentunnels. Dieses beinhaltet u.a. die<br />
Bereiche Belüftung, Beleuchtung, Kennzeichnung der Fluchtwege, Aufhellung der Abstellnischen,<br />
Rumpelstreifen (insbesondere in Fahrbahnmitte in Gegenverkehrstunnels), Kennzeichnung des<br />
erhöhten Seitenstreifens mit LED-Markern, Erneuerung bzw. Aufhellung des Tunnelanstrichs,<br />
Anprallschutz bei Tunnelportalen und übersichtliche Gestaltung des Tunnelvorportalbereichs sowie<br />
Verbesserung der Ausfallssicherheit der Funkanlagen.<br />
Die linienbezogene Tempoüberwachung (Section Control) sowie Abstandskontrollen auch vor<br />
den Tunneleinfahrten sind weitere wichtige Maßnahmen zur Verkehrsüberwachung im Tunnelbereich.<br />
Erste Ansätze für eine automatische Gefahrguterkennung und -überwachung wurden bereits in einem<br />
Pilotprojekt getestet. Für eine rasche praktische Umsetzung soll die Forschung intensiviert werden.<br />
Informationskampagnen über das richtige Verhalten der<br />
TunnelbenutzerInnen inklusive BerufsfahrerInnen tragen<br />
zusätzlich zur Erhöhung der Sicherheit bei. Auch die Fahrschulausbildung<br />
zum richtigen Verhalten in Tunnels (vor allem<br />
im Unglücksfall) wurde intensiviert (Schulungs-CD "Verhalten<br />
im Tunnel").<br />
Von großer Bedeutung sind regelmäßige Schulungen<br />
des Betriebs- und Einsatzpersonals auch für Not- und<br />
Katastrophenfälle sowie die Abhaltung periodischer<br />
Übungen. Die stichprobenweise Überprüfung des Betriebszustandes<br />
und der Sicherheitseinrichtungen des Tunnels<br />
garantieren zusätzlich ein hohes Sicherheitsniveau.<br />
Mit dem neuen Tunnelsicherheitsgesetz wurde die Europäische Tunnelsicherheits-Richtlinie<br />
(2004/54/EG) umgesetzt und seit 2006 auf alle Tunnels des Autobahn- und Schnellstraßen-netzes<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
sowie – ab gewissen Verkehrsmengen – auf ehemaligen B-Straßen angewandt. Im Einklang<br />
mit dem Gesetz werden laufend Tunnels zweiröhrig ausgebaut, für jeden Tunnel die<br />
Agenden der Sicherheit bereits in der Planung berücksichtigt, ein Sicherheitsbescheid vor der<br />
Verkehrsfreigabe erlassen und ein Tunnelsicherheitsverantwortlicher bestellt.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Tunnelsicherheit:<br />
! Verbesserter Betrieb der Beleuchtungsanlagen<br />
! Verbesserte Kennzeichnung der Fluchtwege<br />
! Ausstattung der Tunnelwände, Hochbord- und Portalgestaltung<br />
! Verbesserung der Ausfallssicherheit der Funkanlagen<br />
! Geschwindigkeits- und Abstandskontrollen; Section Control<br />
! Taktile Leiteinrichtungen: „Strukturmarkierungen“<br />
! Standardisierte Schulung des Betriebs- und Einsatzpersonals und periodische<br />
Übungen<br />
! Laufende Verbesserung der Einsatzpläne für Polizei, Feuerwehr und Rettung<br />
! Informationskampagnen und Intensivierung der Fahrschulausbildung zum richtigen<br />
Verhalten bei Tunnelunfällen<br />
! Automatische Gefahrguterkennung: Verstärkung der Forschung<br />
! Tunnelsicherheitsgesetz umgesetzt - Europäische Tunnelsicherheits-Richtlinie<br />
(2004/54/EG)<br />
! Zweiröhriger Ausbau von Tunnels im Hochleistungsnetz<br />
Reduktionspotential: bis zu 5 Getötete jährlich<br />
- 27 -<br />
Umfassendes Paket<br />
für mehr Sicherheit in<br />
Tunnels<br />
Verstärkte<br />
Verkehrsüberwachung<br />
Automatische<br />
Gefahrguterkennung<br />
Schulungen für den<br />
Katastrophenfall<br />
Tunnelsicherheitsgesetz
Verbesserte optische<br />
Führung<br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
GeisterfahrerInnen<br />
Von einer ExpertInnengruppe wurde ein Paket zur Bekämpfung der vielfältigen Ursachen von<br />
Falschfahrten ausgearbeitet. Dieses umfasst im Wesentlichen Maßnahmen zur optischen Führung<br />
der KraftfahrerInnen durch verbesserte Wegweisung, Beschilderungen und Bodenmarkierungen im<br />
Bereich von Anschlussstellen und Ausfahrten von<br />
Raststätten und Parkplätzen.<br />
Verhalten bei Geister- Durch „richtiges“ Verhalten der KraftfahrerInnen<br />
fahrerInnenmeldungen<br />
im Rahmen der<br />
Fahrschulausbildung<br />
bei einer GeisterfahrerInnenwarnmeldung können<br />
Unfälle verhindert werden. Daher wurde diese<br />
Thematik in die Ausbildungsinhalte der Fahrschulausbildung<br />
aufgenommen und ein Schulungsvideo<br />
U m s e t z u n g erstellt.<br />
erledigt<br />
Lokale Konzepte<br />
gehen auf lokale<br />
Anforderungen ein<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich GeisterfahrerInnen:<br />
! Umsetzung der „Geisterfahrer-Richtlinie“ (RVS 05.06.31)<br />
! Integration der Verhaltensregeln bei GeisterfahrerInnenmeldungen in die<br />
Fahrschulausbildung<br />
! Erstellung eines Schulungsvideos<br />
Reduktionspotential: bis zu 3 Getötete jährlich<br />
Sicherheitsmanagement im Ortsgebiet<br />
Nach vielen Evaluationsstudien ist der Nutzen von Maßnahmen der Straßenraumgestaltung auf<br />
Verkehrssicherheit, Umwelt und Lebensqualität unbestritten. Kommunale Sicherheitskonzepte<br />
müssen auf lokaler Ebene erstellt werden, um auf lokale Anforderungen eingehen zu können. Der<br />
Detaillierungsgrad von Analyse und Maßnahmenplanung geht weit über jenes Maß hinaus, das in<br />
einem Nationalen <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> vorgegeben werden könnte.<br />
- 28 -
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Großes Potenzial besteht in Österreich derzeit vor allem hinsichtlich der Gestaltung von<br />
Ortsdurchfahrten, da hier die Mehrzahl der Verkehrsprobleme auftritt: Hohe Verkehrsdichten in<br />
Zusammenhang mit hohen Geschwindigkeiten und Nutzerkonflikten. Hier sollten verstärkt<br />
Maßnahmen der Geschwindigkeitsdämpfung – bei Bedarf auch bauliche Maßnahmen – gesetzt<br />
werden. Da das Unfallgeschehen bzw. Unfallpotenzial auch abseits der Hauptdurchzugsstraßen<br />
evident ist, müssen hier flächendeckende Maßnahmen zum Tragen kommen.<br />
Die Verkehrsicherheitsakademie des Gemeindebundes bietet Gemeindebediensteten seit<br />
2006 die Möglichkeit, sich via E-Learning im Bereich der Verkehrssicherheit weiterzubilden. Die<br />
Module umfassen die Themen Schulweg, Baustellenabsicherung, Straßendienst, Verkehrszeichen<br />
und Ladungssicherung (www.kommunalnet.at).<br />
