WAn2P, Thema 8 - und Biotechnologie (KMUB)
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Prof. Dr. Harald Platen<br />
Praktikum Wasseranalytik 2<br />
<strong>Thema</strong> 8: Ionenselektive Elektroden<br />
Seite 7 von 12<br />
Die PVC-Membran kann man sich vorstellen wie ein Geflecht aus PVC-Polymerfäden, zwischen denen sich<br />
die Nitrat-bindenden Austauschermoleküle hin- <strong>und</strong> her bewegen. Bei dem Ionenaustauscher handelt es<br />
sich um Tri-(4,7-Diphenyl-1,10-Phenanthrolin)-Nickel (Abb. 4). Aufgr<strong>und</strong> seiner hydrophoben Außenstruktur<br />
kann sich dieser Ionenaustauscher nur in der lipophilen PVC-Membran bewegen <strong>und</strong> tritt nicht in die wässrige<br />
Umgebung aus. Im Inneren der Elektrode befindet sich hinter der Membran ein Elektrolyt, der ebenfalls<br />
Nitrationen enthält. Der Ionenaustauscher wirkt nun wie ein Carrier, der auf der Membranseite mit der höheren<br />
Nitratkonzentration Nitrationen bindet <strong>und</strong> sie in die Membran transportiert. Auch hier kann man sich nun<br />
den Stofftansport vorstellen wie bei der Fluoridelektrode: das entstandene Konzentrationsgefälle an Nitratbeladenen<br />
Ionenaustauschern in der Membran versucht sich auszugleichen wobei sich die entsprechenden<br />
Moleküle durch die Brown'sche Molekularbewegung in Richtung der niedrigeren Konzentration bewegen <strong>und</strong><br />
sich dabei gegenseitig "schubsen". Dies wiederum führt dazu, dass auf der Membranseite mit der geringeren<br />
Nitratkonzentration von den sich dort anreichernden Ionenaustauschmolekülen Nitrat in den dahinter liegenden<br />
Elektrolyten freigesetzt wird. Die Ladungsverschiebung führt zum Aufbau eines elektrischen Potentials<br />
(Abb. 3). Auch hier würde das hindurch diff<strong>und</strong>ieren einzelner Nitrat-Ionenaustauscher-Komplexe viel zu<br />
lange dauern, um das schnelle Einstellen der Potentialänderungen zu erklären.<br />
Abbildung 4:<br />
Tri-(4,7-Diphenyl-1,10-Phenanthrolin)-Nickel, der Ionenaustauscher,<br />
der für die Konstruktion von Nitratselektiven Elektroden verwendet<br />
wird. Drei Moleküle 4,7-Diphenyl-1,10-Phenanthrolin bilden mit einem<br />
Nickelion einen Komplex. Die großen hydrophoben Phenylreste bilden<br />
die "Außenhaut" des Komplexes, der dadurch im hydrophoben PVC-<br />
Geflecht der Membran festgehalten wird <strong>und</strong> nicht in die wässrige Umgebung<br />
hinaus diff<strong>und</strong>iert. Das Nickelion im Zentrum des Komplexes<br />
bildet die Bindestelle für Nitrat. Man berücksichtige, dass nebenstehende<br />
Darstellung eine zweidimensional-flächige Projektion ist. In Realität<br />
ist der Komplex ein dreidimensionales Gebilde.<br />
1.4 Meßsignal <strong>und</strong> Gehaltsgröße<br />
Die an der ionenspezifischen Elektrode erzeugte Spannung ist abhängig von der Aktivität der Ionen, für die<br />
die jeweilige Elektrode spezifisch ist. Sie läßt sich mit der Nernst'schen Gleichung (Gleichung 2) berechnen.<br />
Das Halbzellenpotential ergibt sich zu:<br />
0 R⋅<br />
T<br />
E = E + ⋅ln<br />
[a]<br />
Glchg. 2<br />
z⋅F<br />
Am Meßgerät abzulesen ist allerdings ein Wert, der sich aus der Spannungsdifferenz zwischen der eigentlichen<br />
Meßelektrode <strong>und</strong> der Referenzelektrode ergibt.<br />
Aus Gleichung 2 geht hervor, dass das Meßsignal dem Logarithmus der Aktivität des zu bestimmenden Ions<br />
proportional ist: eine Verzehnfachung der Konzentration bedeutet jeweils nur eine Erhöhung der Potentialdiffenz<br />
um den Faktor (RT/zF).<br />
Die tatsächlich zu messende Potentialdifferenz zwischen der Messelektrode <strong>und</strong> einer Referenzelektrode<br />
ergibt sich aus der Differenz der jeweiligen Einzelpotentiale (Gleichung 3).<br />
⎛ 0 R⋅<br />
T ⎞ ⎛ 0 R⋅<br />
T ⎞<br />
Δ E = ⎜E<br />
Ref + ⋅ln<br />
[aRef<br />
] ⎟ − ⎜E<br />
Mess + ⋅ln<br />
[aMess<br />
] ⎟<br />
⎝ z⋅<br />
F ⎠ ⎝ z⋅F<br />
⎠<br />
Glchg. 3<br />
Allgemein ist bei der Anwendung ionenselektiver Elektroden von Bedeutung, dass auch die chemische Umgebung<br />
der Messlösung (z.B. Ionenstärke <strong>und</strong> pH-Wert) die Potentialbildung beeinflusst, da diese ursprünglich<br />
die Aktivität der Ionen beeinflusst. Um Störungen der Messung zu vermeiden, setzt man Meß- <strong>und</strong> Kalibrierlösungen<br />
gleichermaßen Pufferlösungen zu, die eine definierte Ionenstärke <strong>und</strong> einen definierten pH-<br />
Wert erzeugen. Solche Lösungen tragen Bezeichnungen wie ISA oder TISAB.<br />
C:\Users\HPlaten\01_Arbeitsbereich_HP\2000_Lehrveranstaltungen_aktuell\2040_WAnP2\2007-WS\HP2040-WAnP2-08-01-ISE-Aufl-06.doc<br />
© byProf. Dr. Harald Platen – FH Gießen-Friedberg – D-35390 Gießen Version/Ausdruck vom 06.11.07 22:19