Das KfV veranstaltet gemeinsam mit dem Gemeindebund den Wettbewerb „Best-Practice-<br />
Gemeinden“ bei dem effiziente Verkehrssicherheitsmaßnahmen auf Gemeindeebene prämiert und<br />
veröffentlicht werden. Gemeinsam mit dem BMVIT wird eine "Best-Practice"-Datenbank für die<br />
Gemeinde erarbeitet und über www.kommunalnet.at zur Verfügung gestellt.<br />
2006 hat der Österreichische Städtebund einen bereits <strong>2002</strong> erstellten Leitfaden für<br />
Verkehrssicherheit in Städten und Gemeinden überarbeitet und neu aufgelegt.<br />
Im Rahmen des EU-Projekts „Shared Space“ wird nach dem niederländischen Vorbild ein neuer<br />
Ansatz in der Nutzung des öffentlichen Raums verfolgt, in dem Verkehr, Verweilen und andere<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
räumliche Funktionen miteinander im Gleichgewicht sind. Das Konzept wird in den Jahren<br />
2004-2008 in sieben Europäischen Städten getestet. Das BMVIT wird wissenschaftlich<br />
begleitete Shared Space-Pilotprojekte in Österreich unterstützen, um die Anwendbarkeit des<br />
Prinzips sowie die rechtlichen und technischen Implikationen zu testen.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Sicherheitsmanagement im Ortsgebiet:<br />
! Verkehrsicherheitsakademie des Gemeindebundes: E-Learning im Bereich der<br />
Verkehrssicherheit<br />
! Wettbewerb Best-Practice-Gemeinden<br />
! Best-Practice-Datenbank "Verkehrssicherheitsmaßnahmen für Gemeinden"<br />
! Leitfaden für Verkehrssicherheit in Städten und Gemeinden<br />
! Shared Space-Pilotprojekte<br />
Reduktionspotential: bis zu 50 Getötete jährlich<br />
Road Safety Audit<br />
Eine verpflichtende Sicherheitsprüfung bei allen Straßenbauprojekten und<br />
Umbaumaßnahmen soll in mehreren Stufen – von den Planungsphasen bis kurz nach der<br />
Verkehrsfreigabe – durchgeführt werden. Dabei sind auch die Straßenausrüstung und<br />
Baustellenabsicherungen zu auditieren. Bei einem sogenannten „Road Safety Audit“ (RSA) werden<br />
ausschließlich Fragen der Verkehrssicherheit behandelt und Sicherheitsmängel in einem<br />
standardisierten Bericht aufgezeigt. Werden die Mängel nicht behoben, sind seitens des<br />
Auftraggebers die Gründe, die einer Umsetzung entgegenstehen, schriftlich offen zu legen. Eine entsprechende<br />
RVS-Richtlinie wurde erarbeitet und für verbindlich erklärt.<br />
Für die praktische Umsetzung liegt ein auf die österreichischen Gegebenheiten abgestimmtes<br />
Handbuch mit integrierten Checklisten vor. In Form von Pilotprojekten werden seit 2004 auf dem<br />
Autobahn- und Schnellstraßennetz Sicherheitsaudits durchgeführt.<br />
Durch eine flächenhafte Ausweitung der Pilotprojekte unter Einbeziehung des übrigen<br />
Straßennetzes – auch in Ortsgebieten – soll die praktische Umsetzbarkeit des Handbuches getestet<br />
- 29 -<br />
Großes Potenzial bei<br />
der Gestaltung der<br />
Ortsdurchfahrten<br />
Wettbewerb und<br />
Leitfaden<br />
„Shared Space“ wird<br />
in 7 Europäischen<br />
Städten getestet<br />
Sicherheitsüberprüfung<br />
bei Straßenbauprojekten<br />
und<br />
Umbaumaßnahmen<br />
RSA-Handbuch mit<br />
Checklisten
Unterstützung der<br />
Europäischen<br />
Infrastrukturrichtlinie<br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
werden. Die gesammelten Erfahrungen dieser Audits sollen in ein Ausbildungs- und<br />
Notifizierungssystem für unabhängige AuditorInnen einfließen.<br />
Österreich unterstützt die Europäische Kommission bei der Umsetzung der so genannten<br />
Infrastrukturrichtlinie, die auch Sicherheitsaudits und Sicherheitsinspektionen für das Transeuropäische<br />
Straßennetz vorsieht. Diese soll auf dem gesamten Autobahn- und Schnellstraßennetz zum<br />
U m s e t z u n g Einsatz kommen und auch für das übrige Straßennetz Vorbildwirkung haben.<br />
erledigt<br />
Regelmäßige<br />
flächendeckende<br />
Inspektion des<br />
Straßennetzes<br />
RSI-Handbuch mit<br />
Checklisten<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Safety Audit:<br />
! Einführung eines verpflichtenden, mehrstufigen Sicherheitsaudits bei allen<br />
Straßenbauprojekten und Umbaumaßnahmen<br />
! Verbindlichkeitserklärung der RVS-Richtlinie RVS 02.02.33<br />
! Erstellung eines Handbuchs mit Checkliste<br />
! Durchführung von Pilotprojekten im gesamten Straßennetz – auch in Ortsgebieten<br />
! Evaluierung der Pilotprojekte und des Handbuches<br />
! Ausbildung und Notifizierung von unabhängigen Auditoren<br />
! Umsetzung der Europäischen Infrastrukturrichtlinie<br />
Road Safety Inspection<br />
Reduktionspotential: Detailstudien zeigen hohe Kosteneffizienz!<br />
Das bereits in einigen Ländern der EU praktizierte Prinzip der Sicherheitsinspektion (Road<br />
Safety Inspection – RSI) sieht vor, Sicherheitsparameter von Straßenzügen wie Griffigkeiten,<br />
Spurrinnen, Bodenmarkierungen, Straßenbeleuchtungen, Tages- und Nachtsichtbarkeit von<br />
Verkehrszeichen, die Gestaltung des Straßenumfelds und ortfeste Objekte am Straßenrand<br />
regelmäßig flächendeckend zu erheben und Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen, bevor Unfälle<br />
gehäuft auftreten.<br />
Im Rahmen der FSV wird zunächst ein Handbuch mit einer Checkliste für qualifizierte Verkehrsingenieure<br />
erstellt. Auf dieser Basis sollten Straßenerhalter in Pilotprojekten die Prinzipien der Road<br />
Safety Inspection auf ihre praktische Umsetzbarkeit testen. Ein Ausbildungssystem für InspektorInnen<br />
soll geschaffen werden.<br />
Die RVS-Richtlinie wurde für<br />
verbindlich erklärt. RSI soll künftig<br />
auch abseits des hochrangigen<br />
Straßennetzes zum Standard<br />
U m s e t z u n g werden.<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Road Safety Inspection:<br />
! Erstellung eines Handbuchs mit Checkliste<br />
! Durchführung von Pilotprojekten<br />
! Ausbildung von InspektorInnen<br />
! Verbindlichkeitserklärung der RVS-Richtlinie RVS 02.02.34<br />
Reduktionspotential: Detailstudien zeigen hohe Kosteneffizienz!<br />
- 30 -
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Autobahnbaustellen – Gegenverkehrsbereiche<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Der forcierte Einsatz baulicher Mitteltrennungen auf Umleitungsstrecken mit Gegenverkehr<br />
hat sich bereits im Jahr 2001 bestens bewährt. So konnte die Unfallzahl mehr als halbiert und jene<br />
der Getöteten drastisch reduziert werden.<br />
Die vollautomatische und linienbezogene Tempoüberwachung (Section Control) bewirkt ein<br />
homogeneres Geschwindigkeitsniveau und ist deshalb für die Verwendung in Baustellenbereichen<br />
besonders sinnvoll.<br />
Da Baustellenbereiche stets ein erhöhtes Unfallrisiko aufweisen, sind alle Möglichkeiten<br />
umzusetzen, die auf eine möglichst kurze Bauzeit abzielen. Außerdem sollten Baustellenpläne<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
einem mehrstufigen Sicherheitsaudit unterzogen werden, das auch eine Prüfung nach der<br />
Verkehrsfreigabe vorsieht.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Autobahnbaustellen –<br />
Gegenverkehrsbereiche:<br />
! Einsatz baulicher Mitteltrennung<br />
! Automatische Tempoüberwachung (Section Control)<br />
! Laufende Optimierung der Baustellen-Logistik<br />
! Sicherheitsaudit von Baustellenplänen<br />
Straßenseitige Verkehrstelematik<br />
Reduktionspotential: bis zu 5 Getötete jährlich<br />
Mit der Verkehrsmanagement- und Informationszentrale in Wien-Inzersdorf hat die ASFINAG<br />
ein Telematikzentrum auf dem höchsten technischen Stand mit Vorbildcharakter für ganz Europa<br />
aufgebaut. 2005 gingen auf der Inntal- und Brennerautobahn in Tirol moderne Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />
(VBA) in Betrieb. Bis <strong>2010</strong> wird der Großteil des ASFINAG-Streckennetzes<br />
mit diesem intelligenten Verkehrsleitsystem ausgestattet sein. Die Kombination von variablen<br />
Geschwindigkeitslimits mit Stau-, Unfall- und Wetterwarnungen (Glatteis, Nebel) sichert die<br />
Akzeptanz des Systems. Auch im Internet stehen Information zu Autobahnbaustellen<br />
(www.asfinag.at), Stausituation (roadpilot.asfinag.at) und Live-Verkehrsbilder (Webcams auf<br />
asfinag.at) zur Verfügung.<br />
- 31 -<br />
Fotos: ASFINAG<br />
Bauliche<br />
Mitteltrennungen<br />
und Section Control<br />
Sicherheitsaudit für<br />
Baustellenpläne<br />
Modernes<br />
Verkehrsleit- und<br />
Informationssystem
Pilotversuch<br />
Nebelwarnanlage<br />
Verkehrstelematik-<br />
Initiative und<br />
-Rahmenplan<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
Im oberösterreichischen Seengebiet der A1 wurde eine spezielle Nebelwarnanlage installiert.<br />
An unfallträchtigen Stellen sollen auch abseits von Autobahnen und Schnellstraßen<br />
dynamische, straßenseitige Informations- und Warnsysteme zum Einsatz kommen.<br />
Bei der Verwendung von Verkehrszeichen mit neuartiger LED-Technologie können hohe<br />
Leuchtdichten auftreten, die für FahrzeuglenkerInnen blendend oder ablenkend wirken können.<br />
Ähnliches gilt auch für den Einsatz bei Werbeanlagen. Potentielle negative Auswirkungen auf die<br />
Verkehrssicherheit sollen untersucht und gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen werden.<br />
Im Jahr <strong>2002</strong> wurde die Verkehrstelematik-Initiative „ITS Austria“ im BMVIT ins Leben gerufen.<br />
Über sie sollen Kompetenzen und Kapazitäten in der Verkehrstelematik in Österreich aufgebaut und<br />
deren Einsatz im österreichischen Gesamtverkehrssystem forciert werden. Ein zentraler Bestandteil<br />
dieser Initiative ist der 2004 fertig gestellte Verkehrstelematik-Rahmenplan. Dieser umfasst auch<br />
einen Maßnahmenkatalog und definierte Prioritäten für dessen Umsetzung. Eine wichtige<br />
Zielsetzung ist die Schaffung von Schnittstellen für die Weitergabe von Verkehrsinformationen<br />
zwischen den beteiligten Behörden und Betreibern in Österreich.<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Im Rahmen des Programms I2 (Intelligente Infrastruktur) wurden vom BMVIT<br />
zahlreiche zukunftsweisende Forschungs- und Entwicklungsprojekte gefördert, die einen<br />
wesentlichen Beitrag für die Erhöhung der Sicherheit liefern können.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Verkehrstelematik:<br />
! Verkehrsbeeinflussung mit Wechselverkehrszeichen auf hochbelasteten<br />
Autobahnabschnitten in Verbindung mit Stau-, Unfall- und Wetterwarnung<br />
! Nebelwarnanlage auf der A1 in Oberösterreich<br />
! Informationssysteme im Internet: Autobahnbaustellen (www.asfinag.at),<br />
Stausituation (roadpilot.asfinag.at) und Live-Verkehrsbilder (Webcams)<br />
! Informations- und Warnsysteme an unfallträchtigen Stellen<br />
! LED-Anzeigen mit hohen Leuchtdichten: Untersuchung potenziell negativer<br />
Auswirkungen<br />
! Verkehrstelematik-Rahmenplan<br />
! Schnittstellen für die Weitergabe von Verkehrsinformationen<br />
! Programm I2 (Intelligente Infrastruktur)<br />
Reduktionspotential: bis zu 25% der Getöteten auf den ausgerüsteten Strecken<br />
- 32 -
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Oberflächeneigenschaften von Fahrbahnbelägen<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Wesentlicher Bestandteil eines modernen Pavement Management ist die Definition und<br />
messtechnische Überprüfung verbindlicher Anforderungen hinsichtlich der Oberflächeneigenschaften<br />
von Fahrbahndecken zum Zeitpunkt der Verkehrsfreigabe und während des Betriebs.<br />
Das System von Richtlinien und Vorschriften wurde vereinfacht und als verbindlich erklärt.<br />
Damit einher geht die Forderung, auch im Zuge der Straßenerhaltung ein vordefiniertes<br />
Qualitätsniveau nicht zu unterschreiten.<br />
Im Autobahn- und Schnellstraßennetz sowie im Straßennetz einiger Bundesländer wurden<br />
bereits in mehreren Messkampagnen eine Reihe von Parametern ermittelt. Auf Basis dieser<br />
Messdaten kann eine Analyse der Auswirkungen dieser Parameter auf das Unfallgeschehen<br />
durchgeführt und ein Vorhersagemodell erstellt werden.<br />
Die Erhebung der Oberflächeneigenschaften sollte möglichst regelmäßig erfolgen, wobei in<br />
Abstimmung mit den Ländern auch das Netz der Landesstraßen einbezogen werden sollte.<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
An Unfallhäufungsstellen wird von Sachverständigen ermittelt, ob schlechte<br />
Oberflächeneigenschaften der Fahrbahn als Auslöser für die Unfälle in Frage kommen.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Oberflächeneigenschaften von<br />
Fahrbahnbelägen:<br />
! Definition und messtechnische Überprüfung von Qualitätsanforderungen für<br />
Deckschichten in Neubau und Erhaltung: Vereinfachung und Verbindlicherklärung der<br />
Richtlinien<br />
! Harmonisierte Prozedur zur Behandlung von mangelhaften Abschnitten<br />
! Erstellung eines Diagnose- und Vorhersagemodelles auf Basis der Unfallstatistik<br />
! Regelmäßige Befahrung und Messung auf dem A,S,L-Netz<br />
! Oberflächenmessungen an Unfallhäufungsstellen<br />
Eisenbahnkreuzungen<br />
Reduktionspotential: bis zu 15 Getötete jährlich<br />
Österreich hat im internationalen Vergleich eine sehr hohe Zahl an Eisenbahnkreuzungen,<br />
deshalb treten dort auch zahlreiche Unfälle auf: jeder 40. Straßenverkehrstote ist aufgrund eines<br />
Unfalls an einer Eisenbahnkreuzung zu beklagen, die Unfallschwere beträgt das 6,6-fache eines<br />
durchschnittlichen Unfalls mit Personenschaden.<br />
Im Projekt ANDREAS wurde untersucht, ob durch die Überwachung von Eisenbahnkreuzungen<br />
eine nachweisbare Verbesserung der Verkehrssicherheit erzielt werden kann. Aufgrund der<br />
Untersuchung wird die Installation einer Pilotanlage für Rotlichtüberwachung von Eisenbahnkreuzungen<br />
empfohlen.<br />
Im Rahmen des Projekts ISIS-EK wurde eine neuartige Warnanlage für bislang nicht technisch<br />
gesicherte Eisenbahnkreuzungen getestet. Solche Pilotanlagen können als Wegbereiter für neue<br />
technische Sicherungsformen an Eisenbahnkreuzungen betrachtet werden.<br />
Das mangelnde Risikobewusstsein von StraßenbenutzerInnen ist der zentrale Grund für die<br />
zahlreichen Unfälle an Eisenbahnkreuzungen. Die ÖBB erstellen deshalb einen Informationsfolder<br />
- 33 -<br />
Definition und<br />
Überprüfung der<br />
Anforderungen<br />
Vorhersage der<br />
Auswirkungen auf<br />
das Unfallgeschehen<br />
Viele<br />
Eisenbahnkreuzungen,<br />
hohe Unfallschwere<br />
Ansätze:<br />
Sicherheitsverbesserungen<br />
durch<br />
Überwachung oder<br />
Warnanlagen
Reduktion der Zahl der<br />
Eisenbahnkreuzungen<br />
Untersuchung<br />
Unfallstellen<br />
Prioritätsliste<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
Handlungsfeld Infrastruktur<br />
zur Verteilung in Fahrschulen, Gemeindeämtern, Autofahrerklubs und bei Rettungskräften. Auch<br />
durch verstärkte Medienarbeit sollen die StraßenverkehrsteilnehmerInnen über die Gefahren an<br />
Eisenbahnkreuzungen informiert werden.<br />
Eine integrierte und langfristige Strategie für Eisenbahnkreuzungen wird die Unfallrisiken<br />
detailliert erfassen und die Grundlagen liefern, wie die Zahl der Eisenbahnkreuzungen wesentlich<br />
reduziert und wie technische Sicherungsmaßnahmen installiert werden können.<br />
Eine ExpertInnenkommission untersucht zahlreiche Unfallstellen an Eisenbahnkreuzungen<br />
(„Hot Spots“) und wird Verbesserungsvorschläge und Prioritätslisten für Sanierungsmaßnahmen<br />
erarbeiten.<br />
Kritische Verhaltensweisen von StraßenbenutzerInnen an Eisenbahnkreuzungen wurden in<br />
einer Beobachtungsstudie erfasst. Daraus lassen sich Strategien für automatisierte Überwachungsmaßnahmen<br />
ableiten. In einem Pilotprojekt werden solche Strategien einem Praxistest unterzogen.<br />
Als Basis für weitere Analysen entwickeln die ÖBB ein integriertes Informationssystem über<br />
Eisenbahnkreuzungen. Zusätzlich werden alle Eisenbahnkreuzungen Österreichs geographisch<br />
erfasst, um diese Informationen in marktüblichen Navigationssystemen verwenden zu können.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Zur Erhöhung der Erkennbarkeit von Eisenbahnkreuzungen werden in ganz Österreich<br />
neue Bodenmarkierungen und adaptierte Andreaskreuze installiert.<br />
Die Eisenbahnkreuzungsverordnung wird gemäß dem Stand der Technik aktualisiert.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Eisenbahnkreuzungen:<br />
! Projekt ANDREAS zur Überwachung von Eisenbahnkreuzungen<br />
! Projekt ISIS-Eisenbahnkreuzungen zur technischen Sicherung von Eisenbahnkreuzungen<br />
! Medienarbeit zur Bewusstseinsbildung<br />
! Langfristige Strategie zur Reduktion oder technischen Sicherung von<br />
Eisenbahnkreuzungen<br />
! Hot-Spot-Analyse<br />
! Beobachtungsstudien von Straßenverkehrsteilnehmern<br />
! Automatisierte Überwachung<br />
! Integriertes Informationssystem<br />
! Integration der Eisenbahnkreuzungen in Navigationssysteme<br />
! Neue Bodenmarkierungen und adaptiertes Andreaskreuz<br />
! Neufassung der Eisenbahnkreuzungsverordnung<br />
- 34 -<br />
Reduktionspotential: bis zu 10 Getötete jährlich
Handlungsfeld Fahrzeugtechnik<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Handlungsfeld Fahrzeugtechnik<br />
Unfalldatenspeicher<br />
Die breite Einführung des Unfalldatenspeichers (UDS) sollte zunächst bei der Ausstattung von<br />
Fahrzeugflotten, und hier insbesondere bei Fahrzeugen mit besonderer LenkerInnenverantwortung,<br />
beginnen. Viele Dienstfahrzeuge der Einsatzkräfte wurden bereits<br />
mit UDS ausgerüstet.<br />
Da LenkerInnen von mit UDS ausgestatteten Fahrzeugen ein<br />
geringeres Unfallrisiko aufweisen, sollen geeignete finanzielle<br />
Anreizmodelle den Einbau und Betrieb fördern.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Unfalldatenspeicher<br />
! Forcierung des Einbaus von UDS in Fahrzeuge mit erhöhter LenkerInnenverantwortung<br />
! Ausstattung von Blaulichtfahrzeugen mit UDS<br />
! Monetäre Anreizmodelle für den Einbau in Pkw<br />
Reduktionspotential: bis zu 5% der Getöteten in den ausgerüsteten Flotten jährlich<br />
Lkw-Sicherheit<br />
Für neu zugelassene Busse und Lkw über 3,5t gilt seit <strong>2002</strong> eine Verpflichtung zur Ausstattung<br />
mit ABS. Seit 2006 müssen diese Fahrzeuge auch mit einem digitalen Tachographen ausgerüstet<br />
sein. So genannte „Blind Spot Mirrors“ (Totwinkelspiegel) sind seit 2007 per EU-Richtlinie<br />
vorgeschrieben (2007/38/EG).<br />
Im Rahmen eines Pilotprojektes wird die Ausstattung<br />
von Schwerfahrzeugen mit Seiten- und Rückfahrkameras<br />
erprobt.<br />
Neue Vorschriften zur Ladungssicherung wurden<br />
gesetzlich verankert. In einer detaillierten Verordnung<br />
sollen – in Abstimmung mit der Wirtschaft – klare Details<br />
festgelegt werden, um die Rechtssicherheit von Frächtern<br />
zu verbessern und Kontrollen zu erleichtern. Im Rahmen der<br />
Umsetzung der Richtlinie 2003/59 (Berufskraftfahrer-<br />
Richtlinie) soll die Ladungssicherheit auch einen<br />
Schwerpunkt in der BerufskraftfahrerInnenausbildung<br />
bekommen. Dazu wurde ebenfalls eine Verordnung<br />
erlassen. Falsche Ladungssicherung gilt seit 2005 als<br />
Vormerkdelikt.<br />
Die Europäische Kommission hat die Direktive bzgl.<br />
Tempobegrenzern für schwere Lkw auf alle Lkw mit einem<br />
zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5t ausgeweitet.<br />
Diese Maßnahme wurde von Seiten der Bundesregierung<br />
auf EU-Ebene unterstützt.<br />
- 35 -<br />
Ausstattung von<br />
Fahrzeugen mit<br />
besonderer<br />
LenkerInnenverantwortung<br />
ABS und digitaler<br />
Tachograph<br />
Seiten- und<br />
Rückfahrkameras<br />
Ladungssicherung<br />
Tempobegrenzer
Unterfahrschutz<br />
Konturmarkierungen<br />
und automatische<br />
Reifendruckkontrolle<br />
Handlungsfeld Fahrzeugtechnik<br />
Derzeit wird auf internationaler Ebene die Verringerung der lichten Höhe des hinteren Unterfahrschutzes<br />
bei Lkw diskutiert. Auch diese Maßnahme soll in den EU-Gremien unterstützt werden.<br />
Im Sinne der ECE-Norm Nr. 104 wurde die Anbringung von Konturmarkierungen auf Schwerfahrzeugen<br />
freigegeben, da in Studien deren unfallreduzierende Wirkung gezeigt werden konnte.<br />
Künftig wird eine Europäische Richtlinie diese Materie neu regeln.<br />
Automatische Reifendruckkontrollsysteme können Unfälle verhindern. Österreich setzt sich<br />
auf EU-Ebene im Rahmen des Verordnungsentwurfs für die Typenüberprüfung von Kfz hinsichtlich<br />
ihrer allgemeinen Sicherheit für die Schaffung von EU-Standards zur serienmäßigen Ausstattung<br />
von Neufahrzeugen mit solchen Systemen ein.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
Strenge EuroNCAP-<br />
Testrichtlinien auch zur<br />
Typengenehmigung<br />
Kein Verkauf von<br />
Fahrzeugen mit<br />
ungenügender Crash-<br />
Stabilität<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Lkw-Sicherheit:<br />
! ABS für neu zugelassene Busse und Lkw über 3,5t<br />
! Digitaler Tachograph für neu zugelassene Busse und Lkw über 3,5t<br />
! Pilotprojekt Seiten- und Rückfahrkamera<br />
! Gesetzesnovelle bezüglich verbesserter Ladungssicherheit<br />
! Verordnung für Ladungssicherung<br />
! Ladungssicherung als Schwerpunkt in der BerufskraftfahrerInnenausbildung<br />
! Mangelhafte Ladungssicherung als Vormerkdelikt<br />
! Tempobegrenzer für Lkw >3,5t<br />
! Forderung nach Verringerung der lichten Höhe des hinteren Unterfahrschutzes von<br />
Lkw auf EU-Ebene<br />
! Freigabe von Konturmarkierungen auf Schwerfahrzeugen<br />
! EU-Standards zu automatischen Reifendruckkontrollsystemen<br />
Aktive und passive Fahrzeugsicherheit<br />
Durch das Programm EuroNCAP (European New Car Assessment Programme) sind die<br />
Crashtestergebnisse zu einem Kriterium für AutokäuferInnen geworden. Österreich wird auf<br />
europäischer Ebene dafür eintreten, die in EuroNCAP geltenden, verschärften Testrichtlinien in die<br />
allgemeinen Richtlinien zur Europäischen Typengenehmigung aufzunehmen.<br />
Zusätzlich muss durch geeignete Vorschriften auf EU-Ebene verhindert werden, dass Fahrzeuge<br />
mit ungenügender Fahrzeugsicherheit im Rahmen von Ausnahmeregelungen nach Europa<br />
importiert und hier verkauft werden dürfen.<br />
- 36 -
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Das European Enhanced Vehicle-safety Committee (EEVC) hat ein Paket von Aufprall-Tests<br />
entwickelt, die ein objektives Maß für die Wahrscheinlichkeit der häufigsten Verletzungsarten von<br />
ungeschützten VerkehrsteilnehmerInnen darstellen. Dieser Stand der Technik ist in die seit 2004<br />
gültige Richtlinie 2003/102 eingeflossen.<br />
Die rasante Entwicklung der Telematik wird mittelfristig eine Fülle neuartiger Applikationen der<br />
Informationstechnologie im Fahrzeug mit sich bringen. Es wird auf EU-Ebene diskutiert, die<br />
Wirkungen der neuen Technologien (z.B. ACC - Adaptive Cruise Control) zu analysieren und in die<br />
Gesamtbewertung von Fahrzeugen im Rahmen des EuroNCAP-Programms aufzunehmen. Diese<br />
Sicherheitsmaßnahme wird in den EU-Gremien unterstützt werden.<br />
Die Elektronische Stabilitätskontrolle (ESC, Electronic Stability Control) ist eine<br />
Sicherheitstechnologie, die Schleudern vermeiden hilft. Zahlreiche Studien zeigen, dass mit ESC<br />
ausgestattete Fahrzeuge seltener in Unfälle verwickelt sind. Österreich wird deshalb auf Ebene der<br />
EU dafür eintreten, dass ESC als Ausrüstungsstandard für alle Neufahrzeuge vorgeschrieben wird.<br />
Das Antiblockiersystem (ABS) ist ein anerkannt wirksames Sicherheitssystem für mehrspurige<br />
Fahrzeuge. Für Motorräder – wo mangelnde Bremsbeherrschung der FahrerInnen oft Unfallauslöser<br />
ist – wird ABS noch nicht von allen Herstellern angeboten. Es soll deshalb durch gezielte<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Anreizmodelle die Nachfrage gesteigert werden. Die EU-Aktivitäten zur<br />
verpflichtenden Ausstattung von Motorrädern mit ABS werden unterstützt.<br />
Künftig werden Autos nach einem Unfall selbst Hilfe holen können. Die eCall-Initiative der<br />
Europäischen Kommission strebt an, dass ab <strong>2010</strong> alle Neufahrzeuge mit den dafür notwendigen<br />
Geräten ausgerüstet werden (GSM, GPS, Crash-Sensoren). Österreich hat auf EU-Ebene ein<br />
Memorandum unterzeichnet und das System in einem Pilotversuch getestet.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Fahrzeugsicherheit:<br />
! Strenge EuroNCAP-Testrichtlinien auch zur Typengenehmigung<br />
! Vorschriften gegen Import und Verkauf von unsicheren Fahrzeugen<br />
! Umsetzung des Stands der Technik im Bereich „Pedestrian Friendly Car Fronts“<br />
! Forderung nach Überprüfung der Wirkung neuer (Informations-)<br />
Technologien im Rahmen von EuroNCAP<br />
! Elektronische Stabilitätskontrolle (ESC)<br />
! Antiblockiersystem (ABS) für Motorräder: Öffentlichkeitsarbeit, Anreizmodelle,<br />
Unterstützung der EU-Aktivitäten hinsichtlich verpflichtender Ausstattung<br />
! eCall-System ab <strong>2010</strong> in allen Neufahrzeugen<br />
- 37 -<br />
EEVC-Norm kann<br />
ungeschützte<br />
Verkehrsteilnehmer-<br />
Innen retten<br />
Elektronische<br />
Stabilitätskontrolle<br />
als<br />
Standardausrüstung<br />
ABS für Motorräder<br />
Memorandum für ein<br />
eCall-System ab<br />
<strong>2010</strong> in allen<br />
Neufahrzeugen
Gemeinsame<br />
Verantwortung:<br />
Jede/r sollte einen<br />
Beitrag leisten<br />
Handlungsfeld Rahmenbedingungen<br />
Handlungsfeld verkehrspolitische und rechtliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
Handlungsfeld<br />
Verkehrspolitik und Recht<br />
Europäische Verkehrssicherheits-Charta<br />
In ihrem Aktionsprogramm für Straßenverkehrssicherheit weist die Europäische Kommission<br />
auf die Notwendigkeit hin, dass alle am Straßenverkehr Beteiligten in Europa ihren Beitrag zur<br />
Erhöhung der Sicherheit auf der Straße leisten sollten. Aus diesem Grund wurde die Europäische<br />
Verkehrssicherheits-Charta ins Leben gerufen. Hunderte Organisationen und Unternehmen haben<br />
sich bereits durch Beitritt zur Charta verpflichtet, in ihrem eigenen Wirkungsbereich Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />
umzusetzen.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Auch in Österreich, wo bereits 38 Unternehmen beigetreten sind, soll nun durch<br />
gezielte Öffentlichkeitsarbeit zur vermehrten Teilnahme an der Charta aufgerufen werden.<br />
Europäische Verkehrssicherheits-Charta:<br />
! Werbung für die Teilnahme an der Europäischen Verkehrssicherheits-Charta<br />
Verkehrssicherheitsbeirat<br />
Der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie hat im Jahr 2006 als Forum für<br />
Fragen der Verkehrssicherheit und insbesondere zur Erstellung, laufenden Evaluierung und<br />
Weiterentwicklung von <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>en für alle Verkehrsträger den Verkehrssicherheitsbeirat<br />
bestellt. Der Beirat setzt sich aus SicherheitsexpertInnen aller Verkehrsträger<br />
sowie VertreterInnen von Ministerien und Gebietskörperschaften, Autofahrerclubs, Kammern,<br />
Verbänden, Interessensvertretungen und wissenschaftlich tätigen Institutionen zusammen.<br />
Zu den Aufgaben des Beirats zählen die<br />
mEvaluierung<br />
des bestehenden Straßenverkehrssicherheitsprogramms <strong>2002</strong>-<strong>2010</strong> (und<br />
damit die Erstellung der vorliegenden Auflage)<br />
mErarbeitung<br />
der Grundlagen für ein neues <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> für den Zeitraum<br />
2011 bis 2020<br />
mErarbeitung<br />
eines <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>s für den Verkehrsträger Schiene<br />
mEvaluierung<br />
der Schnittstelle zwischen den Verkehrsträgern Straße und Schiene<br />
(Eisenbahnkreuzungen) mit Ausarbeitung zielführender Maßnahmen zur Erhöhung der<br />
Sicherheit<br />
Verkehrssicherheitsbeirat:<br />
! Erstellung, laufende Evaluierung und Weiterentwicklung von<br />
<strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>en für alle Verkehrsträger<br />
- 38 -
Unabhängige Unfalluntersuchungen<br />
Lkw-Verkehr<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Die Untersuchung von Verkehrsunfällen durch unabhängige ExpertInnen stellt einen<br />
internationalen Standard dar, gewinnt im Europäischen Raum zunehmend an Bedeutung und wird<br />
auch von der Europäischen Kommission für alle Verkehrsträger gefordert. Dadurch lassen sich die<br />
wahren Ursachen für Unfälle und Verletzungsfolgen nachhaltiger ergründen, als dies im Rahmen<br />
von Gerichtsverfahren aufgrund der dort anderen Aufgabenstellung möglich wäre.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Durch die Einrichtung einer multimodalen, unabhängigen<br />
Unfalluntersuchungsstelle wurden Unfalluntersuchungen<br />
für alle Verkehrsarten ermöglicht, um die<br />
verkehrsträgerübergreifende Unfallforschung und Unfallprävention<br />
zu verbessern. Die Stelle soll die gewonnenen<br />
Ergebnisse in allgemein verständlicher Form aufbereiten. Als<br />
erster Schritt werden auch Erkenntnisse über die effiziente<br />
Sanierung von Unfallhäufungsstellen und andere<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit<br />
verbreitet werden.<br />
Die Europäische Kommission startete 2004 das Projekt<br />
SafetyNet, um Grundlagen für die Errichtung einer<br />
Europäischen Beobachtungsstelle für Verkehrssicherheit<br />
zu erarbeiten. In Kooperation mit SafetyNet errichtete die<br />
Bundesanstalt für Verkehr (BAV) gemeinsam mit dem KfV die Österreichische<br />
Beobachtungsstelle für Verkehrssicherheit, die seit 2007 allen im Verkehrssicherheitsumfeld<br />
Agierenden als Informationsplattform dient und kontinuierlich erweitert wird<br />
(versa.bmvit.gv.at).<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Unabhängige Unfalluntersuchungen:<br />
! Einrichtung einer Verkehrssicherheitsstelle im BMVIT als zentrale Koordinations- und<br />
Informationsstelle für Verkehrssicherheitsarbeit auf der Basis einer engen und<br />
institutionalisierten Kooperation zwischen Privaten und Staat<br />
! Beobachtungsstelle für Verkehrssicherheit<br />
Die laut geltendem EU-Recht vorgeschriebenen Unterwegskontrollen im<br />
Güterverkehr stellen ein wichtiges Element der Verkehrssicherheitsarbeit dar.<br />
Einer zentralen, bundesweiten Koordinierung der personellen und technischen<br />
Ressourcen im Rahmen einer Lkw-Kontrollplattform sowie der Abstimmung mit<br />
der Europäischen Kommission kommt deshalb zunehmende Bedeutung zu.<br />
Eine Beibehaltung der derzeit geltenden Regelungen bezüglich der<br />
maximalen Maße und Gewichte von Lkw erscheint aus Sicht der<br />
Verkehrssicherheit erforderlich.<br />
Die 2004 eingeführte fahrleistungsabhängige Bemautung des Schwerverkehrs<br />
auf den Autobahnen und Schnellstraßen ist eine notwendige Voraussetzung, um unnötige<br />
Fahrten zu vermeiden sowie Transportanteile auf Verkehrsträger mit geringeren Unfallrisiken zu<br />
verlagern und damit Unfälle zu vermeiden.<br />
- 39 -<br />
Unfalluntersuchungen<br />
aller Verkehrsträger<br />
durch unabhängige<br />
Unfalluntersuchungsstelle<br />
Beobachtungsstelle<br />
für Verkehrssicherheit<br />
Lkw-<br />
Kontrollplattform<br />
Beibehaltung der<br />
Maße und Gewichte<br />
Verkehrsvermeidung<br />
und –verlagerung<br />
durch fahrleistungsabhängige<br />
Maut
Lkw-Fahrverbote<br />
evaluieren<br />
Handlungsfeld Rahmenbedingungen<br />
Zur Sicherung der Homogenität des Pkw-Verkehrs<br />
wurden auf bestimmten Autobahnabschnitten seitens der<br />
Behörde Überholverbote für Lkw (>7,5t) verordnet. Diese<br />
Maßnahme wurde auf ihre Effizienz analysiert und die<br />
Notwendigkeit einer Ausweitung auf weitere Abschnitte<br />
wird laufend ermittelt.<br />
Die bestehenden Lkw-Fahrverbote (Wochenendfahrverbot,<br />
Nachtfahrverbot, Fahrverbotskalender, Ausnahmen<br />
von Fahrverboten im Vor- und Nachlauf des unbegleiteten<br />
kombinierten Verkehrs, etc.) sollten im Sinne einer<br />
erleichterten Überwachung evaluiert, systematisiert und<br />
besser kommuniziert werden.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
Unfalldatenerfassung<br />
sicherstellen<br />
Vereinfachung der<br />
Verwaltungsstrafverfahren<br />
Reduktion des<br />
„Schilderwaldes”<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Im Rahmen der „Tunnel-Verordnung“ und der<br />
Novellierung des Gefahrgut-Beförderungsgesetzes<br />
(GGBG) wird laufend auf aktuelle Anforderungen<br />
eingegangen.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Lkw-Verkehr:<br />
! Zentrale Koordinierung der personellen und technischen Ressourcen und der<br />
Kontrolleinsätze im Güterverkehr (Lkw-Kontrollplattform)<br />
! Beibehaltung der maximalen Maße und Gewichte<br />
! Einführung der fahrleistungsabhängigen Bemautung des Schwerverkehrs auf<br />
Autobahnen und Schnellstraßen<br />
! Überprüfung der bestehenden Lkw-Überholverbote und anderer Aspekte des<br />
Lkw/Pkw-Verkehrs auf Autobahnen<br />
! Lkw-Fahrverbote: Evaluierung<br />
! Laufende Modifikation der gesetzlichen Bestimmungen für Gefahrguttransporte in<br />
Tunnels<br />
Legislative<br />
Die Führung einer Datenbank mit adäquaten und korrekten Informationen zum<br />
Unfallgeschehen ist eine wichtige Grundlage für die Verkehrssicherheitsarbeit. Es gilt deshalb, durch<br />
Schaffung eines Unfallstatistikgesetzes die Qualität und Kontinuität der Unfalldatenerfassung –<br />
inkl. Sachschäden – nachhaltig sicherzustellen.<br />
Das Verwaltungsstrafverfahren soll vereinfacht werden: Erfahrungen aus dem Ausland zeigen,<br />
dass durch neue rechtliche und technische Abläufe die Verfahren wesentlich beschleunigt, Behörden<br />
entlastet und die Akzeptanz bei der Bevölkerung gehoben werden kann. Die Eckpunkte eines solchen<br />
Systems sind: Automatisierung der Kennzeichenerkennung von Überwachungskameras und rasche<br />
Zustellung der Strafbescheide.<br />
Alle Strafgelder sollten künftig einer Zweckwidmung für die Verkehrssicherheitsarbeit<br />
unterliegen. Damit könnten nicht nur notwendige Investitionen finanziert, sondern auch die<br />
Akzeptanz der Überwachung bei der Bevölkerung gesteigert werden.<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen sollten für die FahrerInnen übersichtlich gestaltet werden.<br />
Kurz aufeinander folgende Änderungen des Tempolimits sollten vermieden werden. Ein Gutteil der<br />
innerörtlichen Verkehrszeichen steht im Zusammenhang mit Halte- und Parkverboten. Im Rahmen<br />
einer Studie zum Thema „Schilderwald“ wurden konkrete Einsparungspotentiale untersucht.<br />
- 40 -
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Generell sollten Verkehrszeichen möglichst sparsam verwendet<br />
werden, wo dies sinnvoll und für die Verkehrssicherheit nicht<br />
abträglich ist. Legistische Maßnahmen sollten diesen Grundsatz<br />
unterstützen. Geplant ist beispielsweise, dass der selbstverständliche<br />
Grundsatz, wonach eine Geschwindigkeitsbeschränkung nicht<br />
ausdrücklich beendet werden muss, wenn zwei derartige<br />
Beschränkungen nahtlos aneinander grenzen, auch gilt, wenn sich<br />
die zweite Beschränkung nicht aus den straßenpolizeilichen,<br />
sondern aus anderen Rechtsvorschriften ergibt, z.B. dem<br />
Immissionsschutzgesetz-Luft.<br />
Es gilt, über die EU-Binnengrenzen hinweg geltende Rechtssicherheit zu gewährleisten. Dazu<br />
gehört auch die Verfolgung von Verkehrsübertretungen über diese Grenzen hinweg. Österreich<br />
unterstützt die Europäische Kommission bei der Umsetzung der Richtlinie zur grenzüberschreitenden<br />
Überwachung („cross border enforcement“). Österreich wird versuchen, die<br />
diesbezüglichen Vorschläge der Kommission bedarfs- und praxisgerecht anzupassen.<br />
Für den Einsatz bildverarbeitender Einrichtungen zur Verkehrsüberwachung und deren<br />
datenschutzrechtliche Anforderungen werden neue Regelungen geschaffen. Dies betrifft<br />
Methoden der Geschwindigkeits- und Abstandsmessung, der Überwachung der Beachtung von<br />
Lichtzeichen, der Überwachung aus Fahrzeugen und der Bildübertragung zum Zwecke der Regelung<br />
und Sicherung des Verkehrs. Zur Erhöhung der Kontrolldichte wird die Möglichkeit der<br />
Frontfotografie geschaffen.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
In Deutschland sind auf Autobahnen bei Stauungen Fahrzeuge so aufzustellen, dass zwischen<br />
dem ersten und zweiten Fahrstreifen eine Gasse für Fahrzeuge der Einsatzdienste entsteht<br />
(„Rettungsgasse“). Es soll untersucht werden, ob eine solche Regelung auch für Österreich<br />
umsetzbar und zielführend wäre.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Legislative:<br />
! Schaffung von verbindlichen Grundlagen für die Unfalldatenerfassung:<br />
Unfallstatistikgesetz<br />
! Vereinfachung des Verwaltungsstrafverfahrens<br />
! Zweckwidmung aller Strafgelder für Verkehrssicherheitsarbeit<br />
! Einheitliche und nachvollziehbare Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />
! Studie Schilderwald<br />
! Legistische Maßnahmen zur möglichst sparsamen Verwendung von Verkehrszeichen<br />
! Grenzüberschreitende Überwachung: Unterstützung der Aktivitäten auf EU-Ebene<br />
! Neue rechtliche Grundlagen für Methoden der Verkehrsüberwachung<br />
! Einführung der Frontfotografie<br />
! Untersuchung des Konzepts der „Rettungsgasse“ bei Staus<br />
Raumplanung: Raumordnungsgesetze<br />
Im Zuge der Erstellung des örtlichen Entwicklungsprogramms bzw. Entwicklungskonzepts<br />
sollte seitens der Länder auch die Erstellung eines Verkehrssicherheitskonzepts vorgeschrieben<br />
werden. Als Grundlage ist zunächst ein detailliertes Anforderungsprofil für ein solches Konzept zu<br />
entwickeln. Damit wird sichergestellt, dass bei der Erschließung neuer Siedlungsräume schon bei der<br />
Planung auf konfliktfreie gemeinsame Nutzung des Straßenraums durch die Verkehrsteilnehmer-<br />
Innen Bedacht genommen wird.<br />
- 41 -<br />
Internationale<br />
Strafverfolgung<br />
Neue rechtliche<br />
Grundlagen für<br />
Methoden der<br />
Verkehrsüberwachung<br />
Rettungsgasse bei<br />
Staus<br />
Verkehrskonzept<br />
verbindlicher<br />
Bestandteil örtlicher<br />
Entwicklungsplanungen
Handlungsfeld Rahmenbedingungen<br />
Neue leistungsfähige Straßenverbindungen stellen attraktive Entwicklungsachsen für<br />
Industrie- und Betriebsansiedlungen sowie für die Erschließung neuer Wohngebiete dar. Um ein<br />
„Zuwachsen“ von Straßenverbindungen zu verhindern, müssen die Anzahl der Zufahrten begrenzt<br />
und erforderlichenfalls Parallelstraßen mit gezielter Einspeisung in das Hauptstraßennetz angeordnet<br />
werden. Damit kann die Zahl der Konfliktpunkte im mit höherer Geschwindigkeit befahrenen<br />
Straßennetz wesentlich reduziert werden.<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
Attraktivierung des<br />
öffentlichen Verkehrs<br />
auf Hauptrouten<br />
Mehr Park &Ride-<br />
Anlagen<br />
Förderung von<br />
Fahrgemeinschaften<br />
Koordiniertes<br />
länderübergreifendes<br />
Radverkehrskonzept<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
U m s e t z u n g<br />
erledigt<br />
in Umsetzung<br />
Priorität 2008-<strong>2010</strong><br />
langfristig<br />
Bei der konkreten Planung von Straßenbauprojekten sollte künftig auch auf<br />
Gemeindestraßen das Road Safety Audit zum Einsatz kommen.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Raumplanung:<br />
! Entwicklung eines detaillierten Anforderungsprofils der Verkehrssicherheitsuntersuchung<br />
im örtlichen Entwicklungsprogramm<br />
! Road Safety Audit auch für Bauprojekte im Gemeindestraßennetz<br />
Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl<br />
In den Einzugsbereichen von Ballungsgebieten bzw. in Korridoren mit starkem Tagespendelverkehr<br />
wird laufend an der Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs gearbeitet. Dadurch<br />
kann ein Beitrag dazu geleistet werden, Teile des Berufs- und SchülerInnenzubringerverkehrs auf<br />
Verkehrsträger mit geringerem Unfallrisiko zu verlagern. Dafür sollen auch Haltestellen des<br />
öffentlichen Verkehrs einem systematischen Sicherheitscheck unterzogen und das Angebot an einer<br />
Mobilitätsberatung ausgebaut werden.<br />
Durch die verstärkte Bereitstellung von attraktiven Park&Ride-Anlagen am Rand von<br />
Ballungsgebieten bzw. in deren typischen Einzugsbereichen sowie durch die Unterstützung der<br />
Bildung von Fahrgemeinschaften soll ebenfalls zur Verringerung der Fahrleistungen und damit zur<br />
Erhöhung der Verkehrssicherheit beigetragen werden. So kann auch die Stauproblematik wirksam<br />
bekämpft werden.<br />
Die Erfüllung von noch festzulegenden länderübergreifendenVerkehrssicherheits-Qualitätsstandards<br />
soll generell ein Kriterium für die Förderungswürdigkeit<br />
von Radwegprojekten sein. Die Erstellung<br />
bzw. Aktualisierung eines bundesweiten, regionalen<br />
bzw. überregionalen Konzepts für Radfahranlagen<br />
kann als entscheidende Triebfeder für<br />
die weitere Verbesserung der Infrastruktur für<br />
RadfahrerInnen gesehen werden.<br />
Beispiele für Einzelmaßnahmen im Bereich Verkehrsmittelwahl:<br />
! Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs<br />
! Sicherheitsüberprüfung von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs<br />
! Mobilitätsberatung<br />
! Forcierung der Errichtung von P&R-Anlagen<br />
! Unterstützung der Bildung von Fahrgemeinschaften<br />
! Schaffung von Qualitätsstandards als Grundlage für Förderungen beim Radwegebau<br />
! Erstellung eines bundesweiten Radverkehrskonzepts<br />
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Weitere Informationen<br />
mBundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
www.bmvit.gv.at<br />
mBundesministerium für Inneres<br />
www.bmi.gv.at<br />
mBundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />
www.bmukk.gv.at<br />
mKuratorium für Verkehrssicherheit<br />
www.kfv.at<br />
mSTATISTIK AUSTRIA<br />
www.statistik.at<br />
mARBÖ<br />
www.arboe.at<br />
mÖAMTC<br />
www.oeamtc.at<br />
mVerkehrsclub Österreich<br />
www.vcoe.at<br />
mAutokindersitz.at<br />
www.autokindersitz.at<br />
<strong>Österreichisches</strong> <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong> <strong>2002</strong> - <strong>2010</strong><br />
Download des Österreichischen <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>s <strong>2002</strong>-<strong>2010</strong><br />
mDeutsch: www.bmvit.gv.at/verkehrssicherheitsprogramm<br />
mEnglisch: www.bmvit.gv.at/en/roadsafetyprogramme<br />
Download der <strong>Verkehrssicherheitsprogramm</strong>e der Bundesländer und Städte:<br />
mBurgenland:<br />
http://www.kfv.at/fileadmin/Publikationen/Landesstellen/StudiezumVSPBurgenland.pdf<br />
mKärnten: Bestellung per E-Mail an post.abt7@ktn.gv.at<br />
mNiederösterreich: www.noe.gv.at/verkehrsberatung<br />
mOberösterreich:<br />
http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xbcr/ooe/Vt_Verkehrssicherheit_low.pdf<br />
mSalzburg: http://www.salzburg.gv.at/gib8<br />
mSteiermark: http://www.verkehr.steiermark.at/cms/ziel/11165150/DE/<br />
mTirol:<br />
http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/verkehr/verkehrsrecht/bilder/<br />
gallerie/FB-VERKEHRSICHERHEIT/VSP_Brosch_re_2007-2012.pdf<br />
mVorarlberg (Verkehrskonzept mit Spezialteil Verkehrssicherheit):<br />
http://www.vorarlberg.at/vorarlberg/wirtschaft_verkehr/verkehr/verkehrspolitik/<br />
weitereinformationen/verkehrskonzeptvorarlberg.htm<br />
mWien: http://www.wien.gv.at/verkehr/verkehrssicherheit/programm/index.htm<br />
mStadt Linz: http://www.linz.at/images/FOLDER_Verkehrssicherheit_web_2.pdf<br />
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